Last Dragon Warriors von Teufelchen |
Kapitel 9 - Der Wintergarten und die Erinnerungen |
Ich schlug die Augen auf und starrte an eine schneeweiße Decke, an der an einer Korblampe ein Traumfänger baumelte. Wenn man ihn so von unten betrachtete schien es, als würde man auf einen hölzernen Käfig mit lauter kleinen Paradiesvögeln blicken. Ob ich auch so in meinem Leben gefangen war? Als mir klar wurde, dass ich nicht in meinem Zimmer und nicht in meinem Bett, geschweige denn in meinem Haus lag, richtete ich mich auf und blickte umher. Als ich mich aufrichtete und mit meinen Beinen nach ein paar hingestellten Hausschuhen fischte, betrachtete ich mir alles genauer. Man hatte mich auf eine Art Liege aus Korbgefecht gebettet . Diese Liege stand in einem traumhaften Wintergarten mit Pflanzen, die ich noch nie gesehen hatte. Zusammen mit diesen unterschiedlichen Pflanzen bildete der Raum eine Verschmelzung zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Ich kannte einen solchen Ort schon von früher, nur dass er damals nicht von drei Seiten mit Glasscheiben umgeben war. Neben meiner Liege befand sich ein kleiner Mörser und ein paar getrocknete und zerriebene Pflanzen, auch ein paar Stofffetzen waren vorhanden. Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und, als ich dabei etwas von meiner Haut abstehendes ertastete, erschrak ich. Ich verließ die Liege und bahnte mir vorsichtig einen Weg zwischen den Pflanzen hindurch um zu einer der Glasscheiben zu gelangen. Einen Spiegel schien es ja nicht zu geben. Ich betastete vorsichtig meine Haut nach der Stelle, welche mir vorher einen solchen Schrecken eingejagt hatte. An meiner linken Schläfe befand sich ein Stofffetzen, welcher mit einer grünlichen Flüssigkeit oder Paste getränkt war. Der Verband mußte schon älter sein, da er bereits erstarrt war. Überall schienen diese Verbände befestigt worden zu; an scheinbar jeder Stelle an der ich verletzt worden war. Aber was hatte mich verletzt? Dieser Teil schien in meiner Erinnerung zu fehlen. Im selben Moment betrat eine zweite Person mein Spiegelbild und ich drehte mich um. Es war der Junge, der mir die Kette gegeben hatte und mit dem ich im Kaufhaus war. "Gut, dass dir nichts passiert ist!" Ich ging ihm entgegen. "Warum sollte mir etwas passieren? Hauptsache du bist gesund." Ich sah ihn verstört an. Anscheinend wußte jeder, worum es in diesem Spiel ging, nur mich vernachlässigten sie mit dem übermitteln von Informationen. "Tut mir leid, ich hätte wissen müssen, dass du erbost bist. Komm mit, die anderen warten schon." Nun war ich erst recht irritiert, folgte ihm aber trotzdem durch die Tür. Wir betraten ein in rot und braun gehaltenes Wohnzimmer. Rechts von mir befand sich ein Kamin, vor dem sich ein niedriger Glastisch und ein Sofa befanden. An den Wänden befanden sich einige Bilder und Bücherregale. Letztere enthielten neue als auch sehr alte Bücher und einige Dosen und Vasen. Aus diesem Zimmer führten einige Türen welche aber verschlossen waren. "Was soll das? Ich denke wir wollten die anderen treffen." Im selben Augenblick gingen die Türen auf und sie traten hervor. Ich hatte mich kurz gesetzt, erhob mich bei ihrem Eintreten aber wieder. Vor mir standen nun Takashi, das Mädchen, welches ich mit meinem Begleiter gesehen hatte, und mein Begleiter selbst. "Hast du gut geschlafen?", fragte Takashi. "Natürlich hat sie das. Bei deinen Kräuterkentnissen würde es mich nicht wundern, wenn sie gleich durch den Raum springen würde.", antwortete mein Begleiter an meiner Stelle. "Ihr beide könnt wieder aufhören euch mit Lob zu überschütten, dass es nur so tropft. Am Ende rutscht sie noch darauf aus und tut sich weh." "Na und wenn schon, dann heilt Takashi sie eben wieder, ganz einfach!" "Argh!" Entnervt