Die Neun von Redferne
Der Krel- Fortsetzungs-Roman
Willkommen in K'Arhim

Als er wieder erwachte, lag er in dem selben Bett, aus dem er ein paar Stunden vorher so unsanft geweckt wurde. Seine Sachen lagen alle noch da, wo er sie platziert hatte, und er trug noch immer den Morgenmantel, mit dem er im Keller stand. Aber irgendetwas war anders. Ja, genau, dieser Raum hatte doch ein Fenster, wo war das bitte geblieben? An der Stelle, an der es sich befinden musste, war nun nur noch die schöne Mahagonitäfelung zu sehen, die hier alle Wände bedeckte. Er hob ein Bein aus dem Bett, der Boden war angenehm warm. Trotzdem zog er seine Slipper an, und ging langsam in Richtung der Zimmertür. Da erklang ein Klopfen. Jack ging die letzten Meter auf die Tür zu, und öffnete sie.
Draußen stand Mrs. Pointer, sie sah verändert aus. Sie trug eine schönes Brokatbehangenes Gewand, ihre Haare waren nicht mehr grau, sondern rabenschwarz, und sie sah um mindestens zwanzig Jahre jünger aus. "Ah, guten Morgen, Jack, sie sehen erholt aus, ich wollte sie eben fragen, ob sie nicht mit uns frühstücken wollen?"
Was sollte das heißen? Sie benahm sich, wie wenn gar nichts gewesen wäre! "Äh, Mrs. Pointer, wie komme ich hierher? Das Letzte, an das ich mich erinnern kann, ist, daß sie mich auffingen, als ich plötzlich ohnmächtig wurde."
Sie lachte ein helles, angenehmes Lachen. "Ach, Jack, wir hatten gar keine Zeit mehr, ihnen alles zu erklären, aber der Doktor wird ihnen schon sagen, was sie wissen müssen, kommen sie  mit?"
Jack folgte ihr. Etwas hatte sich an dem Haus verändert - alles war größer, als er es in Erinnerung hatte, der Speisesaal war riesig, die Türen so hoch, daß man mit einem Bagger hätte durchfahren können.
Aber es schienen alle Fenster verschwunden zu sein, ein unangenehmes Gefühl.
Dr. Mandrake stand auf dem Gang vor dem Speisesaal. "Guten Morgen, Jack, ich hoffe sie haben gut geschlafen! Es tut mir leid, daß ich gestern so wenig Zeit hatte, ihnen die Situation darzulegen, aber das läßt sich alles aufklären, kommen sie bitte mit."
Er folgte dem Doktor durch endlose Gänge, bis an eine schwere Stahltür. Trotz des enormen Gewichts, das diese gut sechs Meter hohe Tür haben musste, öffnete sie Mandrake mit scheinbarer Leichtigkeit. Die Sonne, die hereinschien, machte Jack einen kurzen Moment blind, und als sich seine Augen langsam wieder an das Licht gewöhnten, erkannte er die ersten Umrisse einer Stadt - einer sehr seltsamen allerdings.
Es war, als ob die Zeit stillgestanden wäre. Kleine Häuser in mittelalterlichem Baustil grenzten an die Mauern des Schlosses, von dessen Brüstung Jack in die Morgensonne blinzelte. Geschäftiges Treiben herrschte am Fußende der Festung, es war offenbar ein Markttag. Pferdewagen, Ochsenkarren, ja selbst kleine Schubkarren wurden flink durch die Gassen manövriert.
Jack drehte sich zum Doktor um. "Wo, um alles in der Welt bin ich hier? Das... das ist...."
"Keine Stadt, die sie jemals gesehen haben, Jack", ergänzte der Doktor. "Um es kurz zu machen, sie sind auf Krel gelandet, einer Art Paralleldimension zu ihrer Welt, nur eben gesellschaftlich noch nicht so weit entwickelt", fügte er betont lässig hinzu. "Alles, was sie hier sehen, ist so echt, wie es die Häuser waren, die sie daheim sehen konnten. Es mag ihnen schwerfallen, das zu glauben, aber wir haben nicht viel Zeit, ihnen das beizubringen, also tun sie wenigstens so, als ob sie mir’s abnehmen würden." Er lachte. "Was halten sie davon, Jack? Ist es nicht viel ruhiger, als bei ihnen zu Hause?"
Jack musste gestehen, er glaubte dem Doktor eigentlich überhaupt nichts, aber ihm gefiel die Vorstellung, sich irgendwo im Mittelalter aufzuhalten, und so sagte er nur: "Nett... sehr nett. Ich fühle mich schon fast wie zu Hause, ich vermisse nur den Zimmerservice."
Mandrake lachte. "Natürlich, wie konnte ich das vergessen! Kommt rüber, ihr beiden!"
Zwei Soldaten, die auf der Brüstung Wache hielten, kamen angelaufen, und standen stramm.
Mandrake nickte in Richtung der beiden, und sagte zu Jack: "Dies sind ihre, Jack. Sie werden ihnen fast jeden Wunsch erfüllen. Wenn sie Fragen haben, wenden sie sich aber bitte an mich, da die beiden leider stumm sind."
"Dr. Mandrake, was um alles in der Welt soll ich hier? Was sie bieten ist beeindruckend, aber sind sie sicher, daß dies alles zu meiner Heilung beitragen soll? Ich kann nicht erkennen, auf was sie hinauswollen."
"Ah, natürlich, Jack, wir wollen das Ganze so langsam wie möglich angehen, sehen sie sich erstmal um, alles weitere besprechen wir später."
Also machte sich Jack daran, seine Umgebung zu erkunden. Das Schloß war wirklich riesig, und erstaunlich belebt. Dutzende von arbeitsamen Dienern belebten die Gänge, es sah fast so aus, als ob irgendein Fest vorbereitet werden sollte. Er sah sich zuerst den Wohntrakt, dann die Stallungen, die Wachkammern und viele andere Einrichtungen der Festung an. Es schien wie im Märchen. Seine zwei Begleiter folgten ihm ergeben. Er hatte beschlossen, sie auf "Schnauzer" und "Milchgesicht" zu taufen. Erstens wußte er deren richtige Namen nicht, und zweitens hatte er bei der Namensvergabe keine Widerworte gehört.
Wohin er auch immer ging, er wurde stets respektvoll gegrüßt. Er wußte nicht so genau, was er denn hier für einen Status einnehmen sollte, aber offenbar war man als Gast im Schloß doch etwas ganz Besonderes. Nachdem er mehrere Stunden das Gebäude inspiziert hatte, bekam er Hunger. Praktisch veranlagt, wie er war, suchte er natürlich die Küche des Schloßes auf, um dort etwas Eßbares zu ergattern. Mindestens ein Dutzend Diener waren hier mit der Bereitung des Essens beauftragt, und als Jack, Schnauzer, und Milchgesicht die Küche betraten, fragte er sich zuerst nach dem Chefkoch durch. Ein dicker Mann mit lustigem Gesicht kam lachend näher.
