"Also wirklich Holly, das geht nun langsam wirklich zu weit!"
Wütend zerrte Mamara Holly an der Hand hinter sich her. Sie
tobte, war zornig über Hollys ständiger Unpünktlichkeit.
Holly stolperte und ihr schmerzte die Hand von Mamaras festem, derbem Griff.
Während sie aussichtslos versuchte, sich aus Mamaras Griff zu befreien,
schubste die brummige, alte Dame sie in einen weiß gefliesten Raum.
Noch ehe sich Holly versah, riss Mamara ihr die blaue Hose vom Leib. Sie
versuchte sich davor zu schützen, aber Mamara wehrte unwirsch Hollys
unbeholfene Angriffe ab. Sie zog Holly trotz heftiger Gegenwehr das Top
aus und zeigte auf eine große, marmorne Wanne, gefühlt mit Wasser.
"Ich kann mich auch alleine waschen!!" fauchte Holly, verletzt in
ihrer Privatsphäre. Wie konnte sie?
"Los! Dann wasch dich! Und danach ab zu Zira!" grummelte Mamara
entkräftet vor sich hin.
Erst als Holly sich vergewissert hatte, dass Mamara auch wirklich
verschwunden war, ließ sie ihre Sachen, mit denen sie ihre Blöße
bedeckt hatte, fallen. Langsam ließ sie sich in das Wasser fallen.
Doch dann durchfuhr sie ein gewaltiges Aufblitzen, ein lähmendes Gefühl.
Das Wasser, so kalt wie Eis, berührte Hollys Haut wie die scharfe
Klinge eines Schwertes. Sie zitterte, stürmte aus der Wanne und schnappte
sich ein weißes Handtuch, um sich darin einzuhüllen.
"Das ist ja eiskalt" fröstelte sie.
"Es wäre noch warm, wenn du rechtzeitig hier gewesen wärest…"
Eine sanfte Stimme hallte durch den großen Raum.
Holly drehte sich erstaunt um. Weiße Federn blitzten
anmutig im Licht auf. Yukari tänzelte kurz umher ehe sie sich auf
einen weinroten Schemel niederließ. "Oder Holly? Hab ich nicht recht?"
"Du neigst aber auch zur Unpünktlichkeit!" konterte Holly.
Sie ließ das Handtuch fallen und stieg in die Wanne. Sie biss
sich auf die Lippe. Sie wusste, es würde viel zu lange dauern, wenn
sie warmes Wasser aus dem Grundwasser hoch pumpen würde. Sie blickte
auf ein großes marmornes Becken. Ein großer Adlerkopf, der
Schnabel geschlossen, befand sich direkt darüber. Dies war die Pumpe.
Öffnete man den Adlerschnabel, so pumpte man Wasser hoch und ließ
das frische, klare Wasser plätschernd in das runde Becken fallen.
Wenn man warmes Wasser wollte, musste man einen roten Rubin in ein Auge
des Adlerkopfes legen, nur dann erwärmte sich langsam das Wasser.
Der gesamte Raum war wahrlich prachtvoll. Die Möbelstücke waren
aus den feinsten und kostspieligsten Rohstoffen hergestellt. Die Badewanne
war ähnlich, wie die Fliesen, schneeweiß. Der Rand jedoch war
aus purem Gold, in denen mit Silber Seesterne, Wale und andere Meereslebewesen
eingemeißelt waren. Selbst der Handtuchhalter schien ebenso wie Kerzenständer
auf den weißen Marmorkommoden und einigen Einhornstatuetten aus reinem
Kristall zu bestehen.
Schon bald war Holly fertig. Trotz der warmen Luft im Bad, fror
sie heftig durch das eisige Wasser. Schnell schnappte sie sich ein Handtuch
und wickelte sich darin ein. Als sie sich abtrocknete, fiel ihr Blick auf
einen großen Spiegel. Langsam stellte sie sich vor den Spiegel und
blickte scheu hinein, so als müsste sie Angst davor haben, was sie
darin erblickte. Sie sah sich. Einfach nur Holly. Einfach nur sich selbst.
Nicht wie die anderen sagten, was sie war. Nicht wie Dario stets mit den
anderen halbwüchsigen Jungen über ihre angebliche Flachheit spottete.
Denn das war sie gar nicht.
"Dies hat Dario nur gesagt, weil er wahrscheinlich für den
Rest seines Engellebens zwischen Kindlichkeit und Erwachsenheit stecken
bleiben wird, Holly. Er kennt den Unterschied nicht…"
Holly drehte sich um und blickte in die himmelblauen Augen des weiblichen
Sturmadlers. "Das weiß ich doch! Yukari, wie sollte es auch anders
sein?" sagte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Es war so, als hätte
Yukari direkt gewusst, was in dem Mädchen vorging, was sie gedacht
hatte, den Spott und die Scham, die Holly gefühlt hatte als ebenso
unbehaglich empfunden hätte. Hatte sie das? Oder war es bloß
Zufall? Unbewusst der richtigen Antwort wendete sie sich ihrem Gegenüber
im Spiegel zu. Sie war gar nicht so hässlich wie die Jungen immer
wieder behaupteten. Aber es war schließlich ja auch nur Spaß,
man entschuldigte sich nach einem heftigen Wortgefecht und die Sache war
stets aus der Welt geschafft. Holly begann sich weiter im Spiegel zu betrachten
und sah wie Yukari ebenfalls ihr Gegenüber etwas scheu beäugte.
