"ganz schön finster hier drin. peppe,
mach doch bitte mal das licht an", sagte mjoki, während sie sich umschaute.
sie stand in einem grossen saal, der wohl einmal die eingangshalle gewesen
sein musste. teile von umgestürzten säulen lagen herum. der verputz
war schon lange von den wänden gebröckelt, nur teilweise waren
noch reste von kostbaren wandmalereien zu erkennen. hoch oben waren kleine
fenster, dicht unter der decke, aber mittlerweile völlig von efeu
überwuchert. nur durch die schwere, verrostete eisentüre, deren
einer flügel offenstand, drang ein lichtstrahl in den raum.
der angesprochene, ein kleiner kobold (zwergkobold,
um genau zu sein, er war gerade mal so gross wie mjokis hand) mit namen
peppe, sass auf seinem lieblingsplatz, nämlich mjokis rechter schulter,
und kramte in den taschen seines gewandes.
"ah, da ist er ja", murmelte er und brachte
einen kleinen kristall zum vorschein, den er in die höhe hielt. noch
einmal murmelte er etwas, diesmal klang es allerdings ziemlich unverständlich,
ein alter zauberspruch wohl. mit einem mal fing der kleine kristall an
zu leuchten, fast so stark wie eine fackel, und tauchte die nähere
umgebung in ein warmes licht.
"nett hier", sagte mjoki.
"ich weiss nicht... die leute im dorf scheinen
sich ja mächtig vor diesem ort zu fürchten, ich finde, wir sollten
vorsichtig sein", sagte peppe.
"wie du meinst", sagte die junge elfe und
hielt eine hand an den griff ihres schwertes, während sie ein paar
schritte in den raum hineintrat.
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die alte ruine stand auf einem felsvorsprung
am ende eines kleinen tals, nur über einen schmalen pfad erreichbar,
der in den fels gehauen worden war.
darunter schlängelte sich ein bach zuerst
durch dichten wald, nach einer weile abgelöst durch die felder und
wiesen des nahen dorfes. das dorf selber war sehr klein, nicht viel mehr
als ein paar bauernhäuser, die den dorfplatz umstanden, aber immerhin
gab es ein wirtshaus. dieses hiess "zum goldenen esel", ein wahrlich seltsamer
name für ein wirtshaus, denn in dem dorf gab es zwar einige esel,
aber kein gold, wie der wirt jeweils zu sagen pflegte, wenn er fremde zu
gast hatte.
aber das kam selten vor, denn dinkelhain,
so hiess das kleine dorf, lag in einem abgelegenen seitental, in das sich
selten fremde verirrten.
die einzige attraktion, die dinkelhain vorzuweisen
hatte, war die ruine weiter hinten im tal. verschiedene sagen rankten sich
um das alte gemäuer, und wenn sie auch bisweilen widersprüchlich
waren, so stand doch fest, dass die burg einst der sitz eines magiers war,
der sich den schwarzen künsten verschrieben hatte. wie es zu seinem
ende kam, konnte niemand genau sagen, manche erzählten von einem mutigen
helden, der ihn besiegt haben sollte, andere vertraten die auffassung,
der magier habe sich zusammen mit einem teil seiner burg bei einem misslungenen
experiment selbst in die luft gejagt.
in einem punkt aber waren sich alle sagen
einig, und zwar was die gut gefüllte, aber auch gut versteckte und
bewachte schatzkammer betraf, die nach wie vor unberührt im innern
der burg auf denjenigen wartete, der sie finden würde.
im laufe der jahrzehnte hatte ein gutes dutzend
schatzjäger versucht, den schatz zu finden, aber keiner von ihnen
war bisher lebendig zurückgekehrt, wie der eselswirt zu erzählen
wusste.
er hatte es natürlich auch der jungen
elfe erzählt, die mit ihrem seltsamen kleinen begleiter eines abends
im wirtshaus quartier bezog, um "die umgebung zu erkunden", wie sie sich
ausdrückte.
dabei war dem wirt sofort klar gewesen, worum
es den beiden ging. es war nicht schwer zu erraten, auch hatten sie kein
allzu grosses geheimnis daraus gemacht, sie hatte ihn ja sogar nach der
ruine gefragt. seine warnung stiess auf taube ohren, und so blieb ihm nichts
anderes übrig, als ihnen glück zu wünschen, als das seltsame
paar am nächsten morgen richtung ruine aufbrach.
-------
mjoki und peppe hatten den zerfallenen saal
hinter sich gelassen und betraten das, was einmal der burghof gewesen sein
musste. links und rechts erhoben sich die zerfallenen mauern einige meter
hoch, vor ihnen aber, gegenüber dem eingang, ragte der hauptturm in
die höhe. er war nur noch ein leeres mauergerippe, das dach war weg,
vielleicht einem sturm zum opfer gefallen.
sie betraten das innere des turms, und peppe
leuchtete mit seinem kristall die dunklen ecken aus.
"guck mal, da ist eine falltür!" sagte
mjoki und deutete auf den boden im hinteren teil des turms.
sie bückte sich und schob etwas schutt
und erde beiseite. tatsächlich lag da eine falltür, nur noch
schwer zu erkennen unter all dem dreck.
"elfenaugen müsste man haben", sagte
peppe, während mjoki den restlichen schutt wegräumte, "ich hätte
das ding bestimmt übersehen."
die tür liess sich leicht öffnen,
quietschte nur ein wenig in den verrosteten angeln.
darunter kam eine treppe zum vorschein, die
grob in den fels gehauen steil nach unten führte.
