NIDADIN von Marcel Möller
Eine Geschichte zwischen zwei Völkern
Alte Wunden

Währenddessen standen Vios und Zaso unter Tage und suchten nach einem Ausgang.
"Bei Zyntalas, Zita scheint es nicht schnell genug geschafft zu haben. Aber ich bin sicher, dass er sich eine clevere Ausrede einfallen lassen wird."
Vios lächelte: "Gibt es bei euch viele Zynta, die so eine Freundschaft wie ihr zwei haben?"
Zaso hielt sein Freundschaftssymbol fest in der Hand. "Nein, leider nicht. Es mag zwar verrückt klingen, aber wir sind die einzigen zwei Zynta, die diese Freundschaft besitzen, auf dem ganzen Ostkontinent von Nida."
Vios fragte verwundert: "Nida?"
"Der Planet heißt Nida. Erinnerst du dich nicht daran?"
"Diesen Namen habe ich noch nie gehört. Dieser Himmelskörper wird von den Falcon >Terranus< genannt."
Zaso hatte gedacht, dass alle Geschöpfe des Zyntalas den Planeten als Nida kannten. Anscheinend hatte er sich geirrt.
Vios brannte noch eine Frage im Schnabel: "Was ist eigentlich mit deinen Eltern passiert."
Zaso blieb stehen. Genau wie Zita vertraute er Vios so, dass er ihm alles erzählte, von ihrer Reise, dem Tod seines Vaters, dem Verschwinden seiner Mutter.

"So Juliet, Sie sind wieder völlig gesund", sagte ein Mann im weißen Kittel zu Julie.
"Danke Doktor."
Ich konnte kaum glauben, dass ich mehrere Stunden hier auf der Krankenstation verbracht hatte. Dennoch hatte mir Julie genug erzählt, um die Defector Inc. verstehen zu können. Doch was in Gottes Namen meinte sie mit >ehemaliger Niederlassung<?
 
 "Das tut mir leid für dich. Du musst deine Eltern wirklich sehr vermissen."
Zaso bejahte: "Aber was ist mit deinem Vater, Vios. Was ist mit ihm geschehen."
"Das ist eine etwas längere Geschichte."
Zaso erwiderte: "Ja. Das ist hier auch ein etwas längerer Gang, wie’s aussieht." Obwohl der Falcon mit seinem Schnabel die Emotionen kaum sichtbar machen konnte, erkannte Zaso ein schmunzeln.
Vios begann also zu erzählen: "Am sogenannten >Tag des Schicksals< wurde nach langer Zeit wieder eine Forschungsexpedition vorbereitet. Das Ziel der Reise sollte die Erforschung des Ostkontinents sein, der jenseits des großen Meeres liegt. Aber kein Falcon hatte den Mut oder die Kraft, diese gefährliche Route zu fliegen. Starke Winde und Niederschläge würden auf die Suchenden warten und sie verschlingen. Das waren die Befürchtungen der meisten. Die Expedition wäre beinahe abgesagt worden, wenn da nicht...
"Ich werde euch beweisen, dass ein Falcon jedes noch so schwere Hindernis überwinden kann. Schickt mich auf diese Expedition, ich werde die Gefahren auf mich nehmen."
"Spiel hier doch nicht den Helden Famon. Du kannst nicht allein.."
"Wollt ihr noch mal 100 Jahre lang warten, denkt ihr, dass unsere Nachkommen mutiger werden? Ich bin dafür, jetzt eine Entscheidung zu treffen. Entweder beginnen wir heute mit der Erforschung unseres Heimatplaneten, oder wir lassen es sein."
"Was wird deine Familie dazu sagen? Vios braucht dich. Deine Frau kann die Erziehung nicht allein übernehmen."
"Vios ist schnell erwachsen geworden und hat den gleichen Wunsch wie ich: Die Welt zu entdecken."
"Unsere Abteilung will nicht für die Konsequenzen verantwortlich sein, wenn du nicht zurückkehrst Famon."
"Wenn das eure einzige Sorge ist, dann kann ich euch beruhigen. Erstens war ich es, der sich bei euch gemeldet hat und zweitens werde ich zurückkehren, komme was wolle."
"Wir werden dich die Antwort bald wissen lassen, unsere nächste Versammlung beginnt in drei Stunden. Ich hoffe, du machst deiner Familie keine große Sorgen. Es ist bestimmt nicht leicht für sie, wenn du sie verlässt."
"Danke für dein Mitgefühl, aber das muss ich schon selber regeln, ok?"
"OK, aber geh jetzt lieber nach Hause, bevor ich es mir anders überlege."
Mein Vater war ein sehr hoch angesehener Arbeiter bei einer Expeditionsplanungsgesellschaft. Er fiel durch seine guten Ideen und seinen Mut besonders auf. Doch an diesem einen Tag kam er mit einem finsteren Gesicht nach Hause...
"Hallo Vios, wo ist deine Mutter."
"In der Küche. Sie bereitet gerade unser Abendessen vor."
"Hol‘ sie bitte her. Ich muss etwas wichtiges mit euch besprechen."
Als Mutter dann ins Wohnzimmer kam und meinen Vater sah, da wusste sie schon, dass etwas nicht stimmte. Wir setzten uns und er berichtete uns von der Expedition, der er seiner Meinung nach freiwillig zugestimmt hatte. Ich verstand die Welt nicht mehr, es war unvorstellbar für mich, dass jemand das große Meer überqueren konnte. Obwohl ich auch immer versucht hatte, meinen Vater zu überreden, mich auf eine Expedition mitzunehmen, winkte er immer ab. Er hatte Angst um mich, dachte, es sei zu gefährlich für mich. Ich wehrte mich immer gegen diese Behauptung, aber bei dem Gedanken an eine Reise zum Ostkontinent wurde mir schlecht.