"Ich Grüße euch, Fremder, so wie ihr ausseht, könnt ihr wohl einen kräftigen Happen zwischendurch vertragen, kommt einfach mit, ich werde euch was anrichten. Mein Name ist übrigens Carvin, ich bin der Chef hier, und wenn ihr mal am Essen etwas auszusetzen habt, dann bin ich euer Mann, folgt mir!"
Jack war wirklich hungrig, und hier roch es verdammt gut. "Äh, Meister Carvin, ich bin recht neu hier, sagt mir doch, wer ist denn der Herrscher in diesem Schloß?"
Carvin lachte, dabei begann der dicke Bauch des Kochs lustig zu hüpfen. "Den Herrscher gibt’s nicht, es sind mehrere. Wieso wisst ihr das denn nicht? Na, egal, auf jeden Fall herrschen hier über diesen Landstrich die Neun. Wobei es eigentlich nur noch acht sind. Keiner kennt die Geschichten noch genau, aber der alte Roderick kann euch zumindest ein paar Kleinigkeiten erzählen, wenn ihr euch dafür interessiert. Er lebt draußen, an der Ostmauer, ihr könnt ihn nicht verfehlen, geht einfach dorthin, wo eine Menge Menschen stehen, und seinen Geschichten zuhören. Für etwas Kleingeld erzählt er euch stundenlang über die Vergangenheit der Feste."
Jack machte ein verkniffenes Gesicht. "Kleingeld... verdammt, ich hab ja gar nichts."
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da hörte er hinter sich auch schon ein Klimpern. Schnauzer hatte ein Geldsäckel aus dem Gürtel gezogen, und schüttelte es grinsend.
"Aha! Na dann wollen wir mal. Wenn du so weitermachst, befördere ich dich bald zum Oberschnauzer!"
Sie gingen durch ein paar Gassen der Stadt, und Jack musste gestehen, daß dies wohl die sauberste Stadt war, die er im Mittelalter je gesehen hatte - zwar die einzigste - aber auch die sauberste. Sogar die Bewohner strahlten alle eine gewisse Vorfreude aus, er würde bestimmt bei Roderick erfahren, was denn hier in nächster Zeit so anliegt.
Roderick war wohl das einzigste schmutzige Individuum, das hier innerhalb der Stadtmauern frei herumlaufen durfte, so machte es den Anschein. Ein kleines, buckliges Ekelpaket, aber nichtsdestotrotz wusste er feine Geschichten zu erzählen. Jack näherte sich ihm, und sprach ihn schon aus einiger Entfernung an.
"Hey, ihr da, seit ihr Roderick, der Geschichtenerzähler?"
Ruckartig schnellte der Kopf des Buckligen herum, seine Stimmer klang zerkratzt. "Wer will das wissen? Oho, hoher Besuch, ihr kommt aus dem Schloß, nicht wahr? Aber - wie seht ihr denn aus? Ihr kommt von weit weg, hab ich recht?" Dann drehte er sich zu seinen Zuhörern um. "Los, verschwindet, der Mann sieht aus, als ob er im Gegensatz zu euch zahlen könnte, haut ab, los!" Er drehte sich um, und gestikulierte Jack, Schnauzer und Milchgesicht, doch hereinzukommen. "Setzt euch, setzt euch, nun, an was seit ihr denn interessiert, mein junger Freund?"
Jack setzte sich auf einen schmutzigen Stuhl. "Nun ja, die Neun eben, wer sind diese Komiker? Sind das Könige? Wie kamen sie hier an die Macht?"
Roderick fauchte ihn an. "Nun mal langsam, junger Freund, immer der Reihe nach, nicht alles auf einmal, sonst verdien ich ja gar nix mehr dran!"
Er setzte sich bequemer hin. "Ihr wollt also wissen, wer die Neun sind, nun diese Frage ist im Prinzip recht schnell beantwortet. Die Neun sind die Herrscher, die diesen Landstrich hier seit Äonen regieren, sie sind ziemlich alt, müsst ihr wissen. Ihre wahren Namen kennt keiner, nur ihre Beinamen: Der Gütige, Die Sucherin, Der Listenreiche, Die Sanftmütige, Der Starke, Der Mächtige, Die Mutige und Die Liebende.
Wie ihr sicher bemerkt habt, waren das nur acht, der neunte war noch nie da... denken viele! Ich jedoch weiß mehr - die anderen acht haben ihn getötet. Acht der Neun waren gute Herrscher, nur der Neunte war ein schlechter Mensch. Eines Tages zerstörte er eine Stadt voller friedliebender Menschen, und danach beschlossen seine Brüder, ihn zu töten. In einer großen Schlacht besiegten sie den Neunten dann, und bemächtigten sich seiner Ländereien, um sie gemeinsam zu regieren. Aber es gibt Legenden, nach denen der Neunte irgendwann zurückkehren soll. Und an diesem Tage wird unsere Stadt vom Neunten in einen Abyssus aus Hass und Verderben gestürzt werden, er wird die Acht besiegen, und alles der Verdammnis anheimfallen lassen!"
Schnauzer und Milchgesicht hatten der Geschichte andächtig gelauscht, aber Jack gab sich keine Mühe, das Mißtrauen in seinem Gesicht zu verbergen: "und da seit ihr euch ganz sicher, alter Mann?"
Roderick fuchtelte mit den Armen. "Natürlich! Ihre junger Narr, glaubt dem alten Roderick, in meinen Worten liegt die Weisheit vieler, die diese Legenden vor mir weitererzählten!"
Jack stand auf. "Na dann danken wir dir mal, Roderick. Schnauzer, bezahl ihn bitte."
Der Soldat nahm einige Münzen aus seinem Säckel, und gab sie dem alten Geschichtenerzähler. Als Roderick die Geldstücke geprüft hatte, packte er Jack am Arm. "Nur eines noch, junger Freund: die Neun, es sind keine Menschen, müsst ihr wissen! Niemand weiß, was sie sind, aber es sind keine Menschen!"
Jack löste sich vom harten Griff Roderick's. "Habt dank, alter Mann, ich werde mich daran erinnern... wir sehen uns sicher noch."
Dann verließ er die Hütte. Auf dem Weg zurück ins Schloß redete Jack auf seine beiden Begleiter ein, er hatte sich inzwischen daran gewöhnt, daß sie ihm nicht antworteten, aber er liebte die stille Gesellschaft der beiden. Als er jedoch von Roderick als überdrehten alten Irren redete, legte ihm Milchgesicht die Hand auf die Schulter, und schüttelte ernst den Kopf.
Jack fragte ihn: "Du willst mir doch nicht im Ernst weismachen, daß der Typ die Wahrheit gesagt hat? War das nicht alles erfunden?"
Wieder schüttelte der Soldat den Kopf.
 
