Das Drachentor von Florian Großmann
13. Kapitel - von Pai

Als Lina erwachte, fand sie sich in einem recht großen Bett wieder. Wie sie hierhin gekommen war, war ihr im Moment unbegreiflich. Ihre letzten bewußten Gedanken waren nur noch gewesen, dass sie das gefundene Büchlein übergeben hatte, danach herrschte nur noch Schwärze.
Leise und stöhnend richtete sie sich auf. Sie hatte immer noch das Gefühl einen Marathon gelaufen zu sein. Einige Kerzen und zwei Fackeln an den Wänden nahe der Eingangstür spendeten schummriges Zwielicht.
Lina schob die Decke zurück und erlebte die nächste Überraschung. Jemand hatte sie entkleidet und ihr ein Schlafgewand angelegt. Suchend blickte sie sich um, wo waren ihre Sachen? Sie entdeckte sie auf einem Stuhl, fein säuberlich zusammengelegt, nahe des erkalteten Kamins, der einen Großteil der gegenüberliegenden Wand einnahm.
Freudig bemerkte Lina, dass jemand ihre Sachen gewaschen hatte. Soweit sie sehen konnte fehlte nichts. Allerdings warf dies wieder die Frage auf, wielange sie geschlafen hatte. Hastig zog sie sich um, erledigte an einer Wasserschüssel eine Katzenwäsche und schritt zügig zur Tür. Kurz versuchte sie mit Semera in Kontakt zu treten, doch diese schien noch zu schlafen, denn sie antwortet nicht auf Linas telepathischen Ruf. Kein Wunder, hatte sie von ihnen Beiden doch am meisten geleistet.
Kaum dass Lina das Zimmer verlassen hatte, stand sie vor einem neuen Problem. Sie stand in einem langen Flur und hatte keinen blassen Schimmer, wohin sie sich wenden mußte, um überhaupt nach draußen zu gelangen. Immerhin wies jeder Horst eine neue, ganz eigene Charakteristik auf, und je nachdem wie groß er war, konnte man tagelang darin herumirren, ohne auch nur einmal Tageslicht gesehen zu haben. Dem Geräusch von Stimmen und Schritten folgend wandte sich Lina nach links und ging mit zügigem Schritt den fackelbeschienenen Gang hinab.
Hinter einer Gruppe von Pflegern und Reinigungskräften verließ Lina den inneren Bereich und betrat einen der freien Plätze. Das erste was ihr auffiel war, dass es dunkel war. Es mussten seit ihrer Ankunft einige Stunden vergangen sein. Lina blickte sich um. Geschäftiges Treiben herrschte hier, ganz so als ob man sich auf einen Angriff oder eine Verteidigung vorbereitete. Allein schon der Gedanke erzeugte bei Lina ein leichtes Frösteln, sie hasste den Krieg, den ständigen Kampf, der immer wieder neue, völlig sinnlose Opfer forderte, ohne dass sich bei den Dunklen sichtbare Verluste erkennen ließen.
Lina blieb an einer der ansatzweise ausgehöhlten Baumstämme stehen, in denen Brikets langsam vor sich hin brannten, und so in einem bestimmten Umkreis Helligkeit und Wärme spendeten.
Die Nacht, eine bevorzugte Angriffszeit der Dunklen. Denn die Nacht war ihre Zeit. Da konnten sie sich sammeln und über einen kommen, wie ein Albtraum. Es gab schon einen Grund, warum man in der Kindheit 'Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?' spielte. Dies galt auch der Vorbereitung auf das spätere Leben, und das was kommen konnte.
Ein Rumpeln, fast schon ein Hicksen, ließ den Boden kurz erbeben und Lina kämpfte leicht überrascht mit dem Gleichgewicht. Ein Erdbeben? Jedoch schienen sich die anderen von diesem 'Hickser' nicht gestört zu fühlen, denn sie gingen weiterhin ihren Arbeiten nach.
Lina machte sich auf die Suche nach Semera. Der ganze Horst war größer als gedacht und sie musste sich mehrmals durchfragen, bis sie den Ort fand, wo man Semera für die Dauer des Aufenthaltes untergebracht hatte.
Wie Lina schon vermutet hatte, war Semera am Schlafen. Jemand hatte ihr den Sattel und die Packtaschen abgenommen und sie am Rand der Schlafbox deponiert. Hastig überprüfte Lina den Inhalt, so wie es die Vorschrift von ihr verlangte, doch es war noch alles vorhanden, so wie es auch sein sollte.
Jemand hatte sich ebenfalls um Semera gekümmert, denn ihre, durch das fahle Licht dunklen, Schuppen glänzten, als wären sie mit speziellen Ölen bearbeitet worden. Langsam hob und senkte sich ihr Brustkorb, und Lina ließ sich, nachdem sie sich noch vom guten Zustand ihrer Flügel überzeugt hatte, an der Flanke nieder. Sie spürte die Wärme und das Gefühl von Entspanntheit, das Semera gerne während des Schlafes verströmte, egal wie schlimm es grade aussah, und irgendwann fielen Lina erneut die Augen zu.
 
13. Kapitel: © Pai
Anfangs-Story: © Florian Großmann
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Und schon geht's weiter zum 14. Kapitel...

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