Lonely Fire - die einsame Flamme des Friedens von Pascal32
Teil 1: Drakkon, Insel der Hoffnung
Kapitel 2: Kriegsopfer

2.1 Träume

Die Geschichte wäre hier wohl mit einem Happy-End vorbei, wenn es nicht Farek und seine "Falling Claws" gäbe. Durch seine Spione erfuhr er bald von dem Dorf. Als ein Spion von einem großen weißen Drachen berichtet, der mit "Vorsay" angesprochen werde, springt Farek von seinem Stuhl auf und ruft: "Dann lebt er also noch! ... ENDLICH! Endlich ist die Zeit gekommen! Die Macht eines Königsdrachen wird bald mir gehören! Dann bin ich der mächtigste Herrscher auf dieser Welt! Zerran gehört mir! Es ist an der Zeit...!"
Sofort versammelt der finstere Mann seine Soldaten und bereitet den Angriff auf die friedliche Siedlung vor. Er will nicht die Stadt angreifen, sondern endlich herausfinden, wo die sagenumwobene Dracheninsel Drakkon ist. Dort hält sich nämlich Vorsay auf.
Sollte es Farek wirklich gelingen, die Macht eines Königsdrachen zu erlangen, ist Zerran am Ende. Das Gleichgewicht der Elemente wird durch die Lebenskraft der Königsdrachen gehalten. Sterben diese Wesen aus, versinkt die Welt im Chaos. Aber das interessiert Menschen wie Farek nicht. Er sieht in Vorsey nur seinen Schlüssel zur Weltherrschaft.

Sieben Wochen später. Gerade ist der Winter vorbei und die Natur erwacht wieder. Mittlerweile hat die Stadt eine beeindruckende Größe erreicht. Irgendwie sind manche Drachen auf den Wohlstand und das Glück der Stadtbewohner neidisch. Es liegt daran, dass die Drachen noch immer geächtet sind. Ein falscher Tritt und der Kampf bricht erneut aus. Vorsay beruhigt seine Kameraden. Keiner darf jetzt versuchen hoch hinaus zu kommen. Noch sind sie nicht so weit. Solange die Menschheit glaubt, Drachen wären eine Bedrohung oder eine Machtquelle, solange sind diese Wesen in Gefahr. Zwar ist deren Ruf, seit sie dem Dorf zu solch Wohlstand verholfen haben, beträchtlich besser, aber immer noch zählen sie als Monster.
Dabei nutzen diese Wesen jede Chance, die sich bietet, um weiter gegen diese Einstellung anzutreten. Es ist erstaunlich was diese Zusmmenarbeit bringt. Fern von diesem fröhlichen Treiben rüstet sich der böse König Farek von Felsenzinne zum Kampf gegen die Drachen, aber besonders gegen den letzten Königsdrachen, Vorsay.
In Farek's finsterer Bergfestung arbeitet er an dem Überaschungsangriff. Seine Spione durchkämmen das Land und das Meer. Dummerweise bleiben diese Leute nicht unerkannt. Farek muss viele Verluste von Spitzeln akzeptieren. Denn darin sind sich die Drachen einig: Wenn ein Mensch versucht Drakkon zu finden und diesem Eiland gefährlich nahekommt, wird er, sofort und ohne Gnade, umgebracht. Diese Regel galt schon vor 50 Jahren und gilt heute immer noch. Das Geschlecht der Königsdrachen wurde immer streng bewacht. Nie darf ein Mensch ohne Erlaubnis diese Insel erreichen.
Farek manipuliert geschickt die Geschichten über diese Ereignisse. Er stellt die Verluste, die er "bedauerlicherweise" in Kauf nehmen muss, als Opfer der ach-so-bösen Drachensippe dar. Das schürt erneut den Hass auf diese Wesen.
Als an einem Abend die Leute am Hof seines Schlosses laut nach Vergeltung rufen, steht Farek kichernd am Fenster. Er spielt geradezu mit seinen Mitmenschen, aber das Leben derselben ist ihm in gleichermaßen unwichtig.