"möchte wissen, wann wohl das letzte
mal jemand hier runtergestiegen ist", sagte mjoki.
"der wirt meinte, es sei schon länger
als ein jahr niemand mehr hier gewesen", sagte peppe.
"und sie sind alle nicht zurückgekehrt..."
fügte er hinzu.
"dummes geschwätz! willst du hier oben
warten, während ich runtersteige?" fragte sie.
"für wen hältst du mich eigentlich?"
"na also. gehen wir."
mjoki zog ihr schwert, sicherheitshalber,
und stieg die treppe hinunter, den kleinen kobold auf der schulter.
die treppe war lang und steil, sie schien
weit in den berg hineinzuführen.
endlich endete die treppe, ein langer gang
ging geradeaus weiter, nur grob in den fels gehauen.
"zweihundertneunundneunzig", sagte peppe.
er hatte die stufen gezählt, eine seiner lieblingsbeschäftigungen.
"du hast gut reden, du musst sie ja auch nicht
selber unter die füsse nehmen", sagte mjoki.
die beiden schauten sich um. der eingang über
ihnen war gerade noch zu erkennen. vor ihnen, ausserhalb der reichweite
des leuchtkristalls, lag nichts als schwärze. peppe entdeckte es als
erster.
"da liegt ein skelett", sagte er.
tatsächlich lag ein paar meter vor ihnen
ein ziemlich gut erhaltenes menschliches skelett.
"woran der wohl gestorben ist?" wollte mjoki
wissen und trat näher.
da sah sie, dass das gerippe zwar gut erhalten
war, aber doch einen kleinen schönheitsfehler aufwies. der schädel
lag nicht auf den schultern, wie es sich für ein skelett gehört,
sondern etwas abseits.
"dem hat jemand den kopf abgeschlagen!" sagte
der kobold und klammerte sich etwas nervös
an mjokis langem, schwarzem haar fest.
in dem moment hörten sie von oben ein
lautes "klapp", und der lichtschein vom eingang erlosch.
-------
"du hättest sie nicht gehen lassen sollen!"
sagte die frau des eselswirten zu ihrem mann.
"was hätte ich dann tun sollen? ich habe
sie gewarnt. ich kann doch meine gäste hier nicht einfach einsperren!"
erwiderte dieser.
die wirtsleute waren allein in der gemütlich
eingerichteten gaststube. es war ja auch erst früher nachmittag, die
bauern waren alle auf den feldern und würden erst abends erscheinen.
nicht alle kamen regelmässig ins wirtshaus,
aber heute abend würden sie alle erscheinen, das wusste der wirt.
die nachricht, dass fremde im dorf waren, hatte sich schnell herumgesprochen.
"jemand sollte diese ruine ein für allemal
dem erdboden gleichmachen", sagte die eselswirtin
(wobei sie diese bezeichnung als schwere beleidigung
auffasste. nennen wir sie also einfach martha).
"wetten, dass du niemand hier dazu bewegen
kannst, auch nur einen fuss in dieses verfluchte gemäuer zu setzen?
mich eingeschlossen."
"aber die kleine war doch noch so jung! und
dieser... zwergkobold... der kann sie doch nicht ernsthaft beschützen!"
sie redete natürlich von mjoki und peppe.
"na, noch wissen wir ja nicht, ob sie nicht
doch wiederkommen, und ausserdem ist sie eine elfe, bei denen kann man
nie wissen wie alt sie wirklich sind. die kleine ist vielleicht älter
als ich", sagte der wirt.
"so ein unsinn! die sehen wir nie wieder",
sagte martha.
"verzeihung, haben sie schon geöffnet?"
von den beiden unbemerkt war ein gast eingetreten.
ein alter mann, mit schneeweissen haaren und einem langen, ebenso schneeweissen
bart. er trug einen einfachen, langen reisemantel aus brauner wolle und
stützte sich auf seinen stock, ein grosser, knorriger wanderstab.
"aber natürlich, treten sie ein! darf
ich ihnen eine erfrischung anbieten?" begrüsste ihn der wirt, nachdem
er sich gefasst hatte.
drei fremde gäste in zwei tagen, das
war ein rekord!
der alte mann setzte sich an einen der tische
aus massivem eichenholz und lehnte sich ein wenig erschöpft zurück.
den wanderstab und das bündel gepäck, das er mit sich trug, legte
er neben sich auf die holzbank.
"einen krug wasser könnte ich jetzt gebrauchen,
danke", sagte er.
als der wirt ihm den krug brachte, nahm er
einen grossen schluck.
"das tut gut. ich bin schon den ganzen tag
auf den beinen", sagte er.
"sagen sie", begann der fremde, nachdem er
den krug leergetrunken hatte, "sie haben nicht vielleicht noch ein zimmer
für die nacht frei?"
"aber selbstverständlich, es kommen selten
gäste hierher", sagte der eselswirt
"dachte ich mir beinahe. ich bin wohl ihr
einziger gast heute?"
martha räusperte sich lautstark.
"ja", verkündete sie,
"nein", sagte ihr mann.
"na ja, vielleicht..." fügte er hinzu.
er erzählte dem alten mann die geschichte
der ruine, und von den beiden schatzjägern, die am morgen dorthin
aufgebrochen waren.
