Das Drachentor von Florian Großmann
17. Kapitel - von Pai und Florian Großmann

Für einen Moment schien das Leben im Horst wie eingefroren. Dann brach hart trainiertes, organisiertes Chaos los. Wie auf ein unsichtbares Signal hin waren die meisten Reiter bei ihren Kampfdrachen und schnallten sich mit den Sicherheitsriemen an den Sätteln fest.
Ein Trupp Helfer eilte zu dem am Boden liegenden Drachen. Auch Linas Blick suchte den Gestürzten. Vom Reiter war weit und breit nichts zu sehen, was auch daran liegen konnte, dass der Sattel verschwunden war. Der Drache war übelst zugerichtet, überall zeigten sich Kampf- und Ätzspuren auf seinem Körper.
Mit Schrecken malte sich Lina alle möglichen Szenarien aus. Sie versuchte die schrecklichen Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen. 'Sicherlich lag der Reiter hier irgendwo und wurde bereits versorgt,' versuchte sie sich selbst vorzumachen.
Dann vernahm Lina eine leise, leidende Stimme, in ihren Gedanken, die immer lauter und dringender rief: Mobar. Wo bist du? Ich kann dich nicht mehr hören. Lina lief eine Gänsehaut über den Rücken. Ein offener Ruf von einem Drachen war selten. Eigentlich kam es nur vor, wenn er etwas wichtiges einer großen Anzahl von Zuhörern mitteilen musste, oder wenn das Band zwischen ihm und seinem Reiter aus irgend einem Grund heraus durchtrennt worden war.
Der Ruf wiederholte sich noch einige Male, bevor einige andere Drachen ihren Kameraden zu beruhigen versuchten, solange, bis der Ruf zur Gänze erstarb.
Ein neues Band wurde geknüpft, während ein altes zerriss. Welch grausames Schicksal.
Fröstelnd wandte sich Lina von dem Schauplatz des Geschehens ab, sie konnte den Anblick nicht mehr ertragen, und eilte zu Semera zurück. Es war Zeit, dass sie die Gastfreundschaft ihrer Gastgeber nicht länger in Anspruch nahmen. Semera, bereite dich für unseren Aufbruch vor, wir reisen unverzüglich ab. Lina versuchte die Sorge und aufkeimende Angst aus ihren Gedanken zu verbannen.

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Draew, beruhige dich. Was ist passiert? So rede doch!
Yaa war schockiert. Einen so übel zugerichteten Drachen hatte er noch nie gesehen. Entweder musste der Gegner sehr stark sein, oder es mussten viele gewesen sein.
Draew, ich bitte dich, wer war das? Wo ist Mobar?
Bei dem Namen seines Reiters reckte der Drache schwerfällig den Kopf und schaute Jim mit glasigen Augen an.
Es waren so viele. Sie haben nach mir gezerrt und übel mitgenommen. Als mich ein Schwarzdrache erwischte kam ich ins Trudeln und da verlor ich den Kontakt zu Mobar. Es sind so viele und sie kennen keine Gnade. Wir können nicht gewinnen. Es sind so viele.
Jim war verwirrt. Welches Wesen konnte einen Drachen so zurichten? Er verstand gar nichts mehr. Gab es wirklich so mächtige Gegner, die einem ausgewachsenen Kampfdrachen Angst machen können? Das konnte nicht sein. Er kannte die Drachen dieses Hortes, er wusste, wie sie mit ihren Reitern zusammen kämpften. Diese Truppe konnte einfach keiner schlagen. Jim hatte auf einmal einen übermächtigen Kampfwillen und war bereit, es dem Feind heimzuzahlen.
Los Jim, steig auf, es wird Zeit, unser Schicksal zu erfüllen.
Nickend kletterte Jim auf Swees Rücken, so wie alle anderen Drachenreiter. Der Drache spannte seine mächtigen Flügel, startete jedoch nicht.
Auf einmal erschien Feriandor neben Swee, mit Kajlo auf seinem Rücken.
"Macht euch bereit!!! Die Jagd beginnt!!!"
Mit einem ohrenbetäubenden Kampfschrei von Feriandor stießen sich die Drachen ab und machten sich auf, ihrer Bestimmung entgegen.

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Die Rückkehr von Draew verbreitete sich im Horst wie ein Lauffeuer. Durch Feriandor erfuhr Kajlo davon. Noch während er die Nachricht erhielt, presste er die Lippen unbewusst zu einem blutleeren Strich zusammen.  "Gebt Hauptalarm und fahrt die Verteidigungssysteme hoch. Sämtliche Reiter in Alarmbereitschaft. Was auch immer da draußen ist und das Draew und Mobar angetan hat, er wird die Rache der Drachenreiter zu spüren bekommen."
Erneut breitete sich hastige Aktivität im Cockpit aus, während Kajlo einen heranwinkte. "Übernimm." 
In dem Moment als Kajlo das Cockpit verließ, heulten die Sirenen los und warfen auch die Letzten wieder aus den Federn, die sich allen Widrichkeiten zum Trotz, erneut hingelegt hatten. Jetzt waren die Nutztiere, Container und Scherben vergessen. Was zählte, war innerhalb kürzester Zeit volle Kampfbereitschaft der Reiter herzustellen und die Verteidigungssysteme, unter anderem die magischen Lichtwerfer, zu besetzen. 
Kajlo eilte durch schmale Gänge, Wege die nur er und einige andere Eingeweihte kannten. Feriandor hielt ihn die ganze Zeit über den Stand der Vorbereitungen auf den Laufenden. Solange, bis Kajlo durch einen schmalen  Spalt in die Halle trat, wo er von seinem großen Gefährten schon sehnlichst erwartet wurde. Kajlo konnte spüren, wie Feriandor wieder auf einen Kampf brannte.
 

17. Kapitel: © Pai & Florian Großmann
Anfangs-Story: © Florian Großmann
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Und schon geht's weiter zum 18. Kapitel...

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