Eylons Abenteuer von Rawbot
Eine Geschichte irgendwo auf Íja Macár...
Blut im Wald (Teil 1)

Das Unterholz wurde  mit jedem Schritt, den sie gingen, dichter. Es ging soweit, daß Eylons bis jetzt namenlos gebliebener Weggefährte ihnen mit seiner Axt gewaltsam einen Weg durch das Unterholz bahnen musste.
Sie entfernten sich zunehmend von der Hauptgruppe, insgesamt waren sie zehn Leute. Eylon und sein Gefährte aber kamen immer mehr vom Hauptweg ab, nach den Worten des Kriegers, der sie angeworben hatte, sollten sie sich im Wald verteilen, um den Echsen besser auflauern zu können.
Der Krieger war, wie sich herausstellte, ein Fürst aus der Gegend um Burg "Hohen Adlerstein", der vom Grafen den Auftrag bekommen hatte, eben jene Bedrohung durch die Laufechsen zu stoppen. Der Name des Kriegers war Fürst Elgiór von Derensberg.

Wieder krachte die Axt in das Unterholz und zersplitterte Äste und Dornengeflecht, das ihnen den Weg versperrte.
"Ein ziemliche widerspenstiges Unterholz hier, oder was meint Ihr?"
Verwirrt schaute Eylon auf und begriff im ersten Moment nicht, was der Alte da gesagt hatte.
"Äh...ja, mit Sicherheit."
Der Alte lächelte und winkte ihm, weiterzugehen.
"Wenn wir mit den anderen nicht bald wieder zusammentreffen werden wir sie noch verlieren. Also kommt!"
Noch immer nicht bei der Sache, aber die Bedenken des Alten verstehend, folgte er ihm bereitwillig.
"Ich schätze, wir sollten uns einander langsam vorstellen" meinte der Alte und reichte Eylon im Gehen seine Hand rüber. Der Alte lächelte immer noch.
"Ja, sicher" bei diesen Worten reichte Eylon dem Alten seine Hand, "mein Name ist Eylon. Und der Eure?"
"Ich heisse..." er würde diesen Satz nie beenden. Vor Eylons Sichtfeld zischte etwas          Grün-bräunliches vorbei, in Richtung ihrer beiden Hände. Blut spritze Eylon ins Gesicht und zuerst glaubte er, dass irgend etwas seine Hand geschnitten haben müsste. Als er dann aber nach unten schaute, hielt er nur noch den Handstumpf seines Gegenüber in der Hand.
Von da an, ging alles blitzschnell, doch Eylon hatte dies alles noch eine Zeitlang im Gedächtnis. Und immer wenn er daran dachte, schien es in einer unendliche Langsamkeit abzulaufen.
Etwas schlug den Alten ins Genick und riss ihn zu Boden. Nicht einmal ein Augenlid hatte sich bewegt, da wischte etwas Grünliches durch sein Blickfeld, ebenfalls in Richtung Boden.
Es rollte sich ab und baute sich vor Eylon auf. Der Anblick der Ungetüms war überwältigend.
Das Wesen, es musste eine von diesen Laufechsen sein, von denen der Graf die ganze Zeit gesprochen hatte, war im Allgemeinen sehr muskulös gebaut. Die Arme waren recht kurz, reichten in der Haltung der Echse gerade mal bis zum Becken. Die Beine mussten sehr lang sein, war das Ungetüm doch selbst mit eingeknickten Beinen beinahe einen Kopf größer als Eylon. Der Kopf hatte in etwa die Form eines Salamanders, jedoch in stark vergrößertem Maße. Hervorstechend waren die gewaltigen Hauer des Unterkiefers. Sie waren nicht hervorspringend wie die eines Ebers, zeichneten sich aber beängstigend deutlich unter den Lefzen des Wesens ab.
Unter den tief gewölbten, haarlosen Augenbrauen der Echse waren die Augen nicht zu erkennen, allerdings schimmerte etwas rötlich-grün in diesem Abgrund des Schreckens.
Die Klauen der Echse öffneten und schlossen sich wieder und wieder, wobei die verknöchelten Klauen, die dort saßen, wo bei einem Menschen der Mittel- und Ringfinger gesessen hätten, immer wieder zur Sichel gebeugt und wieder geöffnet wurden. An den sichelförmig verwachsenen Pranken klebte Blut und Eylon vermutete, dass mit diesen natürlichen Waffen der Alte getötet wurde.
