Der blaue Eisdrache von Tobias Wagner
Kapitel III
Syn

Ein paar Wochen später wachte Jens im Morgengrauen auf, als er hörte, wie jemand an den Gitterstäben seiner Kerkerzelle sägte.
Besorgt sah er zur Tür, doch er hörte leises Schnarchen von der anderen Seite, was darauf hindeutete, dass die Wachen schliefen.
Dann riss jemand das kleine Gitterfenster raus und jetzt konnte Jens erkennen, dass es ein etwa 16-jähriges Mädchen war. Sie deutete Jens an, dass er ihr folgen sollte.
Zuerst zögerte er, doch dann kletterte er aus dem Fenster. Das Mädchen saß inzwischen schon auf einem Pferd vor dem Gebäude, das wohl eine Art Kaserne war.
"Los steig auf, bevor sie uns entdecken!"
Etwas tollpatschig aber zügig kletterte Jens auf das Pferd und ehe er ganz oben war, waren sie schon aus der Stadt geritten.
"Wo geht´s denn jetzt hin?" fragte Jens.
Das Mädchen lachte: "Du hast eine Verabredung mit ein paar Drachen, Markus!"
"Oh Kacke, Mann!" Jens fühlte plötzlich wieder seinen Puls dröhnen.
"Kennst du diese Drachen? Wie habt ihr mich gefunden?"
Das Mädchen sagte zu Jens' Erstaunen:
"Natürlich kenne ich die Drachen, denn sie haben mich ja geschickt, um dich zu befreien!"
"Bitte, was?" fragte Jens verwundert, "die Drachen haben DICH geschickt. Wieso holten sie mich nicht selbst?"
"Blöde Frage, denk mal nach! Soll die ganze Stadt davon mitkriegen? Nein, so was macht man heimlich und leise."
Sie ritten einige Stunden durch den Wald, bis sie an einem großen See ankamen.
"Ach übrigens, ich bin Syn." sagte das Mädchen, während sie abstiegen.
"Die Drachen müssten bald da sein! Sie wollen Markus heute das Fliegen beibringen."
Jens lachte. "Oh Mann, wenn ich daran denke, was ich alles angestellt habe, als ich noch Flugschüler war!"
Syn sah ihn verwundert an.
"Bist du auch schon mal auf Drachen geflogen?"
Jens nickte. "In unserer Welt. Natürlich nicht auf einem Drachen, sondern im Segelflugzeug." Das ist ein Flugzeug ohne Motor.
"Die Drachen, die mir von eurer Welt erzählt haben, nennen diese Dinger `Lärmvögel´, aber sie wissen nicht, dass sie die Menschen gebaut haben." sagte Syn.
Jens nickte. "Das Fliegen ist physikalisch gesehen die schnellste und kraftsparendste Fortbewegungsart. Lange war es ein scheinbar unerfüllbarer Traum der Menschheit, doch im 20. Jahrhundert wurde er Wirklichkeit."
"Ist es schwer, so ein Flugzeug zu fliegen? Wie und wo kann man denn so was machen?" fragte Syn.
Jens sagte:
"Am besten beginnt es mit deiner Neugier.
Es gibt bei uns in fast jeder Stadt einen Flugverein, wo man das Segelfliegen erlernen kann.
Diese bieten Schnupperkurse an, wo jeder Laie, der sich für die Fliegerei interessiert, ein Flugzeug steuern darf.
Dann, vorrausgesetzt die Fliegerei sagt dir zu, kannst du jederzeit anfangen. Formulare für den DAeC ausfüllen und du bist dabei.
Zuerst musst du aber noch ein amtliches Zeugnis vom Flugarzt kriegen, was für viele das Hauptproblem ist. Ich habe Markus vor ein paar Wochen ein Gedicht von Thomas gegeben, wo der Ausbildungsablauf erklärt wird. Nur wer perfekt sehen kann und körperlich und geistig fit ist, darf selbst fliegen.
Der Doktor untersucht dich von oben bis unten. Wenn alles Ok. ist, stellt er das Zeugnis aus. 

Dann erlernst du die Theorie, Wetterkunde, Fallschirmhandhabung, Wartung, Aufbau und Montage des Segelflugzeugs, Start/Landung und das gesamte Rüstzeug, um einen Flug sicher durchzuführen.
Und dann kommt das einmalige und größte Erlebnis für einen Flugschüler:

Der erste Alleinflug!!

Zuerst müssen aber nach einer amtlichen Prüfung mindestens zwei Fluglehrer per Unterschrift bestätigen, dass du in der Lage bist, ein Flugzeug sicher zu steuern.
Sicherheit ist bei diesem Sport immer das höchste Gebot!"

