Es war ein schöner Tag, die Sonne schien
und im Zwergendörfchen Lum ging alles seinen gewohnten Gang. Einige
ältere Dorfbewohner saßen beisammen und rauchten Pfeife, während
Sie sich angeregt unterhielten.
Einige Frauen saßen am Bach, der das
Dorf durchquerte und wuschen Ihre Kleider.
Die Zwerge aus Lum gehörten zu der Familie
der Waldzwerge und unterschieden sich sehr stark von ihren Verwandten;
den Zwergen des Gebirges. Sie waren schmächtiger und trugen auch nicht
so wilde Bärte, wie es die Vettern in den Bergen taten, ganz zu schweigen
von den schweren Rüstungen, die diese trugen. Die Waldzwerge liebten
die frische Luft, die Sonne, Blumen und ebenso die Tiere und sie lebten
in friedlicher Koexistenz mit dem Wald und seinen Bewohnern. Sie ernährten
sich von allem was die Bäume, die Sträucher und die Wiese Ihnen
anboten; aber kein Zwerg hatte je ein Tier getötet.
Sie lebten von Wurzeln und Beeren und der
Vielfalt der Kräuter, die überall wucherten.
Sie führten ein ruhiges Leben und scheuten
jegliche Aufregung - im Gegensatz zu den wilden Bergzwergen, die zu einem
Abenteuer oder einer Auseinandersetzung jederzeit bereit waren.
Auch Gwan lebte in Lum. Er war noch sehr jung
und für einen Zwerg ungewöhnlich hübsch anzusehen - mit
seinen schulterlangen, goldbraunen Haaren, welche er meist offen trug.
An seinem Gürtel baumelten einige kleine
Säckchen, die mit allerlei Nützlichem gefüllt waren.
Er war sehr beliebt in Lum, aber er hielt
sich mehr außerhalb des Dorfes auf, da er die Natur sehr liebte und
die Ruhe, die er dort fand.
Er saß oft am Medun Hil (so nannten
die Zwerge den Fluss der Zauberer), und sah der Strömung nach - obwohl
es jedem Zwerg verboten war dem Fluss zu nahe zu kommen, da die Dorfältesten
die Zauberer sehr respektierten und sie nicht verärgern wollten.
Nur Ihr eigener Dorfmagus Zuf durfte sich
dem Wasser nähern und es für seine Tränke und Zaubereien
verwenden.
Eines Tages, als Gwan wieder einmal an dem
Fluss saß, sah er plötzlich etwas Glitzerndes am Flussrand.
Als er sich vorbeugte, sah er eine goldene Kette mit einem rubinroten Anhänger.
Er zog die Kette, die sich in einem Haufen
Treibgut verfangen hatte, heraus und sah sie sich genauer an. Sie war ungewöhnlich
leicht und der Anhänger hatte einen Deckel.
Gwan wollte gerade den Deckel öffnen,
als er hinter sich ein Geräusch hörte.
Er fuhr erschrocken herum und sah in das Gesicht
von Zuf. "So, so du kannst es also nicht lassen den Fluss der Zauberer
zu besuchen!" sagte Zuf und sah Gwan sehr ernst an.
Dann verzog sich sein Gesicht zu einem verschmitzten
Lächeln und meinte: "Na ja, dann wollen wir das mal für uns behalten,
aber was hast du da gefunden?" Er deutete auf das Amulett in Gwans rechter
Hand.
"Oh, das ist gar nichts nur eine alte Kette!"
sagte Gwan und wollte das Amulett in seiner Tasche verschwinden lassen.
Doch Zuf war schneller und entwendete dem
verdutzten Gwan die Kette, um Sie sich genauer anzusehen.
Im gleichen Augenblick verfinsterte sich seine
Miene.
"Weißt du, was das ist?" fragte Zuf
mit rauer Stimme.
Gwan schüttelte den Kopf.
"Dies ist das Amulett der Finsternis. Lambrel
der Zauberer hat es vor vielen Jahren dem Fürsten der Nacht, Ulmor,
entwendet und in dem tiefsten Verlies seiner Burg versteckt. Seitdem konnte
Ulmor sein Schloss nicht mehr verlassen, da er nur im Dunkeln leben kann.
Das Amulett saugt Dunkelheit ein - hat es nach sieben Nächten genug
gesaugt, dann verbreitet es eine Finsternis über dem ganzen Land.
Nachdem Lambrel nach einem langen Kampf das
Amulett an sich nahm, es säuberte und in ein helles strahlendes Verlies
legte, verzauberte er den Himmel über Ulmor´s Schloss, sodass
es für immer Tag blieb und der Fürst der Nacht in seinem Schloss
gefangen war.
Scheinbar hat irgendjemand es geschafft das
Amulett zu entwenden und hat es dann wieder verloren. Wer weiß, wie
viele Nächte es schon eingesaugt hat ohne dass es jemand merkte.
Du musst das Amulett zurück bringen,
zurück zu Lambrel, er wird wissen was zu tun ist. Meine Magie reicht
da nicht aus. Du musst schnell reisen! Nimm Tur mit, er kann dich tragen."
Tur war ein Drunenwolf und er war sehr stark
und schnell.
"Ich gebe Dir einige nützliche Dinge
mit, die Deinen Weg erleichtern werden", sagte Zuf und kramte in seinen
Taschen herum.
Endlich kam Gwan wieder zu Wort: "I-ich soll
diese Reise antreten und dann auch noch alleine? Warum kommst Du nicht
mit?" Gwan schluckte schwer und sah den Magus flehend an.
"Ich bin kein Krieger, ich bin nur ein - ein
ganz gewöhnlicher Zwerg ich..."
"Sei still" rief Zuf und sah jetzt sehr ernst
aus. "Wir haben keine Zeit mehr!"
Er nahm eine Pfeife aus der Tasche und reichte
sie Gwan.
"Blase hinein" sagte Zuf schroff und wedelte
ungeduldig mit den Armen.
Gwan ergriff die Pfeife und blies leicht hinein.
Es war kaum ein Ton zu hören, doch im selben Augenblick brach aus
dem nahen Unterholz ein riesiger Wolf heraus und blieb vor Gwan stehen.
"Du bringst Gwan sicher zu Meister Lambrel, und gib gut auf Ihn Acht, es
darf Ihm nichts geschehen" sagte Zuf zu Tur der daraufhin laut bellte.
Zuf reichte Gwan einen Beutel mit allerlei
Kräutern und Pillen und anderen Nützlichen Sachen. Dann nahm
Zuf einen Behälter aus der Tasche, der aussah wie ein kleiner Vogelkäfig
aus Glas.
Er murmelte einen Zauberspruch und sofort
erhellte sich der Glaskäfig.
Zuf legte das Amulett hinein und verschloss
es.
"Öffne niemals den Behälter! Nur
so haben wir noch eine Chance unser Land zu retten." sagte Zuf und half
Gwan beim aufsteigen auf den großen Wolf.
