Während die Nacht hereinbrach und es
erst richtig kalt wurde, bereitete sich der blaue Eisdrache auf den Flug
in die Eiswelt vor. Den Feuerspeer hielt er mit den Klauen fest.
Jens und Syn gingen, in Wolldecken eingewickelt,
noch mit raus vor die Höhle.
"Wir können gedanklich immer in Verbindung
bleiben, aber leider kann ich euch jetzt nicht mitnehmen. In der Eiswelt
ist es so kalt, da würdet ihr als Eisblöcke von meinem Rücken
rutschen, auch wenn ihr noch so warm angezogen seid", sagte Ma´zachur.
Dann startete er in die klirrend kalte Nacht.
Es gab nur vage Vermutungen, wo sich Saryn
aufhielt. Weit im Norden, hinter Eis und Schnee gibt es einen Eisberg,
klar und fast durchsichtig. Dieser riesige Berg soll das Schloss von Saryn,
der Eiskönigin sein.
Ma´zachur war überhaupt nicht kalt,
selbst dann nicht, als er durch Hagelgewitter und Schneestürme flog.
Kein Wunder, er war ja ein Eisdrache.
Der Feuerspeer leuchtete gelbrötlich
in der Dunkelheit. Stunden vergingen, und die Sicht betrug nur wenige hundert
Meter.
Dann wurde es nach einer endlos langen Nacht
wieder etwas heller und der Blindflug war vorbei.
Der blaue Eisdrache kam sich sehr einsam vor,
als er über die Schneelandschaft flog. Gewaltige Gletscher zogen sich
über Kilometer zwischen den Bergrücken entlang.
Genauso dürfte es auch früher
mal auf der Erde ausgesehen haben, bevor der Mensch mithilfe des immer
weiter zunehmenden Treibhauseffektes die Gletscher deutlich abgeschmolzen
hatte, dachte sich der Eisdrache, während er die Gletscher nachdenklich
betrachtete.
Das ist eine ganze Menge Wasser, die ein
Gebirge als Eis speichert. Wenn auf der Erde durch den steigenden Treibhauseffekt
die Gletscher und Polarkappen immer weiter abschmelzen, dann fließt
mehr Wasser in die Weltmeere, was dazu führt, dass der Meeresspiegel
weiter ansteigt. Mehr Wasser verdampft, was zu immer mehr Stürmen
und Hochwasserkatastrophen führt.
Kein einziger Baum stand noch da unten. Der
metallgraue Schneehimmel warf ein kaltes, schwaches Licht auf eine Ruinenlandschaft,
die früher mal eine riesige Burg gewesen war. Der blaue Eisdrache
flog zweimal um die Festung und sah sich die eingestürzten Häuser
im Burginnern an.
Die Burg war geschickt und mit viel Planung
gebaut worden. Auf einem Felsplateau stehend und in weitem Abstand zum
Wald, von dem jetzt nur noch einige abgeknickte Baumstümpfe zu erkennen
waren, wären Angreifer schon aus sehr großer Entfernung erkannt
worden.
Es war fast unmöglich, in diesem Gelände
Belagerungswaffen an die Burg zu schaffen. Wahrscheinlich fühlten
sich die Leute sehr sicher in der Burg, doch sie konnte nicht vor Schneestürme
schützen, die für immer andauern. Der Bergfried stand schief
und sah aus, als ob er jeden Moment einstürzen könnte.
"Ich bin gerade über einer Burg, die
im Schnee versunken ist." übermittelte der
Eisdrache an Pyrotakan im Drachenhort.
"Flieg weiter, das muss der richtige Weg
zum Eisschloss sein. Nimm dich in Acht vor eventuellen Gegnern!" sendete
Pyrotakan zurück.
"Ach übrigens: Syn, Jens und Sukita
sind sehr stolz auf dich, und wir auch!"
Der blaue Eisdrache lächelte, während
er weiter in Richtung Norden flog.
Irgend etwas schien sich hin und wieder am
Boden zu bewegen. Die Gestalten sahen aus wie Frostskelette. Skelette,
die nur aus Eis bestanden, konnten die 'Suchenden' entstehen lassen, wenn
sie ihre Zauberenergie freisetzten.
