Und dann nehme ich noch 10 Eier bitte, sagte ich zur Eierverkäuferin
am Marktstand. Als dieser Einkauf getätigt war, kaufte ich noch die
restlichen Lebensmittel für das kommende Wochenende ein, denn es war
schon später Freitag Nachmittag und ich wollte rechtzeitig nach Hause
kommen, denn ich erwartete noch Besuch von einem guten Freund.
Die Einkäufe waren alsbald erledigt und ich machte mich langsam
aber sicher auf den Heimweg.
Ich überlegte, ob ich nicht vielleicht etwas vergessen haben
könnte, als plötzlich ein leichter Wind aufkam und die Menschenmenge
in schreiender Panik davonlief. Sie rannten an mir vorbei und schrien:
Ein
Drache! Ein Drache!
Ein Drache? Ich schaute mich um, denn das plötzliche aufkommen
des Windes kam mir recht sonderbar vor, denn es war wolkenloser Himmel
im Hochsommer.
Und tatsächlich. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen.
Am Horizont sah ich wirklich einen bronzefarbenen Drachen von gewaltiger
Größe auf uns zufliegen. Er war mindestens 10 Meter lang und
hatte eine Flügelspannweite von ungefähr 22 Meter und sein Körper
strahlte in der untergehenden Abendsonne wie ein Diamant, den man in den
Feuerschein hält.
Er stürmte auf uns zu und ich ließ meine Einkäufe
fallen und blieb wie angewurzelt stehen, denn noch nie sah ich einen Drachen
in Natura. Eine Frau schrie mir zu: Was stehen
sie hier noch herum? Rennen sie so schnell sie können, sonst sind
sie verloren. Aber ich konnte nicht rennen, ich konnte nicht
einmal schreien. Während er auf uns zuflog, malte ich mir aus was
alles passieren würde. Aber irgendwie wirkte er nicht bedrohlich,
eher sehr ängstlich und verwirrt, und es schien, als würde er
etwas suchen. Denn sein riesiger Kopf schaute sich sehr schnell um und
während er dabei über die in Panik geratene Menschenmenge hinweg
flog, denn er war schon beträchtlich nahe, machte er keine Beute wie
ich es mir ausgemalt hatte, sondern er flog sehr unruhig und suchend umher.
Plötzlich fiel sein Blick auf mich und er hob seinen Kopf und schrie
einen kräftigen lauten Schrei aus und schoß auf mich zu.
Ich war entsetzt. Das war es dann wohl. Daß ich mal so
sterben würde, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen
nicht gedacht, sagte ich zu mir.
Der Drache war nun vor mir angekommen und ich hatte mich mit meinem
Schicksal schon abgefunden. Aber er griff nicht an, wie ich es erwartete,
sondern er landete, legte seine Schwingen an und schritt langsam auf mich
zu.
Vor mir angekommen neigte er seinen Kopf und sprach: Sei
gegrüßt Freund. Mein Name ist Greldon und ich bin auf der Suche.
Bist du derjenige, dessen Freunde dich Drachenlord nennen?
Ich war sprachlos. Er sprach zu mir. Was sollte ich sagen? Wie und
vor allem was sollte ich antworten? Ich schaute etwas verworren drein und
antwortete stotternd: J ja, d d das b bin ich. Mein ganzer Körper
zitterte, ich war verwirrt, ängstlich und glücklich zugleich,
denn eine solche Begegnung erlebt man ja schließlich nicht alle Tage.
Inzwischen haben sich einige Menschen in weiterer Entfernung herangewagt,
denn sie sahen, daß der Drache nicht angriff und waren neugierig
geworden, warum ein Drache mich aufsucht und mit mir redet.
Du mußt keine Furcht vor mir haben
mein Freund, sagte Greldon im ruhigen und gefühlvollen
Ton, Ich werde dir nichts antun, habe also keine
Angst vor mir.
Meine Nervosität legte sich etwas. Ich hob langsam meine rechte
Hand und berührte leicht seine Nasenspitze, sie war recht warm. Ihr
sucht mich? Was kann ich denn für euch tun?
Etwas äußerst wichtiges. Ich
weiß, du bist nervös, ängstlich und verwirrt. Aber bist
du bereit mit mir zu kommen? Es wird dir kein Leid geschehen, bitte vertraue
mir.
