Ceecilion spannte die Sehne, er zitterte, sowohl vor Kälte
als auch vor Aufregung.
Er spähte durch das Schneegestöber und machte das Tier
aus, er korrigierte noch einmal seine Position und dann schoss er.
Der Pfeil donnerte durch den Schnee und bohrte sich in die Flanke
des Pferdes.
Er bedauerte es, das edle Tier getötet zu haben, aber ihm blieb
keine Wahl, er sprang von dem Vorsprung und rutschte das letzte Stück
bis zu dem Pferd nach unten und zog dann sein Messer, ein wirklich prachtvolles
Messer mit einer nachtblauen Kristallklinge und einem goldenen Griff.
Ceecilion sah wie sich eine Gestalt von dem Pferd entfernte. Er
hechtete hinter der Gestalt her und als er sah wie die Gestalt schneller
wurde, warf er sein Messer - ein perfekter Wurf, eine Sekunde, nichts geschah,
hatte er daneben geworfen?
Doch dann fiel die Gestalt und erschlaffte.
Ceecilion ging zu der Leiche und durchsuchte die Tasche des Mannes.
Und er fand, was er suchte: eine kleine, durchsichtige Drachenstatue.
Noch ein letztes mal betrachtete er die Statuette und ließ
sie dann in seine Tasche sinken.
Ohne ein Wort stand er auf, nahm sein Messer und machte sich auf
den Weg zurück nach Elphiàs.
.
Illion untersucht die Leiche des Pferdes und zieht den Pfeil aus
selbigem.
"Wusste ich es doch! Es ist genau so ein Pfeil wie bei Ellòc...
das heißt, ich habe ihren Mörder schon fast gefunden!"
Er hört ein Rasseln im nahen Gebüsch, als er auch schon
den Wolf sieht, der auf ihn zustürmt.
Illion wirft sich auf den Boden und zieht seinen Dolch. Der Wolf
springt erneut auf Illion zu.
Er geht in die Hocke und springt mit ausgestrecktem Dolch auf den
Wolf zu, die grüne Kristallklinge des Dolches bohrt sich tief in dessen
Fleisch. Illion lässt denn silbernen Griff aus seiner Hand gleiten
und wirft sich zur Seite.
Der Wolf zuckt noch ein letztes mal bevor er zu Boden gleitet und
seinen letzten Funken Leben aushaucht.
Illion atmet noch erleichtert auf als drei weitere Wölfe hervorspringen.
Ein großer schwarzer Wolf rennt gleich auf Illion zu, während
die anderen beiden, kleinere braune Wölfe, ihn langsam umkreisen.
Illion geht in die Hocke und springt mit einem riesigen Satz über
den schwarzen Wolf, um gleich danach weiter auf die Wolfsleiche, in welcher
noch sein Dolch steckt, zuzusprinten.
Der schwarze Wolf wirbelt herum und nimmt die Verfolgung auf. Auch
die beiden anderen stürmen nun los. Illion reißt seinen Dolch
aus der Leiche und wirft sich auf den Boden, wo der schwarze Wolf nur knapp
über ihn hinweg springt.
Jetzt springt Illion wieder auf und rammt seinen Dolch in die Brust
eines braunen Wolfes, dann reißt er den Dolch mit einer Drehbewegung
aus dem Wolf und lässt ihn aus seiner Hand gleiten.
Der schwarze Wolf springt erneut auf Illion zu, doch dieser wirft
sich zur Seite und zieht seinen Dolch aus der Leiche des Zweiten braunen
Wolfes, welcher den geworfenen Dolch in der Kehle stecken hat, und hebt
seinen Dolch auf.
.
Währenddessen ist Ceecilion in Elphiàs angekommen, wo
er die Statue an den Bürgermeister übergibt.
"Viel Blut musste für diese Statue vergossen werden. Ich hoffe
für dich, dass deine Erzählungen wirklich stimmen!"
"Denkst du wirklich, ich würde dich anlügen, Ceecilion?
Jetzt pass genau auf!"
Der Bürgermeister stellt die Statuette auf den Schrein im Ohèllos-Tempel
und liest etwas aus einer vergilbten Schriftrolle vor:
"Rewahec, Eidès Dràállis, Márràll!"
Ein Blitz zuckt aus dem ewigen Sturm hervor und schlägt in
die Drachenstatue ein, welche anfängt zu leuchten.
