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Dämonenfeuer von Rubaan
5 - Xaugon, der Feuerdrache

Tenet landete auf der Krone einer mächtigen Eiche und spähte über die Berge.
Er sah sich das umliegende Gebirge genau an und sah, dass rötlicher Rauch aus einem besonders großen Berg kam, der weit entfernt war und eine unheimliche Aura ausstrahlte. Es war der einzige Vulkan im Donnerstein-Gebirge, der Drachenberg, und auf ihm lebte der Herr der Berge, Xaugon, der Feuerdrache.
Plötzlich sah Tenet, wie sich ein kleiner, roter Punkt auf dem Berg erhob, ein bisschen herumschwirrte und wieder landete.
Tenet flatterte wieder nach unten und landete vor seinen drei Freunden.
"Ich habe den Drachenberg gesehen, und ich glaube, auch Xaugon, was bedeutet, er ist dort", sagte der Greif.
"Ist auch nicht so schlimm...", meinte Reno, "der Drache mag doch die Elben, und hier haben wir zwei waschechte Elben, ähm, Halbelben."
"Naja, hoffen wir, er... Moment, da fällt mir etwas ein! Geothande und Tarantos müssten uns schon fast eingeholt haben!" sagte Lynn
"Argh! Du hast Recht, Lynn! Schnell, wir dürfen keine Zeit verlieren!" rief Reno erschrocken und umklammerte den glänzenden Griff seines Arkhora.
Sie wanderten weiter über die steilen Pfade der Berge, immerzu mit dem Gedanken an Golems und Drachen und Dämonen.

"Rubox, geh am besten vor", zischte Geothande seinen General an.
"Aber Meister, ich bin sehr langsam im Marschieren...", antwortete Rubox.
"Dann nimm dies, du Trottel", sagte der Dämon. Mit diesen Worten überreichte er Rubox eine schimmernde Kugel, die in allen möglichen Sorten von blau, grün und rot funkelte wie Regenbogennebel. "Dies ist die Nebelsphäre, das Juwel, das dir unglaubliche Geschwindigkeit und Kraft verleiht. Damit kommst du beinahe an die Kräfte meinerseits heran, doch werde nicht frech, Rubox", meinte Geothande.
"Ich werde sie gut benutzen, Lord Tarantos. Bald werden diese Würmer nicht mehr existieren", sagte Rubox, und die Nebelsphere spiegelte sich in seinen Augen und ließ sie bösartig aufblitzen und bunt leuchten. Er nahm sie in die Hand und fühlte ihre Macht.
"Und töte sie nicht, sondern bringe sie her, Rubox...", zischte Tarantos aus dem Hintergrund. "Ich will Reno und seine Freunde alleine vernichten, und die Rache soll mein sein."
"Jawohl, Lord Tarantos", meinte Rubox und begann, irrsinnig schnell zu laufen.
Er rannte über den langen Pfad, bis Tarantos und Geothande ihn nicht mehr sehen konnten.
"Ich rate dir, Rubox", sagte Geothande laut und böse, "mach deine Arbeit gut, sonst wirst du die Konsequenzen tragen müssen."

