Drachenerinnerungen II von Sanguis Draconis
Geburt und Lehrzeit eines Drachen

Ich erzähle euch heut´, bis jetzt vergraben im Herz
von Geburt und von Tod, von Liebe und Schmerz.
Lange bevor du, Mensch, warst auf der Welt
haben Drachen sich zum Kampf schon gestellt.
Die Feindschaft war groß, die Kämpfe war`n Krieg,
sie führten nur die Besten zum Sieg.
Einst Legion war unsere Zahl,
der Tod traf viele, Mal um Mal.
Dann zogen manche sich zurück,
Vernunft obsiegte, Stück um Stück.

In jener Zeit ward ich geboren
und war von Anbeginn verloren.
Der Hort tief in der Erdenmitte,
Lavaumspült, nach Blutdrachensitte.
In dem Moment, als das Ei ich verließ,
Eine Feuerlohe durch die Lava stieß.
Geschmolzener Stein durchbohrte mein Herz,
bereitete mir unsäglichen Schmerz.
Anstelle des Herzens erstarrte er dann,
so war`s, wie ich zum Steinherzen kam.

Die Feuersglut, die durch den Körper rann,
verwandelte Schuppen in Obsidian.
Schwarzglänzend stand ich neben der Schale des Ei,
und tat meinen ersten gefürchteten Schrei.
Ein Schrei, der später die Welt erzittern ließ,
meine Mutter, ich glaube, sie ahnte wohl dies.
Sie war eine Lady, gebildet, blutrot,
in jener Nacht war ihr Mutterglück tot.
Mit steinernem Herz ein pechschwarzer Sohn,
der Blutdrachensippe ärgster Hohn.
Meine Brüder und Schwestern verlachten mich sehr,
es war meines Bleibens nicht länger mehr.
Bei dunkler Nacht stahl ich mich aus dem Hort,
die Mutter bemerkt es, ließ mich tränenreich fort.

Eine Stimme vernahm ich tief in mir drin,
aus schwarzmagischem Land, da mußte ich hin.
Ich ging in die Lehre sehr viele Jahr`,
bei Nargyl, der ein Dämon war.
Er lehrte mich manch Ritual,
Gifttrank im Feuerglutpokal.
Ich öffnete die Höllenpforte,
war in der Menschheit finsterster Orte.
Mein Schrei war Tod, ging um die Welt,
der Menschlein Furcht war groß bestellt.

Jahrhunderte übte ich schwarze Kunst
und stieg weit auf in Höllengunst.
Nargyl war mir kein Meister mehr,
ich bedauerte seinen Tod nicht sehr.
Urplötzlich war der Tag dann da,
ich befehligte die Dämonenschar.
Wir rissen die Menschheit gern ins Verderben,
gar viele Tapfere mußten sterben.
Die Feuer brannten, die Dörfer war`n tot,
es färbte sich die Sonne rot.

In einer verkohlten Stallung aus Holz,
ehemals eines Königs Stolz,
zog ich mich eines Tages zurück
und fand in einem Wäschestück,
gewickelt ein Mädchen, etwa ein Jahr,
das völlig frei von Ängsten war.
Sie streckte mir die Ärmchen entgegen,
ich wollte sie der Hölle segnen.
Doch etwas in mir hielt mich zurück,
der Panzer des Herzens sprang ein Stück.

Ich weiß nicht wieso, ich nahm sie mit heim,
und ließ die kämpfende Schar allein.
Ihr Blick war wie Lava, mein Steinherz, das schmolz,
ich war auf sie wie eine Tochter stolz.
Sie wuchs heran, wurde die schönste Maid,
in der Hölle und auf Erden weit.
Sie war sehr klug, lernte flugs dazu,
Gefühle kamen, ließen mich nicht mehr in Ruh.
Sie war es , für die ich Lieder dichtete,
doch das ist eine andere Geschichte.
 

© Sanguis Draconis
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