Der Troll von Tobyas Durant

Im fahlen Dunst liegt noch Khorinis.
Der Tag hat grad die Nacht besiegt.
Der Tau liegt auf den grünen Wiesen.
Das Gras sich leicht im Winde wiegt.

Da schält sich aus dem Dunst des Morgens
das alte Lager schon geschwind
Die Kolonie liegt ohne Sorgen.
Es weht ein lauer Morgenwind.

Nur einen sieht man in der Wildnis.
Er marschiert zum Orkgebiet.
Der Krieger Bark, er ist der erste,
der heut den Sonnenaufgang sieht.

Schweigend geht er, stets nach Norden
mit einem teuflisch kühnen Plan:
Den großen Troll heut zu besiegen,
Dabei sein magisch Talisman.

Vielleicht wird er ihm Glück verleihen,
dass er den Morgen noch erlebt.
Sonst tritt er in des Todes Reihen.
Und nie mehr sich im Grab erhebt.

Er folgt dem Pfad zu den Ruinen,
den letzten Mauern des Kastell.
Denn dort wird er die Bestie finden
und sein ungleiches Duell.

Schon steht er in der Festung drinnen.
Nur noch verfallne Mauerstücke.
Sieht hinter den zerstörten Zinnen
die alt vertraute Hängebrücke.

Und dann erblickt er einen Schatten,
der langsam die Gestalt erlangt,
eines unheimlichen großen Tieres.
Dass jeder um sein Leben bangt.

Doch Bark erblickt ihn ohne Schrecken,
zieht seinen Bogen ohne Hast.
Der Troll wird ihn alsbald entdecken,
seinen ungebetnen Gast.

Da nimmt der Krieger seinen Bogen
und legt den ersten Pfeil bereit.
Ihn legt er auf des Bogens Sehne,
ist für den ersten Schuss bereit.

Der Pfeil fliegt zischend auf den Troll,
der viel zu langsam seitwärts schaut.
Er grunzt verwundert, denn der Pfeil
steckt drinn in seiner Lederhaut.

Nun hat der Troll den Mensch entdeckt.
Sein Gebrüll ist weit zu hören.
Er blickt herab auf das Insekt,
das es wagt, ihn hier zu stören.

Er türmt sich auf, macht sich noch größer,
als er schon vorher war.
Sein Blick ist noch um Weiten böser,
als ihn jemals einer sah.

Er setzt sich langsam in Bewegung,
stürmt auf den Menschenkrieger zu.
Doch dieser zeigt gewandte Regung
und zieht sein Schwert im Nu.

Die Erde zittert, als des Trolles
Pranken über Felsen brettern.
Mit einem Brüllen naht er schon, 
bereit, den Menschen zu zerschmettern.

Der Krieger ist bereit zur Schlacht
mit dem hünenhaften Troll.
Sein großer Plan ist gut durchdacht.
Schon lange hegt er tiefen Groll.

Schon naht der Troll auf wenig Meter
und wirft sich auf den Menschensohn.
Der weicht zurück und kalter Stahl
empfängt den Troll mit beißend Hohn.

Der Troll brüllt auf, vor Schmerz und Wut.
Schlägt nach dem Menschenkrieger.
In seinen Augen helle Glut.
Es zeigt sich noch kein Sieger.

Doch Bark weicht aus und bohrt das Schwert
in den Rumpf des Troll.
Der Troll brüllt und der Boden saugt
mit dunklem Blut sich voll.

Bark der Mensch hat Blut geleckt,
fügt tiefe Wunden zu.
Sein Schwert ist schon von Blut befleckt.
Er lässt dem Troll kein´ Ruh.

Doch diesmal trifft der Troll sein Ziel,
als er ihn attakiert.
Der Schlag trifft auf den Schulterschild,
dass Bark sein Schwert verliert.

Der Mensch schreit auf, voll kaltem Schmerz.
Der Arm ist schlimm gebrochen.
Voll Agonie starrt er mit Graus
auf den zerstörten Knochen.

Doch er steht auf, ergreift den Dolch
mit der heilen Rechten.
Und auf den nächsten Schlag vom Troll
muss er zur Seite hechten.

Doch dann geschieht ein Wunderding.
Der Talisman erhellt,
von magisch Feuer rot umkranzt,
ihm in die Hände fällt.

Und Flammen züngeln um das Ding,
die boßhaft Funken schlagen.
Und Bark weiß, dass er jetzt vermag,
den Troll damit zu schlagen.

Die Flammen schießen auf den Troll
und hüllen ihn in helle Glut.
Der Troll stöhnt auf, schlägt wild um sich,
blind vor Schmerz und Wut.

Die Flammen hüllen ein den Troll.
Umschlingen ihn alsbald.
Ein letzter schmerzerfüllter Schrei,
der auf dem Berge hallt.

Und Bark steht bei dem brennend Troll
und sieht, was er vollbracht.
Er fühlt die Kräfte der Magie.
Eine ungeheure Macht.

Bark steht da wie angewurzelt,
das war fürwahr nicht klug.
Der Troll kippt nach vorn 
und Bark der Krieger ist nicht schnell genug.

Der Troll begräbt ihn, reißt ihn mit.
Quetscht Bark, den Menschen, tot
und beide Kontrahenten liegen 
in einer Lache rot.

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Am Abend liegt die Kolonie
so still wie noch am Morgen.
Doch bei den Resten des Kastell,
da liegen sie verborgen.

Die beiden Feinde, nun geeint
durch des Todes Hand.
Längst ist der große Trollkadaver
kalt und abgebrannt.

Jetzt fragt ihr euch, müsste nicht Bark der Mensch
den Kampf gewonnen haben?
Nun kann sich doch des Todes Gier
auch an der guten Seele laben.

Nun frag ich euch, wer ist der Gute
in diesem grausam Streich?
Niemand, sag ich, bei meinem Blute.
Im Tode sind sie alle gleich.
 

© Tobyas Durant
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