5.5 Vorsay in Gefahr! (Teil 4)
Er betritt den kleinen Raum von Reykahn. Victor
spricht böse zu dem Kleinen: "Irgendwie war es doch gut, dass du kamst!
Du kannst mir sehr nützlich sein!"
Reykahn versucht zu flüchten, aber seine
Fesseln hindern ihn daran. Mit einem dicken Holzstock schlägt er den
Kleinen bewußtlos.
Einige Zeit später, als Reykahn wieder
zu sich kommt, befindet er sich inmitten eines entsetzlichen Szenarios:
Victor liegt blutüberströmt auf dem Bett, und an Reykahn selbst,
besonders an der Schnauze, haftet auch Blut. Aber eines macht die Sache
kompliziert: Vorsay und sechs weitere Drachen haben diese "Tat" entdeckt.
Nun ist Reykahn in Erklärungsnot! DAS hatte Victor vor: Reykahn als
böses Ungeheuer belasten, damit Karel möglicherweise das Interesse
an ihm verliert. Und das ist ihm leider auch gelungen!
Reykahn wird kein Wort geglaubt. Professionell
hat Victor sich selbst, nicht schwere, aber drachenähnliche Verletzungen
beigebracht. Das hat er schon öfters gemacht, weil ein weiteres magisches
Utensil, ein Heilsalbe, in seiner Ausrüstung eben solche minimalen
Verletzungen heilen kann.
Enttäuscht muss Vorsay Reykahn einsperren
lassen bis... ja bis... Vorsay konnte das Urteil nicht aussprechen, so
schwer ist es ihm gefallen. Karel, aber tat es mit einer inneren Freude:
TOD! So wie sich die Sache hier darstellt, hat Reykahn versucht diesen
"armen" Menschen umzubringen. Und Vorsay hatte, eben unter Androhung dieser
Strafe, ohne Ausnahme, verboten dies zu tun.
Takex und Minkate können es nicht fassen!
Reykahn ist der Einzige der die Wahrheit kennt, wird aber als Mörder
angeklagt. Und das obwohl der Mann überlebt hat. Aber der schildert
einen wahren Alptraum!
Victors Bewachung wird aufgehoben. Vorsay
gewährt ihm sogar als Entschädigung freie Bewegung und der Stadt.
Das war mehr, als sich der Mann je gewünscht hat. Am ehesten freut
er sich, dass Karel nun nicht mehr an seinen Fersen klebt. Die bewacht
nun Reykahns Verließ.
Der Jung-Drache begreift nicht, wie er so in
diese Sache schlittern konnte. Aber Victor ist dutzende Nummern zu gerissen
für so eine junge Kreatur wie Reykahn. Aber der Junge ist auch nicht
gerade dumm. Er will nicht zulassen, dass so ein "böser Mann", wie
er Victor, kindhaft, bezeichnet, Vorsay oder anderen etwas antun könnte.
Also überlegt der Kleine nach einem Plan.
Inzwischen genießt Victor das Privat-Gespräch mit Vorsay. Der
Drachenkönig ist untröstlich und versteht nicht, wie Reykahn,
der wohl netteste Jung-Drache, zu sowas fähig war. Zumal ist er doch
Menschen so kooperativ und aufgeschlossen gegenüber. Aber die Fakten
sprechen eine andere Sprache. Das schert Victor wenig! Auch als Vorsay
traurig von Reykahns Exekution spricht, bleibt der Söldner eiskalt.
Ihn interessiert nur eines: Die 25.000 Goldstücke für Vorsays
Tod!
Victor spricht ruhig zu dem Drachenkönig:
"Jetzt macht Euch bitte keine Vorwürfe! Niemand hätte das ahnen
können! In meinem Leben habe ich einiges erlebt! Vergessen wir die
Angelegenheit!"
Und jetzt noch so verzeihend! Victor treibt
ein wirklich übles Spiel mit diesen gutherzigen Wesen. Auf eine ähnliche
Weise kann er Vorsay zu einem "Gespräch unter vier Augen" überreden.