Nun stand ich da, mit der Entscheidung meines Lebens. Was sollte
ich tun? Konnte ich ihm wirklich vertrauen? Aber andererseits dachte ich
zu mir: Was hast du schon zu verlieren? Das schlimmste was dir passieren
kann, du stirbst. Und solltest du überleben, hast du sicherlich ein
einmaliges Abenteuer hinter dir.
Ich werde mit dir gehen, ich vertraue dir. Dabei wußte
ich gar nicht, was mich erwartet.
Es tut gut, das zu hören.
Nun sah man auch, wie seine Nervosität sich legte und er ruhiger wurde.
Wohin gehen wir eigentlich, oder werden wir fliegen?
Wir werden fliegen, aber nicht auf diesen
Planeten, sondern zu einem anderen.
Auf einen anderen????
Willst du nun nicht mehr mit mir kommen?
Nun sah man ihm seine Nervosität wieder an, es schien wirklich
äußerst wichtig zu sein, daß ich ihn begleite, warum auch
immer. Aber einiges war mir nicht klar. Wie seht ihr denn meinen Aufenthalt
im Weltraum vor? Ich bin nicht in der Lage im Vakuum zu atmen so wie ihr.
Greldon legte ein leichtes Grinsen auf. Sei
unbesorgt mein Freund, ich sagte ja schon es wird dir nichts geschehen.
Auch ich kann im Vakuum des Alls nicht atmen, aber wie du sicherlich weißt,
sind wir Drachen magisch begabt und ich werde um uns herum eine magische
Schutzhülle legen, die uns vor dem Vakuum schützen wird.
Nun gut dachte ich mir, das klingt vernünftig. Entschuldigt
bitte, wenn ich frage, aber wie habt ihr euch denn gedacht wie ich auf
euch reiten soll? Euer Rücken ist so groß, da kann ich mich
nicht halten, da falle ich runter. Und so wie ich mir das denke, werden
wir sicherlich eine enorme Geschwindigkeit erreichen, wie wollt ihr mich
denn da vor der Kälte schützen?
Auch daran habe ich gedacht.
Nun geschah folgendes: Greldon ging wenige Schritte zurück und konzentrierte
sich sehr stark. Plötzlich fing er an, in einem leichten bläulichen
Licht zu strahlen und auf einmal waren auf seinem Rücken so etwas
wie eine gepolsterte Haltevorrichtung und sehr warme Kleidung zu sehen.
WAU! Rief ich. Ich bin mehr als beeindruckt. Mir stand
der Mund sperrangelweit offen, denn mit solch einer Handlung hätte
ich im Traum nicht gerechnet. WAU. Fiel mir denn nichts besseres ein? Ich
hätte mich ohrfeigen können. Mittlerweile waren mehrere Menschen
um uns herum, denn sie haben gemerkt, daß von Greldon keinerlei Gefahr
ausgeht. Sie murmelten etwas. Aber was, das konnte man leider nicht verstehen.
Ich glaubte hin und wieder etwas über irgendwelche Gefahren zu hören.
Greldon schaute auf die Leute und sofort begannen die meisten langsam rückwärts
zu gehen.
Machen sie sich keine Sorgen um diesen
Herren, er steht unter meinen persönlichen Schutz. Die
Leute schauten sehr ungläubig drein. Greldon richtete sich wieder
an mich: Bitte sei so gut und lege die warme Kleidung
an und klettere auf meinen Rücken in die Haltevorrichtung, wir müssen
nun aufbrechen. Etwas mulmig war mir schon, aber ich hätte
vor Freude Saltos machen können. Wer kann schon von sich behaupten,
auf einen Drachen geflogen zu sein? Aber mit Sicherheit würde mir
die Story eh niemand glauben, bis auf die anwesenden Passanten, also behalt
ich sie lieber für mich.
Greldon ging in die Knie und half mir dadurch beim aufsteigen. Ich
zog die warmen Sachen an und kletterte in die gepolsterte Haltevorrichtung,
die etwas kompliziert anzulegen, aber sehr bequem war. Dann stand Greldon
auf und fragte mich ob ich bereit zum Aufbruch sei. In Ordnung mein
Freund, wenn du es bist, dann laß uns aufbrechen.
Plötzlich gab es einen gewaltigen Ruck und Greldon schwang
sich in die Lüfte, wodurch ich in die Polsterung regelrecht gedrückt
wurde. Ich dachte mir blieb das Herz stehen, aber es war alles in Ordnung,
es war einfach herrlich. Vor Freude stieß ich einen grellen Schrei
aus, was Greldon nicht weiter störte. Wir flogen immer höher
und höher und als wir über den Wolken waren, war um uns herum
wieder dieses leicht bläuliche Licht zu sehen.
