Eigentlich ein Tag wie jeder anderer, wusste ich nicht, dass mein
Leben sich für immer verändern würde. Wie jeden Morgen stand
ich auf, ging in die Küche, schnappte mir meine Brötchen und
meine Zeitung. Dort las ich, dass die verlassene Burg im Nachbarort verkauft
wurde an irgend einen Professor.
Da fiel mir ein, dass ich schon immer mal in die Burg rein wollte,
um mich umzuschauen, was es für Gegenstände aus längst vergangenen
Zeiten da noch zu finden gab, bevor der alte Kram auf dem Müll landete
und der neue Besitzer sie zu seiner neuen Wohnung umbaute. Gedacht, gesagt,
getan. Ich rief meinen besten Freund an und fragte ihn, ob er heute abend
Lust hat auf ein kleines Abenteuer. Seine Antwort war: "Was für ein
Abenteuer? Was hast du schon wieder vor! Na ja, ich lass mich mal überraschen,
wenn ich nachher Feierabend habe, komme ich vorbei."
Abends war es endlich dann soweit. Es klingelte an der Haustür,
ich ging hin und öffnete sie, es war mein Freund Michael.
Ich zeigte ihm den Zeitungsartikel und erläuterte, was ich
vorhatte.
Er fand die Idee gut, wir packten uns zwei Taschenlampen, Funkgeräte,
stiegen ins Auto und fuhren los.
Als wir ankamen und ausgestiegen waren, suchten wir einen Weg rein
zu kommen. Schwein gehabt, eines der Fenster war kaputt. Ich entfernte
die restlichen Splitter vom Rahmen mit dem Griff der Taschenlampe.
"ENDLICH", sagte Michael, "wir sind drin. Cool, ich geh hier lang
den Gang runter, und du?"
"Ööh, mal sehn, ich gucke mir erst mal die Räume
hier an. Melde mich über Funk, wenn ich was Geiles gefunden habe."
Hinter der ersten Tür, die ich öffnete, war ein Raum mit
einen Kamin und Bilder mit irgendwelchen Typen, die schon lange tot waren,
ein riesiges Bücherregal war genau vor mir. Geil, dachte ich mir,
mal gucken, was ich da finde? Einige Bücher waren dabei, die bestimmt
schon mehrere hundert Jahre alt waren, eines davon hatte ein Zeichen oder
Symbol, das aussah wie ein Drache. Ich griff danach und wollte es mir genauer
anschauen. Als ich es in der Hand hielt, hörte ich auf einmal komische
Geräusche, der Boden zitterte leicht. "MICHAEL, SCHNELL!" rief ich
in das Funkgerät und das Regal verschob sich.
"Wo bist du? Was ist passiert?"
"Alter, wie bei Indiana Jones, ich griff nach diesem Buch und auf
einmal verschob sich das Regal, guck mal, da ist eine Treppe, lass uns
mal da runter gehen. Boa, bin ich aufgeregt, das ist soooooo Geil."
Als wir unten waren standen wir in einem Kellergewölbe, die
Wände waren voll von Hieroglyphen und in der Mitte war eine Säule
wo ein Zylinder drauf stand. Der Zylinder war mit den gleichen Hieroglyphen
versehen und hatte einen Griff. In der Wand dahinter war eine Landkarte
reingemeißelt, die aussah wie das Weserbergland nur vor hunderten
von Jahren. In der Karte war so eine Art Tempel eingezeichnet. Ich dachte
mir, da musst du ein Foto mit deinem Handy machen. Michael meinte das gleiche,
dass wir das mit einem Bild festhalten sollten. Er sagte auch noch: "Lass
uns den Zylinder auch mitnehmen, könnte noch wichtig werden, ach,
und lass uns ein Bild mit den Hieroglyphen von den Wänden zusätzlich
machen, dann können wir Checken, wie alt und was das für ne Sprache
ist."
Am gleichen Abend noch guckten wir noch auf einer aktuellen Landkarte,
wo dieser Tempel sein soll, und überlegten, für was der Zylinder
gut sein könnte. Ich kopierte das Bild auf meinem Laptop und
verglich es mit der Landkarte. "Yes!! Ich weiß jetzt. wo das ist.
Das ist bei den Klippen, ich schätze mal ne höhle oder so, das
ist das einzige, was ich mir vorstellen kann. Da gibt es nur ein Problem:
da müssen wir zu Fuß hin, erst durch den Wald und dann ein wenig
klettern!"
Michael guckte mich mit großen Augen an und meinte: "Willst
du da jetzt noch hin? Weißt du eigentlich, wie spät es ist!"
Ich antwortete ihm: "Ja, klar weiß ich das, aber ich bin voll
neugierig und wenn ich mir das heute Abend nicht noch angucke, werde ich
verrückt. Das ist so cool! Und wenn du nicht mitkommst, gehe ich eben
alleine!!!"
Michael hatte keine Lust, er musste ja morgen wieder arbeiten, also
packte ich meine Sachen, nahm mir den Zylinder, den wir gefunden hatten,
und steckte ihn in meinen Rucksack. Michael meinte nur noch: "Hey, pass
auf dich auf und wenn ich zuhause bin, kann ich noch mal im Internet checken,
was das für ne Sprache ist."
"Alles Klar", sagte ich und ging los.
Während ich zu den Klippen lief, schossen mir alle möglichen
Dinge durch den Kopf was ich da finden würde, einen Schatz, eine religiöse
Kultstätte oder ganz einfach nichts? Nach kurzer Zeit kam ich schon
an. Die Höhle musste unter der Aussichtsplattform der Klippen sein.
