Augenblicke des Heldentums von Azmodan |
Die Hand schirmt meine Augen ab, versucht, die hellen Strahlen von meinen empfindlichen Augen abzulenken. Viel zu oft schon mussten sie den pfeifenden Wind ertragen, so kalt und beißend. Meine Haut - an den ungeschützten Stellen des Gesichtes - ist während langer Ritte durch Kälte und die unbarmherzige Stärke der Sonne vernarbt und trocken. Die Kämpfe taten ein übriges, mein Antlitz zu verändern. Doch was bedeutet ein wohlgestaltetes Antlitz - kann ich doch dafür unzählige Orden und Ehrentitel vorweisen, reite ich doch immer an der Spitze unserer Streitmacht und nennt man mich doch den Dominar - Führer der Streitmächte. So viele Streifzüge unter meinem Kommando, so viele Unschuldige durch unser Brandschatzen, Rauben, Morden, Plündern getötet. Wie viele Städte erlagen unseren Waffen, unserer Wut. In den stillen Nächten wälze ich mich oft unruhig umher, sehe schreckgeweitete Kinderaugen, höre flehende Mütter, das ängstliche Geschrei der Männer, die mit ihren bäuerlichen Waffen uns abzuwehren trachten. Wie sinnlos. Ich scheine gar das Blut und den Schweiß zu riechen, kurz bevor ich schreiend erwache und meinen Männern, die mir zu Ehren vor meinem Zelt postiert sind, von einer weiteren Vision vorschwindeln muss, um nicht ins Gerede zu kommen. Vielleicht bin ich zu alt geworden, habe zu viele Schrecken gesehen, die meine Seele bedrücken. Ein unruhiges Zucken meines geliebten Reittieres
reißt mich aus schweren Gedanken. Die muskulösen Flanken zucken
unheilvoll, in Vorfreude auf den kommenden Kampf. Unruhig blickt er mich
an. Flammenmähne, der Gute. So lange schon dient er mir treu, hat
mich in vielen Schlachten begleitet.
Erneut betrachte ich den fernen Horizont. Einige
Rauchfahnen weisen mir unser heutiges Ziel.
Ja, mein Freund, heute soll es geschehen. Heute werden wir Geschichte schreiben. Sie sollen sich unser erinnern in den dunklen und kalten Nächten am Lagerfeuer, wenn grölende Stimmen mit warmem Met versorgt und alte Geschichten erzählt werden. Ich spüre die unruhigen Blicke meiner
Männer im Rücken wie geschliffene Dolche.
Die Pfeife zwischen den Lippen lasse ich den
schrillen Schrei erklingen.
Stunde um Stunde verheeren wir die Festung,
der Bergfried stürzte bereits ein unter der Hitze des Drachenodems.
Wie durch einen Hohn der Götter habe ich
den Sturz überlebt. Lächelnd stehe ich an seinem geschundenen
Leib, streiche liebevoll ein letztes Mal über seine Nüstern,
dann stirbt mein ältester Freund.
Als ich mich umwende, erblicke ich das Gesicht
eines Jungen, kaum dem Kindesalter entwachsen. Nicht einmal der erste Flaum
sprießt an seinen Wangen, doch hält er mit verzweifeltem Blick
ein Langschwert in den dünnen, kraftlosen Fingern. Ängstlich
blickt er zu mir auf, verwirrt durch mein Lächeln.
Und so brülle ich ihm einen Fluch entgegen,
täusche eine Finte auf seine Brust an, reiße im letzten Augenblick
mein Bastardschwert herum und presse meine Brust freudig erregt dem Stahl
seiner zur Parade erhobenen Klinge entgegen.
Denke immer an diesen Augenblick, junger Krieger,
verrate nichts von deiner Angst, von deinem Unvermögen. Nimm die Ehre
an, die ich dir mit meinem letzten Hauch Leben anbiete.
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© Azmodan
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