Predators von T-Bone
Ein Abenteuer vor 65 Millionen Jahren
Kapitel 2

Der Clan der grauen Velociraptoren, bestand aus rund 15 Sauriern. Es waren Familiengruppen, die in der großen Höhle im Vulkangebirge lebten. Zu diesem Zeitpunkt aber war fast kein Saurier in der Höhle. Einige Raptoren waren mit ihrem Nachwuchs unterwegs, oder andere dösten draußen in der abendlichen Sonne.
Nur Starke Klaue und seine Partnerin befanden sich in der Höhle und schliefen dicht aneinander geschmiegt. Doch Starke Klaue wurde bald darauf von einem leisen Wimmern geweckt. Er öffnete langsam seine grünen Augen und blickte sich um. In der hintersten Ecke der Höhle hatte sich Windfeger verkrochen und weinte. Starke Klaue streckte sich und richtete sich auf. Mit langsamen, fast anmutigen Bewegungen näherte er sich seiner jüngsten Schwester, dabei hinterließen seine langen Sichelkrallen klickende Geräusche auf dem harten Steinboden. Als Windfeger ihren Bruder bemerkte, hielt sie sofort ihre Arme vors Gesicht.
"Hey, was ist denn, Kleines?" fragte er und setzte sich zu ihr. "Warum weinst du denn so? Das ist ja zum Stein erweichen."
"Bitte gehe!" schluchzte sie. "Ich will alleine sein!"
"Komm schon, Windfeger." sagte er mit ruhiger Stimme und streckte seine Hand zu ihr aus. Die langen gebogenen Krallen an seinen Händen konnten im Kampf sehr gefährliche Waffen sein, die selbst in der Lage waren, den dicksten Schuppenpanzer aufzuschlitzen. Doch Raptoren waren keinesfalls gefühllose Mordmaschinen. Geradezu zärtlich streichelte er die schuppige Stirn seiner Schwester, um sie zu trösten. "Mit mir kannst du doch über alles reden."
Windfeger sowie Sturmblut hatten beide großes Vertrauen in diesem Saurier, der schon fast eine Vaterrolle für sie übernommen hatte, nachdem ihre Eltern sie vor vielen Jahren verließen.
"Sturmblut ist so gemein!" 
"Nein! Bitte nicht schon wieder! Ich dachte, die Sache wäre jetzt endgültig vorbei." dachte er und bereute es schon fast, gefragt zu haben. "Was ist denn jetzt schon wieder geschehen?" fragte er schließlich.
"Schleicher, dieser Dieb, wollte mir meinen Beuteanteil stehlen. Ich habe mich nur versucht zu verteidigen, aber als Sturmblut dazwischen kam, verdrehte Schleicher alles und erzählte ihm, daß ICH ihn bestohlen habe."
"Schleicher?!... wie seltsam! Wieso sollte er so etwas tun?" dachte Starke Klaue und war leicht verwundert.
"Sturmblut glaubt mir einfach nicht, daß Schleicher ein Dieb und ein Lügner ist. Er sagte, wenn ich nicht seine Schwester wäre, würde er mich aus dem Rudel vertreiben." sagte Windfeger mit Tränen in den Augen.
"Ich glaube dir!" sagte Starke Klaue schließlich mit sanfter Stimme und stieß Windfeger liebevoll mit seiner Schnauze. "Und ich werde jetzt mal ein paar Takte mit unserem Sturmblut sprechen!"
Mit diesen Worten stand Starke Klaue auf und ging zum Höhlenausgang.
"Danke!" rief ihm Windfeger hinterher. "Du bist der Beste!"
Starke Klaue blickte sich kurz zu ihr um und lächelte. 

