Teufelsdiener von Anubis |
Ich war der Diener des Teufels. Ich wusste nicht, ob er der Teufel war, aber in jedem Fall war er das mächtigste, brutalste und dunkelste Wesen, dem ich je begegnet bin. Er war mächtiger als sich irgendjemand vorstellen konnte. Kein Wunder, dass ich sein Untergebener war. Auf Lebenszeit. Wenn er erst sein Ziel erreicht hatte und wahre Macht erlangt hatte, würde ich ebenfalls aufsteigen; immerhin war ich von Anfang an dabei gewesen und hatte ihm immer treu gedient. Ich eilte durch die dunklen, nassen Gänge. Er hatte mich gerufen, ein unbeschreibliches, mächtiges Donnern, das meinen ganzen Kopf ausfüllte und tausendfach darin widerzuhallen schien. Ich weiß nicht, wie ich das Opfer meiner Seele an ihn rechtfertigen soll. Aber das beste an der dunklen Seite war, dass man nichts von seinem Handeln erklären musste. Er, also seine Krieger, haben meine ganze Familie ausgelöscht, so wie den Rest des Dorfes. Ich wurde freiwillig zu seinem Diener. War man einmal mit ihm in Berührung gekommen, in welcher Weise auch immer, wurde man süchtig. Man wurde begierig, von ihm gerufen zu werden, denn die Berührung durch seinen Geist war wie eine Droge. Besser kann ich es nicht beschreiben. Ich quetschte mich an einer Gruppe jammernder
Gefangenen vorbei, die in Ketten gelegt und von Wächtern getrieben
im Gänsemarsch durch die Dunkelheit stolperten.
Aber wenn er erst mal das Ritual vollzogen
hätte, würde er unbesiegbar sein... Und ich an seiner Seite...
Ich erreichte endlich seinen Thronsaal, sein
Gemach. Verwesungsgeruch schlug mir entgegen. Ich atmete ihn zufrieden
ein. So roch mein Zuhause! Ich duckte mich automatisch und näherte
mich demütigst meinem Herrn.
Ja, dort saß er auf seinem eindrucksvollen
Thron...
Ich verbeugte mich noch ein weiteres mal.
Ich blickte mich sofort nach dem Opfer um...
und erstarrte bei seinem Anblick. Eine wunderschöne, junge Elfe kniete
in Ketten auf den Treppen zu seinem Thron. Ich schluckte. Meine Kehle fühlte
sich plötzlich rau und ausgetrocknet an. Ich musste husten. Mein Herr
schien nichts zu bemerken, so hungrig und gierig wartete er auf ihre Seele.
Seine langen Fingernägel schabten unangenehm über die
Ich stand immer noch an meiner Stelle und schaute
auf die Elfe hinab.
Kein Jammern, kein Betteln, nur dieser feste, unnachgiebige und durchdringende Blick. Ihre weißen, langen Haare leuchteten sanft. Ich stand jetzt direkt neben ihr. Ich konnte meine Augen nicht von ihren abwenden. Eine einzelne, funkelnde Träne rann ihre Wange herab, ohne dass der Stolz in ihrer Haltung verschwand. Ich beugte mich zu ihr hinab und wischte sie fort. Die Berührung mit ihrer Haut versetzte meinem Herz einen weiteren, brutalen Stich. Es blutete geradezu. Der Herrscher knurrte ungeduldig. Ich blinzelte
verwirrt. Seine Gedanken berührten unwillig meine, forderten mich
auf mich zu beeilen. Ich keuchte laut auf, mein Inneres schien von zwei
mächtigen Gegnern hin und her gezerrt zu werden. Alles in mir verkrampfte
sich. Er verstärkte seinen Druck in meinen Kopf. Ich bekam keine Luft
mehr.
Gerade als ich glaubte zu ersticken, zerbrach etwas in mir. Man hörte tatsächlich ein unnatürliches Reißen. Mein Gebieter keuchte verwundert auf und seine Augenlichter flackerten ungläubig. Er hatte Angst. Vor mir. Mit einem Ruck zog ich mein Messer, war mit einem Schritt neben ihm und hielt meinen Arm ausgestreckt über ihn. Seine Macht war unbedeutend geworden. Ich schnitt in mein Handgelenk und das Blut floß rot hinaus, rann meinen Arm hinunter und tropfte auf seine schwarze Kutte. Sein gewaltiger, ohrenbetäubender Schmerzensschrei
schien von weit weg zu kommen. Ich beobachtete mein eigenes Blut, das ihn
versengte, ohne dass er sich wehren konnte. Er tobte in meinem Kopf. Aber
ich war taub für ihn.
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© Anubis
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