Dorra von Veronika Keller
II - Das Tal
1: Die Gefiederte Schlange

Entsetzt sahen die Drei die hohe, glatte Felswand hinauf. Auf beiden Seiten erstreckte sie sich bis zum Horizont. Es war ungewiss wie lange sie brauchen würden, um sie zu umrunden. Sie mussten die Steilfelsen aber trotzdem irgendwie überwinden. Denn nur vor ihnen lag der doppelgipflige Berg. Es gab sonst keinen anderen Weg.
"Wenn wir nur ein Seil hätten, das lang genug ist. Dlanor könnte es hinauffliegen."
"Und wie soll er das mit seinen Krallen deiner Meinung nach dann oben befestigen, kleiner Bruder?"
Die Stimmung zwischen den beiden Brüdern war in den letzten drei Sonnenläufen, die sie nun wieder unterwegs waren, immer düsterer geworden. Zum offenen Streit war es zwar nicht mehr gekommen, doch standen die unausgesprochenen Streitpunkte stets wie eine hohe Mauer zwischen ihnen, die auch Danjas vereinzelte Versuche der Versöhnung nicht einreißen konnte.
"Jetzt könnten wir die Hilfe der Sey und Maley wirklich gebrauchen. Es heißt doch, dass sie fliegen können. Hätten sie uns diese Gabe nicht schenken können, als sie uns zeugten?"
Darnja kickte wütend einen Stein bei Seite, der mit einem hellen Klacken gegen die Steilwand prallte, abfederte und auf dem sandigen Boden liegen blieb.
"Ich fürchte, wir müssen solange an den Bergen entlang gehen, bis wir einen Durchgang finden."
Ein gemeinsames Stöhnen entfuhr den Kehlen ihrer Brüder. Darnja drehte sich um, und sah sie besorgt an. Rygs Arm war noch nicht völlig geheilt, und die Sonne schien ihm nun noch mehr zuzusetzen als zuvor. Und auch Wyno war offenbar am Ende seiner Kräfte. Er war zwar kräftig, aber wenig ausdauernd. Selten war er mit ihr und den anderen Jägern des Dorfes auf die langwierige Suche nach Wild gegangen, die Darnja gestärkt hatten. Er war ein Kämpfer, und kein Jäger. Er würde zwar länger als Ryg überleben. Aber auch nicht viel. Und dann würde sie ganz alleine sein. Nein. Das durfte nicht geschehen. Sie würden zu dritt den Kristall erreichen. Mit allen Mitteln!
"Wir werden die Zeit der untergegangenen Sonne hier rasten."
Darnja war es in den letzten Tagen nun bereits so gewöhnt, Befehle an ihre Brüder zu erteilen, dass sie gar nicht mehr über deren Meinungen nachdachte. Das erleichterte Aufstöhnen von den beiden zeigte jedoch auch keinen Widerwillen.
Müde ließen sich die beiden jungen Männer am Fuße der Steilwand auf den Boden sinken, während Darnja von den umliegenden verdorrten Büschen Holz und ein paar wenige Beeren sammelte. Wenigstens diese Nacht würden sie hoffentlich nicht frieren müssen.
Unbewusst hatte sie sich von ihren Brüdern immer weiter entfernt. Sie genoss die Stille der Nacht, die sie nun umgab. Wie sehr vermisste sie doch ihre einsamen Streifzüge durch die Wüste. Viele Sonnenläufe hatte sie so das Jagdgebiet ihres Stammes erkundet. Oft war sie dabei nahe an die Grenzen gekommen, und mehr als einmal hatte sie sich nur mit knapper Not verstecken können, um Jägergruppen anderer Sey-Thar zu entgehen. Es war zwar verboten, dass Sey-Thar gegeneinander kämpften. Aber Darnja sah mit ihrem roten Haar nicht aus wie ein Sey-Thar. Es wäre zu ungewiss gewesen, ob die Männer der benachbarten Clans schon von ihr gehört hatten.
