2.1 Träume
Die Geschichte wäre hier wohl mit einem
Happy-End vorbei, wenn es nicht Farek und seine "Falling Claws" gäbe.
Durch seine Spione erfuhr er bald von dem Dorf. Als ein Spion von einem
großen weißen Drachen berichtet, der mit "Vorsay" angesprochen
werde, springt Farek von seinem Stuhl auf und ruft: "Dann lebt er also
noch! ... ENDLICH! Endlich ist die Zeit gekommen! Die Macht eines Königsdrachen
wird bald mir gehören! Dann bin ich der mächtigste Herrscher
auf dieser Welt! Zerran gehört mir! Es ist an der Zeit...!"
Sofort versammelt der finstere Mann seine
Soldaten und bereitet den Angriff auf die friedliche Siedlung vor. Er will
nicht die Stadt angreifen, sondern endlich herausfinden, wo die sagenumwobene
Dracheninsel Drakkon ist. Dort hält sich nämlich Vorsay auf.
Sollte es Farek wirklich gelingen, die Macht
eines Königsdrachen zu erlangen, ist Zerran am Ende. Das Gleichgewicht
der Elemente wird durch die Lebenskraft der Königsdrachen gehalten.
Sterben diese Wesen aus, versinkt die Welt im Chaos. Aber das interessiert
Menschen wie Farek nicht. Er sieht in Vorsey nur seinen Schlüssel
zur Weltherrschaft.
Sieben Wochen später. Gerade ist der Winter
vorbei und die Natur erwacht wieder. Mittlerweile hat die Stadt eine beeindruckende
Größe erreicht. Irgendwie sind manche Drachen auf den Wohlstand
und das Glück der Stadtbewohner neidisch. Es liegt daran, dass die
Drachen noch immer geächtet sind. Ein falscher Tritt und der Kampf
bricht erneut aus. Vorsay beruhigt seine Kameraden. Keiner darf jetzt versuchen
hoch hinaus zu kommen. Noch sind sie nicht so weit. Solange die Menschheit
glaubt, Drachen wären eine Bedrohung oder eine Machtquelle, solange
sind diese Wesen in Gefahr. Zwar ist deren Ruf, seit sie dem Dorf zu solch
Wohlstand verholfen haben, beträchtlich besser, aber immer noch zählen
sie als Monster.
Dabei nutzen diese Wesen jede Chance, die
sich bietet, um weiter gegen diese Einstellung anzutreten. Es ist erstaunlich
was diese Zusmmenarbeit bringt. Fern von diesem fröhlichen Treiben
rüstet sich der böse König Farek von Felsenzinne zum Kampf
gegen die Drachen, aber besonders gegen den letzten Königsdrachen,
Vorsay.
In Farek's finsterer Bergfestung arbeitet
er an dem Überaschungsangriff. Seine Spione durchkämmen das Land
und das Meer. Dummerweise bleiben diese Leute nicht unerkannt. Farek muss
viele Verluste von Spitzeln akzeptieren. Denn darin sind sich die Drachen
einig: Wenn ein Mensch versucht Drakkon zu finden und diesem Eiland gefährlich
nahekommt, wird er, sofort und ohne Gnade, umgebracht. Diese Regel galt
schon vor 50 Jahren und gilt heute immer noch. Das Geschlecht der Königsdrachen
wurde immer streng bewacht. Nie darf ein Mensch ohne Erlaubnis diese Insel
erreichen.
Farek manipuliert geschickt die Geschichten
über diese Ereignisse. Er stellt die Verluste, die er "bedauerlicherweise"
in Kauf nehmen muss, als Opfer der ach-so-bösen Drachensippe dar.
Das schürt erneut den Hass auf diese Wesen.
Als an einem Abend die Leute am Hof seines
Schlosses laut nach Vergeltung rufen, steht Farek kichernd am Fenster.
Er spielt geradezu mit seinen Mitmenschen, aber das Leben derselben ist
ihm in gleichermaßen unwichtig.
An einem finsteren, verregneten Abend ist Reykahn
zusammen mit seinem Großvater und seiner Schwester in der Stadt bei
Jola und deren Eltern. Trotz des schlechten Wetters herrscht fröhliche
Stimmung. Takex wird nostalgisch, als er endlich wieder diese Freude im
Herzen spürt. Als wäre die Finsternis endlich vorbei, dabei beginnt
dieser Kampf bald von neuem. Nur, diesmal soll eine Entscheidung getroffen
werden.