"das ist vielleicht ein zufall", sagte der
alte mann, "wegen dieser ruine bin ja auch ich hier."
den wirtsleuten verschlug es die sprache.
-------
"was zum krono!?" sagte mjoki und hielt ihr
schwert fester.
"das war nicht der wind", flüsterte peppe.
"ob jemand da oben ist?" sagte mjoki.
"das ist bestimmt eine falle, mit magiern
ist nicht zu spassen, auch wenn sie schon lange tot sind", flüsterte
peppe, noch etwas leiser.
"lass uns wieder raufgehen und von hier verschwinden!"
fügte er hinzu.
"kommt nicht in frage!"
"und was tun wir dann?"
"wir erkunden die höhle hier, und wenn
wir den schatz gefunden haben, gehen wir wieder rauf. und was auch immer
uns daran hindern will..." sagte sie und liess ihr schwert durch die luft
wirbeln. sie konnte wirklich gut damit umgehen, das wusste peppe natürlich.
trotzdem klammerte er sich noch etwas nervöser an ihrem haar fest
und versuchte, mit seinem kristall möglichst viel von der umgebung
zu beleuchten.
"lass mich jetzt bloss nicht im stich, wenn
wir nichts mehr sehen sind wir schneller erledigt als uns lieb ist", sagte
sie, eine kleine stichelei, aber auch warnung, denn peppe pflegte sich
in schwierigen situationen gerne zurückzuziehen, vorzugsweise in mjokis
manteltasche.
"schon gut, ich habe keine angst", sagte der
zwerkobold.
mjoki setzte sich in bewegung, von der treppe
weg und tiefer in den berg hinein.
"schau mal, noch ein skelett", sagte peppe
und deutete nach vorne.
tatsächlich lehnte da ein skelett aufrecht
an der felswand.
es hatte sogar noch die überreste eines
helms auf dem schädel und ein altes, ebenfalls ziemlich rostiges schwert
in den knochigen fingern.
und es bewegte sich.
mit knirschenden geräuschen stürzte
es sich auf die beiden abenteurer, das schwert zum schlag erhoben.
sein kiefer klapperte auf und zu, fast als
wollte es etwas sagen.
"vorsicht!" rief peppe aus, aber mjoki hatte
die gefahr erkannt und parierte den angriff geschickt.
"halt dich fest!" sagte sie zu peppe, während
sie dem anstürmenden knochengerippe auswich.
ein kurzes gefecht entbrannte, und das skelett
erwies sich als ziemlich flink und vor allem gelenkig, aber gegen mjokis
kampfkünste hatte es keine chancen.
die elfe schlug ihrem knochigen gegner kurzerhand
den arm ab, mit dem er sein schwert hielt, und beides fiel scheppernd auf
den boden. einen moment stand das skelett etwas ratlos da, bückte
sich aber rasch, als mjoki zu einem schlag richtung schädel ausholte.
das skelett hob den arm samt schwert vom boden
auf, und ein paar sekunden (und ein hässliches knirschen) später
war der arm wieder an seinem platz, als wäre nichts geschehen.
das skelett deutete ein grinsen an und ging
wieder zum angriff über.
mjoki fluchte und drosch auf den knochenmann
ein, diesmal gründlicher, und zertrümmerte so viele knochen,
wie sie nur konnte. es schien zu klappen, denn der gegner fiel immer mehr
auseinander, und nach einem schlag, der ihm den schädel von den schultern
purzeln liess, fielen die restlichen knochen leblos in sich zusammen und
rührten sich nicht mehr.
"verflixt, das war vielleicht ein zäher
gegner", sagte mjoki und wischte sich den schweiss von der stirn.
"nicht sehr stark, aber er kann sich selbst
wieder zusammenflicken... ob er wohl wieder aufsteht?" sagte peppe, der
jetzt schon etwas mutiger wirkte. vielleicht, weil jetzt die unsicherheit
weg war, es war gefährlich hier unten, das stand fest. und eigentlich
war peppe alles andere als ein angsthase... aber nur, solange er wusste,
mit was er es zu tun hatte. wandelnde untote hatten er und mjoki schon
oft erlebt und bekämpft.
"schon möglich..." sagte mjoki und schlug
mit dem schwert noch einige male auf den schädel ein, bis er völlig
zersplittert war, "...aber das müsste ihn eigentlich unschädlich
machen. auch wenn nichts mehr drin ist, ohne kopf läuft bei denen
gar nichts."
"was meinst du, war das der frühere besitzer
der burg?" fragte der kobold.
"wohl kaum, sieht eher aus wie ein ganz gewöhnlicher
schatzwächter."
"möchte nur wissen, was es hier zu bewachen
gibt."
"ich auch... gehen wir es herausfinden."
sie setzten sich in bewegung, ein kleiner
lichtschein in einer immer grösser und breiter werdenden höhle.
-------
im wirtshaus "zum goldenen esel" hatten sich
unterdessen eine menge gäste eingefunden.
wie ein lauffeuer hatte sich herumgesprochen,
dass noch jemand richtung ruine aufgebrochen war, denn der alte mann, der
am nachmittag im wirtshaus aufgetaucht war, hatte sich unverzüglich
auf den weg gemacht, nachdem ihm der wirt von Mjoki und Peppe berichtet
hatte.
am grossen stammtisch sassen die ältesten
des dorfes, sie bildeten eine art dorfrat, da dinkelhain keinen bürgermeister
hatte. dafür war es viel zu klein.
auch die wirtsleute sassen bei ihnen.