An einem finsteren, verregneten Abend ist Reykahn zusammen mit seinem Großvater und seiner Schwester in der Stadt bei Jola und deren Eltern. Trotz des schlechten Wetters herrscht fröhliche Stimmung. Takex wird nostalgisch, als er endlich wieder diese Freude im Herzen spürt. Als wäre die Finsternis endlich vorbei, dabei beginnt dieser Kampf bald von neuem. Nur, diesmal soll eine Entscheidung getroffen werden.
Später am Abend erzählt Takex seinen Kindern und der menschlichen Familie Jola's von der schönen Zeit, als auf Zerran noch Friede herrschte. Es sind Geschichten wie aus einem Märchen.
In dieser Nacht nimmt sich Reykahn vor selbst an dieser Veränderung teil zu haben. Egal was er tun muss, er will diese schöne Zeit wiederherstellen. Für einen 15-jährigen Aurora-Drachen mag das nur ein Kinder-Traum sein, aber wenn ein 21-jähriger Königsdrache exakt denselben Plan und Traum hat, nennt man das eine Zukunftsvision.
Aber genau in derselben Nacht, als Vorsay, auf Drakkon, hoffnungsvoll in die Ferne starrt und die leuchtenden Sterne sieht, wünscht er sich nichts sehnlicher als die Worte: "Wir, Drachen und Menschen, sind Freunde!" und das aus dem Mund eines Menschen. "Eines Tages", so denkt sich dieser, "wird es wahr! Es wird der Augenblick kommen, wo die Menschen ihre Waffen und wir unsere Klauen nicht mehr gegeneinander erheben müssen." Genau in diesem Moment zieht eine leuchtende Sternschnuppe vorbei. Der Nebel von Drakkon hat sich gelichtet, und die Insel ist wieder frei.

2.2 Invasionsversuch

Drei Tage später. Reykahn und Jola spielen mit den anderen Drachen- und Menschenkindern auf der Wiese vor der Stadt. Minkate betrachtet ihren kleinen Bruder, wie er lustig in der Sonne spielt. Der Vater von Jola, inzwischen wohlhabender Händler, setzt sich neben Minkate auf einen Stein. Der Mann fragt sie, hörbar glücklich und erleichtert: "Ich hatte, ehrlich gesagt, mir nie träumen lassen, es je zu einem solchen Bild kommt. Ihr und wir standen beide vor dem Nichts... und nun?"
Minkate antwortet: "Allerdings! Jahrelang... Angst... Verzweiflung... Hass! Aber das ist vorbei!"
Der Händler fragt weiter: "Eines würde mich interessieren: Was geschah mit Reykahns und deinen Eltern wirklich?"
Minkate antwortet traurig: "Ich... ich möchte nicht darüber sprechen..." Minkate steht sichtich betroffen auf und spricht leise zu dem Mann: "Entschuldigt mich..." Damit geht Minkate geknickt. Sie weiß, was geschah, aber es scheint sehr wehzutun. Man kann nicht sagen, ob es für Reykahn schön ist, das nicht zu wissen, oder nicht.