Syn lächelte.
"Das muss ich Pyrotakan erzählen."

"Wo sind sie denn?" fragte Jens.
"Die müssen noch oben in ihrer Felsenhöhle auf dem Berg sein." sagte Syn.
 

Markus stand vor der Klippe.
"Ich fliege voran und du siehst zu, wie ich das mache!"
Die Drachin breitete ihre Flügel aus, stieß sich elegant von der Klippe ab und ließ sich im Gleitflug ins Tal tragen. Dort wo Syn und Jens standen.

"Keine Sorge, ich bin hinter dir, Markus!"
Pyrotakan stand direkt hinter Markus und redete auf ihn ein.

Markus sah das Tal, den See und den Abgrund vor ihm. Noch nie in seinem Leben brauchte er so viel Überwindung. Der Abgrund schien ihn zu hypnotisieren.
Markus murmelte:

Wenn du lange genug in einen Abgrund blickst, dann blickt der Abgrund auch in dich hinein - Friedrich Nitzsche.

"Du brauchst ja gar nichts zu machen! Flügel ausbreiten und den Rest erledigt der Wind!"
Pyrotakar wurde langsam ungeduldig.
Die Drachin war inzwischen schon im Tal gelandet.
"Hallo Syn, wie ich sehe, hast du Jens mitgebracht. Markus ist immer noch da oben und traut sich nicht!" sagte die Drachin und ließ Pyrotakan oben auf dem Felsen per Gedankentelepathie mitteilen, dass Jens und Syn da waren.

Dieser sagte zu Markus:
"Dein Freund ist auch unten. Die Drachenreiterin Syn hat ihn von den Menschen befreit und ist mit ihm da unten.
"Drachenreiterin?" fragte Markus verwundert, "ich dachte, ihr wollt mit den Menschen nichts zu tun haben!"
Der Drache sah ihn streng an:
"Syn ist anders! Als ihre Eltern unseren Hort ausrauben wollten, ergriffen sie vor uns die Flucht und ließen ihr Kind einfach zurück! Wir Drachen haben sie großgezogen und jetzt ist sie eine Drachenreiterin! Jeder von uns würde sie heute mit seinem Leben beschützen, genauso wie dich! Wenn du einmal ein mächtiger Eisdrache geworden bist, musst du Syn genauso schützen und Saryn alleine gegenübertreten! Und jetzt üben wir das Fliegen. Trau dich, sie halten alle zu dir. Ich bin während des Fluges bei dir!"

Markus schloss die Augen, nahm all seinen Mut zusammen und breitete die Flügel aus.
Er wollte eigentlich noch gar nicht starten, aber plötzlich strich eine Windböe über den Felsenvorsprung. Sie war nicht besonders stark, reichte aber aus, um dafür zu sorgen, dass Markus das Gleichgewicht verlor.
Der kleine Drache kippte vornüber in die Tiefe:

"AAAAAAAAAAH - Ich fliege - ICH FLIEGEEEEEEEE !!!!!!!!"
Markus segelte mit ausgebreiteten Flügeln über das Tal. Naja, man könnte es eher als schaukeln bezeichnen.
Pyrotakan war direkt hinter ihm und sie kreisten so etwa 10 Minuten im Sinkflug über das Tal.

"Gut so, du schaffst das!"
Syn und Jens jubelten.

.
Als Markus etwa 300 Fuß über den Baumwipfeln war, beschloss er, am Seeufer zu landen.

"Achtung!" rief der kleine Drache, streifte über die letzten Wipfel vor dem See und schlidderte über das sandige Ufer. Jens und Syn sprangen zur Seite, sonst hätte Markus sie wohl umgerissen.
Der kleine Drache rappelte sich auf und schüttelte sich den Sand von den Schuppen.
Pyrotakan machte die Landung natürlich besser.
"Für den Anfang gar nicht so schlecht!" sagte die Drachin.
"Das Starten, Landen und Fliegen musst du noch viel besser können, wenn du gegen die Eiskönigin Saryn und ihre Schergen bestehen willst."
"Die Frostskelette!" sagte Syn. "Als ich gestern auf Milur über das Eisland flog, sah ich einige Frostskelette, die aus ihren Eisgräbern stiegen. Sie wurden durch den Totenzauber von Saryn zum Leben erweckt."
Im selben Moment landeten zwei Drachen.
"Milur, auch schon da!?" sagte Syn lächelnd.
Milur, der Silberdrache, betrachtete den blauen Eisdrachen und sagte:
"Du musst Markus sein, nicht wahr? Ich bin Milur und werde dich beim Fliegen unterstützen, und das ist mein Bruder Tiop, der dich im Luftkampf unterweisen wird. Pyrotakan und die Drachin Sabion kennst du ja schon. Meine Drachenreiterin Syn hat heute morgen deinen Freund Jens befreit."