Am Abend hatte sich Jack eigentlich schon ganz gut in der seltsamen Stadt zurechtgefunden und beschloß, Dr.Mandrake aufzusuchen, um ihm noch einige Fragen zu stellen. Er fand ihn bei Mrs. Pointer, sie saßen zusammen im großen Saal, vor einem riesigen offenen Kamin.
Mrs. Pointer bemerkte zuerst. "Hallo, Jack, sie haben sich schon etwas umgesehen, setzen sie sich doch zu uns, und lassen sie uns über ihre ersten Eindrücke reden."
Jack setzte sich auf einen freien Sessel, und Dr. Mandrake schenkte ihm ein Glas Bourbon ein. Der Doktor schien immer genau zu wissen, wonach Jack im Augenblick war, er konnte ihm seine Wünsche fast von den Augen ablesen.
"Doktor, Mrs. Pointer, ... ich brauche ihnen wohl nicht zu sagen, daß ich tief beeindruckt bin. Und ich bin auch nicht unbedarft genug, um nicht zu glauben, daß sie wohl magisch begabt sein müssen. Ich betrachte es als Privileg, hier zu sein, und genieße jeden Augenblick in dieser fantastischen Welt. Aber ich denke nicht, daß sie sich die Mühe gemacht hätten, mich hierher zu bringen, wenn sie nicht irgendeine Gegenleistung von mir erwarten würden. Sie haben das schon angedeutet, Doktor."
Mandrake hielt Jack das gefüllte Glas hin, und setzte sich wieder. Er starrte ins Feuer, und begann zu erzählen. "Sie haben heute Mittag das Vergnügen mit Roderick gehabt. Er ist ein alter Mann, und redet oft wirres Zeug, aber die Geschichte, die er ihnen erzählte, stimmt in einigen Punkten mit der Wahrheit überein.
Die Neun, die Herrscher dieses Landes, waren einst mächtige Führer, Schlachtenlenker, Beschützer der Schwachen und Bewahrer des Rechts. Sie lenkten das Schicksal des ganzen Kontinents, den wir K'Ahrum nennen. Ihre Hauptstadt wird K'Ahrdi genannt. Sie befinden sich im Herzen dieses Juwels der Friedlichkeit.
Bevor die Neun dieses Land betraten, war Chaos der alltägliche Begleiter der Menschen hier. Seuchen, Kriege und Hungesnöte waren die Ursachen für die fast vollständige Auslöschung allen menschlichen Lebens hier auf K'Ahrum. Sie müssen wissen, daß nicht nur Menschen den Kontinent besiedeln, jedoch sind Menschen von der Natur eher benachteiligt, als die anderen Spezies, die hier ihr Leben fristen.
Die Neun hatten sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen einen Lebensraum zu erkämpfen. Niemand wußte, welchen Beweggründen sie folgten, was sie vorhatten, wer oder was sie waren.
Doch alsbald begannen die Menschen, den Neun zu folgen, sie zu unterstützen. Und die Erfolge der sich formenden Gesellschaft ließ nach und nach alle Menschen des ganzen Kontinents den Herrschern folgen. Sie führten die Menschheit in ein goldenes Zeitalter, schlugen alle zurück, die sich dem wachsenden Reich entgegenstellten. Sie brachten Frieden über das ganze Land, selbst die dunklen Horden des Ostens waren gezwungen, die Grenzen des neuen Reiches anzuerkennen, und sich der Macht der Neun zu beugen.
Das Land erblühte in strahlendem Glanz, Ernten warfen große Mengen an Nahrung ab, die einzigen bewaffneten Konflikte beschränkten sich auf die Grenze im Osten. Dies blieb viele Jahre so.
Die Menschen waren zufrieden mit ihren Anführern, und so wurde beschlossen, die Neun auf Lebenszeit als ihre Herrscher zu bestimmen.
 
