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Schatten der Vergangenheit von Rubaan
Kapitel IV: Hetzjagd

Im fahlen Sonnenlicht waren die großen Türme von Haramoul nur als dunkle Silhouetten zu erkennen, doch dieser Anblick ließ ein Gefühl der Erleichterung in Lucres und Adriel aufsteigen. Die Reise hatte gerade einmal zwei Tage gedauert, doch sie war unangenehm wie keine zuvor.
Die schlecht begehbaren Straßen hatten sie zusätzlich Zeit gekostet, und nach der letzten Nacht hatten sich die beiden eine Pause redlich verdient. Sie beschleunigten ihre Schritte, denn die Sonne war schon wieder am Untergehen, und die Mauern der gewaltigen Metropole waren nicht mehr fern. Das Bild der Stadt zeichnete sich zwar nur verschwommen ab, doch trotzdem war sie schon zum Greifen nahe, und der verlockende Gedanke einer warmen Mahlzeit, eines weichen Bettes und eines sicheren Schlafplatzes spornte Lucres und Adriel noch mehr an, endlich diese Wanderung hinter sich zu bringen.
"Moment mal", meinte Adriel plötzlich, "sag, hast du eigentlich Geld dabei?"
Verlegen schüttelte Lucres seinen Kopf, worauf Adriel nur laut aufseufzte.
"Oh Gott, in was bin ich da nur reingeraten?"
Schon wieder schien das Mädchen in Selbstmitleid zu versinken wie ein brennendes Schiff auf hoher See, doch Lucres legte ihr seine Hand auf die Schulter.
"Wir finden schon einen Weg."
Er konnte Adriel ein sanftes Lächeln entlocken.
"Na schön. Sehen wir einfach zu, dass wir in die Stadt kommen. Vielleicht... vielleicht können wir ja dort arbeiten."
Lucres nickte mit einem schmale Schmunzeln auf dem Gesicht.
"Dann lass uns gehen."

* * * * * * * *

Vor Lucres und Adriel wartete noch eine Gruppe Reisende auf einen Soldaten. Man solle ihnen doch endlich das vermaledeite Tor öffnen, riefen die schlecht gelaunten Wanderer durch den Schlitz in dem großen, massiven, prunkvoll verzierten Eisentor hinein.
Adriel konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, doch dieses entschwand ihrem zarten Gesicht plötzlich, als ihr Blick auf ein an der Mauer angeheftetes Stück Pergament fiel. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, und sie starrte mit offenem Mund zuerst zu dem Papier, dann zu Lucres.
"Erklär mir das!" zischte sie ihn an und deutete auf das Pergament.
"Wie bitte?" gellte Lucres, als er den Zettel erblickte.
Lucres konnte nicht glauben, was er da sah. Auf dem Papier war ein Bild von ihm zu sehen. Darunter stand in großen, prachtvollen Buchstaben:

GESUCHT!
LUCRES MALTHOR!
WEGEN SCHWEREN VERBRECHEN GEGEN DEN KOENIG, DAS REICH UND DIE STADT HARAMOUL WIRD NACH DEM KAEMPFER LUCRES MALTHOR GEFAHNDET. BEI AUSLIEFERUNG AN DIE KOENIGLICHEN SOLDATEN ERHAELT DER EHRBARE BUERGER EINE STATTLICHE BELOHNUNG, AUSGEZALT IN FEINSTEM GOLD!
DAS ALTER DES MANNES WIRD AUF ETWA FUENFUNDZWANZIG JAHRE GESCHAETZT. ER HAT WEISSES HAAR UND BLAUE AUGEN.
ER DUERFTE ETWA SECHS FUSS HOCH SEIN. 
DAS VERSTECKEN DES VERBRECHERS ODER DAS ZUERUCKBEHALTEN VON INFORMATIONEN UEBER SEINEN AUFENHALTSORT WERDEN HART BESTRAFT!
AUCH DAS TOETEN DES KRIMINELLEN WIRD NICHT TOLERIERT! LUCRES MALTHOR MUSS LEBENDIG GEFANGEN UND EINGESPERRT WERDEN!
300 GOLDMUENZEN BELOHNUNG!

"Was hat das zu bedeuten?" fragte Lynn grimmig.
Lucres zuckte nur hilflos mit den Schultern.
