Sternenlicht von Balz Strebi
1. kapitel

"ganz schön finster hier drin. peppe, mach doch bitte mal das licht an", sagte mjoki, während sie sich umschaute. sie stand in einem grossen saal, der wohl einmal die eingangshalle gewesen sein musste. teile von umgestürzten säulen lagen herum. der verputz war schon lange von den wänden gebröckelt, nur teilweise waren noch reste von kostbaren wandmalereien zu erkennen. hoch oben waren kleine fenster, dicht unter der decke, aber mittlerweile völlig von efeu überwuchert. nur durch die schwere, verrostete eisentüre, deren einer flügel offenstand, drang ein lichtstrahl in den raum.
der angesprochene, ein kleiner kobold (zwergkobold, um genau zu sein, er war gerade mal so gross wie mjokis hand) mit namen peppe, sass auf seinem lieblingsplatz, nämlich mjokis rechter schulter, und kramte in den taschen seines gewandes.
"ah, da ist er ja", murmelte er und brachte einen kleinen kristall zum vorschein, den er in die höhe hielt. noch einmal murmelte er etwas, diesmal klang es allerdings ziemlich unverständlich, ein alter zauberspruch wohl. mit einem mal fing der kleine kristall an zu leuchten, fast so stark wie eine fackel, und tauchte die nähere umgebung in ein warmes licht.
"nett hier", sagte mjoki.
"ich weiss nicht... die leute im dorf scheinen sich ja mächtig vor diesem ort zu fürchten, ich finde, wir sollten vorsichtig sein", sagte peppe.
"wie du meinst", sagte die junge elfe und hielt eine hand an den griff ihres schwertes, während sie ein paar schritte in den raum hineintrat.

-------

die alte ruine stand auf einem felsvorsprung am ende eines kleinen tals, nur über einen schmalen pfad erreichbar, der in den fels gehauen worden war.
darunter schlängelte sich ein bach zuerst durch dichten wald, nach einer weile abgelöst durch die felder und wiesen des nahen dorfes. das dorf selber war sehr klein, nicht viel mehr als ein paar bauernhäuser, die den dorfplatz umstanden, aber immerhin gab es ein wirtshaus. dieses hiess "zum goldenen esel", ein wahrlich seltsamer name für ein wirtshaus, denn in dem dorf gab es zwar einige esel, aber kein gold, wie der wirt jeweils zu sagen pflegte, wenn er fremde zu gast hatte.
aber das kam selten vor, denn dinkelhain, so hiess das kleine dorf, lag in einem abgelegenen seitental, in das sich selten fremde verirrten.
die einzige attraktion, die dinkelhain vorzuweisen hatte, war die ruine weiter hinten im tal. verschiedene sagen rankten sich um das alte gemäuer, und wenn sie auch bisweilen widersprüchlich waren, so stand doch fest, dass die burg einst der sitz eines magiers war, der sich den schwarzen künsten verschrieben hatte. wie es zu seinem ende kam, konnte niemand genau sagen, manche erzählten von einem mutigen helden, der ihn besiegt haben sollte, andere vertraten die auffassung, der magier habe sich zusammen mit einem teil seiner burg bei einem misslungenen experiment selbst in die luft gejagt.
in einem punkt aber waren sich alle sagen einig, und zwar was die gut gefüllte, aber auch gut versteckte und bewachte schatzkammer betraf, die nach wie vor unberührt im innern der burg auf denjenigen wartete, der sie finden würde.
im laufe der jahrzehnte hatte ein gutes dutzend schatzjäger versucht, den schatz zu finden, aber keiner von ihnen war bisher lebendig zurückgekehrt, wie der eselswirt zu erzählen wusste. 
er hatte es natürlich auch der jungen elfe erzählt, die mit ihrem seltsamen kleinen begleiter eines abends im wirtshaus quartier bezog, um "die umgebung zu erkunden", wie sie sich ausdrückte.
dabei war dem wirt sofort klar gewesen, worum es den beiden ging. es war nicht schwer zu erraten, auch hatten sie kein allzu grosses geheimnis daraus gemacht, sie hatte ihn ja sogar nach der ruine gefragt. seine warnung stiess auf taube ohren, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als ihnen glück zu wünschen, als das seltsame paar am nächsten morgen richtung ruine aufbrach.

