Im fahlen Sonnenlicht waren die großen Türme von Haramoul
nur als dunkle Silhouetten zu erkennen, doch dieser Anblick ließ
ein Gefühl der Erleichterung in Lucres und Adriel aufsteigen. Die
Reise hatte gerade einmal zwei Tage gedauert, doch sie war unangenehm wie
keine zuvor.
Die schlecht begehbaren Straßen hatten sie zusätzlich
Zeit gekostet, und nach der letzten Nacht hatten sich die beiden eine Pause
redlich verdient. Sie beschleunigten ihre Schritte, denn die Sonne war
schon wieder am Untergehen, und die Mauern der gewaltigen Metropole waren
nicht mehr fern. Das Bild der Stadt zeichnete sich zwar nur verschwommen
ab, doch trotzdem war sie schon zum Greifen nahe, und der verlockende Gedanke
einer warmen Mahlzeit, eines weichen Bettes und eines sicheren Schlafplatzes
spornte Lucres und Adriel noch mehr an, endlich diese Wanderung hinter
sich zu bringen.
"Moment mal", meinte Adriel plötzlich, "sag, hast du eigentlich
Geld dabei?"
Verlegen schüttelte Lucres seinen Kopf, worauf Adriel nur laut
aufseufzte.
"Oh Gott, in was bin ich da nur reingeraten?"
Schon wieder schien das Mädchen in Selbstmitleid zu versinken
wie ein brennendes Schiff auf hoher See, doch Lucres legte ihr seine Hand
auf die Schulter.
"Wir finden schon einen Weg."
Er konnte Adriel ein sanftes Lächeln entlocken.
"Na schön. Sehen wir einfach zu, dass wir in die Stadt kommen.
Vielleicht... vielleicht können wir ja dort arbeiten."
Lucres nickte mit einem schmale Schmunzeln auf dem Gesicht.
"Dann lass uns gehen."
* * * * * * * *
Vor Lucres und Adriel wartete noch eine Gruppe Reisende auf einen
Soldaten. Man solle ihnen doch endlich das vermaledeite Tor öffnen,
riefen die schlecht gelaunten Wanderer durch den Schlitz in dem großen,
massiven, prunkvoll verzierten Eisentor hinein.
Adriel konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, doch dieses
entschwand ihrem zarten Gesicht plötzlich, als ihr Blick auf ein an
der Mauer angeheftetes Stück Pergament fiel. Ihre Augen weiteten sich
vor Schreck, und sie starrte mit offenem Mund zuerst zu dem Papier, dann
zu Lucres.
"Erklär mir das!" zischte sie ihn an und deutete auf das Pergament.
"Wie bitte?" gellte Lucres, als er den Zettel erblickte.
Lucres konnte nicht glauben, was er da sah. Auf dem Papier war ein
Bild von ihm zu sehen. Darunter stand in großen, prachtvollen Buchstaben:
GESUCHT!
LUCRES MALTHOR!
WEGEN SCHWEREN VERBRECHEN GEGEN DEN KOENIG, DAS REICH UND DIE STADT
HARAMOUL WIRD NACH DEM KAEMPFER LUCRES MALTHOR GEFAHNDET. BEI AUSLIEFERUNG
AN DIE KOENIGLICHEN SOLDATEN ERHAELT DER EHRBARE BUERGER EINE STATTLICHE
BELOHNUNG, AUSGEZALT IN FEINSTEM GOLD!
DAS ALTER DES MANNES WIRD AUF ETWA FUENFUNDZWANZIG JAHRE GESCHAETZT.
ER HAT WEISSES HAAR UND BLAUE AUGEN.
ER DUERFTE ETWA SECHS FUSS HOCH SEIN.
DAS VERSTECKEN DES VERBRECHERS ODER DAS ZUERUCKBEHALTEN VON INFORMATIONEN
UEBER SEINEN AUFENHALTSORT WERDEN HART BESTRAFT!
AUCH DAS TOETEN DES KRIMINELLEN WIRD NICHT TOLERIERT! LUCRES MALTHOR
MUSS LEBENDIG GEFANGEN UND EINGESPERRT WERDEN!
300 GOLDMUENZEN BELOHNUNG!
"Was hat das zu bedeuten?" fragte Lynn grimmig.
Lucres zuckte nur hilflos mit den Schultern.
"Ich habe selbst keine Ahnung..."