"Du kannst das nicht tun, Vater. Nie wirst du es schaffen, die Naturgewalten zu überstehen." "Vielleicht hast du Recht Vios. Ich überlege mir die Sache noch einmal. Doch ich bin immer noch der Meinung, dass jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, um mit der Erforschung des östlichen Festlandes zu beginnen. Viele Jahre sind vergangen und selbst mit unserer hohen Technologie und unserer Magie haben wir es nie geschafft, den Planeten vollständig zu erkunden. Wir müssen auf das setzen, was uns die Natur gab: Unsere Fähigkeit zu fliegen."
"Famon, du weißt ganz genau, dass es nicht zu schaffen ist. Du brauchst uns nicht deinen Mut zu beweisen. Wenn es hunderte Falcon vor dir nicht schafften, diese Reise zu unternehmen, warum glaubst du, sollte es dir gelingen?"
Auf die Frage meiner Mutter wusste er keine Antwort. Er senkte den Kopf und bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen. Schweigend blieb er dort sitzen, für einige Minuten schien er wie erstarrt. Doch dann...
"Famon, hier ist ein Eilbrief für dich."
"Leg ihn auf den Tisch, ich les‘ ihn mir gleich durch."
"Ich weiß, dass es schwer für dich ist, eine Sache aufzugeben, aber..."
"Ich werde nicht aufgeben. Diese Sache habe ich mir schon monatelang vorbereitet, ich kann jetzt nicht einfach damit aufhören."
"Denk doch bitte an Vios. Deine Abreise würde unserem Kind und mir natürlich großen Kummer bereiten, das muss dir doch klar sein."
"...Ich weiß...aber..."
"Denk noch mal darüber nach. Du wirst auch ohne diese Expedition der gleiche Famon bleiben wie immer."
"Wenn es mir nur darum ginge, dann würde ich gar nicht erst darüber diskutieren. Ich möchte doch nur wissen, was dort im Osten ist, was es dort zu entdecken gibt...."
"Ja, alle Falcon wollen dieses Geheimnis lüften, doch niemand wagt sich auf so einen Flug ohne Hoffnung auf Überleben."
"......"
Diese Nacht konnte ich kaum ein Auge zudrücken. Ich spürte großen Schmerz, als ich an Vaters Worte dachte. Mein Hass auf die Expeditionsgesellschaft war groß, obwohl sie, nach Aussage meines Vaters, keine Schuld traf. Warum hatten sie überhaupt dieses unseriöse Thema angesprochen, warum wollen diese Leute immer wieder dahin? Auch wenn noch nie einer versucht hatte, das große Meer zu überqueren, so glaubte ich den Aussagen der anderen Falcon. Man erzählte sich, dass auf dem Meer die Naturgewalten aufeinander träfen und alles, was in ihre Nähe kämen, vernichten würde. Anscheinend zweifelte mein Vater daran und wollte deshalb auf die Reise gehen. Ich hoffte sehr, dass er sich anders entscheiden würde, doch...
"Guten Morgen Famon, Frühstück ist... Famon? Wo bist du denn?"
"Mutter! I...ich habe in meinem Zimmer einen Brief gefunden, er ist...von...Vater."
Ich stürzte weinend zu Boden und schimpfte mit mir selbst. Meine Mutter las den Zettel. Plötzlich eilte sie zur Tür hinaus, breitete ihre Flügel aus und flog fort. Ich konnte immer noch nicht glauben, was ich gelesen hatte."
Zaso spürte die Trauer, die Vios empfand. Es war so, als ob er die Gefühle des Falcon erkennen würde. "Was stand denn auf diesem Brief?", fragte Zaso etwas zögernd, da er nicht wusste, wie Vios darauf reagieren würde.
"Er schrieb mir, dass er sehr stolz auf mich sei und dass er sich schon bald wieder auf ein Wiedersehen freut. Das bedeutete also das...
"Ist Famon bei Ihnen?"
"Nein, tut mir leid. Seine Schicht beginnt doch erst in zwei Stunden, da müsste er doch noch zu Hause sein."
"Ist er aber nicht! Er schrieb nur diesen Brief an Vios."
"...Oh nein! Famon, du Dummkopf. Hätten wir bloß nie eingewilligt."
"Der Brief, den er gestern erhalten hat, war ihr Einverständnis für die Expedition?"
"Nein, nein. Wir hatten ihm geschrieben, dass er heute zu unserer Besprechung kommen und seine Familie mitbringen sollte."
"Warum mussten sie auch jemals diese blöde Reise ansprechen, wissen sie vielleicht, wie ich das meinem Kind erklären soll."
"Es tut uns wirklich leid, aber wir wussten doch nicht, dass ihr Mann..."
"Kein Wort mehr. Das ist unentschuldbar. Ich will nie wieder etwas mit ihnen zu tun haben."
Ich musste eine Entscheidung treffen, eine Entscheidung, die mir sehr schwer viel. Doch ich musste es tun, um Vaters Willen. Es war wirklich nicht einfach, aber Mutter hätte nie zugestimmt, also...
"Vios? Bist du da? Was...? Wer ist da?"
"Sicherheitschef Safrao, Kriminalabteilung Beta 2. Sie sind die Mutter von Vios, richtig?"
"Ja, was ist denn los?"
"Kommen Sie bitte mit."
