"Wer ist das?"
"Keine Ahnung! Der Hauptmann hat ihn heute
morgen hergebracht."
"Einfach so? Ohne Erklärung?"
"Nichts! Er hatte den Kerl am Arm gepackt
und dann in die Zelle gestoßen. Dann hat er sie abgesperrt und den
Schlüssel eingesteckt. Und dann ist er wieder verschwunden."
Der andere Mann schaute ihn ungläubig
an. "Das ist nicht dein Ernst?"
"Doch! Wenn ich es dir sage!"
Die beiden Wachen schauten weiterhin stumm
auf den Mann, der regungslos in seinen Mantel gehüllt auf dem halb
verfaulten Strohsack saß. Seine Kapuze hatte er weit ins Gesicht
gezogen, so dass sie seine Gesichtszüge nicht erkennen konnten.
Dagegen konnte der Gefangene sehr wohl seine
Umgebung genauestens mustern.
Er hatte Glück gehabt! Das Gefängnis
der Trilfirin war zwar nicht besonders sauber, aber offen und hell. Seine
Zellen bestanden zu drei Seiten aus Gitterstäben und die großen
Fenster an den Wänden durchfluteten die langen Gänge in denen
sich die Käfige befanden. Es war ein trügerisches Gefühl,
aber man fühlte sich hier fast wohl.
Wohler als in so manch anderen Zelle in der
er bereits gesessen hatte.
Er lauschte dem Gespräch der Wächter
und musste unter seiner Kapuze lächeln.
Der Hauptmann war wirklich nicht sehr vorsichtig
gewesen, aber wenn er diesen einfältigen Tölpeln die Wahrheit
erzählt hätte, dann hätte es sicherlich Probleme gegeben.
Denn wer bewachte schon freiwillig Migail
den Dunklen?
Für einen Moment war er versucht, sein
Geheimnis preis zu geben, doch dann entschied er sich dagegen und verharrte
in seiner regungslosen Position.
Tage vergingen so! Er bewegte sich kein einziges
Mal! Nahm weder Essen noch Trinken zu sich!
Die Wächter glaubten schon, er wäre
tot und beachteten ihn nicht weiter. Schließlich hatten sie den Schlüssel
zu seinem Käfig nicht und konnten seine Leiche nicht entsorgen.
Dennoch bemühten sie sich, den Hauptmann
aufzutreiben, denn es würde nicht mehr lange dauern, bis der Körper
dieses seltsamen Mannes anfangen würde zu riechen.
Fünf Tage waren seit seiner Gefangennahme
vergangen, als der Hauptmann wieder vor seinen Käfig trat. Er roch
nach Schweiß und man sah ihm an, dass er müde war. Seine Beine
konnten ihn kaum aufrecht halten, so dass er sich an den Stäben des
Käfigs festhalten musste.
Trotzdem war seine Stimme stark und kalt,
als er ihn aufforderte aufzustehen.
Zuerst machte er keine Anstalten, ihm Folge
zu leisten, doch dann erhob er sich in einer langsamen, fließenden
Bewegung.
Die Wächter, die gerade Dienst hatten,
holten erschrocken nach Luft, als sie sahen, dass doch noch Leben in ihm
war.
"Was willst du?" fragte der Vermummte leise.
"Du weißt genau, was ich will! Spuck
es aus!" forderte der Hauptmann drohend.
"So? Weiß ich das? Selbst wenn ich es
wüsste. Warum sollte ich es dir sagen?"
"Vielleicht wirst du nicht hingerichtet, wenn
du uns hilfst."
Ein leises, kaltes Lachen entrang sich der
Kehle des Vermummten.
"Ein netter Versuch! Glaubst du wirklich,
du könntest mich töten?"
"Du bist nicht unsterblich!"
"Da magst du Recht haben. Aber vor dir haben
schon so viele versucht, mir ein Ende zu bereiten. Dass ich hier vor dir
stehe, dürfte dir mehr als alles andere zeigen, dass es nicht so einfach
ist."
"Wir werden sehn!"
Damit wollte sich der Hauptmann schon abwenden,
als der Gefangene abermals leise flüsterte: "Wolltest du nicht noch
etwas von mir wissen?"
Ohne sich umzudrehen antwortete er ihm: "Ich
werde deinen Bruder auch ohne deine Hilfe finden."