Später am Abend erzählt Takex seinen
Kindern und der menschlichen Familie Jola's von der schönen Zeit,
als auf Zerran noch Friede herrschte. Es sind Geschichten wie aus einem
Märchen.
In dieser Nacht nimmt sich Reykahn vor selbst
an dieser Veränderung teil zu haben. Egal was er tun muss, er will
diese schöne Zeit wiederherstellen. Für einen 15-jährigen
Aurora-Drachen mag das nur ein Kinder-Traum sein, aber wenn ein 21-jähriger
Königsdrache exakt denselben Plan und Traum hat, nennt man das eine
Zukunftsvision.
Aber genau in derselben Nacht, als Vorsay,
auf Drakkon, hoffnungsvoll in die Ferne starrt und die leuchtenden Sterne
sieht, wünscht er sich nichts sehnlicher als die Worte: "Wir, Drachen
und Menschen, sind Freunde!" und das aus dem Mund eines Menschen. "Eines
Tages", so denkt sich dieser, "wird es wahr! Es wird der Augenblick kommen,
wo die Menschen ihre Waffen und wir unsere Klauen nicht mehr gegeneinander
erheben müssen." Genau in diesem Moment zieht eine leuchtende Sternschnuppe
vorbei. Der Nebel von Drakkon hat sich gelichtet, und die Insel ist wieder
frei.
2.2 Invasionsversuch
Drei Tage später. Reykahn und Jola spielen
mit den anderen Drachen- und Menschenkindern auf der Wiese vor der Stadt.
Minkate betrachtet ihren kleinen Bruder, wie er lustig in der Sonne spielt.
Der Vater von Jola, inzwischen wohlhabender Händler, setzt sich neben
Minkate auf einen Stein. Der Mann fragt sie, hörbar glücklich
und erleichtert: "Ich hatte, ehrlich gesagt, mir nie träumen lassen,
es je zu einem solchen Bild kommt. Ihr und wir standen beide vor dem Nichts...
und nun?"
Minkate antwortet: "Allerdings! Jahrelang...
Angst... Verzweiflung... Hass! Aber das ist vorbei!"
Der Händler fragt weiter: "Eines würde
mich interessieren: Was geschah mit Reykahns und deinen Eltern wirklich?"
Minkate antwortet traurig: "Ich... ich möchte
nicht darüber sprechen..." Minkate steht sichtich betroffen auf und
spricht leise zu dem Mann: "Entschuldigt mich..." Damit geht Minkate geknickt.
Sie weiß, was geschah, aber es scheint sehr wehzutun. Man kann nicht
sagen, ob es für Reykahn schön ist, das nicht zu wissen, oder
nicht.
Später am frühen Abend. Die Kinder-Clique
will sich auflösen. Als letzte bleiben Jola und Reykahn. Beide sitzen
auf einem kleinen Hügel und schauen sich das entfernte Meer an. Jola
spricht zu den abwesenden Reykahn: "Woran denkst du gerade, Reykahn?"
Der schüttelt kurz seinen Kopf und antwortet:
"Nichts besonderes... Ich will nur, dass die gesamte Menscheit so denkt
wie ihr..."
Sie erwidert: "Solange es Drachen wie dich
gibt, wird es auch Menschen geben, die Vertrauen zu euch aufbauen können!"
Das bestätigt Reykahn zumindest etwas.
Die beiden reden noch ein wenig, dann treten
sie den Rückweg in die Stadt an. Aber als sie gerade den schmalen
Waldweg entlang kommen, stellen sich dutzende von Rittern in den Weg. Sie
sehen nicht sehr freundlich aus. Reykahn spürt sofort, dass die was
Böses vorhaben. Er flüstert zu Jola, ihm schnell zu folgen. Aber
als sich Reykahn umdreht sind beide bereits eingekreist. Dann erfolgt der
Zugriff! Sowohl Jola als auch Reykahn werden gefesselt.
Dann tritt der vor, der für diesen hinterhältigen
Angriff steht: Farek! Seine schwarze Rüstung wirkt furchteinflößend.