"liebe freunde, ein fluch lastet über
unserem dorf, ja über dem ganzen tal", sagte der dorfälteste
mit lauter, fester stimme, so dass alle im wirtshaus es hören konnten.
sämtliche übrigen gespräche verstummten, und alles blickte
in die ecke, wo der dorfrat sich niedergelassen hatte.
"kein rechtschaffener bürger traut sich
noch hierher, und dafür haben wir hier einen schatzjäger nach
dem anderen, zwielichtige gestalten, die sich in ihr verderben stürzen.
ich als euer dorfältester kann diesem treiben nicht länger tatenlos
zusehen, und ich halte es für unsere pflicht, diesem zustand ein ende
zu bereiten."
die versammelten bauern applaudierten und
riefen "jawohl!" und ähnliches.
"ich schlage deshalb vor", fuhr der dorfälteste
fort, und der lärm verstummte,
"dass wir alle noch in diesem augenblick zu
dem ort aufbrechen, der die quelle unseres fluchs ist. wir werden die leute,
die jetzt dort oben sind, von ihrem vorhaben abbringen, sofern sie noch
am leben sind, und die ruinen dem erdboden gleichmachen!"
die bauern schauten einander bestürzt
an, niemand sagte ein wort. der dorfälteste erhob sich von seinem
platz.
eine ganze weile stand er da und schaute sich
im raum um. niemand wagte es, ihm in die augen zu sehen.
schliesslich wechselte der eselswirt mit seiner
frau einen kurzen blick und stand auf.
"ich bin dabei!" sagte er.
zögernd folgten, einer nach dem anderen,
auch die übrigen bauern seinem beispiel.
-------
die höhle, durch die mjoki und peppe wanderten,
wurde nicht nur immer breiter und höher, sie änderte auch ihr
aussehen. war es am anfang noch ein in den fels gehauener gang, so wurde
sie immer mehr zu einer natürlichen tropfsteinhöhle. lediglich
der boden der höhle schien von menschenhand bearbeitet zu sein, ein
breiter, ins gestein gehauener weg führte immer geradeaus, während
links und rechts riesige kalksäulen bis an die decke ragten.
es war ziemlich hell in der höhle, der
kalk reflektierte das licht von peppes kristall, er leuchtete bisweilen
sogar in allen farben auf, wenn die lichtsstrahlen eine der säulen
trafen.
ein halbe stunde verging, bis sie endlich
das ende der höhle erreichten. abzweigungen schien es in der ganzen
höhle keine zu geben, mjoki und peppe hatten nichts dergleichen bemerkt.
nun standen sie vor einer senkrechten, sogar
leicht überhängenden wand, in die eine kleine öffnung gemauert
worden war. eine tür aus dunklen, schweren holzbalken war darin eingelassen,
die uralt aussah, aber dennoch einen ziemlich stabilen, guterhaltenen eindruck
machte. seltsame schriftzeichen waren ins holz eingeritzt.
"was das wohl bedeutet?" sagte mjoki und deutete
auf die zeichen.
"das sind bestimmt magische zeichen, aber
ich kenne ihre bedeutung nicht", sagte peppe.
"nun, hoffen wir, dass es nichts allzu böses
bedeutet", sagte mjoki und schob den schweren riegel beiseite, mit dem
die tür gesichert war.
"es bedeutet ganz bestimmt etwas böses!"
sagte peppe, der mal wieder etwas ängstlich wirkte.
die tür liess sich mühelos öffnen.
mjoki entfernte den riegel ganz und legte ihn auf den boden, so dass die
tür nicht versehentlich zufallen konnte, und trat in den dahinterliegenden
raum ein.
es war eine längliche, gemauerte kammer,
grosse steinplatten bedeckten den boden.
im hinteren teil stand eine grosse, hölzerne
kiste.
"ich glaube, wir sind am ziel", sagte mjoki
und machte ein paar schritte richtung kiste.
eine der steinplatten gab beim drauftreten
ein geräusch von sich und bewegte sich leicht. hinter ihnen bewegte
sich die tür zu, konnte aber wegen dem riegel, der am boden lag, nicht
ganz zufallen.
"ha, wusste ich’s doch! mich legt man mit
solchen fallen nicht so leicht herein", sagte mjoki und lachte. auch peppe
grinste. dann aber rumpelte es in der kammer plötzlich sehr laut,
der boden zitterte, und mit lautem donnern fiel eine massive steinplatte
hinter ihnen von der decke und verschloss den eingang vollständig.
sie waren eingemauert.
eine zeitlang schauten sich die beiden schatzsucher
nur entgeistert an, schauten auf den versperrten eingang. mjoki trat schliesslich
näher und untersuchte den fels.
"nichts zu machen, da war jemand schlauer
als wir", sagte sie schliesslich.
"und was jetzt? ich will noch nicht sterben!"
rief peppe aus.
"hmm, zugegeben, ich weiss auch nicht, wie...
hey, warum schauen wir nicht mal, was in der kiste drin ist? ich möchte
wenigstens wissen, weswegen ich draufgehen werde!"
"deinen optimismus möchte ich haben!"
sagte peppe
"noch geben wir nicht auf, ja? die leute im
dorf werden uns bestimmt suchen", sagte mjoki.