Später am frühen Abend. Die Kinder-Clique will sich auflösen. Als letzte bleiben Jola und Reykahn. Beide sitzen auf einem kleinen Hügel und schauen sich das entfernte Meer an. Jola spricht zu den abwesenden Reykahn: "Woran denkst du gerade, Reykahn?"
Der schüttelt kurz seinen Kopf und antwortet: "Nichts besonderes... Ich will nur, dass die gesamte Menscheit so denkt wie ihr..."
Sie erwidert: "Solange es Drachen wie dich gibt, wird es auch Menschen geben, die Vertrauen zu euch aufbauen können!"
Das bestätigt Reykahn zumindest etwas.
Die beiden reden noch ein wenig, dann treten sie den Rückweg in die Stadt an. Aber als sie gerade den schmalen Waldweg entlang kommen, stellen sich dutzende von Rittern in den Weg. Sie sehen nicht sehr freundlich aus. Reykahn spürt sofort, dass die was Böses vorhaben. Er flüstert zu Jola, ihm schnell zu folgen. Aber als sich Reykahn umdreht sind beide bereits eingekreist. Dann erfolgt der Zugriff! Sowohl Jola als auch Reykahn werden gefesselt.
Dann tritt der vor, der für diesen hinterhältigen Angriff steht: Farek! Seine schwarze Rüstung wirkt furchteinflößend. Zudem ist er mit magischen Utensilien ausgerüstet, die ihn nahezu unverwundbar gegenüber Drachen macht. Zielgerichtet geht er auf den kleinen Drachen zu, packt ihn fest am Hals und sagt leise aber unheimlich böse: "So, so! Ein Aurora-Drache... aber ein kleiner... Na ja... umso kleiner die Geiseln, desto gehorsamer die Erwachsenen... He he!" Dieser Satz lässt einem kalten Schauer über den Rücken jagen. Er ergreift Reykahn an der kleinen Schnauze und ruft fordernd: "WO IST DIE INSEL 'DRAKKON'? Jeder Drache weiss wo sie ist, also sprich! Weigerst du dich, muss ich leider deiner Freundin etwas wehtun!"
Jola selbst ist geknebelt, so dass sie nichts darauf sagen kann. Wenn sie könnte, würde sie Reykahn zurufen, nichts zu verraten.
Reykahn weiss selbst, dass er es nicht zulassen kann, dass so ein böser Mensch die Position der Insel erfährt. Deshalb ruft Reykahn trotzend: "Niemals!"
Farek lässt Reykahn los, wendet sich Jola zu und spricht eiskalt: "Schön! Mal sehen, ob du immer noch so mutig und widerspenstig bist, wenn sie... he he!" Diese Stimme jagt den beiden Kindern unheimliche Angst ein.
Aus purer Verzweiflung versucht Reykahn einen Feuerball auf Farek zu speihen, als sich dieser Jola nähert. Aber die Attacke trifft eine Art magische Barierre. Entsetzt muss Reykahn mitansehen wie seine Waffe in dutzende von Funken und Flämmchen zerspringt.
Farek ruft zu Reykahn: "Dummes Tier! Das haben schon dutzende von Drachen versucht. Und sie waren weitaus größer und mächtiger! Wenn du klug bist, verrätst du mir wo Drakkon ist, andernfalls..." Er zieht einen Dolch und fährt langsam mit der Klinge an Jolas Hals entlang.
Reykahn ruft ängstlich: "Bitte nicht! Nein!"
Farek wendet sich sauer Reykahn zu und ruft zurrück: "WO IST SIE?"
Reykahn stottert leise: "Äh... Sie... ähm..."
Farek ruft weiter wütend: "Rede, du abscheuliches Monster!" Damit hält er die Klinge genau an Jolas Hals.
Reykahn spricht laut zu Farek: "Lasst sie zuerst frei, dann verrate ich es..."
Farek nimmt den Dolch runter und sagt: "Auf diesen Trick falle ich nicht rein! Also, rede endlich! Ich verspreche dir, wenn Vorsay tot ist, werde ich euch beide unverletzt laufen lassen!"
Jola schüttelt den Kopf, als ob sie sagen wolle: "Vertrau ihm nicht!"
Farek starrt Reykahn finster an und sagt böse: "Ich gebe dir fünf Sekunden zum überlegen! Eins!... Zwei!..."
Reykahn ruft entsetzt: "Wie könnt Ihr so kalt sein? Eure eigenen Mitmenschen zu quälen und zu töten?"
Farek lacht: "Von wegen 'kalt'! Mein Blut ist warm, im Gegensatz zu deinem! Weiter: ...drei!... vier!..."
Gerade als Farek "fünf!" schreien will, kommt ein Späher zu der Gruppe. Er berichtet: "Mein König! Ich habe gesehen, wie einige Drachen auf den Weg zur Küste fliegen. So weit wir es wissen, liegt Drakkon in dieser Richtung!"
Farek setzt den Dolch ab und zeigt sich froh-überrascht von der Nachricht. Sofort beordert er seine Truppen runter zum Strand, wo schon, getarnt, einige Boote warten. Reykahn wird die Schnauze verbunden, so dass er seine Leute nicht warnen kann.

