Vampire von Dragonsoul Lianth
2: Neue Gesichter

Nach einiger Zeit - eine Ohnmacht und zwei Versuche von Clara, ihn zu verarzten, später - scheint der Mensch nichts mehr zu wissen, denn Justin beugt sich über ihn, um ihm den Lebenssaft auszusaugen. Inzwischen hat sich auch Clara bereits nach unten begeben. So langsam verlieren die anderen Vampire ihr Interesse an dem Menschen. Und auch ich habe so inzwischen wirklich genug von alledem. Innerlich habe ich das Gefühl, dass ich nur noch tiefer hinein gerate, wenn ich hier bleibe...
Also schleiche ich langsam zur Treppe und beginne, sie langsam hinab zu gehen. Aber als hätte es nicht anders sein können, knarrt das Holz unter meinem Gewicht. Ich schleich noch ein par Stufen weiter, in der Hoffnung, dass es nicht mehr knarrt. Doch meine Hoffnung wird enttäuscht. Aber wenigstens knarrt nicht nur bei mir das Holz. Als es hinter mir knarzt, fällt mir endlich ein, die Disziplin "Auge des Tieres" wieder zu aktivieren. Sofort wird es um mich hell und ich kann alles erkennen, wie vor meiner Wiedergeburt am Tage.
Ich drehe mich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie dieser verdammte Brujah Nikolas wieder hinter mir steht und nach mit greift. Fluchend weiche ich zurück, verfehle dabei die Stufe. Doch statt nach dem Gleichgewicht zu ringen, nehme ich es als Chance und lass mich rückwärts die Treppe hinunter fallen. Der Fall ist schmerzhafter, als ich gedacht habe - ich poltere jede Stufe hinunter und ziehe mir dabei einige blaue Flecken zu.
Ein wenig benommen bleibe ich am Fuße der Treppe liegen und starre nach oben, wie der Nikolas mir nachkommt und dann drohend und mit erhobener Axt über mir steht. Das ist wohl absolut nicht mein Tag... Nun kommt auch der Giuseppé heran und zieht mich mit einer Hand auf die Beine. Dabei grinst er mich an. Jetzt erscheinen auch die beiden Malkis wieder und beratschlagen kurz mit den anderen, was sie nun tun wollen.
Mir soll das eigentlich egal sein, doch innerlich regt es mich dann doch ein wenig auf, dass Clara mich bereits einplant! Während sie, Justin und Friedmann in die Stadt fahren wollen, um das "Büro" des gerade gestorbenen Mannes zu durchsuchen, sollen die beiden Brujah, Bertram und ich (!) hier bleiben und nach Spuren suchen. Ich find es einfach nur wunderbar, dass man mich so einfach einplant, ohne mich auch nur zu fragen. Anscheinend hätte ich den Abend doch besser in Paris verbringen sollen...
Als die beiden Frauen mit Friedmann im Wald verschwinden, wendet sich Nikolas an mich: "Du kannst doch Spurenlesen?" Jetzt werde ich ein bisschen mutiger, denn Bertram wirkt mir nicht annähernd so abweisend wie Clara. "Was zahlt ihr mir dafür?" frage ich so vorlaut, wie ich nur kann. Bei allem was Recht ist: Dass diese Clara mich einfach eingeplant hat, geht mir noch immer nicht runter! Wieso sollte ich also, in drei Teufels Namen, behilflich sein!?
Doch bevor Nikolas mir antworten kann, beginnt Giuseppé, den Boden unter sich abzusuchen. Nach einigen Augenblicken scheint er auch auf eine Spur zu stoßen, doch kommt er nicht weit, sondern nur bis zu einer kleinen Explosionsgrube. Doch von dort aus führt eine Fußspur, und eine Motorradspur, in Richtung Osten. Ohne weiter auf mich zu achten, folgen die Leute dieser Spur. Nach einigem Zögern seufze ich innerlich und folge ihnen dann doch. Zumindest will ich wissen, ob dieser Brujah es im Spurenlesen mit mir aufnehmen kann...