Dieser sprang sofort los und bevor Gwan noch
irgendwelche Fragen stellen konnte waren Sie schon hinter einigen Bäumen
verschwunden. Bald lagen das Dorf und der angrenzende Wald weit hinter
Ihnen. Doch es dauerte nicht lange, da sahen sie vor sich schon wieder
einen Wald, einen mächtigen Wald. Man konnte kein Ende erblicken,
weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Es schien fast so, als
würden die starken Bäume das ganze Land teilen.
Tur blieb stehen und ließ Gwan auf einem
großen Felsen absteigen.
Der Zwerg öffnete seinen Beutel und zog
eine Karte heraus. Er ließ den Finger über die einzelnen Wege
fahren und blieb dann über einem großen dunklen Wald stehen.
"Wald der tausend Schrecken" murmelte er halblaut
vor sich hin und sah auf.
"Laut den Erzählungen hausen in diesem
Wald die schlimmsten Kreaturen, die ich mir vorstellen kann" sagte Gwan
und drehte sich zu Tur um.
"Gibt es keinen anderen Weg?"
Der Wolf schüttelte den Kopf; scheinbar
hatte er verstanden, worum es Gwan ging.
Der Zwerg senkte den Kopf und kletterte wieder
auf den Rücken des etwa zwei Meter großen Tur. Dieser machte
einen Riesensatz und der Wald kam bedrohlich näher.
Nach einer Weile erreichten Sie den Rand des
Waldes. Tur blieb kurz stehen und sah sich um. Dann betrat er den Wald,
die Ohren waren aufgestellt und die Nase zur Witterung in die Luft gestreckt.
Gwan saß zitternd auf seinem Rücken
und beobachtete mit großen Augen die Umgebung. Wenn nur die hälfte
der Erzählungen stimmte dann würden Sie den Wald nie wieder lebend
verlassen, dachte er und krallte sich noch tiefer in das Fell seines Begleiters.
Tur schlich leise aber trotzdem schnell und
behände durch das Unterholz als Gwan plötzlich etwas weiter rechts
ein strahlendes Licht bemerkte.
"Tur" rief er laut vor Freude.
"Dort ist der Wald zu Ende schnell raus."
Im gleichen Augenblick begann der Wald zu
leben, überall schossen die eigenartigsten Wesen hervor als wären
Sie vor etwas auf der Flucht.
Und im nächsten Augenblick hörte
Gwan eine wunderschöne Melodie, Ihm lief ein warmer Schauer durch
den Körper und er wurde ganz unbeschwert.
Er sah auf und erkannte woher das Licht gekommen
war. Es waren kleine Lichtwesen auch Geirén genannt die jetzt auf
Ihn zuflogen, und Sie sangen diese wunderbare Melodie. Gwan streckte die
Hand aus er wollte unbedingt zu diesen Wesen es gab nichts auf der Welt
was Ihm jetzt noch wichtiger erschien.
Plötzlich gab es einen Ruck und Gwan
kam wieder ein wenig zu sich, Tur war losgerannt, er schien von der Melodie
nicht beeinflusst zu sein, und die Wesen folgten Ihnen kreischend. Einige
Geirén kamen immer näher und griffen nach Gwan, der sich verzweifelt
am kräftigen Hals des Wolfes festhielt. Als er den Kopf etwas drehte,
konnte er für einen Moment das wunderschöne Gesicht eines der
Lichtwesen sehen.
Ein scharfer hasserfüllter Blick traf
Ihn, und liess sein Herz schneller schlagen. Warum waren diese Wesen so
böse und gleichzeitig so verlockend. Aber er konnte nicht weiter darüber
nachdenken, denn er wurde von hinten gepackt und zurückgerissen. Gwan
konnte gerade noch den Schweif des Wolfes packen, aber die Geirén
ließen nicht locker.
Sie rissen an seinen Haaren und ein brennender
Schmerz durchzuckte seinen Kopf.
Gwan liess schreiend den Wolfsschweif los
und kullerte durch das Gehölz.
Zuerst blieb er benommen liegen, aber dann
erinnerte er sich an die Geirén und stand stöhnend auf. Er
lehnte sich an einen knorrigen alten Baum und sah sich um.
Ein paar Meter entfernt sah er ein Lichtwesen
suchend umherfliegen, scheinbar hatten sie ihn bei seinem plötzlichen
Sturz aus den Augen verloren.
Gwan überlegte was er tun sollte und
sah sich gleichzeitig nach Tur um, ob der schon den Verlust seines Reiters
bemerkt hatte?
Langsam setzte die Dämmerung ein, und
in dem dichten Wald in den die Sonne nie richtig hinein schien, konnte
man kaum noch die Hand vor Augen sehen.
Gwan nutzte diese Situation um sich auf die
Suche nach dem Waldrand und dem Wolf zu machen.
In dieser Dunkelheit konnte er die leuchtenden
Geirén gut erkennen und sich immer rechtzeitig verstecken.
Er ging schon eine Weile und hatte schon lange
keine Geirè mehr gesehen als plötzlich einige Meter vor Ihm
etwas im Gehölz raschelte. Gwan bekam einen Schreck, aber wo sollte
er sich verstecken, er sah ja nicht einmal mehr den Weg vor seinen Füßen
und so blieb er einfach ruhig stehen.
Er hörte wie etwas Großes aus dem
Gebüsch trat und langsam auf ihn zulief.
Gwan tastete auf dem Waldboden umher und fühlte
einen kräftigen Ast der etwas links von ihm lag. Er griff zu und riss
den Ast hoch, und im gleichen Augenblick sah er die Umrisse des Wesens
das vor Ihm stand. Es stand auf zwei Beinen und seine Arme hingen schlaff
an den Seiten herunter. Außerdem war es ungefähr drei Meter
hoch und gab seltsame Geräusche von sich.
"Ein Troll?!" dachte Gwan und ein eiskalter
Schauer lief über seinen Rücken. Langsam kam der riesige Umriss
näher, er ging direkt auf Gwan zu.
Gwan war starr vor Angst aber als der Troll,
wie Gwan richtig vermutet hatte, gerade auf ihn treten wollte sprang Gwan
zur Seite.
Doch der Troll ging weiter als hätte
er Gwan nicht gesehen, dabei hatte es in den Geschichten der Alten immer
geheißen das Trolle auch bei Dunkelheit hervorragend sehen konnten.
Nun entweder war das nicht wahr oder aber
Gwan war einfach nur zu klein, und der Troll hatte ihn nicht gesehen. Die
dumpfen Schritte des Trolls entfernten sich nur langsam aber Gwan holte
erleichtert Luft, denn er hatte nicht zu atmen gewagt als der Troll an
ihm vorbeizog.
Er strich sich mit der rechten Hand über
das schmutzige Gesicht und überlegte in welche Richtung er jetzt gehen
sollte, aber dann beschloss er sich ein Nachtlager zu suchen und die Dämmerung
abzuwarten.
Er tastete sich zu einem großen Baum
und machte es sich zwischen einigen dicken Wurzeln bequem und schlief ein.
Er erwachte als die Erde unter ihm zu beben
begann. Erschrocken sprang er auf und sah wo er geschlafen hatte.