Zudem ist er mit magischen Utensilien ausgerüstet, die ihn nahezu
unverwundbar gegenüber Drachen macht. Zielgerichtet geht er auf den
kleinen Drachen zu, packt ihn fest am Hals und sagt leise aber unheimlich
böse: "So, so! Ein Aurora-Drache... aber ein kleiner... Na ja... umso
kleiner die Geiseln, desto gehorsamer die Erwachsenen... He he!" Dieser
Satz lässt einem kalten Schauer über den Rücken jagen. Er
ergreift Reykahn an der kleinen Schnauze und ruft fordernd: "WO IST DIE
INSEL 'DRAKKON'? Jeder Drache weiss wo sie ist, also sprich! Weigerst du
dich, muss ich leider deiner Freundin etwas wehtun!"
Jola selbst ist geknebelt, so dass sie nichts
darauf sagen kann. Wenn sie könnte, würde sie Reykahn zurufen,
nichts zu verraten.
Reykahn weiss selbst, dass er es nicht zulassen
kann, dass so ein böser Mensch die Position der Insel erfährt.
Deshalb ruft Reykahn trotzend: "Niemals!"
Farek lässt Reykahn los, wendet sich
Jola zu und spricht eiskalt: "Schön! Mal sehen, ob du immer noch so
mutig und widerspenstig bist, wenn sie... he he!" Diese Stimme jagt den
beiden Kindern unheimliche Angst ein.
Aus purer Verzweiflung versucht Reykahn einen
Feuerball auf Farek zu speihen, als sich dieser Jola nähert. Aber
die Attacke trifft eine Art magische Barierre. Entsetzt muss Reykahn mitansehen
wie seine Waffe in dutzende von Funken und Flämmchen zerspringt.
Farek ruft zu Reykahn: "Dummes Tier! Das haben
schon dutzende von Drachen versucht. Und sie waren weitaus größer
und mächtiger! Wenn du klug bist, verrätst du mir wo Drakkon
ist, andernfalls..." Er zieht einen Dolch und fährt langsam mit der
Klinge an Jolas Hals entlang.
Reykahn ruft ängstlich: "Bitte nicht!
Nein!"
Farek wendet sich sauer Reykahn zu und ruft
zurrück: "WO IST SIE?"
Reykahn stottert leise: "Äh... Sie...
ähm..."
Farek ruft weiter wütend: "Rede, du abscheuliches
Monster!" Damit hält er die Klinge genau an Jolas Hals.
Reykahn spricht laut zu Farek: "Lasst sie
zuerst frei, dann verrate ich es..."
Farek nimmt den Dolch runter und sagt: "Auf
diesen Trick falle ich nicht rein! Also, rede endlich! Ich verspreche dir,
wenn Vorsay tot ist, werde ich euch beide unverletzt laufen lassen!"
Jola schüttelt den Kopf, als ob sie sagen
wolle: "Vertrau ihm nicht!"
Farek starrt Reykahn finster an und sagt böse:
"Ich gebe dir fünf Sekunden zum überlegen! Eins!... Zwei!..."
Reykahn ruft entsetzt: "Wie könnt Ihr
so kalt sein? Eure eigenen Mitmenschen zu quälen und zu töten?"
Farek lacht: "Von wegen 'kalt'! Mein Blut
ist warm, im Gegensatz zu deinem! Weiter: ...drei!... vier!..."
Gerade als Farek "fünf!" schreien will,
kommt ein Späher zu der Gruppe. Er berichtet: "Mein König! Ich
habe gesehen, wie einige Drachen auf den Weg zur Küste fliegen. So
weit wir es wissen, liegt Drakkon in dieser Richtung!"
Farek setzt den Dolch ab und zeigt sich froh-überrascht
von der Nachricht. Sofort beordert er seine Truppen runter zum Strand,
wo schon, getarnt, einige Boote warten. Reykahn wird die Schnauze verbunden,
so dass er seine Leute nicht warnen kann.
Im Schutze der Abenddämmerung verfolgen
die insgesamt sechs Schiffe die drei Drachen. Sie fliegen definitiv nach
Drakkon, und führen den bösen Herrscher genau zu Vorsay. An der
Insel angekommen, steigen die 120 Mann aus. Es sind zwar nicht viele, aber
jeder ist so weit mit magischen Gegenständen ausgerüstet, dass
er kaum Schaden von Drachen nehmen kann. Beim Landen wurde die Gruppe und
auch die Geiseln entdeckt. Panisch versuchen die Drachen ihre Verteidigung
zu organisieren.