Wieder wirbelten wilde Gedanken und Vermutungen in seinem Kopf herum,
und neue Fragen drängten sich ihm auf. War er vielleicht doch ein
Räuber gewesen, bevor er sein Gedächtnis verloren hatte? Oder
vielleicht ein anderer Krimineller? Ein Mörder? Ein Betrüger?
Ein Dieb? Ein Verräter?
Lucres konnte selbst nicht glauben, dass er früher Verbrechen
begangen haben soll, aber weshalb sollte sonst dieser Steckbrief an der
Mauer hängen, und wieso sonst sollte man so eine beträchtliche
Summe auf seinen Kopf aussetzen?
Brutal wurde Lucres aus seinen Gedanken gerissen, als die tiefe,
gereizt klingende Stimme des Torwächters ertönte.
"He, ihr da! Wollt ihr jetzt noch rein oder nicht? Ich sperre jetzt
für heute das Tor zu, also wenn ihr nicht hier draußen bleiben
wollt, beeilt euch gefälligst!
Zögernd schritt Adriel auf das Tor zu und blickte dabei immer
wieder fast verzweifelt zum Wächter, zu dem Steckbrief und zu Lucres.
Dieser konnte immer noch nicht recht glauben, was ihm seine Augen da zeigten.
Vor den beiden wollte noch eine andere Gruppe das Tor durchqueren.
Es waren drei Männer, einer wirkte eher schmächtig und trug zerschlissene
Kleidung, die anderen Beiden waren bärtig und dick, sie trugen edle
Gewänder, und ihre Hände waren über und über mit goldenen
Ringen geziert. Diese beiden saßen auf zwei recht kräftig wirkenden
Eseln, jeder hatte hinter sich einen prall gefüllten Leinensack. Der
Schmächtige ging hinter ihnen her und hielt die schwer belasteten
Esel im Zaum.
Der Wächter schien eher gelangweilt, als er in die Säcke
sah. Er schöpfte aus einem eine Hand voll exotisch duftender Gewürze,
in dem anderen jedoch befanden sich silberne Münzen, bei deren Anblick
der Wächter zufrieden grinste.
"Die Hälfte abgeben", meinte er scheinbar gleichgültig,
aber mit einem hinterhältigen Lächeln im Gesicht. Die beiden
Reiter, welche wohl Kaufmänner waren, protestierten heftig, aber nach
dem Aufblitzen eines Schwertes waren sie schließlich bereit, dem
Wachmann das Verlangte zu geben, und leerten die beiden Säcke zur
Hälfte in eine bereit gestellte Holzkiste. Gerade wollten die beiden
weiterreiten, doch der Soldat hielt sie nochmals auf.
"Das Tier auch!" meinte er harsch und deutete mit seiner Schwertspitze
auf den größeren der beiden Esel. Der Kaufmann, welcher auf
dem betroffenen Tier saß, lief rot an und beschimpfte den Wachmann
heftig.
"Das muss ich mir nicht gefallen lassen!" schrie er zornig, doch
als das Schwert des Soldaten gefährlich nahe an seinen Hals gedrückt
wurde, stieg er ab und gab den Esel frei. Immer noch laut fluchend ging
er mit den beiden anderen Männern zusammen durch das Tor. Jetzt waren
Lucres und Adriel an der Reihe.
Plötzlich schauderte Lucres, er dachte an das prächtige
Buch Magnus, welches sich in Adriels Rucksack befand. der gierige Wächter
würde es bestimmt an sich reißen wollen. Das musste er irgendwie
verhindern. Als er zu Adriel sah, wirkte diese aber seltsam gelassen und
ruhig, und ein sanftes Lächeln zierte ihr Gesicht.
"Öffnen", befahl der Soldat und deutete auf Adriels Rucksack.
"Nein!" rief Lucres panisch dazwischen. Der Wächter grinste
nur und langte nach dem Rucksack.
"Da muss doch irgend etwas Wertvolles sein..."
Der Wächter lachte grimmig, doch als er den Inhalt des Rucksacks
herausnahm, verzog sich sein Gesicht teils enttäuscht, teils auch
erzürnt. In seinen Händen befand sich ein kleines, zerschlissenes
Buch, mit einem mehr als schäbigen Ledereinband und schon zerrissenen
Seiten. Als er das Buch aufschlug, musste er zudem feststellen, dass es
vollkommen leer war, kein Wort war darin zu entdecken. Wütend warf
er es auf den Boden.