Sie hatte lange, kupferfarbene Haare, bei denen sie oft von Mamara
gehört hatte, sie solle sich endlich mal eine "richtige Frisur" zulegen
oder sich wenigstens einen Pferdeschwanz machen. Sie könnte den Anblick
der roten Mähne einfach nicht mehr ertragen. Doch Holly gefielen ihre
Haare so wie sie waren. Sie war gertenschlank und hatte eine zierliche
Figur. Doch auch daran hatte Mamara was zu nörgeln. Ständig,
so meinte die grimmige Frau, müsste man Angst haben, Holly würde
eines Tages verhungern, da sie viel zuwenig aß und noch so furchtbar
dünn war. Vorher war dies Holly egal gewesen, doch seit auch sie die
Altersgrenze zehn überschritten hatte, störten sie die beißenden
Kommentare Mamaras. Hollys Gesicht war fein, wirkte aufmerksam und ehrlich.
Ihre hellblauen Augen, ähnlich wie die Yukaris, sprühten vor
Neugier und Wissensdurst, allerdings auch von ewiger Güte. Nur eines
machte Holly schon seit Jahren unzufrieden: ihre Pickel. Es war ihr jedes
Mal furchtbar peinlich, wenn ihr Gesicht wieder "blühte". Denn dann
wurde das Gelächter der anderen gerade zu unerträglich.
"Beeil dich! Sonst wird Sylvanas womöglich zornig!" sagte Yukari
und flog kreischend umher.
Schnell griff Holly nach ihrem Top und der Hose, zog sich an, kämmte
ihre Haare und verließ Türe knirschend das Bad. Und befand sich
in einen dunkel getäfelten Flur wieder.
Sie war im Innersten Barkas, dem mächtigsten Festungskomplexes
ganz Alterikas. Barka war eine riesige Festung, die sich in einem Tal,
umgeben von den dichten Wäldern befand. Von außen wirkte das
Gebäude dunkel, leer, regelrecht lebensfeindlich, während innen
der größte Reichtum und Wohlstand im Überfluss weilte.
Die Außenwände aus massivem Stein, gingen steil hoch und schirmten
das Gebäude auch von oben ab. Allerdings so, dass es keine Fensteröffnungen
gab. Das Sonnenlicht wurde mit Hilfe von reiner, kosmischer Energie in
einem Stromreaktor in Barka gebündelt und in das Innere des Gebäudes
geleitet. Eine hohe Technologie der Engel halt, die wussten, wie sie das
warme, heilige Licht besser nutzen konnten.
Holly sprintete einige Treppen hinauf ehe sie erschöpft in
der höchste Etage der Festung gelangte. Yukari hockte auf Hollys Schultern
und pfiff leise vor sich hin. Manchmal ertönte Yukaris Melodie derartig
schrill, dass Holly entnervt das Gesicht verzog.
"Yuki, kannst du das mal bitte unterlassen?"
Yukari klapperte enttäuscht mit dem bronzenem Schnabel. "Aber,
Holly, was hast du denn gegen musikalischer Betätigung?" zischelte
der Sturmadler zur Antwort und starrte ihre Meisterin verblüfft an.
"Nichts… nur wenn’s aus deinem Schnabel ertönt… Yuki, versteh
mich nicht falsch, aber du kannst einfach nicht singen!"
Das fröhliche Gezwitscher erstarb mit einem Schlag, so als
wäre die Nacht wie ein Sturm über Yukari hereingebrochen. Als
Holly bemerkte, wie niedergeschlagen die arme Yukari war, fuhr sie mit
der Hand sanft durch das weiche Nackengefieder und Yukari ließ kurzzeitig
ein erfreutes Kreischen ertönen.
Der Flur führte Holly direkt zu einem großen Portal aus
schwarzem Holz. Zaghaft klopfte sie an die Tür. Lange Zeit tat sich
nichts und Holly stand die ganze Zeit ratlos da. Was nun? Einfach umkehren?
Doch dann öffnete sich die große Tür unter gewaltigem Knarren
und gab den Blick auf einen großen Saal frei.
Holly trat zögernd ein. Sie schloss das Portal und drehte sich
um. Der Saal war ein gewaltiger Rundplatz, der einer Arena ebenbürtig
war. Die Wände waren kohlrabenschwarz und überall standen Kerzenständer
herum und ließen etwas Licht in die unheimliche Szenerie einwirken.
