Die Dunklen von Tobyas Durant

Der Ort, an den ich euch jetzt führe,
ist ohne Freude, ohne Leid.
Denn kein Mensch ist je hier gewesen.
Hier residiert die Dunkelheit.

Gezackte Felsen, über Klippen
führen mich an diesen Ort.
Zur ewig während` Dunkelheit
der Unterwelt, des Bösen Hort

Durch steinerne Portale seh ich
verschwomm`ne Formen wundersam.
Länder von Feuer, neue Welten
und and`re schon im Untergang.

Von fern hör ich gedämpfte Schreie
von großen Bestien und Dämonen,
die in den niedren Schattenwelten
und Alptraumreichen wohnen.

So geh ich meinen düstren Pfad.
Einsamkeit in Herz und Sinn.
Mein Ziel hab ich bereits vergessen.
Schweigend gehe ich dahin.

Dann komme ich an eine Brücke
schwärzer noch als die Nacht.
Unter mir ein Lavastrom.
Ich geh hinüber unbedacht.

Dann weiß ich es, wieso mein Sinn
mich hier runter geführet hat.
Ich seh die Tore von Ult`Natha,
der großen Dunkelelfen-Stadt.

Seltsam vertraut kommt sie mir vor,
als wär es gestern erst gewesen,
dass ich mich losgesaget hab
von diesen dunklen Wesen.

Weiß nicht genau, was ich hier will,
schließlich ist es nicht mehr mein Volk.
Um mich herum ist`s seltsam still.
Ich klopfe an, ohne Erfolg.

Schwermut senkt sich auf mein Herz.
Will grade wieder gehen.
Da hör ich die vertraute Stimme
und bleib erschrocken stehen.

Ich erblicke hinter mir
eine Dunkelelfen Dame.
Meine kleine Schwester.
Irlaja ist ihr Name.

Sie blickt mich lange schweigend an.
Sie ist blass wie aus dem Norden.
Und ich sehe, aus Irlaja
ist eine junge Frau geworden.

Nach langer Zeit nicke ich ihr zu
und frag, wie es ihr geht.
Sie sagt, es geht ihr wunderbar,
weil sie hier unten lebt.

Dann blicke ich in ihr Gesicht.
Nur noch kalte, verfall`ne Züge.
Und dass es ihr hier prächtig geht,
ist eine glatte Lüge.

Nach langer Zeit, da fragt sie mich
plötzlich ganz unbefangen:
"Warum bist du ohne ein Wort
hier einfach fortgegangen?"

Die Antwort fällt mir unendlich schwer.
Dabei ist sie so wichtig.
Und dann beschränke ich mich auf ein:
"Was ihr macht, ist nicht richtig."

"Was du gemacht hast, das war falsch!"
schreit sie mir ins Gesicht.
"Ich morde vielleicht und töte,
doch verleugne meine Wurzeln nicht!"

Ich blicke traurig auf den Boden 
und dann in ihre kalten Augen.
Ich seh keine Gefühle drin.
Langsam muss ich es wohl glauben.

Das da ist nicht mehr meine Schwester.
Nur eine Kreatur der Dunkelheit.
Und dass ich daran nichts ändern kann,
tut mir in der Seele leid.

Ich frag: "Wo ist mein Bruder Lorth?"
"Um ihn ist`s schlecht bestellt.
Noch ist er hier an diesem Ort,
doch bald schon in der Schattenwelt!"

"Es ist eben viel passiert,
seit du fortgegangen bist.
Doch sei beruhigt, denn keiner ausser mir
hat dich bereits vermisst."

Sie sagt: "Noch hast du Zeit, mein Bruder.
Zeit, zurückzukommen.
Geh mit mir jetzt in diese Stadt
und sei wieder willkommen."

Traurig schüttle ich den Kopf:
"Nein, es geht nicht mehr.
Selbst wenn ich wollt, wärs mir unmöglich.
Doch ich vermiss euch alle sehr."

Hasserfüllt blickt sie mich an:
"Dann scher dich besser fort!
Denn nun bist du nicht mehr willkommen
an diesem schönen Ort"

Traurig wende ich mich ab.
"Du weißt, wie sehr ich dich jetzt hasse!"
ruft Irlaja, "und jetzt renn!
Bevor ich dich noch töten lasse!"

Schweigend gehe ich zurück.
Bin leer und ausgebrannt.
Einen Verräter, einen Lügner
hat sie mich genannt.

Ich geh zurück zur Oberfläche
und seh das Lichtermeer.
Doch der Schatten in meiner Seele
verschwindet nimmermehr.
 

© Tobyas Durant
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