"die haben uns doch schon lange abgeschrieben",
widersprach peppe, "die getrauen sich nicht mal in die nähe der ruine!
oder was glaubst du, weshalb der wirt auf vorauszahlung des zimmers bestanden
hat?"
mjoki ignorierte diesen einwand und machte
sich an der kiste zu schaffen. diese liess sich leicht öffnen.
"leer!" sagte peppe.
"verdammt..."
peppe hielt den leuchtenden kristall tiefer.
"nein, schau, da liegt doch etwas, sieht aus
wie..."
"...ein altes schwert", sagte mjoki und nahm
es aus der kiste.
"sieht aber sehr alt aus", sagte peppe.
tatsächlich war der griff des schwertes
etwas verrostet, nur vereinzelt liessen sich kunstvolle verzierungen erkennen.
das schwert steckte in einer scheide aus altem, halbverschimmelten leder.
mjoki zog es heraus, warf die stinkende hülle
zurück in die kiste.
"nicht schlecht", sagte sie und hielt die
klinge ins licht.
die klinge war aus einem silbern glänzenden
metall angefertigt, ebenfalls kunstvoll verziert, nahe beim schaft waren
sogar
einige hell glitzernde edelsteine eingearbeitet, umrahmt von seltsamen
schriftzeichen.
"das ding ist ja federleicht", sagte mjoki
und wog es in der luft.
"das sind bestimmt dieselben zeichen wie auf
der tür vorhin", sagte peppe und deutete auf die verzierungen.
mjoki drehte sich um, wollte schon nachschauen,
aber da war nur der fels.
enttäuscht setzte sie sich nieder, lehnte
mit dem rücken an die wand und betrachtete nachdenklich das schwert.
"so ein mist! da sitzen wir nun eingesperrt
in dieser höhle, und alles nur wegen einem lumpigen schwert! soll
das jetzt etwa der berühmte schatz sein?" sagte sie nach einer weile.
"also so lumpig sieht es nicht aus, das ist
bestimmt verzaubert und so..." erwiderte der kobold.
"umso schlimmer, dann können wir es nicht
mal verkaufen, niemand will ein schwert haben, das womöglich mit einem
fluch beladen ist!"
"wir können es so oder so nicht verkaufen,
solange wir hier drin festsitzen!"
"verdammt, ich weiss!" sagte mjoki und schleuderte
das schwert wutentbrannt in die richtung, in der einmal die tür war.
das schwert drang mühelos in den harten
fels ein und blieb etwa zehn zentimeter tief drin stecken. ein paar gesteinssplitter
flogen durch den raum.
mjoki sprang auf, peppe verlor das gleichgewicht
und fiel von ihrer schulter, konnte sich aber gerade noch an ihren haaren,
die glücklicherweise sehr lang waren, festhalten.
"gepriesen sei die schmiedekunst!" rief sie
aus und zog das schwert aus dem fels. die klinge hatte keinen kratzer abbekommen.
"damit hat unser fallensteller wohl nicht
gerechnet", sagte peppe, der in mjokis haar festhing und beim versuch,
wieder zur schulter hochzuklettern ihre frisur durcheinanderbrachte.
"was machst du da eigentlich, das kitzelt!"
sagte sie, packte den kleinen kobold und hob ihn wieder auf ihre schulter.
anschliessend fing sie an, mit dem schwert
den felsblock zu bearbeiten. es klappte ganz gut, stück für stück
trug die klinge das gestein ab, bis mjoki und peppe vor lauter staub fast
nichts mehr sehen konnten.
"ha-tschi! mach doch mal eine pause, sonst
ersticken wir noch hier drin", sagte peppe.
also machte sie eine pause, bis sich der staub
etwas gelegt hatte. dann arbeitete mjoki weiter, bis sie erneut kaum die
hand vor augen sehen konnte. immerhin hatte sie sich schon bis zur hälfte
durchgearbeitet, schätzte sie.
in dem augenblick hörten sie von draussen
ein stimme.
"ist jemand da drin?" rief die stimme, eine
tiefe männerstimme.
"die kommen uns tatsächlich retten",
sagte mjoki zu peppe, und rief dann laut: "wir sind hier drin!" richtung
tür.
"kann ich euch irgendwie helfen?" erklang
die stimme von draussen.
"wir sind hier drin eingesperrt, aber wir
haben ein werkzeug gefunden, um uns herauszuarbeiten, dauert nicht mehr
allzu lange", erklärte mjoki.
"tretet mal von der tür weg, ich habe
hier etwas wirkungsvolleres", sagte der unbekannte.
"der raum hier ist ziemlich klein, wir können
da nirgendwohin treten!" gab mjoki zur antwort,
aber peppe zupfte sie am ohr und zeigte auf
die grosse kiste.
"wartet, vielleicht geht es doch... wollt
ihr den fels sprengen?" rief mjoki nach draussen.
"so was in der art", erklärte die stimme.
"wir verkriechen uns hier hinter einer holzkiste,
wenn das reicht."
"das müsste schon klappen, keine sorge!"
erklang es von aussen.
mjoki schob die kiste etwas von der wand weg
und duckte sich dahinter. peppe verkroch sich sicherheitshalber in ihrer
manteltasche.
"wir sind bereit!" rief sie.
eine weile blieb es ruhig, dann war von draussen
ein undeutliches murmeln zu hören.