Was du nun um uns herum wahrnimmst,
ist meine Schutzvorrichtung, um dich und mich vor dem All zu schützen.
Wir stiegen immer höher und höher und plötzlich wurde
es schwarz um uns herum, denn wir waren nun in der Stratosphäre der
Erde angelangt. Und wirklich, mir war warm und ich bekam genügend
Luft zum atmen. Greldon nahm eine gerade Haltung ein und plötzlich
legten wir eine Geschwindigkeit zurück, die unglaublich war. Ich schaute
hinter mir und die Erde wurde immer kleiner, bis sie nach wenigen Augenblicken
nur noch ein kleiner Punkt war. Aber diese Geschwindigkeit kam nicht durch
Greldons Schwingen, denn sie waren angelegt, sie schien ebenfalls magisch
zu sein.
Wie lange werden wir denn unterwegs sein?
Es dauert nicht lange, wir sind in wenigen
Minuten da.
Wohin fliegen wir wenn ich fragen darf?
In eine weit entfernte Galaxie, die euch
nicht bekannt ist.
Warum soll ich denn nun mit euch mitkommen?
Es geht um unsere Königin, sie ist
sehr schwer verletzt und wir alle hoffen, daß du ihr helfen kannst.
Warum glaubt ihr, daß ICH euch helfen kann? Wie könnt
ihr sicher sein, daß ich der richtige bin?
Nun, wenn mich nicht alles täuscht,
dann interessierst du dich doch für uns Drachen oder irr ich mich
da?
Woher wißt ihr das?
Wir haben dich beobachtet. Seit mehreren
Jahren studierst du uns nun schon eingehend und da haben wir dir die Chance
gegeben uns zu treffen, denn wir sind der Meinung, du hast das Wissen und
die Gabe dafür und das Herz am rechten Fleck.
Ich war sichtlich gerührt. Da wählen Drachen einen Menschen
aus um ihnen zu helfen. Hoffentlich werde ich nicht überfordert sein
mit dieser Aufgabe. In Medizinischer Versorgung kennst du dich zwar etwas
aus, aber Drachenanatomie ist dir so gut wie unbekannt. Ich überlegte
kurz und sagte: Ich werde mein möglichstes tun um eurer Königin
zu helfen. Was genau ist ihr denn zugestoßen?
Das wird sie dir selbst genauestens erzählen,
denn ob du es glaubst oder nicht mein Freund, aber ich bin eigentlich nur
so etwas wie ein Dienstbote der Königin.
Ein Dienstbote? dachte ich zu mir. Was ich immer bisher gelesen
habe, so dachte ich, daß Drachen immer freilebende Wesen wären
und nicht eines Königs oder einer Königin Untertan. Greldon muß
meine Gedanken gelesen haben, denn er sprach:
Wir stehen der Königin übrigens
freiwillig im Dienst. Wer ihr nicht dienen möchte, wird dazu auch
nicht gezwungen.
Seit ihr nicht imstande euch selbst zu
regieren?
Oh doch, das sind wir, nur ist unsere Königin
die mächtigste Drachin bei uns und so können wir uns rechtzeitig
gegen Gefahren aller Art schützen und besser an Nahrung herankommen,
denn sie hat ein außergewöhnliches Gespür dafür, wo
man die beste Nahrung findet. Ich grübelte über Greldons
Erzählungen nach. Wenn sie die mächtigste Drachin wäre,
wieso hat sie sich dann nicht selbst schützen können? Ich machte
mir einfach zu viele Gedanken. Also entspannte ich mich und wartete das
Ende der Reise ab.
Wir erreichten nach insgesamt 20 Minuten den Planeten. Er war feuerrot
und glühte strahlend hell wie eine Sonne. Greldon hatte seine normale
Geschwindigkeit angenommen, seine Schwingen ausgebreitet und steuerte auf
diesen glühenden Planeten zu. Bitte tragt meine Neugier nicht allzusehr
nach, aber werden wir nicht verbrennen wenn wir in die Atmosphäre
dieses Planeten hineintauchen?
