Diese Geschichte ist ab 2005 am Drachentaler Wettbewerb leider nicht mehr teilnahmeberechtigt,
da sie in den vorherigen Jahren zu wenig Punkte erhalten hat.
 
Der Drache von Arden von The Fay

Mürrisch öffnete der Wachtmann das Tor und liess den Fremden hindurch reiten.
"Sagt mir, guter Mann, wo finde ich etwas zur Stärkung?" fragte der seltsame Reiter.
Der Wächter zeigte in eine Richtung und murmelte: "Dort gibt es eine Gaststätte."
"Ich danke euch." 

Es war eine stürmische Gewitternacht und ein eiskalter Wind fauchte um die alte Gaststube "Roter Habicht". Alle Männer des Dorfes waren dort versammelt. Sie tranken, aßen, lachten und erzählten Geschichten. 
Plötzlich flog die Tür auf und eine wahnsinnige Hitze erfüllte den bereits warmen Raum. Ein großer, schlanker Mann trat durch die Tür. Für seine Statur hatte er noch ein ziemlich junges Aussehen, spitze Ohren, graue Augen und feuerrotes Haar, ein Elf. Er setzte sich so nah wie möglich an das Feuer und bestellte Glühwein und Schafsfleisch. 
Neugirig kamen die Menschen näher. Da fasste sich der Wirt ein Herz und fragte den Fremden: "Wer seid ihr? Woher kommt ihr? Wir haben euch noch nie gesehen."
Langsam trank der junge Mann die Tasse leer und schaute den Wirt mit seinen fast durchsichtigen Augen an. 
"Mein Name ist Draconis, ich komme aus den Ländern des Nordens. Arden, nannte ich meine Heimat." antwortete er ruhig.
Als das Wort Arden erwähnt wurde, brach ein heiteres Geflüster aus.
Ein Zwerg konnte es nicht mehr unterdrücken und fragte mit Verwunderung: "Du bist ein Überlebender der Schlacht bei der Elfenstadt Arden? Hast du den Drachen gesehen, die die Elfen auf ihrer Seite hatten, der aber von dem großen Ardolph von Bellingshausen enthauptet worden ist?"
Langsam stand Draconis auf, wobei seine Augen ein feuriges Funkeln aufwiesen. Manche der Anwesenden behaupteten sogar, dass sein Atem immer noch dampfte, obwohl die Gaststube fast in Flammen aufzugehen schien. 
"Das ist richtig, mein Freund, ich war ein Wächter des hohen Turmes schon seit langer, langer Zeit, länger als ihr euch vorstellen könnt, bis eines Tages Bellingshausener unsere Stadt einnehmen wollten. Sie kamen mit einem Heer, das doppelt so groß war wie die Bewohner Ardens, und sie kamen mit Drachenkriegern. Sie forderten den Schatz, das Artefakt der Aristines, des hohen Turmes, den ich nun schon so lange bewachte. 
Doch Pharmos, der elfische Stadthalter, verbot Adolph, dem Sohn des Prefäkten Bellingshausen, sich unseren Schatz zu nehmen. So begann ein erbitterter und ungerechter Kampf, den wir niemals hätten gewinnen können, nicht einmal mit einem Drachen. Es war leicht, in die Stadt zu gelangen, denn sie benutzten bronzene Rammbocke aus dem Westen. Sie töteten alles, was ihnen in den Weg kam. Männer, Frauen, Alte und Kinder. Als sie mich erreichten, bekämpfte ich sie mit allen Mitteln, doch sie besiegten mich und ich rettete mich durch einen Trick. Viele Freunde und Liebgewonnene verlor ich an diesem unglücksseligen Tage und so auch das Artefakt der Aristines, das ich für immer schwor beschützen zu wollen. Und nun bin ich hier..." Am Ende flüsterte er nur noch.
"Und was ist mit dem Drachen?", rief jemand aus der Menge.
Ein seltsames Grinsen breitete sich auf Draconis Gesicht aus. "Der Drache kämpfte tapfer, doch es waren zu viele Menschen und zu viele Drachentöter... er verschwand spurlos und wurde nicht von Adolph von Bellingshausen besiegt, wie er behauptet, sondern ist geflüchtet. Er könnte überall sein, sogar nahe dieses Dorfes."
Als die Männer dies hörten, wurden sie bleich und bekamen Angst.
Ruhig ging Draconis zu dem Wirt, zahlte und schritt zur Tür. Bevor er hinaus ging, drehte er sich um und sagte: "Lebt wohl." 

Es war ein sonniger Morgen und die Vögel sangen. Aus der Ferne erschallte Hufgetrappel. Langsam konnte man ein Ross und seinen Reiter erkennen. Schlagartig verstummten die Vögel und kein einziger Laut war zu hören. In der Mitte des Waldes machte das Pferd halt. Sein Reiter, ein schlanker Jüngling mit rotem Haar, stieg von ihm ab und verjagte es. Eine ganze Weile stand der seltsame Mann einfach nur im Wald und hielt die Augen geschlossen. Doch plötzlich leuchtete er auf und wurde zu einem riesigen Drachen. Er war hunderte von Jahren alt, jedoch für einen Drachen noch ziemlich jung, anmutig und kräftig, so rot wie Feuer und mit silbernen Augen. Elegant erhob er sich in die Lüfte. Er flog über Dörfer, Höfe, Felder und Flüsse. Mit einem einzigen Ziel: Bellingshausen.
 

© The Fay
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