"klingt wie ein zauberspruch", flüsterte
peppe, dessen nasenspitze gerade noch aus seinem versteck hervorguckte.
dann krachte es gewaltig, und eine wolke aus
schutt und staub prasselte auf mjoki nieder. peppe hatte reflexartig die
tasche über sich zusammengezogen und blieb vom schlimmsten verschont.
der fels war weg, die tür offen.
mjoki hustete und stand auf, auch peppe schaute
wieder aus seinem versteck und hielt den leuchtstein in die höhe.
draussen stand ein alter, weisshaariger mann
mit einem langen, schneeweissen bart. er trug einen langen reisemantel
aus wolle und stütze sich auf einen knorrigen wanderstab, dessen spitze
ein ähnliches leuchten ausstrahlte wie peppes kristall. es war offensichtlich
ein zauberstab, und der mann folglich ein zauberer.
"das ist aber keiner aus dem dorf unten",
flüsterte peppe.
auch mjoki machte sich ihre gedanken. war
nicht der frühere besitzer dieser burg ein zauberer gewesen? und ein
böser dazu. womöglich... aber nein, der alte mann vor ihnen machte
einen liebenswürdigen eindruck, und immerhin hatte er sie hier befreit.
"danke für die hilfe", sagte sie schliesslich,
hielt aber das schwert (das neugefundene, ihr eigenes hatte sie schon lange
wieder eingesteckt) fest in der hand, auf alles gefasst.
"ihr braucht keine angst zu haben, werte elfendame,
ja ich bin ein zauberer, aber keiner von der sorte, in dessen falle ihr
hier geraten seid. mein name ist dinnuan, und ich bin von weit hergereist,
um... ja... ähm..."
der alte zauberer stockte und deutete dann
auf das schwert in mjokis hand.
"habt ihr dieses schwert hier drin gefunden?"
erkundigte er sich.
"wie kommt ihr darauf?" fragte mjoki.
"ich glaube es zu erkennen... darf ich es
mir mal anschauen?"
der zauberer streckte die hand aus.
mjoki hob die klinge.
"woher weiss ich, dass ihr die wahrheit sagt,
zauberer?"
der zauberer zog die hand zurück.
"ihr seid misstrauisch, aber ich kann es euch
nicht verübeln. lasst uns nach draussen gehen, dann erkläre ich
euch, was es mit diesem schwert auf sich hat."
"einverstanden", sagte mjoki. peppe kletterte
wieder auf seinen lieblingsplatz.
"oh, und da ist ja auch der kobold. die leute
in dinkelhain haben mir von euch beiden berichtet, aber sie hielten euch
schon für tot", sagte dinnuan.
"zwergkobold", berichtigte peppe, "mein name
ist peppe."
"ich heisse mjoki", stellte sich nun auch
mjoki vor, die nicht unhöflich sein wollte.
"sehr erfreut, eure bekanntschaft zu machen."
-------
die sonne war eben untergegangen, beleuchtete
jetzt nur noch die schneebedeckten berggipfel, die zuhinterst im tal aufragten.
die bewaldeten höhen über dinkelhain lagen schon im schatten,
als sich die bauern auf den weg machten. etwa fünfzig männer
waren es, die meisten bewaffnet mit alten spiessen und hellebarden. einige
trugen fackeln, andere hatten schwere werkzeuge dabei, grosse hämmer,
brechstangen und äxte.
ihre frauen waren im dorf geblieben, mehr
oder weniger freiwillig. die wenigsten von ihnen waren begeistert von der
expedition zur alten ruine, in manchen haushalten war es zu heftigen zänkereien
gekommen, und manche ehefrau hatte ihrem mann vorgeworfen, erst jetzt,
nach so vielen jahren so etwas zu unternehmen, jetzt, wo ganz zufälligerweise
eine hübsche junge elfe zur ruine aufgebrochen wäre. sie hatten
wahrscheinlich nicht ganz unrecht...
sie erreichten bald den waldrand, finster
und unheimlich erhoben sich die bäume vor ihnen. es gab nur einen
schmalen pfad, der dem bach entlangführte, ansonsten bedeckte dichtes
dornengestrüpp den waldboden. wilde tiere und gelegentlich ein schatzsucher
waren die einzigen, die diesen weg benutzten, daher war er nicht gerade
im besten zustand.
für die dinkelhainer war der wald bereits
verbotenes gelände, normalerweise.
die fackeln erhellten ihnen den weg spärlich,
und so kamen sie nur langsam voran.
-------
die falltüre war jetzt wieder offen. nachdem
der alte zauberer sie geöffnet hatte, hatte niemand mehr versucht,
sie von aussen zu verschliessen, so wie es bei mjoki und peppe zuerst geschehen
war. beim heraustreten sahen sie auch sofort den grund, die verkohlten
überreste eines skelettes lagen im innern des zerfallenen turms.
"ihr hattet wohl auch eine begegnung mit so
einem lebendigen untoten, was?" sagte mjoki zu dinnuan und deutete auf
die knochen.
der alte mann nickte.
"ihr scheint ja ein mächtiger zauberer
zu sein", sagte peppe, "das sieht nach einem ordentlichen feuerchen aus."
dinnuan lachte.
"eurem lichtkristall nach zu urteilen, versteht
auch ihr etwas von magie", sagte er dann.
"och, das ist nichts besonderes... viel mehr
als so einen kristall bedienen kann ich leider nicht", sagte peppe etwas
verlegen.