Erst später fiel der Blick des jungen Mädchens auf einen großen
Tisch an den eine junge Frau saß.
"Na endlich, Holly! Man hatte sich schon Sorgen wegen deiner relativ
langen Abwesendheit gemacht." Sie wies Holly einen Platz gegenüber
ihr an und lächelte freundlich.
Das Lächeln war sanft, nicht Unheil verkündend oder gar
nur ein Ausdruck der Gleichgültigkeit wie bei Mamara. Nein, es war
die Wirklichkeit und ließ sie die Furcht aus allen Gliedern Hollys
weichen. Etwas irritiert blickte Holly sie an.
"Möchtest du dich nicht setzen, Holly?" erwiderte die Frau
Hollys fragewürdige Mimik.
"Ja natürlich, entschuldigt meine Torheit" sagte Holly fügsam
und setze sich auf den weinroten gepolsterten Stuhl. Sie schwieg, blickte
den Tisch an, wie sie sich darin spiegelte.
Das Eis brach, zersplitterte, das Wasser, das einst vor der undurchdringbaren
Kälte ummantelt wurde, sprudelte frisch und geweckt aus dem Berggestein
des Hyal. Die Eismassen versanken in den Fluten des Flusses und Lachse,
Forellen und anderes Wassergetier wachten aus der Starre des Frostes auf
und tummelten sich in quicklebendigen Strömungen. Die vom Tau zart
besetzten gedeihenden Blätter keimten schweigend unter den ersten
wärmenden Strahlen der Frühlingssonne.
Doch dann, als die Knospen aufsprangen und die zierlichen Blüten
sich entfalteten, sickerte der reine Morgentau in Strömen von den
grünen Gewächsen und zerplatzte in Tausende von glitzernden Perlen,
sobald er auf die Erde tropfte. Einige Vögel schwiegen noch, sie warteten
bis jede ihrer Zellen von der Wärme benetzt wurde. Sie plusterten
sich zu Federbällen auf und zwitscherten ab und zu nur hoffnungsvoll
auf. Weiße, feine Schnauzen stießen in das Wasser und tranken
rasch einige Schlucke, ehe die weißen, pferdeartigen Wesen lautlos
in das Herz des Waldes tänzelten.
Überall, auf ganz Ilion hatte der Frühling längst
Einzug gehalten. Es war für alle Völker dieses Planeten eine
Zeit, in der endlich das Reich sich von den Strapazen der dunklen Zeit
des Winters erholen konnte. Besonders das Tiefland des Berges Hyal, schien
nicht mehr aus dem ewigen Traum der Kälte und Dunkelheit auferstehen
zu wollen, bis sich das Licht auf goldenen Schwingen aus den entsetzlichen
Klauen des Todes wand, und den Berg in ein Tuch aus himmlischem Schutz
und behütender Wärme verwandelte. Nun war eine friedliche Ära
für das geprüfte Land angebrochen. Die klirrende Kälte,
so unbarmherzig und eisig, hatte den Mensch wie eine scharfe Schneide eines
Schwertes entgegen geschlagen. Nicht selten hatten Schneestürme um
die Kleinstadt Zybach hinweg gefegt und ein Schlachtfeld völliger
Zerstörung hinterlassen. Aber nun hatte dies ein Ende. Ein solch harter
Winter würde nie wieder das Tiefland des Hyals heimsuchen…
Yukari beobachtete wie Holly immer wieder mit der Hand gegen die
Oberschenkel presste, so als ob Holly eine schwere Prüfung unermesslicher
Strapazen vor sich hätte. "Holly, ich habe dir schon so oft gesagt,
dass du mich ruhig duzen darfst, wie deine Kameraden. Du musst nicht so
kläglich höflich sein, nur weil dir das Mamara so eingetrichtert
hat"
"Sylvanas?"
"Ja, mein Kind?"
"Es tut mir leid, dass ich erneut, nun ja… ähm zu spät
in Barka eingetroffen bin. Das kommt gewiss nicht noch einmal vor!" entschuldigte
Holly sich rasch, doch schon hob Sylvanas begütigend die Hand.
"Niemand ist perfekt, es wäre zwar schön, wenn du dich
wenigstens etwas um Pünktlichkeit bemühen würdest, aber
gewiss hat so jeder seine Marotten.
Und außerdem lernst du eh nichts daraus, wenn ich dich ständig
darum kritisieren würde…"
Holly hatte schon immer Sylvanas deswegen bewundernd. Sie war einfach
so klug, so gütig, so schön. Sylvanas war groß, schlank,
wirkte graziös, stolz. Das dunkelblonde Haar flatterte anmutig im
Wind.
"Warum breitest du deine Flügel nicht aus?"
Holly zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.
"Wozu? Sie behindern eh nur….."
"Weil du ein Engel bist, und die breiten ihre Flügel aus!"
Ein weißes Aufblitzen, eine Feder fiel zu Boden.