Ich wusste nicht was über mich gekommen ist, als ich diese Tat vollübte. Es tat mir so schrecklich leid, dass das Leben eines Falcon durch meine Klauen zum Ende gezwungen wurde. Doch ich hatte keine Wahl. Als ich in das Lagerhaus eingebrochen bin, stand die Wache schon vor mir, sie hätte mich gefasst und ich hätte nie den Spuren meines Vaters folgen können. Doch was ich tat, brachte mich noch in eine misslichere Lage. Nicht nur, dass ich ein Leben auf dem Gewissen hatte, nein. Ich wurde auch noch in ein Arbeitslager gesteckt, ohne Chancen auf Freilassung."
Zaso hätte nie erahnen können, dass dieser junge Falcon ein Mörder war, aber er verstand die Lage. "Warum musstest du denn in ein Lager einbrechen, ist das bei euch nicht auch ein Haus, in dem Arbeitsgeräte und Nahrung verstaut werden?"
"Nicht nur das, auch Waffen werden dort gelagert. Ich hatte keine Möglichkeit, Vorräte oder Verteidigungsmittel zu kaufen. Unsere Familie war arm, die Expeditionsgesellschaft basierte auf freiwilliger Basis und gab keinen Lohn aus. Meine Mutter war arbeitslos und wir hatten kaum Geld."
"Ist dieses...Geld ein Tauschmittel?"
"Ja. Wir bekommen dafür allerlei Sachen, aber nicht jeder kann sich alles leisten."
"Das klingt ja furchtbar, bei euch gibt es wirklich so große Unterschiede?"
"Ja, leider. Sonst hätte ich wohl kaum diese schreckliche Tat begangen. Ich brauchte einige Sachen für mein Vorhaben...
"Vios, warum hast du so etwas getan, das war doch völlig unnötig."
"......."
"Redest du jetzt nicht mehr mit deiner Mutter oder was?"
"......"
"Hör zu, ich weiß wie schwer es ist. Aber warum musstest du unbedingt in ein Lager einbrechen und den Wachmann töten. Das war doch völlig sinnlos."
"Du...du verstehst das nicht...ich..."
Ich wunderte mich sehr. Meine Mutter schien keineswegs böse auf mich zu sein, jedenfalls zeigte sie es nicht. Vielleicht war es auch nur der Schock, es waren schließlich schon zwei schreckliche Nachrichten für sie. Na ja, jedenfalls versuchte ich, nachdem meine Mutter nach Hause geschickt wurde, einen Weg zu finden, aus dem Gefängnis auszubrechen. Es war die einzige Hoffnung, jemals meinen Vater wiederzufinden."
"Du warst dir wirklich sicher, dass er es nicht schaffen würde?" fragte Zaso.
"Nein, das war ich mir nicht, dennoch hatte ich keine große Hoffnung, dass er dort heil ankommt. Ich musste ihm einfach folgen. Es tat mir zwar um Mutter leid, aber irgendetwas in meinem Herzen zog mich nach Osten."
"Du bist doch auch hier auf dem Ostkontinent. Wie hast du das geschafft?"
"Zuerst musste ich aus dem Arbeitslager kommen und das nicht erst in 20 Jahren. Ich suchte verzweifelt nach einer Lösung, aber es schien aussichtslos. Die Sicherheitsbeamten hatten mir ja alle Wertsachen außer die Kleidung abgenommen. Dann wurde ich durch einen langen Gang geführt. Von beiden Seiten hörte ich die Wehrufe der Gefangenen, es war wie ein Alptraum für mich. Dann sperrten sie mich in einen engen Raum mit zwei Liegen und einem Wassereimer. Ich teilte mir die Zelle mit einem alten Falcon, der ein seltsames Armband  trug. Seine Flügel waren verkümmert und sein Gesicht zeigte Gleichgültigkeit und keinen Lebenswillen. Mit ihm zu sprechen war unmöglich. Bei jedem Versuch, den ich startete, kehrte er mir den Rücken zu, setzte sich auf seine Liege und spielte etwas auf seinem Instrument. Es waren traurige Melodien, wie sie aus vielen Zellen zu ertönen schienen. Am nächsten Morgen mussten wir alle sehr früh aus den Zellen heraus und in den >Speisesaal<. Eine Vielzahl von morschen Holztischen und Stühlen, ein modriger Geruch und schlechtes Essen waren die Markenzeichen dieses Raumes. Gerade mal ein Schluck Wasser und eine trockene Scheibe Brot wurden uns genehmigt. Der betagte Falcon saß mir direkt gegenüber und sagte wie immer kein Wort, während die anderen Gefangenen trotz schlechter Bedingungen munter erzählten. Ich traute mich bisher nicht, doch jetzt riskierte ich es und fragte meinen Zellengenossen...
"Was ist das für ein Armband, das du da hast?"
"....."
Er stand ohne ein Wort zu sagen auf und setzte sich an einen anderen Tisch. Ich hatte wahrscheinlich eine offene Wunde in seinen Gedanken erwischt...
"Ahh! Ein neuer Falcon ist in unseren Reihen! Hey, kommt mal alle her!"
Die anderen Gefangenen kamen auf mich zu...
"Na du! Wie bist du hier rein gekommen?"
"..."
"Nicht sehr gesprächig, wie? Hast du was gegen uns?"
"..."
"Hey Kameraden, der Falcon hier will uns nichts erzählen. Was haltet ihr davon?"
"Finden wir gar nicht nett, weißt du auch was wir mit solchen wie dir machen?"
"..."