Im Schutze der Abenddämmerung verfolgen die insgesamt sechs Schiffe die drei Drachen. Sie fliegen definitiv nach Drakkon, und führen den bösen Herrscher genau zu Vorsay. An der Insel angekommen, steigen die 120 Mann aus. Es sind zwar nicht viele, aber jeder ist so weit mit magischen Gegenständen ausgerüstet, dass er kaum Schaden von Drachen nehmen kann. Beim Landen wurde die Gruppe und auch die Geiseln entdeckt. Panisch versuchen die Drachen ihre Verteidigung zu organisieren.
Einer wird entsandt, in die Stadt zurückzukehren, die Drachen dort zu holen. Als die Stadtbewohner von dem Angriff hören sind sie gleichermaßen entsetzt wie auch die Drachen. Eilig kehren die sieben Drachen, die dort Wache halten, zurück nach Drakkon.
Auf der Insel geht es mittlerweile drunter und drüber. Von der Luft aus versuchen die Verteidiger die Eindringlinge zu verjagen, aber wie bei Reykahn prallen alle Angriffe ab. Die Drachen, die mit dem Mut der Verzweiflung zum Nahkampf übergehen, müssen bald feststellen, dass die Rüstung ihrer Feinde auch gegen solche Attacken gewappnet sind. Dieser Erkenntnis geht meist auf Kosten der eigenen Gesundheit.
Vorsay wird komplett überrascht. Als dieser gerade flüchten will, wird er von Farek abgefangen. Auf dem obersten Plateau stehen sich die beiden Könige gegenüber.
Farek ruft laut: "VORSAY! Es ist vorbei!"
Vorsay wendet sich Farek zu und antwortet, halbwegs gelassen: "Graf Farek von Felsenzinne, wenn ich mich recht erinnere..." Das Meer tobt und die hohen Wellen brechen am Riff der Insel. Über der Insel braut sich ein schweres Unwetter zusammen.
Farek ruft zu Vorsay mit gezogenem Schwert: "Deine Zeit ist vorüber! Deine und die deiner höllischen Gefolgschaft! ICH bin der wahre König dieser Welt! Ein wahrer König hat menschliche Gestalt und keine Schuppenhaut, Flügel, Klauen oder Hörner auf dem Kopf!"
Vorsay entgegnet: "Da irrt Ihr euch! Der Titel 'König' bestimmt sich nach den inneren Werten. Und ich bin mir sicher, dass jeder Drache ein reineres Herz hat, als Euer verkommenes Etwas, was in Eurer Brust schlägt."
Farek ruft sauer: "Ihr weigert Euch, Euren wahren König zu akzeptieren?! Das muss ich leider bestrafen!" Mit diesen Worten lässt Farek Reykahn und Jola holen. Als Vorsay die beiden Kinder sieht, muss er entsetzt die Lage erkennen. Farek spricht weiter: "DAS ist eine Strafe, die einem Ungeheuer Eurer Art würdig ist!"
Gerade als Farek mit dem Schwert ausholen will, um Reykahn zu töten, ruft Vorsay dazwischen: "Halt! Hört auf!"
Farek wendet sich mit einem bösen Grinsen Vorsay zu.
Vorsay spricht traurig: "Nehmt mich, aber lasst die beiden zufrieden. Es sind nur Kinder!"
Farek antwortet glücklich: "Endlich nehmt Ihr Vernunft an! Ganz anders Euer Vater... ein feiger Wurm von König... he he he!"
Vorsay faucht wütend: "Schweigt! Redet NIE wieder so über meinen Vater! Er..."
Farek unterbricht Vorsay: "Er war ein lächerlicher Gegner. Ich weiß noch genau, als ich mein Schwert in sein Herz rammte. Ahhh... was für ein Gefühl einen Königsdrachen zu vernichten." Farek setzt sauer fort: "Aber dann war er zu feige seine Niederlage zu akzeptieren und floh!"
Vorsay schaut auf und antwortet: "Dann wart Ihr es! Mein Vater kam an diesem Tag tödlich verletzt auf Drakkon an. Er starb kurz darauf..." Vorsay bekommt Tränen in den Augen und faucht zornig: "IHR HABT IHN AUF DEM GEWISSEN! Das vergeb' ich euch NIE! NIEMALS!!!"
Vorsay geht zum Angriff über, aber, wie seine Kameraden herausgefunden haben, ist Farek immun gegen die Angriffe eines Drachen. Nur ein Königsdrache, also Vorsay, kann ihm etwas anhaben, aber auch nur schwer. Aber diese Lücke will Farek mit diesem Kampf schließen. Helle Blitzschläge zucken durch die Wolken. Vorsay ist mit einundzwanzig zu jung, um sämtliche Fähigkeiten seiner Art verwenden zu können. Es ist ein sehr ungleicher Kampf.
Nach nur zehn Minuten ist Vorsay verletzt und geschwächt am Boden. Farek ist nahezu unverletzt. Nur einmal traf Vorsay mit der Klaue Farek im Gesicht.
Vorsay muss sich eingestehen, dass sein Traum nun auf ewig ein Traum bleiben wird. Ein Traum, der bald in die unendliche Leere verschwinden wird. Reykahn und Jola müssen diese endgültige Lage mitansehen.
Siegessicher geht Farek auf den schwachen Vorsay zu. Leise spricht Farek: "Meine Macht... ist nahe!"

