Das Schicksal Lyvniens von Dragon Whelp
Kapitel 3: Im Hause Athal

Es war schon längst dunkel, als er die Stadt erreichte. Endlich wieder zuhause! Beim Stadttor wurde er sofort von dem Nachtwächter erkannt. Er nickte dem Mann freundlich zu und ritt in Lyvniens Hauptstadt: Anquiro.
Das Mädchen war immer noch sehr erschöpft. Sie war schon am Anfang des Ritts eingeschlafen und er musste aufpassen, dass sie nicht vom Pferd fiel. Er erreichte die Straße, in der sein Haus, oder besser seine Villa stand. Die Hufschläge hallten in der Straße wider. Durch manche Fenster konnte man noch das flackernde Licht der Kerzen sehen. Es war wunderbar ruhig in dieser Nacht und die Sterne waren deutlich am Himmel zu sehen. Die Gegend wirkte sogar im Dunkeln vertraut. Als er vor seinem Heim stand, war er sich sicher: Nirgends konnte es schöner sein als hier!

Da flog auch schon die Haustür auf und eine Frau mittleren Alters stürmte hinaus um ihn zu begrüßen. Das war seine Ashanie! Er begrüßte seine Frau mit einem Lächeln, stieg vom Pferd und endlich konnte er sie wieder in die Arme schließen. Es war immerhin mehr als drei Wochen her, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. "Wer ist denn das?" fragte Ashanie in diesem Moment. "Erklär ich dir später, Liebes. Ich bin müde. Bringen wir sie hinein."

Durch lautes Gelächter wachte sie auf. Sie lag auf einem herrlich weichen Bett, in einem sehr hübschen Zimmer. Sie hatte noch nie ein Zimmer für sich allein. Seufzend und zufrieden ließ sie sich wieder in die Kissen fallen. Doch leider wusste sie immer noch nicht, ob Sir Athal sie zurückbringen würde. Da hörte sie auf einmal, worüber die Stimmen unten sprachen. Über sie! Hastig kletterte sie aus dem Bett und sah sich um. Kleidung? Im Moment trug sie nur ein feines Nachthemd. Da bemerkte sie auf einem Stuhl ein hellblaues Kleid. Ob es wohl für sie war? Schnell zog sie sich an und tapste barfuß eine Treppe hinunter. Die Stimmen kamen aus einem Raum mit angelehnter Tür. Sie trat näher.

"...ja, sie lag einfach im Fluss! Ich habe sie an Land getragen. Ihre Haut war eiskalt! Dann habe ich ein paar Feuer geschürt, damit ihr wärmer wird. Ich wollte ihr helfen und sie wieder aufpäppeln.
Als sie endlich erwachte, hab ich dann erfahren, dass sie eine davongelaufene Sklavin ist. Doch sobald ich erwähnt habe, dass sie zurückmüsse, hat sie angefangen unkontrolliert zu zittern und ihre Augen wurden starr vor Schreck! Sie ist der festen Überzeugung, dass ihre Besitzer sie töten werden." Eine Frau fragte: "Hat sie dir dazu denn nichts näheres gesagt?" "Das einzige, was ich erfahren habe, ist , dass sie etwas gehört hat, das ein paar Männern sehr gefährlich werden könnte. Was sie jedoch genau erfahren hat, weiß ich nicht." "Aha und was machen wir nun mit ihr?" Diesmal hatte eine männliche Stimme gefragt. In diesem Moment trat jemand hinter sie.

"Kann ich Ihnen helfen, Miss?" Erschrocken fuhr sie zusammen. Nun traten Gregor Athal, eine Frau und ein junger Mann aus dem Zimmer. "Ah, guten Morgen, Mädchen!" rief Sir Athal. "Komm mit ins Speisezimmer, du brauchst doch sicher etwas zu essen." Er führte sie in das Zimmer und drückte sie mit sanfter Gewalt auf einen Stuhl. Ein Dienstbote brachte ihr einen Teller mit Brot, verschiedenen Käse- und Wurstsorten. Früchte gab es auch. Und zum Trinken bekam sie Wein. Die anderen setzten sich ebenfalls und sahen ihr zu.
Sie versuchte einigermaßen gesittet zu essen, was jedoch nicht immer gelang. Wenn etwas von der Gabel rutschte, errötete sie heftig. Gregor Athal grinste nur.

Endlich war sie fertig. Sie hatte es sogar geschafft, dass das Kleid sauber blieb. Sie blickte auf. "Also, Mädchen. Wir werden jetzt entscheiden, was wir mit dir tun. Ashanie?" Seine Frau nahm seine Hand und nickte. "Gut." Er machte eine Pause und während dieser Sekunden, Sekunden, die über ihr Leben entschieden, stieg die Angst in ihr auf. Nun würde sie wohl doch mit den wilden Hunden ihres Besitzers Bekanntschaft machen. Alles umsonst. Da wäre sie lieber ertrunken! Sie erstarrte und erwartete mit eingezogenem Kopf ihr Urteil.

"Du kannst bleiben." Und mit diesen drei kleinen Wörtchen überkam sie eine Welle der Erleichterung. Sie jauchzte und bekam auf einmal Lust aufzuspringen und zu tanzen. Sie sprang tatsächlich auf, unterließ es aber zu tanzen. Stattdessen lächelte sie ihre drei Gönner an, dankte ihnen überschwänglich und weinte sogar vor Glück. Auch die Familie lächelte und wurde von ihrer Freude mitgerissen. Es war ein unvergesslicher Augenblick. Sie würde leben!
 

Vor Verwendung dieser Autoren-EMail-Adresse bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!


Und schon geht es weiter zum 4. Kapitel: Ein neues Leben

.
www.drachental.de