Der blaue Eisdrache von Tobias Wagner
Kapitel IX
Saryns Eiswelt

Während die Nacht hereinbrach und es erst richtig kalt wurde, bereitete sich der blaue Eisdrache auf den Flug in die Eiswelt vor. Den Feuerspeer hielt er mit den Klauen fest.

Jens und Syn gingen, in Wolldecken eingewickelt, noch mit raus vor die Höhle.
"Wir können gedanklich immer in Verbindung bleiben, aber leider kann ich euch jetzt nicht mitnehmen. In der Eiswelt ist es so kalt, da würdet ihr als Eisblöcke von meinem Rücken rutschen, auch wenn ihr noch so warm angezogen seid", sagte Ma´zachur.
Dann startete er in die klirrend kalte Nacht.

Es gab nur vage Vermutungen, wo sich Saryn aufhielt. Weit im Norden, hinter Eis und Schnee gibt es einen Eisberg, klar und fast durchsichtig. Dieser riesige Berg soll das Schloss von Saryn, der Eiskönigin sein.
Ma´zachur war überhaupt nicht kalt, selbst dann nicht, als er durch Hagelgewitter und Schneestürme flog. Kein Wunder, er war ja ein Eisdrache.
Der Feuerspeer leuchtete gelbrötlich in der Dunkelheit. Stunden vergingen, und die Sicht betrug nur wenige hundert Meter.
Dann wurde es nach einer endlos langen Nacht wieder etwas heller und der Blindflug war vorbei.
Der blaue Eisdrache kam sich sehr einsam vor, als er über die Schneelandschaft flog. Gewaltige Gletscher zogen sich über Kilometer zwischen den Bergrücken entlang.

Genauso dürfte es auch früher mal auf der Erde ausgesehen haben, bevor der Mensch mithilfe des immer weiter zunehmenden Treibhauseffektes die Gletscher deutlich abgeschmolzen hatte, dachte sich der Eisdrache, während er die Gletscher nachdenklich betrachtete.
Das ist eine ganze Menge Wasser, die ein Gebirge als Eis speichert. Wenn auf der Erde durch den steigenden Treibhauseffekt die Gletscher und Polarkappen immer weiter abschmelzen, dann fließt mehr Wasser in die Weltmeere, was dazu führt, dass der Meeresspiegel weiter ansteigt. Mehr Wasser verdampft, was zu immer mehr Stürmen und Hochwasserkatastrophen führt.

Kein einziger Baum stand noch da unten. Der metallgraue Schneehimmel warf ein kaltes, schwaches Licht auf eine Ruinenlandschaft, die früher mal eine riesige Burg gewesen war. Der blaue Eisdrache flog zweimal um die Festung und sah sich die eingestürzten Häuser im Burginnern an.
Die Burg war geschickt und mit viel Planung gebaut worden. Auf einem Felsplateau stehend und in weitem Abstand zum Wald, von dem jetzt nur noch einige abgeknickte Baumstümpfe zu erkennen waren, wären Angreifer schon aus sehr großer Entfernung erkannt worden.
Es war fast unmöglich, in diesem Gelände Belagerungswaffen an die Burg zu schaffen. Wahrscheinlich fühlten sich die Leute sehr sicher in der Burg, doch sie konnte nicht vor Schneestürme schützen, die für immer andauern. Der Bergfried stand schief und sah aus, als ob er jeden Moment einstürzen könnte.
"Ich bin gerade über einer Burg, die im Schnee versunken ist." übermittelte der
Eisdrache an Pyrotakan im Drachenhort.
"Flieg weiter, das muss der richtige Weg zum Eisschloss sein. Nimm dich in Acht vor eventuellen Gegnern!" sendete Pyrotakan zurück.
"Ach übrigens: Syn, Jens und Sukita sind sehr stolz auf dich, und wir auch!"
Der blaue Eisdrache lächelte, während er weiter in Richtung Norden flog.
Irgend etwas schien sich hin und wieder am Boden zu bewegen. Die Gestalten sahen aus wie Frostskelette. Skelette, die nur aus Eis bestanden, konnten die 'Suchenden' entstehen lassen, wenn sie ihre Zauberenergie freisetzten.
Der blaue Eisdrache beschloss, etwas höher zu steigen. Über den Wolken konnte man ihn vom Boden aus nicht mehr sehen, doch plötzlich fiel ihm der Satz von Syn wieder ein:
"Die Suchenden spüren die Gegenwart eines Drachen immer und überall. Deswegen haben sie uns ja immer gefunden."
Als der blaue Eisdrache so hoch war, dass selbst die obere Wolkenbasis etwa fünf Kilometer unter ihm lag, bot sich ein atemberaubender Anblick.
Die noch tief stehende Morgensonne verwandelte die Wolken unter ihm in ein Meer aus strahlenden Farben. Der Horizont war hell und klar und Ma´zachur glaubte in der Ferne ein Funkeln zu erkennen. Er machte einen prächtigen Eindruck, wie er über den Himmel flog. Die Sonne strahlte bläulich durch seine weit aufgespannten Flügelmembrane. Reine Freude und Abenteuerlust hämmerte in seinem Herzen.