Und da war es wieder. Dieses kalte und unheimliche
Lachen, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
"Viel Glück, Hauptmann! Solltet ihr ihn
wirklich finden, bestellt ihm einen schönen Gruß von mir."
Ohne ein weiteres Wort verließ der Hauptmann
das Gefängnis und wie viele Male zuvor verurteilte er die sonderbare
Schönheit dieses Ortes, die die Gefangenen nicht zermürbte sondern
vielmehr stärkte.
Es vergingen weitere Tage! Immer noch nahm
der Vermummte nichts zu sich und bewegte sich keinen Zentimeter.
Da kam der Hauptmann abermals zu ihm; diesmal
ausgeruht und frisch.
Im Schlepptau hatte er zwei Wachen, die eine
Trage zwischen sich trugen. Auf ihr schien ein Bündel Stoff zu liegen
und nur wer genau hinsah, erkannte darunter eine menschliche Gestalt.
"Ich habe ihm einen schönen Gruß
von dir ausgerichtet. Aber ich glaube, er konnte mich nicht mehr hören",
lächelte der Hauptmann kalt, als er den Wächtern befahl, die
Trage in den Käfig neben den Vermummten zu bringen.
Dieser stand in seiner Zelle auf und richtete
seinen Blick auf den Hauptmann.
"Respekt! Wie hast du es geschafft, ihn zu
finden, wo ich die letzten Jahre versagt habe?" flüsterte er heiser.
"Du willst wissen, wie ich ihn gefunden habe?"
lachte der Hauptmann, während er sich vollends zu ihm umdrehte. "Ich
bin deiner ach so unschuldigen Frau gefolgt. Sie wusste ganz genau, wo
er zu finden war."
Der Vermummte lachte: "Ihr Menschen kennt
wirklich keine Ehre! Dafür werde ich ihr das Leben nehmen, welches
ich ihr geschenkt habe."
"Soweit wird es nicht kommen. Ihr beide werdet
lange vor ihr sterben."
"Bist du dir da so sicher!" flüsterte
der Vermummte belustigt.
Der Hauptmann wollte ihm schon antworten,
als ein markerschütternder Schrei durch die Gänge des Gefängnisses
hallte und nicht abreißen wollte. Gequält hielten sich Wächter
wie Gefangene gleichermaßen die Ohren zu. Nur der Vermummte blieb
regungslos in seiner Zelle stehen.
Es dauerte scheinbar unendlich lange, bis
der Schrei schließlich abrupt abbrach und sie alle ihre Hände
wieder sinken lassen konnten.
"Nun? Ich glaube ich hätte eine Wette
mit dir abschließen sollen. Die Quote wäre sicherlich günstig
für mich gewesen", lachte der Vermummte leise.
"Wie kann man nur so grausam sein?" hauchte
der Hauptmann; immer noch schockiert von diesem grässlichen Geschrei.
"Grausam? ... Du wagst es, mich grausam zu
nennen? ... Hast du überhaupt eine Ahnung, warum ich so bin wie ich
bin? ... Hast du dich danach schon mal gefragt?" zischte der Vermummte.
"Sicher! Man macht sich immer über seinen
Gegner Gedanken, wenn man ihn schnappen will. Aber in deinem Fall bin ich
nie auf ein Ergebnis gekommen. Dein Geist ist zu krank, als dass ihn ein
Mensch verstehen könnte", antwortete der Hauptmann ihm automatisch
ohne nachzudenken.
"Willst du denn den Anfang wissen? Willst
du die Wahrheit erfahren?"
Der Hauptmann nickte nur. Er war zu überrascht
über dieses Angebot, um antworten zu können.
"Gut! Dann sollst du die Wahrheit erfahren",
flüsterte der Vermummte und richtete sich zu seiner vollen Größe
auf.
"Vor langer Zeit hatten wir wie ihr einen
König und eine Königin. Bald nach ihrer Heirat schenkte die Königin
einem Jungen das Leben. Er wuchs zu einem stattlichen Mann heran und verliebte
sich wie jeder junge Mann in ein bezauberndes Mädchen. Zu dumm nur,
dass diese junge Frau die Tochter eines Menschenkönigs war. Jedes
andere Mädchen wäre gestorben, um an ihrer Stelle sein zu können,
doch dieses hochnäsige Ding verschmähte den Prinzen. Nach geraumer
Weile akzeptierte der Prinz die Entscheidung seiner Liebsten und nahm sich
statt dessen eine andere Braut. Er liebte sie nicht so sehr wie seine Prinzessin,
aber er achtete sie.