Nach einigen Jahren jedoch, wurde eine Stadt im Osten von der dunklen Horde angegriffen. Seit vielen Jahren hatte man die Verteidigung der Städte vernachlässigt, und nur noch einige wenige Soldatentrupps, die die Grenzen hielten.
Nur wenige Stunden vorher hatte einer der Trupps die Stadt K'Adlesh verlassen, da fiel die Horde ein. Sie richteten ein riesiges Blutbad an, es gab nur wenige Überlebende. Die Stadt brannte bis auf die Grundmauern nieder, nicht einmal Kinder im Säuglingsalter wurden geschont. Als die Neun davon erfuhren, fielen sie in tiefe Trauer, viele tausend Menschen hatte dieser Überfall das Leben gekostet. Sie schickten sogleich ein neu aufgestelltes Heer an die Grenzen, um der wachsenden Bedrohung Herr zu werden.
Bald kamen Boten mit den ersten Berichten vom Fall K'Adleshs zurück nach K'Ahrdi. Doch diese Berichte stürzte die Neun nur noch tiefer in Trauer.
Die Nachbarstadt von K'Adlesh, K'Addur, hatte gemeinsam mit den dunklen Horden diesen Überfall vorbereitet. Sie verrieten die Neun, und machten gemeinsame Sache mit dem Feinde.
Die Herrscher bedauerten den Vorfall, ließen aber keine Angriffe zur Vergeltung für den Verlust von K'Adlesh führen. Sie hofften, den Frieden auf diese Weise noch retten zu können. Alle, bis auf einen!
 
Jidiri, der Jüngste unter ihnen, raste vor Wut. Er wollte den Horden diese Stadt nicht ungesühnt überlassen. Voll von Hass begab sich Jidiri nach K'Addur - alleine. Und gegenüber seiner Rache an der Stadt, war der Überfall der Horde auf K'Adlesh nur ein Geplänkel. Er ließ niemanden entkommen, keine Seele entwischte dem Fegefeuer Jidiris. Er tilgte K'Addur von der Erde, wie eine Flutwelle eine Sandburg hinwegfegen würde. 
Als die anderen Herrscher davon hörten, erbaten sie sich einen Waffenstillstand vom Führer der Horde aus, der ihnen auch bereitwillig gewährt wurde. Selbst die mächtige Horde hatte von der Tat Jidiri's erfahren, und war ob der Heftigkeit des Angriffs des jungen Herrschers erschüttert. Einige Truppenteile waren noch in K'Addur geblieben, um etwaige Gegenangriffe der Neun abzuwehren, und waren von Jidiri's Feuer verzehrt worden.
 