2.3 Gekreuzte Klingen

Dann aber unterbricht Kampfgeschrei die Aktion. Farek schreckt auf, wendet sich zu seinen Leuten und ruft: "Was soll der Lärm?"
Ein Soldat kommt verletzt durch die Reihen seiner Kameraden und stammelt: "Wi...wir werden angegriffen... v...von feindlichen... Soldaten...!"
Farek ruft wütend: "WAS? WER WAGT ES SICH MIT MIR ANZULEGEN?"
Da fliegt ein Pfeil direkt vor Fareks Füße.
Vor ihm landet Karel, von ihrem Rücken steigt der Bürgermeister, der ein glänzendes Schwert in der Hand hält. Neben Karel landen noch weitere Drachen, auf denen noch andere Menschen reiten. Alle bewaffent.
Der Bürgermeister spricht zu Farek: "Diese Wesen sind unsere Freunde und wir werden es nicht zulassen, dass sie jemand angreift!"
Obwohl die Dorfbewohner in der Unterzahl sind, bilden die Drachen-Mensch-Angriffskombos eine wirksame Waffe gegen die Rüstung der Angreifer. Da diese magischen Utensilien nur gegen Drachen wirsam sind, sind diese Soldaten komplett verwundbar gegen gewöhnliche Waffen wie Schwerter, Pfeile und anderes.
Farek starrt sauer zu dem Mann, wie dieser entschlossen dasteht. Farek erhebt sein Schwert und ruft: "Niemand wird mich davon abhalten, mir das zu holen, was mir rechtmäßig zusteht!"
Der Bürgermeister entgegnet: "Das einzige was Euch zusteht, ist der Tod!"
Farek greift den Bürgermeister an. Dieser verteidigt sich elegant. Als ob er selbst ein Ritter wäre. Lange dauert der Kampf zwischen den beiden Menschen. Es beginnt zu regnen. Die Zuschauer am Rand halten gespannt den Atem an.
Vorsay verfolgt ungläubig den Kampf. Wie kommt es, dass ein gewöhnlicher Mensch, ein Mann aus einem kleinen Dorf, eine solche Kampfbegabung hat? Sollte er den Drachen etwas verschwiegen haben? Und die anderen Dorfbewohner? Die scheinen auch nicht das zu sein, was sie anfangs zu sein schienen. Als Vorsay das Schwert von dem Bürgermeister sich näher betrachtet, bekommt er das Gefühl, dass er es kennt. Nur woher? Er erinnert sich schwach daran, dass sein Vater etwas davon sagte. Die Klinge glänzt, obwohl durch die schwarzen Wolken kaum Licht durchdringt. Das Geräusch, wenn die beiden Schwerter gegeneinander geschlagen werden, erfüllt die gesamte Region. Reykahn und die anderen, kommen sich vor, einem Kampf zwischen Gut und Böse beizuwohnen.
Farek spricht zu dem mysteriösen Kämpfer, nachdem er gerade einem Angriff entgangen ist: "Ihr seid kein gewöhnlicher Dorftrottel! Nennt' mir Euren Namen!"
Der Bürgermeister antwortet: "Den kennt Ihr! Den kennt Ihr gut! Vor dreißig Jahren hatten wir schon mal das Vergnügen!"
Farek runzelt die Stirn und ruft: "Nicht dass ich wüsste!"
Der Bürgermeister lacht: "Dann lasst mich meinen Namen in Euren Kopf ritzen, auf dass Ihr ihn nie mehr vergessen mögt!" Dann folgt ein kraftvoller Schwung. Farek, der sein Schwert zum Schutz entgegenhält, muss schockiert mitansehen, wie sein Schwert von dem Schwert des anderen zerbrochen wird.
Der Bürgermeister hält die Klinge seines Schwertes zu Farek und sagt: "Euer Wahnsinn endet hier!"
Farek entgegnet mit einem hämischen Grinsen: "Ich wurde nie von dummen Menschen geschlagen! Und Ihr seid ein besonders naiver!" In Sekundenbruchteilen zieht Farek einen kleinen Dolch und wirft ihn in die Brust des anderen. Das allgemeine Entsetzen nutzt Farek dann, um zu flüchten. Alle, auch die Drachen, erkennen zu spät, was Farek vorhatte und dass er nun flüchtet. Die anderen Soldaten folgen zwar ihrem Herren, doch werden sie bald von den Dorfleuten und deren Drachen gestellt. Reykahn und Jola werden befreit. Der Bürgermeister aber sackt kaftlos zusammen.

