Es war ein kühler Sommerabend im Wald von Görks. Der Druidenmeister
`Sgarek blickte wehmütig durch die Bäume, er würde all das
hier vermissen. Denn er wusste, er würde heute sterben, das wie oder
warum war egal, nur dass es innerhalb der nächsten Stunde passieren
würde. `Sgarek blickte auf sein langes Leben zurück, er war zufrieden
darüber, wenn da nicht sein Schüler gewesen wäre.
Xuji´scor war von außerordentlichem Talent, er würde
vielleicht, mutmaßte ´Sgarek, mehr Magie entfalten, als je
ein Mensch vor ihm. Zwölf Jahre hatte er ihm alles beigebracht, was
er wusste, und doch war es zu wenig. Unwissenheit war die größte
Gefahr im Umgang mit der Magie. Egal, ´Sgarek würde sterben
und er hatte es akzeptiert, leise schloss er Xuji´scors Beutel. Er
überlegte, als er zu dem Jugendlichen ging, was er sagen sollte: "Xuji,
seit deine Mutter dich
mit vier Jahren zu mir brachte, spürte ich Magie in dir...
Nein. Du hast großes Talent, gehe zu irgendeinen anderen Druiden
und lerne weit... Ach, was soll´s!"
Mit seinem Druidenstab klopfte er kurz auf den Boden, um die Aufmerksamkeit
des Jugendlichen zu gewinnen. "Xuji ich werde jetzt sterben, nimm deinen
Beutel und verlasse den Wald. Ziehe hinaus in die Welt, erlebe Abenteuer,
suche deine Eltern oder was weiß ich", rief ´Sgarek.
us dem Schatten des Waldes trat ein schwarz gekleideter Mann, der
ein großes Schwert durch das Herz des Druiden bohrte.
"Nein", schrie Xuji und ´Sgarek ließ den Mann in Flammen
aufgehen. Schnell übergab der alte Mann dem Jugendlichen noch seinen
Stab bevor er starb.
Xuji blieb nichts anderes übrig, als den Wald zu verlassen der
seit seinem vierten Lebensjahr sein Zuhause war. Aber natürlich wusste
er auch von dem Leben außerhalb des Waldes, von Elben und Zwergen,
Gnomen und Trollen, Riesen und Kobolden, Elfen und Dämonen, normalen
Menschen und anormalen Menschen. Zumindest in der Theorie. Also hatte der
Jugendliche den Mörder seines Meisters nach etwaigen Informationen
durchsucht, er fand nichts außer einer Münze mit einer schwarzen
Elfe darauf, er kannte das Zeichen allerdings nicht.
Als er den Waldrand verließ, hatte er sich ungefähr überlegt
was er tun wollte: "Erstens: Ich sollte vielleicht mal nach meinen Eltern
sehen, wäre doch ganz interresant zu wissen, was das für Leute
sind. Zweitens: Rache an demjenigen, der ´Sgareks Mörder beauftragt
hat. Drittens: Ein paar Abenteuer erledigen, das kann ich ja nebenbei machen
oder wenn es mir gerade langweilig ist!"
Nach wenigen Stunden erreichte Xuji einen Weg, dort kam ihm ein
Mann, der ebenso gekleidet war wie der Mörder seines Meisters, entgegen.
"Bist du ein Druide?" fragte er und zog sein
Schwert.
"Ich sehe doch nicht etwa so aus, oder?" meinte Xuji´scor
sarkastisch.
"Nach Befehl des Elfenlords müssen alle Druiden getötet
werden", rief der Mann, zog ein Zweimeterschwert heraus und umkreiste den
Jugendlichen.
´Sgarek hatte Xuji zwar im Umgang mit dem Kampfstab und mit
Kampfzauber trainiert, er hatte aber nur sehr wenig Übung. Xuji
beschwor einen kleinen Flammenball herauf und warf ihn auf den Mann, etwa
einen Meter vor ihm verschwand er jedoch einfach. Der Mann grinste nur
und schwang sein Schwert gefährlich nahe an Xujis Hals vorbei. Der
hob seinen Stab und auf diesem bildete sich eine Lichtkugel, die in den
Himmel schoss.
"Daneben", lachte der Mann, als plötzlich ein Blitz vom Himmel
zuckte und den Mann tötete.
"Vielleicht weißt du gar nicht, worauf ich gezielt habe",
dachte Xuji sich und bückte sich nach einem Pergament, das aus der
Tasche des Mannes gefallen war:
Nach Befehl des Elfenlords müssen:
1. Bis zur nächsten Sommersonnenwende alle Druiden des alten
Reiches getötet werden.