Schließlich heiratete auch die Prinzessin
den Mann ihrer Träume und lud den Prinzen und seine Familie der Etikette
wegen ein. Die Feier war grandios, doch es schmerzte den Prinzen, seine
Liebste in den Armen eines anderen Mannes zu sehen, doch weil er sah, dass
sie glücklich war, schwieg er. Doch sobald es die Höflichkeit
zuließ, verließ er die Feier und streifte durch den Schlossgarten.
Schließlich wollte er gerade zurückgehen,
als er den Schrei einer Frau hörte. Hastig folgte er dem Ruf und sah
wie ein Mann einer Frau Gewalt antat. Ohne nachzudenken erstach er den
Mann und befreite die Frau von ihm."
Der Vermummte hielt inne, so dass der Hauptmann
entnervt fragte: "Und? Was hat das mit dir zu tun?"
"Eins nach dem anderen. Aber beantworte mir
zuerst eine Frage: hättest du nicht genau so gehandelt wie der Prinz?"
"Natürlich!" kam sofort die ehrenvolle
Antwort des Hauptmann, bevor er misstrauisch fragte: "Warum?"
"Du wirst es gleich verstehen. Lass mich zuerst
weiter erzählen:
Zuerst war die Frau erleichtert von dem Mann
befreit worden zu sein, doch dann beschimpfte sie den Prinzen aufs übelste.
Und als er ihre Stimme hörte, wusste er, dass er seine Geliebte Prinzessin
gerade zur Witwe gemacht hatte. Zuvor hatte er sie in der Dunkelheit nicht
erkannt, doch ihre Stimme hätte er unter Tausenden wiedererkannt.
Und so begann die Odyssee meines Volkes!
Die Prinzessin forderte den Kopf des Prinzen.
Doch dieser war vor lauter Schreck in jener Nacht geflohen. Deshalb schickte
sie Reiter aus! Sie sollten den Prinzen tot oder lebendig zu ihr bringen
und solange er nicht gefunden worden war, sollte jeder meines Volkes auf
ihrem Weg getötet werden. So wollte sie den Prinzen zwingen, sein
Versteck zu verlassen.
Doch dieser war für keinen mehr auffindbar
und blieb verschwunden. Deshalb schlachteten die Reiter weiter, solange
bis sich mein Volk zur Wehr setzte. Es tötete die Reiter, die die
Prinzessin selbst nach Jahren immer wieder ausschickte, doch der Strom
derer, die uns angriffen riss, selbst nach ihrem Tode nicht ab.
Sie kannten den Grund dieser Jagd nicht, aber
schlossen sich zusammen, um uns zu bekämpfen, weil sie dachten, es
wäre ein ehrenwertes Ziel.
Im Laufe der Jahre wurde dieser Bund Wahnsinniger
kleiner, so dass nur noch wenige von uns Jagd auf sie machten, um unseren
Volk endlich wieder Frieden zu geben.
Zum Schluss blieben nur noch ich und mein
Bruder. Wir durchstreiften die Jahrzehnte und töteten diejenigen,
die uns an den Kragen wollten.
Und vor einigen Jahren hatten wir diesen Teil
unserer Aufgabe endlich hinter uns gebracht.
Doch es war uns nicht möglich zurückzukehren
zu unserem Volk, denn den anderen Teil unserer Aufgabe hatten wir nicht
erfüllt: wir hatten den Prinzen auf all unseren Reisen nicht finden
können. Deshalb blieben wir in euren Welten und suchten weiter. Doch
bis heute fanden wir keine Spur von ihm."
Der Vermummte beendete seine Erzählung
und dann tat er etwas, was er seit Generationen von Menschen nicht mehr
getan hatte ... er legte seinen Mantel vor einem Menschen ab.
Schwer fiel der dicke Stoff zu Boden und enthüllte
eine große, schmächtige Gestalt, deren Gesichtszüge glatt
wie Marmor waren und ebenso weiß. Sein langes, blondes Haar war im
Nacken zu einem Zopf geflochten und enthüllten somit seine spitzen
Ohren. Traurige, blaue Augen starrten den Hauptmann an, der nicht begriff,
wie ihm geschah.