Jidiri aber wurde sich langsam der Tragweite seines Tuns bewußt. Er war mehrere Wochen spurlos verschwunden. In seinen Träumen wurde er immer wieder von den sterbenden Einwohnern K'Addurs verfolgt, und er fand keine Ruhe, bis er eines Tages wieder in K'Ahrdi erschien.
Die Freude seiner acht Brüder war groß, denn sie hatten angenommen, daß Jidiri unter den Ruinen K'Addurs begraben liegen würde.
Trotz seines Berserkerganges hieß man ihn herzlich willkommen. Doch Jidiri war gebrochen. Er forderte von seinen Brüdern einen letzten Dienst an ihm. Er hielt sich für unberechenbar, und er verlangte, daß sie ihm gemeinsam den Tod geben.
Da sie jedoch ihren Bruder liebten, verweigerten sie ihm diesen Dienst, und um ihn zu retten, boten sie ihm an, einen Fluch über ihn zu legen. Als Sühne für seine Tat, sollte dieser Fluch Jidiri bis ans Ende aller Tage in den Körper eines Menschen bannen, eines gewöhnlichen Dorfbewohners. Er sollte sein Wissen um Magie einkerkern, so daß er niemals wieder zu solch einem mächtigen Wesen heranwachsen sollte, das er war. Jidiri willigte ein.
 
In den folgenden Jahren nahmen die verbleibenden acht Herrscher ihre Pflichten nicht mehr wahr, zu groß war ihre Trauer, ihren geliebten Bruder verloren zu haben.
Jahr für Jahr schmolz das Reich der Neun dahin, heute beträgt seine Größe nur noch ein zehntel seiner ursprünglichen Ausdehnung, und es wird laufend kleiner. In wenigen Jahren wird wohl auch K'Ahrdi der Horde zum Opfer fallen, und die Menschen für immer von diesem Kontinent verschwinden.
Tja, das war wohl das Wichtigste, Jack. Sieht nicht sehr gut aus für uns. Ich denke, K'Ahrdi hat noch ungefähr zwei Jahre, dann wird die Belagerung beginnen."
 
Jack hatte ruhig zugehört. Diese Geschichte ging ihm verdammt an die Nieren. "Doktor, ich nehme an, daß, wenn sie hier leben, sie doch mit den Neun etwas zu tun haben müssen?"
Mandrake starrte immernoch ins Feuer. "Die Neun, das heißt, die acht, das waren Dargesha, die Liebende - Wegana, die Mutige - Vargu'th, der Starke - Tuban, der Mächtige - Gifa'th, die Sanftmütige - Scy'than, der Listenreiche - Drace, der Gütige - und Dyne, die Sucherin. Beantwortet das deine Frage?"
 
Jack überlegte.... Dyne? "Doktor, soll das heißen? Mrs Pointer, sie sind....?"
Mandrake stand auf, und ging auf Jack zu, vor ihm blieb er stehen und schaute ihm fest in die Augen. "Ja, Jack, so ist es. Dyne und ich gehören zu den Neun. Sie ist die Sucherin, ich bin der Gütige. Wir haben lange gebraucht, um dich zu finden, denn du sollst der Schlüssel zur Rettung K'Ahrums sein."
Jack wurde schwindlig. Es war alles so... real! "Doktor... ich kann nicht... ich weiß... sie werfen mich hier ins kalte Wasser, und ich soll für sie die Kohlen aus dem Feuer holen? Wie stellen sie sich das vor? Ich bin kein mächtiger Krieger, und auch kein Magier, wie sie es sind!"
Mandrake legte seine Hand beruhigend auf seinen Arm. "Alles zu seiner Zeit, Jack, alles zu seiner Zeit, du  wirst nach und nach verstehen, warum wir dich unbedingt brauchen.... und du wirst uns gerne helfen, wenn sich dir alles offenbart, glaub mir!"
Jack war jetzt ganz klar im Kopf, der Doktor hatte offenbar recht, je mehr er sich mit dem Gedanken anfreundete, diesem Land zu helfen, desto geordneter wurden seine Gedanken, die Schwermut über die Geschichte, die Mandrake.... die Drace ihm erzählte, verblasste. Es war ihm nicht entgangen, daß Drace ihn plötzlich mit "du" anredete.
"Drace, als du im Keller diesen Zauber gewirkt hast, und ich nicht mitkommen wollte... hast du mich da eingeschläfert?"
Drace's Hand ruhte immer noch auf Jack's Arm. "Ja. Wir hatten keine Zeit mehr, um dir alles zu erklären, und die Dunklen waren auf der Suche nach dir." 
"War dieser... ‘Zauber’, mit dem du uns hierher gebracht hast, sehr schwierig?"
Drace begann zu lächeln. "Jeden Tag möchte ich so etwas nicht machen müssen, ja, Jack, er war sehr schwierig. Ich sehe, daß du dich entschlossen hast, das Beste aus der Situation hier zu machen. Das ist gut. Ich denke, für heute hast du genug erfahren. Mach es dir nicht zu schwer, akzeptiere einfach, wer wir sind, und daß du, wenn du es richtig anstellst, ein ganzes Land vor dem Untergang bewahren kannst."
Jack überlegte kurz. "Ja, Drace, ich denke, ich werde jetzt mal drüber schlafen... nur noch eins: Roderick bemerkte, daß die Neun keine Menschen sind... ist das wahr?"
Drace lächelte wieder dieses seltsame Lächeln, das Jack fast zum Wahnsinn trieb. 
Übertrieben gleichmütig begann Drace zu erzählen. "Ja, Jack, das ist wahr. Ich denke, du findest ohnehin keinen Schlaf, wenn ich’s dir nicht erzähle. Wir sind, was wir sind, in deiner Welt würde man uns als Drachen bezeichnen. Genauer gesagt, die letzten Alten. Das vermittelt dir bestimmt auch einen besseren Eindruck davon, was Jidiri damals in K'Addur getan hat, und warum er alleine dorthin ging."
 
