Ein paar Wochen später wachte Jens im
Morgengrauen auf, als er hörte, wie jemand an den Gitterstäben
seiner Kerkerzelle sägte.
Besorgt sah er zur Tür, doch er hörte
leises Schnarchen von der anderen Seite, was darauf hindeutete, dass die
Wachen schliefen.
Dann riss jemand das kleine Gitterfenster
raus und jetzt konnte Jens erkennen, dass es ein etwa 16-jähriges
Mädchen war. Sie deutete Jens an, dass er ihr folgen sollte.
Zuerst zögerte er, doch dann kletterte
er aus dem Fenster. Das Mädchen saß inzwischen schon auf einem
Pferd vor dem Gebäude, das wohl eine Art Kaserne war.
"Los steig auf, bevor sie uns entdecken!"
Etwas tollpatschig aber zügig kletterte
Jens auf das Pferd und ehe er ganz oben war, waren sie schon aus der Stadt
geritten.
"Wo geht´s denn jetzt hin?" fragte Jens.
Das Mädchen lachte: "Du hast eine Verabredung
mit ein paar Drachen, Markus!"
"Oh Kacke, Mann!" Jens fühlte plötzlich
wieder seinen Puls dröhnen.
"Kennst du diese Drachen? Wie habt ihr mich
gefunden?"
Das Mädchen sagte zu Jens' Erstaunen:
"Natürlich kenne ich die Drachen, denn
sie haben mich ja geschickt, um dich zu befreien!"
"Bitte, was?" fragte Jens verwundert, "die
Drachen haben DICH geschickt. Wieso holten sie mich nicht selbst?"
"Blöde Frage, denk mal nach! Soll die
ganze Stadt davon mitkriegen? Nein, so was macht man heimlich und leise."
Sie ritten einige Stunden durch den Wald,
bis sie an einem großen See ankamen.
"Ach übrigens, ich bin Syn." sagte das
Mädchen, während sie abstiegen.
"Die Drachen müssten bald da sein! Sie
wollen Markus heute das Fliegen beibringen."
Jens lachte. "Oh Mann, wenn ich daran denke,
was ich alles angestellt habe, als ich noch Flugschüler war!"
Syn sah ihn verwundert an.
"Bist du auch schon mal auf Drachen geflogen?"
Jens nickte. "In unserer Welt. Natürlich
nicht auf einem Drachen, sondern im Segelflugzeug." Das ist ein Flugzeug
ohne Motor.
"Die Drachen, die mir von eurer Welt erzählt
haben, nennen diese Dinger `Lärmvögel´, aber sie wissen
nicht, dass sie die Menschen gebaut haben." sagte Syn.
Jens nickte. "Das Fliegen ist physikalisch
gesehen die schnellste und kraftsparendste Fortbewegungsart. Lange war
es ein scheinbar unerfüllbarer Traum der Menschheit, doch im 20. Jahrhundert
wurde er Wirklichkeit."
"Ist es schwer, so ein Flugzeug zu fliegen?
Wie und wo kann man denn so was machen?" fragte Syn.
Jens sagte:
"Am besten beginnt es mit deiner Neugier.
Es gibt bei uns in fast jeder Stadt einen
Flugverein, wo man das Segelfliegen erlernen kann.
Diese bieten Schnupperkurse an, wo jeder Laie,
der sich für die Fliegerei interessiert, ein Flugzeug steuern darf.
Dann, vorrausgesetzt die Fliegerei sagt dir
zu, kannst du jederzeit anfangen. Formulare für den DAeC ausfüllen
und du bist dabei.
Zuerst musst du aber noch ein amtliches Zeugnis
vom Flugarzt kriegen, was für viele das Hauptproblem ist. Ich habe
Markus vor ein paar Wochen ein Gedicht von Thomas gegeben, wo der Ausbildungsablauf
erklärt wird. Nur wer perfekt sehen kann und körperlich und geistig
fit ist, darf selbst fliegen.
