Melanie wachte ruckartig, in Schweiß gebadet und am ganzen
Leib zitternd auf. Sie hatte einen Alptraum, in dem sie davon geträumt
hatte, dass sie auf irgendeinem Friedhof war und tausende Leichen immer
näher kamen. Etwas krabbelt an ihr hoch, sie schlug danach, bis sie
ein leises Quieken hörte und ihr Hamster Otto ängstlich auf sie
zu trippelte. Melanie atmet laut aus, nahm ihren Hamster in die Arme und
schlief wieder ein.
Am nächsten Morgen, stand Melanie früh auf. Sie freute
sich schon auf den Garten des César Manrique. Eine Stunde später
saß die ganze Familie im Auto und waren sehr munter. Melanie schaute
aus dem Fenster und bewunderte die Landschaft, mit ihren Hügeln und
Bergen, mit ihren Städten und Tälern, mit ihren Feldern und Weinanbaugebieten.
Und alles lag noch im frühen Morgenschein. Nach einer guten halben
Stunde waren endlich da.
"Mum, Dad ich geh schon mal zum Eingang! Ok?" fragte Melanie.
"Ja, geh nur, wir suchen in der Zwischenzeit einen Parkplatz."
Melanie ging schnellen Schrittes dem Eingang zu, sie schaute gar
nicht nach links und rechts und so kam es, dass sie direkt mit einem anderen
Mädchen zusammen stieß.
"Au! Kannst du nicht aufpassen!" stieß das Mädchen ärgerlich
aus und hob ihr Klemmbrett und ihre amtlich wirkende Tasche wieder auf,
die das Mädchen beim Zusammenstoss fallen gelassen hatte.
"Endschuldige bitte", sagte Melanie und betrachtete das Mädchen
etwas genauer, sie hatte kurze schwarze Haare, die ein wenig wuschelig
waren, braune Augen, die in der Sonne gelblich schimmerten, eine rosane
Perle an einem dünnem Lederband hing um ihren Hals. Sie hatte ein
eng anliegendes rotes Kleid an, das an den Seiten einen langen Schlitz
hatte, und sie hatte, was Melanie bestaunte, ein Tatoo auf dem linken Oberarm
- es stellte eine blaue Welle dar - und sie hatte eine sehr schlanke Statur.
Hinter dem ersten Mädchen tauchte ein zweites auf. Sie hatte
glatte, lange, schwarze Haare, ziemlich dunkle Augen, ein schwarzes, knielanges
Kleid, um die Teile war ein Gürtel gebunden, das ihre dünne Linie
noch mehr betonte, schwarze spitze Schuhe und Handschuhe hatte sie auch
noch an. Melanie wurde beim hingucken schon heiß.
"Oh hallo", begrüßte das zweite Mädchen Melanie.
"Du sprichst Deutsch! Die erste, die deutsch spricht weit und breit. Dieses
ganze spanisch Gelaber... ich werd noch verrückt. Ach übrigens,
ich heiße Simone und die hier", sie zeigte auf das Mädchen mit
dem Melanie zusammen gestoßen war, "ist Janine. Sie ist leicht reizbar,
aber nicht immer zum glück für mich, sonst würde ich es
mit ihr nicht aushalten so lange wie wir zusammen arbei... Urlaub machen
meine ich. Und wie heißt du?"
Melanie war aufgefallen, dass - als Simone sich versprochen hatte
- Janine ihr Klemmbrett abrupt herumgeschleudert hatte.
"Melanie, ich heiße Melanie", sagte Melanie nach kurzem Überlegen.
"Willst du zum Garten das César Manriques?" fragte Janine,
die bisher noch nichts gesagt hatte.
"Ja", sagte Melanie und stockte. Sie drehte sich um, weil ihre Eltern
sie riefen.
"Melanie, wollen wir jetzt rein gehen?" fragte Mutter Babera.
"Wollen wir vielleicht gemeinsam da rein gehen?" schlug Simone vor.
"Wie hatten vor auch dort hin zu gehen", ergänzte Janine.
"Können wir gerne machen." Melanie drehte sich zu ihren Eltern
um. "Oder?" Sie schaute ihre Eltern flehend an.
"Du musst es wissen, ob du willst ... schau mich nicht so an, ich
erlaub es dir ja." Mutter Babera lächelte Melanie glücklich an.
"Wer ist das denn? Der ist aber süß", Wollte Simone wissen.
Melanie wusste erst nicht wovon Simone sprach, dann sah sie auf
ihre Schulter, wo Simone hinstarrte. "Ach so, das ist Otto!" sagte Melanie
schnell. "Wollen wir jetzt rein gehen?" drängte sie.
"Ja, ok, wir kommen ja schon." Janine verdrehte die Augen.
Alle Fünf gingen zum Eingang und kauften sich Eintrittskarten.
Sie gingen staunend an den ersten Kakteen vorbei. Der Garten war riesig,
überall schöne rote Erde, in denen die riesigen Pflanzen standen.
Der dunkelbraune Web, auf denen sie gingen, führte sie in die Nähe
eines Wohnhauses. - Das damalige (überirdische) Haus des César
Manrique - In diesem Bereich wuchsen Hunderte von Kakteen und in der Mitte
als Krönung stand...
"Der berühmte Bengy", entfuhr es Melanie. Alle blieben stehen.
Melanie fühlte sich wie magnetisch angezogen von diesem Bengy. Sie
trat auf den Bengy zu und berührte ihn, die Rinde war leicht erwärmt
von den Nachmittagsstrahlen.