Ich lehnte mich über die Absperrung, um zu gucken, ob ich was sehen
konnte. Nichts! Ich schaute mich mit meiner Taschenlampe weiter um und
entdeckte hinter mehreren Büschen einen schmalen Pfad. Alles klar,
dann wollen wir mal. Ich folgte dem Pfad und kam wirklich in eine Höhle,
einer dunkeln Höhle, einer sehr sehr dunkeln Höhle, richtig unheimlich.
Ich ging weiter rein und nach cirka 100 Metern erschrak ich - vor mir tauchte
ein riesiges Tor auf mit einem Symbol, das ich nicht kannte. Es war gruselig.
Man hörte komische Geräusche und es war feucht und kalt. Ich
wollte das Tor aufschieben, aber es rührte sich nichts. Da fiel mir
auf, dass in dem Tor ein Loch war, es sah aus wie ein Türschloss oder
so was. Als ich mir das Loch genauer anguckte fiel mir ein, dass ich den
Zylinder noch hatte, den wir gefunden hatten.
Super, der Zylinder passte, aber es rührte sich nichts. Erst
als ich ihn um 180 Grad gedreht hatte, fing auf einmal das Symbol an sich
zu bewegen. Es drehte und verschob sich bis ein neues Symbol entstand,
das gleiche Drachensymbol wie auf dem Buch! Ich hatte wohl einen Mechanismus
ausgelöst und das Tor öffnete sich, plötzlich kam ein Windstoß
von hinten und man hörte ein Knurren und Zischen wie bei einer Schlange.
Mir lief es eiskalt den Rücken runter, ich packte mir meinen ganzen
Mut zusammen und ging weiter und kam in einen großen Raum, wo zwei
riesige Drachenstatuen standen. In der Mitte war ein See mit einer Insel.
Auf der Insel war eine Drachenklaue aus Stein, die aus dem Boden kam, und
oben drauf lag ein goldenes Amulett. Das Amulett war nach demselben Symbol
geformt wie auf dem Tor und dem Buch.
Ich ging zu dem See. Als ich am Rand stand bildete sich einfach
aus dem Nichts eine Brücke. Als ich über die Brücke ging,
dachte ich, dass man das Amulett für sehr viel Geld verkaufen kann
und mir meine Träume erfüllen kann! Ein High End Computer oder
besser noch einen Porsche Cayman S. Ich stand nun vor der Klaue. Als ich
mir das Amulett genauer anschaute, kam es mir so vor, als ob ich es kennen
würde. Das Amulett strahlte eine Art Aura aus. Sowas hatte ich noch
nie gefühlt, mein Hertz raste. Die Aura zog mich irgendwie magisch
an und meine innere Stimme sagte mir, dass ich das Amulett nehmen sollte.
Also griff ich nach dem Amulett und als ich es berührte fing es an
zu leuchten. Wie ein Blitz traf es mich und mir schossen tausende von Bildern
durch den Kopf, eine ungeheure Macht durchfloss meinen Körper und
alles entlud sich mit einem Knall, der mich durch den ganzen Raum warf.
Nach zehn oder vielleicht fünfzehn Minuten wachte ich auf,
mir war schwindelig, alles war verschwommen und ich hatte kein Gefühl
mehr in meinem Körper. So langsam erholten sich meine Augen und ich
bemerkte, dass ich eine Verwandlung durchgemacht hatte. Ich raffte mich
auf. Nach genauerer Betrachtung meines neuen Körpers, den ich sehen
konnte durch das Spiegelbild im See.
Schock!!! Ich hatte mich in einen Drachen verwandelt. Wie war das
möglich? Im ersten Moment dachte ich 'cool', aber die nächsten
Gedanken beschäftigten sich damit, dass ich nicht wusste, was jetzt
weiter geschehen sollte. Komischerweise verspürte ich den Drang, meinen
neuen Körper zu testen. Einfach die Höhle verlassen und eine
Runde fliegen. Also machte ich mich auf zum Eingang der Höhle, am
Ende breitete ich meine Schwingen aus und stürzte mich die Klippen
hinunter. Ja, der Start war eigentlich ganz leicht und der Ausblick der
Weser entlang war Grandios!! Von weitem konnte man das abgeschaltete Atomkraftwerk
sehen mit seinen hunderten Laternen, die das Reaktorgebäude beleuchteten,
und vor dem Kraftwerk sah man meinen Heimatort.
Ich flog im Kreis über meinen Heimatort, als Drache konnte
ich ja kaum nachhaus gehen. Ich beschloss erstmal wieder zurück zu
den Klippen zu fliegen. Auf der Aussichtsplattform landete ich und das
nicht sanft! An der Landung musste ich also noch arbeiten, aber das war
nicht mein größtes Problem. Zurück in der Höhle guckte
ich mich genauer um. Aber aus den Symbolen, die ich fand, wurde ich nicht
schlau. Langsam verzweifelte ich, musste ich ab jetzt als Drache weiter
leben?
Und wie durch ein Wunder nahm ich wieder menschliche Gestalt an.
Da war nur noch ein kleines Problem, bei der Verwandlung sind meine Klamotten
drauf gegangen. Also musste ich splitterfasernackt irgendwie nachhause
kommen, mein Gott, wie peinlich.
Gott sei Dank war es schon spät und es würde keiner mehr
wach sein in meinem Heimatort, der mich so sehen konnte. Also packte ich
meine kaputten Klamotten und den Rucksack. Beim Tor angekommen zog ich
den Zylinder wieder raus, um es wieder zu verschließen. Später
stand ich vor dem Haus, wo ich und meine Familie wohnten. Ich schloss die
Haustür auf und ging rein, auf direktem Wege ging ich in mein Zimmer
und legte mich schlafen.
Am nächsten Morgen wachte ich auf und fragte mich, ob das alles
nur ein Traum war.
© Heiko
Lange
Vor Verwendung dieser Autoren-EMail-Adresse
bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
|