2.4 Abschied für immer

Vorsay läuft auf den armen Verletzten zu. Der Bürgermeister spricht, während er sich die stark blutende Wunde hält: "Ihr lebt... so ein Glück!"
Vorsay fragt verwundert: "Wer seid Ihr? Ihr seid keinesfalls gewöhnliche Dorfbewohner...!"
Der Bürgermeister antwortet: "Euer Gespür spricht für Euch, auch wenn Ihr es spät merkt... Ja, Ihr habt recht! Mein Name ist Sir Defan von Blaufeld. Ich diente eurem Vater."
Vorsay fragt irritiert zurück: "Meinem Vater? Aber wie? Ich dachte alle Menschen wären Feinde gewesen?"
Defan spricht weiter: "Die Geschichte der Vergangenheit mag in vielen Punkten stimmen, aber es gab auch Menschen, die euch Drachen stets geholfen haben. Wir waren der Orden des Goldenen Sterns. Aber als eure Art immer weiter geschlagen wurde, mussten auch wir uns zurückziehen. Meine Freunde und ich entschlossen uns, fern der Gier, eine kleine Siedlung zu gründen. Es war ein glücklicher Zufall, dass die kleine Jola und der junge Aurora-Drache Reykahn sich trafen. Es war die Chance, unser altes Bündnis wiederherzustellen."
Vorsay seufzt leise und fragt dann ratlos: "Was sollen wir jetzt ohne Euch tun? Was soll ICH tun?"
Defan legt seine zitternde Hand auf den Kopf von Vorsay und spricht: "Ihr werdet die richtige Entscheidung treffen! Bitte... lasst nur nicht zu... dass... dass... Farek... Euch... t...ö...t...e...t...!" Damit entschläft der Ritter.
Vorsay kann seine Trauer nicht bremsen, so dass ihm Tränen aus den Augen laufen.

Der Sturm flaut ab und die Sonne bricht wieder durch. Die Drachen sind wieder allein. Die Kumpane von Defan haben zwar die flüchtenden Truppen von Farek verfolgt, aber am Land angekommen, liefen sie in die Arme der Verstärkungstruppen. Alle wurden als "Verräter der Menschheit" an Ort und Stelle exekutiert. Ein schwerer Schlag für die kleine Gruppe von Drachen. Da war Vorsay so kurz davor herauszufinden was er tun sollte, da ist die Chance auch wieder vorbei.
Reykahn geht zu seiner Schwester, die eine der Drachen war, die einen Kumpanen von Defan transportiert hat. Sie nimmt ihren kleinen Bruder schützend und tröstend in den Arm. Nur Jola steht dort allein und verlassen. Verzweifelt schaut Reykahn zu ihr. Es bleibt den Drachen nichts anderes übrig, als den Verstorbenen eine angemessene Bestattung zu bereiten. Vorsay mag als Königsdrache unheimliche Mächte haben, aber den Tod vermag kein Lebewesen, egal wie mächtig, zu beeinflussen. Sir Defan von Blaufeld hat dutzende von Antworten mit ins Grab genommen, die Vorsay gern gewusst hätte. Das Geheimnis seiner Art, dieses Schwert, König Farek und vieles mehr!

