Kira und die Trolle von Dragonshadow

Es war Winter. Ein einsamer Baum stand in der schneeweißen Landschaft Zagas. Langsam wurde es dunkel. Kira schaute in die Ferne. Sie tat das gerne, besonders im Winter. Sie strich sich durch ihr schwarzes Haar und dachte nach. Jetzt sah man schon den Mond. Irgendwo in der Ferne heulte ein Wolf. Kira fragte sich, warum er heulte und stand langsam auf. Vielleicht ist er auch so einsam wie ich, dachte sie. Langsam schloss die Kriegerin die Augen. 
Kira pfiff auf zwei Fingern und sah eine Eule, die hoch oben in der eisigen Luft des klaren Wintertages schwebte.
Renesch rieb seinen Kopf an ihrem Bein. Kira tätschelte den Hund zärtlich, sie liebte ihren treuen Gefährten. Zu zweit schlenderten sie weiter. Kira mochte nicht gern allein am Abend sein.
Plötzlich stoppte sie. "Hier machen wir Rast, Kleiner! Ich habe Hunger, und du doch sicherlich auch, oder?" Der Hund bellte zustimmend.
Sie machte ein Lagerfeuer, und briet den Hasen, den ihr Renesch mitgebracht hatte. Sie teilten ihn sich und schliefen dann zusammengerollt nebeneinander im Schnee ein.
Es war noch ein weiter Weg bis zum Tor des Westens. Kira hatte die Aufgabe gekriegt, zum Tor des Westens zu laufen, um dort mit den Drachen einen Pakt zu schließen. Ihr Pferd hatte sie im Kampf mit den Trollen verloren, auch an diesem Tier hatte sie sehr gehangen. Seitdem war ihr eigentlich alles egal. Sie wollte nur weg, weit, weit weg.
Langsam dämmerte es. Sie sah sich um. Sie hatten vor einem See geschlafen, hinter ihnen lag der Wald Mereé.
 Das Lagerfeuer war längst aus, Ranesch war auch fort. Er ist wahrscheinlich auf Futtersuche, dachte sie. Kira entzündete das Feuer von neuem, stand auf und streckte sich.
Plötzlich bemerkte sie heißen Atem an ihrer Schulter. Sie zuckte zusammen und drehte sich schlagartig um, wobei sie auch den Dolch zückte, den sie stets bei sich trug.
Doch da war nichts. Misstrauisch schaute sie sich um. Ein Luftzug streifte ihr Haar. Blitzartig sah sie nach oben. Wieder nichts; nur Wolken und eine gerade aufgehende Sonne über dem See. 
"Kira!" sagte da etwas. Sie drehte sich um. Da stand ein Troll, vielleicht 5 Meter von ihr entfernt, gerade so, dass sie ihn nicht mit dem Dolch erreichen konnte. Einer von denen, die ihr Pferd getötet hatten. Dieser Troll sagte nun: "Kira. Du bist einfach zu unvorsichtig. Sei das nächste Mal misstrauischer." Mit diesen Worten spannte er einen Pfeil an seinem jetzt noch verborgen gehaltenen Bogen. Kira schrie auf, sie hörte weit entferntes Hundegebell. 
Da spürte sie Klauen, die sie festhielten und in die Lüfte hebten. Zischhhh machte da etwas. Warscheinlich ist das der Pfeil, meinte Kira noch im stillen, Adieu, Welt, Adieu, Renesch, es war schön mit dir. Nun gehe ich zu meinem edlen Ross. Dann wurde es ihr schwarz vor Augen. 

"Na, dachtest du, du wärest tot?", hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf sagen. Es war angenehm warm um sie herum. Etwas rauhes streichelte ihr behutsam die Stirn. Langsam kam Kira wieder zu sich. "Bin ich jetzt in der Unterwelt?", fragte sie.
Es lachte. "Nein, du bist bei mir zu Hause." "Bin ich in Sicherheit?", fragte Kira. "Ja", sagte das etwas mit seiner ruhigen, rauhen Stimme.
Kira öffnete langsam die Augen. Sie sah einen Tropfstein. Die Decke war also in einer Höhle. Vielleicht hat mich ja ein Ritter gerettet, hoffte Kira. "Wo ist mein Hund?" Etwas nasses schleckte sie ab. Freudig drehte sich ihren Kopf in diese Richtung und umarmte mit Tränen in den Augen Renesch. Sie schaute auf und sagte: "Wie kann ich Ihnen danken, mein...", doch da stockte ihr der Atem. 
Vor ihr war Fyll, der Glasdrache.
Ihre Augen vergrößerten sich, und Kira machte einen Knicks vor ihm, wobei sie das Haupt senkte, so wie es die Tradition verlangte. "Oh, Erhabener! Wieso haben Sie mich, die Ihnen ergebene Kira, nur gerettet? Ich bin doch nur ein Menschlein!" Fyll lachte. "Kira, duzen wir uns doch. So alt bin ich nun auch wieder nicht! Und steh auf, ich bin nicht dein Meister!" Kira lächelte verlegen und erhob sich. "Nun, erzähl mal, Kira! Wie kamst du in diese unerfreuliche Situation?" Kira erzählte jedes Detail dem Glasdrachen, nicht ohne ihn dabei zu bewundern.
"Das ist aber sehr unschicklich.", meinte Fyll, "Morgen fliege ich dich zum Tor."
Kira konnte ihr Glück nicht fassen! "Danke, Glasdrache Fyll", sagte sie voller Freude auf den morgigen Tag.