Das Schattenkind vom Schattenkind
Der schattige ;-) Fortsetzungs-Roman
7. Akt - Es beginnt....

Strähne für Strähne kämmte ich mein Haar. Ich hatte es gerade frisch gewaschen.
Heute Abend würde ich endlich mitkommen dürfen.
Holdmer und Yerum hatten mir noch ein paar Sachen zum Anziehen gebracht.
Diesmal war es ein Rock... von innen dick gefüttert, der mir fast bis zum Boden reichte und warme gefütterte Lederstiefel. Das Oberteil, ebenfalls gefüttert, lag eng an.
Die Anderen hatten auch neue Sachen. Allesamt dick, mit Fell versehen und fein verarbeitet. Ich machte ein paar Schritte und drehte mich. Noch nie hatte ich so bequeme Sachen getragen und mich so wohl gefühlt.
Jetzt musste ich nur noch die langen Haare irgendwie bändigen. Vielleicht konnte ich etwas aus dem Stroh basteln?
Baldrick trat in diesem Moment neben mich und hockte sich hin.
"Ich ....... ich habe etwas für dich auf dem Markt gefunden. Es ist nichts besonderes... nur... ich dachte du könntest es gebrauchen... wegen den Haaren... du weißt ja...."
Er hielt mir eine silbern blitzende Spange hin. Sie war wundervoll gearbeitet und glänzte. Strahlend nahm ich sie entgegen und flüsterte: "Das kann ich aber ...nicht annehmen..." Baldrick lächelte: "Doch, bitte.... nimm sie. Es ist ein Geschenk..."
Ich legte die Spange auf das Heu und umarmte Baldrick.
Anfangs versteifte er sich. Doch nach ein paar Sekunden legte er seine riesigen Arme um mich und drückte mich sanft an sich. Ich wunderte mich etwas. Vorher hatte er kaum mit mir gesprochen und jetzt machte er mir ein so wundervolles Geschenk....
Wir lösten uns wieder. Baldrick stand ohne Worte auf und ging hinaus. Ratlos blieb ich zurück. Und das sollte jemand verstehen. Ich steckte meine Haare mit der Silberspange fest und erhob mich.
Holodmer stand urplötzlich neben mir.
"Ich habe deinen ratlosen Gesichtsausdruck gesehen, Yialah...."
Ich setzte mich wieder und betrachtete Holodmer abwartend.
"Weißt du, für Baldrick bist du wie eine Tochter... jedenfalls ein wenig. Er ist ein sehr herzlicher Mensch. Dennoch hat er eine schreckliche Vergangenheit... die ganze Geschichte zu erzählen, würde jetzt zu viel Zeit benötigen.....
Baldrick sieht in dir seine Tochter. Sie müsste ungefähr in deinem Alter gewesen sein als sie starb. Seine ganze Familie kam damals um. Nimm ihm seine seltsame Art nicht übel. Im Grunde will er nur dein Bestes."
Still saß ich auf dem Strohballen und biss mir auf meiner Unterlippe herum. Das hatte ich nicht gewusst. Ich fühlte mich schlecht. Ich hatte die ganze Zeit gedacht er wolle mich nur bevormunden....
"Nun mach nicht so ein Gesicht..." Holodmer stubste mich an "Heute wollen wir Spaß haben!!! Bist du fertig?"
Ich nickte lächelnd. "Ja ich bin fertig.....oh Moment noch..."
Ich schnappte mir meine Elfe und ließ sie in meiner Tasche verschwinden.
"Jetzt bin ich fertig!"
Holodmer grinste. "Auf geht’s!"

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Die Häuser waren einfach gebaut. Eine dicke Schneeschicht bedeckte Straßen und Dächer und ließ das Dorf in strahlendem weiß erleuchten..... Am Rande der kleinen Straße, die sich quer durch das Dorf zog, hatte man riesige Fackeln aufgestellt... so wurde unser Weg beleuchtet.
Die schneidende Kälte trieb mir die Tränen in die Augen. Dennoch genoss ich den kalten Atem des Winters und das Geräusch, das der Schnee unter meinen Stiefeln verursachte.
Ich freute mich schon riesig auf den Abend... die Menschen... das Essen... die warme Gaststätte....
Ich hatte das Innere der Scheune schon nicht mehr sehen können.... es war schrecklich gewesen die ganze Zeit allein zu sein...
Ich kam mir vor wie ein Neugeborenes. Begeistert sog ich alles in mich auf was ich sah und hörte.... Gutes wie Böses. Mein Wissensdurst schien unendlich zu sein.......
Von weitem konnte man einen Hund bellen hören. Sein heiseres Kläffen ließ vermuten, dass er einer dieser winzigen Vierbeiner war, die als Schosstiere dienten und ein gemütliches Leben führten... Wie die Leute hier wohl leben würden? Es waren bestimmt sehr nette Menschen. Ein kleines Dorf in dem jeder jeden kannte. Und man sich gegenseitig half.....
Ich war froh, dass wir schon so weit gekommen waren. Immerhin schienen wir schon im Umland von Ta-Phas zu sein... da konnte es ja nicht so weit sein...
Wir würden sicher bald unseren Weg fortsetzen.......

