Der Clan der grauen Velociraptoren, bestand
aus rund 15 Sauriern. Es waren Familiengruppen, die in der großen
Höhle im Vulkangebirge lebten. Zu diesem Zeitpunkt aber war fast kein
Saurier in der Höhle. Einige Raptoren waren mit ihrem Nachwuchs unterwegs,
oder andere dösten draußen in der abendlichen Sonne.
Nur Starke Klaue und seine Partnerin befanden
sich in der Höhle und schliefen dicht aneinander geschmiegt. Doch
Starke Klaue wurde bald darauf von einem leisen Wimmern geweckt. Er öffnete
langsam seine grünen Augen und blickte sich um. In der hintersten
Ecke der Höhle hatte sich Windfeger verkrochen und weinte. Starke
Klaue streckte sich und richtete sich auf. Mit langsamen, fast anmutigen
Bewegungen näherte er sich seiner jüngsten Schwester, dabei hinterließen
seine langen Sichelkrallen klickende Geräusche auf dem harten Steinboden.
Als Windfeger ihren Bruder bemerkte, hielt sie sofort ihre Arme vors Gesicht.
"Hey, was ist denn, Kleines?" fragte er und
setzte sich zu ihr. "Warum weinst du denn so? Das ist ja zum Stein erweichen."
"Bitte gehe!" schluchzte sie. "Ich will alleine
sein!"
"Komm schon, Windfeger." sagte er mit ruhiger
Stimme und streckte seine Hand zu ihr aus. Die langen gebogenen Krallen
an seinen Händen konnten im Kampf sehr gefährliche Waffen sein,
die selbst in der Lage waren, den dicksten Schuppenpanzer aufzuschlitzen.
Doch Raptoren waren keinesfalls gefühllose Mordmaschinen. Geradezu
zärtlich streichelte er die schuppige Stirn seiner Schwester, um sie
zu trösten. "Mit mir kannst du doch über alles reden."
Windfeger sowie Sturmblut hatten beide großes
Vertrauen in diesem Saurier, der schon fast eine Vaterrolle für sie
übernommen hatte, nachdem ihre Eltern sie vor vielen Jahren verließen.
"Sturmblut ist so gemein!"
"Nein! Bitte nicht schon wieder! Ich dachte,
die Sache wäre jetzt endgültig vorbei." dachte er und bereute
es schon fast, gefragt zu haben. "Was ist denn jetzt schon wieder geschehen?"
fragte er schließlich.
"Schleicher, dieser Dieb, wollte mir meinen
Beuteanteil stehlen. Ich habe mich nur versucht zu verteidigen, aber als
Sturmblut dazwischen kam, verdrehte Schleicher alles und erzählte
ihm, daß ICH ihn bestohlen habe."
"Schleicher?!... wie seltsam! Wieso sollte
er so etwas tun?" dachte Starke Klaue und war leicht verwundert.
"Sturmblut glaubt mir einfach nicht, daß
Schleicher ein Dieb und ein Lügner ist. Er sagte, wenn ich nicht seine
Schwester wäre, würde er mich aus dem Rudel vertreiben." sagte
Windfeger mit Tränen in den Augen.
"Ich glaube dir!" sagte Starke Klaue schließlich
mit sanfter Stimme und stieß Windfeger liebevoll mit seiner Schnauze.
"Und ich werde jetzt mal ein paar Takte mit unserem Sturmblut sprechen!"
Mit diesen Worten stand Starke Klaue auf und
ging zum Höhlenausgang.
"Danke!" rief ihm Windfeger hinterher. "Du
bist der Beste!"
Starke Klaue blickte sich kurz zu ihr um und
lächelte.
© by Victor Murillo
Sturmblut saß allein auf einem hohen
Felsen und blickte ins Tal hinunter. Von hier oben hatte man eine wunderbare
Aussicht über das ganze Land.