Starke Klaue
© by Victor Murillo

Sturmblut saß allein auf einem hohen Felsen und blickte ins Tal hinunter. Von hier oben hatte man eine wunderbare Aussicht über das ganze Land.
Die grauen Velociraptoren waren ihrer Zeit weit voraus und begann etwas zu lernen, was es bei Dinosauriern vorher noch nie gegeben hatte: das Teilen. Sie erkannten plötzlich, daß durch Aufteilen der Beute, weniger Saurier am Hungertod starben. Das Teilen war in ihrer Welt etwas absolut Revolutionäres und noch nicht jeder Saurier in Sturmbluts Clan konnte sich mit dieser neuen Veränderung anfreunden.
Ältere Raptorarten, wie die Utahs, waren stets selbstsüchtig und gierig. Dadurch hatten ihre Clans auch eine wesentlich höhere Sterberate, als die der übrigen Arten. Den grauen Raptoren ging es anfangs nicht anders. Auch sie war früher eine gierige und blutrünstige Rasse, doch als sich ihre Welt in einem erneuten Wandel befand, begannen auch sie sich in ihrem Verhalten zu verändern. Ihre Lern- und Anpassungsfähigkeit war ihre allergrößte Stärke. Sie war eine noch relativ "junge" Spezies in dieser bereits sehr alten Welt und zeichnete sich durch ihre Flinkheit und hohe Intelligenz aus. Niemand genau wußte, woher Sturmbluts Rasse einst kam, doch sie sollte in den nächsten Jahrmillionen die großen Utahraptoren völlig von der Erde verdrängen. Zu dieser Zeit allerdings fristeten sie noch ein eher unterdrücktes Leben.
"Sturmblut!" ertönte Starke Klaues ernste Stimme.
Sturmblut legte den Kopf etwas zur Seite und grunzte fragend.
"Windfeger hockt gerade in der Höhle und weint sich die Augen aus!" sagte er grimmig. "Sie hat mir erzählt, was passiert ist. War es denn nötig, sie so zu nieder zu machen?"
"Ach, hast du dich von ihrem Geheule etwa erweichen lassen?" knurrte Sturmblut. "Sie soll ruhig über das nachdenken, was sie getan hat!"
"Mein lieber Bruder! Du magst vielleicht der Anführer des Clans sein, aber werde bitte nicht unverschämt!" grollte Starke Klaue.
"Entschuldige, das habe ich nicht so gemeint! Aber wenn einer von unseren Jägern stiehlt, dann muß ich den Dieb nun mal zur Rechenschaft ziehen. Das ist meine Pflicht als Alpha-Männchen." sagte Sturmblut ruhig. "Ich wäre doch auch gar nicht so hart zu Windfeger gewesen, wenn sie mir nicht diese Märchen erzählt hätte."
"Du denkst also, das Windfeger gestohlen hat?! Aber woher willst du das so genau wissen?" fragte Starke Klaue. "Es könnte doch auch genau umgekehrt gewesen sein, oder hast du Windfeger dabei beobachtet, wie sie etwas gestohlen hat?"
"Nein. Ich bin durch ihren Krach geweckt worden und da war es bereits geschehen." sagte Sturmblut.
"Also weißt du nicht wirklich, wer der tatsächliche Dieb gewesen ist?!" sagte Starke Klaue.
Sturmblut schüttelte den Kopf und sprach: "Wie ich schon sagte, ich habe zu dem Zeitpunkt noch geschlafen. Aber ich kenne doch Schleicher bereits seit dem Tag meiner Geburt! Er hat sowas absolut nicht nötig."
"Aber angenommen für den Fall, daß er es vielleicht doch war, so hast du unsere Schwester ungerecht behandelt!" sagte Starke Klaue.
"Was macht dich denn überhaupt so sicher, daß sie unschuldig ist?" fragte Sturmblut. "Sie hatte doch schon mal des öfteren versucht Fleisch zu stibitzen."
"Weil sie mich noch nie angelogen hat!" sagte Starke Klaue.
"Und was soll ich nun deiner Meinung nach tun?" knurrte Sturmblut.
"Mit ihr reden, natürlich!" sagte Starke Klaue laut. "Wie lange ist es denn eigentlich schon her, als ihr euch das letzte mal vernünftig unterhalten habt?"
Für einen Moment lang sagte Sturmblut gar nichts mehr.
"Gehe einfach zu ihr in die Höhle und rede mit ihr in aller Ruhe. Aber spiele dabei bloß nicht das kühle Alpha-Männchen! Sei einfach nur du selbst!" grunzte Starke Klaue weiter. "Ich konnte euren ganzen Streit noch nie verstehen. Ihr wart doch früher als Kinder immer ein Herz und eine Seele."
"Na gut. Ich werde zu ihr gehen und mit ihr sprechen. O.K.?" sagte er schließlich und blickte wieder ins Tal hinunter. "Aber ich bleibe noch für einen Moment hier oben sitzen. Wir bekommen bald Probleme, die noch weit größer sind, als der Zwist mit Windfeger! Die Hitze wird von Tag zu Tag schlimmer! Ich habe festgestellt, daß die ersten Blattfresser jetzt schon beginnen, das Tal zu verlassen. So wie es langsam aussieht, wird es für uns in nächster Zeit schwieriger werden, Beute zu machen, weil die großen Wanderungen schon viel zu früh begonnen haben."
"Das habe ich befürchtet!" sagte Starke Klaue. "Wir werden deswegen auch sicherlich mit den Gelbschnauzen und Spitzzähnen wieder Schwierigkeiten bekommen. Schließlich sind wir ja hier nicht die einzigen Fleischfresser."
"Dann wirst du auch verstehen, warum es in unserem Clan keinen Freßneid geben darf. Wir müssen unter allen Umständen den Nachwuchs durch die Trockenzeit bringen, sonst ist die Zukunft des Clans gefährdet!"
"Natürlich verstehe deine Besorgnis!" sagte Starke Klaue.
"Ganz gleich, ob nun Windfeger das Fleisch gestohlen hat oder Schleicher. Wenn jeder Saurier im Clan anfängt, dem anderen etwas weg zu fressen, wären wir bald nicht besser dran als diese räudigen Gelbschauzen, die manchmal sogar ihre eigenen Jungen fressen. Soweit lasse ich es auf gar keinen Fall kommen!"
"Das ist schon richtig. Du bist ein guter Anführer." sagte Starke Klaue. "Vielleicht sogar der Beste, den wir jemals hatten und ich bin überzeugt, daß wir es mit deiner Führung packen werden. Aber lasse nicht zu, daß unsere Familie auseinander bricht. Gerade in den schweren Zeiten, die uns bevorstehen, müssen wir alle fest zusammenhalten."
Das gab Sturmblut zu denken. Starke Klaue hatte recht, er hatte Windfeger wirklich sehr hart behandelt und es war natürlich nicht sein Bestreben, die Familie auseinander zu treiben.
"Der Punkt geht an dich!" brummte Sturmblut leise. "Gehe und sag Windfeger, daß ich gleich zu ihr komme und daß sie keine Angst zu haben braucht, von mir angebrüllt zu werden."
"Gute Entscheidung!" sagte Starke Klaue erfreut und machte sich auf dem Weg zur Höhle zurück.