Syn rief den Eisdrachen:
Wer fliegt so alleine durch Kälte und Wind
es ist das kleine Eisdrachenkind!
Er hält den Feuerspeer wohl im Arm
er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

Im selben Moment kam ein Eispfeil von unten durch die Wolkendecke und verfehlte Ma´zachur nur knapp. Zu erkennen war es aber nicht, wo der Pfeil herkam, da die Wolkendecke sehr dick war.
Das Funkeln vor ihm kam immer näher und jetzt konnte der blaue Eisdrache erkennen, dass er ein riesiger Eisberg war.
"Ich glaube, ich hab´s gefunden!" rief er in Gedanken zu Pyrotakan.
"Gut so. Jetzt sieh dir das Eisschloss genau an. Irgendwo solltest du landen, wo du vorerst unentdeckt bleibst!"

Inzwischen war schon das ganze Tal vor dem Drachenhortberg zugeschneit. Mit so
viel "Neuschnee" hat keiner gerechnet. Selbst Tiop war es zu kalt, als er am Drachenhort landete und sich fröstelnd in die Höhle zurückzog.
"Dieser blaue Eisdrache - wie kann der das nur aushalten!?"
"Tja, es sind nicht alle Drache Eisdrachen!" kicherte Sukita.
"Ich wünschte, ich könnte dabei sein. Der kleine Eisdrache gegen Saryn - ganz alleine!"