Greldon lachte heftig. Ha ha ha, nein,
nein mein Freund, dies ist eine weitere Schutzvorrichtung, eine magische
Illusion, die von uns allen ausgeht, da einer allein eine solch mächtige
Illusion niemals allein aufbauen könnte, denn wir wollen gerne unentdeckt
bleiben und eure sogenannten Teleskope können unsere Illusion nicht
durchdringen, so daß ihr Menschen denken tut, dies sei nur ein glühender
Planet.
Raffiniert mein Freund, wirklich raffiniert. ich würde meinen
Hut vor euch ziehen, wenn ich einen tragen würde. Greldon grinste
und tauchte nun durch diese Illusion hindurch.
Als wir die Illusion passierten, offenbarte uns eine herrlich grüne
Pracht, die ihres gleichen sucht. Dichtes Waldgebiet, riesige Grünflächen
und glasklare Seen, aus denen man hätte trinken können.
Willkommen auf unseren Planeten,
sagte Greldon.
Ich bin begeistert mein Freund. Nie hätte ich eine solch
schöne Naturvegetation erwartet. Solch eine Reinheit ist beeindruckend,
in der Tat. Aber wo ist denn nun eure Königin? Ihr sagtet doch sie
wäre schwer verletzt. Ich will sie mir ansehen, damit ich ihr schnellstmöglich
helfen kann.
Sie wartet schon auf dich bei ihrer Höhle
in unseren Berggebieten mein Freund und wir werden uns sofort auf den Weg
machen. Greldon flog nun ziemlich schnell und wir erreichten
die Berge rasch. Zwischendurch begegneten wir dem einen oder anderen Drachen
und sie begrüßten sich aufmerksam und freundlich. Einer kam
sogar auf uns zu und flog plötzlich neben uns her. Er war etwas kleiner
als Greldon und wirkte auch wesentlich jünger.
Ist das der auserwählte nachdem du
gesucht hast, Greldon? fragte der Drache. Er sah sehr besorgt
aus und zeigte starke Emotionen von Traurigkeit.
Ja, das ist er Bardo. Er soll unsere Königin
heilen, auf das sie wieder gesund werde. Der Drache nickte mir
zu und ich tat das gleiche, worauf er mich längere Zeit musterte,
sich dann abwandte und seine Richtung wieder einschlug, die er hatte, bevor
er auf uns zukam.
Greldon landete nach wenigen Minuten bei der Höhle der Königin,
kniete sich nieder und half mir dadurch beim absteigen, nachdem ich die
Haltevorrichtung abgelegt hatte. Greldon zeigte auf die Höhlenöffnung.
Gehe
nun mein Freund und hoffen wir alle auf das Beste.
Kommst du nicht mit?
Nein, ich würde mir nur noch mehr
Sorgen machen als ich eh schon habe.
Und so schritt ich auf die Höhle zu mit einem klammen Gefühl
in der Magengegend. Was wird mich erwarten? Wie reagiere ich? Kann ich
der Königin helfen? All das schoß mir durch den Kopf und in
meinen Adern pulsierte das Blut wie noch nie.
Als ich in die Höhle kam, war es zuerst finster, aber ich vernahm
einen Lichtschein am Ende des Ganges, also folgte ich ihm. Dort angekommen,
machte die Höhle eine Biegung nach links. Als ich um die Ecke bog,
sah ich die Königin.
Ich kann es kaum beschreiben was ich da sah. Sie war eine unglaubliche
Schönheit, schneeweiß und hatte ungefähr eine Größe
von 12 Metern, also größer als Greldon. Ich ging ganz langsam
und vorsichtig auf sie zu, denn sie schien zu schlafen, so hoffte ich zumindest.
Vor ihr brannte ein Feuer, daher kam also der Lichtschein. Während
ich auf sie zuschritt, öffnete sie plötzlich die Augen und erschrak.
Sie zog den Kopf zurück, stand auf und wimmerte dabei. Sofort ging
ich in die Knie und rührte mich nicht weiter, damit sie sieht, daß
von mir keine Gefahr ausgeht. Seit unbesorgt Hoheit, ich will euch nichts
böses. Euer Bote Greldon hat mich gebracht um euch zu helfen, er wartet
vor eurer Höhle.
Greldon sagst du? Dann mußt du derjenige
sein, nach dem ich suchen ließ, den man Drachenlord nennt!
Die Königin sank zusammen und man konnte ihr die Schmerzen
ansehen. Aber Hoheit, ich...
Nenn mich Windfang! Sagte sie.
Komm
unbesorgt näher.