Gedankenverloren sammelte sie das dürre Gras, das am Fuße der Bergkette wuchs, als sie plötzlich ein leises, bedrohliches Zischen hörte, das sofort in ein lautes Rauschen und Keuchen überging. Darnja zuckte zusammen. Entsetzt sah sie, wie eine rote Schlange sich um ihren Arm gewunden hatte. Weit streckte sie ihn von sich und versuchte möglichst ruhig zu sein. Die Schlange hatte mehr Angst vor ihr, als sie vor dem Tier. Wenn sie ruhig blieb, würde sich das Tier sofort wieder verkriechen. Doch die Schlange wand ihren langen Körper noch enger um Darnjas Arm und richtete sich schließlich auf. Darnja durchlief ein Schauer. Der feuerrote, federartige Kopfschmuck war nun zu einem Kranz um den Kopf der Schlange aufgestellt, und das wütende Zischen grub sich jedem Lebewesen tief in das Herz. Oft hatte Darnja beobachtet, dass ein überraschter kleiner Nager bereits bei dem bloßen Anblick der Gefiederten Schlange gestorben war. Die Gefiederte Schlange, Schutztier ihres Stammes. Noch nie zuvor war ein Stammesmitglied von ihr angegriffen worden. Sie brachte Glück und Gesundheit, nicht den Tod.
Plötzlich hörte sie über sich das Rauschen von Dlanors Flügeln. Der Adler stieß einen langgezogenen Schrei aus und stürzte dann auf Darnja zu. Die Schlange spürte die drohende Gefahr, richtete sich auf und grub dann blitzschnell ihre dünnen, spitzen Zähne in Darnjas Arm. Im selben Augenblick hatte Dlanor sie erreicht, ergriff die Gefiederte Schlange mit seinen Krallen und flog mit ihr davon.
Doch das Unglück war bereits geschehen. Fassungslos starrte Darnja auf die zwei kleinen Löcher in ihrem Oberarm. Es schmerzte nicht. Sie fühlte gar nichts mehr. Ihr Arm wurde taub, und schließlich breitete sich die Lähmung immer weiter aus. Bereits nach wenigen Augenblicken konnte Darnja sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sie fiel auf den Boden, schlug dort schwer auf und verlor das Bewusstsein.
*
Darnja öffnete langsam die Augen. Sie lag auf weichen Fellen, ihr Körper war gewaschen, und ein angenehm kühler Wind huschte immer wieder über ihr Gesicht. Vorsichtig bewegte sie ihre Finger. Sie konnte alle fünf noch spüren. Auch ihren Arm, ihre Schulter, ihren Oberkörper. Die Taubheit war völlig aus ihr gewichen. Nur ihre Augenlider schienen noch schwer. Es bereitete ihr große Schwierigkeiten, sie zu öffnen. Etwa schien sie immer wieder hinunterzudrücken. Selbst unter größten Anstrengungen konnte sie die Lider nicht öffnen. 
Plötzlich fühlte sie, wie ein rauer Becher aus Tierknochen an ihren Mund geführt wurde, und bald benetzte eine leicht bittere, aber äußerst erfrischende Flüssigkeit ihre Lippen. Dann fuhr ein weiches Tuch, getränkt mit kaltem Wasser über ihr Gesicht. Sofort fiel jede Schwere von ihren Lidern, und sie öffnete ruckartig die Augen.
Sie lag in einer Lehmhütte. Darnja erkannte sie sofort. Hier hatte sich ihr Leben vor dem Erdbeben abgespielt. Die Hütte ihrer Mutter. Natürlich waren es immer wieder andere Häuser gewesen. War das Wasserloch versiegt, musste der Stamm weiter ziehen. Doch stets hing über der Türe ein Dolch des Muttervaters und eine Kette der Großmutter. Trotzdem fehlte etwas. Es gab keine Waffen. Weder Rygs Speer, noch Wynos Schwert oder ihr Bogen. Alles hing sonst immer griffbereit neben dem niedrigen, nach Osten gewandten Eingang.