Der blaue Eisdrache beschloss, etwas höher
zu steigen. Über den Wolken konnte man ihn vom Boden aus nicht mehr
sehen, doch plötzlich fiel ihm der Satz von Syn wieder ein:
"Die Suchenden spüren die Gegenwart eines
Drachen immer und überall. Deswegen haben sie uns ja immer gefunden."
Als der blaue Eisdrache so hoch war, dass
selbst die obere Wolkenbasis etwa fünf Kilometer unter ihm lag, bot
sich ein atemberaubender Anblick.
Die noch tief stehende Morgensonne verwandelte
die Wolken unter ihm in ein Meer aus strahlenden Farben. Der Horizont war
hell und klar und Ma´zachur glaubte in der Ferne ein Funkeln zu erkennen.
Er machte einen prächtigen Eindruck, wie er über den Himmel flog.
Die Sonne strahlte bläulich durch seine weit aufgespannten Flügelmembrane.
Reine Freude und Abenteuerlust hämmerte in seinem Herzen.
Syn rief den Eisdrachen:
Wer fliegt so alleine durch Kälte
und Wind
es ist das kleine Eisdrachenkind!
Er hält den Feuerspeer wohl im Arm
er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
Im selben Moment kam ein Eispfeil von unten
durch die Wolkendecke und verfehlte Ma´zachur nur knapp. Zu erkennen
war es aber nicht, wo der Pfeil herkam, da die Wolkendecke sehr dick war.
Das Funkeln vor ihm kam immer näher und
jetzt konnte der blaue Eisdrache erkennen, dass er ein riesiger Eisberg
war.
"Ich glaube, ich hab´s gefunden!"
rief er in Gedanken zu Pyrotakan.
"Gut so. Jetzt sieh dir das Eisschloss
genau an. Irgendwo solltest du landen, wo du vorerst unentdeckt bleibst!"
Inzwischen war schon das ganze Tal vor dem
Drachenhortberg zugeschneit. Mit so
viel "Neuschnee" hat keiner gerechnet. Selbst
Tiop war es zu kalt, als er am Drachenhort landete und sich fröstelnd
in die Höhle zurückzog.
"Dieser blaue Eisdrache - wie kann der
das nur aushalten!?"
"Tja, es sind nicht alle Drache Eisdrachen!"
kicherte Sukita.
"Ich wünschte, ich könnte dabei
sein. Der kleine Eisdrache gegen Saryn - ganz alleine!"
.
Ma´zachur flog um das riesige Eisschloss.
Der Berg war fast durchsichtig wie Glas und der kleine Eisdrache konnte
direkt in die äußersten Zimmer sehen. Eine Art Labor war zu
erkennen, in denen mehrere 'Suchende' in schwarzen Gewändern blaue
Flüssigkeit in Flaschen abfüllten.
"Pyrotakan, ich glaube, ich habe die Mana-Fabrik
gefunden!" rief der kleine Eisdrache im Gedanken zu ihm.
"Wie viel Mana kannst du erkennen?"
Ma´zachur konnte durch eine Tür
in den hinteren Lagerraum sehen.
"Oh Kacke, Mann!"
"Was meinst du?" fragte Pyrotakan nach.
"Pyrotakan, was da an Mana lagert, damit
kannst du Eragul zehnmal einfrieren! Es sind reihenweise Regale zu erkennen,
die in eine riesige Eishalle führen. Es sind unterschiedliche Flaschen.
Einige klein, andere groß!"
Der Eisdrache suchte mit klopfendem Herzen
die Eiskönigin. Doch er rechnete auch nicht damit, sie so einfach
zu entdecken. Der Eisdrache überlegte, ob ihn die 'Suchenden' schon
erwarteten.
"Lande jetzt irgendwo, wo du in den Eisberg
kommst!" sagte Sabion, neben Pyrotakan.