"Ich habe selbst keine Ahnung..."
Wieder wirbelten wilde Gedanken und Vermutungen in seinem Kopf herum, und neue Fragen drängten sich ihm auf. War er vielleicht doch ein Räuber gewesen, bevor er sein Gedächtnis verloren hatte? Oder vielleicht ein anderer Krimineller? Ein Mörder? Ein Betrüger? Ein Dieb? Ein Verräter?
Lucres konnte selbst nicht glauben, dass er früher Verbrechen begangen haben soll, aber weshalb sollte sonst dieser Steckbrief an der Mauer hängen, und wieso sonst sollte man so eine beträchtliche Summe auf seinen Kopf aussetzen?
Brutal wurde Lucres aus seinen Gedanken gerissen, als die tiefe, gereizt klingende Stimme des Torwächters ertönte.
"He, ihr da! Wollt ihr jetzt noch rein oder nicht? Ich sperre jetzt für heute das Tor zu, also wenn ihr nicht hier draußen bleiben wollt, beeilt euch gefälligst!
Zögernd schritt Adriel auf das Tor zu und blickte dabei immer wieder fast verzweifelt zum Wächter, zu dem Steckbrief und zu Lucres. Dieser konnte immer noch nicht recht glauben, was ihm seine Augen da zeigten.
Vor den beiden wollte noch eine andere Gruppe das Tor durchqueren. Es waren drei Männer, einer wirkte eher schmächtig und trug zerschlissene Kleidung, die anderen Beiden waren bärtig und dick, sie trugen edle Gewänder, und ihre Hände waren über und über mit goldenen Ringen geziert. Diese beiden saßen auf zwei recht kräftig wirkenden Eseln, jeder hatte hinter sich einen prall gefüllten Leinensack. Der Schmächtige ging hinter ihnen her und hielt die schwer belasteten Esel im Zaum.
Der Wächter schien eher gelangweilt, als er in die Säcke sah. Er schöpfte aus einem eine Hand voll exotisch duftender Gewürze, in dem anderen jedoch befanden sich silberne Münzen, bei deren Anblick der Wächter zufrieden grinste.
"Die Hälfte abgeben", meinte er scheinbar gleichgültig, aber mit einem hinterhältigen Lächeln im Gesicht. Die beiden Reiter, welche wohl Kaufmänner waren, protestierten heftig, aber nach dem Aufblitzen eines Schwertes waren sie schließlich bereit, dem Wachmann das Verlangte zu geben, und leerten die beiden Säcke zur Hälfte in eine bereit gestellte Holzkiste. Gerade wollten die beiden weiterreiten, doch der Soldat hielt sie nochmals auf.
"Das Tier auch!" meinte er harsch und deutete mit seiner Schwertspitze auf den größeren der beiden Esel. Der Kaufmann, welcher auf dem betroffenen Tier saß, lief rot an und beschimpfte den Wachmann heftig.
"Das muss ich mir nicht gefallen lassen!" schrie er zornig, doch als das Schwert des Soldaten gefährlich nahe an seinen Hals gedrückt wurde, stieg er ab und gab den Esel frei. Immer noch laut fluchend ging er mit den beiden anderen Männern zusammen durch das Tor. Jetzt waren Lucres und Adriel an der Reihe.
Plötzlich schauderte Lucres, er dachte an das prächtige Buch Magnus, welches sich in Adriels Rucksack befand. der gierige Wächter würde es bestimmt an sich reißen wollen. Das musste er irgendwie verhindern. Als er zu Adriel sah, wirkte diese aber seltsam gelassen und ruhig, und ein sanftes Lächeln zierte ihr Gesicht.
"Öffnen", befahl der Soldat und deutete auf Adriels Rucksack.
"Nein!" rief Lucres panisch dazwischen. Der Wächter grinste nur und langte nach dem Rucksack.
"Da muss doch irgend etwas Wertvolles sein..."
Der Wächter lachte grimmig, doch als er den Inhalt des Rucksacks herausnahm, verzog sich sein Gesicht teils enttäuscht, teils auch erzürnt. In seinen Händen befand sich ein kleines, zerschlissenes Buch, mit einem mehr als schäbigen Ledereinband und schon zerrissenen Seiten. Als er das Buch aufschlug, musste er zudem feststellen, dass es vollkommen leer war, kein Wort war darin zu entdecken. Wütend warf er es auf den Boden.