Einer wird entsandt, in die Stadt zurückzukehren,
die Drachen dort zu holen. Als die Stadtbewohner von dem Angriff hören
sind sie gleichermaßen entsetzt wie auch die Drachen. Eilig kehren
die sieben Drachen, die dort Wache halten, zurück nach Drakkon.
Auf der Insel geht es mittlerweile drunter
und drüber. Von der Luft aus versuchen die Verteidiger die Eindringlinge
zu verjagen, aber wie bei Reykahn prallen alle Angriffe ab. Die Drachen,
die mit dem Mut der Verzweiflung zum Nahkampf übergehen, müssen
bald feststellen, dass die Rüstung ihrer Feinde auch gegen solche
Attacken gewappnet sind. Dieser Erkenntnis geht meist auf Kosten der eigenen
Gesundheit.
Vorsay wird komplett überrascht. Als
dieser gerade flüchten will, wird er von Farek abgefangen. Auf dem
obersten Plateau stehen sich die beiden Könige gegenüber.
Farek ruft laut: "VORSAY! Es ist vorbei!"
Vorsay wendet sich Farek zu und antwortet,
halbwegs gelassen: "Graf Farek von Felsenzinne, wenn ich mich recht erinnere..."
Das Meer tobt und die hohen Wellen brechen am Riff der Insel. Über
der Insel braut sich ein schweres Unwetter zusammen.
Farek ruft zu Vorsay mit gezogenem Schwert:
"Deine Zeit ist vorüber! Deine und die deiner höllischen Gefolgschaft!
ICH bin der wahre König dieser Welt! Ein wahrer König hat menschliche
Gestalt und keine Schuppenhaut, Flügel, Klauen oder Hörner auf
dem Kopf!"
Vorsay entgegnet: "Da irrt Ihr euch! Der Titel
'König' bestimmt sich nach den inneren Werten. Und ich bin mir sicher,
dass jeder Drache ein reineres Herz hat, als Euer verkommenes Etwas, was
in Eurer Brust schlägt."
Farek ruft sauer: "Ihr weigert Euch, Euren
wahren König zu akzeptieren?! Das muss ich leider bestrafen!" Mit
diesen Worten lässt Farek Reykahn und Jola holen. Als Vorsay die beiden
Kinder sieht, muss er entsetzt die Lage erkennen. Farek spricht weiter:
"DAS ist eine Strafe, die einem Ungeheuer Eurer Art würdig ist!"
Gerade als Farek mit dem Schwert ausholen
will, um Reykahn zu töten, ruft Vorsay dazwischen: "Halt! Hört
auf!"
Farek wendet sich mit einem bösen Grinsen
Vorsay zu.
Vorsay spricht traurig: "Nehmt mich, aber
lasst die beiden zufrieden. Es sind nur Kinder!"
Farek antwortet glücklich: "Endlich nehmt
Ihr Vernunft an! Ganz anders Euer Vater... ein feiger Wurm von König...
he he he!"
Vorsay faucht wütend: "Schweigt! Redet
NIE wieder so über meinen Vater! Er..."
Farek unterbricht Vorsay: "Er war ein lächerlicher
Gegner. Ich weiß noch genau, als ich mein Schwert in sein Herz rammte.
Ahhh... was für ein Gefühl einen Königsdrachen zu vernichten."
Farek setzt sauer fort: "Aber dann war er zu feige seine Niederlage zu
akzeptieren und floh!"
Vorsay schaut auf und antwortet: "Dann wart
Ihr es! Mein Vater kam an diesem Tag tödlich verletzt auf Drakkon
an. Er starb kurz darauf..." Vorsay bekommt Tränen in den Augen und
faucht zornig: "IHR HABT IHN AUF DEM GEWISSEN! Das vergeb' ich euch NIE!
NIEMALS!!!"
