Achtung! Diese Geschichte ist nicht unbedingt für Kinder geeignet!
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Alexander und das Schlachtermesser von Günter Fischer

Der Tag, an dem Alexander seine Ziege schlachtete, war ein Samstag. Die Sonne war gerade aufgegangen, und er saß mit seiner Ziege vor dem Haus. Sie war ganz ruhig, ihm zitterten die Hände, in denen er das Schlachtermesser hielt. Bedächtig schaute er die Ziege an, und ohne eigentlich genau zu wissen, was er tat, holte er aus und stach ihr in die Kehle, ins Gesicht, überall hin, bis sie vor seinen Füssen lag, in ihrem Blut. 
Alexander besah sich die tote Ziege. Leber, Darm, Herz, Lunge. Er nahm einen Teil des Darms und die Milz. Daraus formte er mit seinen Händen eine kleine Kugel, dann nahm er ein bisschen Lunge und ein bisschen Herz und baute eine Pyramide, und dann immer so fort, bis die ganzen Innereien aufgebraucht waren und nur mehr das ehemals schneeweiße und nun vom feuerroten Blut getränkte Fell übrigblieb. Und rund um das Fell kleine Kugeln, Würfel, Pyramiden, Quader und noch viele andere geometrische Figuren, an deren Anordnung Alexander jedoch noch etwas störte.
Inzwischen war es Mittag geworden und die Magd war gekommen. Als sie das Fell und den blutverschmierten Boden sah, fing sie an zu kreischen und zu schreien. Sie ärgerte sich, denn die Bank, auf der Alexander saß, war auch ein wenig mit Blut bespritzt worden, und es würde lange dauern, sie wieder zu reinigen. Doch plötzlich hielt sie inne, schien nicht einmal mehr zu atmen, was wohl daran lag, dass Alexander ihr das Messer in den Rücken gerammt hatte. Das Fleisch der Magd war jedoch zäher als das der Ziege und er konnte das Messer nicht mehr herausziehen. Also nahm er einen Stein und zerschmetterte ihren Kopf und klopfte dann mit diesem Stein kontinuirlich ihren Körper ab, bis dieser ganz eben war und er seine Figuren, die er aus der Ziege gebastelt hatte, auf ihn legen konnte.
Warum nur?