Ich sah mich nicht dazu verpflichtet, diesen stinkenden, brutalen Kerlen eine Antwort zu geben. So wie die redeten, hatten sie ihre Tat wahrscheinlich mit Freude begangen. Ich hingegen wollte nicht, dass ich als Mörder bezeichnet wurde, nicht mal von den anderen Gefangenen im Lager. Wie gesagt, die Gruppe stand um mich herum und starrte mich mit kalten Augen an. Es war wirklich beängstigend...
"Wenn du denkst, wir lassen dich so einfach gehen, dann hast du dich getäuscht!"
Diese Antwort bekam ich, als ich aufstehen und wegrennen wollte. Sie zerrten mich zurück und drohten mir...
"Du sagst uns jetzt, wen du getötet hast oder ich kann dem Wachmann von einer neuen Straftat erzählen."
Ohne dass ich über diese Bemerkung nachdenken konnte, riss der Anführer der Bande den Schnabel auf und lachte lauthals über mich. Die anderen schlossen sich an. Ich weiß nicht wie es geschah, es war das gleiche Gefühl, welches ich hatte, als ich den Wachmann im Warenlager sah. Ich schnellte auf und ließ einen Wutschrei los...
"Oh!! Schaut nur wie sich die Flügel aufstellen. Hab ich jetzt aber Angst, hahaha!!!"
Das Blut stieg mir in den Kopf, meine Augen blickten in direkter Linie in die meines Feindes. Mein Gewissen schien in diesem Moment Urlaub zu haben. Er war nur wenige Meter von mir entfernt, lachte immer noch spöttisch. Die Falcon um ihn herum schienen weit weg zu sein, es gab nur mich und ihn, niemand anderes...
"Was ist los? Warum schreist du so? Hat dich etwas gestochen oder hast du dich an dem kleinen Brotkrümel verschluckt, du Memme?"
"!!!"
Mit einem weiteren Schrei stieß ich den Holztisch um, wobei der Falcon mit zu Boden geschleudert wurde...
"Och! Du bist ja richtig niedlich, wenn du wütend bist, schaut euch das nur mal an."
Doch darauf hörte ich nicht mehr. Mein Gegner war zu Boden gefallen. Kälte durchzog meinen ganzen Körper, eine tödliche Kälte. In meinen Augen gab es jetzt nur noch einen Ausdruck: Hass! Dieser Hass ließ mich den Kampf beginnen. Er lachte immer noch, doch das verstummte als ich zum Angriff ansetzte. In Windeseile hatte er sich aufgerichtet und er stand angriffsbereit da. An seinem Blick konnte ich sehen, dass er mich im Gedanken immer noch verspottete...
"Jetzt wirst du ja richtig gefährlich, hähähä. Es wird ja richtig schwierig, dich zu besiegen, hahaha! Du MEMME!!!"
Ich wusste, dass er nur darauf wartete, dass ich angriff, aber ich zögerte noch. Einige Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, starrten wir uns an. Immer gefolgt von wüsten Beschimpfungen meines Kontrahenten, der mich damit aber nur provozieren wollte. Jetzt schien mein Geist wieder klarer zu werden, ich dachte an den Vorfall mit der Wache, konnte ich es verantworten, aggressiv zu werden?
"...Nein!"
"Ohhh! Du kannst auch sprechen. Klingt süß deine Stimme. Du bist aber nicht von unserer Gruppe."
"Ich bin trotzdem ein Falcon."
"Du bist kein Falcon, du bist ein Mörder."
"Ich habe ihn nicht absichtlich umgebracht, es war... Notwehr. Mein Vater war verschwunden und..."
"Oh! Du vermisst deinen Vater, das tut mir aber leid! Der hatte bestimmt die Nase voll von dir, du Mörder."
"NEIN! MEIN VATER HAT MICH GELIEBT!"
"Dann war er ein noch größerer Idiot, als ich dachte."
"NEIIIINNNN!!!!"
Meine aggressiven Gefühle gegenüber diesem Falcon waren zu hoch, als dass ich sie noch länger unter Kontrolle halten konnte...
"Schrei doch nicht so la..urghhh!"
Meine Klauen hinderten ihn daran, diesen Satz zu vollenden. Doch das war mir egal.
"NIEMAND NENNT MEINEN VATER EINEN IDIOTEN! DU WILLST WISSEN WER ICH BIN? ICH BIN VIOS!"
"Vi..röchel..os?"
Er schnappte flehend nach Luft, doch ich würgte mit ganzer Kraft immer fester den dreckigen Hals meines Gegners. Ich war wie versteinert, konnte ihn nicht loslassen. Ich hatte nur ein Ziel, diesen unwürdigen Falcon in den Tod zu schicken."
"Vios! Du willst doch nicht etwa sagen, dass du ihn wirklich töten wolltest, das kann ich nicht glauben!" sagte Zaso entsetzt.
Vios schien sich in die Geschichte vertieft zu haben, sein Blick schien kalt und mit angespannter Stimme fragte er: "Warum nicht? Denkst du, ich hätte nicht den Mumm dazu?"
"Nein, das ist es nicht...", erwiderte Zaso, bis er plötzlich ruckartig an die Wand gedrückt wurde. "Vios! Was soll das?", fragte der eingeengte Zynta, der durch die spitzen Falconkrallen festgehalten wurde.
"Du verstehst es nicht, oder? Niemand hat Verständnis für meine Gefühle, niemand. Ich kann dir zeigen, wie leicht es ist, die Seele vom Körper zu trennen. Keiner wird mich davon abhalten, meinen Vater zu finden!" schrie Vios und holte mit einer Klaue aus.