Es war seltsam - Jack hatte eine solche Antwort erwartet - er grinste, drehte sich um, und verließ den großen Saal. Was er heute erfahren hatte, war genug für viele schlaflose Nächte.
Als er endlich in seinem Bett lag, ließ er sich die Situation noch einmal durch den Kopf gehen. Er murmelte leise vor sich hin. "Die Neun waren... sind also Drachen - hmmm... beeindruckend. Sie sind offenbar von den großen Heilsbringern der vergangenen Jahre in ein trauerndes Knäuel aus Selbstmitleid mutiert und von Osten her wälzt eine riesige Armee alles platt, was sich ihr in den Weg stellt. Nun holen sie einen Computerspezialisten, der hält Diablo an, und lädt ein Savegame, kurz bevor K'Adlesh zerpflückt wird, und alles ist wieder in Ordnung. Daß ich da nicht früher draufgekommen bin...." 
Ein leises Zischen und ein Luftzug verrieten eine andere Person im Raum. Jack lag auf dem Rücken, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und starrte an die Decke. So konnte er den kleinen Drachen, der neben seinem Bett stand, erst sehr spät sehen. "WAAAHHHH!!" Jack rollte sich blitzschnell zur anderen Seite aus dem Bett. Sein Kissen wie ein Schild vor sich haltend, schrie er die kleine Kreatur an: "Was zum Teufel? Ksch! Weg! Verschwinde!"
Der Drache sah Jack, sofern das überhaupt möglich war, verwundert an. Er war ungefähr so groß wie Jack, und seine Stimme klang tatsächlich jugendlich. "Mach doch kein so'n Geschrei! Ich dachte, Drace hätte dich aufgeklärt?" Jetzt begann er zu grinsen. "Du hast’s ihm nicht geglaubt, nicht wahr?"
Jack bemühte sich um Fassung. "Nein... doch... äähm... ich bin nur erschrocken, weil du so leise warst. Ist es bei euch nicht üblich vorher anzuklopfen?"
Jetzt stahl sich ein leicht zerknirschter Eindruck in das Gesicht des jungen Drachen. "Jaaaa... eigentlich schon." Aber er fügte rasch hinzu: "Aber weil ich noch sehr jung bin, sieht man mir das im Allgemeinen nach. Und was ist deine Entschuldigung für die Schreierei?"
Beide mussten nun lachen. Jack kam langsam näher. Er streckte die Hand in Richtung des Drachen aus. "Darf ich?"
Der Drache hob eine Augenbraue. "Nun... ja natürlich... aber um Mißverständnisse auszuschließen... ich bin kein Weibchen!"
Jack ignorierte den letzten Kommentar, und berührte die schuppige Haut der Kreatur. Es war unglaublich. Er unterhielt sich tatsächlich mit einem Drachen. Um sicherzugehen, kniff er sich noch kurz in den Oberschenkel, aber alles schien seine Richtigkeit zu haben. Der Drache war so real wie er selbst. Jack setzte sich auf die Bettkante. "Also gut, ich gebe zu, es war etwas unglaubwürdig, was mir Drace da erzählt hat. Aber du hast mir ja eben eindrucksvoll bewiesen, daß er wohl doch nicht geflunkert hat. Was um alles in der Welt machst du hier? Und, vor Allem, wer bist du?"
 
Der Drache legte sich der Länge nach hin, seine Länge mochte, so ausgestreckt, wohl um die vier Meter betragen, verschränkte die Arme unter dem Kopf, und begann zu erzählen. "Ich habe die Ehre, der einzige Nachkomme der Neun zu sein. Bei Drachen ist das etwas schwieriger, als bei euch Menschen, das mit dem Nachwuchs, aber ich kenn mich da leider noch nicht so gut aus, als daß ich es dir erklären könnte, ich bin ja noch so jung. Du hast gefragt, was ich hier mache? Nun, Drace hatte schon vermutet, daß du ihm nicht alles so unbesehen abnehmen würdest. Und so hat er mich geschickt, etwas Überzeugungsarbeit zu leisten. Ich denke, das ist mir recht gut gelungen."
Eine gewisse Befriedigung war in seinen Zügern zu sehen. "Mein Name ist Rey'kos, ich bin der Sohn von Gifa'th und Scy'than. Geboren wurde ich kurz vor der Schlacht um K'Addur."
Nun war Jack verwundert. "Kurz vor der Schlacht? Ich dachte du wärst jung?"
Rey'kos begann mit seinen klauenbewehrten Fingern, gelangweilt  Schmutz aus den Bodenfugen zu kratzen. "Jung ist natürlich relativ, wir Drachen erreichen die Pubertät erst mit mehreren hundert Jahren. Aber das macht nichts, wir leben ja dafür auch länger. Drace ist zum Beispiel über achttausend Jahre alt!"
 