Da plant er den letzten Schritt seines Planes auszuführen. Er verfährt
nach der Devise: "Ein ahnungsloses Ziel ist ein einfaches Ziel!"
In der Zelle von Reykahn überlegt der
Kleine nach einer Fluchtmöglichkeit. Aber alle Versuche scheitern
an der fehlenden Kraft. Dafür ist er schmal und klein. Ein Nachteil?
Nein! Halt! Vielleicht auch nicht! Reykahn schaut auf, denn da ist einer
der Gitterstäbe etwas verbogen, so dass eine breitere Lücke entsteht.
Zwar immer noch eng, aber es könnte funktionieren! Nur Reykahns Flügel
stören. Denn mit ihnen ist er zu hoch bzw zu breit. Also versucht
er sich seitlich, mit ausgebreiteten Flügeln, duchzuzwängen.
Nach zwei Minuten Quälerei und Atemnot ist er draußen. Nun muss
Reykahn Karel überlisten, wie auch Victor es vorher tat. Zwar könnte
er wieder durch die Beine von Karel durchlaufen, aber sie würde sofort
Alarm geben und ihn jagen. Die anderen Drachen würden sich gegebenenfalls
bei der Verfolgung anschließen. Und gegen 30 andere hätte er
keine Chance. Nicht wenn ihn die anderen für einen Menschen-Mörder
halten.
Aber erneut muss Karel auf einen Trick von
Reykahn reinfallen: Er kratzt an der schweren Eisentür, so dass Karel
nachsehen will. Reykahn versteckt sich in einer nicht-abgeschlossenen Zelle,
nahe der Tür, und als sie die Zelle von Reykahn prüfen will,
rennt dieser raus. Reykahn kommt der Zufall zu Hilfe, weil er gerade noch
erkennt, wie Victor mit Vorsay auf einen bewaldeten Hügel, OHNE Begleitschutz,
marschiert. Reykahn muss handeln, und das allein, weil ihm ja niemand glaubt.
Als Reykahn wie ein Irrer über den Dorfplatz wetzt, erregt er die
Aufmerksamkeit sämtlicher Wachen, nicht zuletzt weil Karel aus dem
Kerker kommt und Alarm gibt.
Jetzt hat Reykahn den Salat: Die, die noch
vor fünf Stunden seine Freunde und Artgenossen waren, sind, im übertragenen
Sinne, nun bösartige "Bluthund"-Drachen, die hinter dem armen Reykahn
herjagen.
Inzwischen haben Victor und Vorsay ihr Ziel
erreicht. Victor zückt unter seinem Mantel einen speziellen Drachen-Dolch,
der absolut tödlich gegen jede Art Drachen ist. Ein Stich in Vorsays
Hals oder Brust, und der Drachenkönig war einmal. Davon kann Reykahn
nichts wissen, ebensowenig wie Vorsay oder die restlichen Drachen. Mit
einer wunderschönen, aber erlogenen Legende über die Sterne,
bringt Victor Vorsay dazu in den Himmel zu sehen.
Dann geht alles Blitzschnell: Victor zieht
seinen Dolch raus, aber dann springt Reykahn fauchend aus dem nahen Gestrüpp
und auf den Mann, so dass beide den Berg runterfallen. Vorsay erschrickt
und ruft zornig zu Reykahn: "REYKAHN! Hast du nicht genug?!"
Unten versucht Reykahn Victor den besagten
Dolch zu entreißen. Mit einem gezielten, diesmal echten, Biss in
die Hand, zwingt Reykahn den Söldner dazu, die Waffe fallen zu lassen.
Als Vorsay den glänzenden Dolch sieht, merkt dieser schnell, was hier
gespielt wird!
Vorsay ruft zu Victor: "Jetzt verstehe ich!
Reykahn war und ist unschuldig! Ihr! IHR habt uns reingelegt!"
Victor schleudert Reykahn weg und richtet
sich auf. Inzwischen treffen Reykahns Verfolger ein, die von Vorsay zurückgehalten
werden. Nachdem Victor seinen schwarzen Umhang von der Erde abgekopft hat,
antwortet dieser stolz: "So ist es! Und Ihr wart so freundlich, und habt
mir geglaubt! Jedes Detail!"