"er war ein halbes jahr an der akademie von
mianna", sagte mjoki, "aber dann..."
sie ignorierte den kniff ins ohrläppchen,
den ihr peppe verpasste, "...haben sie ihn rausgeworfen."
"nur ein kleiner unfall, ich konnte doch auch
nichts dafür", erklärte peppe, der ein wenig rot im gesicht geworden
war.
"und ich", fuhr mjoki fort, "ich bin ebenfalls
eine ausgestossene, ich darf mich in den wäldern von angomak nicht
mehr blicken lassen."
"nicht nur dort..." begann peppe, aber mjoki
hielt ihm kurzerhand den mund zu.
"nur damit ihr wisst, mit wem ihr es zu tun
habt, dinnuan. aber nun zu euch, woher wusstet ihr von dem schwert? wer
seid ihr?" fuhr sie fort.
der zauberer lachte erneut, aber es klang
sympathisch.
"ihr gefallt mir, ihr beiden. bestimmt wart
ihr ärgerlich, in der gut gesicherten schatzkammer nur ein altes schwert
vorzufinden, habe ich recht? aber kommt, hier drin ist kein guter ort zum
reden, gehen wir nach draussen, ich muss euch etwas zeigen."
mit diesen worten verliess er den turm und
trat hinaus auf den burghof. in der mitte blieb er stehen und drehte sich
um. es war dunkel geworden, die ersten sterne waren am klaren nachthimmel
zu sehen.
"kommt", sagte er.
zögernd folgte ihm mjoki, das schwert
immer noch in der hand.
"und nun gebt mir mal kurz das schwert. keine
angst, ihr könnt mir vertrauen."
"na gut", sagte mjoki und hielt dinnuan das
schwert hin.
dieser legte seinen stab beiseite, das licht
auf dessen spitze erlosch. auch peppe bat er, seinen kristall einzustecken.
dann hielt er das schwert mit beiden händen über den kopf senkrecht
gegen den himmel empor. die klinge schimmerte matt im licht der sterne.
der alte mann erhob nun laut seine stimme,
rief seltsame, den beiden abenteurern unverständliche worte in die
nacht hinaus.
eine zeitlang geschah gar nichts. der zauberer
stand unbeweglich und mit erhobenem schwert im hof, als wartete er auf
etwas.
eine sternschnuppe verglühte am himmel.
peppe sah sie und machte mjoki darauf aufmerksam.
"jetzt kannst du dir was wünschen", flüsterte
er, verstummte aber abrupt, als noch eine sternschnuppe erschien. und noch
eine zweite, eine dritte, vierte...
plötzlich schien es, als wäre das
ganze himmelszelt in bewegung, als würden alle sterne gleichzeitig
herabfallen, direkt auf die drei hinab.
es geschah völlig lautlos, unzählige
lichtpunkte fielen vom himmel, direkt auf das schwert zu,
dessen klinge nun strahlend hell leuchtete.
das licht wurde immer heller, mjoki musste die augen zusammenkneifen, aber
sie hatte keine angst. das waren nicht wirklich die sterne, die da vom
himmel fielen, erkannte sie, es war etwas anderes, magisches, als wolle
das schwert auf diese weise ein wenig vom licht der sterne in sich aufnehmen.
das schauspiel dauerte nicht länger als
eine minute, dann waren die vielen lichtpunkte verschwunden, nur noch ein
leichtes leuchten ging von der klinge des schwertes aus.
dinnuan senkte die arme und legte das schwert
sorgfältig auf den boden.
"sternenlicht", sagte er, voller ehrfurcht.
"ist das der name des schwertes? irgendwo
hab ich den schon mal gehört", sagte mjoki.
"so ist es. ich war mir zwar schon ziemlich
sicher, als ich es unten in der höhle zum ersten mal sah, aber nun
haben wir den beweis. zu lange war es in der dunkelheit, und erst jetzt
erstrahlt es wieder in seinem alten glanz."
"ist es vorbei? was war das?" fragte peppe
und guckte aus mjokis manteltasche heraus.
mjoki lachte und hob den kobold wieder auf
ihre schulter.
"mit diesem schwert wurde vor vielen jahrhunderten
der mächtigste aller schwarzmagier besiegt, krono, der schrecken aller
völker", sagte dinnuan.
mjoki erbleichte.
"und ich habe es in der hand gehalten!" sagte
sie.
peppe starrte auf das schwert.
"krono!?"
mit diesen worten kletterte er flink an mjokis
mantelsaum herunter und verschwand in seinem beliebtesten zufluchtsort.
"mjoki, mit solchen geschichten will ich nichts
zu tun haben! ich komme erst wieder heraus, wenn wir weit, weit weg sind
von diesem unheimlichen ort!" liess er aus der tasche heraus vernehmen.
"ihr müsst ihn entschuldigen, er ist
manchmal etwas ängstlich", erklärte die elfe.
"aber nun habt ihr mich erst recht neugierig
gemacht. ich sehe zwar ein, dass dieses schwert eine nummer zu gross für
mich ist, ihr könnt es gerne behalten. dennoch, ihr schuldet mir wohl
eine erklärung, wer seid ihr nun wirklich? und warum habt ihr dieses
schwert gesucht?
das habt ihr doch, oder?"
"mjoki!" erklang peppes stimme.
