Lonely
Fire - die einsame Flamme des Friedens
von
Pascal32
Teil 1: Drakkon, Insel der Hoffnung |
Kapitel 1: Aus dem Leben und Sterben (2) |
1.3 Intermezzo Fünfzehn Minuten später findet Reykahn
endlich etwas. Es ist ein Apfel, der einsam an einem Baum hängt. Allerdings
ist er etwas ausserhalb seiner Reichweite. Fliegen kommt nicht in Frage,
weil der Baum abstehende Äste hat, die seine Flügel verletzen
könnten. Und Reykahn will den Baum auch nicht angreifen, um an den
Apfel zu kommen.
Als Reykahn wieder Herr seiner Sinne ist, erkennt
er ein kleines Mädchen. Menschen-Mädchen. Reykahn geht, weil
er es ja nicht besser wissen kann, auf Verteidigungsposition. Sie ruft,
selbst verängstigt: "Hab keine Angst! Ich will dir nichts tun!" Reykahn
fragt: "Was willst du von mir?" Sie antwortet: "Nur wissen, was so ein
kleiner Drache hier treibt."
Reykahn wird zurück nach Drakkon gebracht,
wo ihn bereits seine Familie ungedulig erwartet. Sie haben Todesängste
durchgestanden. Aber bevor die Standpauke beginnt, die von Vorsay persöhnlich
vorgenommen werden wird, will Reykahn seinen Plan darlegen. Die einen reagieren
mit Erleichterung, die anderen mit Unverständnis. Wieso sollten sie
denen trauen, die ja schuld an der Situation sind? Andererseits war es
ja auch nur ein unschuldiges Kind, auch wenn es ein Mensch war.
Am nächsten Tag finden die beiden Drachen
erneut dort das Mädchen vor. Jola berichtet, dass ihre Familie und
das ganze Dorf weniger auf der Seite dieser machthungrigen Spinner ist.
Sie wären bereit einen Teil ihres Nahrungsvorrates mit diesen neununddreißig
Wesen zu teilen. Eben WEIL dieses Dorf nichts auf diese Drachen-Jäger
gibt, sind sie ziemlich abgeschieden von deren Einflussbereich, was aber
die Drachen nicht wissen konnten.
1.4 Erster Schritt Jola hat inzwischen dem Dorf von ihrem Erlebnis erzählt. Nachdem dieses Dörfchen wirklich Hilfe von aussen gebrauchen könnte, weil sie eben so weit abgeschieden sind und gerne von Räubern und wilden Tieren heimgesucht werden, existiert großes Interesse an einer solchen Kooperation. Zwar müssen sich die verantwortlichen
Personen des Dorfs auch erst durchringen diesen fünf Drachen gegenüberzutreten,
aber dieses Bündnis wäre für beide Seiten von großem
Nutzen. Mit gemischten Gefühlen marschieren die drei Menschen, der
Bürgermeister und zwei Berater, zu der Steppe wo die fünf Drachen
warten.
Es gibt ein legendäres Bild, als der Bürgermeister
und Karel dieses Bündnis beschließen. Seit über 50 Jahren
gab es kein solches Bild mehr. Es wird Zeit, dass diese schreckliche Zeit
ein Ende findet und das Licht nach Zerran zurückkehrt. Genau in dem
Moment als das Bündnis beschlossen wurde, reisst die Wolkendecke über
der Steppe auf, und die Sonne lässt die gesamte Ebene erstrahlen.
Zum ersten Mal seit Jahren sehen die Menschen und die Drachen die Sonne
wieder.
Als die fünf Drachen zurück nach
Drakkon kommen, erstatten sie Vorsay sofort Bericht. Dieser atmet erleichtert
auf. Obwohl es ein hohes Risiko ist, will Vorsay mit dem Bürgermeister
persöhnlich sprechen. Dieser Plan sorgt für Entsetzen bei den
Leibwächtern. Aber bevor Vorsay aufbricht verlangt er Reykahn zu sprechen,
den Urheber dieses Umstandes. Reykahn tapst vorsichtig vor seinen König
und senkt ehrfürchtig seinen Kopf. Vorsay spricht zu dem Kleinen:
"Nicht doch, Reykahn! Nicht du solltest so einen Respekt vor mir haben,
sondern ich vor dir. Nur dir ist es zu verdanken, dass wir wieder eine
neue Chance bekommen." Langsam hebt Reykahn seinen Kopf um Vorsay ins Gesicht
zu sehen. Doch schon ist der weitergegangen und in die Lüfte gestartet.
Im Rücken Karel und sechs weitere Begleiter. Karel wirft noch einen
argwöhnischen Blick zu dem Jungdrachen zurück.