-------

mjoki und peppe hatten den zerfallenen saal hinter sich gelassen und betraten das, was einmal der burghof gewesen sein musste. links und rechts erhoben sich die zerfallenen mauern einige meter hoch, vor ihnen aber, gegenüber dem eingang, ragte der hauptturm in die höhe. er war nur noch ein leeres mauergerippe, das dach war weg, vielleicht einem sturm zum opfer gefallen.
sie betraten das innere des turms, und peppe leuchtete mit seinem kristall die dunklen ecken aus.
"guck mal, da ist eine falltür!" sagte mjoki und deutete auf den boden im hinteren teil des turms.
sie bückte sich und schob etwas schutt und erde beiseite. tatsächlich lag da eine falltür, nur noch schwer zu erkennen unter all dem dreck.
"elfenaugen müsste man haben", sagte peppe, während mjoki den restlichen schutt wegräumte, "ich hätte das ding bestimmt übersehen."
die tür liess sich leicht öffnen, quietschte nur ein wenig in den verrosteten angeln.
darunter kam eine treppe zum vorschein, die grob in den fels gehauen steil nach unten führte.
"möchte wissen, wann wohl das letzte mal jemand hier runtergestiegen ist", sagte mjoki.
"der wirt meinte, es sei schon länger als ein jahr niemand mehr hier gewesen", sagte peppe.
"und sie sind alle nicht zurückgekehrt..." fügte er hinzu.
"dummes geschwätz! willst du hier oben warten, während ich runtersteige?" fragte sie.
"für wen hältst du mich eigentlich?"
"na also. gehen wir."
mjoki zog ihr schwert, sicherheitshalber, und stieg die treppe hinunter, den kleinen kobold auf der schulter.
die treppe war lang und steil, sie schien weit in den berg hineinzuführen.
endlich endete die treppe, ein langer gang ging geradeaus weiter, nur grob in den fels gehauen.
"zweihundertneunundneunzig", sagte peppe. er hatte die stufen gezählt, eine seiner lieblingsbeschäftigungen.
"du hast gut reden, du musst sie ja auch nicht selber unter die füsse nehmen", sagte mjoki.
die beiden schauten sich um. der eingang über ihnen war gerade noch zu erkennen. vor ihnen, ausserhalb der reichweite des leuchtkristalls, lag nichts als schwärze. peppe entdeckte es als erster.
"da liegt ein skelett", sagte er.
tatsächlich lag ein paar meter vor ihnen ein ziemlich gut erhaltenes menschliches skelett.
"woran der wohl gestorben ist?" wollte mjoki wissen und trat näher.
da sah sie, dass das gerippe zwar gut erhalten war, aber doch einen kleinen schönheitsfehler aufwies. der schädel lag nicht auf den schultern, wie es sich für ein skelett gehört, sondern etwas abseits.
"dem hat jemand den kopf abgeschlagen!" sagte der kobold und klammerte sich etwas nervös
an mjokis langem, schwarzem haar fest.
in dem moment hörten sie von oben ein lautes "klapp", und der lichtschein vom eingang erlosch.

-------

"du hättest sie nicht gehen lassen sollen!" sagte die frau des eselswirten zu ihrem mann.
"was hätte ich dann tun sollen? ich habe sie gewarnt. ich kann doch meine gäste hier nicht einfach einsperren!" erwiderte dieser.
die wirtsleute waren allein in der gemütlich eingerichteten gaststube. es war ja auch erst früher nachmittag, die bauern waren alle auf den feldern und würden erst abends erscheinen.
nicht alle kamen regelmässig ins wirtshaus, aber heute abend würden sie alle erscheinen, das wusste der wirt. die nachricht, dass fremde im dorf waren, hatte sich schnell herumgesprochen.
"jemand sollte diese ruine ein für allemal dem erdboden gleichmachen", sagte die eselswirtin
(wobei sie diese bezeichnung als schwere beleidigung auffasste. nennen wir sie also einfach martha).
"wetten, dass du niemand hier dazu bewegen kannst, auch nur einen fuss in dieses verfluchte gemäuer zu setzen? mich eingeschlossen."
"aber die kleine war doch noch so jung! und dieser... zwergkobold... der kann sie doch nicht ernsthaft beschützen!" sie redete natürlich von mjoki und peppe.
"na, noch wissen wir ja nicht, ob sie nicht doch wiederkommen, und ausserdem ist sie eine elfe, bei denen kann man nie wissen wie alt sie wirklich sind. die kleine ist vielleicht älter als ich", sagte der wirt.
"so ein unsinn! die sehen wir nie wieder", sagte martha.
"verzeihung, haben sie schon geöffnet?"
von den beiden unbemerkt war ein gast eingetreten. ein alter mann, mit schneeweissen haaren und einem langen, ebenso schneeweissen bart. er trug einen einfachen, langen reisemantel aus brauner wolle und stützte sich auf seinen stock, ein grosser, knorriger wanderstab.
"aber natürlich, treten sie ein! darf ich ihnen eine erfrischung anbieten?" begrüsste ihn der wirt, nachdem er sich gefasst hatte.
drei fremde gäste in zwei tagen, das war ein rekord!
der alte mann setzte sich an einen der tische aus massivem eichenholz und lehnte sich ein wenig erschöpft zurück. den wanderstab und das bündel gepäck, das er mit sich trug, legte er neben sich auf die holzbank.
"einen krug wasser könnte ich jetzt gebrauchen, danke", sagte er.
als der wirt ihm den krug brachte, nahm er einen grossen schluck.
"das tut gut. ich bin schon den ganzen tag auf den beinen", sagte er.
"sagen sie", begann der fremde, nachdem er den krug leergetrunken hatte, "sie haben nicht vielleicht noch ein zimmer für die nacht frei?"
"aber selbstverständlich, es kommen selten gäste hierher", sagte der eselswirt 
"dachte ich mir beinahe. ich bin wohl ihr einziger gast heute?"
martha räusperte sich lautstark.
"ja", verkündete sie,
"nein", sagte ihr mann.
"na ja, vielleicht..." fügte er hinzu.
er erzählte dem alten mann die geschichte der ruine, und von den beiden schatzjägern, die am morgen dorthin aufgebrochen waren.
"das ist vielleicht ein zufall", sagte der alte mann, "wegen dieser ruine bin ja auch ich hier."
den wirtsleuten verschlug es die sprache.

