Diese Geschichte ist ab 2004 am Drachentaler Wettbewerb leider nicht mehr teilnahmeberechtigt,
da sie in den vorherigen Jahren zu wenig Punkte erhalten hat.
 
Die Geschichte des armen Drachen von Sandra Quint

Es war einmal ein armer Drache, der wusste nicht, wie Schnee aussieht.
Da Drachen immer frieren, wohnte er in einer Höhle am Fusse eines großen Vulkans. Jeder kannte ihn in der Gegend und wusste, dass er keine Ahnung hatte, wie Schnee so ist. Aber er hatte einen fürsorglichen und lieben Freund. Es war Flor, der Zauberlehrling von Rumburak, dem gefürchteten Zauberer und Heiler.
Weihnachten lag vor der Tür und Flor wollte seinem Freund eine ganz besondere Freude machen. Er wollte es schneien lassen.
Aber wie sollte er es anstellen? Schnee war nicht so einfach zu bekommen.
Da fiel ihm ein, dass sein Meister ein Buch mit Zaubersprüchen über Wetter hatte. Nur wie sollte er an dieses Buch kommen? Rumburak konnte er nicht fragen, da er etwas gegen die Wetterbeeinflussung hatte. Also musste er es sich "ausleihen". Als es abends dunkel wurde, und Rumburak ausser Haus war, ging er in die Bibliothek und nahm das Buch. Er wollte alles tun, damit der Drache nicht mehr unwissend war was den Schnee anging.
Bald hatte er die Richtige Seite gefunden und begann sofort mit den Vorbereitungen. 
Zaubersprüche funktionieren nicht so einfach, da muss alles stimmen.
Aber um es schneien lassen zu können, brauchte er Drachenblut. Und der einzige Lieferant dafür war sein Freund. Jetzt konnte er doch nicht zu ihm gehen und fragen ob er mal 2 Liter Blut haben könnte. Außerdem wollte er ihm doch nicht weh tun. Da fiel ihm ein, dass seine Tante Eusebis einen kleinen Blutspende-Drachen hatte. Flor trat direkt in Kontakt mit ihr. Eusebis war nämlich sehr geschickt im Gedankenaustausch. Sie hörte ihn sofort, als er an sie dachte und schickte ihm ihren kleinen Drachen. Jetzt konnte es endlich losgehen.
Flor mischte den Zaubertrank, sagte den Spruch auf und wartete.
Nichts geschah. Er versuchte es nochmal. Wieder nichts. Da dachte er sich, alle guten Dinge sind drei und versuchte es zum letzten mal.
Aufeinmal blitzte es, dann kam ein starker Wind und die ersten Flocken fielen auf die Erde. Erst zaghaft und dann immer doller. Nach ungefähr zwei Stunden tobte der schlimmste Schneesturm, den man je gesehen hatte. Der arme Drache sass in der Höhle und fing an, ganz erbärmlich zu frieren. Dass Schnee so kalt und nass ist, hatte er ja nicht gewusst.
Es hörte auch nicht mehr auf zu schneien. Da kam Rumburak nachhause und sah die Bescherung. Er stürzte zu dem Zauberbuch und suchte die Seite mit den Gegensprüchen, auch ein Meister weiss nicht alles auswendig.
Bald hatte er den richtigen Spruch gefunden. Er sagte ihn auf, es geschah nichts.
Er sagte es nochmal, da wurde der Schneefall etwas weniger. Insgesammt musste er den Spruch 10 mal aufsagen, bis er wirkte.
Bald war der ganze Schnee verschwunden und aus der Höhle hörte man ein kräftiges Niesen. Durch die Temperaturschwankung hatte der Drache sich erkältet. Flor eilte zu ihm und gestand, dass er daran schuld sei.
Der Drache versicherte ihm aber, dass er ihm nicht böse sei, er hatte es doch gut gemeint. Aber sein Bedarf an Schnee war ein für alle mal gedeckt.
So lebte der arme Drache, der ja nicht mehr arm war, weiter in seiner warmen, kuscheligen Höhle am Fusse des Vulkans und freute sich, dass er kein Schneedrache geworden war.
 
© Sandra Quint
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