2. Alle anderen magisch begabten Menschen bis zum Herbstanfang
getötet werden.
3. Vom Zwergenvolk sowohl die oberirdisch lebenden Zwerge als
auch die in den unterirdischen Städten lebenden, bis zur Herbsttagnachtgleiche,
umgebracht werden.
4. Die im alten Reich so seltenen Elben bis zur Wintersonnenwende
ermordet werden.
5. Bis zu Neujahr alle Drachen, Einhörner, Greife und sonstige
magischen Tiere ausgerottet werden.
6. Auch alle Nixen und Dryaden des alten Königreichs bis
zum Frühlingsanfang getötet werden.
Bis zur übernächsten Sommersonnenwende müssen
alle magischen Wesen aus dem alten Reich vernichtet werden.
Als Xuji das las, packte ihn das Grauen, nicht nur, dass der Elfenlord
den Tod seines Meisters befohlen hatte. Nein, das Massaker ging weiter:
Es musste mehrere zehntausend Wesen im alten Königreich geben, die
sich der Magie bedienen konnten (Xuji eingeschlossen). Dem Jugendlichen
wurde fast schlecht, als er daran dachte. Um seinen Magen zu beruhigen
suchte er in seinem Beutel nach etwas Essbarem. ´Sgarek hatte ihn
mit Hunderten von Schriftrollen, Pulvern, getrockneten Kräutern und
Tränken gepackt. Aber er fand tatsächlich noch einen Apfel, den
er essen konnte. Dann untersuchte er die beiden Münzen auf denen die
schwarzen Elfen gezeichnet waren. Xuji fand heraus, dass die beiden Münzen
schwache Magie absorbierten und den Träger so vor leichten Angriffzaubern
schützte. So konnten sie gegen magische Wesen kämpfen, gegen
die sie im Normalfall keine Chance hätten. Der junge Mann beschloß,
auf seiner Reise so viele magische Wesen zu warnen wie möglich. Nebenbei
wollte er herausfinden, was der
Elfenlord mit diesem Massenmord plante. Was brachte es einem Volk,
das Magie nutzen konnte, wenn es das einzige war (außer, dass das
viel Macht bedeutete)?
Noch dazu warum gerade das alte Reich. Es war, wie der Name schon
sagte, sehr alt und besaß weder Adel, noch eine richtige Regierung:
Die Bürgermeister der zehn größten Städte trafen sich
einmal pro Jahr und zu Krisensitzungen.
Ansonsten waren vor allem die reichen Kaufmannsfamilien am herrschen
beteiligt.
Xuji beschloß, dem Weg nach Süden zu folgen. Nach wenigen
Stunden brach die Dämmerung herein und zwei der vier Monde gingen
auf. Er lauschte dem Wind und schloss die Augen. Hinter einer Biegung mündete
der Weg in eine gepflasterte Straße. Dieser folgte Xuji´scor
und nach einiger Zeit sah er eine seltsame Gruppe etwa zweihundert Meter
entfernt.
Es waren Elben: Jene geheimnisvollen magischen Wesen, die über
achthundert Jahre alt werden konnten und in den tiefen Wäldern meist
abgeschottet von den restlichen Lebewesen lebten. Elben waren durchschnittlich
zwei Meter groß, schlank und gewandt, fast zerbrechlich wirkend.
Ihr Haar und ihre Haut waren meist hell gehalten. Die Augen der Elben waren
glasig und fast durchsichtig in den Farben blau, grau und hellbraun.
Als sie aufeinander trafen rief der Elb, der die anderen anführte:
"Sei gegrüßt, Sohn der Magie. Nimm dich in acht: Die Beauftragten
des Elfenlords töten jeden, der Magie anzuwenden versteht!"
"Ich weiß, ich wurde bereits von einem angegriffen und bin
nun auf der Reise, um andere zu warnen", antwortete Xuji.
"Dann ziehe in Frieden weiter, so wie wir, und warne andere vor
der Gefahr, so wie wir. Lebe in Frieden, Sohn der Magie", meinte der Elb
und verneigte sich vor dem Jugendlichen. Dieser tat das ebenfalls. Minuten
später waren die beiden Gruppen weitergezogen und liefen gemächlich
weiter. Xuji´scor lief den Weg immer weiter entlang...
© Bastian
Bernig
Vor Verwendung dieser Autoren-EMail-Adresse
bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
|