Später am Abend des selben Tages. Die Drachen stehen vor dem Monument, was sie zu Ehren von Sir Defan und dessen Ordensbrüdern errichtet haben. Das mysteriöse Schwert Defans steckt, vor dem Monument, in der Erde. Die Stadt ist verlassen. Alle Bewohner, ausser den Kindern, gehörten diesem Orden an, auch die Frauen. Vorsay steht wie erstarrt vor dem Monument. Die anderen Drachen sind im Hintergrund und schweigen.
Reykahn steht abseits und macht sich für diese Tragödie verantwortlich. Wäre er nicht so lange mit Jola draussen gewesen, wäre das nie passiert! Minkate widerspricht ihm. Keiner Trägt die Schuld daran, dass dies passiert ist. Defan ist es zu verdanken, dass es nicht zu schlimmerem gekommen ist. Wäre dieser nicht aufgetaucht, wäre Vorsay nun tot und die Welt am Ende. Jetzt gilt es, nicht aufzugeben!
Takex kommt zu seinen beiden Enkelkindern. Dieser spricht zu ihnen: "Wir finden bestimmt einen Ausweg! Aber wir dürfen jetzt nicht unsere Aufgabe vergessen: Diese Menschen zu schützen. Acht Kinder haben diese mutigen Leute zurückgelassen. Nun ist es an uns, dafür zu sorgen, dass sie ein wohlbehütetes Leben haben."
Reykahn schaut zu Jola, wie sie bei ihren anderen sieben Freunden steht. Sie alle können es nicht fassen: Ihre Eltern und Bekannte sind alle tot. Sie sind nun ganz allein... Ganz? Nun, es kommt auf Vorsay an. Schwerem Herzens verabschiedet sich dieser endgültig von Defan, dann geht er langsam zu den acht Menschenkindern.
Leise und traurig spricht er zu den Kindern: "Es tut mir so leid, was geschehen ist..." Die Acht senken trauernd den Kopf, sagen aber nichts.
Vorsay richtet sich auf und ruft laut zu seinen Drachen-Kumpanen: "Von diesem Tage an gehören diese acht Menschenkinder zu unserer Gruppe! Sie genießen den vollen Status wie eines der unseren Kindern!"
Bestätigendes Kopfnicken bei den anderen achtunddreißig Drachen. Die acht Kinder zucken, angesichts des lauten Rufens, zusammen.
Reykahn läuft zu Jola. Tja, jetzt trennt die beiden eigentlich nur noch eine Tatsache: Die Gestalt. Obwohl es für acht Kinder ein mehr als merkwürdiges Gefühl ist, nun von Drachen großgezogen zu werden, bleibt ihnen nichts anderes übrig. Würden sie in eine andere Stadt reisen, wenn sie das überhaupt überleben würden, könnten sie unter den bösen Einfluss von Farek gelangen. Und welchen Schaden der Mann angerichtet hat, ist nicht zu übersehen. Dann doch lieber Drachen-Ersatzeltern. Jola schließt sich Reykahn's Familie an.
Nachdem Drakkon kein geheimer Ort mehr ist, ist jeder Platz auf Zerran so gut wie jeder andere. Also bleiben die nun 47 Wesen in der verlassenen Stadt.
Manche der größeren Kinder versuchen Landwirtschaft zu betreiben. Aber es gelingt halt nicht immer. Aber die Siebenundvierzig kommen weiter über die Runden. Noch vor drei Tagen war alles so glücklich, so perfekt. Als wäre dieser Kreis aus Angst, Hass und Tod durchbrochen. Aber nun sind die Drachen wieder allein und haben sogar acht weitere Leben ins Unglück gestürzt. Aber sie haben schonmal einen Ausweg gefunden, warum nicht nochmal? Aber Reykahn, der diese Theorie aufstellt, steht damit ziemlich allein da. Nicht, dass die anderen ihre Hoffnung verloren haben, aber...
 

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Es gibt auch eine Übersichtskarte der Inseln Nirad und Drakkon (neues Fenster)


Und schon geht es weiter zum 3. Kapitel: Wahrheit

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