-------

"was zum krono!?" sagte mjoki und hielt ihr schwert fester.
"das war nicht der wind", flüsterte peppe.
"ob jemand da oben ist?" sagte mjoki.
"das ist bestimmt eine falle, mit magiern ist nicht zu spassen, auch wenn sie schon lange tot sind", flüsterte peppe, noch etwas leiser.
"lass uns wieder raufgehen und von hier verschwinden!" fügte er hinzu.
"kommt nicht in frage!"
"und was tun wir dann?"
"wir erkunden die höhle hier, und wenn wir den schatz gefunden haben, gehen wir wieder rauf. und was auch immer uns daran hindern will..." sagte sie und liess ihr schwert durch die luft wirbeln. sie konnte wirklich gut damit umgehen, das wusste peppe natürlich. trotzdem klammerte er sich noch etwas nervöser an ihrem haar fest und versuchte, mit seinem kristall möglichst viel von der umgebung zu beleuchten.
"lass mich jetzt bloss nicht im stich, wenn wir nichts mehr sehen sind wir schneller erledigt als uns lieb ist", sagte sie, eine kleine stichelei, aber auch warnung, denn peppe pflegte sich in schwierigen situationen gerne zurückzuziehen, vorzugsweise in mjokis manteltasche.
"schon gut, ich habe keine angst", sagte der zwerkobold.
mjoki setzte sich in bewegung, von der treppe weg und tiefer in den berg hinein.
"schau mal, noch ein skelett", sagte peppe und deutete nach vorne.
tatsächlich lehnte da ein skelett aufrecht an der felswand.
es hatte sogar noch die überreste eines helms auf dem schädel und ein altes, ebenfalls ziemlich rostiges schwert in den knochigen fingern.
und es bewegte sich.
mit knirschenden geräuschen stürzte es sich auf die beiden abenteurer, das schwert zum schlag erhoben.
sein kiefer klapperte auf und zu, fast als wollte es etwas sagen.
"vorsicht!" rief peppe aus, aber mjoki hatte die gefahr erkannt und parierte den angriff geschickt.
"halt dich fest!" sagte sie zu peppe, während sie dem anstürmenden knochengerippe auswich.
ein kurzes gefecht entbrannte, und das skelett erwies sich als ziemlich flink und vor allem gelenkig, aber gegen mjokis kampfkünste hatte es keine chancen.
die elfe schlug ihrem knochigen gegner kurzerhand den arm ab, mit dem er sein schwert hielt, und beides fiel scheppernd auf den boden. einen moment stand das skelett etwas ratlos da, bückte sich aber rasch, als mjoki zu einem schlag richtung schädel ausholte.
das skelett hob den arm samt schwert vom boden auf, und ein paar sekunden (und ein hässliches knirschen) später war der arm wieder an seinem platz, als wäre nichts geschehen.
das skelett deutete ein grinsen an und ging wieder zum angriff über. 
mjoki fluchte und drosch auf den knochenmann ein, diesmal gründlicher, und zertrümmerte so viele knochen, wie sie nur konnte. es schien zu klappen, denn der gegner fiel immer mehr auseinander, und nach einem schlag, der ihm den schädel von den schultern purzeln liess, fielen die restlichen knochen leblos in sich zusammen und rührten sich nicht mehr.
"verflixt, das war vielleicht ein zäher gegner", sagte mjoki und wischte sich den schweiss von der stirn.
"nicht sehr stark, aber er kann sich selbst wieder zusammenflicken... ob er wohl wieder aufsteht?" sagte peppe, der jetzt schon etwas mutiger wirkte. vielleicht, weil jetzt die unsicherheit weg war, es war gefährlich hier unten, das stand fest. und eigentlich war peppe alles andere als ein angsthase... aber nur, solange er wusste, mit was er es zu tun hatte. wandelnde untote hatten er und mjoki schon oft erlebt und bekämpft.
"schon möglich..." sagte mjoki und schlug mit dem schwert noch einige male auf den schädel ein, bis er völlig zersplittert war, "...aber das müsste ihn eigentlich unschädlich machen. auch wenn nichts mehr drin ist, ohne kopf läuft bei denen gar nichts."
"was meinst du, war das der frühere besitzer der burg?" fragte der kobold.
"wohl kaum, sieht eher aus wie ein ganz gewöhnlicher schatzwächter."
"möchte nur wissen, was es hier zu bewachen gibt."
"ich auch... gehen wir es herausfinden."
sie setzten sich in bewegung, ein kleiner lichtschein in einer immer grösser und breiter werdenden höhle.