Jack legte sich seitlich hin, grub den Ellbogen ins Bett und stützte seinen Kopf auf seine Schulter. "Hmmm... das werd ich dir dann wohl glauben müssen. Aber weißt du, was ich hier soll? Drace sagte, ich wäre der Schlüssel für irgendwas, aber ich kann’s mir einfach nicht vorstellen, was er damit meint."
Rey'kos dachte kurz nach, und sagte dann: "Was du hier sollst weiß ich schon, aber Drace hat mir verboten, mit dir darüber zu reden. Also werd ich’s auch nicht tun. Sie beobachten dich schon sehr lange, weißt du? Du hattest immer einen oder zwei von ihnen in deiner Nähe, die auf dich aufpassten."
"Davon hab ich aber nichts bemerkt!"
Rey'kos schaute sich kurz um, und sprach dann in verschwörerischem Ton weiter. "Soooo? Und was denkst du dann, wer Mrs. Player wirklich war? Glaubts du tatsächlich, daß Mr. Lloyd, dein Chef, tatsächlich der war, für den er sich ausgab? Sogar ich war zeitweise dein Beschützer!
Oder denkst du, daß der brillante Programmierer Singh vom Himmel gefallen ist?"
Jack war überrascht. "Du? Du warst Singh? Verdammt, ich konnte den Kerl richtig gut leiden! ...Aber wer war Mrs. Player? Ich hab diese Alte gehasst wie die Pest!"
Rey'kos' Lachen ähnelte dem von Drace bis aufs i-Tüpfelchen. "Mrs. Player war niemand geringeres als Dyne. Sie hat dich ganz schön auf Trab gehalten, hab ich recht?"
Jack war schockiert. "Mrs. Player war die nette Mrs. Pointer... ähh.... Dyne? Das gibts doch nicht! Meine Verehrung an diese Drachendame, das hätte ich niemals für möglich gehalten!"
 
Das Gespräch zwischen den beiden dauerte noch bis in die frühen Morgenstunden, und Jack mußte zugeben, daß er diesen jungen Kerl auf Anhieb gern hatte. Er mochte etwas naiv sein, aber seine schnippischen Kommentare trafen genau den Nerv. Ganz wie Singh zu Hause eben.
 
Jack schlief in dieser Nacht blendend.
Am Morgen wurde er von Rey'kos geweckt. Der kleine Drache tippte ihm auf die Schulter. "Findest du nicht, daß es Zeit wird, aufzustehen, oder willst du den Tag verschlafen? Ich weiß echt nicht, warum ihr Menschen so viel Zeit mit schlafen verbringt, ist das nicht furchtbar langweilig?"
Benommen rappelte sich Jack auf. "Was... wieso... lass mich erstmal aufwachen, du Quälgeist.... hast du die ganze Nacht hier gelegen?"
 Boshaft funkelten Rey'kos ihn an. "Nein, der Herr, ich war kurz mal bei den Dunklen, habe ihr Heer vernichtet, im Irak, und habe Saddam's Pöbel aufgemischt, kurz, ich habe die Welten wieder in Ordnung gebracht... Natürlich war ich hier, oder was denkst du, was ich mache, wenn mir Drace befiehlt, bei dir Wache zu halten?"
 Jack mußte lachen. "Oh, Entschuldigung. Sorry für den Quälgeist, ich bin um diese Zeit immer etwas ungenießbar..."
 
Der junge Drache stand auf, und streckte sich. Er trottete zur Tür, und drehte sich noch einmal kurz zu Jack um. "Gehen wir jetzt was essen, ich hab einen Bärenhunger!" Er flimmerte kurz, und wo eben noch Rey'kos ging, lief jetzt ein ungefähr dreizehn Jahre alter Junge auf die Tür zu. Jack machte sich nicht die Mühe, über diese Verwandlung nachzudenken. Er stieg brummend aus dem Bett, und streifte sich seine Sachen über.
 