.
Ma´zachur flog um das riesige Eisschloss. Der Berg war fast durchsichtig wie Glas und der kleine Eisdrache konnte direkt in die äußersten Zimmer sehen. Eine Art Labor war zu erkennen, in denen mehrere 'Suchende' in schwarzen Gewändern blaue Flüssigkeit in Flaschen abfüllten.
"Pyrotakan, ich glaube, ich habe die Mana-Fabrik gefunden!" rief der kleine Eisdrache im Gedanken zu ihm.
"Wie viel Mana kannst du erkennen?"
Ma´zachur konnte durch eine Tür in den hinteren Lagerraum sehen.
"Oh Kacke, Mann!"
"Was meinst du?" fragte Pyrotakan nach.
"Pyrotakan, was da an Mana lagert, damit kannst du Eragul zehnmal einfrieren! Es sind reihenweise Regale zu erkennen, die in eine riesige Eishalle führen. Es sind unterschiedliche Flaschen. Einige klein, andere groß!"
Der Eisdrache suchte mit klopfendem Herzen die Eiskönigin. Doch er rechnete auch nicht damit, sie so einfach zu entdecken. Der Eisdrache überlegte, ob ihn die 'Suchenden' schon erwarteten.
"Lande jetzt irgendwo, wo du in den Eisberg kommst!" sagte Sabion, neben Pyrotakan.
Der blaue Eisdrache landete auf einem Eisvorsprung, neben einem kleinen Loch im Berg. Im selben Moment als der Eisdrache den Boden berührte, spürte er eine merkwürdige Kraft in seinem Drachenkörper, die seine Schuppen kribbeln ließ. Jetzt merkte er, dass seine Schuppen sich der Farbe des Eisschlosses anpassten, und er praktisch unsichtbar war, solange er sich nicht bewegte.
Ein Suchender lief zwei Meter an ihm vorbei, mit einer Flasche Mana in der Hand. Der kleine Eisdrache hätte sich fast durch sein Kichern verraten.
Er saß mit dem Körper auf dem Feuerspeer drauf, denn diesen hätte man sonst gesehen.
Ein weiterer 'Suchender' kam mit einigen grünen Pflanzen auf einem Eisschlitten, den er hinter sich herzog. Die Pflanzen hatten grüne, spitze Blätter und rochen komisch. Wahrscheinlich wurden sie für den Prozess zur Herstellung von Mana-Energie verwendet.
Der kleine Eisdrache wunderte sich, dass hier überhaupt Pflanzen wachsen konnten. Anscheinend hatte Saryn ein riesiges Zuchtlabor.
Als der große Gang vor ihm frei war und weit und breit kein 'Suchender' in Sicht war, entdeckte er am Ende des Ganges eine große Halle. Der Eisdrache tapste vorsichtig hin.
Ein summendes Geräusch kam ihm entgegen. Es muss sich wohl um irgend eine Maschine handeln, denn das monotone Summen wurde immer lauter, je näher Ma´zachur der Halle kam.
Vorsichtig streckte er seinen Kopf durch das riesige Tor. In der Halle stand so etwas, das wie ein Generator aussah. Ein riesiger kesselförmiger Maschinenkörper, umgeben von Rohren und Leitungen. Im nächsten Moment entdeckte Ma´zachur den Kältestrahl, der aus der Öffnung oben in die Atmosphäre entwich. Es war blauer Dampf, der die Umgebungsluft so stark abkühlte, dass Eis und Schnee entstand.
"Ein riesiger Kühlschrank! Pyrotakan, ich weiß jetzt, wie Saryn die Welt einfriert!" übermittelte der Eisdrache zu Pyrotakan.
Doch Plötzlich fiel hinter ihm ohne Vorwarnung das Tor zu.
Eine glasklare Stimme erklang aus dem Eisschloss.
"Wen haben wir denn da? Das ist doch der Eisdrache, von denen meine Spione mir berichtet haben. Und er hat den Feuerspeer!"
"Wer bist du? Wo bist du?" fragte der Eisdrache.
Die Stimme schien wirklich aus dem Innern des Berges zu kommen:
"Ich bin der Wintergeist, ich bin die Kälte, ich bin die Ewigkeit. Ich bin die, die man die Eiskönigin nennt, kleiner Eisdrache, und ich habe großes mit der Welt Eragul vor! Denk doch mal nach, wie es wäre, wenn alles für Jahrtausende mit Schnee und Eis bedeckt wäre. Du bist ein Eisdrache. Du und ich wären in unserem Element und könnten die Welt regieren!"
Der kleine Eisdrache drehte sich im Kreis und fragte sich, wo die Stimme genau herkam.
Dann sprach er: "Was geschieht mit den anderen Drachen? Was wird mit meinen Menschenfreunden geschehen?"
"Die wirst du in einigen hundert Jahren vergessen haben. Es werden neue Arten entstehen. Eiswölfe, Schneevögel, und noch viele andere. Denk doch mal an die Erdenwelt, wo es auch mal eine Eiszeit gab. Deine Menschenfreunde dort würden gar nicht existieren, wenn diese die Dinosaurier nicht ausgerottet hätte!"
Der kleine Eisdrache musste wohl oder übel zugeben, dass sie nicht ganz unrecht hatte.
"Ich habe dich zur Erdenwelt geschickt, damit du meine lang vorbereiteten Pläne nicht durchkreuzt. Aber ich warne dich! Wenn du nicht für mich bist, bist du gegen mich und mit denen weiß ich fertig zuwerden! Ich gebe dir die Chance mir zu helfen und den Planeten einzufrieren, ansonsten wirst du diesen Eistempel nie wieder verlassen!"
"Du solltest wissen: Wenn ich mich zwischen dir und meinen Freunden entscheiden muss, dass du diese Wahl nicht gewinnen kannst! Deine Handlanger haben Matthias umgebracht!" knurrte der kleine Eisdrache. Er packte den Feuerspeer fester und wartete nur darauf, dass Saryn vor ihm auftauchte.