"Na los, weiter", murrte der Wachmann gegrämt und verschwand
dann in einer kleinen Eisentür in der Wand. Missmutig hob Adriel ihr
Buch auf und verstaute es wieder sorgfältig im Rucksack. Lucres sah
sie nur entgeistert an. Was war aus dem prunkvollen Folianten voller antiker
Schriften und herrlicher Bilder geworden, und wo kam dieses schäbige,
kleine Büchlein auf einmal her?
Verwirrt schritt er mit Adriel zusammen durch das Tor, und hinter
ihnen schloss sich das mächtige Tor mit einem lauten Krachen. Nun
waren sie innerhalb der Stadtmauern, sie hatten Haramoul erreicht, die
Hauptstadt des Landes.
* * * * * * * *
"Was war das vorhin mit dem Buch?" fragte Lucres seine Gefährtin,
immer noch leicht verwirrt.
"Das Buch ist klug, Lucres. Es weiß, wann es sich zu tarnen
hat, und wann es sich in seiner ganzen Pracht zeigen kann."
"Also wohnt ihm eine Magie inne?"
"Ja, es sind magische Kräfte, die mit der Zeit darin entstanden.
Deswegen ist es auch so kostbar für mich. Du hast ja eben gesehen,
was das Buch kann."
Lucres nickte nur beiläufig, der Gedanke an ein Buch, das magische
Kräfte besaß, wollte sich nicht recht in seinem Kopf festsetzen.
Doch im Moment begnügte er sich mit dieser Erklärung, doch er
hatte eine Ahnung, dass dieses Buch, Magnus, noch wesentlich größere
Geheimnisse beherbergte. Doch ein lauter Ruf unterbrach seine Gedankengänge.
"Da sind sie!" drang eine hohe Männerstimme an sein Ohr.
"Du hast recht! Los, holt sie euch!" gellte dann eine andere, eher
raue Stimme.
Vor ihm erkannte Lucres fünf hochgewachsene Gestalten. Vier
von ihnen hatten massive Hellebarden in den Händen, und eine Uniform,
sowie eine Kettenrüstung zierte ihre Erscheinung. Die fünfte
Person stand in der Mitte und trug eine aschgraue Robe, auf der ebenfalls
ein Soldatenabzeichen zu sehen war. In den Händen hielt er einen knorrigen
Holzstab mit einem grünlich schimmernden Stein am Ende. Diesen richtete
er bedrohlich in Lucres´ Richtung, als er langsam näher kam.
"Lucres Malthor, im Namen der Garde seid ihr verhaftet!" schrie
der Berobte ihm entgegen. Adriel starrte diesen entsetzt an.
"Soldaten", murmelte Lucres und sah argwöhnisch zu dem Mann
mit Stab.
"Die Garde Haramouls ist berüchtigt, Lucres. Der Mann ist wohl
ein Magier, nein, ganz bestimmt sogar."
In Adriels Stimme konnte Lucres die Angst deutlich heraushören.
"Ich fordere euch auf, euch zu ergeben!" brüllte der Magus
dann.
"Niemals", lautete Lucres´ Antwort, welcher bereits sein Schwert
aus der Scheide gezogen hatte.
Der Magier sprach nicht weiter, er sah wohl ein, dass er seinen
Willen nur mit Gewalt durchsetzten konnte. Der grüne Stein am Ende
seines Stabes leuchtete bedrohlich auf.
"Duck dich!" rief Adriel panisch ihrem Gefährten zu. Dieser
konnte gerade noch zur Seite hechten, als dem grünen Stein ein ebenso
jadegrüner Blitz entsprang, der laut knisternd an Lucres Wange vorbeizischte.
Als dieser dann zur Seite blickte, sah er Adriel die Hand nach dem Magier
ausstrecken, und kurz darauf löste sich ein Ball aus Feuer aus ihrer
Handfläche und flog auf den Magier zu. Leider zerplatzte dieser in
einem Meer aus Feuerfunken, bevor er sein Ziel erreichte, da der Stab des
Magiers den Ball in der Luft zerriss.
"Wir müssen fliehen!"
Und schon rannten sie. Lucres und Adriel liefen um ihr Leben. Auf
der Hauptstraße waren sie nicht in Sicherheit, also bogen sie in
eine Seitengasse um. Kurz davor schlug ein weiterer, grüner Blitz
ein Stück der Hauswand heraus, als er neben Lucres einschlug.