"Na los, weiter", murrte der Wachmann gegrämt und verschwand dann in einer kleinen Eisentür in der Wand. Missmutig hob Adriel ihr Buch auf und verstaute es wieder sorgfältig im Rucksack. Lucres sah sie nur entgeistert an. Was war aus dem prunkvollen Folianten voller antiker Schriften und herrlicher Bilder geworden, und wo kam dieses schäbige, kleine Büchlein auf einmal her?
Verwirrt schritt er mit Adriel zusammen durch das Tor, und hinter ihnen schloss sich das mächtige Tor mit einem lauten Krachen. Nun waren sie innerhalb der Stadtmauern, sie hatten Haramoul erreicht, die Hauptstadt des Landes.

* * * * * * * *

"Was war das vorhin mit dem Buch?" fragte Lucres seine Gefährtin, immer noch leicht verwirrt.
"Das Buch ist klug, Lucres. Es weiß, wann es sich zu tarnen hat, und wann es sich in seiner ganzen Pracht zeigen kann."
"Also wohnt ihm eine Magie inne?"
"Ja, es sind magische Kräfte, die mit der Zeit darin entstanden. Deswegen ist es auch so kostbar für mich. Du hast ja eben gesehen, was das Buch kann."
Lucres nickte nur beiläufig, der Gedanke an ein Buch, das magische Kräfte besaß, wollte sich nicht recht in seinem Kopf festsetzen. Doch im Moment begnügte er sich mit dieser Erklärung, doch er hatte eine Ahnung, dass dieses Buch, Magnus, noch wesentlich größere Geheimnisse beherbergte. Doch ein lauter Ruf unterbrach seine Gedankengänge.
"Da sind sie!" drang eine hohe Männerstimme an sein Ohr.
"Du hast recht! Los, holt sie euch!" gellte dann eine andere, eher raue Stimme.
Vor ihm erkannte Lucres fünf hochgewachsene Gestalten. Vier von ihnen hatten massive Hellebarden in den Händen, und eine Uniform, sowie eine Kettenrüstung zierte ihre Erscheinung. Die fünfte Person stand in der Mitte und trug eine aschgraue Robe, auf der ebenfalls ein Soldatenabzeichen zu sehen war. In den Händen hielt er einen knorrigen Holzstab mit einem grünlich schimmernden Stein am Ende. Diesen richtete er bedrohlich in Lucres´ Richtung, als er langsam näher kam.
"Lucres Malthor, im Namen der Garde seid ihr verhaftet!" schrie der Berobte ihm entgegen. Adriel starrte diesen entsetzt an.
"Soldaten", murmelte Lucres und sah argwöhnisch zu dem Mann mit Stab.
"Die Garde Haramouls ist berüchtigt, Lucres. Der Mann ist wohl ein Magier, nein, ganz bestimmt sogar."
In Adriels Stimme konnte Lucres die Angst deutlich heraushören.
"Ich fordere euch auf, euch zu ergeben!" brüllte der Magus dann.
"Niemals", lautete Lucres´ Antwort, welcher bereits sein Schwert aus der Scheide gezogen hatte.
Der Magier sprach nicht weiter, er sah wohl ein, dass er seinen Willen nur mit Gewalt durchsetzten konnte. Der grüne Stein am Ende seines Stabes leuchtete bedrohlich auf.
"Duck dich!" rief Adriel panisch ihrem Gefährten zu. Dieser konnte gerade noch zur Seite hechten, als dem grünen Stein ein ebenso jadegrüner Blitz entsprang, der laut knisternd an Lucres Wange vorbeizischte. Als dieser dann zur Seite blickte, sah er Adriel die Hand nach dem Magier ausstrecken, und kurz darauf löste sich ein Ball aus Feuer aus ihrer Handfläche und flog auf den Magier zu. Leider zerplatzte dieser in einem Meer aus Feuerfunken, bevor er sein Ziel erreichte, da der Stab des Magiers den Ball in der Luft zerriss.
"Wir müssen fliehen!"