"Zufrieden?"
Wie jeder Engel konnte Holly ihre Flügel verbergen, so dass
sie wie ein ganz normaler Mensch aussah. Dies war relativ vorteilhaft,
besonders dann, wenn man kein Opfer von skrupellosen Kopfgeldjägern
werden wollte, die Engel töteten, um ihre Federn für Tränke
und andere Magische Rezepte an Magier zu verkaufen.
"Aber ich wollte dich nicht deswegen sprechen."
"Nein?" fragte Holly erstaunt.
"Nein."
"Holly, es ist wichtig, dass du weißt, woher du kommst, wer
deine Eltern sind… Es reicht nun… Wir haben es dir lang genug verschwiegen…."
Plötzlich wirkte Sylvanas nicht mehr so charakterstark, ganz im Gegenteil,
fast so, als würden ihr die Sätze sämtliche Energie rauben,
sie schwächen. Sylvanas flog zu Holly und legte ihren Kopf in den
Schoss ihrer Herrin.
"Du musst wissen, Holly, dass zwar auch du ein Engel bist, aber
du bist die Tochter eines weiblichen Schwarzengels, genau genommen einer
Hure… die andere Engel…"
"NEIN, NICHT!!!"
KLIRR!!
Funken stoben auf. Flogen sanft durch die Luft und verschluckten
das Eisen des Ständers. Wie ein Teppich breitete sich die rote Glut
aus, erstarb an Mangel von Nahrung, es fehlte das Fleisch zum verschlingen.
Sylvanas war entsetzt aufgestanden. In ihrem Gesicht spiegelte sich
eine Mischung aus verzehrender Trauer und unendlicher Besorgnis wieder,
sie schaute auf ein ärmlich ein gekauertes Bündel herab.
Tränen besprenkelten den Boden, liefen zusammen. "Holly, glaub es…"
Yukari rieb ihren Kopf an Hollys Unterarm und versuchte das Gesicht,
schützend mit den Händen verdeckt, zu befreien.
Sylvanas konnte nicht anders. Dies war nicht irgendein Mädchen
was unter den schützenden Fittichen der Engel aufwuchs wie etwa Dario.
Sie stürmte auf Holly zu und nahm sie liebevoll in die Arme. Sie drückte
sie fest an sich, spürte wie ihr Gewand von Tränenperlen durchnässt
wurde. Fürsorglich streichelte Sylvanas Hollys Kopf und blickte angespannt
Yukari an, die selbst nicht recht zu wissen schien, was nun angepasst sei
und was nicht. Was hatte sie bloß gemacht? Holly selbst war trotz
ihrer äußerst weiten, geistlichen Entwicklungen noch fast ein
Kind, das schutzbedürftig war. Doch wusste Sylvanas, eines Tages hätte
Holly es eh erfahren.
"Glaub mir Holly", begann sie erneut beruhigend auf das erregte
Mädchen einzusprechen, "es ist nur halb so schlimm, wie es klingt,
es kommt doch darauf an, was du tief im Herzen bist und nicht auf deinem
Stammbaum!"
Es dauerte lange. Sylvanas fürchtete schon, dass Holly nie
aufhören würde, vor lauter Wut und Scham zu weinen. Dennoch dann,
als sie anfing, eine alte Melodie zu summen, horchte Holly auf.
Sie erkannte diese Melodie. Immer dann, wenn sie niedergeschlagen
war, weil Mamara sie mal wieder zu unrecht ausgeschimpft hatte oder
Dario mit seinem Harem ihr üble Späße spielten, sang Sylvanas
eine Melodie, die so sanft und aufmunternd war, dass Holly einfach vergaß
was passiert war. Und so war es auch nun. Holly fasste sich, sie blickte
durch den gutmütigen Griff Sylvanas hindurch zu Yukari. Als das Sturmadlerweibchen
Hollys klaren Gesichtsausdruck erkannte, setzte sie sofort ein freudiges
Lächeln auf und atmete erleichtert auf. Auch Sylvanas lockerte ihren
Griff und schaute Holly liebevoll an.
"Wieder beruhigt?" fragte sie freundlich.
"Ja, Sylvanas. Ich denke schon…" antwortet Holly artig. Es war ihr
schon fast wieder peinlich was sie soeben abgezogen hatte, und genau dies
schien Sylvanas zu spüren.
"Tränen sind keine Zeichen von Schwäche, sondern eine
Reaktion auf ein unbekanntes Gefühl" meinte Sylvanas altklug.
Langsam entwand Holly sich aus Sylvanas Umarmung und stand auf.
Ihre Bewegungen wirken noch schwach, etwas unbeholfen, aber sie blieb fest
am Ort stehen. Holly starrte auf den Tisch und bemerkte nicht, wie Sylvanas
ihre Hand auf Hollys Schulter legte.
"Ich schätze wir sollten einen anderen Ort zum Reden aufsuchen",
sagte Sylvanas knapp und lief zusammen mit Holly aus dem Raum.