Ich ging auf sie zu mit einem beklemmenden Gefühl in der Magengrube
und sprach: Ich hoffe, Windfang, ihr seid euch meiner Kenntnisse über
euch bewußt, denn ich habe zwar sehr viel über euch gelesen
und gelernt, aber noch nie einen von euch behandelt, geschweige denn in
Natura gesehen, bis mir Greldon begegnete.
Ich weiß das, trotzdem setze ich
größtes Vertrauen in dich. Denn keiner hat sich so intensiv
mit uns beschäftigt wie du. Auch weiß ich, was du schon alles
auf dich genommen hast um uns zu studieren und was du schon alles in deiner
Laufbahn hast einbüßen müssen, daher bin ich überzeugt,
dir eine Chance geben zu können uns zu bewähren.
Ich fühle mich sehr geehrt, daß ich der auserwählte
sein soll, Windfang. Wie kann ich euch helfen, denn ich sehe, ihr seid
vom Schmerz gepeinigt.
Windfang hob ihren linken Flügel und kniff dabei die Augen
zusammen. Jetzt erst konnte ich sehen, warum sie solche Schmerzen hatte.
Fast ihre gesamte Flügelmembrane hing in Fetzen hinunter. Mir wurde
ganz anders. Ich glaub, ich wurde kreidebleich. Kannst
du mir helfen?
Laßt mich die Wunde bitte näher betrachten. Haltet
euren Flügel bitte etwas weiter runter wenn es geht, damit ich eure
Wunde näher betrachten kann. Ich schaute mir die Wunde eingehend
an und bemerkte, daß Windfang sich die Wunde während des Fluges
zugeführt hatte. Wie ist denn das passiert?
Windfang schaute mich an. Es geschah, als
ich nach Beute Ausschau hielt.
Ich war verwundert. Ihr geht selbst auf die Jagd? Habt ihr dafür
nicht eure Diener?
Ja, aber die Jagd verschafft mir ausreichend
Bewegung die ich jeden Tag aufs neue nutze, außerdem macht sie mir
sehr viel Spaß. Fürchte dich aber nicht, wir halten nur nach
tierischer Beute Ausschau.
Ich grinste und auch Windfang ließ ein Lächeln erblicken.
Nun,
ich habe immer die Theorien über euch verworfen, daß ihr nur
Jungfrauen verspeist und sonstigen Unsinn. Ich denke schon, daß ich
euch helfen kann Windfang. Habt ihr hier Wälder in denen Kräuter
wachsen?
Oh ja, nach eurer Meßeinheit sind
es nur 40 Kilometer westlich von hier.
Bitte seid unbesorgt, ich werde euch nun für kurze Zeit
verlassen müssen, aber ich werde so schnell wie möglich wieder
hier sein.
Bitte beeile dich, die Schmerzen sind nahezu
unerträglich.
Das verstehe ich gut und ich werde schnell wieder bei euch sein.
Ich machte mich schnellstens auf den Weg zu Greldon. Greldon, wir müssen
schnellstens zu euren Kräuterwäldern, 40 Kilometer entfernt in
westlicher Richtung. Aber vorher brauche ich eine Feuerstelle und darüber
einen großen Kessel mit Wasser. Kannst du mir das herbeischaffen?
Greldon nickte. Wie steht es um die Königin?
Windfang geht es den Umständen entsprechend. Bei ihrem linken
Flügel ist die Flugmembrane sehr stark beschädigt, aber sie läßt
sich wieder richten. Zum Glück sind keine Knochen gebrochen, denn
das wäre deutlich schlimmer. Wir müssen uns beeilen Greldon,
die Zeit drängt.
Und schon war die Feuerstelle bereit gewesen. Ich
bin sehr geschwächt mein Freund. Die Magie und die langen Flüge
haben mich sehr müde gemacht, ich brauche dringend etwas Ruhe, sonst
können wir leider nicht aufbrechen.
Es tut mir Leid, das habe ich ganz vergessen. Wie lange wirst
du Ruhe benötigen, damit wir schnellstmöglich aufbrechen können?
Ich brauche mindestens 4 Stunden Schlaf,
damit ich mich etwas erholen und meine Magie sich regenerieren kann.
Nun, Ich denke das wird sich einrichten lassen. Ich werde in
der Zwischenzeit wieder zu Windfang zurückkehren, damit sie etwas
Gesellschaft hat. Greldon nickte, legte sich hin und schlief
sofort ein. Ich ging daraufhin wieder in die Höhle zu Windfang zurück.
