Dieses Gedicht ist ab 2006 leider am Drachentaler Wettbewerb nicht mehr teilnahmeberechtigt,
da es in den vorhergehenden drei Jahren zusammen nicht mehr als einen Punkt erhielt.
 
Die Klage von Wolf Spirit

Ich sehe ihn im Blut stehen. Es tropft von seiner Klinge. Seine Kleidung ist getränkt davon. Er verzieht keine Miene. Ein Fels. Ich sehe ein Pferd. Das Fell, rot wie der Sonnenuntergang. Ein weißer Stern prangt auf seiner Stirn. Es galoppiert. Schnell, weit weg von hier. Die Hufe wirbeln Erde auf. Die Bäume werfen ihre Blätter ab. Ich spüre einen Lufthauch. Er ist kalt und warm zugleich. Der Himmel über mir ist grau. Er verdunkelt sich. Es regnet. Der Hengst stemmt seine Läufe in den Schlamm. Er steigt. Ich höre sein Wiehern, seinen Schrei. Das Schwert gleitet zu Boden. Ein schelmisch grinsender Junge. Eine Erinnerung aus alten Tagen. Der Fels bricht. Hoch erhobenen Hauptes sinkt er auf die Knie. Er sieht das Licht. Ein Stern in dunkler Nacht. Der Hengst schnaubt. Ich möchte nach seiner Mähne greifen und mich daran hochziehen. Trag' mich. Laß' es zu. Er kniet im Blut. Seinem Blut. Das Licht verblaßt. Der Hengst wendet sich von mir ab. Ich bin verzweifelt. Warum? Warum? Mein Herz. Meine Seele. Das letzte Blatt ist gefallen. Rhythmisch trommelt der Regen. Das Strahlen seiner Augen bricht. Nun spüre ich das Ende. Mein Geliebter, ich kann nun nicht mehr bei dir sein. Er fällt nach vorne. Ich kann es nicht aufhalten. Noch bevor die Erde seinen Körper umfangen kann, geht sein Geist zur Göttin. Meine Tränen sind salzig und brennen heiß auf meinen Wangen. Kein Regen vermag sie nun mehr fort zu spülen. In der Ferne verhallt der Hufschlag des roten Hengstes.
 
© Wolf Spirit
Vor Verwendung dieser Autoren-EMail-Adresse bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
.
www.drachental.de