Die Spur ist gut erkennbar, führt uns langsam zu einem kleinerem, sumpfigen Gebiet, aber am anderen Ende des Sumpftümpels sieht man die Spuren wieder herausführen und es liegt auch ein Motorrad ort im schlammigen Boden. Aber auch dahinter sind die Fußspuren gut erkennbar – stellen keine wirkliche Herausforderung dar. Aber ein paar Meter hinter dem Sumpftümpel steigt mir ein Geruch in die Nase, den die anderen wohl nicht bemerken...
Ohne ihnen auch nur mit einem Ton etwas zu erklären, weiche ich vom Weg ab und schleiche durch das Gebüsch rechts von mir. Ich muss nur zwei Büsche überwinden, da sehe ich auch schon den Ursprung des Geruchs: Am Boden liegt ein Reh, tot und völlig blutleer. Ich muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass der Angreifer ein Vampir gewesen ist – wahrscheinlich derjenige, der diesen Lulu verfolgt... Und tatsächlich führen von dem Kadaver Spuren zurück, verbinden sich mit einer zweiten.
Wir sind noch keine paar Meter weiter gekommen, als sich ein Rascheln rechts von uns hören lässt. Natürlich fahre ich zusammen, doch bevor ich weiter reagieren kann, hat der mit Nikolas auch schon seine Pistole gezückt und schießt in die Richtung des Geräusches. Ein leises Quieken ertönt und als ich nachsehe, kommt in mir unwillkürlich Zorn hoch. Dieser Kerl hat doch tatsächlich einen Frischling erschossen! Unwillkürlich drehte ich mich herum und starre den Brujah sauer an. Was sollte das denn!?
Noch bevor ich meinem Ärger Kund tun kann, bricht aus dem Gebüsch die Sau vor, deren Junges Nikolas wohl erschossen hat - hoffentlich bekommt der jetzt sein Fett weg! Ich hoffe wirklich, dass er so richtig etwas abbekommt! Doch leider ist der Kerl ein besserer Kämpfer, als ich gehofft habe, denn die Sau hat keine Chance gegen ihn und liegt nach nur zwei Schlägen mit der Axt tot am Boden.
Grinsend wendet der Brujah sich um und will gerade etwas sagen, da verschränke ich die Arme vor der Brust und starre ihn finster an. Wie kann dieser Kerl so etwas machen!? Bei Vampiren hätt ich wohl eher applaudiert, bei Menschen – was scheren die mich? Aber einfach ein wehrloses Tier abzuschlachten!? Erstaunt blickt Nikolas mich an und fragt total unschuldig "Was!?" Nun kann ich mir ein wütendes Knurren nicht mehr verkneifen. Am liebsten würde ich gerade meine Krallen an seinem Fleisch wetzen! Doch Bertram weiß das alles zu unterbinden, indem er uns auffordert, weiter zu gehen. Na von mir aus! Es wäre wohl wirklich nicht gut, würde ich mich mit diesem irren Brujah anlegen!
Aber inzwischen fällt mir dann doch eine Ungereimtheit hier auf. Ich wende mich ein wenig misstrauisch an die anderen. "In der Hütte habt ihr doch von einer Statue geredet. Was hat es damit auf sich?" - "Keine Ahnung, was das für ein Teil ist!" antwortet Bert gleichgültig. "Ich weiß nur, dass das Ding gestern gestohlen worden ist und wir müssen es wieder finden..." Ich antworte nicht darauf, doch irgendetwas daran kommt mir nicht normal vor. Und was - zum Teufel - hat diese Statue mit einer Waschbärenjagd zu tun!?
Schweigend folgen wir der Spur wieder, bis sie an einem schmalen Bach scheinbar endet. Diesmal versucht Bertram sein Glück im Spurenlesen - und durch seine Disziplin schafft er es sogar, eine Spur innerhalb des Bachbetts zu finden... Aber das war bestimmt mehr Glück als sonst noch was... Schweigend folgen wir dem Bachlauf stromaufwärts. Um uns herum ist eine Stille, die nur durch das plätschernde Geräusch unserer Schritte gestört wird. Ich halte mich die ganze Zeit hinter den anderen, ich will schließlich nicht zu viel mit ihnen zu tun haben.
