Der Elfenlord von Bastian Bernig
Freunde und Feinde

... Xuji erwachte träge am Morgen unter einem Baum. Als er aufstand erblickte Xuji von dem Hügel auf dem der Jugendliche stand, eine Stadt, nur wenige hundert Meter entfernt. Er machte sich auf dem Weg zu dieser Stadt. Am Stadttor hielt ihn ein schwarz gekleideter Mann an: "Wer in die Stadt will, muss zwei Goldmünzen bezahlen!"
"Ich habe kein Geld bei mir, aber du wirst mich trotzdem durchlassen", meinte Xuji bestimmt und konzentrierte seine Magie auf den schwachen Geist des Wachmannes.
"Deine Druidentricks nützen dir nichts, zwei Goldmünzen für den Durchlass", wiederholte der Mann, "aber...... ich habe da ein gesundheitliches Problem, wenn du mir hilfst, dann lasse ich dich dieses eine Mal so durch." Xuji nickte und der Mann sagte: "Komm gehen wir in die kleine Gasse, da!"
"Warum nicht hier", fragte der Jugendliche misstrauisch.
"Weil ich nicht möchte, dass alle hier von meinem Problem erfahren, es ist etwas peinlich, meine Krankheit ist von potenzieller Natur", flüsterte der Mann gereizt  und ging schon vor.
uji folgte ihm langsam, während er schnell einen Gefrierzauber formulierte und bereithielt. Sein Misstrauen wurde schnell bestätigt, als aus dem Schatten der Gasse zwei weitere schwarz gekleidete Männer traten und ihre Schwerter zogen. Ihr Grinsen verblasste als Xuji mit seinem Druidenstab auf den Boden klopfte und eine kleine Eiswelle auslöste, die die Füße der Männer festeiste. Diese waren von dieser Überraschung noch gelähmt, als er schnell und präzise mit seinem Stab zuschlug.
Kurz später lagen die Männer am Boden und Xuji hatte sie durchsucht, jeder hatte eine Elfenlordmünze bei sich. Er gab jedem einen Tropfen aus einer kleinen gelben Flasche in den Mund und flüsterte: "Cerebrum exstinguere!" Damit hatte er die gesamten Erinnerungen der Männer gelöscht, die einzig andere Alternative, die sicherstellen würde, dass der Elfenlord nicht auf ihn aufmerksam werden würde, war der Tod der Männer.
Nach einigem umherirren fand er ein Gasthaus mit dem Namen: Zum durstigen Hasen. Plötzlich bemerkte Xuji sein Magenknurren, er hatte seit dem Apfel am vorherigen Tag nichts mehr gegessen. Er sah in seinen Beutel, sah mehrere Münzen und betrat die Schenke. Dort setzte er sich in eine dunkle Ecke, von der er alles beobachten konnte, ohne selbst zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.
Nach kurzer Zeit kam die, etwa dreißigjährige, Kellnerin und fragte: "Was soll es ein? Wir empfehlen heute Etrogulasch mit Weizenbrot und Südwein."
"Das nehme ich, abgesehen von dem Wein, gibt es da nichts unalkoholisches?", fragte Xuji.
"Wasser", meinte die Frau, er nickte und sie ging.
Während Xuji auf seine Bestellung wartete, sah er sich etwas in der Schenke um. An mehreren Tischen saßen Männer in Rüstung und Jagdkluft und erzählten von den etlichen Monstern, die sie schon besiegt und den unzähligen Jungfrauen, die sie schon gerettet hatten. An anderen Tischen saßen Kaufleute und erzählten von guten wie schlechten Geschäften gleichermaßen. Wenig später kam auch schon sein Essen.
Nachdem er fertig gegessen hatte rief er wieder nach der Kellnerin. "Haben sie ein Zimmer für eine Nacht?",  fragte Xuji.
"Sicher, für zwei Bronzemünzen ohne Frühstück", meinte diese.