Windfang hob ihren Kopf und strahlte. Du
bist schon zurück mein Freund? Das ging aber schnell.
Bitte verzeih mir Windfang, aber Greldon teilte mir mit, er bräuchte
dringend etwas Ruhe, damit er sich erholen und seine Magie sich regenerieren
kann.
Oh, ich verstehe. Erwähnte er wie
lange?
Greldon meinte, daß er mindestens 4 Stunden Ruhe bräuchte.
Windfang
ächzte und legte sich flach auf den Boden. Ich denke, ihr solltet
auch etwas schlafen, sofern es geht, der Schlaf würde euch sicherlich
guttun. Windfang seufzte und schloß die Augen. Hoffentlich mache
ich auch alles richtig, dachte ich zu mir. Auch ich merkte, daß mich
Müdigkeit überkam, also nutzte ich die Zeit und schloß
die Augen.
Wach auf mein Freund.
Hmmm? Windfang stupste mich mit ihrer Nasenspitze an. Sofort
begriff ich, daß ich nicht geträumt habe, sondern alles wahr
war. Ich sprang auf. Sind die 4 Stunden schon um? Wie geht es dir?
Die 4 Stunden sind vorüber und mir
geht es nicht gut, ich habe starke Schmerzen, bitte unternimm etwas.
Ich eilte nach draußen. GRELDON! Ich eilte zu ihm und
rüttelte an seinem Kopf, bis er erwachte. Wir müssen sofort
aufbrechen, Windfang geht es immer schlechter. Der Kräuterwald liegt...
40 Kilometer westlich von hier, ich weiß.
Entschuldige bitte.
Schon gut. Komm, steig auf, wir brechen
sofort auf.
Nach wenigen Flügelschlägen waren wir auch schon angekommen.
Es lag ein merkwürdiger Geruch in der Luft. In Ordnung Greldon,
nun höre mir bitte sehr gut zu. Bist du in der Lage mit meinen Augen
zu sehen?
Ja, aber warum?
Nun, dir die notwendigen Pflanzen und Kräuter zu beschreiben,
würde zu lange dauern. Und wir haben einfach nicht die Zeit um bei
jeder notwendigen Pflanze und Kräutern zu landen und sie einzusammeln,
denn Windfang geht es sehr schlecht und sie wird schwächer. Also wenn
du mit meinen Augen siehst und ich die entsprechenden Pflanzen oder Kräuter
sehe, blinzelte ich 2 mal und du schaffst sie bitte magisch in den Kessel
vor Windfangs Höhle. Ist deine Magie dafür ausreichend?
Ja, das sollte kein Problem sein.
Also gut, dann fliege bitte langsam und dicht über den Pflanzen
hinweg, damit ich genau beobachten kann. Ich merkte plötzlich,
wie Greldons Gedanken in meinen Kopf übergingen und auf einmal sah
ich durch Greldons Augen. Was für eine Macht, dachte ich zu mir.
20 Minuten waren inzwischen vergangen und wir hatten schon eine
Menge Pflanzen und Kräuter gefunden, die notwendig sind, um Windfangs
Verletzung zu heilen und vor allem ihre Schmerzen zu lindern. Greldon wurde
langsam ungeduldig. Wie lange müssen wir
denn noch hier kreisen?
Bitte beruhige dich mein Freund, ich tu was ich kann. Aber euer
Kräuterwald ist so stark bewachsen, daß es leider nicht schneller
geht. Bitte bringe schon mal das Feuer unter dem Kessel in Brand, damit
sich aus den Zutaten ein Sud ergibt, der, wenn er abgekühlt, zu einem
Brei wird, damit ich den auf Windfangs Verletzung auftragen kann.
Ich hoffe du weißt was du tust,
sagte Greldon und wir flogen von nun an schweigend dahin, da die Beobachtungen
meine gesamte Aufmerksamkeit verlangte.
Weitere 10 Minuten waren vergangen und endlich hatten wir die notwendigen
Kräuter und Pflanzen zusammen, die ich brauchte. Bitte kehre nun
zu Windfangs Höhle zurück, die notwendigen Zutaten sind nun alle
beisammen. Wie sieht es mit dem Feuer aus?
Es brennt und der Inhalt des Kessels brodelt
schon.