Nur etwa zehn Meter vor Ihm war ein reger
Betrieb, anscheinend eine Trollstrasse. Auf diesem Weg war er gestern gewesen
und wenn er weiter gelaufen wäre dann würde er jetzt sehr wahrscheinlich
in einem Trollkochtopf sitzen, da Trollstrassen immer von Dorf zu Dorf
gingen und mehr als einen blinden Troll hätte sein Glück ihm
wohl nicht beschert.
Allerdings hatte sein Glück ihm einen
Schlafplatz beschert der von der Strasse aus nicht einsehbar war daher
wurde er noch nicht entdeckt.
Gwan sammelte seine Habseligkeiten zusammen
und schlich sich durch das dichte Buschwerk davon.
Als er eine Weile gegangen war krachte es
plötzlich im Unterholz hinter Ihm, aber bevor er sich umdrehen konnte
packte ihn etwas Großes und er wurde in die Luft geschleudert.
Im nächsten Augenblick landete er auf
etwas weichem und ein freudiges Bellen war zu hören - Tur hatte ihn
wieder gefunden. Voller Erleichterung umarmte Gwan den Wolf.
Sie waren weit von Ihrem Weg abgekommen.
Während Tur einen neuen Weg suchte pflückte
Gwan einige Beeren die er vom Rücken des Wolfs aus erreichen konnte
und schlang Sie hungrig hinunter.
In der Ferne konnte Gwan Licht erkennen und
obwohl es wirklich wie der Waldrand aussah hütete er sich diesmal
laut zu rufen.
Als Sie nur noch einige hundert Meter vom
jetzt gut zu erkennenden Waldrand entfernt waren blieb Tur plötzlich
abrupt stehen und wirbelte knurrend herum.
In einiger Entfernung stand ein Rudel von
fünf Drunenwölfen, der Anführer war ein besonders großes
und kräftiges Männchen während die anderen um einiges kleiner
waren als Tur.
Die vier kleineren Wölfe griffen sofort
an während der Anführer im Hintergrund stehen blieb. Tur packte
den ersten Wolf am Hals und schleuderte Ihn weit nach rechts gegen einen
Baum unter dem er blutend liegen blieb, einen anderen schleuderte er mit
einem Prankenhieb zur Seite sodass dieser taumelnd im Wald verschwand.
Die beiden anderen waren flinker und ließen
sich nicht so schnell packen. Doch nachdem Sie Tur leichte Bisswunden am
Hals zugefügt hatten ließen sie von ihm ab und zogen sich zurück.
Tur drehte sich zu Gwan um und deutete an
dieser sollte den Wald verlassen. Gwan war unsicher aber dann sprang er
vom Rücken des Wolfs herunter und rannte so schnell er konnte zum
Waldrand, er drehte sich nicht um aber den Geräuschen nach musste
hinter ihm ein fürchterlicher Kampf stattfinden zwischen Tur und dem
Anführer der Drunenwölfen.
Gwan erreichte den Waldrand sicher und er
lief weiter bis er einen großen Felsen erreichte hinter dem er sich
versteckte um den Waldrand zu beobachten.
Es verging eine lange Zeit und nichts geschah.
Gwan befürchtete schon das schlimmste
als plötzlich ein Wolf am Waldrand auftauchte.
Gwan sprang auf und wollte Tur entgegeneilen
da bemerkte er dass der Wolf vor Ihm nicht Tur war sondern der dem Tur
beim Kampf einen Prankenhieb verpasst hatte. Wahrscheinlich war er durch
den Hieb verwirrt und hatte die Orientierung verloren.
Gwan schluckte schwer.
Dieser Wolf war erheblich kleiner als Tur
und trotzdem war er immer noch etwa einen halben Meter größer
als der Zwerg.
Gwan ging langsam rückwärts, noch
hatte der Wolf Ihn scheinbar nicht bemerkt doch in dem Moment als er hinter
dem Felsen verschwinden wollte, drehte das Tier seinen mächtigen Schädel
und sah den Zwerg an.
Der Wolf begann langsam auf Gwan zuzulaufen
immer noch leicht benommen.
Gwan war starr vor Schreck, doch dann fiel
Ihm der Beutel ein den Zuf Ihm gegeben hatte.
Er riss den Beutel auf und fing an zu wühlen
immer ein Auge auf den Wolf gerichtet.
Es musste doch irgendwas in diesem Beutel
sein was Ihm helfen konnte, ein Messer oder eine andere Waffe, aber da
waren nur Kräuter, Pillen, einige Beeren und vieles andere aber keine
Waffe.
Dann war da noch ein Buch mit dem Titel:
"Zuf´s Kräuter und Pillen und wie
man sie anwendet".
"Prima", rief Gwan, "vielleicht kann ich die
Bestie bitten zu warten bis ich das Buch gelesen habe."
Er griff in einen Haufen bunter Pillen und
starrte verzweifelt auf die verschiedenen Farben. Und dann fiel ihm etwas
ein:
"Diese himmelblauen Pillen habe ich schon
mal gesehen als ich noch ein Kind war" rief er als gäbe es jemanden,
der ihm zuhörte.
Er sah auf, der Wolf war jetzt bis auf zehn
Meter an ihn herangekommen.
Gwan warf die blaue Pille in den Mund und
im nächsten Augenblick konnte er das verdutzte Gesicht des Wolfes
direkt vor seinem sehen, aber der sah ihn nicht mehr, denn er war unsichtbar.
Er hatte diesen Trick schon einmal probiert
als er noch ein Kind war und sich in das Haus des Magus geschlichen hatte.
Dort hatte er eine solche Pille geschluckt, und war furchtbar erschrocken,
bevor er den Vorteil dieses Zaubers bemerkte und einige Streiche spielte.
Er wusste auch noch genau wie lange der Zauber
andauerte da dieser Ihn gerade verließ als er mitten im Schlafzimmer
des Nachbarmädchens stand.
Sein Vater hatte es Ihn nie vergessen lassen,
indem er Ihm mit der Drachenhautknute gutes Benehmen beibrachte. Der Wolf
indes schüttelte sich und trabte zurück in den Wald.
Gwan nahm all seinen Mut zusammen und ging
ebenfalls zum Waldrand um nach Tur zu sehen, aber er konnte Ihn nirgendwo
entdecken und als er in der Nähe einige Geirén sah machte er
sich lieber wieder auf seinen Weg.
Gerade hatte er Tur wieder gefunden da hatte
er Ihn auch schon wieder verloren.
Er hing traurig seinen Gedanken nach und überlegte
was wohl mit Tur geschehen war und was Zuf zum Verlust seines Hundes sagen
würde, als er plötzlich in etwas Nasses trat und aufschreckte.
Sein linker Fuß steckte in einem Morast
und er zog Ihn schnell wieder heraus. Nach einem Blick auf die Karte stellte
er schaudernd fest das er vor dem so genannten Meuchelmoor stand, in dem
die lebenden Toten einer Menschenarmee hausten die vor langer Zeit versucht
hatte dieses Land zu erobern und dabei in einen Hinterhalt der Trolle lief
dem nur wenige Menschen entkamen.
Der Rest der Menschen wurde lebendig in das
Moor getrieben und seitdem hausen Sie als Moorgeister und ziehen jeden
hinab der sich traut Ihr Moor zu überqueren.