Xuji´scor nickte, warf zwei Bronzemünze auf den Tisch und ging hinaus. Auf dem Markt gab es allerlei zu sehen, von Zigeunern und Marktkarren reichte der Blick bis zu Handwerkern und Kaufleuten.
An einer etwas verlasseneren Ecke hörte er plötzlich einen Schrei hinter sich. Als er sich umsah, blickte er auf ein junges Mädchen, sie trug Diebeskluft. Und ihre Hand steckte in Xujis Beutel, sie bemühte sich offensichtlich sehr, sie wieder heraus zu bekommen. Aber je mehr sie zog, desto enger wurde der Beutel. ´Sgarek hatte offensichtlich einen Diebesschutzzauber über ihn gesprochen.
"Halt deine Hand still. Wenn du nicht willst, dass der Beutel sie dir abhackt. Ich hole dich da raus", meinte der Jugendliche.
Er liess seine Hand kreisen und flüsterte: "Aperire!" Augenblicklich öffnete der Beutel sich und das Mädchen zog die sichtlich lädierte Hand heraus. Sofort rannte sie weg.
Xuji seufzte, rollte mit den Augen und sah dem Sonnenuntergang an der Straße nach. Mit langsamen Schritten ging er Richtung Gasthaus. Bis er dort angekommen war, war die Nacht vollends hereingebrochen. Im Gasthaus war es nun etwas voller, die Wirtin brachte ihn schnell auf sein kleines Zimmer. Es bestand aus einem Bett, einem Tisch, zwei Stühlen und einer Schüssel mit Wasser. Xuji legte sich gleich auf das Bett, er war das lange Laufen einfach nicht gewöhnt.
Später gegen halb elf knarrte die Tür und die Wirtin trat ein. Der Jugendliche erwachte sofort, stand auf und fragte: "Wollen sie etwas?"
Die Frau nickte langsam und setzte sich auf einen der Stühle, Xuji tat es ihr schweigend gleich.
"Du bist ein Druide!" Das war eine Feststellung und keine Frage. "Ich habe auch diese Fähigkeit, Magie zu benutzen, allerdings nur sehr schwach. Habe es aber immer geheimgehalten, jetzt besonders, da die Elfen uns töten wollen!"
Um ihre Behauptung, Magie nutzen zu können, zu untermauern, hob sie den Zeigefinger, schloss die Augen und begann sich zu konzentrieren. Unter sichtlicher Anstrengung, entflammte auf ihrem Finger ein kleines Feuer.
"Was soll ich tun, wenn die Elfen kommen. Sie werden mich deswegen töten", meinte sie.
"Ich weiß, man hat auch schon versucht, mich umzubringen. Ich kann ihnen nur den Rat geben, benutzen sie keine Magie. Und fliehen sie, wenn die Elfen hier einmarschieren", riet Xuji ihr. Auf ihren fragenden Blick fügte er hinzu: "Es gibt nördlich von hier einen Wald, ich bin dort aufgewachsen. Er ist fast undurchdringlich, aber der Zauber, der das verursacht, lässt magische Menschen hindurch. Dort sind sie sicher! Ach noch was, wie haben sie von den Elfen erfahren?"
"Danke, die Leute glauben, dass Kellner keine Ohren haben!", meinte sie und wollte gehen.
Als sie die Tür öffnen wollte, fragte Xuji: "Eine Bitte noch: Könnten sie auch die andern magisch Begabten informieren und eventuell auch zum Wald schicken. Es gibt dort genug Nahrung für etwa drei Dutzend Menschen!"
Die Wirtin nickte und verließ den Raum.

Noch einmal wurde er in dieser Nacht aus dem Schlaf gerissen. Als Xuji die Augen einen Spalt breit öffnete, sah er die Diebin vom Abend. Er schnippte mit seinen Fingern und die Kerzen begannen zu brennen. "Willst du was besonderes, von mir?", fragte er.
"Die Elfen zahlen nicht schlecht für die Leiche eines Magiers, ich könnte mir damit ein gutes Zubrot verdienen", antwortete sie keck.