Vorsay entgegnet mit tiefer Stimme: "Also
seid Ihr auch nur einer dieser Söldner...!"
Victor erwidert laut und stolz: "Nicht einer
dieser gewöhnlichen! Mein Name ist Victor von Grauerz. Ich bin bekannt
als der beste Söldner, den man kaufen kann. Und die 25.000 Goldstücke
werden mich gut und lange leben lassen!"
Vorsay spricht zu dem Söldner, allerdings
in einem sehr bösartigen Ton: "Das bezweifle ich, weil ich dafür
zu sorgen gedenke, Euer Leben drastisch zu kürzen!"
Damit schaut sich Vorsay kurz zu seinen Leuten
um und befiehlt laut und zornig: "Vernichtet diesen Menschen!"
Victor lächelt aber nur und ruft: "Ich
wäre nicht so voreilig! Ich habe immer einen Ersatz-Plan!"
Mit einem Handgriff wirft Victor eine Art
Bola-Schlinge auf Vorsay. Dieser ist nicht schnell genug auszuweichen.
Sie schlingt sich um dessen Hals. So harmlos ist das Ding nicht! Victor
ruft siegessicher: "Überrascht? Na ja, es handelt sich dabei nicht
um eine gewöhnliche Waffe. Das Teil hat die wunderbare Eigenschaft,
dass der Betroffene angehmerweise nur noch meinen Befehlen gehorcht! Nicht
wahr, Vorsay?"
Vorsay scheint plötzlich Schmerzen zu
haben und versucht panisch das Ding um seinen Hals loszuwerden, aber er
schafft es nicht. So verfällt er leider dem Zauber dieses Stricks.
Tatenlos müssen die Drachen mitansehen,
wie Victor sich von Vorsay aufpicken lässt und in Richtung Süden
verschwindet. Sie können absolut nichts machen. Victor befiehlt über
den Drachenkönig. Wenn ihm danach wäre, könnte er den Angriff
befehlen und wenn die anderen Drachen Vorsay angreifen, würden sie
sowieso Farek helfen. Karel steht auf dem Berg, unfähig einen Muskel
zu rühren. Ebenso Reykahn, der noch immer auf dem Rücken, am
Fuß des Hügels, liegt. Dann richtet sich Karel auf zwei Beinen
auf und faucht laut: "DAFÜR WIRST DU BEZAHLEN, VICTOR!"
Scheinbar ist nun endgültig das Schicksal
der Gruppe besiegelt. Vorsay ist des Todes, und Farek erlangt die Macht
eines Königsdrachens!
Vermutlich endet diese Geschichte nicht mit
einem Happy End...
5.6 Läuterung...
Der Mond steht im Zenit, als Victor auf Vorsay
sich der Festung von Farek nähert. Vorsay scheint völlig weggetreten
und gibt keinen Laut von sich. Als der Drachenkönig in dem Hof von
der Festung gelandet ist und Victor stolz von dessen Rücken geklettert
ist, kommt auch schon Farek an. Victor spricht zufrieden zu Farek: "Auftrag
erfolgreich beendet, Mylord!"
Farek wispert schnell ein "Schön, schön!",
dann geht er auf den Drachen zu und betrachtet überglücklich
die Kreatur von allen Seiten.
Victor wird langsam ungeduldig und ruft deshalb,
im ernsteren Ton: "Wo bleibt mein Gold?"
Farek beenet seine "Schau"-Aktion, stellt
sich vor Victor und antwortet: "Euer Lohn...?! Aber sicher...!"
Farek schaut sich zu seinen Wachen um und
ruft ihnen zu: "Hauptmann! Bringt diesem Mann 'seinen Lohn'...!"
Das will Victor nicht gefallen. Er hat ein
Gespür dafür, wenn ihn jemand über's Ohr hauen will. Das
geschieht auch, als Victor von Dutzenden von Rittern eingekesselt wird.