Der blaue Eisdrache landete auf einem Eisvorsprung,
neben einem kleinen Loch im Berg. Im selben Moment als der Eisdrache den
Boden berührte, spürte er eine merkwürdige Kraft in seinem
Drachenkörper, die seine Schuppen kribbeln ließ. Jetzt merkte
er, dass seine Schuppen sich der Farbe des Eisschlosses anpassten, und
er praktisch unsichtbar war, solange er sich nicht bewegte.
Ein Suchender lief zwei Meter an ihm vorbei,
mit einer Flasche Mana in der Hand. Der kleine Eisdrache hätte sich
fast durch sein Kichern verraten.
Er saß mit dem Körper auf dem Feuerspeer
drauf, denn diesen hätte man sonst gesehen.
Ein weiterer 'Suchender' kam mit einigen grünen
Pflanzen auf einem Eisschlitten, den er hinter sich herzog. Die Pflanzen
hatten grüne, spitze Blätter und rochen komisch. Wahrscheinlich
wurden sie für den Prozess zur Herstellung von Mana-Energie verwendet.
Der kleine Eisdrache wunderte sich, dass hier
überhaupt Pflanzen wachsen konnten. Anscheinend hatte Saryn ein riesiges
Zuchtlabor.
Als der große Gang vor ihm frei war
und weit und breit kein 'Suchender' in Sicht war, entdeckte er am Ende
des Ganges eine große Halle. Der Eisdrache tapste vorsichtig hin.
Ein summendes Geräusch kam ihm entgegen.
Es muss sich wohl um irgend eine Maschine handeln, denn das monotone Summen
wurde immer lauter, je näher Ma´zachur der Halle kam.
Vorsichtig streckte er seinen Kopf durch das
riesige Tor. In der Halle stand so etwas, das wie ein Generator aussah.
Ein riesiger kesselförmiger Maschinenkörper, umgeben von Rohren
und Leitungen. Im nächsten Moment entdeckte Ma´zachur den Kältestrahl,
der aus der Öffnung oben in die Atmosphäre entwich. Es war blauer
Dampf, der die Umgebungsluft so stark abkühlte, dass Eis und Schnee
entstand.
"Ein riesiger Kühlschrank! Pyrotakan,
ich weiß jetzt, wie Saryn die Welt einfriert!" übermittelte
der Eisdrache zu Pyrotakan.
Doch Plötzlich fiel hinter ihm ohne Vorwarnung
das Tor zu.
Eine glasklare Stimme erklang aus dem Eisschloss.
"Wen haben wir denn da? Das ist doch der
Eisdrache, von denen meine Spione mir berichtet haben. Und er hat den Feuerspeer!"
"Wer bist du? Wo bist du?" fragte der Eisdrache.
Die Stimme schien wirklich aus dem Innern
des Berges zu kommen:
"Ich bin der Wintergeist, ich bin die Kälte,
ich bin die Ewigkeit. Ich bin die, die man die Eiskönigin nennt, kleiner
Eisdrache, und ich habe großes mit der Welt Eragul vor! Denk doch
mal nach, wie es wäre, wenn alles für Jahrtausende mit Schnee
und Eis bedeckt wäre. Du bist ein Eisdrache. Du und ich wären
in unserem Element und könnten die Welt regieren!"
Der kleine Eisdrache drehte sich im Kreis
und fragte sich, wo die Stimme genau herkam.
Dann sprach er: "Was geschieht mit den anderen
Drachen? Was wird mit meinen Menschenfreunden geschehen?"
"Die wirst du in einigen hundert Jahren
vergessen haben. Es werden neue Arten entstehen. Eiswölfe, Schneevögel,
und noch viele andere. Denk doch mal an die Erdenwelt, wo es auch mal eine
Eiszeit gab. Deine Menschenfreunde dort würden gar nicht existieren,
wenn diese die Dinosaurier nicht ausgerottet hätte!"
Der kleine Eisdrache musste wohl oder übel
zugeben, dass sie nicht ganz unrecht hatte.