"Schön, dann können wir ja wieder zu unserem Hort zurückfliegen. Ihr kommt ja vorerst alleine klar" sagte Pyrotakan. Er und Sabion breiteten ihre Flügel aus und flogen ins Gebirge zurück.
"So, Markus, dann wollen wir gleich mal anfangen. Suchen wir uns einen flachen Hügel zum üben. Syn, du steigst bei mir auf!" sagte Milur.
Markus bückte sich und sagte zu Jens: "Komm, steig du bei mir auf:"
"Was, ich?" fragte Jens.
"Ja, natürlich, du bist doch der Flugexperte. Du wolltest mich das letzte Mal im Flugzeug die Landung machen lassen. Jetzt hilfst du mir beim Start. Steig auf meinen Rücken, aber spieß dich nicht selbst an meinen Zacken auf!"
Jens stieg unsicher auf und sie gingen auf einen kleinen Hügel.
Das Tal erstreckte sich flach und breitläufig vor ihnen.
"So, Markus, sieh her wie ich das mache! Als erstes lernst du den Gleitflug, die einfachste Art des Fliegens. Das kannst du ja schon sehr gut. Immerhin bist du vorhin aus dem Gebirge hierher geflogen. Hier an diesem flachen Hügel kann dir eigentlich nichts passieren!"
Milur, der Silberdrache, führte es Markus vor. Er breitete seine schimmernd silbernen Flügel aus, bis sie straff waren. Dann lief er den Hang hinunter bis er schwebte.
Ohne die Flügel zu bewegen glitt er den Hügel bis zu einem Bach hinunter, wo er sicher und leicht aufsetzte.
Jetzt bist du dran! vernahm Markus in seinem Kopf.
Jens klammerte sich fest an die Zacken, als der blaue Drache seine Flügel ausbreitete und zum loslaufen ansetzte.
Zuerst ging es etwas schleppend, dann rannte er den Hügel hinunter, beide Flügel voll in der Luftströmung. Erst ein kleiner Hopser, dann ein etwas längerer und plötzlich sauste er schwebend den Hügel hinunter.
Jens hatte die ganze Zeit die Augen geschlossen, als er sie wieder öffnete, stellte er fest, dass sie gar nicht mehr am Boden waren.
Milur und Syn waren schon unten im Tal, doch Markus war noch weit über ihnen.
"Du bist mitten in einem Aufwindrüssel! Warte, ich komme hoch!" rief Milur. Auch Tiop war inzwischen gestartet und befand sich schon neben Markus.
"Versuch die Aufwinde auszunutzen, indem du Kreise fliegst!" rief Tiop.
Markus spürte, wie die Thermikwinde aggressiv gegen die Unterseite seiner Flügel drückte und ihn buchstäblich hochsaugte.
"Wie komme ich wieder runter?" fragte Markus fast schon belustigt.
"Fliege aus der Aufwindzone heraus in kältere Luftmassen, dann kommst du von selber runter!" sagte Jens.
Markus glitt am Rand des Tales hinunter, bis er einen kleinen Bauernhof sah und beschloss, auf den hinteren Acker runterzugehen.
Beim Aufsetzen wühlte er einige Meter Erde mit den Krallen durch und bremste abrupt ab.
"Das müssen wir unbedingt noch mal machen!" sagte Syn, die auf Milur neben ihm landete.

Während den nächsten Wochen flog Markus immer besser. Auch den Rat von Pyrotakan und den älteren Drachen nahm er dankend an. Als Markus und Milur nach einigen Wochen wieder einen Wettflug machten, gewann ihn Markus zum ersten Mal mit einer Schnauzenlänge Vorsprung!
Selbst die älteren Drachen staunten, denn Milur war der schnellste und wendigste Drache.
Seine Flugangst hatte Markus fast vollständig abgelegt. Den ersten und einfachsten Zauber "Eispfeil" lernte er von Tiop.
In dieser Zeit erlernte auch Jens von Syn das Bogenschießen. Sie zeigte ihm, wie man vernünftig am Schaft entlang zielt und die Windrichtung vor dem Abschuss berücksichtigt. Er hatte noch nie gesehen, wie ein Mädchen so gut schießen konnte.

