Das Drachentor von Florian Großmann
5. Kapitel

Niemand verlor mehr ein Wort über die Geschehnisse und es vergingen zwei Jahre, in denen Jim Tag für Tag den Schwertkampf übte, wie man Pfeil und Bogen benutzt, wie man seine Magie bündelt und richtig einsetzt und wie man Runen liest. Außerdem gab es jeden Tag Krafttraining und den Unterricht der Kampfkunst des eigenen Körpers.
Dann war es so weit.
"Gut, Jim. Weißt du, was heute für ein Tag ist? Heute ist der Tag des großen Testes", sagte Treverios.
"Was soll heute für ein Tag sein?", entgegnete Jim, dem der Ausdruck in Treverios´ Augen überhaupt nicht zusagte.
"Der große Test!" schrie Yaa so laut, dass alle auf dem Übungsplatz es hörten und sich eilig einen Kreis um Treverios und Jim bildeten.
"Der große Test? Wer wird getestet?", fragte Jim.
Doch bevor jemand hätte antworten können, riss der Kreis und Jim sah sich auf einmal einem Kampfdrachen gegenübergestellt.
Es war ein großer, roter Kampfdrache, der mit zornentbrannten Augen auf Jim zuraste.
"Kämpfe, Jim! Kämpfe!"
Jim überlegte nicht lange, nahm Pfeil und Bogen, zielte auf die Augen des Drachen und schoss fünf mal hintereinander, doch nicht ein Pfeil traf.
Der Drache war jetzt fast bei ihm, öffnete sein Maul und spie eine gewaltige Wolke aus Feuer.
"Frozare!"
Die Wolke erstarrte, fiel als Eisklumpen zu Boden und zerbrach dort in tausend Splitter.
Jim hechtete hinter den nächstbesten Stein in der Nähe.
"Los, Jim, du kannst noch viel mehr."
Jim hob langsam den Kopf und zog ihn gerade noch rechtzeitig wieder ein, um einer zweiten Feuerattacke zu entgehen.
Denk nach, Jim, denk nach. Schwachpunkte von Feuerdrachen.
Augen? Nein, hatte er probiert.
Der Schwanz? Sinnlos aus dieser Position.
Einen Eispfeil in das Maul schießen? Ich muss verrückt sein.
Jim spannte einen seiner drei Eispfeile in den Bogen und stand auf.
Der Drache schaute ziemlich komisch drein, als sein Opfer einfach seine Deckung aufgab.
Dann sah er den auf sich zurasenden Pfeil.
Der Drache bewegte den Kopf mit einem unglaublich schnellen Ruck nach rechts und der erste Pfeil verfehlte sein Ziel.
Der Zweite jedoch nicht.
Jim hatte geahnt, dass der Drache so reagieren würde und hatte den zweiten Pfeil in die Richtung geschossen, in die der Drache seinen Kopf gedreht hatte.
Der Eispfeil rammte sich mit einer ungeheuren Geschwindigkeit in den Rachen des Drachens, der daraufhin verpuffte.
"Der Drache war nicht echt?", keuchte Jim.
"Natürlich nicht, Grünschnabel. Denkst du, wir riskieren dein Leben?"
Yaa schaute ziemlich griesgrämig aus.
"Angst vor dem Kampf mit einem Drachen hast du nicht, aber kannst du auch deine Angst vor der Angst bewältigen?"
 
© Florian Großmann
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Und schon geht's weiter zum 6. Kapitel...

An dieser Geschichte darf jeder, der möchte, mitschreiben!
Genauere Infos dazu stehen am Ende des neuesten Kapitels.


 
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