-------

im wirtshaus "zum goldenen esel" hatten sich unterdessen eine menge gäste eingefunden.
wie ein lauffeuer hatte sich herumgesprochen, dass noch jemand richtung ruine aufgebrochen war, denn der alte mann, der am nachmittag im wirtshaus aufgetaucht war, hatte sich unverzüglich auf den weg gemacht, nachdem ihm der wirt von Mjoki und Peppe berichtet hatte.
am grossen stammtisch sassen die ältesten des dorfes, sie bildeten eine art dorfrat, da dinkelhain keinen bürgermeister hatte. dafür war es viel zu klein.
auch die wirtsleute sassen bei ihnen.
"liebe freunde, ein fluch lastet über unserem dorf, ja über dem ganzen tal", sagte der dorfälteste mit lauter, fester stimme, so dass alle im wirtshaus es hören konnten. sämtliche übrigen gespräche verstummten, und alles blickte in die ecke, wo der dorfrat sich niedergelassen hatte.
"kein rechtschaffener bürger traut sich noch hierher, und dafür haben wir hier einen schatzjäger nach dem anderen, zwielichtige gestalten, die sich in ihr verderben stürzen. ich als euer dorfältester kann diesem treiben nicht länger tatenlos zusehen, und ich halte es für unsere pflicht, diesem zustand ein ende zu bereiten."
die versammelten bauern applaudierten und riefen "jawohl!" und ähnliches.
"ich schlage deshalb vor", fuhr der dorfälteste fort, und der lärm verstummte,
"dass wir alle noch in diesem augenblick zu dem ort aufbrechen, der die quelle unseres fluchs ist. wir werden die leute, die jetzt dort oben sind, von ihrem vorhaben abbringen, sofern sie noch am leben sind, und die ruinen dem erdboden gleichmachen!"
die bauern schauten einander bestürzt an, niemand sagte ein wort. der dorfälteste erhob sich von seinem platz.
eine ganze weile stand er da und schaute sich im raum um. niemand wagte es, ihm in die augen zu sehen.
schliesslich wechselte der eselswirt mit seiner frau einen kurzen blick und stand auf.
"ich bin dabei!" sagte er.
zögernd folgten, einer nach dem anderen, auch die übrigen bauern seinem beispiel.