Vorsay geht zum Angriff über, aber, wie
seine Kameraden herausgefunden haben, ist Farek immun gegen die Angriffe
eines Drachen. Nur ein Königsdrache, also Vorsay, kann ihm etwas anhaben,
aber auch nur schwer. Aber diese Lücke will Farek mit diesem Kampf
schließen. Helle Blitzschläge zucken durch die Wolken. Vorsay
ist mit einundzwanzig zu jung, um sämtliche Fähigkeiten seiner
Art verwenden zu können. Es ist ein sehr ungleicher Kampf.
Nach nur zehn Minuten ist Vorsay verletzt
und geschwächt am Boden. Farek ist nahezu unverletzt. Nur einmal traf
Vorsay mit der Klaue Farek im Gesicht.
Vorsay muss sich eingestehen, dass sein Traum
nun auf ewig ein Traum bleiben wird. Ein Traum, der bald in die unendliche
Leere verschwinden wird. Reykahn und Jola müssen diese endgültige
Lage mitansehen.
Siegessicher geht Farek auf den schwachen
Vorsay zu. Leise spricht Farek: "Meine Macht... ist nahe!"
2.3 Gekreuzte Klingen
Dann aber unterbricht Kampfgeschrei die Aktion.
Farek schreckt auf, wendet sich zu seinen Leuten und ruft: "Was soll der
Lärm?"
Ein Soldat kommt verletzt durch die Reihen
seiner Kameraden und stammelt: "Wi...wir werden angegriffen... v...von
feindlichen... Soldaten...!"
Farek ruft wütend: "WAS? WER WAGT ES
SICH MIT MIR ANZULEGEN?"
Da fliegt ein Pfeil direkt vor Fareks Füße.
Vor ihm landet Karel, von ihrem Rücken
steigt der Bürgermeister, der ein glänzendes Schwert in der Hand
hält. Neben Karel landen noch weitere Drachen, auf denen noch andere
Menschen reiten. Alle bewaffent.
Der Bürgermeister spricht zu Farek: "Diese
Wesen sind unsere Freunde und wir werden es nicht zulassen, dass sie jemand
angreift!"
Obwohl die Dorfbewohner in der Unterzahl sind,
bilden die Drachen-Mensch-Angriffskombos eine wirksame Waffe gegen die
Rüstung
der Angreifer. Da diese magischen Utensilien nur gegen Drachen wirsam sind,
sind diese Soldaten komplett verwundbar gegen gewöhnliche Waffen wie
Schwerter, Pfeile und anderes.
Farek starrt sauer zu dem Mann, wie dieser
entschlossen dasteht. Farek erhebt sein Schwert und ruft: "Niemand wird
mich davon abhalten, mir das zu holen, was mir rechtmäßig zusteht!"
Der Bürgermeister entgegnet: "Das einzige
was Euch zusteht, ist der Tod!"
Farek greift den Bürgermeister an. Dieser
verteidigt sich elegant. Als ob er selbst ein Ritter wäre. Lange dauert
der Kampf zwischen den beiden Menschen. Es beginnt zu regnen. Die Zuschauer
am Rand halten gespannt den Atem an.
Vorsay verfolgt ungläubig den Kampf.
Wie kommt es, dass ein gewöhnlicher Mensch, ein Mann aus einem kleinen
Dorf, eine solche Kampfbegabung hat? Sollte er den Drachen etwas verschwiegen
haben? Und die anderen Dorfbewohner? Die scheinen auch nicht das zu sein,
was sie anfangs zu sein schienen. Als Vorsay das Schwert von dem Bürgermeister
sich näher betrachtet, bekommt er das Gefühl, dass er es kennt.
Nur woher? Er erinnert sich schwach daran, dass sein Vater etwas davon
sagte. Die Klinge glänzt, obwohl durch die schwarzen Wolken kaum Licht
durchdringt. Das Geräusch, wenn die beiden Schwerter gegeneinander
geschlagen werden, erfüllt die gesamte Region. Reykahn und die anderen,
kommen sich vor, einem Kampf zwischen Gut und Böse beizuwohnen.
Farek spricht zu dem mysteriösen Kämpfer,
nachdem er gerade einem Angriff entgangen ist: "Ihr seid kein gewöhnlicher
Dorftrottel! Nennt' mir Euren Namen!"
Der Bürgermeister antwortet: "Den kennt
Ihr! Den kennt Ihr gut! Vor dreißig Jahren hatten wir schon mal das
Vergnügen!"
Farek runzelt die Stirn und ruft: "Nicht dass
ich wüsste!"
