Das
dritte Schwert |
"Ich hatte einen Traum..." Wariors Stimme war leise, nur ein Hauch in der Nacht, doch Gisildur, der neben ihm stand, konnte es hören. "Was für einen Traum?", fragte er leise, während er in den Wald vor den Zinnen und auf die Ebenen dahinter hinaus blickte. "...Nur einer von uns schaffte den Weg zum Hadesfelsen..." "Träume lügen, erzählen Geschichten, die niemals wahr sein können!" Ungläubig schüttelte der Ritter den Kopf. Hinter ihnen im Hof standen die Wachen und Kämpfer mit ihren tausend Lanzen, Speeren und Klingen. "Auch wenn dieser Traum dir etwas unheilvolles verheißen hat! Es wird nur zum Teil in Erfüllung gehen!" "Und welcher Teil ist das, deiner Meinung nach?" Vorsichtig sah er zu ihm auf. "Berichte mir!" Warior stockte, wusste nicht, wie er es formulieren sollte. "Ich sah einen Kämpfe mit einem breiten Schwert gegen Muragecht in den Schatten des Felsens kämpfen... Der Kämpfer fiel... Muragecht hatte gesiegt, doch dann trat aus den entfernten Schatten schwarze Gestalten, unsichtbar in der Dunkelheit meines Standortes... Einer erschlug Muragecht... Die Höhle, die Festung, sie stürzte ein, begrub alles unter sich. Die Gestalten konnten sich retten, doch das Schwert wurde mit in die Lava des Vulkans gerissen..." "Wird es doch an einem anderen Ort geschehen! Vielleicht wenn Muragecht seine Leute anfeuert! Du darfst jetzt nicht aufgeben, Bruder! Bete, dass du der flüchtende Krieger bist!" "Und was ist mit dem Schatten an meiner Seite?" "Jeder hat einen Schatten der Vergangenheit an sich heften, Warior! Richte deine Blicke jetzt auf den Kampf!" Er deutete mit dem Arm ins dunkel der Felder und wiesen, über die sich nun ein grummelnder Schatten zu legen schien. Es waren die Dämonenhorden. Und es war Nacht. Die Zeit des Bösen war gekommen. Noch konnten sie keine Konturen erkennen, keinen dunklen Fürsten an der Spitze, doch die Armee wanderte rasch weiter, würde in wenigen Minuten aus dem Pass scheren und in den Wald vordringen. "Da!", sagte Badenius, der zu ihnen getreten war, "Ich hatte Recht! Kalikor hat uns verraten!" "Das will ich immer noch nicht so recht glauben!" Isribus ballte die Faust. "Immerhin ist er unser Bruder!" "Vielleicht hat sich das Böse ohne sein Wissen seines Körpers bemächtigt!", warf Warior ein. "Er wollte dich angreifen, Junge! Versteh das doch, er ist uns allen nun feindlich gesinnt!" Badenius' Stimme war hart, schroff wie ein rauer Felsen. Aus dem schüchternen Jungen war in den wenigen Tagen ein erbarmungsloser Krieger geworden, der für sein Volk bis zum letzten Atemzug kämpfen würde. "Du bist schließlich nicht umsonst der Sohn von dem kampferprobten Milchemia!", gestand Gisildur und legte die Hand auf seinen Schwertknauf. "Wir werden diese Stadt verteidigen, koste es was es wolle! Hoffen wir nur, dass Unterstützung aus dem Norden eintrifft!" "Vom Adlerfelsen?", höhnte Badenius und seufzte, "Nehmt es mir nicht übel, aber euer Vater hat bestimmt anderes zu tun als sein Bündnis einzuhalten! In diesem Moment lässt er ganz bestimmt ein Fest feiern!" "Ich meinte auch nicht vom Adlerfelsen!" Nun schwieg Badenius. Er wusste, dass sein Vater damit gemeint war, er sollte Hilfe schicken. Auf einmal wurde es ihm warm und er stieg die Treppe der Stadtmauer in den Hof hinab. "Ich... Werde die Soldaten lieber von da unten anfeuern!", sagte er lächeln und winkte ihnen unsicher und eingeschüchtert zu. Die Anderen nickten und wussten um Badenius’ Gedanken. Plötzlich bliesen Hörner laut auf, erfüllten den ganzen Wald von Dröhnen und einem dämonischen Kreischen. "Die Schlacht wird in der Geschichte als die unmöglichste eingehen!", behauptete Gisildur zu Warior und Isribus gewandt, "Eine Stadt mit fünfzig Leuten gegen eine unsterbliche Streitmacht von... unendlich vielen..." Er grinste verlegen und zog sein Schwert mit einem klirrenden Geräusch. Bogenschützen hinter den Zinnen legten an, zielten nur mit einem Auge, doch das würde genügen um den Feind ins Jenseits zu befördern. Jetzt hatte Warior eine Idee. Er drehte sich zu den Leuten und rief ihnen mit weit ausgebreiteten Armen zu: "Leute! Ich hoffe ihr habt Heute alle Waffen aus Lorbeerholz. Und... tötet nicht! Macht sie nur kampfunfähig, so werden sie nicht wiederbelebt!" Alle stimmten ihm zu und meinten: "Gute Idee!", oder, "Wie ihr meint, mein Prinz!" Sollte es wirklich so zuende gehen? Er konnte es nicht glauben und er wollte es erst recht nicht! Wo war der verdammte Druide, wenn man ihn brauchte? Vermutlich lag der irgendwo in seinem Bett und schlief seinen Rausch von der Kneipe aus, anstatt diesen verheißungsvollen Schmied herbeizuschaffen. Er musste es zugeben, die Lage war schier aussichtslos. Doch da erinnerte er sich an die Vergangenheit. Genau in so einer unbedeutenden Nacht hatte Milchemia am Klammwall gekämpft und mit ihm der große Zauberer Sendinior, der sich schließlich geopfert