Langsam erhob sich Darnja. Als ihr Blick auf ihre Hände fiel, schrak sie zurück. Wie klein sie waren. Und keine eintätowierten Zeichen führten von ihrem Handrücken bis zu den Fingernägeln. Vorsichtig schob sie das Leder mit dem sie bedeckt war bei Seite. Auch ihr Oberkörper und ihre Arme waren frei von allen Zeichen. Nichts deutete auf ihre Stellung als Jägerin hin. Es deutete auch nichts darauf hin, dass sie eine Frau war. Ihre Brust war völlig flach. Was war nur geschehen? 
"Ist sie wieder wach?"
Es war Wynos Stimme, die etwas schüchtern vom Vorplatz her in die Hütte klang. Eine Stimme antwortete. Es war die des Schamanen. Er hatte noch kaum geendet, als das große Leder, das den Eingang der Lehmhütte verhängte, zur Seite geschoben wurde und die grelle Mittagssonne direkt auf Darnjas Gesicht fiel. In das Licht hinein traten nun ihre beiden Brüder. Unwillkürlich musste Darnja lächeln. Wie jung die beiden aussahen. Sie konnten nicht älter als fünf Regenzeiten sein.
"Oh, Darnja! Endlich geht es dir wieder besser. Man wollte uns ja nicht erzählen, was dir passiert ist. Aber wir haben gespürt, dass es dir sehr, sehr schlecht geht."
Ihre Brüder knieten sich neben ihr Lager und umarmten sie stürmisch. Dann fielen sich auch die beiden freudig in die Arme. Der Streit, der in den letzten Jahren zwischen den beiden immer wieder aufflammte, war hier noch nicht zu spüren. Doch waren ihre Erinnerungen über diese angebliche Zukunft nicht nur ein Traum gewesen? Sie lag hier auf dem Lager. Sie konnte den Sand und das Fell unter sich spüren, der Geruch von Lehm und Leder drang in ihre Nase, und der Geschmack des Heiltrankes lag noch immer auf ihrer Zunge. Alles war so real. Und doch schien es ihr, als gehörte sie nicht in diese Zeit. Als wäre sie nur zu Gast.
Plötzlich fiel ein großer Schatten in den Raum. Sofort sprangen die Brüder auf, verneigten sich vor dem großen, bartlosen Mann und verschwanden dann auf einen kurzen Wink des Mannes hin aus der Hütte.
"Es geht dir schon wieder besser?"
Die Stimme des Schamanen klang hart und ungeduldig. Sie konnte sich schwach daran erinnern, dass er sie nicht sehr gemocht hatte. Schließlich hatte sie immer seinen Glauben, dessen Vertreter er im Stamm der Gefiederten Schlange war, nie angenommen. Trotzdem hatte er sie eine Zeit lang als Schülerin aufgenommen. Eines Tages war er in die Hütte gekommen und hatte diesen Entschluss ohne eine Erklärung verkündet. Aber das würde ja erst in der Zukunft geschehen. Und ihren Glauben hielt sie in dieser Zeit noch im Verborgenen. Wusste er schon davon?
"Es ist unglaublich, dass du überlebt hast."
Darnja richtete sich etwas auf und sah den Schamanen schüchtern an.
"Das Gift der Gefiederten Schlange wirkt schnell. Und selbst wenn das Gegengift sofort nach dem Biss gegeben wird, sterben viele der Opfer. Du aber musst mehrere Stunden in der Wüste gelegen haben. Was hat dich gerettet?"
Sein Gesicht kam noch näher zu ihm.
"Wer hat dich gerettet?"
Darnja prallte erschrocken zurück. Die Stimme des Schamanen war beinahe wütend geworden. Was wollte er von ihr hören?
"Ich, ich weiß nicht. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ich wusste nicht einmal, dass ich  von der Gefiederten Schlange gebissen wurde."
"Gut. Wenn du es nicht sagen willst."
Sofort zog er sein Gesicht wieder zurück. Doch er starrte sie weiterhin eingehend an.
"Diese Begebenheit könnte dir große Probleme bringen. Viele im Stamm misstrauen dir bereits. Doch dass du den Schlangenbiss nun überlebt hast. Nicht einmal die Tatsache, dass du von den Sey angenommen wurdest, könnte dich davor bewahren, ausgestoßen zu werden."
Darnja umfasste hastig ihr goldenes Amulett und starrte den Schamanen weiterhin mit angsterfüllten Augen an.