Sehr gut. Bitte nimm noch eins dieser riesigen Blätter von
dem Gummibaum dort mit, denn ich brauche etwas, um den Brei auftragen zu
können. Greldon flog über einen Gummibaum mit sehr großen
Blättern und schnappte sich mit seinen Klauen eines dieser riesigen
Blätter, ohne es zu beschädigen. Danach machte Greldon sich auf
den Rückflug.
Bei Windfangs Höhle angekommen, sprang ich von Greldons Rücken,
ohne seine vollständige Landung abzuwarten. Ich schnappte mir das
Blatt, kontrollierte den Inhalt des Kessels und war sehr zufrieden. Die
breiige Masse war genau richtig um aufgetragen zu werden. Keine Minute
zu früh, dachte ich zu mir. Ich nahm das Blatt und schöpfte eine
große Menge des Breis damit.
Als ich Windfang erreichte, hatte sie ihre Augen geschlossen und
eine bleiche Farbe angenommen. NEIN, das darf nicht sein, schrie
ich, denn Windfang rührte sich nicht. Ich ließ das Blatt fallen,
rannte auf sie zu und berührte sie, denn sie schien tot zu sein, aber
sie hatte noch Körpertemperatur. Windfang öffnete die Augen und
schloß sie daraufhin gleich wieder. Ich rannte zu ihrem linken Flügel
und bestrich vorsichtig die Wunde mit der breiigen Masse und rannte einige
Male hin und her, bis die komplette Wunde abgedeckt war. Danach rannte
ich zu Greldon. Bitte, Greldon, ich brauche etwas zum verbinden.
Wie geht es ihr?
Sie rührt sich nicht mehr...
WAS? Schrie Greldon und ich
bekam plötzlich etwas Angst...
Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Bitte, ich
brauche etwas zum verbinden. Weißt du was ich meine?
Nicht direkt.
Dann transferiere deine Gedanken in meine und du weißt
was ich meine. Greldon schien wieder im leichten Blau, aber er schien
etwas heftig mit der Gedankentransfusion vorzugehen, denn ich spürte
plötzlich starke Schmerzen in meinem Kopf. AU, das tut weh.
Wir müssen uns beeilen, wir haben
keine Zeit vorsichtig zu sein.
Ich stellte mir breite Mullbinden vor und schon waren sie neben
mir aufgetaucht. Daraufhin löste Greldon seine Gedankenverbindung
mit mir.
Danke Greldon, sagte ich und rannte eiligst zu Windfang.
Bei ihr angekommen, verband ich vorsichtig ihren linken Flügel und
war fix und fertig mit den Nerven und mit meinen Kräften. Ich ging
zu Greldon und berichtete, daß ihr Flügel verbunden wäre
und wir jetzt nur noch abwarten können, was passiert. Daraufhin sank
ich vor Erschöpfung zusammen und fiel sofort in einen tiefen Schlaf.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich in Windfangs Höhle. Ich schaute
in ihre Richtung und stellte fest, daß ich neben ihr lag, Greldon
muß mich zu ihr geschafft haben. Ich bemerkte, daß sie atmete
und ihre gewöhnliche Farbe langsam wieder zurückkehrte. Ich ging
auf sie zu und berührte sie am Hals. Windfang? Nichts. Sie
schien einen festen Schlaf zu haben. Windfang? Könnt ihr mich hören?
Sie öffnete die Augen und sah mich an. Ich
bin dir zu großem Dank verpflichtet mein Freund, du hast mir das
Leben gerettet.
Ihr braucht mir nicht zu danken, ich habe euch gerne geholfen.
Bitte wartet kurz auf mich, ich bin gleich wieder zurück. Ich
eilte nach draußen, lief zu Greldon, jubelte und fiel ihm um den
Hals. Sie ist auf den Weg der Besserung, wir haben es geschafft.Das
ist ja wundervoll. Laß uns zu ihr gehen.
Als wir wieder bei Windfang waren, verneigte sich Greldon und Windfang
nickte ihm zu. Bitte erzählt mir doch nun, was genau passiert ist,
warum ihr euch so verletzt habt.
Windfang legte sich hin. Wie ich schon
erwähnte, war ich auf der Jagd. Um es für dich verständlich
zu machen, ich jagte ein Rindähnliches Tier, aber es hatte ein Fell,
das einem Schaf sehr ähnlich ist und diese Tiere sind auch schneller
als normale Rinder. Nun, als ich das Tarx verfolgte, rannte es in eine
Felsspalte und ich flog hinterher. Dort angekommen, bog es nach links ab.