"Du Narr! Ich kann überall und nirgends sein. Ich kann mich in einen Schneemann oder Eiswolf verwandeln, wann immer ich will! Dass du dich für die falsche Seite entscheiden wirst, war mir eigentlich schon klar, aber du hast dir deine Chance selber verspielt!"
Eine riesengroße Eiswölfin erschien plötzlich vor ihm. Sie hatte saphirblaue Augen und tödlich scharfe Zähne. Sie reichte dem Drachen bis zur Schulter.
"Zeit zu sterben, kleiner Eisdrache!" zischte die Eiswölfin und sprang blitzschnell auf Ma´zachur zu. Dieser konnte mit einigen Flügelschlägen über sie wegspringen, doch ihre Wolfsklauen packten ihn am Schwanz und zogen ihn wieder zu Boden. Der Feuerspeer rutschte Ma´zachur aus der Klaue und flog in eine Ecke, wo er zitternd in einer Eissäule stecken blieb.
Ma´Zachur spuckte einen Eispfeil, der die Wölfin am Rücken streifte. Heulend schrie sie auf.
Einem weiteren Eispfeil konnte sie geschickt ausweichen, der krachend in die Wand einschlug.
Der Eisdrache rappelte sich wieder auf und zog den Feuerspeer aus der Wand. Jetzt sah er, dass die riesige Wölfin direkt auf ihn zusprang.
Er konnte mit seinem Kopf gerade noch ihrem zuschnappenden Maul ausweichen.
Dann schlug er mit seinem Schwanz mit aller Kraft zu, der Wölfin ins Gesicht. Diese flog rückwärts gegen die Kesselmaschine. Ma´zachur nutzte die günstige Sekunde  und schleuderte mit aller Kraft den Feuerspeer auf den Brustkorb der Eiswölfin. Ein matschiges Geräusch ertönte, als sich der Feuerspeer in ihr Eisherz bohrte. Jetzt erst schien sie zu realisieren, was da eben passiert ist. Ein Aufschrei entrang ihrer Wolfskehle und hallte in den Wänden des Eisschlosses gleich zehnmal so laut als Echo zurück.
"Du ahnst ja gar nicht, was du da angerichtet hast!!" kreischte sie.
Jetzt erkannte Ma´zachur, dass die Spitze des Feuerspeeres durch sie hindurch ging und jetzt in der Reaktorhülle steckte. Blaues Mana lief heraus und der Eisboden begann zu zittern.
"Das hättest du wohl besser nicht tun sollen, denn gleich fliegt der Berg in die Luft!" kreischte Saryns Stimme.
"Wenn ich schon hier sterbe, dann du auch, Eisdrache!"
Der blaue Eisdrache erkannte jetzt, dass das Dach über dem Reaktor sich schloss. Er reagierte sofort und schlug heftig mit den Flügeln, um Höhe zu gewinnen. Er flog direkt durch den Kältestrahl, der aus dem Kesseltrichter nach oben in die Atmosphäre entwich. Jedes normale Lebewesen wäre innerhalb einer Sekunde erfroren, doch der Eisdrache flog einfach durch. Zuerst sah es so aus, als schaffte er es nicht mehr rechtzeitig, doch er nahm all seine Kraft zusammen und schoss durch das sich schließende Dach. Gerade in dem Moment, als seine Schwanzspitze das Tor passierte, fiel es donnernd zu.
"Verdammt noch mal, was ist denn dort los?" fragte Pyrotakan ungeduldig.
"Saryn ist tot, das ist die gute Nachricht..." übermittelte Ma´zachur.
"Und die schlechte?"
"Gleich fliegt der Eispalast in die Luft?"
"Was??" fragte Pyrotakan ungläubig. "Wie hast du denn das hingekriegt?"
"Der Kältegenerator wurde bei unserem Kampf beschädigt und jetzt fliegt er gleich in die Luft. Das Problem ist, dass nebenan in einer Halle eine Menge Mana lagert."
"Wie viel?"
"Einige tausend Flaschen."
"WAS? Mach sofort, dass du da weg kommst, das wird eine Explosion, wie du sie dir nicht vorstellen kannst!"
Ma´zachur sah die 'Suchenden', die mit Eispfeilen auf ihn schossen, doch er wich ihnen durch Flugmanövern einfach aus.
Plötzlich flog das geschlossene Dach nach oben weg und eine Feuersäule schoss donnernd in den kalten Morgenhimmel.
"Pyrotakan, der Kesselraum und die Kältemaschine sind gerade explodiert!" übermittelte Ma´zachur, als Eistrümmer und zwei 'Suchende' an ihm vorbeiflogen.
Keuchend schlug er mit den Flügeln, um Höhe zu gewinnen.
"Mach, dass du wegkommst!!" hörte er Pyrotakan.
Ein donnern schien die Luft zu erfüllen. Ma´zachur war inzwischen schon außer Sichtweite des Eispalastes, als ein gewaltiger Lichtblitz hinter ihm erschien.
Anscheinend war jetzt eben der gesamte Mana-Vorrat explodiert.
Der Eisdrache flog so schnell er konnte. Als der Lichtblitz verschwand, sah er nach hinten und erkannte eine Druckwelle, die alle Wolken wegschob und mit rasender Geschwindigkeit näher kam.
Ma´zachur ging in den Sturzflug und bremste kurz vor dem Boden ab. Dann warf er sich hinter einen Eishügel, kurz bevor die Druckwelle der Explosion über ihn hinwegdonnerte.
Eine undurchsichtige Wolke von Eis und Schnee umgab ihn. Das ohrenbetäubende Pfeifen schien immer stärker zu werden. Mit aller Kraft versuchte er sich in den Schneeboden zu krallen, damit ihn die Druckwelle nicht wegschob. Er befand sich zwar im Windschatten des Hügels, doch der Luftsog riss ihn fast mit.
Nach endlos langen Sekunden wurde die Druckwelle schwächer.
Gerade in dem Moment, als Ma´zachur wieder losfliegen wollte, kam eine Druckwelle von der entgegengesetzten Richtung und schleuderte ihn über den Hügel.
Mit allen vieren krallte er sich im Schnee fest, doch er wurde erbarmungslos mitgeschleift.