Immer schneller liefen sie durch das Gewirr an dunklen Gassen. Die
Soldaten waren leicht abzuhängen, aber der Magier erwies sich als
äußerst schnell. Wann auch immer Lucres zurücksah, konnte
er die Silhouette des Verfolgers erkennen, und jeden Moment befürchtete
er, von einem Blitz getroffen zu werden. Dann nahm die Hetzjagd aber ein
jähes Ende: Lucres und Adriel standen vor einer massiven Wand, sie
waren in eine Sackgasse geraten. Panisch sah Adriel sich um, und hinter
ihnen, am Anfang der Gasse, stand bereits der aufdringliche Magier, den
Stab bedrohlich ausgestreckt.
"Zum letzten Mal, ergebt euch!"
Verzweifelt sahen sich Lucres und Adriel nach einem Ausweg um, doch
es gab kein offenes Fenster, die Wand war zu hoch, um hinauf zu klettern,
und so wurde der einzige Weg von dem Magier versperrt. Dieser schien nun
schon äußerst wütend, und mit einem gellenden Wutschrei
löste sich ein weiterer Blitz aus seinem Stab. Dieser verfehlte jedoch
nicht. Der grüne Strahl schlug eine Schramme in Adriels linken Oberarm.
Gequält schrie das Mädchen auf und ging voll Schmerzen
zu Boden. Dort blieb sie wimmernd liegen, die Wunde am Arm qualmte und
roch verbrannt. Nun schien es, als wollte der Berobte Adriel noch einen
Blitz entgegenschleudern, denn der grüne Stein flackerte erneut bedrohlich
auf. Doch es sollte nicht sein, im Gegenteil, der Magier musste einen Schlag
einstecken.
Lucres wusste nicht, wie ihm geschah, er raste nur so vor Wut. Er
machte einen gewaltigen Satz nach vorne und schlug mit seinem Schwert zu.
Er war noch mehrere Meter weit von dem Magier entfernt, doch trotzdem traf
er sein Ziel. Von der Klinge löste sich ein blauschwarzes Licht, welches
als zerstörerische Welle geballter Kraft den Magier auf den Boden
schleuderte und dessen Robe teilweise zerfetzte und auch dessen Stab in
tausend Teile zersplittern ließ. Immer noch rasend packte Lucres
seine am Boden liegende Gefährtin und rannte.
Er lief an dem Magier, der sich nun wieder stöhnend aufrichtete,
vorbei, die Gasse entlang, er sah nicht zurück. Adriel aber sah genau,
was sich hinter ihnen abspielte.
Der Magier warf den Rest seines Stabes, also den grünlich schimmernden
Stein, hoch in die Luft. Ein gleißendes, tiefgrünes Licht ging
nun von ihm aus. Dann zerbrach er in eine Unzahl winzig kleiner, grünlicher
Splitter, die wild herumgewirbelt wurden. Die grünlichen Steinchen
formten sich zu einer seltsamen Gestalt, dann schienen sie anzuwachsen
und sich miteinander zu verbinden, bis sie eine menschenähnliche Form
bildeten. Mehr sah sie nicht, dann verschwamm das Bild in der Dunkelheit,
und Lucres bog in eine andere Gasse ab.
Dieser Teil der Stadt war jetzt stockfinster, man sah gerade noch
die Hand vor Augen, doch Lucres rannte nur immer schneller und schneller
in die Dunkelheit hinein. Adriel hörte es platschen, als Lucres durch
schlammige Pfützen lief. Langsam, aber sicher näherten sie sich
einem Licht, wohl ein Teil der Gasse, der von Fackeln erleuchtet war. Ein
lautes Zischen ließ ihren Blick nach oben wandern, wo ein grünliches
Etwas über sie hinwegflog und wieder in der Dunkelheit verschwand.
Was auch immer es war, es konnte nichts Gutes bedeuten.
Fast hatten sie es schon geschafft, als das leuchtende Ding plötzlich
direkt vor ihnen die Finsternis durchbrach und sich auf den Boden begab,
um ihnen den Weg zu versperren. Als der grünliche Glanz nachließ,
erkannte Adriel den verformten Stein des Magiers, der nun seine vollendete
Gestalt angenommen hatte. Vor ihnen stand ein etwa zwei Meter großes
Wesen mit menschlichen Zügen, jedoch einem vogelartigen Kopf und breiten
Schwingen, alles schien wie aus Smaragd gehauen zu sein. Die Klauen des
Monsters waren lang und scharf, und nur seine Augen waren leere, schwarze
Löcher.