Gwan sank auf den Boden hinab, das war wohl
das Ende seiner Reise. Er lehnte sich an einen Baumstumpf und starrte vor
sich hin. Da kam Ihm ein Gedanke und er griff nach Zuf´s Beutel,
vielleicht hatte der Magus auch für diese Situation eine Lösung
parat.
Gwan nahm das Buch und begann zu lesen.
Er blätterte bis er zu einem Kapitel
kam in dem es um das überqueren großer Gewässer ging. "Eigentlich
ist ein Moor auch eine Art Gewässer" dachte Gwan und las weiter.
Er brauchte große Blätter einer
beliebigen Pflanze und dann musste er Saljok Pulver drüberstreuen,
die Blätter unter seine Füße binden und dann konnte er
das Moor überqueren.
Es dauerte nicht lang passende Blätter
zu finden und dann suchte er auch schon in dem Beutel nach dem Saljok Pulver.
Er streute etwas Pulver auf die Blätter und band Sie mit Hilfe von
kurzen Stricken an seine Schuhe.
Er nahm seinen Beutel und ging langsam auf
das Moor zu. Als er den ersten Schritt auf dem morastigen Boden tat machte
er die Augen zu, aber es funktionierte der Boden trug Ihn und so ging er
rascher voran.
Als er dreiviertel des Moores hinter sich
hatte schoss plötzlich eine Knorrige Hand aus dem Sumpf hervor und
griff nach Ihm, doch Gwan machte vor Schreck einen solchen Satz das die
Kralle Ihn verpasste.
Es kamen immer mehr Hände aus dem Morast
heraus und griffen nach Ihm aber er wich Ihnen geschickt aus.
Doch dann geschah es, eine Kralle zerfetzte
einen seiner Blattschuhe und er begann zu straucheln.
Er hüpfte auf einem Bein weiter in Richtung
Ufer aber einige Hände brachten Ihn zu Fall und er begann zu sinken.
Gwan schrie laut auf als Ihn viele Hände
packten und Ihn langsam nach unten zogen. Er zappelte und versuchte sich
zu befreien aber die Hände packten nur noch fester zu, er hatte keine
Chance und so ergab er sich in sein Schicksal und schloss die Augen.
Plötzlich spürte er einen Schmerz
an seinen Schultern, etwas riss Ihn aus dem Moor heraus.
Die Hände packten fest zu aber die Kraft
die von oben zog war zu stark und als Gwan die Augen öffnete und nach
unten sah wünschte er sich im gleichen Augenblick er hätte es
nicht getan, denn der Anblick der Kreaturen, die an seinen Beinen hingen
und nur widerwillig losließen um schreiend ins Moor zurückzufallen,
war so furcht erregend das er Ihn wahrscheinlich noch lange in seinen Träumen
verfolgen würde.
Dann blickte er nach oben um seinem Retter
zu danken und erschrak erneut, denn sein "Retter" war ein fünf Meter
langer mit spitzen Dornen gespickter Baumdrache der Ihn davontrug.
Gwan schrie laut um den Drachen zu erschrecken
doch der liess sich davon nicht beeindrucken und flog weiter.
Als der Drache nach mehreren Stunden auf einer
Lichtung zur Landung ansetzte wurde Gwan der schläfrig in den Fängen
des Drachen hing wieder hellwach.
Jetzt war es also soweit jetzt würde
er vom Drachen verspeist werden, oder vielleicht war er auch als Futter
für die Jungen gedacht.
Unzählige Gedanken schossen Ihm durch
den Kopf als der Drache ihn sanft auf dem Rasen absetzte.
Das schlimmste erwartend hob Gwan die Arme
über seinen Kopf und schloss die Augen, wegzulaufen würde nichts
bringen.
Aber nichts geschah und als Gwan den Kopf
hob war der Drache verschwunden.
Gwan sah sich verwirrt um aber er konnte ihn
nirgendwo entdecken.
Ganz durcheinander bereitete er sein Nachtlager
machte ein Feuer und aß einige Beeren und Wurzeln die er am Wegesrand
fand.
Dann legte er sich unter einen Strauch und
schlief sofort ein. Er war so erschöpft dass er die Schreie die die
Nacht erfüllten nicht hörte.
Als er am Morgen erwachte stand die Sonne schon
hoch am Himmel und er packte seine Sachen um weiterzuwandern.
Er bog um einige Sträucher mit der Karte
in der Hand, da er nicht wusste wo der Drache Ihn hingebracht hatte.
Als er dann aufsah, wusste er wo er war denn
vor Ihm war es finsterste Nacht.
Er war am See der Dunkelheit angekommen, also
hatte der Drache Ihn nicht vom Weg abgebracht, genau hier war er richtig.
Dieser See lag in ewiger Dunkelheit, aber
er musste Ihn überqueren um auf seinem Weg zu bleiben.
Gwan sah in der Nähe einen kleinen Steg
mit einem Holzboot. Er ging zu dem Boot hinüber und stieg hinein.
Es waren keine Ruder zu sehen aber dafür
war ein Schild zu lesen:
"Steigt nur ein, ich fahr von allein
Bei Dunkelheit und bei Sonnenschein"
"Habt keine Furcht ich kenn den Weg
Von einem zu dem anderen Steg"
Das beruhigte Gwan und er liess sich auf eine
der Holzbänke fallen.
Das Boot fuhr langsam los und bald hatte die
Dunkelheit Sie verschluckt.
Als Sie eine Weile gefahren waren blieb das
Boot plötzlich stehen.
Es war absolut still doch plötzlich begann
das Boot zu vibrieren und direkt neben Ihm schoss etwas Großes aus
dem Wasser und es war ein Furchterregender Schrei zu hören.
Gwan erschrak und kletterte unter den Holzsitz
auf dem er eben noch gesessen hatte.
Ein schnaubendes Geräusch war zu hören
direkt über Gwans Kopf, etwas sehr großes roch an dem Boot.
Plötzlich konnte Gwan eine Inschrift
am Boden unter dem Sitz spüren. Er fuhr die Buchstaben mit den Fingern
entlang und las:
"Wer immer dieses Boot besteigt
der wird wie Ihm die Fahrt dann zeigt
zum Mahle dem Dolrin beschert
damit mein Volk kein Leid erfährt"
Dieses Boot war eine Futterfalle, mit der die
Bewohner der Seedörfer den Dolrin besänftigen wollten, um ihre
Dörfer zu schützen.
Aber was sollte Gwan tun? Er musste irgendwas
aus dem Beutel des Magus benutzen aber er konnte nichts sehen und auf sein
Glück wollte er sich nicht verlassen.
Bei seinem Glück würde er anfangen
zu leuchten und dem Dolrin einen perfekten Happen präsentieren.
Plötzlich fiel Ihm etwas ein, etwas sehr
gewagtes aber vermutlich seine einzige Chance.
Er griff in seine Tasche und zog den Glaskäfig
mit dem Amulett heraus. Seine einzige Hoffnung war den Dolrin zu blenden
also musste er das Amulett der Dunkelheit benutzen.
Allerdings hatte Zuf Ihm verboten den Käfig
zu öffnen.