Der Bürgermeister lacht: "Dann lasst
mich meinen Namen in Euren Kopf ritzen, auf dass Ihr ihn nie mehr vergessen
mögt!" Dann folgt ein kraftvoller Schwung. Farek, der sein Schwert
zum Schutz entgegenhält, muss schockiert mitansehen, wie sein Schwert
von dem Schwert des anderen zerbrochen wird.
Der Bürgermeister hält die Klinge
seines Schwertes zu Farek und sagt: "Euer Wahnsinn endet hier!"
Farek entgegnet mit einem hämischen Grinsen:
"Ich wurde nie von dummen Menschen geschlagen! Und Ihr seid ein besonders
naiver!" In Sekundenbruchteilen zieht Farek einen kleinen Dolch und wirft
ihn in die Brust des anderen. Das allgemeine Entsetzen nutzt Farek dann,
um zu flüchten. Alle, auch die Drachen, erkennen zu spät, was
Farek vorhatte und dass er nun flüchtet. Die anderen Soldaten folgen
zwar ihrem Herren, doch werden sie bald von den Dorfleuten und deren Drachen
gestellt. Reykahn und Jola werden befreit. Der Bürgermeister aber
sackt kaftlos zusammen.
2.4 Abschied für immer
Vorsay läuft auf den armen Verletzten
zu. Der Bürgermeister spricht, während er sich die stark blutende
Wunde hält: "Ihr lebt... so ein Glück!"
Vorsay fragt verwundert: "Wer seid Ihr? Ihr
seid keinesfalls gewöhnliche Dorfbewohner...!"
Der Bürgermeister antwortet: "Euer Gespür
spricht für Euch, auch wenn Ihr es spät merkt... Ja, Ihr habt
recht! Mein Name ist Sir Defan von Blaufeld. Ich diente eurem Vater."
Vorsay fragt irritiert zurück: "Meinem
Vater? Aber wie? Ich dachte alle Menschen wären Feinde gewesen?"
Defan spricht weiter: "Die Geschichte der
Vergangenheit mag in vielen Punkten stimmen, aber es gab auch Menschen,
die euch Drachen stets geholfen haben. Wir waren der Orden des Goldenen
Sterns. Aber als eure Art immer weiter geschlagen wurde, mussten auch wir
uns zurückziehen. Meine Freunde und ich entschlossen uns, fern der
Gier, eine kleine Siedlung zu gründen. Es war ein glücklicher
Zufall, dass die kleine Jola und der junge Aurora-Drache Reykahn sich trafen.
Es war die Chance, unser altes Bündnis wiederherzustellen."
Vorsay seufzt leise und fragt dann ratlos:
"Was sollen wir jetzt ohne Euch tun? Was soll ICH tun?"
Defan legt seine zitternde Hand auf den Kopf
von Vorsay und spricht: "Ihr werdet die richtige Entscheidung treffen!
Bitte... lasst nur nicht zu... dass... dass... Farek... Euch... t...ö...t...e...t...!"
Damit entschläft der Ritter.
Vorsay kann seine Trauer nicht bremsen, so
dass ihm Tränen aus den Augen laufen.
Der Sturm flaut ab und die Sonne bricht wieder
durch. Die Drachen sind wieder allein. Die Kumpane von Defan haben zwar
die flüchtenden Truppen von Farek verfolgt, aber am Land angekommen,
liefen sie in die Arme der Verstärkungstruppen. Alle wurden als "Verräter
der Menschheit" an Ort und Stelle exekutiert. Ein schwerer Schlag für
die kleine Gruppe von Drachen. Da war Vorsay so kurz davor herauszufinden
was er tun sollte, da ist die Chance auch wieder vorbei.
Reykahn geht zu seiner Schwester, die eine
der Drachen war, die einen Kumpanen von Defan transportiert hat. Sie nimmt
ihren kleinen Bruder schützend und tröstend in den Arm. Nur Jola
steht dort allein und verlassen. Verzweifelt schaut Reykahn zu ihr. Es
bleibt den Drachen nichts anderes übrig, als den Verstorbenen eine
angemessene Bestattung zu bereiten. Vorsay mag als Königsdrache unheimliche
Mächte haben, aber den Tod vermag kein Lebewesen, egal wie mächtig,
zu beeinflussen. Sir Defan von Blaufeld hat dutzende von Antworten mit
ins Grab genommen, die Vorsay gern gewusst hätte. Das Geheimnis seiner
Art, dieses Schwert, König Farek und vieles mehr!