Dann wie durch ein Wunder lässt der Regen nach und hört
letztendlich auf. Der Ewige Sturm hat sein Ende gefunden, doch nicht nur
das!
Die Statue wächst und bewegt sich. Ceecilion weicht zurück,
denn vor ihm steht wahrhaftig ein weißer Drache...
~~~
Der Drache stößt einen dunklen lauten Schrei aus und sieht
Ceecilion und den Bürgermeister mit einem teils wütenden, teils
panischen Blick an. Der Weiße stößt erneut seinen ohrenbetäubenden
Schrei aus und erhebt sich in den Himmel. Ein mächtiger Flügelschlag
und die beiden Menschen werden durch die Stadt gefegt. Ceecilion kann sich
noch abfangen und sicher landen, aber der Bürgermeister wird gegen
eine Häuserwand geworfen, wo er leblos zusammenbricht. Ceecilion springt
auf und rennt auf den Bürgermeister zu, muss allerdings seinen Sprint
unterbrechen, um einem mächtigen Stoß weißen Feuers, welchen
der Drache angsterfüllt ausgestoßen hat, auszuweichen. Ceecilion
wirbelt herum und zieht sein Messer. Noch während die blaue Klinge
im Licht der untergehenden Sonne aufblitzt hört der Drache mit seinem
Inferno auf, noch mehr Panik macht sich in seinen Augen breit und er erhebt
sich mit einem Schlag seiner mächtigen Schwingen in die Luft, wo er
mit einem weiteren intensiven Feuerstoß weitere Gebäude in Brand
steckt. Ein weiterer Flammenstrahl, und schon erhebt sich der Weiße
zur Flucht. Schon nach drei mächtigen Schlägen mit seinen riesigen
Schwingen ist er nicht mehr zu erkennen.
Erst ein starker Stoß in die Seite holt Ceecilion aus einem
tranceartigen Zustand, in welchen er direkt nach dem Ziehen des Messers
verfiel, zurück in die Wirklichkeit. Doch bevor er überhaupt
richtig begreifen kann, was passiert ist, bricht er ohnmächtig zusammen.
Noch während Illion seinen Dolch aus der Kehle des Wolfes zieht,
brechen drei weitere braune Wölfe aus dem Dickicht hervor und fangen
an, Illion zu umkreisen.
Der erste Wolf sprintet los, kurz darauf der zweite und auch der
dritte startet einen Angriff, während der schwarze Wolf ein fürchterliches
Heulen, welches weitere braune Wölfe anlockt, beginnt.
Illion duckt sich unter dem erstem Wolf hindurch und springt dann
aus der Hocke über den Zweiten drüber. Dann reißt er seinen
Arm herum und wirft seinen Dolch direkt in die Kehle des dritten Wolfes,
wo er ihn knapp zwei Sekunden später wieder hinauszieht.
Als vier weitere Wölfe auftauchen, sieht Illion ein, dass er
keine Chance hat, wirbelt herum und wehrt mit seinem Dolch noch einen letzten
Wolf ab, bevor er blindlings lossprintet.
.
Ceecilion quält sich hoch und sieht sich um. Er sieht nichts
außer helles blaues Licht, und vernimmt nichts außer einem
Knistern wie von einem Feuer und einer furchtbaren Kälte.
Plötzlich hallt eine donnernde Stimme: "Junger Krieger, du
musst mich finden!"
Ceecilion versucht verzweifelt rauszufinden, wo die Stimme herkommt,
gibt es dann aber auf und fragt ängstlich: "W-wer i-ist da?"
"Finde mich! Suche mich am Lagosai-See!" ist das einzige, was die
Stimme antwortet.
Dann wird es wieder wärmer, sogar richtig heiß. Und langsam
erholt sich Ceecilion und das blaue Licht verblasst. Er steht im Dorf.
Aber das Dorf ist verlassen und das Knistern ist immer noch da. Ceecilion
geht vorsichtig ein paar Schritte nach vorne und guckt um eine Häuserecke.
Dort sitzen drei Männer um ein kleines Lagerfeuer und in der Nähe
des Feuers liegt etwas auf einem Haufen.
Vorsichtig schleicht Ceecilion sich näher und betrachtet den
Haufen genauer, dann begreift er es! Auf dem Haufen liegen die Leichen
der Dorfbewohner!
© Tyr
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