Aber was blieb Ihm anderes übrig, er
konnte nur hoffen dass es noch nicht so voll war...!
Er öffnete die Tür des Behälters
und zog das Amulett heraus.
Im gleichen Moment entstand ein Sog, das Amulett
riss sich los und schwebte über Gwan in der Luft.
Über dem Amulett entstand ein Strudel
der die gesamte Dunkelheit hineinzog.
Und dann sah Gwan den Dolrin, eine riesige
Seeschlange mit großen spitzen Zähnen, die Ihn böse ansah.
Die Schlange stürzte sich auf den Zwerg,
doch im gleichen Augenblick schoss der erste Sonnenstrahl durch die immer
lichter werdende Dunkelheit und traf den Dolrin, der vor Schmerz aufheulte,
geblendet nach ewiger Dunkelheit.
Er wand sich vor Schmerzen und entschwand
dann mit einem riesigen Sprung in den tiefen des Sees.
Das Amulett sog noch die letzten wabernden
dunklen Nebelbänke in sich auf und fiel dann klirrend auf den Boden
des Bootes.
Gwan saß starr da, was passierte jetzt,
war das Amulett voll?
Aber nichts geschah und so nahm er mit zitternden
Fingern das Amulett und steckte es wieder in seinen Käfig.
Dann sah er sich um und konnte am Westufer
einige kleine Figuren sehen die aufgeregt hüpften, scheinbar die Bewohner
der Dörfer die der Dolrin immer heimgesucht hatte.
Gwan winkte Ihnen zu und dann brach er sich
eine Holzbank heraus und paddelte zum Nordufer.
Dort angekommen machte er keine Pause, er
war zu nervös wegen dem Amulett.
Er marschierte weiter und weiter den halben
Tag. Als die Sonne ganz oben am Himmel stand machte er eine kurze Pause
um etwas zu essen, und am Nachmittag erreichte er endlich den Rätselberg,
nun war es nicht mehr weit er hatte es fast geschafft.
Als er sich dem riesigen Höhleneingang
näherte bebte auf einmal die Erde und ein Riese kam aus der Höhle
heraus. "Halt", brüllte dieser, "wenn Du hier durch willst, dann löse
mein Rätsel."
"Wie lautet Dein Rätsel" rief Gwan in
der Hoffnung, der etwa zehn Meter hohe Hüne würde Ihn hören.
"Du hörst Sie im Walde gar wunderschön
singen
doch kommst Du zu nah Sie den Tod dir bringen"
"Was ist das, kannst Du es lösen"? der
Riese sah belustigt zu Gwan hinunter.
"Natürlich, das sind die Geirén"
rief Gwan ohne zu zögern, denn er hatte sein Erlebnis mit den Lichtwesen
noch nicht vergessen.
Der Riese riss vor Verwunderung die Augen
auf und trat dann ohne ein weiteres Wort zur Seite.
Gwan freute sich, das war einfach gewesen,
so konnte es gerne weiter gehen. Er ging in die Höhle hinein, an deren
Ende war eine Tür.
Als er näher kam fielen plötzlich
Felsbrocken aus der Bergwand.
Die Brocken fingen an zu schweben und sie
formten sich zu einem Steingolem, der ihn aufforderte stehen zu bleiben.
Dann nannte der Golem ebenfalls ein Rätsel:
"Im Dunkeln ist er unbezwungen
doch sieht er das Licht wird er niedergerungen"
Gwan überlegte kurz, das einzige Wesen,
das er kannte, welches das Licht scheute, war der Dolrin, den er auf dem
See geblendet hatte.
Aber gab es in dieser Welt vielleicht noch
mehr Monster, welche die Dunkelheit dem Licht vorzogen?
Jetzt musste er kräftig schlucken beim
Gedanken an seine schnelle Antwort, die er dem Riesen gegeben hatte.
Aber was blieb Ihm anderes übrig, er
musste eine Antwort geben, wenn er weiter kommen wollte. Er ging langsam
rückwärts und sagte halblaut: "D-Dolrin?"
Der Golem richtete sich zu seiner vollen Größe
auf und - trat beiseite, die Antwort war richtig.
Gwan konnte es nicht fassen, hastete dann aber
hurtig weiter durch die jetzt weit geöffnete Tür.
Doch dort blieb er prompt stehen und sank
verzweifelt auf die Knie.
Vor Ihm lag ein breiter Graben voller zischender
glühender Lava.
Auf der Lava schwammen große Steinplatten
die scheinbar in verschiedene Richtungen ans andere Ufer stießen,
welches man aber nicht erkennen konnte.
Er ging näher heran als er plötzlich
ein Geräusch neben sich hörte.
Er sah in die Richtung aus der das Geräusch
kam und erschrak.
Ein alter knorriger Mann stand neben Ihm,
ganz ruhig als wäre er schon immer dort gestanden, und blickte auf
den Lavasee.
Gwan sprang ein Stück zurück aber
der alte beachtete Ihn gar nicht.
Gwan war unschlüssig, was sollte er jetzt
tun?
Er wollte gerade den Mund aufmachen um dem
alten eine Frage zu stellen als dieser den Kopf drehte und sagte:
"Nun das kann ich Dir beantworten. Du musst
Dir einen Weg aussuchen, es gibt drei Möglichkeiten, aber es gibt
kein zurück. Jede Platte die du verlässt versinkt hinter dir"
der Alte ging jetzt auf Gwan zu und blieb nur wenige Zentimeter vor Ihm
stehen und flüsterte:
"Aber merke Dir es gibt nur einen richtigen
Weg!"
Ein dreckiges Grinsen, verzog jetzt das Gesicht
des Alten Mannes und er fuhr fort: "Ich habe schon viele hier versinken
sehen, nur wenige haben den richtigen Weg gefunden. Es ist wirklich heiß
da drin..."
Der alte nahm eine Goldmünze aus der
Tasche und warf sie in hohem Bogen in die Lavafluten. Mit einem Zischen
zerschmolz die Münze und vermischte sich mit der Lava.
"Und merke Dir...es gibt nur einen richtigen
Weg!"
Nachdem er es Gwan zum dritten Mal gesagt
hatte schlurfte der Alte davon und überließ den Zwerg seinem
Schicksal.
Dieser sah dem Mann nach und wunderte sich
woher dieser wusste was er fragen wollte aber dann wandte er sich den Steinplatten
zu.
Er konnte keine Unterschiede zwischen den
einzelnen Platten feststellen.
"Es gibt nur einen Weg" dachte er "aber eigentlich
gab es zwei Wege" und sein Blick wanderte zur noch immer weit geöffneten
Tür durch die er gekommen war.
Er war nicht der richtige für solche
Abenteuer das hatte er immer gewusst, aber er musste auch zugeben dass
er schon so einiges überstanden hatte auf seiner Reise.
Allerdings hatte er es fast nie alleine geschafft.
Tur hatte Ihm im Wald geholfen, der Drache im Moor, und auf dem See das
hätte auch schief gehen können.
Wenn er jetzt zurückgehen würde
dann wäre diese Welt niemals richtig sicher, da Ulmor seine Späher
aussenden würde um zu erfahren warum das Amulett seinen Dienst versagte.
