Das Unterholz wurde mit jedem Schritt, den sie gingen, dichter.
Es ging soweit, daß Eylons bis jetzt namenlos gebliebener Weggefährte
ihnen mit seiner Axt gewaltsam einen Weg durch das Unterholz bahnen musste.
Sie entfernten sich zunehmend von der Hauptgruppe, insgesamt waren
sie zehn Leute. Eylon und sein Gefährte aber kamen immer mehr vom
Hauptweg ab, nach den Worten des Kriegers, der sie angeworben hatte, sollten
sie sich im Wald verteilen, um den Echsen besser auflauern zu können.
Der Krieger war, wie sich herausstellte, ein Fürst aus der
Gegend um Burg "Hohen Adlerstein", der vom Grafen den Auftrag bekommen
hatte, eben jene Bedrohung durch die Laufechsen zu stoppen. Der Name des
Kriegers war Fürst Elgiór von Derensberg.
Wieder krachte die Axt in das Unterholz und zersplitterte Äste
und Dornengeflecht, das ihnen den Weg versperrte.
"Ein ziemliche widerspenstiges Unterholz hier, oder was meint Ihr?"
Verwirrt schaute Eylon auf und begriff im ersten Moment nicht, was
der Alte da gesagt hatte.
"Äh...ja, mit Sicherheit."
Der Alte lächelte und winkte ihm, weiterzugehen.
"Wenn wir mit den anderen nicht bald wieder zusammentreffen werden
wir sie noch verlieren. Also kommt!"
Noch immer nicht bei der Sache, aber die Bedenken des Alten verstehend,
folgte er ihm bereitwillig.
"Ich schätze, wir sollten uns einander langsam vorstellen"
meinte der Alte und reichte Eylon im Gehen seine Hand rüber. Der Alte
lächelte immer noch.
"Ja, sicher" bei diesen Worten reichte Eylon dem Alten seine Hand,
"mein Name ist Eylon. Und der Eure?"
"Ich heisse..." er würde diesen Satz nie beenden. Vor Eylons
Sichtfeld zischte etwas
Grün-bräunliches vorbei, in Richtung ihrer beiden Hände.
Blut spritze Eylon ins Gesicht und zuerst glaubte er, dass irgend etwas
seine Hand geschnitten haben müsste. Als er dann aber nach unten schaute,
hielt er nur noch den Handstumpf seines Gegenüber in der Hand.
Von da an, ging alles blitzschnell, doch Eylon hatte dies alles
noch eine Zeitlang im Gedächtnis. Und immer wenn er daran dachte,
schien es in einer unendliche Langsamkeit abzulaufen.
Etwas schlug den Alten ins Genick und riss ihn zu Boden. Nicht einmal
ein Augenlid hatte sich bewegt, da wischte etwas Grünliches durch
sein Blickfeld, ebenfalls in Richtung Boden.
Es rollte sich ab und baute sich vor Eylon auf. Der Anblick der
Ungetüms war überwältigend.
Das Wesen, es musste eine von diesen Laufechsen sein, von denen
der Graf die ganze Zeit gesprochen hatte, war im Allgemeinen sehr muskulös
gebaut. Die Arme waren recht kurz, reichten in der Haltung der Echse gerade
mal bis zum Becken. Die Beine mussten sehr lang sein, war das Ungetüm
doch selbst mit eingeknickten Beinen beinahe einen Kopf größer
als Eylon. Der Kopf hatte in etwa die Form eines Salamanders, jedoch in
stark vergrößertem Maße. Hervorstechend waren die gewaltigen
Hauer des Unterkiefers. Sie waren nicht hervorspringend wie die eines Ebers,
zeichneten sich aber beängstigend deutlich unter den Lefzen des Wesens
ab.
Unter den tief gewölbten, haarlosen Augenbrauen der Echse waren
die Augen nicht zu erkennen, allerdings schimmerte etwas rötlich-grün
in diesem Abgrund des Schreckens.
Die Klauen der Echse öffneten und schlossen sich wieder und
wieder, wobei die verknöchelten Klauen, die dort saßen, wo bei
einem Menschen der Mittel- und Ringfinger gesessen hätten, immer wieder
zur Sichel gebeugt und wieder geöffnet wurden. An den sichelförmig
verwachsenen Pranken klebte Blut und Eylon vermutete, dass mit diesen natürlichen
Waffen der Alte getötet wurde.