Dann wurde es plötzlich windstill. Ma´zachur sah nach oben und erkannte, dass der Schneesturm und die dunklen Schneewolken verschwunden waren. Sie hingen als zerfetzte Cirren im blauen Vormittagshimmel. Die Druckwelle der Mana-Explosion hatte die Landschaft ganz schön umstrukturiert. Fast alle Schneewehen und Schneehügel waren flachgedrückt worden.
"Pyrotakan, mir geht´s gut. Saryns Eisschloss ist explodiert!"
"Das haben wir hier im Drachental auch mitgekriegt. Ein gewaltiger Lichtblitz, gefolgt von Donner." sagte Pyrotakan.
"Ich flieg jetzt heim!" keuchte Ma´zachur.
"Tu das. Jens, Syn und Sukita warten schon sehnsüchtig auf dich!"

Der kleine Eisdrache machte sich auf den Heimweg. Allerdings dauerte es noch fünf volle Stunden, bis er endlich die Gebirgskette mit dem Drachenhort am Horizont erkannte.
Sein Magen knurrte und eine Woche Schlaf würde ihm jetzt auch nicht schaden. Mehr fallend als gleitend rauschte er auf den Höhleneingang zu.
Kaum gelandet, wurde er von Syn, Jens, Sukita und den anderen Drachen fast durch Umarmung erdrückt. Alle wollten ihm gratulieren zur gelungenen Mission.
"Ich bin so stolz auf dich, Eisdrache!" sagte Pyrotakan. "Wenn ich ein Eisdrache wäre, wäre ich mit dir geflogen, aber diese entsetzliche Kälte...!"
"Damit ist es bald vorbei!" entgegnete Ma´zachur. "Die Kälteanlage ist zerstört, der restliche Schnee hier in der Landschaft schmilzt von ganz alleine weg. Jetzt können wir uns wieder unseren eigenen drachigen Dingen widmen: schlafen, fliegen, Drachengold putzen und die Menschen erschrecken!"
Sabion und Tiop lachten.