-------

die höhle, durch die mjoki und peppe wanderten, wurde nicht nur immer breiter und höher, sie änderte auch ihr aussehen. war es am anfang noch ein in den fels gehauener gang, so wurde sie immer mehr zu einer natürlichen tropfsteinhöhle. lediglich der boden der höhle schien von menschenhand bearbeitet zu sein, ein breiter, ins gestein gehauener weg führte immer geradeaus, während links und rechts riesige kalksäulen bis an die decke ragten.
es war ziemlich hell in der höhle, der kalk reflektierte das licht von peppes kristall, er leuchtete bisweilen sogar in allen farben auf, wenn die lichtsstrahlen eine der säulen 
trafen.
ein halbe stunde verging, bis sie endlich das ende der höhle erreichten. abzweigungen schien es in der ganzen höhle keine zu geben, mjoki und peppe hatten nichts dergleichen bemerkt. 
nun standen sie vor einer senkrechten, sogar leicht überhängenden wand, in die eine kleine öffnung gemauert worden war. eine tür aus dunklen, schweren holzbalken war darin eingelassen, die uralt aussah, aber dennoch einen ziemlich stabilen, guterhaltenen eindruck machte. seltsame schriftzeichen waren ins holz eingeritzt.
"was das wohl bedeutet?" sagte mjoki und deutete auf die zeichen.
"das sind bestimmt magische zeichen, aber ich kenne ihre bedeutung nicht", sagte peppe.
"nun, hoffen wir, dass es nichts allzu böses bedeutet", sagte mjoki und schob den schweren riegel beiseite, mit dem die tür gesichert war.
"es bedeutet ganz bestimmt etwas böses!" sagte peppe, der mal wieder etwas ängstlich wirkte.
die tür liess sich mühelos öffnen. mjoki entfernte den riegel ganz und legte ihn auf den boden, so dass die tür nicht versehentlich zufallen konnte, und trat in den dahinterliegenden raum ein.
es war eine längliche, gemauerte kammer, grosse steinplatten bedeckten den boden.
im hinteren teil stand eine grosse, hölzerne kiste.
"ich glaube, wir sind am ziel", sagte mjoki und machte ein paar schritte richtung kiste.
eine der steinplatten gab beim drauftreten ein geräusch von sich und bewegte sich leicht. hinter ihnen bewegte sich die tür zu, konnte aber wegen dem riegel, der am boden lag, nicht ganz zufallen.
"ha, wusste ich’s doch! mich legt man mit solchen fallen nicht so leicht herein", sagte mjoki und lachte. auch peppe grinste. dann aber rumpelte es in der kammer plötzlich sehr laut, der boden zitterte, und mit lautem donnern fiel eine massive steinplatte hinter ihnen von der decke und verschloss den eingang vollständig. sie waren eingemauert.
eine zeitlang schauten sich die beiden schatzsucher nur entgeistert an, schauten auf den versperrten eingang. mjoki trat schliesslich näher und untersuchte den fels.
"nichts zu machen, da war jemand schlauer als wir", sagte sie schliesslich.
"und was jetzt? ich will noch nicht sterben!" rief peppe aus.
"hmm, zugegeben, ich weiss auch nicht, wie... hey, warum schauen wir nicht mal, was in der kiste drin ist? ich möchte wenigstens wissen, weswegen ich draufgehen werde!"
"deinen optimismus möchte ich haben!" sagte peppe
"noch geben wir nicht auf, ja? die leute im dorf werden uns bestimmt suchen", sagte mjoki.
"die haben uns doch schon lange abgeschrieben", widersprach peppe, "die getrauen sich nicht mal in die nähe der ruine! oder was glaubst du, weshalb der wirt auf vorauszahlung des zimmers bestanden hat?"
mjoki ignorierte diesen einwand und machte sich an der kiste zu schaffen. diese liess sich leicht öffnen.
"leer!" sagte peppe.
"verdammt..."
peppe hielt den leuchtenden kristall tiefer.
"nein, schau, da liegt doch etwas, sieht aus wie..."
"...ein altes schwert", sagte mjoki und nahm es aus der kiste.
"sieht aber sehr alt aus", sagte peppe.
tatsächlich war der griff des schwertes etwas verrostet, nur vereinzelt liessen sich kunstvolle verzierungen erkennen. das schwert steckte in einer scheide aus altem, halbverschimmelten leder.
mjoki zog es heraus, warf die stinkende hülle zurück in die kiste.
"nicht schlecht", sagte sie und hielt die klinge ins licht.
die klinge war aus einem silbern glänzenden metall angefertigt, ebenfalls kunstvoll verziert, nahe beim schaft waren sogar einige hell glitzernde edelsteine eingearbeitet, umrahmt von seltsamen schriftzeichen.
"das ding ist ja federleicht", sagte mjoki und wog es in der luft.
"das sind bestimmt dieselben zeichen wie auf der tür vorhin", sagte peppe und deutete auf die verzierungen.
mjoki drehte sich um, wollte schon nachschauen, aber da war nur der fels.
enttäuscht setzte sie sich nieder, lehnte mit dem rücken an die wand und betrachtete nachdenklich das schwert.
"so ein mist! da sitzen wir nun eingesperrt in dieser höhle, und alles nur wegen einem lumpigen schwert! soll das jetzt etwa der berühmte schatz sein?" sagte sie nach einer weile.
"also so lumpig sieht es nicht aus, das ist bestimmt verzaubert und so..." erwiderte der kobold.
"umso schlimmer, dann können wir es nicht mal verkaufen, niemand will ein schwert haben, das womöglich mit einem fluch beladen ist!"
"wir können es so oder so nicht verkaufen, solange wir hier drin festsitzen!"
"verdammt, ich weiss!" sagte mjoki und schleuderte das schwert wutentbrannt in die richtung, in der einmal die tür war.
das schwert drang mühelos in den harten fels ein und blieb etwa zehn zentimeter tief drin stecken. ein paar gesteinssplitter flogen durch den raum.
mjoki sprang auf, peppe verlor das gleichgewicht und fiel von ihrer schulter, konnte sich aber gerade noch an ihren haaren, die glücklicherweise sehr lang waren, festhalten.
"gepriesen sei die schmiedekunst!" rief sie aus und zog das schwert aus dem fels. die klinge hatte keinen kratzer abbekommen.
"damit hat unser fallensteller wohl nicht gerechnet", sagte peppe, der in mjokis haar festhing und beim versuch, wieder zur schulter hochzuklettern ihre frisur durcheinanderbrachte.
"was machst du da eigentlich, das kitzelt!" sagte sie, packte den kleinen kobold und hob ihn wieder auf ihre schulter.
anschliessend fing sie an, mit dem schwert den felsblock zu bearbeiten. es klappte ganz gut, stück für stück trug die klinge das gestein ab, bis mjoki und peppe vor lauter staub fast nichts mehr sehen konnten.
"ha-tschi! mach doch mal eine pause, sonst ersticken wir noch hier drin", sagte peppe.
also machte sie eine pause, bis sich der staub etwas gelegt hatte. dann arbeitete mjoki weiter, bis sie erneut kaum die hand vor augen sehen konnte. immerhin hatte sie sich schon bis zur hälfte durchgearbeitet, schätzte sie.
in dem augenblick hörten sie von draussen ein stimme.
"ist jemand da drin?" rief die stimme, eine tiefe männerstimme.
"die kommen uns tatsächlich retten", sagte mjoki zu peppe, und rief dann laut: "wir sind hier drin!" richtung tür.
"kann ich euch irgendwie helfen?" erklang die stimme von draussen.
"wir sind hier drin eingesperrt, aber wir haben ein werkzeug gefunden, um uns herauszuarbeiten, dauert nicht mehr allzu lange", erklärte mjoki.
"tretet mal von der tür weg, ich habe hier etwas wirkungsvolleres", sagte der unbekannte.
"der raum hier ist ziemlich klein, wir können da nirgendwohin treten!" gab mjoki zur antwort,
aber peppe zupfte sie am ohr und zeigte auf die grosse kiste.
"wartet, vielleicht geht es doch... wollt ihr den fels sprengen?" rief mjoki nach draussen.
"so was in der art", erklärte die stimme.
"wir verkriechen uns hier hinter einer holzkiste, wenn das reicht."
"das müsste schon klappen, keine sorge!" erklang es von aussen.
mjoki schob die kiste etwas von der wand weg und duckte sich dahinter. peppe verkroch sich sicherheitshalber in ihrer manteltasche.
"wir sind bereit!" rief sie.
eine weile blieb es ruhig, dann war von draussen ein undeutliches murmeln zu hören.
"klingt wie ein zauberspruch", flüsterte peppe, dessen nasenspitze gerade noch aus seinem versteck hervorguckte.
dann krachte es gewaltig, und eine wolke aus schutt und staub prasselte auf mjoki nieder. peppe hatte reflexartig die tasche über sich zusammengezogen und blieb vom schlimmsten verschont.
der fels war weg, die tür offen.
mjoki hustete und stand auf, auch peppe schaute wieder aus seinem versteck und hielt den leuchtstein in die höhe.
draussen stand ein alter, weisshaariger mann mit einem langen, schneeweissen bart. er trug einen langen reisemantel aus wolle und stütze sich auf einen knorrigen wanderstab, dessen spitze ein ähnliches leuchten ausstrahlte wie peppes kristall. es war offensichtlich ein zauberstab, und der mann folglich ein zauberer.
"das ist aber keiner aus dem dorf unten", flüsterte peppe.
auch mjoki machte sich ihre gedanken. war nicht der frühere besitzer dieser burg ein zauberer gewesen? und ein böser dazu. womöglich... aber nein, der alte mann vor ihnen machte einen liebenswürdigen eindruck, und immerhin hatte er sie hier befreit.
"danke für die hilfe", sagte sie schliesslich, hielt aber das schwert (das neugefundene, ihr eigenes hatte sie schon lange wieder eingesteckt) fest in der hand, auf alles gefasst.
"ihr braucht keine angst zu haben, werte elfendame, ja ich bin ein zauberer, aber keiner von der sorte, in dessen falle ihr hier geraten seid. mein name ist dinnuan, und ich bin von weit hergereist, um... ja... ähm..."
der alte zauberer stockte und deutete dann auf das schwert in mjokis hand.
"habt ihr dieses schwert hier drin gefunden?" erkundigte er sich.
"wie kommt ihr darauf?" fragte mjoki.
"ich glaube es zu erkennen... darf ich es mir mal anschauen?"
der zauberer streckte die hand aus.
mjoki hob die klinge.
"woher weiss ich, dass ihr die wahrheit sagt, zauberer?"
der zauberer zog die hand zurück.
"ihr seid misstrauisch, aber ich kann es euch nicht verübeln. lasst uns nach draussen gehen, dann erkläre ich euch, was es mit diesem schwert auf sich hat."
"einverstanden", sagte mjoki. peppe kletterte wieder auf seinen lieblingsplatz.
"oh, und da ist ja auch der kobold. die leute in dinkelhain haben mir von euch beiden berichtet, aber sie hielten euch schon für tot", sagte dinnuan.
"zwergkobold", berichtigte peppe, "mein name ist peppe."
"ich heisse mjoki", stellte sich nun auch mjoki vor, die nicht unhöflich sein wollte.
"sehr erfreut, eure bekanntschaft zu machen."

