Das magische Duell von Andreas Schwarz

Angua n’ hrá Ysabet ritt die letzten Meter bis zur Bergkuppe hinauf, nun konnte sie endlich das Dorf Thandurra sehen. Dort hielt sich der Zauberer Drunahk seit dem Diebstahl eines Buches aus der geheimen magischen Bibliothek in Umarth versteckt. Auf dem Weg, den Berg hinab, kam ihr eine Herde Ziegen entgegen, sie zogen auf die höhergelegenen Sommerweiden, "Sithibastard" zischte ihr der Ziegenhirte verächtlich hinterher, sie tat als hätte sie es nicht gehört. Sie war Ablehnung von den meisten Menschen gewohnt, das Leben war für Mischlinge wie sie nicht leicht. Angua hatte den zarten, aber hohen Körperbau und die schlohweißen Haare der Sithi, auch das alte Volk genannt, geerbt. Ihre Fremdartigkeit unterstrichen noch die lederne Reisekleidung der freien Amazonen und die beiden Skinthar auf ihrem Rücken. Der Skinthar ist ein gekrümmtes Kurzschwert der Sinthi, der in Händen eines geübten Kämpfer eine sehr tödliche Waffe darstellt. Der Weg hatte sich schlagartig in einen für Pferde gefährlichen Hohlweg verwandelt, Angua ritt bedächtig um die Steine und herausragenden Wurzeln herum auf das Dorf zu. Als sie in das Dorf kam, durchfuhr sie plötzlich ein kalter Schauer und über einem Haus am Ende der Straße hatte sich eine bedrohliche schwarze Wolke gebildet, die nur sichtbar war für Augen, die in der magischen Kunst geschult wurden. Bei allen Höllen von Sehintrah, er benutzt das Buch! Ich muß ihn aufhalten, bevor er noch großes Unheil mit der Macht des Buches anrichtet. Zu spät bemerkte sie, dass sie den Fluch laut ausgesprochen hatte, die Leute auf der Straße sahen sie erstaunt an. Sie ging in eine abgelegene Nebenstraße und benutzte einen Tarnzauber, um ungesehen in das Haus zu kommen. Sie huschte wie ein Lufthauch an den Wachen vor dem Haus vorbei und kam unbemerkt in das Zimmer des Zauberers. Dort saß er über das Buch gebeugt, klein und dick, in seinen Zauberermantel gehüllt, sein Kopf war vollkommen kahlgeschoren, was typisch für die Zauberer aus den Tiefebenen von Dull war. Plötzlich schreckte er auf und sprang hoch. "Wie du es auch geschafft hast hier einzudringen, wirst du es sehr schnell bereuen, mich gestört zu haben", rief Drunahk wütend. Blitzschnell nahm er einen Klumpen Talg von seinem Tisch, daraus formte er mit seinen Händen eine kleine Kugel und warf sie auf Angua, die Kugel glühte feuerrot auf und verwandelte sich in einen Feuerball, der auf sie zuraste. Angua machte eine kurze Handbewegung und der Feuerball zerplatzte. Plötzlich hielt sie inne, schien nicht einmal mehr zu atmen, sie hatte ihre gesamte magische Kraft auf Drunahk geworfen, doch dieser hatte im selben Augenblick das Gleiche getan und nun waren die beiden in einem magischen Teufelskreis gefangen. Die Luft ließ sich nur mehr wie flüssiges Blei atmen. Ich muß schnellstens etwas unternehmen, wenn sich die aufgestauten Kräfte entladen, könnte das gesamte Dorf vom Erdboden verschwinden. Angua konzentrierte ihre ganze Kraft auf einen Schwachpunkt in Drunahks Verteidigung und mit einem lauten Knall durchbrach sie sein magisches Schild. Drunahk wurde durch die aufgestauten Kräfte gegen eine Wand geschleudert und blieb dort regungslos liegen. Angua stellte fest, als sie Drunahks untersuchte, daß seine Wirbelsäule der geballten magischen Kraft nicht standgehalten hatte und vollkommen zerschmettert wurde. Sie fühlte kein Mitleid für den Zauberer, denn er hätte mit der Macht dieses Buches tausende von Menschen getötet und versklavt. Sie nahm das Buch, legte den Tarnzauber wieder an und verließ ungesehen das Haus. Dann holte sie so schnell wie möglich ihr Pferd und ritt ohne noch einmal zurückzusehen aus dem Dorf. Nie wieder darf dieses Buch in falsche Hände geraten, ich weiß auch, wem ich dieses Buch anvertraue, ich freue mich schon ihn wiederzusehen.