Aber da unterschätzt Farek den Söldner. Denn Vorsay steht immer
noch unter dem Bann von Victor. Deshalb befiehlt er schnell einen vernichtenden
Angriff auf diese Gruppe von Menschen. Für einen Drachenkönig
eine einfache Prozedur. Mit Feuer, Blitz und sogar vernichtenden Licht-Attacken
tötet Vorsay die Angreifer. Dann flüchtet Victor wieder auf Vorsay.
Aus der Luft ruft er zu dem entsetzten Farek: "Niemand betrügt mich!
Das wird Euch eines Tages leid tun!"
Damit fliegt Victor auf Vorsay davon. Farek
bekommt einen Wutausbruch. Er wollte alles: Das Gold UND Vorsay. Er plante
nie nur ein Goldstück zu zahlen! Aber mit Victor hat er Pech gehabt.
Wie dieser Mann die Drachen auf's übelste reingelegt hat, so hat er
auch Fareks Trick durchschaut und ist heil entkommen.
Aber was soll Victor nun tun? Jetzt hat er
Vorsay, aber kann mit ihm nichts anfangen. Er verfährt nach seiner
üblichen Routine: Wenn ein Ziel kein Ziel mehr ist, freilassen! Aber
bei Vorsay, der ja die Wahrheit über Victor kennt, wäre das tödlich.
Dummerweise kann Victor denen, die unter dem Einfluss dieses Zaubers stehen,
nur einfache Befehle geben, aber nicht die Erinnerung nehmen.
Er könnte Vorsay einfach irgendwo zurücklassen,
aber er will seine Zauber-Bola zurück. Sie ist, wie man sieht, zu
wertvoll, als dass man sie zurücklassen könnte. Also entschließt
er sich, in einem Wald Vorsay so gut an den Boden zu fesseln, dass dieser
sich zwar befreien kann, aber Victor einen Vorsprung von mindestens 20
Minuten gibt. Bis dahin ist er über alle Berge. Zwar überlegt
er noch, ob er Vorsay nicht aus Vergnügen erledigen sollte, eben wegen
seinem persöhnlichem Hass auf Drachen, aber Victor hält sich
an seinen Ehrenkodex. In dem hat er gelobt, Opfer, die durch einen abgebrochenen
Auftrag bei ihm bleiben, speziell wenn er diesen Zauber einsetzt, wieder
freizulassen.
Nach nur wenigen Minuten liegt Vorsay vor ihm.
Mit einem Ruck reißt Victor Vorsay die Schlinge vom Hals und der
Drachenkönig kommt wieder zu Bewußtsein. Vorsay fragt verwirrt:
"Wa...wa...was? Wo bin ich?"
Victor antwortet deprimiert: "In einem Wald,
einen halben Tag südwestlich von Eurer Stadt."
Vorsay, der seinen Kopf nicht bewegen kann,
aber Victor's Simme wiedererkennt, spricht zu ihm: "IHR?! Was...? Was habt
ihr mit mir getan?"
Victor antwortet: "Das spielt jetzt keine
Rolle mehr! Lebt wohl!"
Damit will Victor gehen, aber Vorsay ruft
hinter ihm her: "So wartet doch! Was soll das alles?"
Victor wendet sich nochmal Vorsay zu und ruft:
"Ich bin sicher, dass ihr euch bald befreien könnt, ebenso wie ich
mir sicher bin, dass Ihr und die euren euch an mir rächen wollen.
Aber dann bin ich nicht mehr hier."
Vorsay beruhigt sich und spricht gelassen:
"Ihr wolltet mich Farek ausliefern, habe ich recht? Warum tatet Ihr es
nicht? Sind etwa 25.000 Goldstücke nicht genug?"
Victor erhebt seine Stimme und ruft sauer:
"Von wegen! Dieser Spinner, hat versucht mich reinzulegen! Das wird er
mir eines Tages büßen!"
Vorsay entgegnet: "Wir haben also jetzt einen
gemeinsamen Feind! Egal was Ihr tatet, durch diese Sache werden wir zu
Leidensgenossen, jetzt, da Ihr auch auf der Flucht vor Farek seid."