Eine Woche später, der Schnee war geschmolzen und die Landschaft blühte wieder angenehm grün, war das große Brückenfest. Ma´zachur und die anderen Drachen waren anwesend, als um zwölf Uhr mittags die neue Brücke eröffnet wurde. Der Bürgermeister höchstpersönlich schnitt das rote Band vor der Brücke durch und somit war die Lebensader der Stadt wieder hergestellt. Jens wies einige der Stadträte ein, wie man das Fluggerät steuerte und war auch bei etlichen "Schulflügen" dabei.
Ma´zachur stand direkt neben der Brücke und bewunderte etwas.

Eine Drachenstatue aus purem Gold stand direkt vor der Brücke. Es war ein Drache abgebildet, der mit ausgebreiteten Flügeln auf einem Felsen stand. Unter ihm war eine Plakette angebracht:
"Zum Andenken an die Drachen, die unsere Stadt retteten. Möge ihre mutige Tat bei der Luftbrücke und im Kampf gegen Saryn unseren künftigen Generationen ewig in Erinnerung bleiben!"
"Das ist wunderschön!" sagte Sabion.
"Die würde gut in meinen Drachenhort zu meinem anderen Gold passen!" sagte Pyrotakan grinsend.
Sabion sah ihn kopfschüttelnd von der Seite an: "Du denkst wieder nur an dich!"

Sukita sagte zu Syn: "Ich finde das Leben hier in Eragul richtig schön. Obwohl wir bei unseren Abenteuern hier fast hundert Mal beinahe unser Leben verloren haben. Aber hier gibt es noch unendlich viel Stoff zu erforschen!"
Syn nickte. "Jens ist der gleichen Ansicht. Wenn sein Fluggerät richtig ausgereift ist, will er ab nächster Woche jeden Tag Rundflüge machen! Doch ich möchte weiter die Welt Eragul erforschen. Es gibt noch so viel zu entdecken. Die Völker der westlichen Inseln, oder die Kontinente hinter dem Horizont. Ma´zachur und ich wollen auf Entdeckungsreise gehen und werden schon heute abend abfliegen."
Jens sah Pyrotakan an: "Du wusstest es?"
Der Drache nickte.
"Ich werde dich und Sukita immer besuchen, so oft es geht, versprochen. Außerdem werdet ihr hier noch genug Abenteuer erleben, doch es ist auch die Abenteuerlust in Ma´zachurs Herzen, die ihn zum Weltentdeckungsflug antreibt."
Jens nickte und sagte: "Pass bitte gut auf dich auf!"

Syn packte ein paar Lebensmittel und Decken in einem Beutel auf Ma´zachurs Rücken und stieg dann auf.
"Wir sehen uns ja wieder." sagte  der kleine Eisdrache zu Pyrotakan und Sabion.

Dann flog der kleine Eisdrache mit Syn in den Sonnenuntergang. Erst jetzt merkte Syn, wie müde sie war.
Und wieder war es das sanfte Flügelschlagen des Eisdrachen, das sie in einen friedlichen Schlaf trug.

Auf und ab und auf und ab ... ...
 

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Und dann gibt es da noch ein Nachwort bzw. 'Making of' vom Autoren...

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