Der Doktor untersucht dich von oben bis unten.
Wenn alles Ok. ist, stellt er das Zeugnis aus.
Dann erlernst du die Theorie, Wetterkunde,
Fallschirmhandhabung, Wartung, Aufbau und Montage des Segelflugzeugs, Start/Landung
und das gesamte Rüstzeug, um einen Flug sicher durchzuführen.
Und dann kommt das einmalige und größte
Erlebnis für einen Flugschüler:
Der erste Alleinflug!!
Zuerst müssen aber nach einer amtlichen
Prüfung mindestens zwei Fluglehrer per Unterschrift bestätigen,
dass du in der Lage bist, ein Flugzeug sicher zu steuern.
Sicherheit ist bei diesem Sport immer das
höchste Gebot!"
Syn lächelte.
"Das muss ich Pyrotakan erzählen."
"Wo sind sie denn?" fragte Jens.
"Die müssen noch oben in ihrer Felsenhöhle
auf dem Berg sein." sagte Syn.
Markus stand vor der Klippe.
"Ich fliege voran und du siehst zu, wie ich
das mache!"
Die Drachin breitete ihre Flügel aus,
stieß sich elegant von der Klippe ab und ließ sich im Gleitflug
ins Tal tragen. Dort wo Syn und Jens standen.
"Keine Sorge, ich bin hinter dir, Markus!"
Pyrotakan stand direkt hinter Markus und redete
auf ihn ein.
Markus sah das Tal, den See und den Abgrund
vor ihm. Noch nie in seinem Leben brauchte er so viel Überwindung.
Der Abgrund schien ihn zu hypnotisieren.
Markus murmelte:
Wenn du lange genug in einen Abgrund blickst,
dann blickt der Abgrund auch in dich hinein - Friedrich Nitzsche.
"Du brauchst ja gar nichts zu machen! Flügel
ausbreiten und den Rest erledigt der Wind!"
Pyrotakar wurde langsam ungeduldig.
Die Drachin war inzwischen schon im Tal gelandet.
"Hallo Syn, wie ich sehe, hast du Jens mitgebracht.
Markus ist immer noch da oben und traut sich nicht!" sagte die Drachin
und ließ Pyrotakan oben auf dem Felsen per Gedankentelepathie mitteilen,
dass Jens und Syn da waren.
Dieser sagte zu Markus:
"Dein Freund ist auch unten. Die Drachenreiterin
Syn hat ihn von den Menschen befreit und ist mit ihm da unten.
"Drachenreiterin?" fragte Markus verwundert,
"ich dachte, ihr wollt mit den Menschen nichts zu tun haben!"
Der Drache sah ihn streng an:
"Syn ist anders! Als ihre Eltern unseren Hort
ausrauben wollten, ergriffen sie vor uns die Flucht und ließen ihr
Kind einfach zurück! Wir Drachen haben sie großgezogen und jetzt
ist sie eine Drachenreiterin! Jeder von uns würde sie heute mit seinem
Leben beschützen, genauso wie dich! Wenn du einmal ein mächtiger
Eisdrache geworden bist, musst du Syn genauso schützen und Saryn alleine
gegenübertreten! Und jetzt üben wir das Fliegen. Trau dich, sie
halten alle zu dir. Ich bin während des Fluges bei dir!"
Markus schloss die Augen, nahm all seinen Mut
zusammen und breitete die Flügel aus.
Er wollte eigentlich noch gar nicht starten,
aber plötzlich strich eine Windböe über den Felsenvorsprung.
Sie war nicht besonders stark, reichte aber aus, um dafür zu sorgen,
dass Markus das Gleichgewicht verlor.
Der kleine Drache kippte vornüber in
die Tiefe:
"AAAAAAAAAAH - Ich fliege - ICH FLIEGEEEEEEEE
!!!!!!!!"
