.
Diese Geschichte wurde von den Drachental-Besuchern zur
zweitbesten Fantasy-Fortsetzungs-Story 2006 im Drachental gewählt!

. 
Die Stunde der Meisteringenieure von Imladros
Prolog

Hetaitis ließ ihren Blick über das beeindruckende Panorama gleiten, das sie von ihrem Standpunkt am Gipfel der verheerten Titanenfestung aus einsehen konnte. Der Himmel brannte, und die Ebene war von den unheiligen Kräften der Dunkelelben in Abertausende von winzig erscheinenden Stücken zerbrochen worden. Aus den Wolken regneten glühende Meteoriten hernieder, und rotes, flüssiges Feuer aus dem ewig brennenden Kern der Welt schoss aus den aufklaffenden Schluchten und überflutete die einstmals grünen und blühenden Ländereien der alten Götter.
Ein markerschütternder Schrei riss Hetaitis aus ihrem Dämmerzustand und ließ sie ihren Blick gen Himmel richten. Ein versprengtes Geschwader von Arkaten hatte sich über dem von Flammen umrahmten südlichen Horizont gesammelt und stürzte sich in selbstmörderischer Art und Weise auf die Armeen des Feindes, die sich an den Hängen der Festung vor dem Feuer zu retten versuchten.
Die riesenhaften Flugtiere, die sich am ehesten als eine Art gewaltige, gläserne Fledermäuse beschreiben ließen, fuhren in die Reihen der verängstigten Dunkelelben und Felstrolle, ihre  Klauen rissen grausame Wunden, während die magischen Lanzen ihrer Reiter Dutzende von Feinden verbrannten.
Hetaitis verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Stirn kraus. Es hatte eine Zeit gegeben, eine sehr weit zurückliegende Zeit, da hätte sie das Verhalten der Arkatenreiter bewundert und gutgeheißen, sich ihnen sogar mit Begeisterung angeschlossen. Inzwischen jedoch hatte sie Dinge gesehen, von denen die meisten Sterblichen und selbst viele Unsterbliche nicht einmal zu träumen wagten. Ihr Bewusstsein hatte sich auf eine Weise erweitert, die es ihr für immer unmöglich machte, sich primitiven Emotionen wie Hass, Rachsucht oder Wut hinzugeben. Das Konzept der Angst war ihr ebenso fremd geworden wie das des Mutes.
Unter ihr bekriegten sich die letzten Überreste der verfeindeten Armeen, die das Gefüge der Natur zerbrochen und die größte Zivilisation der Geschichte vernichtet hatten. Sie konnte ihnen keinen Hass und keine Sympathie entgegenbringen, nicht bei der Endgültigkeit der von ihnen angerichteten Katastrophe. So stand sie auf der zerschmetterten Spitze des Hohen Wachturms und beobachtete das langsame, aber unaufhaltsame Sterben ihrer Welt. Und empfand zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder eine Art von Schmerz angesichts der bedrückenden Leere in ihrem Herzen...
 
© Imladros
Vor Verwendung dieser Autoren-EMail-Adresse bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
.
Und schon geht es weiter zum 1. Kapitel: Der Hilferuf

.
www.drachental.de