Die grauen Velociraptoren waren ihrer Zeit
weit voraus und begann etwas zu lernen, was es bei Dinosauriern vorher
noch nie gegeben hatte: das Teilen. Sie erkannten plötzlich, daß
durch Aufteilen der Beute, weniger Saurier am Hungertod starben. Das Teilen
war in ihrer Welt etwas absolut Revolutionäres und noch nicht jeder
Saurier in Sturmbluts Clan konnte sich mit dieser neuen Veränderung
anfreunden.
Ältere Raptorarten, wie die Utahs, waren
stets selbstsüchtig und gierig. Dadurch hatten ihre Clans auch eine
wesentlich höhere Sterberate, als die der übrigen Arten. Den
grauen Raptoren ging es anfangs nicht anders. Auch sie war früher
eine gierige und blutrünstige Rasse, doch als sich ihre Welt in einem
erneuten Wandel befand, begannen auch sie sich in ihrem Verhalten zu verändern.
Ihre Lern- und Anpassungsfähigkeit war ihre allergrößte
Stärke. Sie war eine noch relativ "junge" Spezies in dieser bereits
sehr alten Welt und zeichnete sich durch ihre Flinkheit und hohe Intelligenz
aus. Niemand genau wußte, woher Sturmbluts Rasse einst kam, doch
sie sollte in den nächsten Jahrmillionen die großen Utahraptoren
völlig von der Erde verdrängen. Zu dieser Zeit allerdings fristeten
sie noch ein eher unterdrücktes Leben.
"Sturmblut!" ertönte Starke Klaues ernste
Stimme.
Sturmblut legte den Kopf etwas zur Seite und
grunzte fragend.
"Windfeger hockt gerade in der Höhle
und weint sich die Augen aus!" sagte er grimmig. "Sie hat mir erzählt,
was passiert ist. War es denn nötig, sie so zu nieder zu machen?"
"Ach, hast du dich von ihrem Geheule etwa
erweichen lassen?" knurrte Sturmblut. "Sie soll ruhig über das nachdenken,
was sie getan hat!"
"Mein lieber Bruder! Du magst vielleicht der
Anführer des Clans sein, aber werde bitte nicht unverschämt!"
grollte Starke Klaue.
"Entschuldige, das habe ich nicht so gemeint!
Aber wenn einer von unseren Jägern stiehlt, dann muß ich den
Dieb nun mal zur Rechenschaft ziehen. Das ist meine Pflicht als Alpha-Männchen."
sagte Sturmblut ruhig. "Ich wäre doch auch gar nicht so hart zu Windfeger
gewesen, wenn sie mir nicht diese Märchen erzählt hätte."
"Du denkst also, das Windfeger gestohlen hat?!
Aber woher willst du das so genau wissen?" fragte Starke Klaue. "Es könnte
doch auch genau umgekehrt gewesen sein, oder hast du Windfeger dabei beobachtet,
wie sie etwas gestohlen hat?"
"Nein. Ich bin durch ihren Krach geweckt worden
und da war es bereits geschehen." sagte Sturmblut.
"Also weißt du nicht wirklich, wer der
tatsächliche Dieb gewesen ist?!" sagte Starke Klaue.
Sturmblut schüttelte den Kopf und sprach:
"Wie ich schon sagte, ich habe zu dem Zeitpunkt noch geschlafen. Aber ich
kenne doch Schleicher bereits seit dem Tag meiner Geburt! Er hat sowas
absolut nicht nötig."
"Aber angenommen für den Fall, daß
er es vielleicht doch war, so hast du unsere Schwester ungerecht behandelt!"
sagte Starke Klaue.
"Was macht dich denn überhaupt so sicher,
daß sie unschuldig ist?" fragte Sturmblut. "Sie hatte doch schon
mal des öfteren versucht Fleisch zu stibitzen."
"Weil sie mich noch nie angelogen hat!" sagte
Starke Klaue.