Markus segelte mit ausgebreiteten Flügeln
über das Tal. Naja, man könnte es eher als schaukeln bezeichnen.
Pyrotakan war direkt hinter ihm und sie kreisten
so etwa 10 Minuten im Sinkflug über das Tal.
"Gut so, du schaffst das!"
Syn und Jens jubelten.
.
Als Markus etwa 300 Fuß über den
Baumwipfeln war, beschloss er, am Seeufer zu landen.
"Achtung!" rief der kleine Drache, streifte
über die letzten Wipfel vor dem See und schlidderte über das
sandige Ufer. Jens und Syn sprangen zur Seite, sonst hätte Markus
sie wohl umgerissen.
Der kleine Drache rappelte sich auf und schüttelte
sich den Sand von den Schuppen.
Pyrotakan machte die Landung natürlich
besser.
"Für den Anfang gar nicht so schlecht!"
sagte die Drachin.
"Das Starten, Landen und Fliegen musst du
noch viel besser können, wenn du gegen die Eiskönigin Saryn und
ihre Schergen bestehen willst."
"Die Frostskelette!" sagte Syn. "Als ich gestern
auf Milur über das Eisland flog, sah ich einige Frostskelette, die
aus ihren Eisgräbern stiegen. Sie wurden durch den Totenzauber von
Saryn zum Leben erweckt."
Im selben Moment landeten zwei Drachen.
"Milur, auch schon da!?" sagte Syn lächelnd.
Milur, der Silberdrache, betrachtete den blauen
Eisdrachen und sagte:
"Du musst Markus sein, nicht wahr? Ich bin
Milur und werde dich beim Fliegen unterstützen, und das ist mein Bruder
Tiop, der dich im Luftkampf unterweisen wird. Pyrotakan und die Drachin
Sabion kennst du ja schon. Meine Drachenreiterin Syn hat heute morgen deinen
Freund Jens befreit."
"Schön, dann können wir ja wieder
zu unserem Hort zurückfliegen. Ihr kommt ja vorerst alleine klar"
sagte Pyrotakan. Er und Sabion breiteten ihre Flügel aus und flogen
ins Gebirge zurück.
"So, Markus, dann wollen wir gleich mal anfangen.
Suchen wir uns einen flachen Hügel zum üben. Syn, du steigst
bei mir auf!" sagte Milur.
Markus bückte sich und sagte zu Jens:
"Komm, steig du bei mir auf:"
"Was, ich?" fragte Jens.
"Ja, natürlich, du bist doch der Flugexperte.
Du wolltest mich das letzte Mal im Flugzeug die Landung machen lassen.
Jetzt hilfst du mir beim Start. Steig auf meinen Rücken, aber spieß
dich nicht selbst an meinen Zacken auf!"
Jens stieg unsicher auf und sie gingen auf
einen kleinen Hügel.
Das Tal erstreckte sich flach und breitläufig
vor ihnen.
"So, Markus, sieh her wie ich das mache! Als
erstes lernst du den Gleitflug, die einfachste Art des Fliegens. Das kannst
du ja schon sehr gut. Immerhin bist du vorhin aus dem Gebirge hierher geflogen.
Hier an diesem flachen Hügel kann dir eigentlich nichts passieren!"
Milur, der Silberdrache, führte es Markus
vor. Er breitete seine schimmernd silbernen Flügel aus, bis sie straff
waren. Dann lief er den Hang hinunter bis er schwebte.
Ohne die Flügel zu bewegen glitt er den
Hügel bis zu einem Bach hinunter, wo er sicher und leicht aufsetzte.
Jetzt bist du dran! vernahm Markus
in seinem Kopf.
Jens klammerte sich fest an die Zacken, als
der blaue Drache seine Flügel ausbreitete und zum loslaufen ansetzte.
Zuerst ging es etwas schleppend, dann rannte
er den Hügel hinunter, beide Flügel voll in der Luftströmung.