Als ich um die Ecke flog, ragte vor mir eine Felswand auf. Ich wollte ausweichen,
aber ich war zu schnell und während ich abdrehte, riß ich mir
an den scharfen Felsen meine Flügelmembrane auf. Leider konnte ich
nicht rechtzeitig meine Schutzvorrichtung aktivieren, die du ja schon kennengelernt
hast, als du mit Greldon zu mir geflogen wurdest Ich schleppte mich hierher
zurück und ließ Greldon nach dir suchen.
Ihr habt verdammt großes Glück gehabt. Ihr könnt
froh sein, daß ihr noch alle Knochen heil habt.
Wie kann ich dir nur jemals danken für
deine Rettung?
Ich erwähnte schon, das ist nicht notwendig. Daß ich
Gewißheit habe daß ihr existiert, reicht mir schon. Lange Zeit
habe ich nach euch Ausschau gehalten, aber niemals auch nur die leiseste
Spur entdeckt, bis Greldon mich aufsuchte, was ein einmaliges Erlebnis
war. Eigentlich sollte ich euch danken und nun laßt mich bitte noch
mal euren Flügel sehen. Windfang neigte ihren Flügel mir
zu und ich schaute mir die Arbeit noch mal genauestens an. Sieht sehr
gut aus, allerdings werdet ihr eine ganze Weile nicht mehr fliegen können,
bitte bedenkt das. Unternehmt auch in den nächsten 3 Wochen keine
Flugversuche, sonst wird die Wunde erneut aufbrechen. Auch bitte ich euch,
einige Zeit nicht auf die Jagd zu gehen, damit nicht weitere Komplikationen
auftreten können. Laßt euch während der Heilung das Essen
bringen. Es wäre unklug, weitere Risiken herauszufordern. Ich
schaute Greldon an und er nickte mir zu, denn er hatte verstanden. Von
nun an ist er eine Weile für Windfang verantwortlich. Meine Arbeit
hier ist getan. Was euren Verband betrifft, so hoffe ich, daß Greldon
mich in einigen Wochen ein weiteres mal holen wird, damit ich nach euch
schauen kann.
In 4 Wochen werde ich erneut nach dir schicken
lassen und Greldon wird dich dann abholen.
So sei es. Mit eurer Erlaubnis werde ich mich von euch nun verabschieden,
denn ich muß wieder in meine Heimat. Ich bin nämlich berufstätig
und will das auch weiterhin bleiben.
Das verstehen wir natürlich. Greldon,
bitte sei so gut und bringe unseren Drachenfreund wieder nach Hause, er
wird schon bald wieder bei uns sein.
Greldon verneigte sich und ich tat das gleiche. Windfang erwiderte
die Geste und wir gingen nach draußen. Greldon ging in die Knie,
ich stieg auf, zog die Sachen wieder an und legte die Haltevorrichtung
an. Kurz darauf erhob sich Greldon und flog zu der Stelle, an der wir angekommen
waren. 300 Meter über dem Boden machte Greldon plötzlich halt,
drehte sich um 180 Grad und deutete nach unten. Was für ein Anblick
offenbarte sich uns. Unter uns waren hunderte von Drachen in den verschiedensten
Farben und Größen. Sie erhoben sich in mehreren Formationen
in die Luft und schrien und spien uns ihren Feueratem entgegen, als Zeichen
der Anerkennung und Dankbarkeit.
Für dich mein Freund, denn du hast
es geschafft, unsere Königin zu retten. Dies ist ein Zeichen der Anerkennung
und du bist uns jederzeit willkommen.
Vielen Dank mein Freund, ich freue mich schon auf das nächste
mal.
Und somit brachte Greldon mich in meine Heimat und setzte mich da
ab, wo er mich aufgesucht hatte. Auf bald mein
Freund, ich freue mich schon auf unser nächstes Zusammentreffen.
Auch ich freue mich sehr darauf Greldon. Leb wohl, bis zu unserem
nächsten Treffen.
Und somit verabschiedete sich Greldon, indem er sich tief verbeugte,
sich in die Lüfte erhob und ich schaute ihm hinterher, bis ich ihn
nicht mehr sehen konnte. Danach machte ich mich auf den Heimweg und freute
mich auf mein Bett, denn ich war unglaublich müde nach diesem Abenteuer.
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