Es herrscht der Winter in Srali und ein eisig kalter Wind zieht
durch das Dorf Nahl. Die Menschen suchen in ihren Hütten an den warmen
Feuern Schutz vor der Kälte. Auch Arla sitzt vor dem Dalo, einem handelsüblichen
Kamin in Srali, und trinkt Tee. Doch sie ist nicht fröhlich wie all
die anderen Menschen. Denn genau vor einem Jahr ist ihr Mann Ganling gestorben.
Seitdem ist sie allein, denn sie hat keine Kinder, die ihr beistehen könnten.
Sie hat schon oft daran gedacht sich das Leben zu nehmen. Willi jedoch,
ein guter Freund von Ganling, hat sie bis jetzt davon abhalten können.
Leider wird er seit mehreren Tagen vermisst. Arla hat sich schon mehrmals
den Gedanken gefasst, ob sie ihn suchen solle, doch das wäre glatter
Selbstmord! Aber langsam hält sie es nicht mehr aus und beschließt,
ihn ab morgen zu suchen.
Am nächsten Morgen war das Land von einer Schneeschicht bedeckt,
die gut und gern 10 Pal (ca. 40cm) hoch war. "Ohne Schneeschuhe komme ich
nirgends hin", dachte sich Arla. "Doch das dauert wieder eine Woche bis
ich mir welche geschnitzt habe. Ich habe wohl keine andere Wahl." Und so
machte sich Arla ans Werk.
Wie sie es gedacht hatte dauerte es eine Woche bis sie fertig war
mit dem Schnitzen der Schneeschuhe. Doch jetzt, da sie Schneeschuhe besaß,
konnte sie nichts mehr aufhalten.
Sie nahm sich einen Rucksack, der Ganling gehört hatte, ging
in die Vorratskammer und füllte den Rucksack mit Proviant auf. Dann
ging sie ins Schlafzimmer und nahm Ganlings alten Bogen und den Köcher
mit den restlichen 6 Pfeilen.
Zuerst wollte sie sich noch Ganlings altes Schwert nehmen, entschied
sich aber für eine der Äxte, mit denen sie für gewöhnlich
Holz hackte, und band sie sich so an den Gürtel, dass sie die Axt
bei Gefahr sofort gebrauchen konnte und machte sich auf den Weg, um nach
Willi zu suchen.
Als sie schon mehrere Wochen unterwegs war und noch immer keine Spur
von Willi zu finden war und ihr Proviant langsam zu End ging, verlor sie
alle Hoffnung ihm jemals wieder zu begegnen.
Als sie durch einen Wald lief, dessen Bäume ganz mit Schnee
bedeckt waren, hörte sie urplötzlich lautes Kampfgeschrei in
einiger Entfernung. Sie wollte wissen, was da vor sich ging und rannte
auf das Geschrei zu. Als sie schon fast da war, wurde es auf einmal ruhig.
Nur noch ein leises Wimmern drang an ihr Ohr. Sie wollte schon davonrennen,
als jemand ganz leise fragte: "Ist da jemand? Bitte helfen sie mir!" Da
bekam sie ein schlechtes Gewissen, da sie den Armen Kerl beinahe hätte
umkommen lassen. Sie beschloss sich den Mann anzusehen und notfalls auch
zu verbinden. Als sie auf die Lichtung trat, aus der es um Hilfe
gerufen hatte, und den Mann vor sich ansah, erkante sie, dass es Willi
war, der am anderen Ende der Lichtung lag. Er war übel zugerichtet.
Er hatte eine Wunde über den ganzen Oberschenkel, sein linker
Arm war gebrochen und man hatte ihm ein Auge ausgestochen. Sie nahm das
Verbandszeug aus dem Rucksack und fing an seine Wunden zu verbinden. Für
seinen Arm bastelte sie aus einem Stück Holz, das sie fand, und einem
Streifen Stoff eine primitive, aber wirkende Armschiene. Als sie fertig
war mit dem Verbinden stützte sie ihn und beide liefen sie Seite an
Seite durch den Wald auf der Suche nach einem Unterstand für die Nacht.
Als sie schon fast am Waldrand angekommen waren, sahen sie schon
von weitem ein Licht. Als sie näher traten sahen sie eine Hütte
vor sich. Sie hofften, dass die Bewohner der Hütte Mitleid mit ihnen
hatten und sie bei ihnen übernachten ließen. Als sie an die
Tür klopften, öffnete ihnen ein sehr schlanker Mann mit einem
etwas dümmlichen Aussehen und bat sie zu sich herein. Das Innere der
Hütte war recht geräumig und ziemlich sauber. Links von der Tür
war ein Tribled, ein schlichter Steinofen ohne Verzierung. Vor dem Tribled
stand ein Tisch mit einem Becher Wein darauf. An der Wand neben dem Tribled
waren viele Haken angebracht, an denen alle möglichen Haushaltsgeräte
hingen. Da waren zum Beispiel Löffel, Messer, ein Schürhaken
und ein paar Töpfe und Pfannen. An der gegenüberliegenden Wand
standen vier schmale Betten. Arla brachte Willi mit Hilfe des Mannes zu
den Betten und legte ihn auf eines, worauf er sofort einschlief.
Nachher setzten sich Arla und der Mann an den Tisch und begannen
zu reden. "Lordal ist mein Name" stellte er sich vor. Nach einer Weile
fragte Lordal sie, wie das mit Willi denn passiert sei? Sie erzählte
ihm alles von Anfang an bis zu dem Punkt, an dem sie mit Willi durch den
Wald lief. Sie erzählte ihm, dass Willi ein Stück Stoff in der
Hand gehalten habe. Sie nahm den Stofffetzen und legte ihn auf den Tisch.
Lordal erschrak fast zu Tode als er den Stofffetzen sah. Arla fragte ihn,
was es damit auf sich hätte. Dieser erklärte ihr, das Emblem
auf dem Stofffetzen sei das Zeichen des Tyrannen Lord Jonerthen, welcher
auch als der "Fürst der Balrog" bekannt wäre. Als sie
davon hörte erschrak auch sie heftig. Was ein Balrog alles für
Kräfte hatte war weithin bekannt und sie hatte das schlimme Gefühl,
dass Willi etwas über ihn wusste was nicht nach Außen dringen
sollte. Wieso sollte er denn sonst veranlassen, Willi zu töten? Wenn
sie in Frieden weiterleben wollte, musste sie entweder Willi oder den Fürsten
der Balrog töten.
Sie mochte Willi viel zu sehr, um ihm auch nur ein Haar zu krümmen,
und entschied sich deshalb, auf die Suche nach dem Fürsten der Balrog
zu gehen und diesen zu töten. Doch wollte sie erst warten, bis Willi
wieder bei Kräften wäre und sich dann zusammen mit ihm auf die
Suche zu begeben. "Dafür wird dieser gemeine Lord bezahlen. Das
schwöre ich, Arla Artensen, bei allem was mir lieb ist."
So begann eine Reise voller Gefahren und Kämpfe. Die Suche
nach Lord Jonerthen, dem Fürsten der Balrog.
© Balrog
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