Victor ruft zurück: "Niemals! Ich bin
ein Mensch, und Ihr ein Drache!"
Vorsay antwortet zurück: "Vertraut nicht
darauf! Farek weiß, was er seinen Untergebenen sagen muss, damit
Ihr, ebenso wie wir, als böse Kreatur dasteht. In nur zwei Wochen
seid Ihr nichts besseres mehr als wir Drachen. Vertraut mir! Eure einzige
Chance liegt darin, uns Drachen zu trauen! Wenn Ihr uns helft, werden wir
auch Euch helfen!"
Victor schaut Vorsay zweifelnd an und fragt
ihn: "Warum sollte ich Euch trauen... einem DRACHEN?"
Vorsay antwortet, weiterhin gelassen: "Weil
wir, im Gegensatz zu Euresgleichen, unsere Versprechen halten. Ich gebe
Euch mein Wort, dass Ihr weder vor mir noch einem anderen Drachen etwas
zu fürchten braucht. Bei meiner Ehre! Sollte euch auch nur ein Drache
je etwas antun, werde ich dafür sorgen, dass dieser hart betraft wird."
Victor wendet sich traurig ab und sagt leise:
"Da seid Ihr zu spät!"
Vorsay fragt verwundert den Söldner:
"Wieso? Welcher Drache hat euch verletzt?"
Victor erzählt Vorsay die Geschichte,
mit dem Tod von Victors Frau und dem Drachen. Vorsay kann es schlichtweg
nicht glauben. Ein Drache soll grundlos das getan haben? Vorsay erklärt
dem Mann: "Ich glaube das nicht! Es tut mir unheimlich Leid, aber ich bezweifle,
dass einer von uns..."
Victor unterbricht laut und sauer Vorsay.
Er ruft: "Schluss! Ich möchte kein weiteres Wort darüber reden!"
Vorsay spricht, etwas ängstlich, weiter:
"Ich kann verstehen, dass das Euren Hass auf uns geschürt hat, aber
ich garantiere Euch, dass es dafür eine simple Erklärung gibt!
Möchtet Ihr etwa, dass Eure große Liebe vom Himmel mitansehen
muss, wie Ihr uns Drachen unschuldig jagt? Wie IHR zum Mörder werdet,
weil Ihr die Wahrheit nicht sehen wollt?"
Victor wendet sich Vorsay zu, zieht sein Schwert
und droht ihm: "Haltet Euer Maul! Ihr Drachen redet euch gerne raus! Ihr...
seid..."
Vorsay unterbricht zwar Victor, doch führt
ruhig seinen Satz weiter: "...keine bösen Wesen. Glaubt mir: 50 Jahre
Kampf gegen euch hat uns gezeigt, wo unsere Grenzen liegen. Sowas verändert
jemanden... Aber wenn ihr mir misstraut, könnt Ihr mich töten!"
Victor fragt verwundert den großen Drachen:
"Ihr würdet in den Tod gehen, nur um mir zu beweisen, dass Ihr harmlos
seid?"
Vorsay erwidert: "Nein, Ihr sollt merken,
dass ich Euch vertraue! Schließlich habt Ihr mich am Leben gelassen."
Victor holt mit seinem Schwert aus und durchtrennt...
das Seil, das Vorsay fesselte. Er hat sich entschlossen, Vorsay zu trauen,
trotz seinem Haß. Denn Vorsay hat recht: Victor würde bald von
Farek als Geächteter und womöglich als Verbündeter von den
Drachen hingestellt werden. Also warum soll dieser der Propaganda nicht
folgen? Victor lässt sich von Vorsay in die Stadt zurückfliegen.
Die verzweifelten Drachen dort trauen ihren Augen kaum, als sie ihren König
heil am Himmel sehen. Kaum ist er gelandet, wird das Staunen größer,
als Victor von dessen Rücken steigt. Aber Vorsay unterbindet sämtliche
Aggressionen. Er erklärt die Sachlage, wie sie sich eben zugetragen
hat, und Victor ergänzt den Teil, wo er bei Farek war. Als Victor
auf diesen Tag mit dem Drachen und seiner Frau zu sprechen kommt, meldet
sich ein Steppendrache zu Wort: "Verzeiht mir, aber dazu kann ich etwas
berichten! Ich war an diesem Tag in der Nähe! Ich sah, wie sich alles
zugetragen hat! Es war ein bedauerlicher Unfall! Aber als Ihr wütend
auf den Drachen zukamt, bin ich ängstlich geflohen...!"