"Ich habe dich zur Erdenwelt geschickt,
damit du meine lang vorbereiteten Pläne nicht durchkreuzt. Aber ich
warne dich! Wenn du nicht für mich bist, bist du gegen mich und mit
denen weiß ich fertig zuwerden! Ich gebe dir die Chance mir zu helfen
und den Planeten einzufrieren, ansonsten wirst du diesen Eistempel nie
wieder verlassen!"
"Du solltest wissen: Wenn ich mich zwischen
dir und meinen Freunden entscheiden muss, dass du diese Wahl nicht gewinnen
kannst! Deine Handlanger haben Matthias umgebracht!" knurrte der kleine
Eisdrache. Er packte den Feuerspeer fester und wartete nur darauf, dass
Saryn vor ihm auftauchte.
"Du Narr! Ich kann überall und nirgends
sein. Ich kann mich in einen Schneemann oder Eiswolf verwandeln, wann immer
ich will! Dass du dich für die falsche Seite entscheiden wirst, war
mir eigentlich schon klar, aber du hast dir deine Chance selber verspielt!"
Eine riesengroße Eiswölfin erschien
plötzlich vor ihm. Sie hatte saphirblaue Augen und tödlich scharfe
Zähne. Sie reichte dem Drachen bis zur Schulter.
"Zeit zu sterben, kleiner Eisdrache!" zischte
die Eiswölfin und sprang blitzschnell auf Ma´zachur zu. Dieser
konnte mit einigen Flügelschlägen über sie wegspringen,
doch ihre Wolfsklauen packten ihn am Schwanz und zogen ihn wieder zu Boden.
Der Feuerspeer rutschte Ma´zachur aus der Klaue und flog in eine
Ecke, wo er zitternd in einer Eissäule stecken blieb.
Ma´Zachur spuckte einen Eispfeil, der
die Wölfin am Rücken streifte. Heulend schrie sie auf.
Einem weiteren Eispfeil konnte sie geschickt
ausweichen, der krachend in die Wand einschlug.
Der Eisdrache rappelte sich wieder auf und
zog den Feuerspeer aus der Wand. Jetzt sah er, dass die riesige Wölfin
direkt auf ihn zusprang.
Er konnte mit seinem Kopf gerade noch ihrem
zuschnappenden Maul ausweichen.
Dann schlug er mit seinem Schwanz mit aller
Kraft zu, der Wölfin ins Gesicht. Diese flog rückwärts gegen
die Kesselmaschine. Ma´zachur nutzte die günstige Sekunde
und schleuderte mit aller Kraft den Feuerspeer auf den Brustkorb der Eiswölfin.
Ein matschiges Geräusch ertönte, als sich der Feuerspeer in ihr
Eisherz bohrte. Jetzt erst schien sie zu realisieren, was da eben passiert
ist. Ein Aufschrei entrang ihrer Wolfskehle und hallte in den Wänden
des Eisschlosses gleich zehnmal so laut als Echo zurück.
"Du ahnst ja gar nicht, was du da angerichtet
hast!!" kreischte sie.
Jetzt erkannte Ma´zachur, dass die Spitze
des Feuerspeeres durch sie hindurch ging und jetzt in der Reaktorhülle
steckte. Blaues Mana lief heraus und der Eisboden begann zu zittern.
"Das hättest du wohl besser nicht
tun sollen, denn gleich fliegt der Berg in die Luft!" kreischte Saryns
Stimme.
"Wenn ich schon hier sterbe, dann du auch,
Eisdrache!"
Der blaue Eisdrache erkannte jetzt, dass das
Dach über dem Reaktor sich schloss. Er reagierte sofort und schlug
heftig mit den Flügeln, um Höhe zu gewinnen. Er flog direkt durch
den Kältestrahl, der aus dem Kesseltrichter nach oben in die Atmosphäre
entwich. Jedes normale Lebewesen wäre innerhalb einer Sekunde erfroren,
doch der Eisdrache flog einfach durch. Zuerst sah es so aus, als schaffte
er es nicht mehr rechtzeitig, doch er nahm all seine Kraft zusammen und
schoss durch das sich schließende Dach. Gerade in dem Moment, als
seine Schwanzspitze das Tor passierte, fiel es donnernd zu.