Erst ein kleiner Hopser, dann ein etwas längerer und plötzlich
sauste er schwebend den Hügel hinunter.
Jens hatte die ganze Zeit die Augen geschlossen,
als er sie wieder öffnete, stellte er fest, dass sie gar nicht mehr
am Boden waren.
Milur und Syn waren schon unten im Tal, doch
Markus war noch weit über ihnen.
"Du bist mitten in einem Aufwindrüssel!
Warte, ich komme hoch!" rief Milur. Auch Tiop war inzwischen gestartet
und befand sich schon neben Markus.
"Versuch die Aufwinde auszunutzen, indem du
Kreise fliegst!" rief Tiop.
Markus spürte, wie die Thermikwinde aggressiv
gegen die Unterseite seiner Flügel drückte und ihn buchstäblich
hochsaugte.
"Wie komme ich wieder runter?" fragte Markus
fast schon belustigt.
"Fliege aus der Aufwindzone heraus in kältere
Luftmassen, dann kommst du von selber runter!" sagte Jens.
Markus glitt am Rand des Tales hinunter, bis
er einen kleinen Bauernhof sah und beschloss, auf den hinteren Acker runterzugehen.
Beim Aufsetzen wühlte er einige Meter
Erde mit den Krallen durch und bremste abrupt ab.
"Das müssen wir unbedingt noch mal machen!"
sagte Syn, die auf Milur neben ihm landete.
Während den nächsten Wochen flog
Markus immer besser. Auch den Rat von Pyrotakan und den älteren Drachen
nahm er dankend an. Als Markus und Milur nach einigen Wochen wieder einen
Wettflug machten, gewann ihn Markus zum ersten Mal mit einer Schnauzenlänge
Vorsprung!
Selbst die älteren Drachen staunten,
denn Milur war der schnellste und wendigste Drache.
Seine Flugangst hatte Markus fast vollständig
abgelegt. Den ersten und einfachsten Zauber "Eispfeil" lernte er von Tiop.
In dieser Zeit erlernte auch Jens von Syn
das Bogenschießen. Sie zeigte ihm, wie man vernünftig am Schaft
entlang zielt und die Windrichtung vor dem Abschuss berücksichtigt.
Er hatte noch nie gesehen, wie ein Mädchen so gut schießen konnte.
Markus war überrascht darüber, dass
er einige Tage später zum ersten Mal bei einer Versammlung von den
älteren Drachen dabei sein durfte.
Auch Milur, Tiop, Syn und Jens durften zum
ersten Mal dabei sein.
Normalerweise war es undenkbar, dass junge
Drachen oder gar Menschen bei einer Versammlung der älteren Drachen
auch nur in die Nähe kommen durften. Mindestens zwanzig Drachen waren
da. Kupferne, rote, grüne und auch weißgraue. Aber Markus war
der einzige blaue Drache.
"So, Markus, du musst also der prophezeite
Drache sein, der uns vor einer neuen Eiszeit bewahren wird!" sagte ein
goldener Drache, dessen Schuppen im Abendlicht glänzten.
"Kennst du eigentlich deinen richtigen Namen?"
Markus schüttelte den Kopf.
"Dein richtiger Name ist `Ma´zachur`,
was soviel heißt wie `Eisdrachenkrieger` in eurer Sprache."
"Ma´zachur" murmelte Markus.
"Das ist ein wunderschöner Name." sagte
Syn lächelnd und strich über seine blauen Schuppen.
"Danke." murmelte Markus verlegen.
"So, dann wollen wir gleich mal zur Sache kommen!"
sagte der goldene Drache. "Wie es aussieht, hat die Eiskönigin Saryn
schon ihren Fluch über das Land im Norden ausgebreitet. Dorfbewohner
erzählen sich Geschichten über Skelette aus Eis, die aus zugefrorenen
Bächen und Seen steigen. Man nennt sie Frostskelette, die sehr gefährlich
und zäh sind!"