"Vios, nein! Bitte hör auf! Ich kann doch gar nichts von deinen Gefühlen wissen, ich weiß doch nur wenige Details aus deiner Geschichte! Bitte, lass mich los!"
Die Krallen, scharf und tödlich wie die Zähne eines Raubtiers, sollten das Todesurteil für den jungen Zynta sein. Sein Leben, entrissen durch ein anderes Lebewesen, ein intelligentes Lebewesen. Nein, Vios würde es nicht tun können, oder? Der Falcon schien nicht mehr er selbst zu sein, soviel Hass hatte sich in ihm aufgestaut. Es war kein Hass gegen den Zynta, er war eher gegen Vios selbst gerichtet. Doch würde er seine Probleme durch Aggressivität lösen können? Es schien, als ob es Vios ernst meinte. Die Klauen richteten sich direkt auf das schwache Herz des Zynta, suchten sich einen Weg zum Zentrum des Lebens. Einzelne graue Haare bahnten sich einen anderen Weg zum kahlen Boden und die Farbe des Lebens tränkte sie in ein tiefes Rot.
Vios stürzte plötzlich zu Boden: "Z..Zaso! Was habe ich getan, ich..."
Zaso stand lautlos im Gang, seine Hand hielt die Wunde, aus der das Blut strömte.
"Vios, was ist mit dir los?" Glücklicherweise hatte Vios rechtzeitig gemerkt, was los war, sonst wäre es sicher mehr als nur eine Schnittwunde gewesen, die Zaso davongetragen hatte.
"I...ich hätte...dich beinahe getötet. Nein...das...!" sagte Vios verzweifelt.
"Denkst du es hilft etwas, vor mir nieder zu knien?" Sehr ernst waren die Worte des Zynta, er war wütend, wütend auf die Aktion des Falcon.
Vios blickte mit großen Augen in die des Zynta. Die Zeit schien für kurze Zeit still zu stehen. "Nein! Schau mich bitte nicht so an. Ich weiß, dass du wütend bist denn ich bin ausgerastet, ohne Grund! Deshalb bin ich so verzweifelt."
Zaso hatte schon von Anfang an den Verdacht, dass dieses Wesen gefährlich werden könnte: "Was versprichst du dir davon, mich töten zu wollen? Seid ihr dort drüben alle so blutdurstig? Ich wusste, dass ich dir nicht trauen kann. Ist die Geschichte überhaupt wahr, die du mir erzählt hast?"
Vios verstand den aufgebrachten Zynta, doch wie konnte er klarmachen, dass er es nicht absichtlich getan hat? "Ich habe dir die ganze Wahrheit erzählt, bitte glaube mir! Mir tut das ganze schrecklich leid, ich hätte beinahe einen meiner wenigen Freunde getötet."
>Freund< hatte Vios Zaso genannt, sollte es wirklich so sein. Ist die Freundschaft doch nicht so selten wie die Gelehrten den Zynta glauben zu machen versuchen? Obwohl sich beide kaum kannten waren sie schon befreundet? Zaso zweifelte noch an den Worten des Falcon, doch irgendetwas sagte ihm, dass Vios nicht blutdurstig war.

"Wir sind fast da. Ein öder Planet, abgelegen im unerforschten Gebiet seitens der Company. Geheimer Sitz des Defector Inc. Hauptquartiers! Nichts im Vergleich zu den PRC-Stationen aber wir wollen ja unauffällig bleiben. Wir geben uns mit bescheidenen Mitteln zufrieden. So können wir das wenige Budget, das uns zur Verfügung steht, für unsere verschiedenen Forschungsgebiete einsetzen und verschwenden es nicht an protzige Einrichtungen."
Eins musste ich diesen Abtrünnigen lassen, die Geldverteilung war wirklich besser als bei der PRC. Doch warum spionieren sie die Company aus, warum können nicht beide Organisationen zusammenarbeiten oder sich einfach gegenseitig in Ruhe lassen? Ich wollte gar nicht erst fragen, wer weiß, was die mir geantwortet hätten. Und ob sie die Wahrheit sagten, wusste ich auch nicht. Julie hatte wahrscheinlich gedacht, sie hätte mein Vertrauen gewonnen, aber da hatte sie sich getäuscht, ich traute der Defector Inc. keine Minute lang, keinen Atemzug verschwendete ich daran...
 
"Ach Vios, was soll ich nur mit dir machen? Schau her, wie mein Fell aussieht."
Unschlüssig schaute Vios zu Zaso auf.
"Komm schon, ich helf dir auf."
"D..du verzeihst mir?"
"Nenn es wie du willst, aber ich kann dich ja schlecht hier unten lassen, wer weiß, was Zekalo sagen würde, wenn er dich hier irgendwann findet?"
"D..danke Zaso. Weißt du, was das für mich bedeutet, wenn mir jemand verzeiht, an dessen Tod ich beinahe Schuld war."
Ohne ein Wort zu sagen und immer noch mit Schmerzen bemühte sich Zaso, vorwärts zu kommen. Vios schaute sich die Schnittwunde an, die der Zynta abbekommen hatte.
"Bleib bitte mal stehen, Zaso. Ich bin zwar kein begabter Magier, aber trotzdem werde ich jetzt etwas versuchen." Mit diesen Worten murmelte er wieder einen unverständlichen Satz wobei er jene Kralle, die den Zynta fast das Leben genommen hätte, auf das Wundmal legte.
Zaso zuckte kurz zurück, er wusste nicht, was Vios vorhatte. "Was hast..."
Mit geschlossenen Augen schien er mehrmals den gleichen Satz zu wiederholen. Doch nichts passierte. "Es funktioniert nicht. Nicht mal die einfachsten Heilsprüche funktionieren mehr. Was ist bloß los mit mir?" redete Vios mit sich selber.