Im Speisesaal hatten Drace und Dyne schon ihre gewohnten Plätze eingenommen. Dyne lächelte Jack an. "Guten Morgen, ich sehe, du hast Rey'kos schon kennengelernt. Tut mir Leid, wenn er dich etwas erschreckt haben sollte, aber wir können uns nicht leisten, länger als nötig gegen deine - zugegebenermaßen verständliche - Skepsis anzukämpfen."
Jack setzte sich an den Tisch. "Guten Morgen, Mrs. Player", sagte er auffordernd.
Dyne zuckte zusammen, ihr Blick fiel auf Rey'kos, der sogleich interessiert sein Besteck musterte, dann wieder auf Jack. "Oh, Jack, nimms mir nicht übel! Ich brauchte einen Grund, dich so oft wie möglich zu sehen, und mußte dabei glaubwürdig wirken", sagte sie beschwichtigend. "Außerdem mußte ich dich so reizen, daß du mal wieder bei Drace reinschaust."
Jack hatte keine Lust, zu streiten. "Ist schon vergessen, Dyne." Er langte nach einem Stück Brot. "Was erwarte mich heute? Gibt es weitere unglaubliche Ankündigungen? Noch mehr seltsame Kreaturen?"
Drace setzte seinen Kelch ab. "Wenigstens hast du deinen Humor noch nicht verloren. Wir werden heute abreisen, es gibt viel zu tun, und die Dunklen warten nicht."
"Was hat das eigentlich auf sich, mit den Dunklen? Sie scheinen sehr mächtig zu sein, aber was sind ihre Beweggründe, wer sind ihre Anführer?"
Drace's Stimmlage wechselte vom üblichen Plauderton in düstere Abgründe. "Die Dunklen... sie sind seit Jahrtausenden die Geißel der Menschheit. Sie setzen sich aus allerlei nichtmenschlichen Kreaturen zusammen - Orken, Oger, Riesen und viele andere Wesen, die ich nicht weiter beschreiben möchte. Was noch viel schrecklicher ist - sie bekommen immer mehr Unterstützung aus den Städten im Osten. Die Menschen dort haben gemerkt, daß sich das Blatt wendet, und unterstützen den vermeintlichen Gewinner des Krieges. Genau da liegt unser Problem. Wir haben einst einen Schwur geleistet - einen Schwur, der es uns verbietet, die Hand gegen Menschen zu erheben. Und diesem Schwur werden wir treu sein, auch wenn es  ganz K'Ahrum das Leben kosten wird. 
Wie ich dir schon bei unserer letzten Sitzung sagte, Jack - es ist eine Kunst, zu hassen - und diese Kunst beherrschen wir nicht. Die Anführer der Dunklen haben das natürlich herausgefunden, und verbergen sich in menschlichen Körpern vor uns. So entziehen sie sich immer wieder unserem Zugriff. Aber auch, wenn wir sie bekämpfen könnten, so wäre der Ausgang doch recht fragwürdig, denn die Anführer sind äußerst mächtige Kreaturen. Es sind sechs Dämonen, die in der Gunst des Höllenfürsten Gnar'koth stehen."
 
Jack beschloß, Drace einfach zu glauben, er hatte ihn bisher noch nie belogen. "Aber wenn ihr die Menschen nicht bekämpfen könnt, wie hat dann damals dieser... Jidiri eine ganze Stadt vernichtet?"
Drace blieb stumm, doch Dyne antwortete: "Jidiri war von Anfang an anders. Er war der Jüngste unter uns, und er legte den größten Eifer an den Tag, wenn es darum ging, die Menschen zu beschützen. Der Verrat von K'Adlesh schmerzte ihn am meisten von uns allen, er hatte den Menschen dort vertraut, er liebte sie wie seine eigenen Kinder. Er war so blind vor Hass, daß er unseren uralten Schwur brach, und seine furchtbare Rache an K'Addur nahm. Vielleicht lag es an seiner Jugend, daß diese Gefühle in ihm so stark werden konnten, vielleicht war er aber auch nur aufgrund einer Laune der Natur viel empfänglicher für Gefühle dieser Art.
Du, Jack, du sollst der Schlüssel sein, der Schlüssel, um Jidiri in uns zu erwecken!"
Jack sah auf. Er klang gereizt. "Und wie stellt ihr euch das vor? Soll ich euch kurz mal erklären, wie schweinesauer ich auf meinen Vater bin? Und dann hopst Jidiri mal eben aus dem Nichts und frisst die Dämonen auf? Tut mir leid, Freunde, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß das so einfach werden soll."
Drace sprach wie immer mit seiner ruhigen Stimme. "Niemand hat gesagt, daß es einfach werden würde, Jack. Aber es ist unsere letzte Chance auf die Rettung K'Ahrums. Du bist die letzte Chance."
 
Jack richtete sich auf. "Ich werde tun, was ich kann. Wie wollt ihr es anfangen?"
 
Drace lächelte. "Ich habe gehofft, daß du das sagen würdest. Wir werden heute noch abreisen. Unser Weg wird uns an der Front entlang zu den sechs Herrschern bringen, zu jedem einzelnen. Dyne, Rey'kos und ich werden dich begleiten. Auf welche Weise du uns helfen sollst, haben wir noch nicht entschlüsselt, aber auf jeden Fall müssen wir uns zuerst mit unseren Brüdern besprechen.
 
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Denkt bitte daran: auch diese Geschichte nimmt am Drachentaler-Wettbewerb (2002!!) teil.

Und schon bald wird's hier das 3. Kapitel geben... ;-)
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