Das Falnith von Philipp Morlock |
Kapitel III |
Bedrohlich und Furchteinflössend zogen die Drachen ihre Kreise um die Trutzburg. Mächtig und erhaben waren die stark befestigten Mauern aus rotem Felsen, welche fünf bis in die Wolken ragende Türme verbanden. Die Sommerresidenz Tornwirnrims war tatsächlich eine Feste, die ungezählte Angriffe erfolgreich abgeschlagen hatte. Es war zu einer ruhigen Zeit im Lande. Belgors Rotten waren in die westlichen Steppen vertrieben worden. Und die angriffslustigen Galathäer waren durch ihre Kriege mit Dalendrath geschwächt. Dennoch beschlich den Fürsten eine Unruhe an diesem Morgen, und er blickte vom Südturm aus weit über seine Ländereien hinweg. Nachsinnend über das, was ihn denn beunruhigte, saß er auf der Brüstung. Unter ihm lag ein tiefer Abgrund. Lediglich ein halber Meter trennte ihn von dem Verderben, gut neunhundert Fuß, bis er auf Fels aufschlagen würde. Er war unzufrieden, da er nicht ergründen konnte was seine Unruhe verursachte. Schließlich stellte er sich auf der Brüstung auf, und blickte in den Abgrund. Nach kurzem Verharren sprang er. Sofort löste sich aus den kreisenden Drachen ein besonders schönes Tier, der Drache hatte schillernde rote Schuppen, große rot-bräunliche Schwingen und einen goldenen Streifen auf seiner Brust, ein Zeichen seiner Abstammung. Er fing den Fürsten im Fluge, setzte ihn wieder auf dem Südturm ab, und verweilte neben ihm. Niemals wäre Tornwinrim gesprungen, hätte er nicht solch ein Vertrauen in die Drachen, die seine Freunde und schon seit Generationen im Bunde mit seiner Familie waren. Zufrieden klopfte er dem Drachen kräftig auf den Hals. "Androth, ich bin besorgt, und kann nicht ergründen, warum, lass uns über mein Reich fliegen und nach dem Rechten schauen." "Wie Du wünschst", antwortete Androth und erleichterte Tornwinrim das Aufsteigen. "In welche Richtung des Himmels sollen wir fliegen?" "Gen Süden, bis über die Grenzen von Gwalanthäa, und nun auf!" Der Drache erhob sich und begann sich Höhe zu erarbeiten. Noch während des Steigfluges sprach Androth mit seinem Freund darüber, dass sich dessen Sohn Gwildor schon in den frühen Morgenstunden aufgemacht hatte, um mit seinem Lieblingsdrachen Rakchos im Teklaroth-Gebirge Flugübungen zu unternehmen. "Natürlich mal wieder ohne mich darüber zu unterrichten!" erwiderte Tornwinrim etwas ärgerlich. "Keinesweges, er hielt es nur für nicht wichtig genug, um dich noch vor Sonnenaufgang zu wecken, und trug mir auf, dir das Wissen über seinen Ausflug zuteil werden zu lassen." "Nun gut, es sei, und es ist mir auch recht, denn es ist gut, dass er sich so im Drachenreiten übt." An dieser Stelle sei bemerkt, dass der Fürst Tornwinrim gewohnt war, zu allem seine Erlaubnis geben zu müssen. "Ja, und er ist auch sehr begabt darin", bestätigte Androth, um Tornwinrim zu besänftigen. Und so setzten die Beiden ihren Flug gen Süden fort. © Philipp
Morlock
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