Das Bengy-Herz von Muiziana
Kapitel 2: Der Garten

Melanie wachte ruckartig, in Schweiß gebadet und am ganzen Leib zitternd auf. Sie hatte einen Alptraum, in dem sie davon geträumt hatte, dass sie auf irgendeinem Friedhof war und tausende Leichen immer näher kamen. Etwas krabbelt an ihr hoch, sie schlug danach, bis sie ein leises Quieken hörte und ihr Hamster Otto ängstlich auf sie zu trippelte. Melanie atmet laut aus, nahm ihren Hamster in die Arme und schlief wieder ein.

Am nächsten Morgen, stand Melanie früh auf. Sie freute sich schon auf den Garten des César Manrique. Eine Stunde später saß die ganze Familie im Auto und waren sehr munter. Melanie schaute aus dem Fenster und bewunderte die Landschaft, mit ihren Hügeln und Bergen, mit ihren Städten und Tälern, mit ihren Feldern und Weinanbaugebieten. Und alles lag noch im frühen Morgenschein. Nach einer guten halben Stunde waren endlich da.
"Mum, Dad ich geh schon mal zum Eingang! Ok?" fragte Melanie.
"Ja, geh nur, wir suchen in der Zwischenzeit einen Parkplatz."
Melanie ging schnellen Schrittes dem Eingang zu, sie schaute gar nicht nach links und rechts und so kam es, dass sie direkt mit einem anderen Mädchen zusammen stieß.
"Au! Kannst du nicht aufpassen!" stieß das Mädchen ärgerlich aus und hob ihr Klemmbrett und ihre amtlich wirkende Tasche wieder auf, die das Mädchen beim Zusammenstoss fallen gelassen hatte.
"Endschuldige bitte", sagte Melanie und betrachtete das Mädchen etwas genauer, sie hatte kurze schwarze Haare, die ein wenig wuschelig waren, braune Augen, die in der Sonne gelblich schimmerten, eine rosane Perle an einem dünnem Lederband hing um ihren Hals. Sie hatte ein eng anliegendes rotes Kleid an, das an den Seiten einen langen Schlitz hatte, und sie hatte, was Melanie bestaunte, ein Tatoo auf dem linken Oberarm - es stellte eine blaue Welle dar - und sie hatte eine sehr schlanke Statur.
Hinter dem ersten Mädchen tauchte ein zweites auf. Sie hatte glatte, lange, schwarze Haare, ziemlich dunkle Augen, ein schwarzes, knielanges Kleid, um die Teile war ein Gürtel gebunden, das ihre dünne Linie noch mehr betonte, schwarze spitze Schuhe und Handschuhe hatte sie auch noch an. Melanie wurde beim hingucken schon heiß.
"Oh hallo", begrüßte das zweite Mädchen Melanie. "Du sprichst Deutsch! Die erste, die deutsch spricht weit und breit. Dieses ganze spanisch Gelaber... ich werd noch verrückt. Ach übrigens, ich heiße Simone und die hier", sie zeigte auf das Mädchen mit dem Melanie zusammen gestoßen war, "ist Janine. Sie ist leicht reizbar, aber nicht immer zum glück für mich, sonst würde ich es mit ihr nicht aushalten so lange wie wir zusammen arbei... Urlaub machen meine ich. Und wie heißt du?"
Melanie war aufgefallen, dass - als Simone sich versprochen hatte - Janine ihr Klemmbrett abrupt herumgeschleudert hatte.
"Melanie, ich heiße Melanie", sagte Melanie nach kurzem Überlegen.
"Willst du zum Garten das César Manriques?" fragte Janine, die bisher noch nichts gesagt hatte.
"Ja", sagte Melanie und stockte. Sie drehte sich um, weil ihre Eltern sie riefen.
"Melanie, wollen wir jetzt rein gehen?" fragte Mutter Babera.
"Wollen wir vielleicht gemeinsam da rein gehen?" schlug Simone vor.
"Wie hatten vor auch dort hin zu gehen", ergänzte Janine.
"Können wir gerne machen." Melanie drehte sich zu ihren Eltern um. "Oder?" Sie schaute ihre Eltern flehend an.
"Du musst es wissen, ob du willst ... schau mich nicht so an, ich erlaub es dir ja." Mutter Babera lächelte Melanie glücklich an.
"Wer ist das denn? Der ist aber süß", Wollte Simone wissen.
Melanie wusste erst nicht wovon Simone sprach, dann sah sie auf ihre Schulter, wo Simone hinstarrte. "Ach so, das ist Otto!" sagte Melanie schnell. "Wollen wir jetzt rein gehen?" drängte sie.
"Ja, ok, wir kommen ja schon." Janine verdrehte die Augen.
Alle Fünf gingen zum Eingang und kauften sich Eintrittskarten. Sie gingen staunend an den ersten Kakteen vorbei. Der Garten war riesig, überall schöne rote Erde, in denen die riesigen Pflanzen standen. Der dunkelbraune Web, auf denen sie gingen, führte sie in die Nähe eines Wohnhauses. - Das damalige (überirdische) Haus des César Manrique - In diesem Bereich wuchsen Hunderte von Kakteen und in der Mitte als Krönung stand...
"Der berühmte Bengy", entfuhr es Melanie. Alle blieben stehen. Melanie fühlte sich wie magnetisch angezogen von diesem Bengy. Sie trat auf den Bengy zu und berührte ihn, die Rinde war leicht erwärmt von den Nachmittagsstrahlen.