Doch plötzlich dring von rechts ein leises Rascheln an meine Ohren. Unwillkürlich bleibe ich stehen, doch das Geplätscher der anderen verhindert, dass ich besser hören kann. Also zischte ich ein leises "Halt!" und augenblicklich bleiben sie auch stehen, um mich verwirrt anzusehen. Ich habe inzwischen den Kopf schräg gelegt, um besser zu hören, doch leider wird es nicht deutlicher – vielmehr hat das Rascheln aufgehört. Also sage ich notgedrungen: "Da hinten ist etwas!"
Bertram tritt langsam ein bisschen näher und scheint selbst zu lauschen. Dabei wird seine Miene immer düsterer und schließlich blickt er sich um. "Sabbath!" sagt er leise. Unwillkürlich macht sich in mir doch ein mulmiges Gefühl breit. Mit dem Sabbath will ich noch weniger zu tun haben, als mit der Camarilla! Kurz schließe ich die Augen und ein vertrautes Gefühl von Macht erfüllt mich, als ich meine Hände zu Klauen wachsen lasse.
"Es sind mindestens zwei Sabbath-Gangrel!" bemerkt Bertram plötzlich. Und Giuseppé nimmt seine Waffe und schießt in die Richtung, da die beiden sind. Das gelbe Leuchtgeschoss zieht eine helle Spur hinter sich her, bis es schließlich nutzlos zu Boden fällt. "Daneben!" schallt das Gelächter aus dieser Richtung. Und einen Augenblick später zischt ein Projektil aus einem der Bäume und dringt einige Meter neben Giuseppé in den Kies ein.
Bertram verschwindet in den Büschen und verschmilzt dort mit den Schatten. Und auch mir erscheint es sinnvoller, Schutz im Gebüsch zu suchen - zumindest will ich von dem Bachbett weg, wo ich derart gut zu sehen bin! Und auch die anderen suchen Schutz im Schatten des Gehölzes. "Das sind doch nur zwei, maximal drei!" flucht Nikolas. "Mit denen werden wir fertig!" – "Wir sind fünf!" schallt’s wieder aus den Bäumen, nun aus einer anderen Richtung.
Ich stutze... Es ist gut möglich, dass er die Wahrheit sagt – und ich habe keine Lust, mich mit Sabbath-Leuten anzulegen, erst recht nicht, wenn sie zahlenmäßig ebenbürtig oder gar überlegen sind! Aber andererseits könnte das auch eine Finte sein, weil sie sich nicht anders zu helfen wissen und uns mit ihren Lügen in die Flucht schlagen wollen. Aber ehrlich gesagt habe ich auch gar keine Lust, das herauszufinden! Ich bin doch des Lebens noch nicht überdrüssig!
Und unter den beiden Brujah und dem Malki macht sich auch eine hitzige Diskussion breit. Die beiden Brujah sind absolut davon überzeugt, dass die beiden Sabbath-Gangrel allein sind und keinerlei Gegner darstellen. Der Malki hingegen scheint ernsthaft von der Angst geplagt zu sein und er besteht, beinahe hysterisch, darauf, das Heil in der Flucht zu suchen und sich im Wagen zu verstecken... Und ich kann ihm da nur zustimmen – ich habe besseres zu tun, als mein Leben unnötig zu riskieren! 
Ohne Giuseppé und Nikolas weiter zu beachten, folge ich Bertram, der den direkten Weg zurück eingeschlagen hat, stromabwärts. Nach kurzem Zögern und noch mehr Fluchen folgen die beiden Brujah uns dann auch. Und das hämische Lachen der Sabbathanhänger bleibt hinter uns zurück. Die beiden Brujah fluchen noch immer darüber, dass eine Flucht doch feige sei, und dass Betram seine Paranoia endlich mal besiegen soll. 