"Verdammt noch mal, was ist denn dort los?"
fragte Pyrotakan ungeduldig.
"Saryn ist tot, das ist die gute Nachricht..."
übermittelte Ma´zachur.
"Und die schlechte?"
"Gleich fliegt der Eispalast in die Luft?"
"Was??" fragte Pyrotakan ungläubig.
"Wie hast du denn das hingekriegt?"
"Der Kältegenerator wurde bei unserem
Kampf beschädigt und jetzt fliegt er gleich in die Luft. Das Problem
ist, dass nebenan in einer Halle eine Menge Mana lagert."
"Wie viel?"
"Einige tausend Flaschen."
"WAS? Mach sofort, dass du da weg kommst,
das wird eine Explosion, wie du sie dir nicht vorstellen kannst!"
Ma´zachur sah die 'Suchenden', die mit
Eispfeilen auf ihn schossen, doch er wich ihnen durch Flugmanövern
einfach aus.
Plötzlich flog das geschlossene Dach
nach oben weg und eine Feuersäule schoss donnernd in den kalten Morgenhimmel.
"Pyrotakan, der Kesselraum und die Kältemaschine
sind gerade explodiert!" übermittelte Ma´zachur, als Eistrümmer
und zwei 'Suchende' an ihm vorbeiflogen.
Keuchend schlug er mit den Flügeln, um
Höhe zu gewinnen.
"Mach, dass du wegkommst!!" hörte
er Pyrotakan.
Ein donnern schien die Luft zu erfüllen.
Ma´zachur war inzwischen schon außer Sichtweite des Eispalastes,
als ein gewaltiger Lichtblitz hinter ihm erschien.
Anscheinend war jetzt eben der gesamte Mana-Vorrat
explodiert.
Der Eisdrache flog so schnell er konnte. Als
der Lichtblitz verschwand, sah er nach hinten und erkannte eine Druckwelle,
die alle Wolken wegschob und mit rasender Geschwindigkeit näher kam.
Ma´zachur ging in den Sturzflug und
bremste kurz vor dem Boden ab. Dann warf er sich hinter einen Eishügel,
kurz bevor die Druckwelle der Explosion über ihn hinwegdonnerte.
Eine undurchsichtige Wolke von Eis und Schnee
umgab ihn. Das ohrenbetäubende Pfeifen schien immer stärker zu
werden. Mit aller Kraft versuchte er sich in den Schneeboden zu krallen,
damit ihn die Druckwelle nicht wegschob. Er befand sich zwar im Windschatten
des Hügels, doch der Luftsog riss ihn fast mit.
Nach endlos langen Sekunden wurde die Druckwelle
schwächer.
Gerade in dem Moment, als Ma´zachur
wieder losfliegen wollte, kam eine Druckwelle von der entgegengesetzten
Richtung und schleuderte ihn über den Hügel.
Mit allen vieren krallte er sich im Schnee
fest, doch er wurde erbarmungslos mitgeschleift.
Dann wurde es plötzlich windstill. Ma´zachur
sah nach oben und erkannte, dass der Schneesturm und die dunklen Schneewolken
verschwunden waren. Sie hingen als zerfetzte Cirren im blauen Vormittagshimmel.
Die Druckwelle der Mana-Explosion hatte die Landschaft ganz schön
umstrukturiert. Fast alle Schneewehen und Schneehügel waren flachgedrückt
worden.
"Pyrotakan, mir geht´s gut. Saryns
Eisschloss ist explodiert!"
"Das haben wir hier im Drachental auch
mitgekriegt. Ein gewaltiger Lichtblitz, gefolgt von Donner." sagte
Pyrotakan.
"Ich flieg jetzt heim!" keuchte Ma´zachur.
"Tu das. Jens, Syn und Sukita warten schon
sehnsüchtig auf dich!"
Der kleine Eisdrache machte sich auf den Heimweg.
Allerdings dauerte es noch fünf volle Stunden, bis er endlich die
Gebirgskette mit dem Drachenhort am Horizont erkannte.