Aber das Wesen stand nur kurz da und beäugte Eylon. Dieser,
noch durch den plötzlichen Tod des Alten geschockt, versuchte krampfhaft
seine Gedanken zu ordnen, um sich kampfbereit zu machen. Er musste sich
konzentrieren, konzentrieren, bläute er sich immer wieder ein. Als
das Wesen einen Schritt auf ihn zumachte, hatte er langsam die Kontrolle
über seinen Körper wieder. Langsam, um das Wesen nicht zu verunsichern
( aber was half das schon, fragte er sich selbst. Schliesslich hatte die
Echse den Alten kaltblütig getötet. Spielte es nur mit ihm?)
nahm er den Speer von seiner Schulter und senkte sie dem Ungetüm entgegen.
Die Echse schnaubte nur kurz und holte mit seiner rechten Pranke aus und
schlug auf den Schaft des Speeres ein. Dieser zersplitterte kurz unterhalb
der metallenen Spitze. Eylon war für einen Augeblick überrascht,
reagierte aber auf diese Attacke, indem er dem Wesen den Schaft entgegen
stieß. Die Echse nahm den Stab in die Hand und schleuderte ihn weg.
Das gab Eylon Zeit, sein Schwert zu ziehen.
Mit vorrausgestreckter Schwertspitze umkreisten sich Eylon und die
Echse.
Plötzlich sprang die Echse vor, drosch mit einem Pranken auf
Eylon ein. Er hob sein Schwert entgegen, die beiden Klingen prallten aufeinander.
Gleichzeitig wich Eylon dem kommenden Schlag des Ungetüms gegen seine
Rippen mit einer Seitwärtsbewegung aus. Er lies dabei sein Schwert
von dem Sichelknochen der Echse abgleiten und führte es mit sich in
die Drehung. Eylon schwang sein Schwert so mit dem Schwung seiner Drehung,
dass es dem Wesen eine blutige, tiefe Wunde auf dessen Rücken hinterließ.
Die Echse heulte auf, drehte sich aber gleich herum und schwang seine "Waffe"
ebenfalls gen Eylon. Wieder fing er den Schlag ab, wich aber nach hinten
aus, um von dem folgenden Schlag nicht getroffen zu werden. Gleich darauf
sprang er wieder nach vorne und machte einen Ausfall. Die Schwertspitze
hinterließ in der Rippengegend des Ungetüms einen blutigen Stich.
Wieder holte das Wesen aus, diesmal jedoch konnte Eylon nicht ausweichen
und wurde so hart an der Schulter getroffen. Er fiel auf die Seite,
rollte sich aber weiter ab um einen Abstand zwischen sich und die Echse
zu bringen und kam wieder auf die Beine.
Die Echse, durch die Verletzungen in Rage gebracht, stürzte
sich auf Eylon. Es hielt dabei die Arme weit ausgestreckt, ein Fehler,
den Eylon ausnutze. Er rannte ebenfalls auf das Monstrum zu, aber in dem
Augenblick, in dem das Monster seine Pranken über Eylon zusammenkrachen
ließ, ging dieser in die Knie und rammte sein Schwert mit beiden
Händen von unten in den Kopf der Echse. Ein, vielleicht zwei Sekunden
hob und senkte sich der Brustkasten der Echse noch, dann erstarb das Leben
in dem Körper gänzlich.
Schwer atmend kippte Eylon das Monster zur Seite und stand nun selber
auf und zog sein Schwert aus dem Kopf der Echse.
Er fummelte Trakkin aus seinem Hemd und hob ihn in die Lüfte.
"Trakkin, verschwinde! Schnell!!"
Trakkin war zu perplex, um diese Regung seines Freundes zu verstehen.
"Wieso sollte ich dich im Stich lassen? Du bist mein Fr..."
"Halt den Mund und flieg‘ weg verdammt! Ich will nicht, dass du
stirbst!"
"Aber Eylon, ich..." Trakkin war zu verdutzt, um zu verstehen, was
seinen Freund bewog, sich ihn, Trakkin, auf einmal weg zu wünschen.
"Trakkin, NUN GEH!! VERSCHWINDE!!" er holte kurz Luft "Bitte, flieg
einfach weg, ich will nicht, dass dir etwas geschieht. DESWEGEN GEH JETZT!"
Immernoch vollkommen irritiert flog Trakkin langsam davon.
Jetzt war Eylon alleine. Alleine gegen diese Monster.
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