Auch die Wächter starrten mit schreckensbleichen
Gesichtern auf die regungslose Gestalt.
Erst eine seidenhelle Stimme riss sie aus
ihrer Erstarrung.
"Warum hast du ihnen alles erzählt? Sie
werden uns doch nicht glauben!"
Der Blick aller wandte sich auf die Zelle
daneben.
Auch dort stand ein großgewachsener,
altersloser Mann, doch seine schwarzen Haare fielen locker über seine
schmächtigen Schultern.
"Vielleicht nicht, aber vielleicht schon.
Was spielt es jetzt noch für eine Rolle? Wir werden Lawen eh nicht
finden. Er will nicht gefunden werden und ohne ihn können wir nicht
zurück. Was sollen wir also noch weiterhin unter den Menschen leben?
Ich ziehe einem solchen Leben den Tod vor."
"Wir werden Lawen finden! Er braucht unsere
Hilfe! ... Er ist unser Bruder Migail!""
"Ach hör auf Ismail! Er verschwand bevor
wir geboren wurden. Wir kennen ihn noch nicht einmal."
Die beiden schwiegen und hingen ihren eigenen
Gedanken nach.
Diesmal unterbrach der Hauptmann die unangenehme
Stille: "Der Prinz aus eurer Geschichte ist euer Bruder?"
"Ja und?" fragte Migail.
"Aber du hast von langer vergangener Zeit
gesprochen und es muss so sein, denn eine solche Prinzessin wie in deiner
Geschichte ist mir nicht bekannt."
"Ja und?" fragte Migail abermals.
"Wie kann dieser Prinz dann noch am Leben
sein?"
"Wir sind bereits über 300 eurer menschlichen
Jahre alt. Lawen dürfte die 450 gerade überschritten haben und
unser aller Eltern sind bereits über 700 Jahre auf dieser Welt. ...
Beantwortet das deine Frage?" antwortete Ismail frustriert und ließ
sich auf seinen Strohsack fallen.
"Das ist unmöglich! Keine Lebewesen kann
so alt werden."
"Glaub, was du willst!"
Der Hauptmann starrte die beiden scheinbar
so jungen Männer ungläubig an, bevor er zurückwich und davoneilte.
Nur undeutlich konnte man ihn noch verzweifelt sagen hören: "Ich hör
mir diesen Unsinn nicht länger an."
Auch die Wachen zerstreuten sich nun, nachdem
ihr Hauptmann gegangen war. Ihnen war nicht wohl in der Nähe der Unsterblichen.
"Und? Gehen wir?" fragte Ismail leise. "Oder
willst du wirklich hier sterben? Hingerichtet und ohne Ehre!"
"Und wenn wir wieder fliehen? Sie werden uns
wieder jagen! Und dasselbe Spiel beginnt von vorn. Lawens unbeabsichtigten
Fehler haben wir ausgebügelt, aber sollen wir denselben machen? Wir
haben welche von ihrer Art getötet. Aus einem Grund, der für
sie vielleicht sogar nachvollziehbar ist ... vorausgesetzt, sie glauben
uns. Aber deswegen werden sie uns nicht verzeihen."
Ismail schwieg lange, bevor er seinem Bruder
leise antwortete: "Du hast Recht! Wir werden nicht denselben Fehler begehen.
Wenn wir Lawen schon nicht finden konnten, beschützen wir wenigstens
unser Volk. ... Auch wenn das bedeutet, für sie zu sterben."
Nun war alles gesagt worden und sie redeten
weiterhin kein Wort mehr; weder zueinander, noch zu den Wächtern.
Es war der Tag ihrer Hinrichtung! Da sie die
Morde an so vielen Menschen gestanden hatten und sie nicht abstritten,
sollten sie durch hängen ihren letzten Atemzug tun.
Weit hatte sich diese Neuigkeit herumgesprochen,
dass Migail der Dunkle und Ismail der Schwarze endlich ihrer gerechten
Strafe zugeführt werden sollten, so dass der Marktplatz auf dem die
Hinrichtung stattfinden sollte, restlos überfüllt war.
Die Menge grölte und verfluchte die Verurteilten,
doch als die Gefangenen ans Tageslicht traten verstummte sie.
