Der arme Königsbote von Gallandus |
"Wer ist da?!" rief er unsicher in das Dunkel hinein. Er erhielt keine Antwort. Statt dessen klapperte plötzlich irgendetwas am (vermuteten) Ende der Finsternis. Das Geräusch erinnerte an einen Metallstab, der auf steinernem Boden aufschlug und anschließend noch ein Stück weit wegrollte. Er drückte sich an die raue Wand und fluchte leise vor sich hin, als er sich an einer scharfen Kante den Arm aufschürfte: "Verdammt noch mal, tut dass weh!" Ein Schlürfen ließ in sofort verstummen. Was war das! Er konnte nichts erkennen. Die Dunkelheit verschluckte jeglichen Anflug von Licht. Langsam bewegte er sich von den Geräuschen weg, um nicht dem, was dort lauerte, zu begegnen. Sich immer weiter in die Dunkelheit zurückziehend, bemerkte er nicht den Stuhl, der sich inmitten des Ganges befand, den er entlang schlich. Prompt schlug er sich das Knie an und fing zu schreien an: "Ich will aus dieser verfluchten Burg hinaus. Gibt es hier keinen Ausgang? Diese Dunkelheit macht mich irre. Hilfe! Ist Jemand in der Nähe?" Keine Zwei Meter neben ihm flammte eine Fackel auf, und ein Kobold starrte ihn an: "Wer bist du? Warum störst du meinen Schlaf um diese Zeit?" "Ich bin Garnet. Bote von König Freusal. Er schickte mich zu dieser vermaledeiten Burg, um mit Graf Teosig zu sprechen. Aber hier ist niemand. Du bist das einzige Wesen, was ich angetroffen habe, Kobold!" Das letzte Wort spuckte Garnet fast aus und der Kobold antwortete ihm ruhig: "Graf Teosig ist im großen Saal, mehr oder weniger er! Ich könnte euch den Weg zeigen, vielleicht? Aber mein Schlaf ist mir wichtiger ...ihr müsst verstehen! Sucht ihn selbst!" Laut lachend verschwand der kleine Kobold und mit ihm das Licht, wie ein springender Ball. Erschrocken und zu keiner Reaktion fähig blieb der Bote von König Freusal dort stehen, wo er war. Ein plötzliches Scheppern in seiner Nähe, ließ Garnet zusammenzucken. Ein muffiger Geruch stieg ihm in die Nase. "Was ist hier los?" dachte er und zog sein Schwert. "Wer ist da?!" rief er noch einmal in die Dunkelheit hinein. "Folge den Markierungen an den Wänden und du wirst den Grafen finden und mehr!!!" wisperte eine gebrochene Stimme. Ein Windhauch streifte sein Gesicht, so dass er den Atem anhielt. Kurz drauf erschienen feurige Schriften an den Wänden, denen er folgen konnte. Der Geruch blieb, wurde eher intensiver. Garnet grübelte über sein Schicksal nach: "Was tu ich hier? Ich bin doch nur ein Bote! Graf Teosig muss doch hier sein! Das kann einfach nicht gutgehen, wenn ich einer solchen Stimme vertraue. Oh Gott, beschütze mich. Ich halt es bald nicht mehr aus in dieser Schreckensburg." Schwitzend ging Garnet weiter, ein grünes Schimmern vor sich wahrnehmend. Nach einigen Schritten erreicht er eine Tür, so hoch wie ein Baum. Die Metallbeschläge der Tür glühten in einem matten Grün. "Wie soll ich dieses Tor nur öffnen. Denk nach. Der König hat dich nicht umsonst geschickt. Ich bin klug und schlau. Verflucht. Was ist das?" Er wirbelt herum, als er den Schatten an der Wand sah, der sich groß und bedrohlich erhob. Erschrocken zog er die Luft ein. So etwas hatte er noch nie gesehen. Ein Einhorn , aber kein gewöhnliches. Ein totes, stinkendes Gerippe auf dessen Rücken ein Krieger saß, nicht weniger tot. "Das Tor wird sich öffnen, kleiner Bote. Wenn du tot bist!" Ein irres Lachen entrang sich der Kehle des Kriegers. Garnet wurde leichenblass. Er überlegte, wie er entkommen konnte, doch das Einhorn hatte sich schon in Bewegung gesetzt und der Kämpfer ritt, Schwert schwingend, auf ihn zu, den Blick seiner gebrochenen Augen auf ihn gerichtet. Zitternd, keiner Reaktion mächtig, wartete Garnet auf sein Ende und taumelte auf das Tor zu, stolperte dagegen und rutschte daran zu Boden. Das Portal öffnete sich und das Licht strahlte herein, milchig wie das in einer Vollmondnacht. Der Untote und sein ebenso totes Reittier wurden von diesem Licht getroffen und lösten sich auf, explodierten regelrecht. Ein Mann trat neben Garnet, groß und stark. "Geht es dir gut?" fragte der Retter des Königsboten. "Ja . Wer bist du?" fragte Garnet zitternd. "Ich bin Graf Teosig. Herr dieser Burg und Beschützer von Trantal und dessen Ländereien. Und wie ist dein werter Name?" Der Bote erwiderte: "Mein Name ist Garnet. Bote des Königs Freudal. Ich soll euch ausrichten, dass ein mächtiges Wesen das Königreich bedroht, gar zerstören wird, wenn ihr nicht den Ring von Zirugan zu ihm bringt, um es aus der Welt zu schaffen." "Den Mond von Zirugan will er haben. Interessant. Ich sag es euch, wie es ist. Ich kann ihm den Ring nicht geben. Er gehört mir und ihr müsst sterben, Garnet", sagte der Graf, griff ihm in die Haare und stach ihm mit einem goldenen Dolch, den er aus dem Ärmel rutschen ließ, ins Herz. "Armer Bote, du konntest deinem Schicksal nicht entrinnen, denn ich bin Graf Teosig, der Tote, und ich werde dieses Land verwüsten und besitzen. Ich bin dieses Monster, das der König spürt und ich werde sein Untergang sein." Kichernd drehte er sich um und murmelte vor sich hin: "Diese Illusionen machen doch immer Spaß, das nächste mal nehme ich vielleicht einen Todesengel, um den nächsten Eindringling zu erschrecken!" Lauthals lachend trat der Graf durch das Tor und schloss es hinter sich. Der Tod war hier, aber würde der König ihn aufhalten können? Wer weiß, man wird es sehen... © Gallandus
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