Kampf der Drachen von Leila

Ich lauerte auf den roten Drachen Inferno zum letzten Duell.
Ich hatte ihn beim letzten Kampf gehen lassen, aber ich wusste, ich würde es nicht noch einmal tun. Er würde stärker sein als das letzte Mal, aber ich war auch stärker. Einhundert Jahre habe ich gewartet, und das Warten sollte ein Ende haben. Doch plötzlich stand er da! Sein feuriges Antlitz war noch mächtiger geworden, seine Schwingen schienen den Himmel zu berühren.
Sein Haupt war stolz und siegessicher. Ich regte meine silbernen Flügel und mußte erstaunt feststellen, dass auch ich gewachsen war. Ja, damals waren wir beide noch jung und hatten nicht die Kraft, es mit den großen Drachen aufzunehmen. Doch jetzt waren wir da, in unserer vollen Größe. Ich wußte, es würde ein bitterer Kampf werden. Ein Kampf um Leben und Tod.
"Bist Du bereit? fragte ich mit lauter Stimme.
Der rote Drache regte seinen Kopf und sprach mit feuriger Stimme: "Ja, ich habe lange gewartet. Ich habe trainiert und bin stärker geworden. Aber auch Du hast, wie ich hörte, bei dem goldenen Drachen trainiert!"
"Ja, das stimmt. Ich habe viel gelernt und bin bereit, es mit dir aufzunehmen."
Mit einem Sausen erhob sich Inferno, und auch ich hob die Schwingen und flog langsam und anmutig zu ihm hinauf.
Blitzschnell kam er auf mich zu und sein feuriger Atem war zu spüren, als ich blitzschnell meine Zähne in seinen Nacken stieß. Doch genauso schnell schlug er mir seine Klauen in den Rücken.
Der Kampf dauerte bis zum Morgengrauen an und es war kein Ende in Sicht. Ich war todmüde und hatte Schmerzen von den vielen Wunden.
Doch plötzlich kam mir eine Idee. Als Inferno grade zu einer neuen Attacke ausholen wollte, nahm ich meine gesamte Kraft zusammen und flog davon. Inferno flog mir hinterher. Doch ich war schneller, ich hatte ihn abgehängt. Er suchte mit den Augen die Luft ab, als ich von oben herabgeschossen kam und meine Energie ballte sich und ich wurde zu einem glimmernden Silberfeuerball. Ich biss so kräftig zu, dass ich es knacken hörte und wusste, dass der rote Drache meine Siegesrufe nicht mehr hören konnte. Sein lebloser Körper fiel dem Erdboden entgegen und schlug auf die kalten Steine auf.

Ich errichtete ihm ein Grabmal und in dem Moment, als ich seinen Leichnam in die Kammer hob, wurde mir klar, dass ich den Roten Drachen ebenso geliebt wie gehasst hatte.
 

© Leila
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