"Ma´zachur muss so schnell wie möglich
die Eiszauber lernen!" sagte Pyrotakar.
Der goldene Drache nickte.
"Der Eiskristall enthält all das Wissen
über die Zauber. Ähm, wo ist der denn?"
"Den hab ich das letzte mal am Wintersdorfer
Segelflugplatz gesehen, als ich Markus abholte." sagte Pyrotakan.
"WAS ? Sag bloß nicht, du hast
ihn da verloren?"
Pyrotakan senkte den Kopf. "Ich hab ihn wohl
bei der Landung im Kornfeld verloren."
"Na toll, und was machen wir jetzt?" fragte
der grüne Drache.
"Das kann doch jedem mal passieren! Wir müssen
ihn nur wieder aus der Welt der Menschen holen!" sagte der kupferne Drache.
Der goldene Drache seufzte: "Und wie willst
du das anstellen?"
"Ich fliege zurück!" sagte Ma´zachur.
"Ich kenne mich dort auch aus, immerhin habe ich meine Kindheit dort verbracht!"
"Du bist noch zu jung und unerfahren! Wenn
dir etwas passiert, war alles umsonst!" Mit besorgter Stimme sah der goldene
Drache auf Ma´zachur, der aber einen entschlossenen Schritt vor machte.
"Ich werde nach Deutschland fliegen und den
Kristall zurückholen. Er müsste noch immer da liegen, wo Pyrotakan
gelandet ist. Wintersdorf ist nicht groß. Ein Drache würde im
Wald nicht besonders auffallen, da es nur drei Dörfer in diesem Schwarzwaldtal
gibt."
"Wintersdorf, Neudorf und Gernsbach!" sagte
Jens.
Der Drache seufzte:
"Na gut, du fliegst hin. Aber pass BITTE gut
auf dich auf!"
"He, Moment mal!" Syn kletterte auf Ma´zachurs
Rücken. "Ich will natürlich auch mit!"
Auch Jens protestierte: "Ich bleib doch nicht
einfach da, wenn Markus was passieren könnte!"
Jens wandte sich dem blauen Eisdrachen zu:
"Markus - ähm Ma´zachur, kannst
du uns beide tragen?"
Ma´zachur lächelte, Jens erschauderte,
als er seine spitzen Drachenzähne sah.
"Na klar, steig hinter Syn auf und halte dich
gut fest. Es wird schon gehn!"
Pyrotakan sagte:
"Das sind die Zauberworte, mit denen du in
deine Welt zurückkommst:
`Alkyn - Germania - Macica - Kyrus´
und das die Worte, mit denen du wieder zurück
zu uns kommst:
`Alkyn - Eragul - Macica - Kyrus`
merke sie dir gut!"
Ma´zachur nickte:
"Ich werde sofort abreisen!"
Er schwang sich in den Himmel und umkreiste
noch einmal das Drachental unter ihm.
Die Drachen sahen, wie er immer höher
in den Himmel stieg und die Wolkenbasis erreichte.
"Haltet euch jetzt gut fest!"
Jens und Syn nickten.
Ma´zachur sprach die Formel aus:
"Alkyn - Germania - Macica - Kyrus!"
zuerst geschah nichts, doch dann wurde plötzlich
allen schwarz vor den Augen und für kurze Zeit waren sie alle benommen.
Dann kamen sie wieder zu sich und stellten
fast, dass sie fast gegen einen Hochspannungsmast gekracht wären.
Es war schon später Abend in Deutschland.
"Ma´zachur, war dir eben auch so schwarz
vor Augen?" fragte Syn.
Der Drache nickte.
"Das muss der Dimensionssprung durch das Portal
gewesen sein!"
Jens sah nach unten:
"Wir sind südwestlich im Schwarzwald.
Unser Tal mit dem Wintersdorfer Segelflugplatz muss ganz in der Nähe
sein. Geh tiefer, Ma´zachur, nicht dass uns noch die Flugsicherung
auf dem Radar erwischt!"