Aber wenn er den falschen Weg über die
Lava nehmen würde dann würde das Amulett befreit und es würde
die dunkle Höhle in sich aufsaugen, denn trotz der Lava gab es hier
noch Dunkelheit genug und nach dem Erlebnis auf dem See der Dunkelheit
war Gwan sich sicher das diese Höhle das Amulett füllen würde.
Was sollte er nur tun?
Er dachte einen kurzen Augenblick nach, dann
stand er entschlossen auf und ging zum Ufer hinunter.
Der Alte lugte jetzt ziemlich interessiert
aus einer kleinen Felsnische heraus.
Gwan betrachtete die Felsplatten noch einmal
und da fiel Ihm auf das auf einige Platten von dicker getrockneter Lavakruste
überzogen waren aber auf den Platten ganz rechts war die Kruste viel
dünner.
Der alte hatte doch gesagt das es nur wenige
geschafft hätten das andere Ufer zu erreichen daher waren die richtigen
Platten auch weniger untergetaucht und hatten deshalb auch eine dünnere
Lavaschicht.
Gwan lachte laut auf und sprang beherzt auf
die erste Platte dann auf die zweite und so weiter, er wurde richtig übermütig,
er rannte und sprang bis er plötzlich stolperte und stürzte.
Hinter Ihm war das blubbernde Geräusch
versinkender Platten zu hören.
Er sah auf, er hing zwischen zwei Platten,
mit den Füssen hielt er sich an der letzten Platte fest, während
sich seine Hände an einer der dickeren Platten festhielten.
Gwan erschrak, er konnte nicht zurück,
er konnte nur mit einem letzten Satz nach vorne auf die Platte vor Ihm
springen, aber dann wäre er auf dem falschen Weg.
Vielleicht konnte er dann von der falschen
Platte wieder zurück auf den richtigen Weg springen, ja das musste
doch gehen er hing ja jetzt auch zwischen zwei Wegen dann konnte der Abstand
ja nicht so groß sein.
Er nahm all seine Kraft zusammen und stieß
sich von der Platte ab - geschafft, keuchend blieb er einen Moment auf
der Platte liegen, dann richtete er sich auf um wieder auf die andere Seite
zu springen.
Aber genau an der Stelle an der er die Wege
gewechselt hatte gingen diese auseinander und verliefen in vollkommen andere
Richtungen, der Abstand zur nächsten Platte war viel zu weit das konnte
er nicht schaffen.
Verzweifelt sank er zu Boden und starrte auf
den Weg vor sich, zurück konnte er auch nicht denn als er die Wege
gewechselt hatte wurde dieser als sein neuer Pfad erkannt und auch die
Platten dieses Weges versanken.
"Vielleicht habe ich mich auch getäuscht"
murmelte Gwan und stand langsam auf "vielleicht ist ja dies der richtige
Weg", aber überzeugend klang seine Stimme nicht.
Ihm blieb nichts anderes übrig und er
sprang weiter aber jetzt viel langsamer.
Er folgte dem Weg schon eine ganze Weile als
er plötzlich hinter sich ein fürchterliches Geräusch hörte
das Ihn an den Dolrin erinnerte.
Er konnte nichts erkennen aber Ihm war so
als würde sich auf dem dritten Weg etwas schnell fortbewegen.
Gwan beschleunigte seinen Schritt und dann
konnte er das Ufer sehen aber... der Plattenweg endete hier, etwa zwanzig
Meter vor dem rettenden Ufer.
Er sah den ersten Weg den richtigen Weg der
nur etwa sechs bis sieben Meter entfernt sicher am Ufer mündete.
Gwan konnte an den Platten die seinem Weg
am nächsten lagen einige Kratzspuren entdecken, wahrscheinlich hatten
einige den verzweifelten Sprung gewagt und waren elendig verbrannt bevor
sie sich an der Platte hochziehen konnten.
Gwan sah sich um er stand hier auf der letzten
Platte und wer wusste schon ob diese ewig hielt.
Verzweifelt durchsuchte er die Tasche die
Zuf Ihm mitgegeben hatte um irgendeinen Zauber oder ein anderes Hilfsmittel
zu finden welches Ihn von hier wegbrachte.
Während er noch suchte hörte er
wieder dieses Brüllen hinter sich, er wirbelte herum und sah einen
riesigen Schatten über die Platten des dritten Weges hetzen.
"So also bekommen Sie Ihre Wege wieder frei"
dachte Gwan "Sie schicken hungrige Monster". Er sah sich verzweifelt um
aber er konnte nicht entkommen und im nächsten Augenblick packte das
Monster Ihn am Genick und Gwan schloss die Augen.
Er spürte einen Ruck und einen Luftzug,
dann landete er auf einen harten Untergrund.
Der heiße stinkende Atem des Monsters
schwallte Ihm ins Gesicht und dann spürte er etwas Nasses.
Er erwartete den Todesbiss, aber der kam nicht,
etwas warmes Feuchtes fuhr Ihm über das Gesicht dann stieß etwas
kühles Ihm an die Stirn.
Er öffnete vorsichtig die Augen und sah
in das Gesicht des Monsters und im selben Augenblick wandelte sich sein
Gesichtsausdruck von Vorsicht und Angst zu Ungläubigkeit und Staunen.
Vor Ihm stand Tur sein Weggefährte den
er im Wald zurücklassen musste der Ihn gegen die Drunenwölfe
verteidigte und jetzt hatte er Ihm schon wieder das Leben gerettet.
Gwan sprang auf und vergrub sein Gesicht im
dichten Fell des Wolfs, einige Tränen kullerten das Fell hinab.
Dann spürte Gwan eine Wunde in Tur´s
Vorderlauf und er erschrak.
Jetzt da er den Wolf genauer betrachtete bemerkte
er dass dieser mehrere Bissverletzungen hatte. Gwan holte sofort einige
Kräuter und Verbände aus seinem Beutel und versorgte die Wunden
so gut er es eben konnte.
Tur dankte es Ihm indem er Gwan über
das Gesicht schleckte.
Dann sah Gwan sich um und konnte eine Tür
entdecken die sich ganz leicht öffnen liess.
Warmes Sonnenlicht flutete durch die Türöffnung
als die beiden den Berg verließen.
Gwan schloss die Augen und ließ sich
die warmen Sonnenstrahlen aufs Gesicht scheinen.
Dann sah er sich um, einige Meter vor Ihm
floss ein kleiner Bach und Tur war schon vorgelaufen um zu trinken.
Gwan setze sich neben den großen Wolf
und wusch sich sein Gesicht mit dem kühlen Wasser, dann beugte er
sich vor und trank mit großen Schlucken.
Nachdem er seinen Wasserbeutel gefüllt
hatte schaute er sich um.
Hinter dem Bach stand ein großer Baum
auf dem die verschiedensten Früchte wuchsen.
Tur schnappte sich einen Ast und bog Ihn hinunter
damit Gwan die Früchte pflücken konnte. Nachdem sich beide gestärkt
hatten, Gwan an den Früchten und Tur an einem großen Stück
Dörrfleisch welches Gwan als Tur´s Proviant noch immer bei sich
trug, schlief der Zwerg ein und auch Tur fiel in einen leichten Schlaf
wobei allerdings seine Ohren weiterhin aufmerksam blieben.
