Zum Kampfe! von Deya

Er hielt die Augen geschlossen. Eine einzelne Träne stahl sich unter seinen Lidern hervor, blieb einen Moment in den dunklen Wimpern hängen und bahnte sich dann einen Weg nach unten. Ich stützte mich auf meinen Ellbogen und fing sie mit der Fingerspitze ab. Silbern glänzte das Nass im Mondlicht. Langsam beugte ich mich über ihn und berührte mit meinen Lippen kurz die seinen. Er schlug die Augen auf und versuchte ein Lächeln. Doch ich sah die Trauer in seinen Zügen und tief in seinen Augen.
Ich öffnete den Mund, er kam mir zuvor, verschloss ihn wieder mit seinem Zeigefinger.
"Schsch... es gibt nichts mehr zu sagen."
Ich schluchzte und barg meinen Kopf an seinem Hals. Einer seiner warmen Arme umfing mich und zog mich ganz nah an seinen Körper. Wir schmiegten uns aneinander, fürchteten wie Kreaturen der Dunkelheit den ersten Sonnenstrahl. Ich schloss die Augen, wollte nicht sehen, wenn sich der Himmel im Osten langsam rötlich färbte.

Ein lauer Luftzug strich durch die Äste über uns und liess die Blätter leise flüstern. Irgendwo in der Ferne erhob ein Vogel seine Stimme um den nahenden Morgen zu begrüssen. Ich presste mich noch enger an ihn. Er strich mir sanft durch die Haare.
"Ich muss gehen."
Schluchzer brannten in meiner Kehle, drohten mich zu erwürgen. Er stand langsam auf und zog mich mit sich hoch. Sanft zupfte er einige Grashalme aus meinem offenen Haar. Ich biss die Zähne zusammen, kämpfte gegen die Tränen an. Einen Moment sahen wir uns in die Augen, dann wandte er sich ab und begann seine verstreuten Kleidungsstücke einzusammeln.
Ich bückte mich nach meinem Kleid. Bis ich die Bänder zugeknöpft hatte, trug er bereits wieder sein Schwert. Er reichte mir die Hand und gemeinsam gingen wir zurück.

Pferde galoppierten zwischen den Hütten, Männer schrien, Frauen weinten. Jemand rief nach ihm. Er fasste mich bei den Armen, küsste mich flüchtig, dann war er weg.
Ich stand allein in all dem Lärm. Tränen liefen mir über die Wangen, ich hatte den Kampf gegen sie längst aufgegeben.
Der Trupp sammelte sich, Waffen klirrten, das Stampfen und Schnauben der Pferde. Einen Moment sah ich ihn, hoch zu Ross.
Bewegung kam in die Gruppe, sie trieben ihre Pferde zum Galopp, preschten davon.

Ich stand auf der staubigen Strasse. Rund um mich das Wehklagen der Frauen und Kinder. Ich weinte nicht mehr. Sie würden nicht wiederkommen, keiner von ihnen. Ich hatte es in seinen Augen gesehen.
 

© Deya
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