"Ein Gargyl!" rief Adriel entsetzt aus und schwang sich von Lucres
Rücken hinab. Dieser zog eilig das Schwert aus der Scheide, und der
Gargyl flog mit ohrenbetäubendem Kreischen auf sie zu, die Krallen
nach Lucres ausgestreckt.
Doch der Kampf schien bereits nach wenigen Sekunden entschieden.
Adriel schleuderte der steinernen Bestie eine Kugel aus Feuer entgegen,
aber die Flammen verflüchtigten sich beim Aufprall auf den grünlich
schimmernden Körper. Noch schlimmer erging es Lucres, als der Gargyl
kurz vor ihm plötzlich in die Höhe schoss, um ihn von oben zu
zerreißen. Lucres stieß sein Schwert nach dem Schädel
des heranzischenden Monsters, doch dieser packte es mit beiden Klauen und
zog es Lucres aus den Händen. Scheinbar sadistisch lachend brach er
die Klinge entzwei und warf das zersplitterte Metall auf den Boden. Verdutzt
starrte Lucres auf sein zerbrochenes Schwert, dann wütend auf den
Gargyl. Kurzerhand nahm Lucres die halbe Klinge in die Hand und schleuderte
sie dem Gargyl direkt ins Gesicht. Getroffen sackte dieser auf dem Boden
zusammen. Das war die beste Gelegenheit, um zu fliehen.
Lucres und Adriel rannten weiter die Gasse entlang, bis sie an einer
erleuchteten Gabelung abzweigten und wieder auf die Hauptstraße liefen.
Erschöpft erreichten sie den Marktplatz der Stadt, wo nun jedoch die
Stände bereits leer standen, und nur noch sehr wenige Leute wanderten
umher. Dummerweise waren es hauptsächlich Wachmänner. Einer von
ihnen entdeckte die beiden, und sogleich strömten die anderen Wachen
herbei, jetzt waren es bereits fast fünfzehn Mann mit ausgestreckten
Hellebarden. Die Situation eskalierte aber erst, als von der anderen Seite
der Gargyl voller Wut kreischend herbeigesegelt kam. Adriel hatte die Idee,
sich durch die Reihe an Wachmännern zu schlagen, doch dann wurde ihr
bewusst, dass der Gargyl sie immer wieder einholen und unvermeidlich erwischen
würde. Verzweifelt sah sie zwischen den herannahenden Wachen und dem
schreienden Monster aus grünem Stein hin und her. Lucres aber ergriff
die Initiative. Einer der Wachmänner, ein recht junger, übermutiger
Kerl, stürmte an der Spitze der Truppe auf Lucres zu. Mit einem geschickt
platzierten Fausthieb schlug er die unvorsichtige Wache nieder und riss
dem Jüngling die Hellebarde aus der Hand. Leider erhob sich vor ihm
bereits der gellende Gargyl und riss die Klauen in die Höhe.
Der Hieb der steinernen Bestie wurde jedoch unterbrochen, als sie
durch einen Feuerball aus Adriels Richtung am Kopf getroffen wurde.
Kreischend wirbelte der Gargyl herum und wollte mit seinen Krallen
nach dem Mädchen schlagen, als Lucres wieder zum Einsatz kam: Er schwang
die Hellebarde mit ganzer Kraft gegen den ungeschützten Nacken des
Gargyls, und mit einem lauten Krachen fiel der grüne Vogelkopf auf
den Boden und zerschellte, der Körper der Bestie krachte auf den Boden.
Angsterfüllt wichen die Wachen zurück, der am Boden liegende
Jüngling kroch seinen Kameraden nach. Lucres und Adriel glaubten,
gesiegt zu haben, doch es half nichts.
Der zwar kopflose, doch noch nicht kampfunfähige Gargyl erhob
sich wieder und schlug mit seiner mächtigen Hand nach Lucres. Der
grüne, scharfe Stein prallte gegen Lucres´ Gesicht, die Bilder
verschwammen, und dann fiel er in eine nicht endende Schwärze.
© Rubaan
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