Und schon rannten sie. Lucres und Adriel liefen um ihr Leben. Auf der Hauptstraße waren sie nicht in Sicherheit, also bogen sie in eine Seitengasse um. Kurz davor schlug ein weiterer, grüner Blitz ein Stück der Hauswand heraus, als er neben Lucres einschlug.
Immer schneller liefen sie durch das Gewirr an dunklen Gassen. Die Soldaten waren leicht abzuhängen, aber der Magier erwies sich als äußerst schnell. Wann auch immer Lucres zurücksah, konnte er die Silhouette des Verfolgers erkennen, und jeden Moment befürchtete er, von einem Blitz getroffen zu werden. Dann nahm die Hetzjagd aber ein jähes Ende: Lucres und Adriel standen vor einer massiven Wand, sie waren in eine Sackgasse geraten. Panisch sah Adriel sich um, und hinter ihnen, am Anfang der Gasse, stand bereits der aufdringliche Magier, den Stab bedrohlich ausgestreckt.
"Zum letzten Mal, ergebt euch!"
Verzweifelt sahen sich Lucres und Adriel nach einem Ausweg um, doch es gab kein offenes Fenster, die Wand war zu hoch, um hinauf zu klettern, und so wurde der einzige Weg von dem Magier versperrt. Dieser schien nun schon äußerst wütend, und mit einem gellenden Wutschrei löste sich ein weiterer Blitz aus seinem Stab. Dieser verfehlte jedoch nicht. Der grüne Strahl schlug eine Schramme in Adriels linken Oberarm.
Gequält schrie das Mädchen auf und ging voll Schmerzen zu Boden. Dort blieb sie wimmernd liegen, die Wunde am Arm qualmte und roch verbrannt. Nun schien es, als wollte der Berobte Adriel noch einen Blitz entgegenschleudern, denn der grüne Stein flackerte erneut bedrohlich auf. Doch es sollte nicht sein, im Gegenteil, der Magier musste einen Schlag einstecken.
Lucres wusste nicht, wie ihm geschah, er raste nur so vor Wut. Er machte einen gewaltigen Satz nach vorne und schlug mit seinem Schwert zu. Er war noch mehrere Meter weit von dem Magier entfernt, doch trotzdem traf er sein Ziel. Von der Klinge löste sich ein blauschwarzes Licht, welches als zerstörerische Welle geballter Kraft den Magier auf den Boden schleuderte und dessen Robe teilweise zerfetzte und auch dessen Stab in tausend Teile zersplittern ließ. Immer noch rasend packte Lucres seine am Boden liegende Gefährtin und rannte.
Er lief an dem Magier, der sich nun wieder stöhnend aufrichtete, vorbei, die Gasse entlang, er sah nicht zurück. Adriel aber sah genau, was sich hinter ihnen abspielte.
Der Magier warf den Rest seines Stabes, also den grünlich schimmernden Stein, hoch in die Luft. Ein gleißendes, tiefgrünes Licht ging nun von ihm aus. Dann zerbrach er in eine Unzahl winzig kleiner, grünlicher Splitter, die wild herumgewirbelt wurden. Die grünlichen Steinchen formten sich zu einer seltsamen Gestalt, dann schienen sie anzuwachsen und sich miteinander zu verbinden, bis sie eine menschenähnliche Form bildeten. Mehr sah sie nicht, dann verschwamm das Bild in der Dunkelheit, und Lucres bog in eine andere Gasse ab.
Dieser Teil der Stadt war jetzt stockfinster, man sah gerade noch die Hand vor Augen, doch Lucres rannte nur immer schneller und schneller in die Dunkelheit hinein. Adriel hörte es platschen, als Lucres durch schlammige Pfützen lief. Langsam, aber sicher näherten sie sich einem Licht, wohl ein Teil der Gasse, der von Fackeln erleuchtet war. Ein lautes Zischen ließ ihren Blick nach oben wandern, wo ein grünliches Etwas über sie hinwegflog und wieder in der Dunkelheit verschwand. Was auch immer es war, es konnte nichts Gutes bedeuten.