"Und was soll ich nun deiner Meinung nach
tun?" knurrte Sturmblut.
"Mit ihr reden, natürlich!" sagte Starke
Klaue laut. "Wie lange ist es denn eigentlich schon her, als ihr euch das
letzte mal vernünftig unterhalten habt?"
Für einen Moment lang sagte Sturmblut
gar nichts mehr.
"Gehe einfach zu ihr in die Höhle und
rede mit ihr in aller Ruhe. Aber spiele dabei bloß nicht das kühle
Alpha-Männchen! Sei einfach nur du selbst!" grunzte Starke Klaue weiter.
"Ich konnte euren ganzen Streit noch nie verstehen. Ihr wart doch früher
als Kinder immer ein Herz und eine Seele."
"Na gut. Ich werde zu ihr gehen und mit ihr
sprechen. O.K.?" sagte er schließlich und blickte wieder ins Tal
hinunter. "Aber ich bleibe noch für einen Moment hier oben sitzen.
Wir bekommen bald Probleme, die noch weit größer sind, als der
Zwist mit Windfeger! Die Hitze wird von Tag zu Tag schlimmer! Ich habe
festgestellt, daß die ersten Blattfresser jetzt schon beginnen, das
Tal zu verlassen. So wie es langsam aussieht, wird es für uns in nächster
Zeit schwieriger werden, Beute zu machen, weil die großen Wanderungen
schon viel zu früh begonnen haben."
"Das habe ich befürchtet!" sagte Starke
Klaue. "Wir werden deswegen auch sicherlich mit den Gelbschnauzen und Spitzzähnen
wieder Schwierigkeiten bekommen. Schließlich sind wir ja hier nicht
die einzigen Fleischfresser."
"Dann wirst du auch verstehen, warum es in
unserem Clan keinen Freßneid geben darf. Wir müssen unter allen
Umständen den Nachwuchs durch die Trockenzeit bringen, sonst ist die
Zukunft des Clans gefährdet!"
"Natürlich verstehe deine Besorgnis!"
sagte Starke Klaue.
"Ganz gleich, ob nun Windfeger das Fleisch
gestohlen hat oder Schleicher. Wenn jeder Saurier im Clan anfängt,
dem anderen etwas weg zu fressen, wären wir bald nicht besser dran
als diese räudigen Gelbschauzen, die manchmal sogar ihre eigenen Jungen
fressen. Soweit lasse ich es auf gar keinen Fall kommen!"
"Das ist schon richtig. Du bist ein guter
Anführer." sagte Starke Klaue. "Vielleicht sogar der Beste, den wir
jemals hatten und ich bin überzeugt, daß wir es mit deiner Führung
packen werden. Aber lasse nicht zu, daß unsere Familie auseinander
bricht. Gerade in den schweren Zeiten, die uns bevorstehen, müssen
wir alle fest zusammenhalten."
Das gab Sturmblut zu denken. Starke Klaue
hatte recht, er hatte Windfeger wirklich sehr hart behandelt und es war
natürlich nicht sein Bestreben, die Familie auseinander zu treiben.
"Der Punkt geht an dich!" brummte Sturmblut
leise. "Gehe und sag Windfeger, daß ich gleich zu ihr komme und daß
sie keine Angst zu haben braucht, von mir angebrüllt zu werden."
"Gute Entscheidung!" sagte Starke Klaue erfreut
und machte sich auf dem Weg zur Höhle zurück.
Zur gleichen Zeit, spielten die beiden T-Rex
Geschwister Talon und Khara in einem kleinen Waldstück, das sich ganz
in der Nähe ihres Nestes befand. Jedes Mal war es für sie eine
neue Entdeckungsreise. Sie freuten sich, daß ihre Mutter es ihnen
erlaubte, in dem Wäldchen rumzutoben.