Nervöses Getrappel einiger Pferde versetzte einen sehr gebieterisch
aussehenden Mann in intensive Euphorie. Er spürte in seinem Nacken
das rauschhafte Prickeln, das sich in jede Faser seines starken Körpers
zog. Es war für ihn ein wahrer Rausch vollkommenen Glückes, das
ihm neue Energie gab. Er achtete nicht auf die schwarzen Reiter, die angespannt
auf die Befehle des Mannes warteten. Stattdessen blickte er in den geheimnisvollen
Abendhimmel. Er atmete die erfrischende Luft ein und stieg auf seinen großen
Rappen.
Der Wind streichelte sanft Hollys Haut und ließ Yukari weit
in seinen Aufwinden gleiten. Holly streckte sich und beobachtete die Sterne,
die das nächtliche Firmament wie ein ausgebreiteter Teppich mysteriöser
Lichter verwandelte. Sylvanas wirkte etwas angespannt, war dennoch froh,
dass es Holly wenigstens einigermaßen gelassen aufnahm, was sie ihr
zu sagen hatte. Es war Sylvanas bewusst, dass es nicht nur ihr schwer fiel,
sondern auch Holly, die nun die Wahrheit erfahren musste. Und Wahrheit
war nun wirklich nicht das was sich hinter einer netten Fassade hielt,
es war das was nun einmal real war, und niemand konnte sich davor schützen.
Sylvanas spürte den scharfen Schmerz in der Brust, als sie bemerkte,
dass das, was sie Holly sagte, das Herz brach.
"Also war meine Mutter eine Prostituierte, die einen Priester verführte,
weil sie ihn liebte…" sagte Holly und presste den Kiefer zusammen, um nicht
erneut in Tränen auszubrechen.
Sylvanas nickte stumm. "Allerdings ist mir unklar, was dieser
Priester war… Ein Mensch kann es um Gotteswillen nicht sein… Dafür
hast du zu viele Eigenheiten die dieses verneinen…"
Holly schaute auf. Aufgewühlt von verschieden inneren Gefühlsausbrüchen,
wusste sie nicht, was sie hätte darauf erwidern sollen. Sollte sie
demnach ein Bastard sein? Ein Wesen, ungeklärt von was es eigentlich
abstammte? "Was für Eigenheiten?" brachte sie letztendlich hervor.
"Nun, dies ist noch zu kompliziert für dich… Aber ich schätze,
dein Vater muss ein Elf gewesen sein. Denn dies würde deine
übertriebene
Naturliebe erklären…"
Holly wich leicht zurück. Sie war nicht der Rasse ihres Vaters
abgeneigt, ganz im Gegenteil. Eine Priesterin in Barka war eine Elfin,
und diese hatte Holly nie wegen ihrer Zuneigung zur Natur verhöhnt,
nein, diese war sogar stolz gewesen.
Sylvanas bemerkte Holly Entspanntheit. "Du bist nicht gegen deinen
Vater abweisend?"
"Nein." Holly setzte sich auf die Brüstung. Hoch oben, auf
dem geraden Dach, aus festem Granit, Barkas herrschte bald Windstille.
Es wurde langsam kühl und Holly zitterte etwas.
"Dann lag ich ja anscheinend goldrichtig mit meiner Idee", strahlte
Sylvanas und lächelte.
Holly konnte nicht anders. Sie musste einfach freundlich dieses
sanftmütige Lächeln erwidern. "Aber warum haben mich meine Eltern
nicht behalten?" Eine solche Frage kostete Holly mehr als nur etwas Überwindung.
Alles in ihr krampfte sich zusammen als sie sah, dass Sylvanas' Gesichtszüge
erschlafften.
"Ach Holly, es lag einfach nicht in der Natur deiner Mutter, dich
zu behalten. Deine Eltern waren noch sehr jung als sie dich zeugten, du
kannst in einem solchen Fall nicht immer erwarten, dass sie in Lage sind,
oder besser gesagt den Willen haben, ein Kind groß zuziehen. Dein
Vater war 22 und dein Mutter in genau deinem Alter, nämlich 15. Kurz
nach deiner Geburt verließ dich deine Mutter."
Holly sah auf den großen steinigen, glatten Boden hinab. Es
tat ihr weh, glauben zu müssen, eine Last zu sein.
"Dein Vater jedoch nahm dich auf. Aber sein Beruf als Priester zwang
ihn Maßnahme zu ergreifen. Er konnte dich nicht ewig bei sich behalten.
Also betete er zu mir. Er flehte mich richtig an, ich solle dich aufnehmen,
dich großziehen. Du musst wissen, Holly, dass ich nicht in der Lage
bin, eigene Kinder zu bekommen. Da nahm ich dich auf und behandelte dich
wie meine eigene Tochter. Du warst nicht wie die anderen, der Nachwuchs
der barkischen Engel, sondern mein Ziehtöchterchen." Der Anblick wie
Holly anfing zuweinen, zerriss Sylvanas fast das Herz.
