Verrat von Dragon Whelp

Er war einmal ein Held. Vor langer Zeit. Schon in seiner Jugend hatte er davon geträumt, so zu werden wie sie: In schillernder Rüstung gegen das Böse zu kämpfen. Ein Ritter.
Er hatte das harte Training absolviert und wurde letztendlich zum Ritter geschlagen. Durch seinen Einsatz in der Schlacht um Burg Sagan wurde er zum Helden. Ihm allein verdankte der König sein Leben.
Es herrschte lange Zeit Frieden, bis der König verraten wurde.
Sie kamen in der Nacht, schlichen sich unbemerkt in die Burg und töteten seinen Herrn. Die Männer in den roten Rüstungen. Er hatte jämmerlich versagt. Hatte nicht erkannt, welches Spiel des Königs Berater spielten, und einen hatte er sogar seinen Freund genannt.
Seit jenem Tag herrschte der junge Thronfolger, André. Die Lage war äußerst ungünstig, oft wurde Sagan attackiert, aber noch konnten sie standhalten. Sagan war gut befestigt. Der Strom der Angreifer aber riss nicht ab.
Er hatte sich aus Enttäuschung und verletztem Stolz zurückgezogen. Er war schuld, hatte dem Falschen vertraut, und nun kam dieser Junge mit all seiner Hoffnung zu ihm?!
Jonas hieß der Kerl und war sechzehn. Seine Schwester Paci sei entführt worden. Kann man nicht viel dran ändern. Damit hatte er nichts zu tun. Ein Bauernmädchen, wer entführt denn schon ein Bauernmädchen?
Dann erzählte ihm Jonas, dass es Männer in roter Rüstung gewesen seien. Jetzt war seine Neugier geweckt, jahrelang hatten sich diese Männer versteckt. Er wollte endlich Rache nehmen. Also willigte er ein, dem Jungen zu helfen.
Sie machten sich auf den Weg in Jonas' Heimatdorf. Von dort aus folgten sie der Spur, die die Pferde hinterlassen hatten. Sie führte sie mitten in die Höhlen von Trejak.
Ein besseres Versteck gab es nicht, niemand würde hier suchen, denn jeder fürchtete sich vor dem Drachen, der diese Höhlen schon so lange bewohnte.
Sie schlichen sich in die größte Höhle, zu der auch die Hufabdrücke führten. Er sah viele Männer auf einer Art Plateau arbeiten. Anscheinend stellten sie Waffen her.
Dann sah er ein Mädchen. Sie musste wohl die Schwester von Jonas sein.
"Da ist Paci!" flüsterte Jonas.
Ein Mann kam zu ihr, der ihm leider allzu bekannt war und den er abgrundtief hasste. Dieser Verräter!
Jonas tippte ihn an und zeigte in eine Nische der Höhle. Da lag rot-braungeschuppt der Drache. Das konnte nicht wahr sein. Drachen erlauben keine Menschen in ihrer Nähe, außer...
Er besah sich Paci genauer: Ihre Augen wirkten glasig. Sie drehte den Kopf. Dann sah er es, die Tätowierung eines Drachenreiters! Auf ihrer linken Wange war das Bild eines Drachen und seltsame Zeichen darunter zu sehen. Er teilte Jonas seine Beobachtungen mit.
Auch er hatte die Veränderung des Wesens seiner Schwester erkannt. "Wie kann man ihr helfen? Was wollen sie von ihr?" fragte Jonas verzweifelt.
"Es gibt nur wenige Drachenreiter. Es sind jene, denen die Drachen vertrauen und die zwischen Menschen und Drachen vermitteln sollen. Das Vertrauen geht so weit, dass jeder Drache ihnen gehorcht. Ich glaube, man will deine Schwester und den Drachen im Krieg gegen Sagan einsetzen."
"Aber Paci würde doch bei so etwas niemals mitmachen!"
"Ich glaube, man hat ihr einen Weije-Trank eingeflößt." erklärte er mit zitternder Stimme.
Jonas verstand nicht und sah ihn fragend an.
"Totaler Gehorsam. Sie ist praktisch willenlos."
"Ab..aber es gibt doch ein Gegenmittel, oder?"
"Sehr starke Schmerzen."
Jonas wurde bleich. Ihm traten die Tränen in die Augen, als er das Mädchen mit den blicklosen Augen sah, das einst seine immer fröhliche Schwester gewesen war.
Dann fasste er einen Entschluss.
Jonas nahm einen Stein von der Erde und schleuderte ihn auf einen der Arbeiter. Erschrocken sprang dieser auf und stieß dabei einen Eimer um. Das ganze Wasser ergoss sich vom Plateau aus auf Paci. Sie schrie vor Schmerzen auf.
Jonas lief auf sie zu und nahm sie in seine Arme. Ihr Blick kehrte zurück. Sie war wieder sie selbst.
In diesem Augenblick wollte sich der Verräter wutentbrannt auf Jonas stürzen, doch er sackte vorher zusammen. Getroffen von der Klinge seines ehemaligen Freundes, dessen König er getötet hatte.
Nun hatte er seine Ehre wieder erlangt und diesen Mörder umgebracht. Endlich hatte er es geschafft, Rache zu nehmen und damit seine Treue gegenüber dem Königreich Sagan bewiesen.
Er verließ mit Jonas und Paci die Höhle. Der Drache folgte ihnen.
Paci sprach sehr schnell in einer ihm unbekannten Sprache auf ihn ein. Der Rot-braune drehte sich um und verwandelte die Höhle in einen Hochofen.
"Böse Menschen" erklärte Paci.
"Eine Frage hab ich: Wieso verträgt deine Schwester kein Wasser?"
Paci lächelte und antwortete selbst: "Ich bin mit den Drachen verbunden. Wesen des Feuers vertragen so viel Wasser nicht." Sie drehte sich um und sprach wieder mit dem Drachen.
Dieser ließ sie alle drei aufsteigen und flog mit ihnen davon, um Sagan vor den Horden der Angreifer zu bewahren.
 
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