griff sich das andere Mädchen an den Kopf. "Gebt es doch zu, ihr macht das mit Absicht!" "Tut mir leid, wir konnten nicht widerstehen. Sei uns bitte nicht böse." Mein Begleiter lachte. "Ähm, hallo? Ich bin auch noch da." Langsam fragte ich mich, was hier eigentlich vor sich ging, und warum man mich einfach übersah. "Entschuldige, Keiko, ich glaube, die Jungs haben den Überblick verloren. Keine Angst, das passiert bei ihnen öfters." "Ach jetzt sei doch nicht so. Lach doch mal." "Daisaku! Du müßtest doch am besten wissen, dass ich nur lache, wenn ich dazu Lust habe oder etwas komisch ist. Und ihr beide seid nur selten komisch." Mein Begleiter hob schnell die Arme, um sie wieder zu beruhigen. "Ganz ruhig, ich tu es so schnell nicht wieder, o.k.?" "Hmpf!" Mehr sagte sie nicht und wandte sich von ihnen ab. "Bitte entschuldige unser Verhalten, Keiko. Ich hoffe, du hast gut geschlafen.", sagte Daisaku. "Ja, danke. Der Garten ist wunderschön. Wem gehört er?" "Nun, eigentlich keinem bestimmt. Je nachdem, wer gerade Zeit hat, kümmert sich um ihn. Aber die Pflanzen hat unser kleiner Waldläufer ausgesucht." Ich ging davon aus, dass Takashi mit der Bezeichnung Waldläufer gemeint war. "Daisaku, du redest zu viel unwichtiges Zeug." "Takashi, kritisier mich nicht ständig! Du bist auch nicht besser und nur weil du nicht - " "Genug! Hört endlich mit diesem Kinderkram auf und kommt zu den wesentlichen Dingen. Und wenn es möglich wäre noch vor dem nächsten Weihnachtsfest!" "Schon gut, Chichi, bitte beruhige dich wieder." Anscheinend wollten sie mir etwas sagen, Daisaku machte den Anfang. "Wenn ich mich vorstellen darf, ich bin Daisaku Aoki, oberster Priester über den Himmelstempel und Schlüssel zum Element der Luft." Er hatte ein paar Schritte zurück gemacht, damit ich ihn besser betrachten konnte. Daisaku hatte hellbraune Haare und war etwas kleiner als Takashi, aber nur etwas. Er trug ein weißes Hemd mit Knöpfen und eine hellblaue Jeans. "Du warst der, der mir die Kette gab." "Ja genau. Schön, dass du dich noch an mich erinnerst." "Natürlich, ich war mit dir im Kaufhaus." "Ja, das Wesen, das du dort gesehen hast, war ein Maok. Du kannst von Glück sagen, dass du noch so gut davon gekommen bist. Diese Sorte ist gefährlich, aber zum Glück ist sie nur in geringer Anzahl vertreten. Sie sind selbst den mächtigen Zauberern zu gefährlich, als dass sie einen Moak als Haustier halten würden oder zulassen würden, dass sie sich in großer Zahl vermehren. Leider ist das auch gar nicht nötig, da man mit Hilfe der Gebeine eines Maoks ihn wiedererwecken kann, oder man diese als Beschwörungsartefakt verwendet." "Du mußt wissen, Daisaku ist unser kleines wandelndes Lexikon. Er weiß so ziemlich alles über Dämonen oder die Diener." Dann trat Takashi vor. "Mein Name ist Takashi Inoue. Ich bin der Erdelementar und Schlüssel zum Erdreich und seiner Macht. Ich bin der oberste Heilmagier im Erd- und Waldtempel." Er trug eine dunkle Hose und ein braunes T-Shirt mit beigen Querstreifen. Als letztes trat Chichi hervor. Ich bin der Feuerelementar, Wächter über die ewige Flamme im Tempel des heiligen Feuers. Mein Name ist Chichi Ochi." Sie trug ein dunkelrotes Kleid, welches eine perfekten Kontrast zu ihren schwarzen Haaren bildete. Als letztes trat ich selbst hervor. "Ich bin Keiko Takada, Tochter des Schwertes und Wächter über die heilige Quelle, Schatz des Wassertempels. Ich bin der Wasserelementar." Woher ich diese Worte kannte, wußte ich nicht, aber es schien, als hätte ich sie schon oft ausgesprochen. Nun standen wir alle beisammen, in dieser mir fremden Wohnung und sahen uns an. Mit einem Mal erinnerte ich mich wieder an meine - an unsere Vergangenheit. © Teufelchen
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