"Ich bin bloß eine Last gewesen…" stellte sie klagend fest.
Yukari stupste aufmunternd mit ihrem Schnabel an Hollys rechte Wange.
Sylvanas schritt zu ihrer Tochter und ging in die Hocke, so dass sie Hollys
verweintes Gesicht sehen konnte.
"Denk sowas nicht. Dies ist nicht wahr. Für mich warst du das
nicht…" Sylvanas setzte sich neben Holly auf die Brüstung. Einige
Zeit schwiegen beide und schauten zu wie der Mond sein Licht auf das Land
niedergehen ließ. Sylvanas räusperte sich. "Dein Vater bat mich,
dir etwas zu geben." Sylvanas griff in ihren Umhang und holte einen Gegenstand,
eingewickelt in weinroten Seidentüchern heraus. Langsam wickelte sie
das Bündel aus und gab den Blick auf eine absonderliche Waffe frei.
Holly stutzte etwas. Sowas hatte sie gewiss noch nie gesehen. Die
Waffe hatte die Größe eines Dolches, aber die Form der Klinge
war seltsam. Sie wandte sich spiralenförmig in die Höhe, bis
die Spitze sich in ein nadeldünnes Ende verwandelte. Die Spiralen
jedoch waren sehr scharf und blitzten etwas hervor. Der Griff hatte die
Form eines Adlers, der die Flügel ausbreitete. Auch die Farbe sorgte
für etwas Verwirrung. Es war eine eigenartige Mischung aus einem sehr
hellem Silber und einem ebenso hellem Blau. Sylvanas hielt die Waffe Holly
hin, so dass das Mädchen nach dem Griff tastete und sie schließlich
in die rechte Hand nahm. Sofort durchströmte Holly ein merkwürdiges
Gefühl. Es schien, als ob die Klinge verbrauchte Energie, immer wieder
aus eigenen unerschöpflichen Ressourcen erneuerte. Sylvanas beobachtete
wie Hollys Augen sich weiteten, sie hielt die Waffe immer noch sehr weit
von sich weg, so als ob sie fürchtete, das Gerät könnte
sich jederzeit selbstständig machen und sie gar angreifen. Holly verfiel
in eine Art Dämmerzustand. Sie fühlte ihre Umwelt nicht mehr,
völlig abgekapselt von der Welt. Panisch sah sie mit an, wie sie Zira
und Sylvanas immer weiter aus den Augen verlor. Sie griff nach ihnen, aber
ihre Hand fasste in die weite Leere. Mit der Zeit ließen auch Hollys
Gedankenströme nach. Es fiel ihr auf einmal unglaublich schwer, einen
Gedanken zu erfassen.
"Fürchte dich nicht"
KLIRR. Die dolchartige Waffe lag auf dem Boden. Holly atmete schwer
und blickte unentwegt die Stichwaffe an. Ein Schweißtropfen fiel
von ihrer Stirn auf den Boden.
"Holly, alles in Ordnung?" Sylvanas griff nach ihr, aber Holly wich
zurück. "Sylvanas! Diese Waffe, sie spricht!"
"Wie bitte?" Sylvanas schaute Holly besorgt an.
"Also zu mir hat dieses Kris noch nie gesprochen."
"Ein Kris?"
"Ja, Holly, so nennen wir Waffen, die so eine Klingenform haben."
"Aber, reden die auch?"
"Du musst es dir eingebildet haben, die vielen Ereignisse fordern
ihren Tribut"
"Ich bin nicht verrückt!"
"Das meine ich doch gar nicht, Holly. Geh in dein Zimmer, ruh dich
dort aus."
Holly nickte. Wahrscheinlich hatte Sylvanas Recht. Sie musste
sich diese Stimme eingebildet haben. Waffen sprechen nicht.
Das Schnauben der Pferde wurde immer unruhiger. Der Mann saß
auf seinem schwer gepanzerten Pferd und starrte die große Festung
an, die sich vor ihm erhob. Er bebte förmlich vor Erregung. Seinen
Soldaten auf deren Pferden ging es nicht besser. Er wartete kurz, dann
hob er sein Schwert. Innerhalb von wenigen Sekunden, formierte sich ein
gewaltiges Heer schwer gepanzerter Reiter, die trabend in einer Linie ritten.