Doch dann huschte Talon auf einmal ins dichte
Unterholz und war weg, so daß Khara plötzlich völlig alleine
da stand. Khara wurde nervös und blickte sich um. Sie schnüffelte
und versuchte vergebens seinen Geruch aufzunehmen. Sie hörte plötzlich
unheimliche Laute im Wald und bekam es langsam mit der Angst zu tun.
"Talon?!" sprach sie mit verängstigter
Stimme. "W...wo bist du?"
"HIER!" kreischte plötzlich Talons quietschende
Stimme. Er sprang blitzschnell aus seinem Versteck hervor und warf Khara
zu Boden. Dabei erschreckte er sie beinahe zu Tode.
"Ich habe dich, Blattfresser! He, he!" grinste
er frech und hielt sie fest.
"Mußt du mich denn so erschrecken?"
schimpfte sie. "Du weißt doch, daß ich Blattfresser spielen
nicht mag. Immer bin ich dann der Blattfresser und nie der Spitzzahn!"
"Ich finde es aber sehr lustig!" sagte er
und ließ sie los.
Beide lagen schließlich dicht nebeneinander
unter einem vertrockneten Farnstrauch und lauschten den Geräuschen
des Waldes. Ab und zu huschte ein kleines pelziges Säugetier an ihren
vorbei.
"Hast du das gesehen? Da war es schon wieder!
Was ist das nur für ein komisches Ding?" fragte Talon.
Doch Khara schien nicht auf seine Frage geachtet
zu haben. Etwas anderes beschäftigte sie.
"Sag mal Talon, glaubst du an Terrorclaw?"
fragte sie plötzlich und wurde still.
"Ich weiß nicht." antwortete Talon.
"Wieso fragst du das?"
"Es macht mir Angst, wenn Mutter von ihm erzählt.
Ich träume manchmal, daß er nachts kommt und mich holen will."
sagte sie.
"Terrorclaw wird dich nicht bekommen." sagte
Talon. "Ich werde dich vor ihm Beschützen."
"Versprichst du mir das?" fragte sie.
"Natürlich verspreche ich es!"
Khara schnurrte und leckte ihm mit ihrer rauhen
Zunge über das Gesicht, was ihm überhaupt nicht gefiel.
"Igitt!... Laß das Geknutsche... das
mag ich nicht! Hör auf damit..."
© by ? (unbekannt/unknown)
Ihre Mutter lag währenddessen im Schatten
eines riesigen Baumes und beobachtete in einiger Ferne eine Herde Iguanodon,
die sich auf einer großen Lichtung versammelte. Es herrschte eine
große Unruhe in ihren Reihen, doch diese ging nicht von der Tyrannosaurus
Mutter aus, da sie viel zu weit von der Herde entfernt war. Sie hatte solche
Ereignisse schon öfters beobachtet und wußte, daß sich
die Iguanodon in Aufbruchstimmung befanden, doch irgend etwas stimmte da
nicht. Das alles schien ihr viel zu früh.
"Die Wanderungen haben jetzt schon begonnen?!"
wunderte sie sich und blickte zum Himmel. Keine einzige Wolke war zu sehen,
kein Lüftchen regte sich und somit gab es auch keine Hoffnung auf
möglichen Regen. "Es ist die große Hitze!"
Dann aber riß sie etwas aus ihren Gedanken
und schreckte hoch, als plötzlich kleine tapsende Füße
auf ihrem Körper sprangen. Talon jagte seine Schwester quer über
dem gewaltigen Körper ihrer Mutter und im Nu waren die beiden Wildfänge
genau so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren. Mutter seufze.
Als Starke Klaue die Höhle erreichte,
saß Windfeger noch immer in ihrer Ecke. Ihre großen grünen
Augen, waren durch die vielen Tränen bereits blutunterlaufen.
"Hey, Kleines. Hör auf zu weinen." sagte
Starke Klaue. "Ich habe mit Sturmblut gesprochen. Er ist nicht mehr böse
mit dir. Er wird gleich zu dir kommen und..."