Später im Dorf. Als Vorsay, der mächtigste
Drache der Welt, persöhnlich in dem Dorf landet, staunen die Bewohner
nicht schlecht. Der Bürgermeister, der von Vorsay zu sprechen verlangt
wird, verbeugt sich ehrfurchstvoll. Vorsay aber erwidert: "Bitte, erhebt
Euch doch! ICH bin EUCH zu Dank verpflichtet. Ihr ermöglicht uns einen
neuen Start." Der Bürgermeister entgegnet stolz: "Wie ihr uns! Ich
bin sicher, dass wir uns gegenseitig zu Glück und Frieden verhelfen
können." Vorsay lächelt und spricht: "Weise Worte! Die ersten
die ich je von einem Menschen gehört habe." Der Bürgermeister
pausiert für einen Moment, dann spricht er betroffen weiter: "Es ist
schrecklich, was auf der Welt passiert. Ich wüschte, wir könnten
etwas dagegen tun. Aber alle, die etwas zu ändern versuchten, sind
nie zurückgekehrt!" Vorsay entgegnet einfühlsam: "Keiner kann
die Vergangenheit ändern, aber wir können gemeinsam die Gegenwart
beeinflussen, damit wir eine Zukunft haben." Der andere nickt.
1.5 Dorfwirtschaft Nun sind auch die letzten Zweifler der Drachen und der Menschen überzeugt, dass keiner dem anderen etwas böses will und umgekehrt. Als Vorsay zurück auf Drakkon ist, kommandiert er seine acht besten Kämpfer für die erste "Schicht" ab. Die Dorfleute müssen sich zunächst daran gewöhnen, dass nun ständig bis zu acht Meter große Drachen in und um ihrem Dorf sind. Aber es hat wirklich seine Vorteile. In der Nacht nämlich wollte schon wieder eine Wolfsmeute, die schon seit geraumer Zeit die Stallungen der Menschen im Visier hat, sich dort bedienen. Aber diesmal scheitert es an einer "Schutzbarriere" der besonderen Art. Es ist witzig wie diesmal die Wölfe anstatt der Hühner gejagt werden. Manche Dorfbewohner, die von dem Fauchen und Jaulen aufwachen, verfolgen das Theater lachend und jubelnd mit. Zum ersten mal bekommen diese Räuber das, was die Menschen ihnen so oft gewünscht haben. Und für die Drachen ist es eine wilkommene Abwechslung. Natürlich lassen die Drachen die Wölfe am Leben. Schlussendlich müssen die Wölfe aufgeben und ziehen sich zurück. Jetzt müssen sie sich ein neues Revier suchen. Für die Menschen hat sich das Bündnis bereits gelohnt. Die weitere Nacht verläuft ruhig. Am Morgen. Die Bauern gehen wieder ihrer Arbeit
nach. Des spärliche Gemüse und Obst sollen sie nun auch noch
mit neununddreißig Drachen teilen? Das schon, aber die Anzahl der
Erzeugnisse lässt sich etwas manipulieren. Man braucht nur einen Walddrachen,
die ja Macht über die Kräfte der Natur haben. Ein solcher ist
unter diesen acht, die auf das Dorf aufpassen.
Insgesamt sorgen die riesigen Kreaturen für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Im Gegenzug halten sich die Dorfbewohner an die Abmachung. Demnach verbessert sich die Lebensqualität beider Seiten. Zum ersten mal ist jeder der Neununddreißg wieder richtig satt. Vorsay ist überglücklich. Und auch
Karel hat endlich wieder etwas Vertrauen zu den Menschen finden können.
Und Rekahn? Er kann auf Drakkon wieder in Frieden schlafen, und es quälen
ihn keine Alpträume mehr. Scheinbar wendet sich die gesamte Situation
doch noch zum Guten... Nein, nicht ganz! Weil eben im Dorf plötzlicher
Wohlstand ausgebrochen ist, wird das Dorf wieder für Räuber interessant.
Aber nachdem unbekannt ist, dass das Dorf seit neustem "Beschützer"
hat, laufen die Diebe reihenweise in die Falle. Zwar überleben es
fast alle, aber die müssen sich dann dem Urteil des Dorf-Gerichts
stellen. Aber auch hier kommen die meisten glimpflich davon. Die, die von
den Drachen getötet werden, sterben nur deshalb, weil sie meinten,
sich mutig zu wehren, als vernünftig aufzugeben. Da gibt es nur eine
Strafe für diese Dummheit. Glücklicherweise hält sich das
doch sehr in Grenzen.
Und nachdem jetzt weder Gefahren aus der Natur,
noch Gefahren durch Diebe bestehen, blüht das Dorf bald zu einer großen
Stadt auf.
© Pascal32
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Es gibt auch eine Übersichtskarte der Inseln Nirad und Drakkon (neues Fenster) |
Und schon geht es weiter zum
2. Kapitel: Kriegsopfer
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