Wir waren erst wenige Schritte gelaufen, als unsere Gruppe anfing unmerklich langsamer zu werden. Das Lächeln verschwand Stück für Stück von unseren Gesichtern....
Aber warum?
Ich sah mich um...
Die Farben hatten sich verändert. Alles hatte sich verändert..... 
Das glotzende Weiß des Schnees tat in den Augen weh... und meine Lungen brannten vor Kälte.....
Fröstelnd bahnten wir uns weiter unseren Weg durch das Dorf..... vorbei an Fackeln und schweigenden Häusern. Alles wirkte mit einem Male so unwirklich. 
Obwohl die Luft klar und rein war, war kein Laut zu hören... Kein Mensch war auf der Straße. Nicht einmal aus den Häusern kam ein Laut.
Ein Dorf voller Geister? Wo waren alle?
Die langen Schatten, die die Fackeln warfen, wirkten bedrohlich. 
In tiefem schwarz schlängelten sie sich durch den Schnee und versuchten nach uns zu greifen.
Aneinander gedrängt setzten wir unseren Weg fort....
Es müsste nicht mehr weit sein. Die Anderen schienen den Weg zu kennen.
Die Stille zerrte an meinen Nerven...
Ich blieb stehen und lauschte angestrengt..... weinte da jemand? 
Doch als ich genau hinhören wollte, war es still. Die Anderen drängten zum weiterlaufen. Langsam setzte ich mich wieder in Bewegung. Dennoch war ich mir sicher gewesen, ein Weinen gehört zu haben......
Diese ganze Atmosphäre erinnerte mich an den See.... dort war es genauso seltsam gewesen...
Alles wirkte bedrohlich und.... krank.... vergiftet...
Wir kamen an einem Graben vorbei, in dem ein kleiner Hund saß. Als wir vorbei liefen machte er jedoch keinerlei Anstalten, uns anzuspringen oder uns hinterher zu laufen. 
Nach einigen Schritten dreht ich mich noch einmal um.
Der kleine Hund saß immer noch dort. In der selben Haltung... Es schien als würde er jemanden auf der Straße anstarren.... doch dort stand niemand.
Oder nein.... er starrte niemanden an!! Kalt lief es mir den Rücken hinunter. 
Er war tot. Er war in der Kälte erfroren und erstarrt, wie er dort gesessen hatte. 
Ich schluckte und lief klopfenden Herzens weiter.... Hatten wir nicht vor wenigen Minuten noch ein Bellen gehört?
Diese Leere machte mir Angst....
Zaghaft schob ich meine Hand in die Baldricks. Auch er schien beunruhigt zu sein.....
Wenn die anderen doch bloß reden würden. Doch sie schienen meine stillen Bitten nicht zu erhören. So schwiegen wir....

Die Geräusche von Menschen drangen an mein Ohr.... Sie lachten.... ja sogar Musik war zu hören. Ein Lächeln huschte über meine Lippen... waren wir da?
"Hier ist es..." meinte Holodmer. Seine Stimme wurde fast vollständig von der Luft erstickt. Dass ich ihn hören konnte, war nur Glück.
Vor uns lag ein größeres Haus. Es wirkte um vieles einlandender und wärmer. Als wir die Tür aufmachten, kam uns ein Schwall köstlich duftender, warmer Luft entgegen. Baldrick hielt mir dir Tür auf und ich trat ein.
Als ich den ersten Schritt in den Raum gemacht hatte, war es, als ob man mir Watte von meinen Ohren genommen hatte....
Hier würde ich bestimmt meine Angst vergessen...
Wir setzten uns an einen großen Tisch und wurden sofort herzlich empfangen. 
Der rundliche schnaufende Wirt hatte einen lustigen, gedrehten Bart. Lächelnd brachte er uns reichlich zu essen und trinken.....
Der süße Wein wärmte mich von innen auf und bald war die Kälte und Angst vergessen.
Das Wirtshaus war voller Leute, die lachten, tranken und aßen.
Auf einer kleinen improvisierten Bühne standen sogar ein paar Musikanten, die lauthals sangen und dabei ein paar seltsam aussehende Instrumente spielten.
Lächelnd kuschelte ich mich in den breiten Stuhl und schloss für kurze Zeit die Augen.
Ich genoss die Geräusche und Gerüche der Menschen um mich herum...... die Wärme des Hauses... die Nähe meiner einzigen Freunde....
Ich öffnete die Augen wieder. Ein kleines Kind lief laut brabbelnd durch den Raum und setzte sich zu den Musikanten. Seine Mutter kam Lachend hinterher gestürmt, um es wieder einzufangen.
Ich betrachtete sie nachdenklich....
Hatte ich auch so eine Mutter? .... Eine Familie?.....
Nein. Ich schüttelte den Kopf. Nein, heute würde ich nicht daran denken. Heute würde ich glücklich sein.
Das kleine Kind wehrte sich und lief wieder zurück zu den Musikanten. Einer von ihnen nahm es lachend auf den Schoss und sang weiter...