"Das ist nicht mehr nötig! Ich habe es
satt! Ich kann dieses ganze Clanleben nicht mehr ertragen!" unterbrach
Windfeger mit bebender Stimme. "Darum habe ich eine Entscheidung getroffen:
Ich werde den Clan verlassen!"
"WAS?!?!?!?!?!" Starke Klaue war geschockt.
"Ich habe es mir immer wieder überlegt.
Ich fühle mich hier unterdrückt. Ich möchte mein eigenes
Leben führen. Frei von Regeln und Alpha-Männchen, die mir erzählen
wollen, was richtig oder falsch ist."
Starke Klaue konnte es nicht fassen.
"Aber das ist doch Wahnsinn!" stöhnte
er und war zum ersten Mal ratlos. "Kein Jäger hat jemals seinen Clan
verlassen. Wir sind keine Einzelgänger. Wir sind eine Gemeinschaft,
eine Familie. Wir alle sind aufeinander angewiesen."
"Tja, dann werde ich wohl die Erste sein,
die mit dieser Tradition bricht." sagte sie. "Sturmblut will mich doch
sowieso loswerden, damit tue ich ihm doch nur einen Gefallen!"
"Das ist Quatsch! Niemand will dich loswerden!
Sturmblut ist nur gereizt, weil er sich um den Clan sorgt." sagte Starke
Klaue. "Du kannst uns nicht so einfach verlassen..."
Windfeger berührte Starke Klaues Wange
zärtlich mit ihrer Schnauze.
"Ich liebe dich, Starke Klaue. Du warst immer
wie ein Vater für uns und es fällt mir sehr schwer, dich zu verlassen.
Aber meine Entscheidung steht fest!" sagte sie und stand auf. "Lebe wohl
und danke für alles!"
Starke Klaue stand da, wie festgewachsen.
Er konnte nicht glauben, was gerade geschah. Seine Schwester verließ
den Clan. Es kam ihm so unwirklich vor, daß er glaubte zu träumen.
Einige Augenblicke später betrat Sturmblut
die Höhle und erblickte einen geknickten Raubsaurier.
"Du kommst zu spät!" sagte Starke Klaue
ohne ihn dabei anzusehen.
"Was ist passiert?" fragte Sturmblut.
"Windfeger ist gegangen!" antwortete sein
Bruder mit trauriger Stimme. "Sie will nichts mehr mit dem Clan zu tun
haben!"
"Sag mir, daß es nicht wahr ist!" grunzte
Sturmblut mit einem entsetzten Blick, den man vorher noch nie auf seinem
Gesicht gesehen hatte.
Starke Klaue antwortete nicht.
"Komm mit! Wir müssen sie zurück
holen!" sagte er und hastete zum Höhlenausgang.
"Nein, Sturmblut! Ich komme nicht mit! Dies
ist eine Angelegenheit, die nur euch beide betrifft. Denn jetzt ist wirklich
das geschehen, was ich verhindern wollte und wenn du sie wirklich wieder
im Clan haben willst, solltest dir einige sehr gute Argumente einfallen
lassen."
Sturmblut stürzte hinaus und suchte die
ganze Gegend nach ihr ab. Glücklicherweise nahm er sehr bald ihren
Geruch auf und entdeckte sie schließlich auf dem langen hügeligen
Pfad, der sich vom Vulkangebirge bis zum Tal hinunter erstreckte.
"Windfeger, warte!" rief er.
Sie drehte sich zu ihm um und blieb stehen.
"Ach! Wer kommt denn da? Wenn das nicht das
Alpha-Männchen Sturmblut vom Jägerclan ist?!" sagte sie.
"Windfeger, es tut mir leid!" rief er.
"Nun, das kommt aber leider ein wenig zu spät!