Markus war überrascht darüber, dass er einige Tage später zum ersten Mal bei einer Versammlung von den älteren Drachen dabei sein durfte.
Auch Milur, Tiop, Syn und Jens durften zum ersten Mal dabei sein.
Normalerweise war es undenkbar, dass junge Drachen oder gar Menschen bei einer Versammlung der älteren Drachen auch nur in die Nähe kommen durften. Mindestens zwanzig Drachen waren da. Kupferne, rote, grüne und auch weißgraue. Aber Markus war der einzige blaue Drache.
"So, Markus, du musst also der prophezeite Drache sein, der uns vor einer neuen Eiszeit bewahren wird!" sagte ein goldener Drache, dessen Schuppen im Abendlicht glänzten.
"Kennst du eigentlich deinen richtigen Namen?"
Markus schüttelte den Kopf.
"Dein richtiger Name ist `Ma´zachur`, was soviel heißt wie `Eisdrachenkrieger` in eurer Sprache."
"Ma´zachur" murmelte Markus.
"Das ist ein wunderschöner Name." sagte Syn lächelnd und strich über seine blauen Schuppen.
"Danke." murmelte Markus verlegen.

"So, dann wollen wir gleich mal zur Sache kommen!" sagte der goldene Drache. "Wie es aussieht, hat die Eiskönigin Saryn schon ihren Fluch über das Land im Norden ausgebreitet. Dorfbewohner erzählen sich Geschichten über Skelette aus Eis, die aus zugefrorenen Bächen und Seen steigen. Man nennt sie Frostskelette, die sehr gefährlich und zäh sind!"
"Ma´zachur muss so schnell wie möglich die Eiszauber lernen!" sagte Pyrotakar.
Der goldene Drache nickte.
"Der Eiskristall enthält all das Wissen über die Zauber. Ähm, wo ist der denn?"
"Den hab ich das letzte mal am Wintersdorfer Segelflugplatz gesehen, als ich Markus abholte." sagte Pyrotakan.
"WAS ?  Sag bloß nicht, du hast ihn da verloren?"
Pyrotakan senkte den Kopf. "Ich hab ihn wohl bei der Landung im Kornfeld verloren."
"Na toll, und was machen wir jetzt?" fragte der grüne Drache.
"Das kann doch jedem mal passieren! Wir müssen ihn nur wieder aus der Welt der Menschen holen!" sagte der kupferne Drache.
Der goldene Drache seufzte: "Und wie willst du das anstellen?"
"Ich fliege zurück!" sagte Ma´zachur. "Ich kenne mich dort auch aus, immerhin habe ich meine Kindheit dort verbracht!"
"Du bist noch zu jung und unerfahren! Wenn dir etwas passiert, war alles umsonst!" Mit besorgter Stimme sah der goldene Drache auf Ma´zachur, der aber einen entschlossenen Schritt vor machte.
"Ich werde nach Deutschland fliegen und den Kristall zurückholen. Er müsste noch immer da liegen, wo Pyrotakan gelandet ist. Wintersdorf ist nicht groß. Ein Drache würde im Wald nicht besonders auffallen, da es nur drei Dörfer in diesem Schwarzwaldtal gibt."
"Wintersdorf, Neudorf und Gernsbach!" sagte Jens.
Der Drache seufzte:
"Na gut, du fliegst hin. Aber pass BITTE gut auf dich auf!"
"He, Moment mal!" Syn kletterte auf Ma´zachurs Rücken. "Ich will natürlich auch mit!"
Auch Jens protestierte: "Ich bleib doch nicht einfach da, wenn Markus was passieren könnte!"
Jens wandte sich dem blauen Eisdrachen zu:
"Markus - ähm Ma´zachur, kannst du uns beide tragen?"
Ma´zachur lächelte, Jens erschauderte, als er seine spitzen Drachenzähne sah.
"Na klar, steig hinter Syn auf und halte dich gut fest. Es wird schon gehn!"

Pyrotakan sagte:
"Das sind die Zauberworte, mit denen du in deine Welt zurückkommst:
`Alkyn - Germania - Macica - Kyrus´
und das die Worte, mit denen du wieder zurück zu uns kommst:
`Alkyn - Eragul - Macica - Kyrus`
merke sie dir gut!"

Ma´zachur nickte:
"Ich werde sofort abreisen!"

Er schwang sich in den Himmel und umkreiste noch einmal das Drachental unter ihm.
Die Drachen sahen, wie er immer höher in den Himmel stieg und die Wolkenbasis erreichte.
"Haltet euch jetzt gut fest!"
Jens und Syn nickten.