Gwan erwachte erst als die Sonne schon tief
am Himmel stand.
Tur begrüßte Ihn freudig. Nachdem
Gwan Tur´s Wunden gereinigt und frische Verbände angelegt hatte
brachen Sie auf.
Sie kamen auf eine freie Grasfläche und
konnten in der Ferne schon die Tore zum Zaubererreich erkennen:
"Die Pforten von Halveen"!
Plötzlich verdunkelte sich der Himmel
und ein Dutzend echsenartiger Wesen mit knochigen Flügeln landete
vor Gwan und Tur.
"Dachtet Ihr wirklich dass wir euch so einfach
zum Ziel kommen lassen?" schnarrte eine der Echsen und trat einen Schritt
vor.
"Unser Meister Ulmor hätte gerne sein
Amulett zurück welches Ihm vor so langer Zeit entwendet wurde."
Die Echsen verteilten sich jetzt im Halbkreis
vor den beiden.
Tur knurrte und bleckte seine Zähne.
Die Echsen kamen immer näher:
"Gebt uns das Amulett und wir werden euch
schnell töten."
Gwan dachte an die blauen Pillen in seinem
Beutel aber er konnte Tur nicht einfach zurücklassen, nicht schon
wieder und diesmal war er verletzt.
Und ob die Pillen auch bei Tieren wirkten
wusste er nicht.
Er bereute jetzt das er das Buch nicht einmal
während seiner Reise genauer angeschaut hatte daher wusste er immer
noch nicht welche Wirkung die anderen Pillen hatten.
Er griff blind in den Sack und holte mehrere
bunte Kügelchen heraus.
Er entschied sich für zwei grüne
und warf sich und Tur jeweils eine Pille in den Rachen.
Dann schloss er die Augen aber nichts geschah.
Plötzlich hörte er erstaunte Rufe
und als er seine Augen öffnete sahen Ihn die Echsen mit großen
Augen und irgendwie ängstlich an, manche wagten es gar nicht mehr
Ihn anzusehen und starrten an Ihm vorbei.
Anscheinend hatte sich sein äußeres
Erscheinungsbild verändert auf eine Weise die seinen Gegnern Angst
einflösste.
Er fuhr sich mit den Fingern über das
Gesicht aber es fühlte sich alles normal an.
Dann sah er wovor die Echsen sich fürchteten.
Neben und hinter Ihnen standen etwa dreißig
Gwans und Turs und strahlten sie freudig an.
"Die Pille hat uns vervielfältigt mein
Freund "sagte Gwan und wandte sich zu Tur, der Ihm andeutete aufzusteigen.
Gwan zog sich auf den Rücken des riesigen
Wolfes und er sah dass seine Doppelgänger dasselbe taten.
Die Echsen unterhielten sich aufgeregt schnarrend
in einer fremden Sprache als die Gwan Armee lospreschte.
Einige Echsen flogen erschreckt hoch während
andere auf die Wolfsreiter losstürmten. Ein Kampf begann in dem die
Wölfe klar die Überlegenen waren.
Eine Echse riss einen Gwan vom Rücken
seines Reittieres und verbiss sich in dessen Arm, aber der Wolf wirbelte
sofort herum und zerriss die Echse.
Der echte Gwan sah schaudernd auf das Schlachtfeld
während Tur sich seinen Weg durch die kämpfenden suchte.
Ab und zu schlug Gwan mit seinem Beutel zu
und wehrte damit die Angriffe der Echsen ab.
Schließlich ließen sie die kämpfenden
hinter sich und eilten auf das Tor zu als plötzlich eine Echse im
Sturzflug auf sie zukam.
Gwan duckte sich und als die Echse gerade
nach Ihm schnappen wollte sprang Tur zur Seite und die Echse zerschellte
am Boden.
Endlich hatten sie das Tor erreicht und versuchten
es zu öffnen aber es war verschlossen. "PASSWORT" donnerte eine tiefe
Stimme hinter dem Tor.
"Passwort mir hat niemand gesagt das ich hier
ein Passwort benötigen würde. Es geht um Leben und Tod ich möchte
das Amulett der Finsternis dem Zauberer Lambrel zurückbringen.
Eine kleine Klappe öffnete sich und ein
kleiner Mann mit einem spitzen Hut schaute heraus, er war kaum größer
als der Zwerg.
"Zeigt mir das Amulett" sagte der kleine Mann,
seine Stimme war nun viel höher, und als Gwan den Käfig herauszog
zog er die Augenbrauen hoch.
"Ein hübscher Behälter, wer gab
Ihn euch?" fragte der Mann und kam jetzt heraus aus dem Tor. "Der Magus
meines Dorfes gab mir den Behälter, sein Name ist Zuf," antwortete
Gwan und beäugte den Mann argwöhnisch.
"Dann kommst Ihr aus Lum jenseits des Sees
der Dunkelheit und nahe des Zaubererflusses?" rief der Mann und sprang
aufgeregt auf und ab.
"Allerdings" erwiderte Gwan "Kennt Ihr Zuf?"
Der Mann hörte mit dem springen auf und
trat einen Schritt vor:
"Ob ich Zuf kenne? Natürlich kenne ich
Zuf, er ist mein Bruder."
Gwan sah den kleinen Mann erstaunt an.
"Mein Name ist Meru" rief der kleine Mann
und deutete Ihnen an, Ihm zu folgen.
"Zuf war schon immer fasziniert von der anderen
Welt, er wollte nicht hier bleiben in Sicherheit, daher zog er damals aus,
um sein Glück da draußen zu versuchen".
Bei dem Satz deutete er aus dem Tor hinaus
welches sich jetzt langsam schloss.
Gwan konnte noch erkennen wie Ihre Doppelgänger
sich in Luft auflösten und die Echsen wild kreischend auf das Tor
zuflogen, aber sie kamen zu spät.
Man konnte noch den dumpfen Aufprall mehrerer
Körper hören und dann war Ruhe.
Das Tor konnte nicht überflogen werden,
da es durch einen speziellen Zauber geschützt war. Gwan und Tur folgten
Meru der Sie direkt zu Lambrel´s Schloss führte.
"Folgt dieser Treppe dann kommt Ihr direkt
zu Meister Lambrel" sagte Meru und verabschiedete sich von den beiden.
Sie stiegen die Treppe hinauf und kamen an
eine hölzerne hübsch verzierte Tür die sich von alleine
öffnete als Sie näher kamen.
Gwan betrat als erster den hohen hellen Raum
und sah sich um.
Ein großer Tisch stand in der Mitte
des Raums und er war umringt von allerlei Regalen die überquollen
vor seltsamen Fläschchen und Töpfen.
Im hinteren Teil des Raums stand ein großer
Sessel und ein Tisch stand daneben.
"Komm näher Gwan, und auch Du Tur, kommt
zu mir" die Stimme kam aus dem Sessel aber Gwan konnte niemanden sehen.