Zur gleichen Zeit, spielten die beiden T-Rex Geschwister Talon und Khara in einem kleinen Waldstück, das sich ganz in der Nähe ihres Nestes befand. Jedes Mal war es für sie eine neue Entdeckungsreise. Sie freuten sich, daß ihre Mutter es ihnen erlaubte, in dem Wäldchen rumzutoben.
Doch dann huschte Talon auf einmal ins dichte Unterholz und war weg, so daß Khara plötzlich völlig alleine da stand. Khara wurde nervös und blickte sich um. Sie schnüffelte und versuchte vergebens seinen Geruch aufzunehmen. Sie hörte plötzlich unheimliche Laute im Wald und bekam es langsam mit der Angst zu tun.
"Talon?!" sprach sie mit verängstigter Stimme. "W...wo bist du?"
"HIER!" kreischte plötzlich Talons quietschende Stimme. Er sprang blitzschnell aus seinem Versteck hervor und warf Khara zu Boden. Dabei erschreckte er sie beinahe zu Tode.
"Ich habe dich, Blattfresser! He, he!" grinste er frech und hielt sie fest.
"Mußt du mich denn so erschrecken?" schimpfte sie. "Du weißt doch, daß ich Blattfresser spielen nicht mag. Immer bin ich dann der Blattfresser und nie der Spitzzahn!"
"Ich finde es aber sehr lustig!" sagte er und ließ sie los.
Beide lagen schließlich dicht nebeneinander unter einem vertrockneten Farnstrauch und lauschten den Geräuschen des Waldes. Ab und zu huschte ein kleines pelziges Säugetier an ihren vorbei.
"Hast du das gesehen? Da war es schon wieder! Was ist das nur für ein komisches Ding?" fragte Talon.
Doch Khara schien nicht auf seine Frage geachtet zu haben. Etwas anderes beschäftigte sie.
"Sag mal Talon, glaubst du an Terrorclaw?" fragte sie plötzlich und wurde still.
"Ich weiß nicht." antwortete Talon. "Wieso fragst du das?"
"Es macht mir Angst, wenn Mutter von ihm erzählt. Ich träume manchmal, daß er nachts kommt und mich holen will." sagte sie. 
"Terrorclaw wird dich nicht bekommen." sagte Talon. "Ich werde dich vor ihm Beschützen."
"Versprichst du mir das?" fragte sie.
"Natürlich verspreche ich es!"
Khara schnurrte und leckte ihm mit ihrer rauhen Zunge über das Gesicht, was ihm überhaupt nicht gefiel.
"Igitt!... Laß das Geknutsche... das mag ich nicht! Hör auf damit..."