Die Anderen schienen den Abend auch zu genießen. Lachend und sich laut unterhalten saßen sie um den Tisch herum, tranken, aßen und waren ausgelassen.....
Von ihrer Stimmung angesteckt lachte ich mit und aß etwas.
Der Abend versprach wunderschön zu werden.

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Nach längerer Zeit standen nur noch leere Teller auf den Tischen und alle waren satt.
Wir unterhielten uns noch über die Weiterreise und die Pferde, die Tialk und Baldrick gekauft hatten. Die anderen mussten wir wohl zurück lassen. 
Sie waren schon zu alt für eine solche Reise und würden wohl als Reitpferde einiger Bauerskinder hier dienen.
Die neuen Pferde waren wunderschön. Beide von breiter Statur und riesigen Hufen. Ich hatte sie jetzt schon lieb gewonnen...
Sie würden uns nun um einiges schneller an unser Ziel bringen.
Ich wollte endlich Antworten auf meine Fragen..... endlich wissen was ich hier suchte... was meine Aufgabe war.
In der Schenke war es ein wenig leiser geworden... die Musikanten spielten nun ein etwas ruhigeres Lied und die Leute unterhielten sich weiterhin.
Im schummrigen Licht wurde ich langsam müde... Ich streckte mich und gähnte .....
Konnten wir nicht einfach hier schlafen? Die Scheune würde jetzt schrecklich kalt sein....

Ich führte gerade meinen Becher mit Wein an den Mund, als ich draußen Geräusche hörte...
Ich dachte mir nichts dabei und trank.....
Die Musikanten spielten nun ein etwas lustigeres Lied.... 
Ich stützte meinen Kopf auf meine Arme und lauschte den Klängen ihrer Instrumente.
Draußen wurden währenddessen die Geräusche immer lauter.
Zuerst waren es nur leichte Schritte..... dann das Getrappel vieler Pferdehufe.
Die Musikanten unterbrachen verwirrt ihr Spiel. Irritiert lauschten nun auch die anderen Gäste. Yerum schaute erschrocken in die Runde. Das Gelächter an unserem Tisch verstummte mit einem Male. Wir dachten alle das Gleiche.
Draußen wurde es immer unruhiger..... Leute liefen in der Gegend herum. Frauen riefen etwas...
Einige der Gäste eilten nach draußen, um zu sehen was dort vor sich ging.
"Ihr bleibt vorerst hier!" meinte Baldrick und ging mit einigen der anderen Gäste nach draußen.

Mit klopfendem Herzen saß ich auf meinem Platz..... Sollte der Clan uns gefunden haben? Sollte er uns so weit gefolgt sein??
Draußen in der Kälte wurde es immer lauter. Menschen liefen panisch umher und schrieen.
Was war bloß los??
Die Anderen hatten sich jetzt auch erhoben und waren ein paar Schritte auf die Tür zugegangen. Durch ein offenstehendes Fenster konnte ich erkennen wie Männer mit Fackeln umher liefen und etwas riefen. Der panische Ausdruck auf ihren vor Kälte geschwollenen Gesichtern ließ mich schaudern.
Ich konnte nicht verstehen was sie riefen.
Was war bloß geschehen? Ich wollte nach draußen....

Urplötzlich stürzte einer der Männer in das Wirtshaus.
Sein Gesicht war vor Anstrengung und Angst verzerrt. Schweißgebadet schrie er:
"DIE FESTE FIEL!!!!!!! IRUN SERKIA IST TOT!! 
DIE FESTE IST GEFALLEN!!!! FLIEHT! FLIEHT SOLANGE IHR NOCH KÖNNT!!!!"
Mit offenem Mund und geweiteten Augen stand ich da....
Die Leute um mich herum brachen in Panik aus. Kinder schrieen, Mütter weinten....
Alles das erreichte meinen Kopf nicht.
Nein nein nein. Das durfte nicht sein. Meine Antworten. Das konnte nicht sein......
Fassungslos starrte ich noch immer den Mann an.
Baldrick kam hereingestürmt und überrannte fast den armen Mann, der noch halb in der Tür stand.
"Wir haben keine Zeit zu verlieren!" keuchte er. "Wir müssen hier weg.... sofort... zurück in die Scheune......"
 

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Denkt bitte daran: auch diese Geschichte nimmt am Drachentaler-Wettbewerb teil...
... diesen Akt jedoch bitte erst 2002 in die Bewertung einfließen lassen!!

Gespannt warten wir auf den 8. Akt...
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