Doch scheinbar hatten wir dieses Mal ein wenig Glück... Wir sind gerade an der Stelle angekommen, da wir auf den Bach gestoßen sind, als Bertram im Vorbeigehen eine Spur bemerkt, die genau auf der anderen Bachseite aus dem Wasser in den Wald führt. Unwillkürlich bleiben wir stehen und nach einigem Hin und Her - ich muss zugeben, der Urheber der Fußspuren interessiert mich doch - können die beiden Brujah Bertram dazu überreden, der Spur weiter zu folgen. Aber ich denke, er folgt nur, weil er Angst davor hat, allein durch den Wald zu laufen!
Nach einigen Hundert Metern höre ich ein Rascheln und auch die anderen scheinen es vernommen zu haben, denn sie bleiben schweigend stehen. Ohne genauer darüber nachzudenken, schleiche ich mich leise an. Und tatsächlich mache ich den Urheber des Geräusches vor mir aus: Ein massiger Kerl bewegt sich hinkend durch das Unterholz, dabei hat er den Blick auf den Boden gerichtet, als suche er etwas. Das ist eindeutig der Kerl, der hinter diesem Lulu her ist. 
Ohne ein Wort zielt Giuseppé, nachdem ich ihn zu mir gewunken habe, auf ihn und schießt eine Leuchtkugel ab. Die Kugel trifft den Mann völlig überraschend und bohrt sich tief in seine linke Schulter. Fluchend lässt er sich zu Boden fallen und rollt in ein Gebüsch. "Verdammtes Sabbathpack!" schreit er wütend aus seinem schlecht gewählten Versteck. - "Sabbath?" schießt es mir unwillkürlich heraus. "Was hab ich mit dem Sabbath zu schaffen!?" Doch ich habe es nicht gerade laut gesagt und der Kerl scheint es überhört zu haben.
"Wir sind nicht vom Sabbath!" flucht Bertram. "Wir gehören der Camarilla an. Und wir suchen nur eine verlorene Statue!" – "Die Camarilla weiß aber nichts davon!" – "Ja und? Ich weiß nicht, von wem, aber wir haben den Auftrag, die Statue zurück zu bringen!" – "Und ich bin unfreiwillig hier!" füge ich ein wenig bitter zu. Um genau zu sein, weil mir eine äußerst schlecht gelaunte Malkavianerin namens Clara eine Pistole ins Gesicht gehalten hat...
Der Kerl scheint nicht besonders überzeugt, sondern er lacht einfach nur. "Mit euch Gestalten werde ich allemal fertig!" - "Komm schon!" kontert Giuseppé. "Wir wissen, dass du am Ende bist! Du kannst nicht richtig auftreten und du bist schon so ausgelaugt, dass du über ein Reh hergefallen bist!" Das geht einige Augenblicke einfach so hin und her, ich höre - ehrlich gesagt - nicht besonders aufmerksam zu. Doch mit einem Mal ist das Gespräch bei den Sabbathanhängern und der Kerl offenbart uns abwertend, dass es sich bei unserer unschönen Begegnung vorhin nur um drei Gangrel, einen Thoreador und einen Brujah gehandelt hat.
Plötzlich ertönt hinter uns ein hämisches Lachen. Innerlich zucke ich zusammen und bin im gleichen Moment auch ein kleines bisschen verärgert. Diese Sabbathanhänger sind wirklich nervig! Nachdenklich blicke ich in die Baumwipfel, wo das Gelächter herkommt. Einige Minuten spottet die Stimme mit Lachen. Aber anscheinend bin ich nicht der Einzige, dem diese Sabbathanhänger auf die Nerven gehen. Auch die beiden Brujah blicken sich recht säuerlich um. Kurz taucht ein Schatten auf, der von Baum zu Baum davon huscht.
Nun kann ich gar nichts mehr  erkennen, anscheinend haben der, oder die(?), Sabbathanhänger das Feld nun geräumt, - da ist nur... einer Wildkatze, die auf einem halbhohen Ast sitzt. Urplötzlich verspüre ich den fast übermächtigen Drang, einfach zu knurren. Und nur mit allergrößter Mühe beherrsche ich mich und senke schnell den Blick wieder. Das wäre beinahe peinlich geworden! Einen ungünstigeren Moment hätte es nicht geben können... Doch zum Glück hat es keiner bemerkt. Ich wär zum Gespött geworden!
