So kam es, dass unsere Gruppe sich auf nach Sidall machte.
Nach einem Fußmarsch von ungefähr sechs Eisriesenschritten*
stießen sie auf ein Waldstück und Meraphim erklärte Sima,
dass Waldstücke so gut wie immer von Dieben bewohnt wären und
sie sich auf Angriffe vorbereiten sollte.
Ein guter Rat, wie sich schon nach einer halben Stunde herausstellte.
Sie gerieten in einen Hinterhalt von neun Hob-Goblins. Dakon schaltete
die Gegnerischen Bogenschützen mit einer Giftwolke aus, Meraphim und
Gramrot stürzten sich in den Nahkampf, Miladienna setzte zu einem
stärkenden Gesang an und Sima erwies sich als durchaus nützlich,
indem sie gleich zwei Hob-Goblin- Krieger per Pfeil und Bogen ausschaltete.
Der Rest der Gruppe machte Sima Mut, weiter so tatkräftig zu
helfen und Gramrot erkundigte sich, ob sie schon Kampferfahrung hatte.
Sima war glücklich und zufrieden mit sich, besonders da ihr Onkel
ihr immer gepredigt hatte, sie solle sich nicht allzu viel zutrauen, da
das Training an Stoffpuppen nicht wirklich etwas bringe.
Nach etwa fünf Stunden Fußmarsch erreichten sie das relativ
große Dorf Sidall. Und erkundigten sich nach dem Weg zur Behausung
des Ältesten. Und erhielten alsbaldig Antwort, dort angekommen sahen
sie lediglich eine kleine Behausung mit Strohdach vor sich und fragten
sich, ob man sie belogen hatte. Sie beschlossen, erst einmal einzutreten.
Man hieß sie willkommen und sagte ihnen, dass die eigentliche Behausung
unterirdisch liege. Zwei in volles Grün gekleidete Hauptmänner
führten sie einen langen Gang hinab, unten angekommen fanden sie sich
in einem gigantischen Saal wieder. Das sah für sie schon eher nach
der Behausung eines echten Weisen
aus und auf einem Tron aus Wurzeln saß ein großer Mann,
dessen Bart bis auf seine Schuhe reichte!
Wie immer trat Meraphim vor, um zu sprechen, aber der Weise machte
eine gebieterische Handbewegung und wies ihn damit an zu schweigen. Es
ertönten Wutschreie eines Mannes und dann wurde er auch schon vorgeführt!
Ein kräftiger Zwergen-Krieger wurde von drei in Dunkelblau gekleideten
Hauptmännern vorgeführt.
Der erste Hauptmann sprach laut: "Er ist ein Plünderer, der
Vieh gestohlen hat, großer Mallagan, Behüter von Vissdir!"
"Lasst ihn für sich sprechen", sagte der Alte.
Der Zwerg wurde losgelassen, aber anstatt sich zu verteidigen rannt
er los, der Alte erhob eine Hand und der Zwerg wurde blitzartig von Wurzeln
umschlossen, die ihn aufhielten. Er erkannte, dass die Lage aussichtslos
war und beruhigte sich.
Der Alte sprach: "Rede nun, mein Freund."
Ein Hauptmann schrie: "Er ist ein Plünderer und Dieb, wie könnt
ihr ihn Freund nennen!"
Die Augen des alten funkelten und der Hauptmann beugte sein Haupt
und schwieg.
Der Zwerg sprach: "Meine Familie hungert, Ehrwürdiger, was
soll ich denn schon machen, außer stehlen?"
"In unser Dorf ziehen. In meinem Dorf wird niemals jemand hungern!"
Er hob die Hand und Erdbeeren spriessten rund um den Zwerg.
"Diese Chance habe ich nun wohl vertan!"
"Ich verzeihe alles, wenn du es bereust!"
"Ehrlich, das würdest du für einen einfachen Zwerg tun?"
"Ja!"
"Ihr seid wirklich ein wahrer Herrscher!" sagte der Zwerg glücklich.
Der Alte sagte, Wachen sollten ihn und seine Familie zum Dorf führen
und ihnen ein leeres Haus zur Verfügung stellen! Dann nickte er Meraphim
zu und er trat erneut vor.
Meraphim sprach: "Mallagan, wie ich sah, seid ihr ein gerechter
und gütiger Mann. Wir wurden im Auftrag des Ältesten von Rischna
geschickt, um euch zu berichten!"
"Dann berichtet!"
Und wieder erzählte Meraphim das Vorgefallene.
Der Alte nickte und sprach: "Ich selbst kann euch nicht helfen,
aber ich weiß, wer es garantiert
kann!"
"Wir wurden angewiesen, eure Befehle zu befolgen, Mallagan."
"Gut, Helides war schon immer ein Vordenker!"
"Wer?"
"Helides, der Weise aus Rischna, ich bin seit langem mit ihm befreundet!"
"Aha, er nannte uns nicht seinen Namen, aber nun sagt uns, was wir
tun können."
"Immer schnell zur Sache, sehr schön! Ihr müsst den Grat
der Welt erklimmen! Am höchsten Hang der Süd-Seite und den Wolkendrachen
befragen, wenn etwas am Himmel schief läuft, dann
weiß er was!" Dann erklärte er noch, dass die gesammte
Stadt unterirdisch liegt und sie zu den größten auf ganz Viran
zählt.
Sie beschlossen erst noch eine Rast zu machen, sie bekamen Zimmer
im Palst des Weisen.
Sima lag noch lange wach und dachte über das Geschehene nach,
sie hatte Gefallen an Meraphim gefunden. Er war groß, gut gebaut
und hatte Manieren, ein wohlhabender Paladin, der Mann, den
ihre Mutter ihr immer ans Herz gelegt hatte. Sie beschloss, es ihm
unterschwellig klarzumachen und schon morgen damit anzufangen. Dann schlief
sie völlig erschöpft ein!
Und so machten sich unsere Abenteurer am nächsten Morgen auf
zum Grat der Welt.
*Anmerkung des "Herausgebers":
Eisriesen sind auf Rim sehr große Wesen, dementsprechend im wahrsten
Sinne des Wortes riesig sind auch ihre Schritte; sie entsprechen also weit
mehr als nur einigen Dutzend Metern ;-)
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