Zwischen Neudorf und Wintersdorf lag ein kleines
Stück Wald, vor dem der Drache landete.
"Es ist unauffälliger, wenn wir ab jetzt
zu Fuß gehen."
Jetzt kamen sie wieder an dem großen
Maisfeld an, in dem Pyrotakan damals gelandet war.
"Wir teilen uns auf und suchen den Kristall!"
Syn und Ma´zachur nickten.
"Ich gehe zu dem Hof da vor und frage die
Bäuerin, ob sie was entdeckt hat. Immerhin kennt sie mich flüchtig!"
Der Drache nickte:
"Pass auf dich auf, Kleiner!"
Jens ging zu dem Bauernhof. Eine ältere
Frau kam gerade mit einer Heugabel in der Hand aus dem Haus gelaufen und
wollte in Richtung Scheune.
"Ähm, guten Abend..."
Jens ging zu der Frau und fragte sie freundlich:
"Uns - ähm mir ist vor kurzer Zeit etwas
abhanden gekommen. Ein Kristall, der etwa so groß wie eine kleine
Flasche ist. Er ist durchsichtig."
Die Frau sah ihn misstrauisch an, doch schließlich
sagte sie:
"Ah, gehörst du auch zu diesem Segelflugverein?"
Jens schluckte: "Jetzt nicht mehr!"
"Dein Glück!" sagte die Frau mürrisch.
"Unsere Maisernte wurde schon zum dritten Mal dezimiert, weil irgend so
ein Amateur seine Platzrunde nicht richtig einteilen konnte."
Dann sagte sie mit ruhiger Stimme:
"Deinen Stein hat mein Mann gefunden, als
er mit dem Traktor aberntete. Er hat ihn aber schon letzte Woche auf dem
Flohmarkt verkauft!"
Jens wurde blass:
"An wen?"
"Oh, an eine junge Frau, die sehr daran interessiert
war. Sie ist eine berühmte Drachenforscherin, das hat sie mir jedenfalls
erzählt. Sie hat sich auch die merkwürdigen Abdrücke auf
unserem Acker angesehen. Wenn du mich fragst, ist das alles Humbuk. Drachen
gibt es doch gar nicht - aber falls du sie fragen willst..."
Die Frau holte etwas aus dem Schränkchen,
dass im Hausflur stand.
"Hier, dieses Kärtchen hat sie mir hier
gelassen, kannst es mitnehmen."
"Danke!" sagte Jens hastig. "Ach, welcher
Tag ist heute eigentlich?"
"Mittwoch!" sagte die Frau noch, als sie die
Haustür schloss.
.
Jens ging zu Syn, die mit dem Drachen den
Acker durchsuchte. Inzwischen war es schon dunkel geworden.
"Ihr könnt euch die Suche sparen! Eine
Drachenforscherin hat den Stein mitgenommen!"
Syn seufzte: "Na toll, und wo finden wir sie?"
Jens sah auf das Kärtchen:
"Sie heißt Sukita Mahrig und wohnt in
Potsdam, das liegt bei Berlin."
"Dann müssen wir eben dahin!" zischte
Syn ungeduldig.
"Bitte, was?" fragte Jens hitzig.
"Nach Berlin - das sind satte 800 Kilometer!!"
"Na und? Willst du, dass der Kristall in falsche
Hände fällt?" fragte Syn.
"Nein, aber ich kann dir schon jetzt sagen,
dass das heute ne lange Nacht wird!"
"Sei es drum!"
"Na schön!" sagte Jens. Dann gestatte
mir noch schnell zu mir nach Hause zu gehen und ein paar Sachen zu packen.
Ich wohne gleich da drüben und bin in 10 Minuten wieder da!"
Der Drache nickte:
"Beeil dich bitte!"
Vor Verwendung dieser
Autoren-EMail-Adresse bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM"
entfernen!
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