Zwei weitere Tage verstrichen, und die Vier wanderten weiter und weiter, doch sie schienen niemals irgendwo anzukommen. Auch die Vorräte gingen langsam zur Neige, denn sie hatten vergessen, sich bei den Greifen Proviant mitzunehmen. Was die Helden nicht wussten, war... Das verrate ich euch leider nicht.
"Das hier ist der Drachenpass", meinte Thares und blickte den Torbogen aus groben Granitblöcken an, der aussah wie die Pforte zu einem anderen Reich. "Hinter diesem Torbogen ist der Drachenberg."
"Hmm. Also, auf in das Gebiet von Xaugon!" rief Reno und lief langsam auf den Torbogen zu.
Krach!
Ein Felsen löste sich und plumpste knapp vor Reno mit einem lauten Knallen auf den Boden. Zwei weitere folgten, und jeder hätte ihn fast erschlagen. Reno zitterte erschrocken und machte schnell ein paar Schritte zurück.
"Glück gehabt!" meinte Lynn lachend und sah Reno amüsiert an.
Dieser jedoch blickte sie verärgert an und zitterte immer noch ein wenig.
Plötzlich knallte Tenet auf den Boden, denn er wurde von hinten mit einer Faust geschlagen.
Rubox kam zum Vorschein und grinste bedrohlich. Die Nebelsphäre hatte er mit seiner Brust verschmolzen und sie leuchtete nun golden und dunkelrot, wie magischer Nebel, der von dunklen Mächten kontrolliert wird.
"Wer bist du?" fragte Thares den Dämon.
"Ich? Ich bin Rubox, General der Donnerstein-Truppen und Leibdiener von Lord Geothande!" rief der Golem dem Halbelbenprinz zu und sah ihn mit einem schwarzen Funkeln in seinen Augen an.
"Geothande ist doch auch ein schwarzer Meister, nicht?" fragte Reno, "denn Tarantos´ Leibdiener habe ich mit einem Schwertstreich getötet. Und ich glaube kaum, dass du viel stärker sein wirst als dieser Kabattor."
"Das werden wir ja sehen...", zischte Rubox, und die Nebelsphäre strahlte wie die Sonne selbst ein rötliches, warmes Licht aus.
Thares und Reno stießen einen Kampfschrei aus, zogen ihre Schwerter und rannten auf Rubox zu. Sie schlugen mit ihren Zauberschwertern auf ihn ein, doch er bekam lediglich ein paar kleine Kratzer.
"Au, das tut ja weh", sagte er leise und grinsend, und formte seine Hände zu zwei scharfen Kurzäxten.
Es entbrannte ein wilder Kampf: Alle Vier schlugen und zauberten vergeblich auf Rubox ein, denn er blocke ihre Angriffe ab oder wich aus, und er fügte ihnen mit den Kurzäxten Schnittwunden zu, die wie Feuer brannten.
"Es hat keinen Sinn!" rief Thares verzweifelt und drehte seinen Kopf nach oben. Als er den Torbogen aus lockeren Granitblöcken ansah, hatte er einen Geistesblitz.
Rubox begann, laut und böse zu lachen und feuerte schließlich eine purpurrot funkelnde Schockwelle ab, die aus seinem Arm kam und Reno, Lynn und Tenet auf den Boden warf.
Thares ergriff seine Chance und schleuderte sein Runenschwert gegen den Torbogen, und es geschah, was er sich erhofft hatte: Die Steine lockerten sich und fielen herunter, genau auf Rubox und begruben ihn unter sich.
"Ja!!" rief Thares froh und fing sein Schwert wieder auf.
Reno und Lynn richteten sich auf und gingen langsam auf den Steinhaufen zu. Tenet flatterte auch zu Rubox, der unter den Granitblöcken begraben war.
"Haben wir es geschafft?" fragte Reno zögernd und umklammerte den rotgolden leuchtenden Griff seines Schwertes.
"Ich glaube, wir haben es...", murmelte Lynn und erstrahlte in heller Freude über ihren Sieg.
Doch plötzlich schoss eine rot glitzernde Faust aus dem Steinhaufen, und kurz darauf kam Rubox aus seinem vermeintlichen Grab heraus und keuchte laut und wütend. "Das... werdet ihr... mir büßen!" sagte Rubox schwer atmend. Er machte einen gewaltigen Satz aus dem Granit hinaus und landete genau vor Tenet. "Grraahhhh!!!" brüllte er und traf den Greifen mit einem schnellen, präzisen Fausthieb ins Gesicht.
Tenet lag mit einem riesigen, blauen Fleck und einigen kleinen Blutspuren auf dem ganzen Körper, die man auf den blassgrünen Federn besonders gut sah, auf dem Boden.
"Jetzt geht das schon wieder los!" rief Lynn erschrocken aus und sah verstört zu Rubox, der sich gerade zu ihr umdrehte.
Thares blickte ihn verächtlich an, und schließlich fiel sein Blick auf die Nebelsphäre. Sie schimmerte wie ein Stern am Himmel, so hell wie nie, und es schien, als würden Rubox´ Wunden in Sekunden verheilen.
"Das Juwel in seiner Brust!" rief er laut aus und stürmte auf Rubox zu.
"Er hat die Sphäre entdeckt!" dachte sich Rubox und stieß Thares mit einem kräftigen Schlag zurück.
Der Halbelb landete auf dem Boden und konnte sich nicht wieder aufrichten! "Reno! Das runde Juwel, das... so wunderschön glitzert... zerstöre.... es...", murmelte er, doch noch so laut, dass Reno es verstehen konnte.
"Achso!" meinte er und rannte auf seinen Widersacher zu. Lynn stand an der Seite und betrachtete ängstlich den Kampf, dann nahm sie ihren Stab und holte weit aus.
"Nicht die Nebelsphäre!" schrie Rubox zornig aus und wollte den herankommenden Helden mit einem Schlag seiner mächtigen Faust zurückschleudern.
"Hhhayyahhh!!!" rief Lynn wie eine Ninja-Kämpferin und schlug Rubox mit ihrem Stab auf den Rücken.
Dieser war kurz aus der Fassung geraten, und ehe er sich versah, hatte er Arkhora in der Brust, und sein kostbares Juwel zersprang in tausend kleine, blau funkelnde Splitter, die sich in der Luft auflösten und ein zischendes Geräusch machten. "NNEEEIINNN!" schrie Rubox verzweifelt und versuchte wegzurennen, doch ohne die Nebelsphäre war er so langsam wie ein müder Wanderer.
Tenet richtete sich auf und ihm gelüstete nach Rache für sein schmerzendes Gesicht.
"Sie sind dran, Herr Greif!" meinte Reno und zeigte mit seinem Finger auf den fliehenden Golem.
"Sehr gerne...", zischte Tenet.
"Quado Zhator Theflemis Tanth Ufghanwe Rerrefer Lutania Ixo Honwex Qui Nanona Xypalona Sreddor Jhatsche Limpor Khoto Zhubirix Dentasyca... Ich beschwöre euch, oh Flammen von Arkholoss, die ihr alles verbrennt, was euch im Wege steht, und die ihr wie Drachenfeuer alles vernichtet, das ihr wollt... Lasst den Dämon euren Zorn fühlen und die Wut am Leibe spüren!"
In Tenets Händen formte sich schnell ein weiß glühender Feuerball von der Größe eines Menschen. Der Greif stieß einen Schrei aus und schleuderte die Flammenkugel auf Rubox, der sich nun bereits ungefähr fünfundzwanzig Meter entfernt hatte und hechelnd und keuchend versuchte zu fliehen, mit großen Splittern eines magischen Edelsteins in der Brust. Rubox hatte nicht einmal mehr die Zeit, einen Schrei auszustoßen, denn die Flammen von Arkholoss zersetzten seinen Körper in heiße, dampfende Splitter und winzige, glühende Scherben. 
Nur Rubox Arm blieb einigermaßen unversehrt und fiel mit einem dumpfen Knall auf den steinigen Boden.
"Der ist weg von der Bildfläche...", meinte Lynn und begann laut und freudig zu jubeln.
"Moment", sagte Reno bedächtig, "wenn der zur Donnerstein-Armee gehört hat, müssten sie uns schon fast eingeholt haben!"
"Du hast recht, Reno!" rief Thares mit einem Zittern in der lauten Elbenstimme aus. "Da kommt mir eine Idee...", dachte sich Thares. "Wir müssen und beeilen und auf den Berggipfel gelangen!" rief er und hob sein Schwert vom Boden auf.
"Gut. Aber warum zum Berggipfel? Sollten wir nicht den Seitenweg über den Berg nehmen?" fragte Tenet verwundert.
"Ihr werdet schon sehen..."
Sie brachen schnell wieder auf, wie ein Rudel Wölfe, das ein blutendes Reh gerochen hatte. Sie wanderten stundenlang schnell und ohne Pause, und Thares ging vorne an der Spitze, denn er kannte den Weg zum Berggipfel, wo sich sein Plan hoffentlich verwirklichte.