"ihr seid mutig", sagte dinnuan, "und ich
werde euch gerne meine geschichte erzählen. aber nicht hier, wenn
es euch recht ist. ich schlage vor, wir kehren zurück ins dorf, dann
werdet ihr alles erfahren. es ist eine lange geschichte, müsst ihr
wissen. ich bin nicht mehr der jüngste, ein bisschen schlaf würde
mir jetzt gut tun."
"hmm, ich halte euch zwar für einen ehrlichen
zauberer, aber kann ich euch wirklich trauen? seid ihr morgen, wenn ich
aufwache nicht schon lange mit dem schwert über alle berge?" fragte
mjoki.
"ihr könntet ja das schwert so lange
zu euch nehmen", schlug dinnuan vor.
"kommt nicht in frage!" rief peppe.
"doch, das klingt nach einer guten lösung",
sagte mjoki, "aber was würdet ihr tun, wenn wir heute nacht mit eurem
schwert verduften würden?"
dinnuan hob seinen stab auf.
"es ist nicht mein schwert, und ihr seid keine
diebe. diebe brechen in die häuser der reichen kaufleute ein, nicht
in alte spukruinen", sagte er und lächelte.
"und ausserdem würde ich euch finden.
ich bin ein zauberer, schon vergessen?"
beide lachten.
mjoki nahm also das schwert wieder zu sich,
und folgte dinnuan, der richtung ausgang schritt.
sie warf einen blick in peppes versteck.
"komm doch wieder raus, ja? du wolltest doch
auch schon immer mal ein richtiges abenteuer erleben, jetzt hast du die
gelegenheit dazu", sagte sie.
"aber nicht, wenn es was mit krono zu tun
hat!" erwiderte peppe.
"nun sei doch nicht so, der kerl ist doch
schon lange tot!"
"ich habe mich lange genug mit magie befasst,
um zu wissen, dass ein so mächtiger magier niemals wirklich sterben
kann", sagte der kobold.
"na klar", sagte mjoki, "womöglich steckt
er ja in dem schwert fest, und heute nacht kommt er raus und frisst dich
auf! buhh!"
"du bist unmöglich!" sagte peppe, aber
dann lachten sie beide.
dinnuan hingegen lachte nicht, aber das fiel
mjoki nicht weiter auf.
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der so mutig begonnene ausflug der bauern von
dinkelhain nahm ein unerwartetes ende, der in der region noch lange für
gesprächsstoff sorgte.
die frauen und kinder des dorfes hatten bis
in die nacht hinein auf dem dorfplatz ausgeharrt, von martha mit warmen
getränken versorgt, und auf die rückkehr ihrer männer gewartet.
sie sahen das leuchten, das die ruine erhellte,
hielten es aber von weitem für das zeichen des erfolgs.
"sie brennen die ruine nieder!" riefen sie.
umso mehr staunten sie dann, als der ganze
trupp einige zeit später hals über kopf über die felder
gerannt kam, ohne waffen und werkzeug, von zweigen zerkratzt und schlammverschmiert.
die ankömmlinge brachten nur unverständliches
über die lippen, der himmel sei ihnen zu hilfe gekommen, andere redeten
wirres zeug über leuchtende gespenster, die sie angegriffen hätten.
wenigstens hatten alle den heimweg gefunden,
und nachdem sich alle etwas beruhigt hatten, erfuhren die frauen, dass
ihre tapferen ehegatten gerade am fusse des burgfelsens angekommen waren,
als über ihnen der himmel regelrecht explodiert sei, ein hagel von
sternen sei auf die ruine niedergegangen und hätte ihnen die ganze
arbeit abgenommen.
"die götter haben unsere bitten erhört",
erklärte der dorfälteste das geschehen.
alles jubelte, umso mehr, als der eselswirt
verkündete, für den rest der nacht seien die getränke bei
ihm umsonst zu haben.
auch wenn er sich deswegen einen bösen
blick von seiner frau einhandelte, folgten fast alle seiner einladung und
drängten sich in die wirtsstube des goldenen esels.
ein fröhliches feiern begann, und manch
edler tropfen verschwand in den durstigen kehlen der dinkelhainer.
die ernüchterung folgte aber schon bald,
denn mit einem mal öffnete sich die tür, und dinnuan, mjoki und
peppe betraten den raum.
der wirt liess vor schreck einen ganzen stapel
gläser fallen.
"ihr seid noch am leben?" fragte er, traute
beinahe seinen augen nicht.
"selbstverständlich", sagte dinnuan.
"ihr habt ja mächtig betrieb heute, haben
wir irgendwas verpasst?" fragte mjoki.
alles redete gleichzeitig durcheinander, aber
schliesslich erklärte der dorfälteste, was während ihrer
abwesenheit im dorf vorgefallen war.
"ich glaube, da liegt ein missverständniss
vor", sagte dinnuan schliesslich, "ich muss zwar zugeben, für das
feuerwerk, das ihr gesehen habt, bin ich verantwortlich, ich habe damit
die geister verjagt, die euch so verängstigten. aber die ruinen stehen
noch."
"und was ist mit dem schatz?" erkundigte sich
jemand.
"es gab nie einen", lautete dinnuans antwort.
und weil nun auch der letze im raum erkannt
hatte, dass dinnuan ein zauberer sein musste, glaubten sie ihm. eigentlich
hatte er ja auch nicht unrecht.
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© Balz
Strebi
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