"Oh, verzeiht mir ich vergaß, dass ich
unsichtbar bin", mit einem Ploppen erschien ein großer alter Mann
in dem Sessel und lächelte den beiden zu.
Er hatte einen langen weißen Bart der
Ihm bis zu den Knien reichte und sein kupferfarbener Umhang wurde von einer
Kordel zusammengehalten.
"Du hast einen weiten und gefährlichen
Weg hinter Dir um mir das gefährliche Amulett zurück zu bringen"
sagte Lambrel bewundernd.
Gwan trat vor und hielt dem Zauberer den Käfig
entgegen.
Dieser öffnete Ihn und nahm das Amulett
heraus. "Ich muss Euch etwas sagen großer Lambrel" flüsterte
Gwan und er bemerkte wie seine Hände zu schwitzen begannen.
"Ja?" erwiderte der Zauberer und sah den Zwerg
erwartungsvoll an.
"Nun - ich habe das Amulett benutzt weil ich..."
"Ich weiß" unterbrach Ihn Lambrel und
legte seine große Hand auf die Schulter des Zwergs. "Und das war
sehr mutig von Dir. Du hast damit nicht nur Dir sondern auch dem gesamten
Seevolk geholfen. Ich bin sehr stolz auf Dich. Mein Freund Forin hat Dich
nie aus den Augen gelassen auch wenn Du Ihn nie gesehen hast. Außer
einmal als er Dich aus dem Moor ziehen musste."
Lambrel lachte als er an den nassen verschmierten
Gwan dachte der hilflos in den Klauen des Drachen hing. Gwan hörte
Ihm mit offenem Mund zu:
"Also deshalb hat er mich nicht gefressen,
" rief Gwan als plötzlich ein riesiger Schatten den Raum verdunkelte
und Forin der Drache auf den Zinnen vor dem Fenster landete.
"Ja" sagte Lambrel "er ist auch eher ein Fischliebhaber."
"Vielleicht" fügte er hinzu "wunderst du dich auch warum Forin dich
nicht gleich zu mir gebracht hat?"
Der Zauberer sah über den Rand seiner
Brille zu dem Zwerg hinab und als dieser nickte fuhr Lambrel fort:
"Nun weißt du, ich wusste schon vorher
dass du mit dem Amulett großes vollbringen kannst, da ich dich schon
länger beobachte. Daher habe ich dir das Amulett geschickt. Ich gab
es Melrim dem Geist des Flusses und der trug es sicher durch das Land bis
zu Dir. Auf der ganzen Reise waren meine Helfer in der Nähe. Forin
half dir aus dem Sumpf, die Rätsel im Berg waren denkbar einfach,
aber den Mut und die Entschlossenheit die du gezeigt hast die konnte ich
dir nicht geben. Jemand musste den Dorfbewohnern am See helfen und sie
aus ihrer misslichen Lage befreien. Du warst der Auserwählte und hast
deine schwere Aufgabe sehr gut gemeistert."
Gwan hatte dem Zauberer mit offenem Mund gelauscht.
Er leckte sich über die ausgetrockneten Lippen und fragte zögerlich:
"Aber was passiert denn jetzt mit dem Amulett"
Gwan sah zu dem Zauberer hoch.
"Das Amulett kommt an einen Ort an dem es
immer hell ist und wo es niemand stehlen kann." Mit diesen Worten ging
Lambrel zu einem anderen Fenster streckte das Amulett weit nach oben und
rief:
"Volare Solem irremeabilis"!
Im nächsten Augenblick flog das Amulett
in den Himmel, es wurde immer schneller und verschwand.
"Es fliegt zur Sonne dem hellsten Ort und
es wird nie wieder zurückkehren" sagte Lambrel mit einer tiefen Zufriedenheit
in der Stimme.
"Deine Reise ist jetzt zu Ende, daher möchte
ich Dir noch etwas geben bevor Du gehst" sagte Lambrel.
Gwan sah Ihn verwundert an, er hatte wirklich
nie mit einer Belohnung gerechnet.
Der Zauberer legte seine Hand auf Gwans Kopf
und murmelte:
"Habeas Animus ars magica."
Ein warmes Gefühl durchströmte Gwan.
"Dieses Geschenk wird sich Dir erst später
offenbaren, aber ein Geschenk will ich Dir jetzt schon geben."
Der Zauberer reichte Gwan einen goldenen Ring
der mit seltsamen Steinen verziert war.
"Mit diesem Ring kannst Du mich jederzeit
rufen" sagte Lambrel und erklärte Gwan kurz wie es funktionierte.
Nun geht Forin erwartet euch schon unten im
Hof, er wird euch nach Hause bringen, es sei denn Ihr wollt lieber laufen.
Lambrel lachte und verabschiedete sich von
den beiden.
Gwan und Tur verließen Lambrel und stiegen
die Stufen hinab wo Sie schon von Meru und Forin erwartet wurden.
Forin trug ein seltsames Gestell auf dem Rücken
das wohl als Sitz gedacht war und als Gwan und Tur hineingeklettert waren
und sich von Meru verabschiedet hatten flog Forin los.
Das Schloss wurde immer kleiner und als Gwan
nach vorne sah öffnete sich gerade das Tor. Forin flog hindurch und
stieg dann hoch hinauf in den Himmel.
Von den Echsen war nichts mehr zu sehen.
Gwan genoss die frische Luft und dann dachte
er nach.
Was konnte das für ein Geschenk sein
das Lambrel Ihm gemacht hatte.
Er hatte gesagt dass sich dieses Geschenk
erst später offenbaren würde.
Während er so nachdachte drehte Forin
den Kopf:
"Kannst Du Dir nicht vorstellen, welches Geschenk
er Dir gemacht hat?"
Gwan zuckte mit den Schultern und schüttelte
den Kopf.
Er sah Forin an und wollte dem Drachen gerade
antworten als Ihm bewusst wurde das er ihn verstanden hatte.
Gut er hatte auch die Echsen verstanden aber
die waren ja auch verzaubert.
"W-Warum verstehe ich Deine Sprache"? stammelte
Gwan.
"Nun wenn Du Ihn verstehst dann hoffe ich
doch das Du mich auch verstehen kannst, oder?"
Mit einem Schrei sprang Gwan auf und wäre
fast aus dem Sitz gefallen.
Jetzt hatte auch Tur mit Ihm geredet.
"Beruhige Dich Gwan" sagte Forin ruhig "Lambrel
hat Dir die Gabe der Zauberei geschenkt. Sie wird sich immer weiter entwickeln
und dass Du schon jetzt die Sprache der Tiere verstehst zeigt nur das Lambrel
Recht hatte an Deine Begabung zu glauben, er spürt so etwas. Er gab
Dir den Ring damit Du Ihn um Rat fragen kannst wenn Du einmal nicht weiter
weißt. Du hast noch große Aufgaben vor Dir!"
Mit diesen Worten flog der Drache über
den Wald der tausend Schrecken und Gwan konnte in der Ferne schon sein
Heimatdorf erkennen.
Er war zuhause.
Die Reise war zu Ende, aber sein Abenteuer
hatte gerade erst begonnen.
© D.
C. Niele
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