Später am Abend des selben Tages. Die
Drachen stehen vor dem Monument, was sie zu Ehren von Sir Defan und dessen
Ordensbrüdern errichtet haben. Das mysteriöse Schwert Defans
steckt, vor dem Monument, in der Erde. Die Stadt ist verlassen. Alle Bewohner,
ausser den Kindern, gehörten diesem Orden an, auch die Frauen. Vorsay
steht wie erstarrt vor dem Monument. Die anderen Drachen sind im Hintergrund
und schweigen.
Reykahn steht abseits und macht sich für
diese Tragödie verantwortlich. Wäre er nicht so lange mit Jola
draussen gewesen, wäre das nie passiert! Minkate widerspricht ihm.
Keiner Trägt die Schuld daran, dass dies passiert ist. Defan ist es
zu verdanken, dass es nicht zu schlimmerem gekommen ist. Wäre dieser
nicht aufgetaucht, wäre Vorsay nun tot und die Welt am Ende. Jetzt
gilt es, nicht aufzugeben!
Takex kommt zu seinen beiden Enkelkindern.
Dieser spricht zu ihnen: "Wir finden bestimmt einen Ausweg! Aber wir dürfen
jetzt nicht unsere Aufgabe vergessen: Diese Menschen zu schützen.
Acht Kinder haben diese mutigen Leute zurückgelassen. Nun ist es an
uns, dafür zu sorgen, dass sie ein wohlbehütetes Leben haben."
Reykahn schaut zu Jola, wie sie bei ihren
anderen sieben Freunden steht. Sie alle können es nicht fassen: Ihre
Eltern und Bekannte sind alle tot. Sie sind nun ganz allein... Ganz? Nun,
es kommt auf Vorsay an. Schwerem Herzens verabschiedet sich dieser endgültig
von Defan, dann geht er langsam zu den acht Menschenkindern.
Leise und traurig spricht er zu den Kindern:
"Es tut mir so leid, was geschehen ist..." Die Acht senken trauernd den
Kopf, sagen aber nichts.
Vorsay richtet sich auf und ruft laut zu seinen
Drachen-Kumpanen: "Von diesem Tage an gehören diese acht Menschenkinder
zu unserer Gruppe! Sie genießen den vollen Status wie eines der unseren
Kindern!"
Bestätigendes Kopfnicken bei den anderen
achtunddreißig Drachen. Die acht Kinder zucken, angesichts des lauten
Rufens, zusammen.
Reykahn läuft zu Jola. Tja, jetzt trennt
die beiden eigentlich nur noch eine Tatsache: Die Gestalt. Obwohl es für
acht Kinder ein mehr als merkwürdiges Gefühl ist, nun von Drachen
großgezogen zu werden, bleibt ihnen nichts anderes übrig. Würden
sie in eine andere Stadt reisen, wenn sie das überhaupt überleben
würden, könnten sie unter den bösen Einfluss von Farek gelangen.
Und welchen Schaden der Mann angerichtet hat, ist nicht zu übersehen.
Dann doch lieber Drachen-Ersatzeltern. Jola schließt sich Reykahn's
Familie an.
Nachdem Drakkon kein geheimer Ort mehr ist,
ist jeder Platz auf Zerran so gut wie jeder andere. Also bleiben die nun
47 Wesen in der verlassenen Stadt.
Manche der größeren Kinder versuchen
Landwirtschaft zu betreiben. Aber es gelingt halt nicht immer. Aber die
Siebenundvierzig kommen weiter über die Runden. Noch vor drei Tagen
war alles so glücklich, so perfekt. Als wäre dieser Kreis aus
Angst, Hass und Tod durchbrochen. Aber nun sind die Drachen wieder allein
und haben sogar acht weitere Leben ins Unglück gestürzt. Aber
sie haben schonmal einen Ausweg gefunden, warum nicht nochmal? Aber Reykahn,
der diese Theorie aufstellt, steht damit ziemlich allein da. Nicht, dass
die anderen ihre Hoffnung verloren haben, aber...
Vor Verwendung dieser
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