Talon
© by ? (unbekannt/unknown)

Ihre Mutter lag währenddessen im Schatten eines riesigen Baumes und beobachtete in einiger Ferne eine Herde Iguanodon, die sich auf einer großen Lichtung versammelte. Es herrschte eine große Unruhe in ihren Reihen, doch diese ging nicht von der Tyrannosaurus Mutter aus, da sie viel zu weit von der Herde entfernt war. Sie hatte solche Ereignisse schon öfters beobachtet und wußte, daß sich die Iguanodon in Aufbruchstimmung befanden, doch irgend etwas stimmte da nicht. Das alles schien ihr viel zu früh.
"Die Wanderungen haben jetzt schon begonnen?!" wunderte sie sich und blickte zum Himmel. Keine einzige Wolke war zu sehen, kein Lüftchen regte sich und somit gab es auch keine Hoffnung auf möglichen Regen. "Es ist die große Hitze!"
Dann aber riß sie etwas aus ihren Gedanken und schreckte hoch, als plötzlich kleine tapsende Füße auf ihrem Körper sprangen. Talon jagte seine Schwester quer über dem gewaltigen Körper ihrer Mutter und im Nu waren die beiden Wildfänge genau so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren. Mutter seufze.

Als Starke Klaue die Höhle erreichte, saß Windfeger noch immer in ihrer Ecke. Ihre großen grünen Augen, waren durch die vielen Tränen bereits blutunterlaufen.
"Hey, Kleines. Hör auf zu weinen." sagte Starke Klaue. "Ich habe mit Sturmblut gesprochen. Er ist nicht mehr böse mit dir. Er wird gleich zu dir kommen und..."
"Das ist nicht mehr nötig! Ich habe es satt! Ich kann dieses ganze Clanleben nicht mehr ertragen!" unterbrach Windfeger mit bebender Stimme. "Darum habe ich eine Entscheidung getroffen: Ich werde den Clan verlassen!"
"WAS?!?!?!?!?!" Starke Klaue war geschockt.
"Ich habe es mir immer wieder überlegt. Ich fühle mich hier unterdrückt. Ich möchte mein eigenes Leben führen. Frei von Regeln und Alpha-Männchen, die mir erzählen wollen, was richtig oder falsch ist."
Starke Klaue konnte es nicht fassen.
"Aber das ist doch Wahnsinn!" stöhnte er und war zum ersten Mal ratlos. "Kein Jäger hat jemals seinen Clan verlassen. Wir sind keine Einzelgänger. Wir sind eine Gemeinschaft, eine Familie. Wir alle sind aufeinander angewiesen."
"Tja, dann werde ich wohl die Erste sein, die mit dieser Tradition bricht." sagte sie. "Sturmblut will mich doch sowieso loswerden, damit tue ich ihm doch nur einen Gefallen!"
"Das ist Quatsch! Niemand will dich loswerden! Sturmblut ist nur gereizt, weil er sich um den Clan sorgt." sagte Starke Klaue. "Du kannst uns nicht so einfach verlassen..."
Windfeger berührte Starke Klaues Wange zärtlich mit ihrer Schnauze.
"Ich liebe dich, Starke Klaue. Du warst immer wie ein Vater für uns und es fällt mir sehr schwer, dich zu verlassen. Aber meine Entscheidung steht fest!" sagte sie und stand auf. "Lebe wohl und danke für alles!"
Starke Klaue stand da, wie festgewachsen. Er konnte nicht glauben, was gerade geschah. Seine Schwester verließ den Clan. Es kam ihm so unwirklich vor, daß er glaubte zu träumen.
Einige Augenblicke später betrat Sturmblut die Höhle und erblickte einen geknickten Raubsaurier.
"Du kommst zu spät!" sagte Starke Klaue ohne ihn dabei anzusehen.
"Was ist passiert?" fragte Sturmblut.
"Windfeger ist gegangen!" antwortete sein Bruder mit trauriger Stimme. "Sie will nichts mehr mit dem Clan zu tun haben!"
"Sag mir, daß es nicht wahr ist!" grunzte Sturmblut mit einem entsetzten Blick, den man vorher noch nie auf seinem Gesicht gesehen hatte.
Starke Klaue antwortete nicht.
"Komm mit! Wir müssen sie zurück holen!" sagte er und hastete zum Höhlenausgang.
"Nein, Sturmblut! Ich komme nicht mit! Dies ist eine Angelegenheit, die nur euch beide betrifft. Denn jetzt ist wirklich das geschehen, was ich verhindern wollte und wenn du sie wirklich wieder im Clan haben willst, solltest dir einige sehr gute Argumente einfallen lassen."