Es war bekannt gewesen, dass die beiden keine
Menschen waren, aber es hatte das Gerücht kursiert, dass sie hässliche
Trolle oder ähnliches seien. Als sie nun die beiden schönen,
jungen Männer sahen, konnten sie es kaum glauben, dass sie die verhassten
Mörder sein sollten.
So paralysiert wie die Menge war, erreichten
die Todeskandidaten in völliger Stille und ohne dass sie mit verfaulten
Essen beworfen wurden, den Ort der bereits für sie hergerichtet worden
war.
In der gleichen Stille zog der maskierte Henker
die Schlingen über ihre Köpfe und trat an den Hebel der die Falltüren,
auf denen sie standen, wegklappen lassen würde.
Er hatte seine Hand bereits gehoben, als eine
klare, helle Stimme schrie: "Halt! Haltet ein!"
Die Menge drehte sich verwundert um und suchte
nach dem Rufer, doch konnte sie ihn nirgends entdecken. Wütend trat
der Hauptmann vor und übertönte das aufgeregte Getuschel der
Menge: "Wo seid ihr? Und vor allem wer seid ihr? Und warum wagt ihr euch
einzumischen?"
"Mein Name ist Lawen! Diese beiden Männer
sind meine Brüder und ich bin hier, um sie nach Hause zu holen. Im
Namen ihrer Majestäten, König Darn und Königin Ariiel, werdet
ihr die Prinzen Migail und Ismail frei lassen. ... Werdet ihr es nicht
tun, werden wir sie uns mit Gewalt holen. Sollte dabei auch nur einer von
ihnen getötet werden, wird Krieg zwischen unserer beider Völker
herrschen. Solange bis ein Volk restlos von dieser Welt hinweggefegt worden
ist.
Lasst ihr uns dagegen mit meinen Brüdern
ziehen, versprechen wir euch völlig von dieser Welt zu verschwinden.
Ihr werdet nie mehr auch nur einen Schatten von uns wahrnehmen und wir
werden euer Volk nicht länger behelligen."
Diese Worte wurden vom Rascheln feinen Stoffes,
sowie Klirren von Rüstungen und Waffen begleitet und die versammelte
Menge schaute erschrocken nach oben.
Auf den Dächern der umstehenden Häuser
befanden sich Dutzende von Unsterblichen, die gespannte Bogen auf die Menge
richteten.
Der Hauptmann überschaute die Situation
mit einem Blick und zusammen mit dem Wissen, das er von Migail hatte, kam
er schnell zu einer Entscheidung.
"Ich werde euch ziehen lassen, weil ich eure
Geschichte kenne. Ich werde eure Brüder gehen lassen, um endlich wieder
Frieden zwischen unseren beiden Völkern herzustellen. ... Aber seid
gewarnt: wenn ich die beiden jemals auch nur ein einziges Mal wieder zu
Gesicht bekomme, werde ich sie ohne zu zögern töten."
"So sei es!" antwortete ihm die körperlose
Stimme.
Und wie von Zauberhand verschwanden die Unsterblichen
einer nach dem anderen. Zum Schluss blieben nur noch die beiden gefesselten
Brüder.
"Wenn wir gehen sollen, müsst ihr uns
die Freiheit schenken. Anders können wir nicht dort hingehen, wo wir
unseren Frieden finden werden", flüsterte Migail leise und hielt dem
Hauptmann seine gefesselten Hände entgegen.
Dieser schnitt nur widerstrebend die Handfesseln
durch, bevor er einen Schritt zurücktrat.
Die beiden jungen Männer streiften sich
die Schlingen über ihre Köpfe und verneigten sich vor dem Hauptmann.
"Solange es Menschen wie euch gibt, gibt es
noch Hoffnung für eure Art!" flüsterte Ismail und verschwand.
Migail nickte zustimmend und lächelte
den Hauptmann an, bevor auch er im Nichts verging.
Zurück blieb ein Hauptmann, der tief
in seinem Inneren wusste, dass er der einzige Mensch seit undenklichen
Zeiten gewesen war, vor dem Unsterbliche ihr Knie gebeugt und ihm ein Lächeln
geschenkt hatten.
Und so verschwanden die Elfen aus der Welt
der Menschen!
Wie und warum ... das kann nun jeder selbst
entscheiden.
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