hatte, um die Welt von neuem ergrünen zu lassen. Endlich war es soweit, die Dämonenhorden hatten den Wald durchdrungen und standen jetzt rings um die Mauern, große und kleine, Orks, Trolle, Gnome und Schattenwesen, alle hatten sie sich rund herum um die Stadt versammelt, geiferten und fauchten, sodass ihre Schreie noch lange von den Bergen widerhalten. "Los!", brüllte da Gisildur und die Schützen unter der Fahne des weißen Drachen ließen ihre Bogensehnen vibrieren und die brennenden Pfeile auf die Feinde hernieder prasseln. Schon war die erste Line umgestoßen und nur wenige waren gestorben, die anderen bewusstlos oder zu schwer verletzt um weiterkämpfen zu können. Doch jetzt war der Feind am Zug, und der hatte keine Hemmungen den Gegner sofort zu töten. Eine schrille Ork- Stimme verkündete, dass die Bogenschützen mit ihren schwarzgefiederten Pfeilen nach vorne treten sollten. Wieder war die Luft erfüllt von dem unaufhaltsamen schwirren und sirren von Pfeilen, die entweder brannten oder mit Gift getränkt waren. Gerade als der erste Angriff vorüber war, stellte sich heraus, dass fast alle Schützen der Stadt ins offene Messer gelaufen waren und mit duzenden von Pfeilen in der Brust elendig zu Grunde gegangen waren. Gisildur schluckte und die Tore knirschten, als die berittenen Reiter die Stadt verließen und auf den Kampfplatz losstürmten... Allagan hatte den jungen Schmied unter den Arm geklemmt und rannte
geradewegs auf den Hang hinunter und zu den Ebenen, wo die Dämonen
heulten und kreischend kämpften. Irgendwo da mussten sich Muragecht,
Sowem Dun und zwei weitere herrschende Diener des Todes sein, das spürte
er, doch er wusste nicht, dass die anderen beiden Arborak Dun und Sam waren,
gehüllt in die Kleider der schwarzen Schattenwesen. Im Laufe der Jahre
hatte sich ihre Zahl von dreien auf fünfzehntausend mindestens erhöht,
an deren gepanzerten Leibern jede Klinge brach oder abprallte.
"He, seht mal,", rief Warior aufgeregt und deutete auf das andere
Ende des Schlachtfeldes, wo abwechseln blaue und grüne Lichtschimmer
aus den Dämonen aufzuckten und sie wild beiseite schleuderten, "da
räumt ja einer ganz tüchtig auf!"
Der Kavallerie war es gelungen die hälfte der nachgerückten
front niederzumetzeln, wurden aber jetzt von deren Nachfolgern zurück
bis hinter die Tore gedrängt, die sich dann unter lautem Krachen schlossen.
Auch Kalikor saß noch gefesselt im Gasthaus und hüpfte aufgeregt auf seinem Stuhl, an den er gefesselt war, durch die Gegend, wollte entfliehen, konnte es jedoch nicht und so gab er es schließlich ganz auf. Und auch die Prinzen waren unter den Kämpfenden, drängten sich dicht an dicht in einer Phalanx zusammen, aus der Fahnenstangen mit den Bannern des weißen Drachen ragten. Verzweifelt kämpften sie, doch die Dämonen schienen so unendlich stark zu sein, dass ihnen der Mut immer rascher und schneller entfloh. Jetzt versuchten die beiden Kämpfer mit den magischen Kräften
zu ihren Schützlingen zu gelangen, wurden doch plötzlich von
einer großen, massigen Gestalt gehüllt in dunklen Tüchern
gehüllt aufgehalten. Mit der Gestalt traten drei Diener herbei, dich
sich schützend um die eine stellten und als der große die Gewänder
um sein Haupt herum fallen ließ erstarrte Senragor:
Erst jetzt, nach zwei langandauernden kämpferischen Stunden
antworteten die Hörner der Rettung. Sie stürmte von der Waldenburg
und vom Drachenfelsen her, schlugen und fetzten mit aller Kraft gegen die
Dämonen, allen an der Spitze die beiden Könige, unter ihnen auch
der ehemalige Hauptmann Milchemia.
Allagan blutete stark aus allen Wunden, Klauen und Schwerter hatten nach ihm gestochen ihn mit voller wucht getroffen, da die Eisfrau seine Beine am Boden hatte festfrieren lassen. Er setzte seine Kraft dagegen ein Angriffe abzublocken und vertraute auf Shar, der gegen Muragecht kämpfe. Wieder prallten die Schwerter aufeinander, hüllten die Kämpfer
in eine große Aura von Kraft und Magie ein, die von ihrer Willenskraft
getrieben wurde.
Es schien eine Explosion aus Licht und Energie zu werden, die sich über das ganze Schlachtfeld in gleißendem Blau schob, sich über alle Körper schob und alles Böse auslöschte, vernichtete... Allein auf dem wie leer gefegtem Schlachtfeld stand Milchemia, grinsend
und von General Patrinell gestützt.
"Ja, ja...", denkt der Herr der Winde, "das war mein Plan mit dir, mein Spiel!" Die Wolken zogen sich zu und der Meister verschwand im Wind, wurde zum nächsten Land getragen, wo er vielleicht wieder eine Schlacht ausbrechen lassen würde... Immer noch verlassen und Einsam saß Kalikor an dem Stuhl gefesselt
da und humpelte durch das Zimmer. Durch die Energiewelle waren die Fenster
gesprengt worden und Glasscherben lagen überall am Boden verstreut...
Schlusswort an alle Leser: Danksagung und Widmung:
© Benedikt
Julian Behnke
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