Du hast mich mit deinen Worten wirklich sehr verletzt! Das ist für
mich nicht einfach zu verzeihen." schnaubte sie. "Ich wurde von dir immer
nur angebrüllt. Nie sah ich je ein Lächeln auf deinem Gesicht
oder hörte mal ein nettes Wort über deine Lippen kommen. Du bist
als Alpha-Männchen einfach unausstehlich geworden. Dieses ganze Machogehabe
von dir geht mir auf die Nerven. Ich vermisse den alten Sturmblut von früher,
aber ich schätze, den gibt es wohl nicht mehr und darum hält
mich nichts mehr hier! Nur für Starke Klaue tut es mir leid."
Sturmblut wurde blaß im Gesicht.
"Du bist ja lebensmüde!" rief Sturmblut.
"Hast du denn überhaupt eine Ahnung, in was für Gefahren du dich
aussetzt, wenn du den Clan verläßt? Du wirst tot sein, noch
ehe der Morgen anbricht!"
"Kümmert dich das denn wirklich?" fragte
sie. "Ich werde mich schon alleine durchschlagen, da brauchst du dir keine
Sorgen zu machen. Ich bin sehr viel zäher, als du vielleicht glauben
magst!"
"Natürlich kümmert mich das! Du
bist meine Schwester!"
"Das klingt für mich aber nicht sehr
überzeugend!" sagte sie und wandte sich ab. "Es bleibt dabei! Ich
gehe und versuche nicht mich aufzuhalten!"
"Windfeger, komm zurück!" rief er.
Doch sie ignorierte seine Rufe und lief weiter
den Hang hinunter, bis sie schließlich hinter der nächsten Biegung
verschwand.
"Was ist denn hier los?" sprach plötzlich
eine vertraute Stimme hinter ihm. Sturmblut drehte sich um und war überrascht,
Schleicher zu erblicken.
"Wo kommst du denn so plötzlich her?"
fragte Sturmblut. "Naja, ist auch egal! Du hast die Szene doch gerade mitbekommen.
Windfeger ist abgehauen!"
"Sie hat den Clan tatsächlich verlassen?!"
sagte er. "Unglaublich!"
"Windfeger wird ohne den Clan nicht zurecht
kommen." sagte Sturmblut. "Dafür ist sie noch viel zu jung und unerfahren."
"Ach, ich würde mir doch über Windfeger
keine Gedanken machen!" winkte Schleicher ab. "Glaub mir, sobald sie erkennt,
daß sie ohne den Clan so gut wie hilflos ist, wird sie schon wieder
von ganz alleine angekrochen kommen."
"Schleicher, ich habe eine Frage an dich."
sagte Sturmblut und blickte ihm direkt in die Augen. "Der Diebstahl von
heute morgen. Das warst doch nicht etwa du, oder?"
"Was?! Du glaubst jetzt auf einmal, ich hätte..."
grunzte er entsetzt. "Aber Sturmblut, mein alter Freund. Du solltest mich
in den ganzen Jahren doch wesentlich besser kennen! Aus welchem Grund sollte
ich denn stehlen?"
"War nur eine Frage!" Sturmblut bemerkte in
Schleichers Stimme plötzlich einen merkwürdigen Tonfall. "Ist
mit dir alles in Ordnung?"
"Natürlich! Ich war jetzt nur sehr von
deiner Frage überrascht." sagte Schleicher. "Gehen wir jetzt besser
in die Höhle zurück, bevor es dunkel wird. Du wirst schon sehen,
bereits morgen wird sie sicherlich schon wieder zurück sein."
"Sag mal ehrlich, Schleicher. Bin ich denn
wirklich so ein unausstehliches Alpha-Männchen?" fragte Sturmblut.
"Quatsch! Du hast immer nur das getan, was
du für richtig hältst. Beginne dir jetzt keine Vorwürfe
zu machen, nur weil der kleine Dickkopf ausgerissen ist."
Sturmblut blickte noch einmal in die Richtung,
in der Windfeger verschwunden ist und ging in Richtung Höhle zurück.
© T-Bone
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bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
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