Der helle Schein von Licht erhellte einen Raum. Holly war in ihrem
Zimmer. Hollys Zimmer war relativ groß. Der Boden war aus weißem
Marmor. In der Mitte des Raumes lag ein violetter Teppich mit goldenen
Einhornstickereien drauf. Ihr Bett war in der einen Ecke, dort wo der Raum
am dunkelsten war. Daneben ein Kleiderschrank, zwei riesige Bücherregale
und eine Tür zu ihrem Waschraum. Der Schreibtisch war bei dem Lichtspender
in Delphinform und die Vogelvoliere mit ihren drei Rosenköpfchen war
gegenüber der Tür. Holly hatte viele Hobbys. Sie zeichnete unheimlich
gern, so dass der Boden voll mit Vogelsand, Skizzenblöcken und Pergamentrollen,
Bleistiften, Büchern und Schreibfedern war. Allerdings zeichnete sich
auch das Lesen als eine der absoluten Lieblingsbeschäftigungen Hollys
aus. Yukari breitete ihre Flügel aus und ließ sich in Hollys
Bett fallen und plusterte sich zufrieden in einen großen Ball aus
Federn auf. Holly wusch sich und zog ihr Abendkleid an. Als sie sich ins
Bett legte, schlief Yukari bereits.
Das Licht war aus. Es herrschte Ruhe. Und dennoch konnte sie nicht
einschlafen. Es war wegen diesem Kris. Es ließ sie nicht zur Ruhe
kommen. Sie stand vorsichtig auf und nahm den Kris vom Schreibtisch. Selbst
Sylvanas hat nicht gewusst was du bist, dachte sie. Sie drehte und wendete
die Waffe. Keine Stimme, sie hatte es sich tatsächlich nur eingebildet.
In dem Moment, als sie die Waffe weglegen wollte, kam erneut dieses Gefühl.
"Nein, nicht!" Nur knapp konnte Holly sich davor bewahren,
den Kris fallen zulassen. "Bitte, lass mich nicht los!" Hollys Herz
raste. Das Blut pulsierte heftig in ihren Adern und dann dieser Kris. "Du
musst Barka so schnell wie möglich…" Doch da legte Holly panisch
den Kris auf den Schreibtisch zurück. "Genug Stimmen für heute"
flüsterte sie. Sie stieg zurück in ihr Bett. Sie kuschelte sich
in ihr Kissen und kraulte Yukari das Nackengefieder.
Die Wolken schwebten wie weiße Watteballen am Himmel entlang.
Die einst eisige Luft flirrte nun vor Hitze und ganz Alterika schien unter
der sengenden Sonne zu verbrennen. Es war schwer, auch nur einen Atemzug
zu führen, das Wasser am Wasserfall schien auch weniger zu werden.
Die Tiere hielten sich fern von den freien Tälern der Portalwelt und
versteckten sich in ihren Bauten in den Wäldern, bevor auch sie spürten,
wie die heißen Strahlen ihnen über das Fell fuhren und die geschützte
Haut trotz allem versengte.
Noch nie hatten die Engel unter einer solchen Hitze gelitten. Sie
schüttelten die Köpfe, blicken in den freien Wolkenhimmel und
versteckten sich in Barka. Die Hitze prallte an den gewaltigen Wänden
ab und sammelte sich an den Toren. In Barka ging trotz des seltsamen Wetters
das Alltägliche weiter. Einige Engel stellten die Waren in den Werkshallen,
die Priesterinnen beteten zur Schicksalswächterin und unterrichteten
die Sprösslinge. Es war alles beim alten. Man ging seinen Geschäften
nach und ruhte in den Oasen Barkas.
Auch Holly hatte fast die Unterhaltung mit Zira vergessen, denn
die Aufgaben, die sie von ihrer Lehrmeisterin erhalten hatte, war nicht
eine ganz schön Harte Nuss. "Liste alle Tierarten auf, die in Portalwelten
leben, deren Magiekonzentration ähnlich wie die Ilions ist…" Nicht
gerade einfach. Es gab tausende von Portalwelten, da wirkte Alterika nur
wie ein Sandkorn in einer unendlichen Weite. Woher also das Wissen nehmen?
Aus Büchern? Nein, die meisten Dimensionen sind den Menschen völlig
unbekannt, ebenso wie den alten Völkern, wie etwa den Elfen, Engeln
oder gar den Orks. Während sie weiter grübelte, flatterte Fynn
umher und schäkerte immer zu.
Sie musste zum Nachdenken einfach Barka verlassen, das würde
ihrer Energie einen ordentlichen Schub geben. Sylvanas ging die Flure hinunter.
Sie hatte ein ganz bestimmtes Ziel, nämlich etwas zu verwahren, das
nur sie kannte…
Weit weg von Barka, im Dirasgebirge von Alterika, bebte die Luft
vor Magie. Ein Fuchs, der geradewegs eine kleine Maus erbeutet hatte und
zu den Böschungen hinab lief, hielt inne. Sein Fell stellte sich auf
und ließ die kleine Maus fallen. Er richtete seinen Kopf und schnupperte
in der Luft. Während er ein Loch buddelte um darin seine Beute zu
vergraben, donnerte über ihn ein gewaltiges Wesen ungeheuerlicher
Größe hinweg. Es war ähnlich groß wie ein Drache,
gewaltig. Doch das Gehörn war länger und an einer Spitze fehlte
ein Teil. Die Augen leuchteten dämonisch wie Feuerglut und schienen
längst nicht die Sehorgane von Lebenden zu sein. Denn diese Kreatur
war ein Knochendrache. Nur noch der skelettierte Überrest eines stolzen
Drachens, der einst über die weiten Berge des Planeten Ilions flog.