"Komm schon, nur weil es einmal nicht funktioniert hat..."
"Es hat noch NIE funktioniert. Ich habe die direkte Magiestufe als Amateur abgeschlossen, ich wollte besser werden, leider hat es nicht sollen sein."
"Bei Zyntalas, jetzt sag’ doch nicht so was, du hast uns doch schon bewiesen, dass du die Magie beherrscht."
Vios dachte an den Spruch, mit dem er das Bild Zukos erscheinen hat lassen. "Das ist etwas anderes, das gehört zur indirekten Magie. Ich hatte mich dafür schon immer mehr interessiert, die direkte war für mich immer uninteressant, aber jetzt merke ich, wie wichtig sie sein kann. Lass es mich bitte noch einmal versuchen."
Zaso ging dem Wunsch von Vios nach. Eigentlich wäre er ziemlich froh, wenn die Wunde schnell geheilt würde. Also wiederholte der Falcon die Prozedur. Wieder legte er seine rechte Klaue auf die verletzte Stelle und murmelte langsam den gleichen Satz wie kurz vorher. Dabei kniff er seine Augen zusammen, als würde er selber große Schmerzen haben. Jetzt war sich Zaso ganz sicher, Vios hatte die Wahrheit gesagt. Warum sollte er sich sonst die Mühe machen, diesen Zynta zu schützen? Er merkte, wie der Falcon bei jedem weiteren Versuch lauter wurde. Vios versuchte es weiter, ohne eine Pause. Plötzlich hörte er auf und brach zusammen. Blutverschmiert war seine Kralle, durch den Druck auf Zasos Verletzung.
"Jetzt leg dich doch nicht schon wieder hin!", sagte Zaso.
"Es geht einfach nicht, es..."
Zaso spürte ein kurzes Zucken auf der Brust und wenig später war der Schmerz verschwunden. "Vios, schau her. Du hast es geschafft!"
Der Falcon schaute an die Stelle, an der vor Kurzem noch die Wunde war. "Ich habe es wirklich geschafft, einen Zauber aus der direkten Magie zu benutzen. Ich kann es nicht glauben!" Freudestrahlend sprang er auf und stieß beinahe an die Decke.
"Vorsicht Vios. Der Gang hier ist nicht gerade hoch gebaut."
"Ich habe es wirklich geschafft!"
Zaso war erleichtert, dass Vios endlich wieder er selbst und dazu noch glücklich war. "Los Vios, lass uns weiter gehen...und...vielen Dank..."
"Warum bedankst du dich, das war doch selbstverständlich. Schließlich hat mein Wahnsinn dir diese Verletzung zugeführt. Und es tut mir immer noch schrecklich leid deswegen, ich scheine solche Momente des Blutrausches immer zu haben, wenn ich mich gereizt fühle. Ich kann es nicht kontrollieren."
"Du dachtest, ich halte dich für schwach und deshalb kam es dazu, also war ich auch dran Schuld."
"Nein, du..."
"Komm weiter, jetzt ist es ja vorbei und ich habe jetzt keine Lust zu diskutieren wer Schuld ist und wer nicht."
Mit einem leichten Grummeln, welches nicht lange anhielt, folgte Vios dem Zynta weiter durch den langen Gang.
"Hey Zaso?" sagte Vios einige Zeit später.
"Was ist?"
"Mir ist langweilig!"
"WAS? Dir ist langweilig? Wie kannst unter solchen Umständen sowas sagen?"
"Ich weiß, ich weiß! Ich sag’ eben immer, was ich denke!"
"Wenn du mir versprichst, nicht wieder auszurasten, kannst du mir ja deine Geschichte zu Ende erzählen."
"Du weißt ganz genau, dass ich das nicht kontrollieren kann!"
"Also? Erzählst du mir jetzt das Ende, oder nicht?"
"Hmpf, na gut...Wo war ich...? ... Ach ja! Also, der Falcon, dessen Laute aufhörten, nachdem ich ihn im Wahn zu Boden warf und umklammerte war wie versteinert. Er schien keine Angst mir zu haben. Fest schloss er die Augen und sprach nur noch mit krächzender Stimme...
"...Komm schon...töte mich...das ist es doch...was du willst...oder?"
"HALT ENDLICH DIE KLAPPE!"
Mit diesen Worten wollte ich zum Schlag ausholen, als plötzlich...
"Nein Vios, lass dich nicht von deinem Körper kontrollieren, gewinne die Oberhand."
"W...was? Das ist Vaters Stimme!" 
Diese Stimme fuhr wie ein Blitz durch meinen Körper. Meine Knie wurden weich, meine Beine kalt und taub. Ich spürte sie kaum noch. Diese Stimme, es klang wie mein Vater.
Ohne darüber nachdenken zu können, ertönte diese Stimme erneut: "Kontrolliere den Hass, stehle diesem Falcon nicht seine Existenz, egal wie sein Charakter ist!"
"Wo bist du, Vater?"
Meine Kralle hatte immer noch das Verlangen, nach dem am Boden liegenden Falcon zu greifen, ich versuchte sie zu kontrollieren...
"NEIN! ICH KANN ES NICHT TUN!!!"
Ich ließ meinen Rivalen halb benommen am Boden liegen. Seine Kollegen hielten sich in einiger Entfernung, ängstlich und zugleich verärgert schauten sie mich an. Vorsichtig hievten sie ihren Kameraden hoch und verschwanden...
"Los, nichts wie weg! Dieser Falcon ist unberechenbar!"