"Drei Gründe, die gegen das, was du gerade gesagt hast, stehen. Erstens: Du bist eine Diebin, du kämpfst oder tötest nur zur Verteidigung. Zweitens: Wie gesagt bist du eine Diebin und ich bin ein Druide, was glaubst du, wer hier im offenen Kampf wen töten würde. Und drittens: Du siehst nicht aus wie eine Lakaiin der Elfen. Hast deinen eigenen Willen. Du lässt dir nur im Notfall was befehlen und nur von Leuten die stärker, klüger und besser sind als du!", erklärte Xuji.
Sie nahm sich einen Stuhl und sagte ruhig: "Du hast recht, ich bin Kora. Die beste Diebin diesseits von Nepen!"
Die Bewohner des Landes Nepen, an der Ostgrenze des alten Reiches, galten als die besten Diebe des Kontinents. Als die beiden Jugendlichen aus dem Fenster sahen, bemerkten sie die Morgendämmerung. Xuji stand auf, er hatte seine Robe am vergangenen Abend nicht ausgezogen.
Beide gingen hinunter, er nickte der Wirtin zu und sie verließen das Gasthaus. Am Südtor hielt der junge Mann an und drehte sich zu Kora um. "Willst du was besonderes vom mir?", fragte er und sie antwortete etwas verlegen: "Na ja. Ich weiß sowieso nicht, wohin ich soll. Und die Auftragslage ist hier im Moment sowieso ziemlich schlecht. Ach, ich will einfach 'ne große Reise machen. Warum sollten wir nicht zusammengehen?"
"Na gut, ich bin Xuji. Aber lass deine Hände aus dem Beutel, sonst sind sie wirklich ab." Es klang eher warnend als drohend.
Mehrere Stunden später, warf sich Xuji ohne Vorwarnung ins Gebüsch, Kora warf sich wegen ihrer Diebesinstinkte zu ihm. Als sie ihm dichten Gebüsch so nahe beieinander lagen, fragte sie verwirrt: "Was soll das?"
"Wenn du das nicht weisst, warum bist du mir dann nachgesprungen? Aber egal, da kommen mehrere bewaffnete Männer, sie tragen alle das Emblem des Elfenreiches. Wenn die mich erwischen, kann ich mich gleich begraben lassen", antwortete er.
Als die Männer verschwunden waren, stand Xuji wieder auf. Nun erst wurde Kora sich seines attraktiven Aussehens bewusst, er war hochgewachsen wie ein Elb, aber nicht so zerbrechlich sondern eher muskulös, und völlig braungebrannt, seine Augen waren von dunkelgrüner Farbe aber sie waren glasig, ähnlich denen der Elben. Sein Haar war schwarz wie die Nacht und seine Ohren hatten eine ganz leichte angespitzte Form. Als Kora nun auch aufstand, wurde sie von Xuji ebenfalls aufmerksam gemustert, sie war einen halben Kopf kleiner als er, die enge Diebeskluft verschleierte ihre gesamten Körperkonturen. Man sah allerdings, dass sie sehr schlank und beweglich war. Ihr Haar und ihre Augen waren holzbraun.
"Warum hast du die Männer nicht mit Magie fertiggemacht?", fragte sie.
"Ich hätte es mit einem mächtigen Zauber versuchen können, aber das hätte jeden erwischt; auch dich. Außerdem hätte solch ein Zauber sehr viel meiner Energie verbraucht, vielleicht zuviel. Was nützt es mir, wenn ich alle, dich eingeschlossen, getötet hätte und dann an Energieschwäche zusammengebrochen wäre. Ich weiß, wann ich mich verstecken und wann ich offen kämpfen muss, die hatten wahrscheinlich sowieso wieder Elfenmünzen dabei", erklärte Xuji und auf Koras fragenden Blick holte er eine der Münzen heraus und warf sie ihr zu. "Sie schützt Menschen vor schwacher Magie, viele Kampfzauber werden dadurch abgeschwächt oder ganz aufgehoben. Behalt sie!", meinte der Jugendliche und beide gingen weiter.
 

© Bastian Bernig
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