Fast hatten sie es schon geschafft, als das leuchtende Ding plötzlich direkt vor ihnen die Finsternis durchbrach und sich auf den Boden begab, um ihnen den Weg zu versperren. Als der grünliche Glanz nachließ, erkannte Adriel den verformten Stein des Magiers, der nun seine vollendete Gestalt angenommen hatte. Vor ihnen stand ein etwa zwei Meter großes Wesen mit menschlichen Zügen, jedoch einem vogelartigen Kopf und breiten Schwingen, alles schien wie aus Smaragd gehauen zu sein. Die Klauen des Monsters waren lang und scharf, und nur seine Augen waren leere, schwarze Löcher.
"Ein Gargyl!" rief Adriel entsetzt aus und schwang sich von Lucres Rücken hinab. Dieser zog eilig das Schwert aus der Scheide, und der Gargyl flog mit ohrenbetäubendem Kreischen auf sie zu, die Krallen nach Lucres ausgestreckt.
Doch der Kampf schien bereits nach wenigen Sekunden entschieden. Adriel schleuderte der steinernen Bestie eine Kugel aus Feuer entgegen, aber die Flammen verflüchtigten sich beim Aufprall auf den grünlich schimmernden Körper. Noch schlimmer erging es Lucres, als der Gargyl kurz vor ihm plötzlich in die Höhe schoss, um ihn von oben zu zerreißen. Lucres stieß sein Schwert nach dem Schädel des heranzischenden Monsters, doch dieser packte es mit beiden Klauen und zog es Lucres aus den Händen. Scheinbar sadistisch lachend brach er die Klinge entzwei und warf das zersplitterte Metall auf den Boden. Verdutzt starrte Lucres auf sein zerbrochenes Schwert, dann wütend auf den Gargyl. Kurzerhand nahm Lucres die halbe Klinge in die Hand und schleuderte sie dem Gargyl direkt ins Gesicht. Getroffen sackte dieser auf dem Boden zusammen. Das war die beste Gelegenheit, um zu fliehen.
Lucres und Adriel rannten weiter die Gasse entlang, bis sie an einer erleuchteten Gabelung abzweigten und wieder auf die Hauptstraße liefen. Erschöpft erreichten sie den Marktplatz der Stadt, wo nun jedoch die Stände bereits leer standen, und nur noch sehr wenige Leute wanderten umher. Dummerweise waren es hauptsächlich Wachmänner. Einer von ihnen entdeckte die beiden, und sogleich strömten die anderen Wachen herbei, jetzt waren es bereits fast fünfzehn Mann mit ausgestreckten Hellebarden. Die Situation eskalierte aber erst, als von der anderen Seite der Gargyl voller Wut kreischend herbeigesegelt kam. Adriel hatte die Idee, sich durch die Reihe an Wachmännern zu schlagen, doch dann wurde ihr bewusst, dass der Gargyl sie immer wieder einholen und unvermeidlich erwischen würde. Verzweifelt sah sie zwischen den herannahenden Wachen und dem schreienden Monster aus grünem Stein hin und her. Lucres aber ergriff die Initiative. Einer der Wachmänner, ein recht junger, übermutiger Kerl, stürmte an der Spitze der Truppe auf Lucres zu. Mit einem geschickt platzierten Fausthieb schlug er die unvorsichtige Wache nieder und riss dem Jüngling die Hellebarde aus der Hand. Leider erhob sich vor ihm bereits der gellende Gargyl und riss die Klauen in die Höhe.
Der Hieb der steinernen Bestie wurde jedoch unterbrochen, als sie durch einen Feuerball aus Adriels Richtung am Kopf getroffen wurde.
Kreischend wirbelte der Gargyl herum und wollte mit seinen Krallen nach dem Mädchen schlagen, als Lucres wieder zum Einsatz kam: Er schwang die Hellebarde mit ganzer Kraft gegen den ungeschützten Nacken des Gargyls, und mit einem lauten Krachen fiel der grüne Vogelkopf auf den Boden und zerschellte, der Körper der Bestie krachte auf den Boden.
Angsterfüllt wichen die Wachen zurück, der am Boden liegende Jüngling kroch seinen Kameraden nach. Lucres und Adriel glaubten, gesiegt zu haben, doch es half nichts.
Der zwar kopflose, doch noch nicht kampfunfähige Gargyl erhob sich wieder und schlug mit seiner mächtigen Hand nach Lucres. Der grüne, scharfe Stein prallte gegen Lucres´ Gesicht, die Bilder verschwammen, und dann fiel er in eine nicht endende Schwärze.
 

© Rubaan
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