Doch nun, nach Jahren großer Macht, war auch der Drachenkörper
gegen den Tod gefallen, doch durch die schändliche Magie der Nekromanten
und Totenbeschwörer wurde die stolze Seele aus der ewigen Ruhe gerissen
und in das Drachenskelett gesperrt. Dazu verdammt auf ewige Zeit, ohne
Frieden und Ruhe den Nekromanten zudienen.
In der Mittagssonne war die Hitze unerträglich. Als Holly mit
Tikwa das Tor passieren wollte, hielt man sie zurück. "Anweisungen
von Zira!" meinten die Soldaten barsch und ließen Holly nicht durch.
"Aber warum?"
Einer der Soldaten blickte sie unverständlich an. "Ja weißt
du denn nicht, wie heiß es da draußen ist?"
"Ja, so heiß wie die Feuerdrüse eines Feuerdrachens"
lachte sein Partner.
Holly starrte sie kurz an. Sie blickte zu dem Tor und drängelte
sich einfach hindurch. Doch die Torwächter packten sie am Arm und
stießen sie zurück. Sie spürte in ihrem Nacken die zornigen
Blicke. Schnell richtete sie sich auf und ging.
Die Rosenköpfchen in Hollys Zimmer pfiffen laut und hüpften
von einem Ast zum andren. Die Klinke wurde hinunter gedrückt. Holly
warf die Satteltaschen in die Ecke und warf sich aufs Bett. Sie schaute
lange Zeit nur an die Decke und schwieg. Das Schweigen. Es herrschte immer
noch. Selbst in Hollys Gedanken. Es überschattete sie auf einmal.
Es.
"Halt!" Sie schrie, aber die Wörter verschwanden wie ein Atemhauch
in der Unendlichkeit. Es ließ nicht zu, dass Holly
es
aufdeckte. Das Mädchen begann schneller zu atmen. Da! Plötzlich!
Wie ein Schleier! Holly riss die Augen auf. Ruinen, tote Engel, Feuer,
Tod, Verderben... vor erschrecknen Auge sah sie, wie Sylvanas, so stolz,
so erhaben wie sie war, in einen Feuersturm aus Tod unterging. Ein Schrei.
Ein scharfer Schmerz. War es vorbei? Hollys Brust hob und senkte
sich, sie schnaufte, kerzengerade saß sie auf dem Bett. "Was, was…"
Holly stand auf und brach nach einigen Schritten auf dem Teppich zusammen.
Unbeholfen nach Luft ringend griff sie nach dem Stuhl beim Schreibtisch,
bekam ihn zu fassen. Ein kräftiger Ruck. Der Kris fiel klirrend zu
Boden. Ängstlich und fassungslos zugleich schaute sie die Waffe an.
Das Gras wurde im Mondlicht durch Hufe in die tiefe Erde gedrückt.
Die Nacht war voller gespenstischer Schatten, die in dem hellen Mondlicht
umher tänzelten. Die Pferdeköpfe stürmten immer weiter voran,
näherten sich der Festung.
Yukari hüpfte auf dem Steinboden umher und linste über
eine Ecke auf das Tor. Sie musste sich stark anstrengen, um überhaupt
wenigstens einige Umrisse zu erkennen. Energisch warf sie den Kopf zurück
und breitete langsam die weiten Schwingen aus. "Holly", hauchte sie leise
"bist du dir sicher?"
"Ich weiß nicht recht, Yuki, aber diese Bilder… sie…"
"Ja ja… sie waren so real" stöhnte Yukari erschöpft
auf.
Holly kniete sich nieder. "Hör mal, du kannst mir ruhig glauben…"
Die Sturmadlerin fiepte missvergnügt und flatterte zum Tor.
Holly folgte ihr, leise, wie auf Samtpfoten. Sie durfte ja keinen Mucks
machen, da sonst vermutlich die Wachen auf ihrer Patrouille entdecken würden,
wie sie sich am Tor zu schaffen machte. In Hollys Nacken machte sich ein
rauschhaftes Prickeln breit. Sie musste sich beeilen. Sehr viel Zeit hatte
sie nicht. Aus den Satteltaschen holte sie Dietriche und begann das Tor
zu knacken.
Yukari verdrehte die Augen. "Ey, Holly, das wird nix! Das Portal
wird unter Garantie durch Magie geschützt!"
Doch Holly gab nicht auf. Krampfhaft rammte sie mehrmals den Dietrich
in das gewaltige Schloss bevor ein unscheinbares Knacken ertönte.
Knarrend öffnete sich das Tor und Holly ritt auf Tikwa hinaus in die
tiefe Dunkelheit.
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