-------

die sonne war eben untergegangen, beleuchtete jetzt nur noch die schneebedeckten berggipfel, die zuhinterst im tal aufragten. die bewaldeten höhen über dinkelhain lagen schon im schatten, als sich die bauern auf den weg machten. etwa fünfzig männer waren es, die meisten bewaffnet mit alten spiessen und hellebarden. einige trugen fackeln, andere hatten schwere werkzeuge dabei, grosse hämmer, brechstangen und äxte.
ihre frauen waren im dorf geblieben, mehr oder weniger freiwillig. die wenigsten von ihnen waren begeistert von der expedition zur alten ruine, in manchen haushalten war es zu heftigen zänkereien gekommen, und manche ehefrau hatte ihrem mann vorgeworfen, erst jetzt, nach so vielen jahren so etwas zu unternehmen, jetzt, wo ganz zufälligerweise eine hübsche junge elfe zur ruine aufgebrochen wäre. sie hatten wahrscheinlich nicht ganz unrecht...
sie erreichten bald den waldrand, finster und unheimlich erhoben sich die bäume vor ihnen. es gab nur einen schmalen pfad, der dem bach entlangführte, ansonsten bedeckte dichtes dornengestrüpp den waldboden. wilde tiere und gelegentlich ein schatzsucher waren die einzigen, die diesen weg benutzten, daher war er nicht gerade im besten zustand.
für die dinkelhainer war der wald bereits verbotenes gelände, normalerweise.
die fackeln erhellten ihnen den weg spärlich, und so kamen sie nur langsam voran.