Sie fuhr mit der Hand in die Mitte des Stammes, wo es immer wärmer
zu werden schien, die Rinde war an dieser Stelle sehr weich und zart, fast
wie Haut. Sie spürte eine geringe Macht von diesem Baum ausgehen.
Die anderen sahen sie an, blieben kurz stehen und wollten dann weiter gehen.
Melanie spürte ihr Herz ungewöhnlich deutlich schlagen.
Da, da war ein Herzklopfen zu spüren, wenn auch leicht kaum spürbar,
aber es ging vom Baum aus. Melanie schloss die Augen, ließ die Hand
immer noch auf dem immer stärker schlagenden Herzen vom Baum liegen.
Jetzt, da sie das Herz richtig spürte, merkte sie, dass es krampfhaft
schlug. Alles um sie herum verstummte, alles wurde leise, kein Wind wehte
mehr, als hätte jemand die Zeit angehalten. Melanie war das im Moment
aber egal.
Dann, plötzlich vernahm sie eine leise Stimme. Sie klang alt
und schwach, aber sie musst früher einmal vor Kraft gestrotzt haben.
"Melanie, nicht erschrecken, aber ich, der Baum von César Manrique,
brauche deine Hilfe. Du hast doch zwei Freundinnen, die sind Gen-Forscherinnen.
Vielleicht könnten die und du ein Gen für meine Krankheit finden
und mich damit retten. Und zusätzlich kannst du noch einen Ast von
mir mitnehmen und daraus Papier machen, dann schreibst du auf das Papier
folgendes: 'Kein Stock, kein Stein darf jemals in meinem Grab liege. Nur
Papier wie dieses hier.' Und diesen Zettel legst du dann auf das Grab des
César Manrique. Das Grab ist bewacht aber du und deine Freunde müssen
es schaffen. Als Glücksbringer gebe ich dir mein Herz. Ich brauche
es nicht mehr, es schadet mir viel mehr, als dass es mir hilft, es ist
krank vom Schmerz, dass mein Pfleger tot ist. Wenn ihr ein passendes Gen
gefunden habt, bringt es bitte zu mir." Dies alles erzählte der alte
Baum, aber natürlich nur so, dass es Melanie hören konnte.
"Ja, wir werden es tun." Wie in Trance, brach sie einen kleinen
Ast des Baumes ab und steckte ihn ein. Langsam begann sich alles wieder
zu regen, nachdem Melanie den Ast sicher verstaut hatte.
Melanie hörte ihre Eltern wieder miteinander reden. Melanie
starrte entgeistert auf den Baum und plötzlich merkte sie in der rechten
zur Faust geballten Hand etwas kleines hartes. Melanie hob langsam ihre
Hand und öffnete sie noch langsamer und sie erblickte eine kleine,
rot glänzende Kugel - Melanie vermutet, sie wäre aus Holz, denn
sie hatte ein Muster, welches auch jeder Holztisch hat - diese Kugel ist
an einer zierlichen, dünnen Silberkette befestigt. Melanie schloss
die Augen und öffnete sie wieder, nur um zu überprüfen,
dass sie nicht in einem Traum war. Sie starrte die kleine Kugel noch einen
Moment an und hängt sie sich mit zittrigen Händen um den Hals.
Sie ging mit langsamen Schritten auf die anderen zu, die sich gerade zu
ihr umgedreht hatten, um zu gucken, wo Melanie blieb. Melanie drehte sich
noch einmal zu dem Baum um und sie glaubte so etwas wie ein aufmunterndes
Nicken zu erkennen. Sie drehte sich schnell wieder um und holte zu Simone
und Janine auf.
"Simone, Janine, ich muss euch dringend etwas erzählen", sprudelte
Melanie atemlos hervor.
Alle drei gingen auf eine Bank zu, setzten sich und hörten
Melanies Schilderung ihres Erlebnisses mit dem Bengy gespannt zu.
"So etwas haben wir uns auch schon fast gedacht. Deswegen sind wir
auch eigentlich hier. Wir wollen die Krankheit des Baumes feststellen und
dann natürlich auch das richtig Gen finden", meinte Simone.
"Genau", stimmte Janine ihr zu.
"Vielleicht...", überlegte Simone, "vielleicht können
wir uns morgen treffen und weiter forschen. Wie wäre es, wenn wir
uns am alten Steinbrunnen treffen? Um 12:30 Uhr? Aber natürlich auch
nur dann, wenn das nicht zu weit für dich ist, Melanie!"
Melanie drehte sich kurz zu ihren Eltern um, die weiter hinten standen,
nickte dann aber.
"Gut, wie wäre es denn dann, wenn wir uns morgen Nachmittag
beim Pferderennen ein wenig umschauen? Denn dort gibt es viele verschiedene
Gene, die wir prüfen und untersuchen können. Tiere, Menschen,
Pflanzen und so weiter. Und? Was halltet ihr davon?" schloss Janine freudig.
Die anderen beiden sahen sie zufrieden an.
"Wir sind einverstanden, also dann, morgen um 12:30 Uhr beim alten
Steinbrunnen!" wiederholte Melanie und die beiden anderen nickten.
Anschließend standen alle auf und sahen sich den Rest des
Gartens an mit einem Gefühl der Zufriedenheit.
"Dann bis morgen", verabschiedeten alle drei sich, als sie am Ausgang
des Gartens angekommen waren.
© Muiziana
Vor Verwendung dieser Autoren-EMail-Adresse
bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
|