"Wa...was war das? Ich bin, ich bin in einen Blutrausch gefallen! Vater! Es tut mir leid!"
"Vios! Du selbst bist stark, aber dein Geist ist schwach und der Hass ergreift leicht Besitz von ihm!"
"Vater! Warum bist du nicht hier? Wie kannst du mit mir sprechen, ohne dass ich dich sehe?"
"Dein Vater ist da, er spricht aus deinem Herzen zu dir."
Der alte Falcon, der sonst keinen Ton sagte, stand plötzlich neben mir...
"Ich kannte deinen Vater sehr gut!"
"Wer sind Sie?"
"Ich? Ich bin nur ein alter, einsamer Falcon. Vom Amt des Hohepriesters vertrieben wurde ich des Mordes an einer jungen Falcondame für schuldig befunden."
"Aber, warum haben Sie..."
"Ich war unschuldig! Dummerweise kamen die Wachleute in dem Moment, als ich die Leiche entdeckte. Es war ein furchtbarer Anblick."
"Das tut mir leid für Sie."
"Vorbei ist vorbei! Ich habe mich an die Arbeit hier gewöhnt. Das Leben hier ist sicherer als da draußen in der Welt."
"Darf ich Sie jetzt fragen, was das für ein Armband ist?"
"Das gehört zum Sicherheitssystem dieser Anlage. Alle Falcon der zweiten Stufe, wie ich, bekommen so eins."
"Wieso das?"
"Es hindert uns daran, durch unsere mächtigen Sprüche aus dem Lager zu entkommen. Keine Magie funktioniert hiermit."
"Welche Technik muss dahinter stecken, um so etwas zu bewerkstelligen?"
"Ich weiß es nicht, Vios."
"Sagt, woher wisst Ihr meinen Namen."
"Dein Vater hat mir viel von dir erzählt, aber ich hätte nie gedacht, dass sie dich hierherverfrachten."
"Und woher kennen Sie meinen Vater?"
"Vor vielen Jahren hatte ich ihn kennengelernt, er war noch jung und voller Wissensdurst. Magie! Das Wort hatte ihn schon immer fasziniert."
"Mein Vater hat aber doch nichts mit der schwarzen Kunst zu tun."
"Warum er das verschwieg, weiß ich bis heute nicht."
"Wa...."
"Ich war einmal sein Lehrmeister."
"Lehrmeister? Sie meinen damit, dass mein Vater eine Form der Magie gelernt hat?"
"Nein! Dein Vater hat beide Formen gelernt, er war sehr erfolgreich und wurde ein sehr guter Hohepriester mit dem zusätzlichen Wissen über die direkte Magie."
"Warum haben Sie erst so abweisend auf meine Frage mit dem Armband reagiert?"
"Auch wenn ich deinen Vater kannte, dich hatte ich nie gesehen. Und ich rede eben nicht mit anderen Gefangenen. Doch jetzt, wo ich weiß wer du bist, konnte ich es dir erzählen."
"Aber ich habe doch auch die zweite Magiestufe erlernt."
"Das ist etwas anderes, du hast deine Ausbildung nicht abgeschlossen, deshalb bist du auch nirgends registriert. Niemand weiß etwas über deine Fähigkeiten."
Mein Vater hatte es gegenüber mir nie erwähnt. Ich fragte mich, ob es meine Mutter wusste. Zuvor dachte ich, ich sei der einzige Falcon in der Familie mit dieser Ausbildung, wenn auch nur oberflächlich."
Zaso lief plötzlich etwas schneller.
Vios schien etwas verärgert: "Hey! Hörst du mir überhaupt zu? Ich erzähle..."
"Schau Vios, der Gang scheint da vorn zu enden, hoffentlich."
"Der ist lustig, den scheint die Geschichte gar nicht zu interessieren", murmelte Vios mit sich selber.
"Vios, was ist denn los? Warum grummelst du so?"
"Das fragst du noch? Ich erzähle dir meine Geschichte doch du scheinst gar nicht hinzuhören."
"Wie kommst du darauf, natürlich habe ich dir zugehört, ich habe nur eine Bemerkung gemacht."
"Kann ich nun weitererzählen?"
"Bitte, erzähl’ halt weiter."
Vios schien ein leichtes Desinteresse bei Zaso zu bemerken: "Warum soll ich weitererzählen, wenn es dich sowieso nicht interessiert?"
"Mich interessiert es doch Vios. Schließlich möchte ich doch wissen, wie du hierher gekommen bist. Und Zekalo..."
Vios blieb mal wieder stehen: "Oje! Das hab’ ich doch glatt vergessen!"
"Was denn nun schon wieder?"
"Sorry wenn ich mich da einmische, aber wie willst du deinem Zekalo beibringen, dass du einen Falcon dabei hast. Etwa >Hallo, Zekalo. Ich bringe dir mal was Neues mit.<, oder was?"
"Warum so ironisch Vios? Irgendwie werden wir das schon hinkriegen."
"WAS? Du hast dir noch nichts ausgedacht?"
"Nein, habe ich nicht."
Inzwischen waren beide in dem großen Raum angekommen. In diesem endete der lange Tunnel und es gab keinen weiteren Weg. Viele verschiedene Sachen lagerten hier, dies musste alles von dem Gelehrten sein. Schriftrollen, Bücher und andere Sachen fanden hier ihren Platz. Dies schien das Ende zu sein, sie mussten unter Zekalos Hütte sein, doch wie sollten sie hinauf kommen?
"Denkst du, deine Zynta werden mich mit offenen Armen empfangen?"