Sie fuhr mit der Hand in die Mitte des Stammes, wo es immer wärmer zu werden schien, die Rinde war an dieser Stelle sehr weich und zart, fast wie Haut. Sie spürte eine geringe Macht von diesem Baum ausgehen. Die anderen sahen sie an, blieben kurz stehen und wollten dann weiter gehen.
Melanie spürte ihr Herz ungewöhnlich deutlich schlagen. Da, da war ein Herzklopfen zu spüren, wenn auch leicht kaum spürbar, aber es ging vom Baum aus. Melanie schloss die Augen, ließ die Hand immer noch auf dem immer stärker schlagenden Herzen vom Baum liegen. Jetzt, da sie das Herz richtig spürte, merkte sie, dass es krampfhaft schlug. Alles um sie herum verstummte, alles wurde leise, kein Wind wehte mehr, als hätte jemand die Zeit angehalten. Melanie war das im Moment aber egal.
Dann, plötzlich vernahm sie eine leise Stimme. Sie klang alt und schwach, aber sie musst früher einmal vor Kraft gestrotzt haben. "Melanie, nicht erschrecken, aber ich, der Baum von César Manrique, brauche deine Hilfe. Du hast doch zwei Freundinnen, die sind Gen-Forscherinnen. Vielleicht könnten die und du ein Gen für meine Krankheit finden und mich damit retten. Und zusätzlich kannst du noch einen Ast von mir mitnehmen und daraus Papier machen, dann schreibst du auf das Papier folgendes: 'Kein Stock, kein Stein darf jemals in meinem Grab liege. Nur Papier wie dieses hier.' Und diesen Zettel legst du dann auf das Grab des César Manrique. Das Grab ist bewacht aber du und deine Freunde müssen es schaffen. Als Glücksbringer gebe ich dir mein Herz. Ich brauche es nicht mehr, es schadet mir viel mehr, als dass es mir hilft, es ist krank vom Schmerz, dass mein Pfleger tot ist. Wenn ihr ein passendes Gen gefunden habt, bringt es bitte zu mir." Dies alles erzählte der alte Baum, aber natürlich nur so, dass es Melanie hören konnte.
"Ja, wir werden es tun." Wie in Trance, brach sie einen kleinen Ast des Baumes ab und steckte ihn ein. Langsam begann sich alles wieder zu regen, nachdem Melanie den Ast sicher verstaut hatte.
Melanie hörte ihre Eltern wieder miteinander reden. Melanie starrte entgeistert auf den Baum und plötzlich merkte sie in der rechten zur Faust geballten Hand etwas kleines hartes. Melanie hob langsam ihre Hand und öffnete sie noch langsamer und sie erblickte eine kleine, rot glänzende Kugel - Melanie vermutet, sie wäre aus Holz, denn sie hatte ein Muster, welches auch jeder Holztisch hat - diese Kugel ist an einer zierlichen, dünnen Silberkette befestigt. Melanie schloss die Augen und öffnete sie wieder, nur um zu überprüfen, dass sie nicht in einem Traum war. Sie starrte die kleine Kugel noch einen Moment an und hängt sie sich mit zittrigen Händen um den Hals. Sie ging mit langsamen Schritten auf die anderen zu, die sich gerade zu ihr umgedreht hatten, um zu gucken, wo Melanie blieb. Melanie drehte sich noch einmal zu dem Baum um und sie glaubte so etwas wie ein aufmunterndes Nicken zu erkennen. Sie drehte sich schnell wieder um und holte zu Simone und Janine auf.
"Simone, Janine, ich muss euch dringend etwas erzählen", sprudelte Melanie atemlos hervor.
Alle drei gingen auf eine Bank zu, setzten sich und hörten Melanies Schilderung ihres Erlebnisses mit dem Bengy gespannt zu.
"So etwas haben wir uns auch schon fast gedacht. Deswegen sind wir auch eigentlich hier. Wir wollen die Krankheit des Baumes feststellen und dann natürlich auch das richtig Gen finden", meinte Simone.
"Genau", stimmte Janine ihr zu.
"Vielleicht...", überlegte Simone, "vielleicht können wir uns morgen treffen und weiter forschen. Wie wäre es, wenn wir uns am alten Steinbrunnen treffen? Um 12:30 Uhr? Aber natürlich auch nur dann, wenn das nicht zu weit für dich ist, Melanie!"
Melanie drehte sich kurz zu ihren Eltern um, die weiter hinten standen, nickte dann aber.
"Gut, wie wäre es denn dann, wenn wir uns morgen Nachmittag beim Pferderennen ein wenig umschauen? Denn dort gibt es viele verschiedene Gene, die wir prüfen und untersuchen können. Tiere, Menschen, Pflanzen und so weiter. Und? Was halltet ihr davon?" schloss Janine freudig.
Die anderen beiden sahen sie zufrieden an.
"Wir sind einverstanden, also dann, morgen um 12:30 Uhr beim alten Steinbrunnen!" wiederholte Melanie und die beiden anderen nickten.
Anschließend standen alle auf und sahen sich den Rest des Gartens an mit einem Gefühl der Zufriedenheit.
"Dann bis morgen", verabschiedeten alle drei sich, als sie am Ausgang des Gartens angekommen waren.
 

© Muiziana
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Und schon geht's hier weiter zum 3. Kapitel: "Der Traum"

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