"Ich habe aber noch niemandem erzählt, was wirklich mit dir geschehen ist. Und wenn du mir sagst, wie du überleben konntest, werde ich es auch in Zukunft nicht tun."
Langsam regte sich in Darnja der Unwille. Wollte der Schamane sie etwa erpressen? Deshalb fiel ihre Antwort wohl auch etwas heftiger aus, als sie gewollt hatte.
"Ich weiß nicht, was geschehen ist. Zwar wurde ich gebissen. Aber weder hier, noch in dieser Zeit. Und gerettet hat mich auch niemand. Oder ich war bewusstlos, und habe es nicht gemerkt."
Der Schamane sah sie nachdenklich an.
"In einer anderen Zeit? Wie meinst du das?"
"Ich war 17 Regenzeiten alt."
"So. Hmm."
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren erhob sich der Schamane und verlies wortlos die Hütte.
Darnja sank wieder erschöpft auf ihr Lager zurück. Sie musste wohl etwas eingedöst sein, denn als sie wieder die Augen öffnete, fiel nur noch das schwache Licht der Abenddämmerung in die Hütte, und neben sich hörte sie die vielen Armreifen ihrer Mutter aneinander klappern.
"Mutter?"
Dem Ausruf folgte ein heiseres Husten. Ihre Kehle fühlte sich wie ausgedörrt an. Es war ihr nicht einmal möglich, ihre Spucke zu schlucken.
"Bist du endlich wieder wach?"
Die sanfte Hand ihrer Mutter schob sich unter Darnjas Nacken und hob so ihren Oberkörper etwas an. Das Gesicht der Mutter näherte sich dem ihren und küsste sie sanft.
"Endlich geht es dir wieder besser. Aber warte. Du hast sicherlich Durst."
Die Mutter reichte Darnja einen Becher mit lauwarmen Wasser, den sie mit einem Zug austrank. Danach lies sie sich wieder erschöpft auf das Fell zurücksinken. Aber sie durfte jetzt nicht einschlafen. Ihre totgeglaubte Mutter saß jetzt, in diesem Augenblick neben ihr. Ob sie Wirklichkeit war?
Darnja streckte ihre Hände aus. Ihre Mutter kam ihr entgegen und umfasste das kleine Mädchen. Darnja legte ihre dünnen Arme um den Hals der Mutter und drückte sie fest an sich. Tränen rannen über ihre Wangen. Es war alles nur ein Traum gewesen. Die Mutter lebte. Der Schamane. Der ganze Stamm. Das Unglück war nie geschehen. Vielleicht würde es auch nie geschehen.
Lange Zeit hielten sich die beiden fest umschlungen. Schließlich war es ihre Mutter, die sich von ihr löste.
"Nun ist es aber gut. Ich habe noch das Essen für dich und deine Brüder vorzubereiten. Die beiden werden bald von ihrem Jagdtraining zurück kommen."
"Ryg versucht auch Bogen zu schießen?"
Die Mutter sah sie verwirrt an.
"Natürlich. Du bist wohl noch etwas erschöpft. Ryg ist unter seinen Gleichaltrigen der beste Bogenschütze."
Ryg der beste Bogenschütze? Sie hatte viel vergessen.
"Warte noch kurz. Ich soll dir das hier von unserem Schamanen geben."
Die Mutter legte Darnja einen spitzen Gegenstand in die Hand. Nun richtete sich Darnja ganz auf, um das Geschenk des Schamanen genauer zu betrachten. Es war ein leicht gebogener Zahn mit sehr scharfen, fein gezackten Kanten.
"Du hattest das in der Hand, als man dich in der Wüste fand."
Darnja drehte den Zahn ein wenig in ihrer Hand herum, und steckte ihn schließlich in die kleine Tasche auf der Innenseite ihres Gürtels, der neben ihrem Lager lag. Dann liess sie sich wieder auf ihr Lager zurücksinken. Sie war so müde. So schrecklich müde.
*
"Darnja! Sag doch etwas! Bitte!"
Die Angesprochene öffnete langsam ihre Augen, und blinzelte erstaunt in die Sonne.