Aber das Wesen stand nur kurz da und beäugte Eylon. Dieser, noch durch den plötzlichen Tod des Alten geschockt, versuchte krampfhaft seine Gedanken zu ordnen, um sich kampfbereit zu machen. Er musste sich konzentrieren, konzentrieren, bläute er sich immer wieder ein. Als das Wesen einen Schritt auf ihn zumachte, hatte er langsam die Kontrolle über seinen Körper wieder. Langsam, um das Wesen nicht zu verunsichern ( aber was half das schon, fragte er sich selbst. Schliesslich hatte die Echse den Alten kaltblütig getötet. Spielte es nur mit ihm?) nahm er den Speer von seiner Schulter und senkte sie dem Ungetüm entgegen. Die Echse schnaubte nur kurz und holte mit seiner rechten Pranke aus und schlug auf den Schaft des Speeres ein. Dieser zersplitterte kurz unterhalb der metallenen Spitze. Eylon war für einen Augeblick überrascht, reagierte aber auf diese Attacke, indem er dem Wesen den Schaft entgegen stieß. Die Echse nahm den Stab in die Hand und schleuderte ihn weg. Das gab Eylon Zeit, sein Schwert zu ziehen.
Mit vorrausgestreckter Schwertspitze umkreisten sich Eylon und die Echse.
Plötzlich sprang die Echse vor, drosch mit einem Pranken auf Eylon ein. Er hob sein Schwert entgegen, die beiden Klingen prallten aufeinander. Gleichzeitig wich Eylon dem kommenden Schlag des Ungetüms gegen seine Rippen mit einer Seitwärtsbewegung aus. Er lies dabei sein Schwert von dem Sichelknochen der Echse abgleiten und führte es mit sich in die Drehung. Eylon schwang sein Schwert so mit dem Schwung seiner Drehung, dass es dem Wesen eine blutige, tiefe Wunde auf dessen Rücken hinterließ. Die Echse heulte auf, drehte sich aber gleich herum und schwang seine "Waffe" ebenfalls gen Eylon. Wieder fing er den Schlag ab, wich aber nach hinten aus, um von dem folgenden Schlag nicht getroffen zu werden. Gleich darauf sprang er wieder nach vorne und machte einen Ausfall. Die Schwertspitze hinterließ in der Rippengegend des Ungetüms einen blutigen Stich.
Wieder holte das Wesen aus, diesmal jedoch konnte Eylon nicht ausweichen und wurde so  hart an der Schulter getroffen. Er fiel auf die Seite, rollte sich aber weiter ab um einen Abstand zwischen sich und die Echse zu bringen und kam wieder auf die Beine.
Die Echse, durch die Verletzungen in Rage gebracht, stürzte sich auf Eylon. Es hielt dabei die Arme weit ausgestreckt, ein Fehler, den Eylon ausnutze. Er rannte ebenfalls auf das Monstrum zu, aber in dem Augenblick, in dem das Monster seine Pranken über Eylon zusammenkrachen ließ, ging dieser in die Knie und rammte sein Schwert mit beiden Händen von unten in den Kopf der Echse. Ein, vielleicht zwei Sekunden hob und senkte sich der Brustkasten der Echse noch, dann erstarb das Leben in dem Körper gänzlich.
Schwer atmend kippte Eylon das Monster zur Seite und stand nun selber auf und zog sein Schwert aus dem Kopf der Echse.
Er fummelte Trakkin aus seinem Hemd und hob ihn in die Lüfte.
"Trakkin, verschwinde!  Schnell!!"
Trakkin war zu perplex, um diese Regung seines Freundes zu verstehen.
"Wieso sollte ich dich im Stich lassen? Du bist mein Fr..."
"Halt den Mund und flieg‘ weg verdammt! Ich will nicht, dass du stirbst!"
"Aber Eylon, ich..." Trakkin war zu verdutzt, um zu verstehen, was seinen Freund bewog, sich ihn, Trakkin, auf einmal weg zu wünschen.
"Trakkin, NUN GEH!! VERSCHWINDE!!" er holte kurz Luft "Bitte, flieg einfach weg, ich will nicht, dass dir etwas geschieht. DESWEGEN GEH JETZT!"
Immernoch vollkommen irritiert flog Trakkin langsam davon.

Jetzt war Eylon alleine. Alleine gegen diese Monster.
 

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Und hier geht's gleich zum 2. Teil dieses Kapitels: Blut im Wald (2)
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Denkt bitte daran: auch diese Geschichte nimmt am Drachentaler-Wettbewerb teil.
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