Victor fragt verwundert den Drachen: "...???
H...habt Ihr gerade gesagt 'ängstlich'?"
Der Drache nickt. Victor fragt weiter: "Ich
dachte, Drachen haben keine Angst vor Menschen!"
Vorsay kichert: "Oh doch! Kein anderes Lebewesen
lehrt uns dermaßen das Fürchten wie Eure Art. Auch wenn es für
Euch merkwürdig zu sein scheint..."
Victor muss erkennen, dass er sich über
die Jahre in vielen Dingen geirrt hat: Den Tod seiner Frau, Farek und den
Charakter der Drachen.
Reykahn steht abseits des Geschehens. Er ist
immer noch sauer auf Victor, für dessen üblen Trick. Victor entdeckt
den Kleinen und ruft ihm zu: "Ah! Dich habe ich bereits vermisst, junger
Aurora-Drache!"
Reykahn ruft sauer zurück: "SO? Warum?"
Victor fährt fort: "Weil du ein echter
kleiner Held bist!"
Vorsay fügt hinzu: "Allerdings, Reykahn!
Du warst der einzige, der die Wahrheit und die Gefahr erkannte, und mir
zu Hilfe kam."
Victor spricht weiter zu dem kleinen Drachen:
"Und hast mich beeindruckend geschlagen! Meine Hochachtung!"
Reykahn erwidert dennoch eisig: "Trotzdem
war Euer Streich mit dem angehängten Mord nicht nett!"
Victor antwortet schuldig: "Ich hoffe, du
kannst mir diesen Trick vergeben!"
Damit wendet sich der Söldner wieder
zu den restlichen Drachen zu und spricht: "Nun muss ich trotzdem weiter!
Eure Hilfe schätze ich, aber ich bin ein Einzelgänger! Ich bin
euch nur dankbar, dass ihr mir die Wahrheit gezeigt habt!"
Doch bevor Victor auf sein Pferd steigt und
loswill, wendet er sich nochmal der Gruppe zu, primär schaut er Vorsay
an. Victor meint zu ihm: "Ich wünschte, ich könnte euch irgendwie
helfen."
Vorsay antwortet: "Macht Euch keine Sorgen
um uns! Wir... wir werden es schon irgendwie schaffen! Oder zweifelt Ihr
daran, dass 39 Drachen nicht überleben können?"
Victor spricht leise und erstaunt: "39...?!
So wenige nur noch?! Ich ahnte ja nicht, WIE bedroht ihr wirklich seid!"
Vorsay ergänzt dazu: "...und Farek ist
es immer noch nicht genug!"
Victor überlegt kurz, dann sagt er zu
Vorsay: "Ich weiß nicht, ob dieser Tip euch hilft, aber nicht alle
Menschen verachten und fürchten euch! Auf meinen Reisen durch Nirad
habe ich Siedlungen gesehen, die mehr Angst vor Farek als vor euch haben."
Vorsay entgegnet erleichtert: "Das wäre
zu schön um wahr zu sein!"
Victor sagt nichts mehr, verlässt die
Stadt und reitet mit dem Pferd davon.
Reykahn wird noch ein wenig gefeiert, für
dessen Mut und Entschlossenheit. Eine prächtige Feier für den
kleinen Drachen, doch Vorsay grübelt über diesen letzten Satz
von Victor nach. Als Vorsay sagte, er solle sich keine Sorgen machen, und
Drachen kämen mit solchen Überlebensituationen schon klar, hat
sich dieser sogar selbst belogen. Vorsay ist bewußt, dass der nächste
Angriff von Farek, zu dem es nicht mehr lange hin ist, gleich bedeutend
mit seinem Todesurteil ist, und dem seiner Art.
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