"Sag’ mal, was ist denn mit dir los Vios? Warum meckerst du denn ständig rum?"
"WARUM? Du weißt nicht, wie wir das mit Zekalo und den anderen Zynta anstellen, du hörst mir nicht zu und..."
"Hey Vios! Überleg dir, was du sagst, schließlich waren ich und Zita es, die dich gerettet haben."
"Ha! Ihr wart es es doch, die mich fast getötet hätten."
"Wir taten das nicht mit Absicht, im Gegensatz zu dir!"
"ICH KONNTE NICHTS DAZU, ICH WOLLTE NIEMANDEN TÖTEN!"
"Weißt du, ich habe Zweifel an deinen Worten Vios!"
"NEIN, ICH WOLLTE DICH NICHT TÖTEN!"
"Genauso wie du den Gefangenen nicht töten wolltest?"
Das reichte Vios. Er breitete sein Flügel aus. In diesem großen Raum war genug Platz dafür.
Zaso schien unbeeindruckt: "Willst du mir damit imponieren?"
Vios konnte vom Boden abheben, er schnappte sich Zaso an dessen Hemd und flog ein paar Runden in dem riesigen Bereich.
"VIOS! WAS SOLL DAS? LASS MICH RUNTER!"
"Wenn du meinst!" Vios ließ Zaso im Senkflug fallen. Der Zyta fiel mit dem Kopf zuerst auf den weichen, sandigen Boden. "Hahaha! Schmeckt gut, oder?"
Lachend landete der Falcon vor Zasos Nase. Der fand das allerdings gar nicht komisch. Ohne das sich Vios hätte verteidigen können stürzte er sich auf ihn. Eine wilde Rauferei begann. Niemand von beiden schien es ernst zu meinen. Es war eher ein Kräftemessen, beide hatten sich lange genug beleidigt und forderten so diesen Kampf heraus. Doch keiner von beiden war stärker als der andere. Beide wälzten sich im Sand, keiner von dem Gedanken besessen, dem anderen Leid zuzufügen. Der aufgewirbelte Sandboden ließ Zasos empfindliche Nase in Aktion bringen. Er nieste kräftig. Auch Vios musste niesen. Dabei machte er komische Verzerrungen im Gesicht.
"Das erinnert mich an mein erstes Glas Purab. Da hab’ ich genauso ausgesehen.", sagte Zaso ausser Atem.
Vios sagte kurze Zeit nichts, doch dann fing er an zu lachen. Dazwischen kamen immer ein paar Nieser. Zaso lachte mit und hielt sich dabei an der Wand fest. Beiden kamen schon die Tränen vor Lachen.
"Weißt du, hier müsste mal Staub gewischt werden", kicherte Vios.
"Da hauen wir aber schnell ab, bevor wir das machen müssen", lachte Zaso. Er hielt aber inne, als er etwas Kaltes spürte. "Sag mal, was ist denn das hier?" Mit seiner rechten Pranke hatte er die Oberfläche von etwas metallischem erwischt. Irgendwas schien dort eingeritzt zu sein, aber es war zu dunkel, um es zu sehen.
"Warte mal, ich glaube ich hab’ da was für dich.", sagte Vios und holte mal wieder etwas aus seiner Gürteltasche.
Es war ein kleiner Holzstab mit einem dicken, dunkleren Ende. Es lag mit vielen anderen Stäbchen in einer Schachtel. Vios strich mit einem Ruck das Holz an einer Seite des Päckchens entlang. Ein Funke sprang auf und das Teil begann zu brennen.
"Beeil dich, das Ding brennt nicht ewig."
"Wie machst du das?"
"Bei euch gibt es keine Streichhölzer?"
"Nein, wir haben Feuersteine."
Vios hielt das Feuer an die Metallfläche: ">ion X<?"
"Was hast du gesagt? Ich kann das nicht lesen", fragte Zaso verdutzt.
"Da steht >ion X<. Sollte das bedeuten, dass..."
"Hey, was ist denn hier los? Zaso? Bist du das?"
"Zekalo?"
"Ja, ich bin es."
"Sag’ mal, wie kommst du hier runter."
"Ich..."
"Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht, weißt du, Zuko hätte fast das ganze Dorf gegen dich aufgehetzt."
"ZUKO?"
"Nachdem er dich und Zita im Wald sah, erzählte er überall herum, ihr hättet einen sprechenden Birados bei euch, der das Dorf angreifen will."
Zaso trat aus der dunklen Ecke hervor. "Das ist etwas schwierig zu erklären..."
"Du hast mir vieles zu erklären Zaso, Zita hat keinen Ton gesagt, seid ihr getrennt wurdet."
"Warum hat Zuko das getan, so einen Blödsinn glaubt doch keiner."
"Es gab ein paar, die es glaubten, aber denen habe ich es ausgeredet. Es gibt keine sprechenden Birados. Niemand ausser uns Zynta besitzt eine Form der Begriffssprache."
Vios reichte das Versteckspiel. "Sagt mal, wie lange soll ich denn hier rum stehen, meine Beine tun schon weh."
"Vios, was mach..."
Zekalo ließ vor Schreck seinen Wanderstab fallen. "BEI ZYNTALAS, WIE IST DAS MÖGLICH?"
"Keine Angst, ich tu’ niemandem was."
"D..DU BIST KEIN ZYNTA, D...DU BIST EIN...MITGLIED DER ÄLTEREN RASSE!"
 

.
Und bald schon geht's hier zum 9. Kapitel ...
.

Denkt bitte daran: auch diese Geschichte nimmt am Drachentaler-Wettbewerb teil.
.