Ma´zachur sprach die Formel aus:
"Alkyn - Germania - Macica - Kyrus!"
zuerst geschah nichts, doch dann wurde plötzlich allen schwarz vor den Augen und für kurze Zeit waren sie alle benommen.
Dann kamen sie wieder zu sich und stellten fast, dass sie fast gegen einen Hochspannungsmast gekracht wären. Es war schon später Abend in Deutschland.
"Ma´zachur, war dir eben auch so schwarz vor Augen?" fragte Syn.
Der Drache nickte.
"Das muss der Dimensionssprung durch das Portal gewesen sein!"
Jens sah nach unten:
"Wir sind südwestlich im Schwarzwald. Unser Tal mit dem Wintersdorfer Segelflugplatz muss ganz in der Nähe sein. Geh tiefer, Ma´zachur, nicht dass uns noch die Flugsicherung auf dem Radar erwischt!"
Zwischen Neudorf und Wintersdorf lag ein kleines Stück Wald, vor dem der Drache landete.
"Es ist unauffälliger, wenn wir ab jetzt zu Fuß gehen."
Jetzt kamen sie wieder an dem großen Maisfeld an, in dem Pyrotakan damals gelandet war.
"Wir teilen uns auf und suchen den Kristall!"
Syn und Ma´zachur nickten.
"Ich gehe zu dem Hof da vor und frage die Bäuerin, ob sie was entdeckt hat. Immerhin kennt sie mich flüchtig!"
Der Drache nickte:
"Pass auf dich auf, Kleiner!"
Jens ging zu dem Bauernhof. Eine ältere Frau kam gerade mit einer Heugabel in der Hand aus dem Haus gelaufen und wollte in Richtung Scheune.

"Ähm, guten Abend..."
Jens ging zu der Frau und fragte sie freundlich:
"Uns - ähm mir ist vor kurzer Zeit etwas abhanden gekommen. Ein Kristall, der etwa so groß wie eine kleine Flasche ist. Er ist durchsichtig."
Die Frau sah ihn misstrauisch an, doch schließlich sagte sie:
"Ah, gehörst du auch zu diesem Segelflugverein?"
Jens schluckte: "Jetzt nicht mehr!"
"Dein Glück!" sagte die Frau mürrisch. "Unsere Maisernte wurde schon zum dritten Mal dezimiert, weil irgend so ein Amateur seine Platzrunde nicht richtig einteilen konnte."
Dann sagte sie mit ruhiger Stimme:
"Deinen Stein hat mein Mann gefunden, als er mit dem Traktor aberntete. Er hat ihn aber schon letzte Woche auf dem Flohmarkt verkauft!"
Jens wurde blass:
"An wen?"
"Oh, an eine junge Frau, die sehr daran interessiert war. Sie ist eine berühmte Drachenforscherin, das hat sie mir jedenfalls erzählt. Sie hat sich auch die merkwürdigen Abdrücke auf unserem Acker angesehen. Wenn du mich fragst, ist das alles Humbuk. Drachen gibt es doch gar nicht - aber falls du sie fragen willst..."
Die Frau holte etwas aus dem Schränkchen, dass im Hausflur stand.
"Hier, dieses Kärtchen hat sie mir hier gelassen, kannst es mitnehmen."
"Danke!" sagte Jens hastig. "Ach, welcher Tag ist heute eigentlich?"
"Mittwoch!" sagte die Frau noch, als sie die Haustür schloss.

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Jens ging zu Syn, die mit dem Drachen den Acker durchsuchte. Inzwischen war es schon dunkel geworden.
"Ihr könnt euch die Suche sparen! Eine Drachenforscherin hat den Stein mitgenommen!"
Syn seufzte: "Na toll, und wo finden wir sie?"

Jens sah auf das Kärtchen:
"Sie heißt Sukita Mahrig und wohnt in Potsdam, das liegt bei Berlin."
"Dann müssen wir eben dahin!" zischte Syn ungeduldig.
"Bitte, was?" fragte Jens hitzig.

"Nach Berlin - das sind satte 800 Kilometer!!"

"Na und? Willst du, dass der Kristall in falsche Hände fällt?" fragte Syn.
"Nein, aber ich kann dir schon jetzt sagen, dass das heute ne lange Nacht wird!"
"Sei es drum!"

"Na schön!" sagte Jens. Dann gestatte mir noch schnell zu mir nach Hause zu gehen und ein paar Sachen zu packen. Ich wohne gleich da drüben und bin in 10 Minuten wieder da!"
Der Drache nickte:
"Beeil dich bitte!"
 

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Und schon geht es hier weiter zum 4. Kapitel: Drachenflug nach Berlin

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