Sturmblut stürzte hinaus und suchte die ganze Gegend nach ihr ab. Glücklicherweise nahm er sehr bald ihren Geruch auf und entdeckte sie schließlich auf dem langen hügeligen Pfad, der sich vom Vulkangebirge bis zum Tal hinunter erstreckte.
"Windfeger, warte!" rief er.
Sie drehte sich zu ihm um und blieb stehen.
"Ach! Wer kommt denn da? Wenn das nicht das Alpha-Männchen Sturmblut vom Jägerclan ist?!" sagte sie.
"Windfeger, es tut mir leid!" rief er.
"Nun, das kommt aber leider ein wenig zu spät! Du hast mich mit deinen Worten wirklich sehr verletzt! Das ist für mich nicht einfach zu verzeihen." schnaubte sie. "Ich wurde von dir immer nur angebrüllt. Nie sah ich je ein Lächeln auf deinem Gesicht oder hörte mal ein nettes Wort über deine Lippen kommen. Du bist als Alpha-Männchen einfach unausstehlich geworden. Dieses ganze Machogehabe von dir geht mir auf die Nerven. Ich vermisse den alten Sturmblut von früher, aber ich schätze, den gibt es wohl nicht mehr und darum hält mich nichts mehr hier! Nur für Starke Klaue tut es mir leid."
Sturmblut wurde blaß im Gesicht.
"Du bist ja lebensmüde!" rief Sturmblut. "Hast du denn überhaupt eine Ahnung, in was für Gefahren du dich aussetzt, wenn du den Clan verläßt? Du wirst tot sein, noch ehe der Morgen anbricht!"
"Kümmert dich das denn wirklich?" fragte sie. "Ich werde mich schon alleine durchschlagen, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich bin sehr viel zäher, als du vielleicht glauben magst!"
"Natürlich kümmert mich das! Du bist meine Schwester!"
"Das klingt für mich aber nicht sehr überzeugend!" sagte sie und wandte sich ab. "Es bleibt dabei! Ich gehe und versuche nicht mich aufzuhalten!"
"Windfeger, komm zurück!" rief er.
Doch sie ignorierte seine Rufe und lief weiter den Hang hinunter, bis sie schließlich hinter der nächsten Biegung verschwand.
"Was ist denn hier los?" sprach plötzlich eine vertraute Stimme hinter ihm. Sturmblut drehte sich um und war überrascht, Schleicher zu erblicken.
"Wo kommst du denn so plötzlich her?" fragte Sturmblut. "Naja, ist auch egal! Du hast die Szene doch gerade mitbekommen. Windfeger ist abgehauen!"
"Sie hat den Clan tatsächlich verlassen?!" sagte er. "Unglaublich!"
"Windfeger wird ohne den Clan nicht zurecht kommen." sagte Sturmblut. "Dafür ist sie noch viel zu jung und unerfahren."
"Ach, ich würde mir doch über Windfeger keine Gedanken machen!" winkte Schleicher ab. "Glaub mir, sobald sie erkennt, daß sie ohne den Clan so gut wie hilflos ist, wird sie schon wieder von ganz alleine angekrochen kommen." 
"Schleicher, ich habe eine Frage an dich." sagte Sturmblut und blickte ihm direkt in die Augen. "Der Diebstahl von heute morgen. Das warst doch nicht etwa du, oder?"
"Was?! Du glaubst jetzt auf einmal, ich hätte..." grunzte er entsetzt. "Aber Sturmblut, mein alter Freund. Du solltest mich in den ganzen Jahren doch wesentlich besser kennen! Aus welchem Grund sollte ich denn stehlen?"
"War nur eine Frage!" Sturmblut bemerkte in Schleichers Stimme plötzlich einen merkwürdigen Tonfall. "Ist mit dir alles in Ordnung?"
"Natürlich! Ich war jetzt nur sehr von deiner Frage überrascht." sagte Schleicher. "Gehen wir jetzt besser in die Höhle zurück, bevor es dunkel wird. Du wirst schon sehen, bereits morgen wird sie sicherlich schon wieder zurück sein."
"Sag mal ehrlich, Schleicher. Bin ich denn wirklich so ein unausstehliches Alpha-Männchen?" fragte Sturmblut.
"Quatsch! Du hast immer nur das getan, was du für richtig hältst. Beginne dir jetzt keine Vorwürfe zu machen, nur weil der kleine Dickkopf ausgerissen ist."
Sturmblut blickte noch einmal in die Richtung, in der Windfeger verschwunden ist und ging in Richtung Höhle zurück.
 

© T-Bone
Vor Verwendung dieser Autoren-EMail-Adresse bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
.
Und schon geht's hier weiter zum 3. Kapitel!

.
www.drachental.de