-------

die falltüre war jetzt wieder offen. nachdem der alte zauberer sie geöffnet hatte, hatte niemand mehr versucht, sie von aussen zu verschliessen, so wie es bei mjoki und peppe zuerst geschehen war. beim heraustreten sahen sie auch sofort den grund, die verkohlten überreste eines skelettes lagen im innern des zerfallenen turms.
"ihr hattet wohl auch eine begegnung mit so einem lebendigen untoten, was?" sagte mjoki zu dinnuan und deutete auf die knochen.
der alte mann nickte.
"ihr scheint ja ein mächtiger zauberer zu sein", sagte peppe, "das sieht nach einem ordentlichen feuerchen aus."
dinnuan lachte.
"eurem lichtkristall nach zu urteilen, versteht auch ihr etwas von magie", sagte er dann.
"och, das ist nichts besonderes... viel mehr als so einen kristall bedienen kann ich leider nicht", sagte peppe etwas verlegen.
"er war ein halbes jahr an der akademie von mianna", sagte mjoki, "aber dann..."
sie ignorierte den kniff ins ohrläppchen, den ihr peppe verpasste, "...haben sie ihn rausgeworfen."
"nur ein kleiner unfall, ich konnte doch auch nichts dafür", erklärte peppe, der ein wenig rot im gesicht geworden war.
"und ich", fuhr mjoki fort, "ich bin ebenfalls eine ausgestossene, ich darf mich in den wäldern von angomak nicht mehr blicken lassen."
"nicht nur dort..." begann peppe, aber mjoki hielt ihm kurzerhand den mund zu.
"nur damit ihr wisst, mit wem ihr es zu tun habt, dinnuan. aber nun zu euch, woher wusstet ihr von dem schwert? wer seid ihr?" fuhr sie fort.
der zauberer lachte erneut, aber es klang sympathisch.
"ihr gefallt mir, ihr beiden. bestimmt wart ihr ärgerlich, in der gut gesicherten schatzkammer nur ein altes schwert vorzufinden, habe ich recht? aber kommt, hier drin ist kein guter ort zum reden, gehen wir nach draussen, ich muss euch etwas zeigen."
mit diesen worten verliess er den turm und trat hinaus auf den burghof. in der mitte blieb er stehen und drehte sich um. es war dunkel geworden, die ersten sterne waren am klaren nachthimmel zu sehen.
"kommt", sagte er.
zögernd folgte ihm mjoki, das schwert immer noch in der hand.
"und nun gebt mir mal kurz das schwert. keine angst, ihr könnt mir vertrauen."
"na gut", sagte mjoki und hielt dinnuan das schwert hin.
dieser legte seinen stab beiseite, das licht auf dessen spitze erlosch. auch peppe bat er, seinen kristall einzustecken. dann hielt er das schwert mit beiden händen über den kopf senkrecht gegen den himmel empor. die klinge schimmerte matt im licht der sterne.
der alte mann erhob nun laut seine stimme, rief seltsame, den beiden abenteurern unverständliche worte in die nacht hinaus.
eine zeitlang geschah gar nichts. der zauberer stand unbeweglich und mit erhobenem schwert im hof, als wartete er auf etwas.
eine sternschnuppe verglühte am himmel. peppe sah sie und machte mjoki darauf aufmerksam.
"jetzt kannst du dir was wünschen", flüsterte er, verstummte aber abrupt, als noch eine sternschnuppe erschien. und noch eine zweite, eine dritte, vierte...
plötzlich schien es, als wäre das ganze himmelszelt in bewegung, als würden alle sterne gleichzeitig herabfallen, direkt auf die drei hinab.
es geschah völlig lautlos, unzählige lichtpunkte fielen vom himmel, direkt auf das schwert zu,
dessen klinge nun strahlend hell leuchtete. das licht wurde immer heller, mjoki musste die augen zusammenkneifen, aber sie hatte keine angst. das waren nicht wirklich die sterne, die da vom himmel fielen, erkannte sie, es war etwas anderes, magisches, als wolle das schwert auf diese weise ein wenig vom licht der sterne in sich aufnehmen.
das schauspiel dauerte nicht länger als eine minute, dann waren die vielen lichtpunkte verschwunden, nur noch ein leichtes leuchten ging von der klinge des schwertes aus.
dinnuan senkte die arme und legte das schwert sorgfältig auf den boden.
"sternenlicht", sagte er, voller ehrfurcht.
"ist das der name des schwertes? irgendwo hab ich den schon mal gehört", sagte mjoki.
"so ist es. ich war mir zwar schon ziemlich sicher, als ich es unten in der höhle zum ersten mal sah, aber nun haben wir den beweis. zu lange war es in der dunkelheit, und erst jetzt erstrahlt es wieder in seinem alten glanz."
"ist es vorbei? was war das?" fragte peppe und guckte aus mjokis manteltasche heraus.
mjoki lachte und hob den kobold wieder auf ihre schulter.
"mit diesem schwert wurde vor vielen jahrhunderten der mächtigste aller schwarzmagier besiegt, krono, der schrecken aller völker", sagte dinnuan.
mjoki erbleichte.
"und ich habe es in der hand gehalten!" sagte sie.
peppe starrte auf das schwert.
"krono!?" 
mit diesen worten kletterte er flink an mjokis mantelsaum herunter und verschwand in seinem beliebtesten zufluchtsort.
"mjoki, mit solchen geschichten will ich nichts zu tun haben! ich komme erst wieder heraus, wenn wir weit, weit weg sind von diesem unheimlichen ort!" liess er aus der tasche heraus vernehmen.
"ihr müsst ihn entschuldigen, er ist manchmal etwas ängstlich", erklärte die elfe.
"aber nun habt ihr mich erst recht neugierig gemacht. ich sehe zwar ein, dass dieses schwert eine nummer zu gross für mich ist, ihr könnt es gerne behalten. dennoch, ihr schuldet mir wohl eine erklärung, wer seid ihr nun wirklich? und warum habt ihr dieses schwert gesucht?
das habt ihr doch, oder?"
"mjoki!" erklang peppes stimme.
"ihr seid mutig", sagte dinnuan, "und ich werde euch gerne meine geschichte erzählen. aber nicht hier, wenn es euch recht ist. ich schlage vor, wir kehren zurück ins dorf, dann werdet ihr alles erfahren. es ist eine lange geschichte, müsst ihr wissen. ich bin nicht mehr der jüngste, ein bisschen schlaf würde mir jetzt gut tun."
"hmm, ich halte euch zwar für einen ehrlichen zauberer, aber kann ich euch wirklich trauen? seid ihr morgen, wenn ich aufwache nicht schon lange mit dem schwert über alle berge?" fragte mjoki.
"ihr könntet ja das schwert so lange zu euch nehmen", schlug dinnuan vor.
"kommt nicht in frage!" rief peppe.
"doch, das klingt nach einer guten lösung", sagte mjoki, "aber was würdet ihr tun, wenn wir heute nacht mit eurem schwert verduften würden?"
dinnuan hob seinen stab auf.
"es ist nicht mein schwert, und ihr seid keine diebe. diebe brechen in die häuser der reichen kaufleute ein, nicht in alte spukruinen", sagte er und lächelte.
"und ausserdem würde ich euch finden. ich bin ein zauberer, schon vergessen?"
beide lachten.
mjoki nahm also das schwert wieder zu sich, und folgte dinnuan, der richtung ausgang schritt.
sie warf einen blick in peppes versteck.
"komm doch wieder raus, ja? du wolltest doch auch schon immer mal ein richtiges abenteuer erleben, jetzt hast du die gelegenheit dazu", sagte sie.
"aber nicht, wenn es was mit krono zu tun hat!" erwiderte peppe.
"nun sei doch nicht so, der kerl ist doch schon lange tot!"
"ich habe mich lange genug mit magie befasst, um zu wissen, dass ein so mächtiger magier niemals wirklich sterben kann", sagte der kobold.
"na klar", sagte mjoki, "womöglich steckt er ja in dem schwert fest, und heute nacht kommt er raus und frisst dich auf! buhh!"
"du bist unmöglich!" sagte peppe, aber dann lachten sie beide.
dinnuan hingegen lachte nicht, aber das fiel mjoki nicht weiter auf.