"Ryg?"
"Die Maley und Sey seien gepriesen! Ich habe dich noch rechtzeitig gefunden!"
Darnja richtete sich auf und sah sich erstaunt um.
"Wo ist die Hütte? Wo ist Mutter?"
Die Brüder sahen sich kurz an. Wyno erhob sich und entfernte sich ein wenig, während Ryg seine Schwester mit einem schmerzvollem Ausdruck ansah.
"Mutter ist tot. Genau so wie alle anderen aus unserem Stamm."
"Nein! Ich habe sie doch gesehen! Mutter, und Parón, unseren Schamanen."
"Es muss ein Traum gewesen sein."
"Aber alles war so echt. Vielleicht ist das hier nur der Traum."
Ryg liess seinen Kopf sinken und meinte mit leiser Stimme.
"Glaube mir. Ich wünschte, das alles wäre nur ein Traum."
Dann stand auch er auf und ging Wyno nach.
Darnja blieb verwirrt zurück. Was war nun Traum, und was Wirklichkeit? Wie konnte sie das noch sagen? 
Prüfend griff sie an ihren Gürtel. Erstaunt fühlte sie an einer Stelle über ihrem Hüftknochen eine kleine Erhebung. War die schon immer dort gewesen? Vorsichtig griff sie in die Tasche hinein. Und tatsächlich fand sie dort den spitzen Zahn wieder. Sie zog ihn heraus und betrachtete ihn. Es war der selbe wie in ihrem Traum. Oder war das eine Erinnerung an ihre Kindheit gewesen? Vielleicht war das alles ja tatsächlich geschehen, und der Schlangenbiss hatte Vergessenes wieder an die Oberfläche ihres Bewusstseins geführt.
Darnja hob ihre linke Hand. Sie war zu einer Faust verkrampft. Mit etwas Anstrengung konnte sie ihre Finger lösen. Erstaunt starrte sie auf das, was darin lag. Es war ein ähnlicher Zahn, wie sie ihn eben aus dem Gürtel geholt hatte. Sie betrachtete ihn eingehend. Tatsächlich schien er ein genaues Gegenstück zu sein. Vorsichtig legte sie ihn zu dem anderen Zahn. Und plötzlich begannen die beiden zu verschmelzen. Darnja unterdrückte einen überraschten Aufschrei und wollte die beiden Schlangenzähne fallen lassen. Doch sie konnte sich nicht bewegen. Immer weiter verschmolzen sie miteinander, bis sie ein leuchtendweißes, längliches Oval bildeten, in das ein paar Zeichen eingeritzt schienen. Am oberen Ende befand sich ein Loch, als wollte ihr das zusammengewachsene Amulett selbst befehlen, es um den Hals zu tragen. 
Ehrfurchtsvoll starrte Darnja auf das Oval in ihrer Hand. Welche Macht hatte es zusammenwachsen lassen? Und plötzlich, aus einer inneren Eingebung heraus, löste sie die Lederschnur, mit der sie den goldenen Schlangenkopf um ihren Hals befestigt hatte, liess das goldene Amulett heruntergleiten und fädelte statt dessen die beiden Zähne darauf. Dann steckte sie den Schlangenkopf in ihre Gürteltasche und legte sich das neue Amulett wieder um den Hals. Vorsichtig fuhr sie mit den Fingern darüber. Es schien, als würde davon eine Stärke ausgehen, die sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Es gab ihr sogar genug Kraft, um aufstehen zu können und zu ihren Brüdern zu gehen. Beiden legte sie eine Hand um die Schulter und presste sie eng an sich. Reaktionslos ließen sie es über sie geschehen. Dann legte Ryg jedoch lächelnd seinen Kopf auf ihre Schulter, und Wyno umfasste ihre schmale Schulter mit seinem Arm. So blieben die drei schweigend stehen und beobachteten, wie die Sonne sich langsam dem Horizont näherte, bis sie schließlich in ihrer nächtlichen Stellung verharrte um zu warten, bis sie am nächsten Morgen wieder in den Himmel steigen durfte.
 
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Und sicher schon bald geht's hier zum nächsten Kapitel...

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