Sein Magen knurrte und eine Woche Schlaf würde
ihm jetzt auch nicht schaden. Mehr fallend als gleitend rauschte er auf
den Höhleneingang zu.
Kaum gelandet, wurde er von Syn, Jens, Sukita
und den anderen Drachen fast durch Umarmung erdrückt. Alle wollten
ihm gratulieren zur gelungenen Mission.
"Ich bin so stolz auf dich, Eisdrache!" sagte
Pyrotakan. "Wenn ich ein Eisdrache wäre, wäre ich mit dir geflogen,
aber diese entsetzliche Kälte...!"
"Damit ist es bald vorbei!" entgegnete Ma´zachur.
"Die Kälteanlage ist zerstört, der restliche Schnee hier in der
Landschaft schmilzt von ganz alleine weg. Jetzt können wir uns wieder
unseren eigenen drachigen Dingen widmen: schlafen, fliegen, Drachengold
putzen und die Menschen erschrecken!"
Sabion und Tiop lachten.
Eine Woche später, der Schnee war geschmolzen
und die Landschaft blühte wieder angenehm grün, war das große
Brückenfest. Ma´zachur und die anderen Drachen waren anwesend,
als um zwölf Uhr mittags die neue Brücke eröffnet wurde.
Der Bürgermeister höchstpersönlich schnitt das rote Band
vor der Brücke durch und somit war die Lebensader der Stadt wieder
hergestellt. Jens wies einige der Stadträte ein, wie man das Fluggerät
steuerte und war auch bei etlichen "Schulflügen" dabei.
Ma´zachur stand direkt neben der Brücke
und bewunderte etwas.
Eine Drachenstatue aus purem Gold stand direkt
vor der Brücke. Es war ein Drache abgebildet, der mit ausgebreiteten
Flügeln auf einem Felsen stand. Unter ihm war eine Plakette angebracht:
"Zum Andenken an die Drachen, die unsere
Stadt retteten. Möge ihre mutige Tat bei der Luftbrücke und im
Kampf gegen Saryn unseren künftigen Generationen ewig in Erinnerung
bleiben!"
"Das ist wunderschön!" sagte Sabion.
"Die würde gut in meinen Drachenhort
zu meinem anderen Gold passen!" sagte Pyrotakan grinsend.
Sabion sah ihn kopfschüttelnd von der
Seite an: "Du denkst wieder nur an dich!"
Sukita sagte zu Syn: "Ich finde das Leben hier
in Eragul richtig schön. Obwohl wir bei unseren Abenteuern hier fast
hundert Mal beinahe unser Leben verloren haben. Aber hier gibt es noch
unendlich viel Stoff zu erforschen!"
Syn nickte. "Jens ist der gleichen Ansicht.
Wenn sein Fluggerät richtig ausgereift ist, will er ab nächster
Woche jeden Tag Rundflüge machen! Doch ich möchte weiter die
Welt Eragul erforschen. Es gibt noch so viel zu entdecken. Die Völker
der westlichen Inseln, oder die Kontinente hinter dem Horizont. Ma´zachur
und ich wollen auf Entdeckungsreise gehen und werden schon heute abend
abfliegen."
Jens sah Pyrotakan an: "Du wusstest es?"
Der Drache nickte.
"Ich werde dich und Sukita immer besuchen,
so oft es geht, versprochen. Außerdem werdet ihr hier noch genug
Abenteuer erleben, doch es ist auch die Abenteuerlust in Ma´zachurs
Herzen, die ihn zum Weltentdeckungsflug antreibt."
Jens nickte und sagte: "Pass bitte gut auf
dich auf!"
Syn packte ein paar Lebensmittel und Decken
in einem Beutel auf Ma´zachurs Rücken und stieg dann auf.
"Wir sehen uns ja wieder." sagte der
kleine Eisdrache zu Pyrotakan und Sabion.
Dann flog der kleine Eisdrache mit Syn in den
Sonnenuntergang. Erst jetzt merkte Syn, wie müde sie war.
Und wieder war es das sanfte Flügelschlagen
des Eisdrachen, das sie in einen friedlichen Schlaf trug.
Auf und ab und auf und ab ... ...
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