-------

der so mutig begonnene ausflug der bauern von dinkelhain nahm ein unerwartetes ende, der in der region noch lange für gesprächsstoff sorgte.
die frauen und kinder des dorfes hatten bis in die nacht hinein auf dem dorfplatz ausgeharrt, von martha mit warmen getränken versorgt, und auf die rückkehr ihrer männer gewartet.
sie sahen das leuchten, das die ruine erhellte, hielten es aber von weitem für das zeichen des erfolgs.
"sie brennen die ruine nieder!" riefen sie.
umso mehr staunten sie dann, als der ganze trupp einige zeit später hals über kopf über die felder gerannt kam, ohne waffen und werkzeug, von zweigen zerkratzt und schlammverschmiert.
die ankömmlinge brachten nur unverständliches über die lippen, der himmel sei ihnen zu hilfe gekommen, andere redeten wirres zeug über leuchtende gespenster, die sie angegriffen hätten.
wenigstens hatten alle den heimweg gefunden, und nachdem sich alle etwas beruhigt hatten, erfuhren die frauen, dass ihre tapferen ehegatten gerade am fusse des burgfelsens angekommen waren, als über ihnen der himmel regelrecht explodiert sei, ein hagel von sternen sei auf die ruine niedergegangen und hätte ihnen die ganze arbeit abgenommen.
"die götter haben unsere bitten erhört", erklärte der dorfälteste das geschehen.
alles jubelte, umso mehr, als der eselswirt verkündete, für den rest der nacht seien die getränke bei ihm umsonst zu haben.
auch wenn er sich deswegen einen bösen blick von seiner frau einhandelte, folgten fast alle seiner einladung und drängten sich in die wirtsstube des goldenen esels.
ein fröhliches feiern begann, und manch edler tropfen verschwand in den durstigen kehlen der dinkelhainer.
die ernüchterung folgte aber schon bald, denn mit einem mal öffnete sich die tür, und dinnuan, mjoki und peppe betraten den raum.
der wirt liess vor schreck einen ganzen stapel gläser fallen.
"ihr seid noch am leben?" fragte er, traute beinahe seinen augen nicht.
"selbstverständlich", sagte dinnuan.
"ihr habt ja mächtig betrieb heute, haben wir irgendwas verpasst?" fragte mjoki.
alles redete gleichzeitig durcheinander, aber schliesslich erklärte der dorfälteste, was während ihrer abwesenheit im dorf vorgefallen war.
"ich glaube, da liegt ein missverständniss vor", sagte dinnuan schliesslich, "ich muss zwar zugeben, für das feuerwerk, das ihr gesehen habt, bin ich verantwortlich, ich habe damit die geister verjagt, die euch so verängstigten. aber die ruinen stehen noch."
"und was ist mit dem schatz?" erkundigte sich jemand.
"es gab nie einen", lautete dinnuans antwort.
und weil nun auch der letze im raum erkannt hatte, dass dinnuan ein zauberer sein musste, glaubten sie ihm. eigentlich hatte er ja auch nicht unrecht.
.

© Balz Strebi
Vor Verwendung dieser Autoren-EMail-Adresse bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
Die Karte der Umgebung:

Zum Vergrößern bitte auf die Karte klicken (neues Fenster, ca. 267kB).
.
Und schon geht's weiter zum 2. Kapitel...

.
www.drachental.de