Aber stattdessen kommt ein komisch aussehender Kerl wie ein Affe aus einem der Bäume gehangelt, spottet über den Vampir am Boden - er nennt ihn Gouver - und lässt sich schließlich auf den einige Meter tieferen Waldboden fallen. Und Bertram hat nichts besseres zu tun, als ernsthaft zu fragen, ob der Kerl ein Vampir sein könnte! Diese Malkavianer scheinen wirklich eher verrückt, ich glaube langsam nicht mehr an die Geschichte, sie trügen irgendein wichtiges Geheimnis mit sich herum...
"Wer seid ihr?" fragt Bertram endlich schlauerweise. "Sagt mir euren Namen und Clan." - "Das ist Gouver!" lacht der komische Affe, den ich irgendwie schon ab dem ersten Blick nicht leiden kann... "Vom Clan der ‚Gelehrten’!" diesem ironischen Wort folgt ein herablassendes Gelächter. "Und ich, ich bin Gilligan, vom Clan der Thoreador. Und wer seid ihr?" - "Ich heiße Bertram, vom Clan Malkavian." - "Nikolas, vom Clan der Brujah." lacht der eine Brujah und der andere setzt eine grimmige Miene auf. "Giuseppé, auch vom Clan der Gelehrten."
"Und ihr?" Gilligan sieht mich abschätzend an. Doch ich ziehe nur kurz einen Mundwinkel hoch und blicke mürrisch zurück. Was geht den Kerl das denn an? Und wenn er nicht sieht, dass ich dem Clan der Gangrel angehöre, dann hat dieser hochnäsiger Kerl es auch nicht anders verdient! "Denkt euch nichts dabei," grinst Bertam, "der ist immer so. Der redet entweder gar nichts, oder mit sich selbst!" - "Bin ich vom Malkavianer gebissen?" frage ich mürrisch. Ich und Selbstgespräche!? Das ist wohl eher den Malkis eigen!
"Aber was sucht ihr hier!?" fährt Bert von meiner Frage unbeeindruckt fort. - "Ein Artefakt..." antwortet Gouver abweisend. – "Was für ein Artefakt? Ich meine... Schmuck, Kleidung...?" – "Genau!" rettet Gouver sich und scheint sich schnell eine Ausrede auszudenken. "Ich suche meine Jacke, meine Lieblingslederjacke!" – "Und ich bin nur hier, um meinen größten Feind zu ärgern – Ich will die Jacke natürlich vor ihm finden! Und was macht ihr hier!?" mischt Gilligan sich ein.
"Nun ja..." beginnt Bertram. "Ich habe einen Frisörsalon und Schuhladen in der Stadt." Gilligan gähnt demonstrativ. "Und will ein Spezialitätenrestaurant aufmachen. Dafür sammeln wir Pilze!" Unwillkürlich muss ich mich umdrehen, damit die anderen mein lautloses Lachen nicht bemerken. So eine Schwachsinnige Ausrede hab ich noch nie gehört! So etwas kann doch nur von einem Malkavianer stammen!
Und auch die beiden fremden Vampire scheinen das nicht wirklich zu glauben. Während Gouver jedoch schweigt, zieht Gilligan eine Augenbraue hoch: "Ihr könnt gehen!" sagt er plötzlich. "Sucht doch wo anders eure ‚Pilze’!" Es folgt eine hitzige Diskussion zwischen Gilligan und Bert, über ich nur lachen kann und in der Bert versucht, wieder auf das Thema Artefakt zurück zu kommen. Aber schließlich schaffe ich es, mich wieder zu fangen und ich blicke den Brujah, diesen Gouver, abschätzend an.
"Wieso treibt ihr euch wegen eine Jacke im sabbathverseuchten Wald herum?" - "Es ist eben meine Lieblingsjacke!" - "Aber nur eine Jacke!" - "Eine karthanische Lederjacke!" bemerkt Gouver nun etwas säuerlich. Jetzt wird es mir wirklich zu dumm mit diesem Sturkopf! Glaubt der Kerl, sein Versprecher vorhin sein unbemerkt geblieben? "Ja, aus Leder, aus Tierhaut!" fluche ich endlich. – "Ja und?" - "Wie kann man nur!?" wütend drehe ich mich um. Ich kann diesen Kerl immer weniger leiden.
Dass meine ‚Begleiter’ es witzig finden, worüber ich mich aufrege, schert mich dabei wenig. Dieser Brujah geht mir einfach gegen den Strich! "Wie mir scheint, bist du ein Gangrel?" grinst mich Gilligan in diesem Moment an. Einen Augenblick lang zweifle ich wirklich an seinem Verstand, doch dann werd ich ein wenig sauer auf ihn. Ist dem das erst jetzt aufgefallen, oder will der mich verarschen!? "Hallo?" mache ironisch und winke ihm dabei mit meinen Klauen vor der Nase herum. Dass ihm weder dass, noch meine roten Augen aufgefallen sind – nicht möglich! Wusste nicht, dass andere Clans diese Disziplin beherrschen!
So langsam wird es mir aber zu blöd. Während die anderen noch immer über die ‚verlorene Lederjacke’ diskutieren, folge ich langsam der Fußspur auf dem Boden weiter. Das ist mir ehrlich gesagt zu blöd und zu langweilig! Doch ich bin noch nicht weit gekommen, als dieser vorlaute Gilligan leicht vorgebeugt und schnellen Schrittes an mir vorbei zieht. Ich halte kurz inne, doch dann ist mein Ehrgeiz geweckt. Dieser Thoreador wird mir bestimmt nicht davon laufen können - Also setze ich ihm kurzerhand nach.
Einen kurzen Moment würde ich ihn am liebsten auf seinen Platz verweisen, aber dann bleibe ich doch in kurzem Abstand hinter ihm. Bei der Geschwindigkeit, die er vorlegt, scheint er die Spur besser erkennen zu können als ich - er setzt wohl Auspex ein... Plötzlich schert der Kerl nach links weg, verschwindet in einem Gebüsch. Doch ich schaffe es, an ihm dran zu bleiben. Und mit einiger Verwunderung muss ich fest stellen, dass die Spur nun wieder dorthin zurück führt, wo wir gerade eben hergekommen sind...
Noch ein paar Dutzend Meter folge ich Gilligan, als er auf einmal anhält und sich nieder kauert. Unwillkürlich bleibe auch ich stehen. Er dreht sich nun zu mir um und sieht mich zornig an. "Wirst du wohl aufhören, mir nachzulaufen wie ein Hund?" Das hätte er besser nicht gesagt, ich kann sehr trotzig werden! "Bestimmt nicht!" antworte ich fast beleidigt. Langsam erhebt Gilligan sich und baut sich vor mir auf, um mich wütend anzustarren.
Fast augenblicklich spüre ich eine unglaubliche Kälte, die nach meinem Herzen greift. Ohne es überhaupt zu merken weiche ich einige Schritte rückwärts zurück, um mich dann umzudrehen und los zulaufen. In diesem Moment setzt bei mir jeglicher Verstand aus. Das Nächste, was ich merke, ist dass ich gegen jemanden pralle und dessen spöttische Stimme: "Nur zu, ich will dich nicht aufhalten!" Diese Worte reißen mich zurück und lassen meinen Verstand wieder arbeiten.
Einen Moment starre ich den Kerl an, erkenne ihn als Gouver, der mich spöttisch anblickt. Dann begreife ich endlich, was gerade geschehen ist - dieser gottverdammte Thoreador, den bringe ich um! Wie kann der es wagen, seine Disziplin gegen mich einzusetzen, um mich damit einzuschüchtern!? Wie konnte der mich nur so bloß stellen!? Zornig drehe ich mich um und laufe zurück, die anderen hinter mir lassend. Diesem Thoreador zieh ich die Ohren lang!
 
© Dragonsoul Lianth
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