"Aaaahhh!!! Was ist denn das???" fragte Geothande laut und erschrocken, als er Rubox’ abgesplitterten Arm und die azurblau funkelnden Scherben der Nebelsphäre auf dem Boden liegen sah. "Das... ist unglaublich... sie haben... Rubox besiegt und meinen kostbaren Schatz zerstört! Tarantos, nun werden wir beide Rache an Reno und seinen Freunden nehmen! Sie sind des Todes, sage ich dir!"
"Gut gesprochen, Geothande. Außerdem haben die Scherben des Edelsteins noch nicht ihren Glanz verloren, was bedeutet, dass es höchstens erst vor ein paar Stunden zerbrochen ist, und somit auch Rubox. Achja, wie arm er ist..." meinte Tarantos lachend und trat neben Geothande. "Jetzt aber Beeilung!" brüllte er seine Truppen an, die gerade näher kamen.
"Jawohl, Sir!" bekam er zu Antwort, und sie setzten sich schnell in Bewegung, ähnlich wie eine Gruppe von Zwergen, die zu einer Diamantenmine marschierten.

Reno blickte mit großen Augen auf den gigantischen, tiefschwarzen Höhleneingang, der in Xaugons Hort führte.
Aus ihm stieg heiß glühender Dampf, vermischt mit eiskaltem Nebel. Aus einem flachen Felsen vor dem Eingang, der wie eine steinerne Riesenfußmatte aussah, wuchsen messerscharfe Stalagmiten und blitzten im Licht der herabstechenden Sonne. Es war absolut ruhig, kein großer Vogel krächzte, kein Wind wehte und heulte über dem Berg, und nicht einmal ein winzig kleines Insekt krabbelte vor dem Eingang zum Drachenhort herum.
"Xaugons Hort..." flüsterte Reno, und Nebel floss in seinen Mund.
"Mh-hm." meinte Thares und nickte.
"Und was sollen wir jetzt tun?" fragte Lynn aufgeregt und ängstlich.
Doch diese Frage erübrigte sich fünf Sekunden später, als sie plötzlich ein lautes, ersticktes Stöhnen aus der Höhle heraus hörten und zwei hellgrün schimmernde Kugeln, wahrscheinlich Drachenaugen, vor ihnen erschienen, und dann ihr Besitzer.
Die Vier standen vor Xaugon, dem Verbrenner.
Er hatte einen scharlachroten Schuppenpanzer und weißgolden blitzende Zähne. Seine Zunge war mindestens drei Meter lang und schimmerte in feuchtem Pastellrot. Seine vier Meter hohen, krummen Hörner, die nach links und recht abstanden, leuchteten weiß mit einem Schuss himmelblau.
"Was wollt ihr hier?" fragte Xaugon mit donnernder Stimme. "Seid ihr Dämonen oder Räuber, die hinter meinem Schatz her sind?"
"Nein, nein...", sagte Reno mit einem erschütterten Ton in der leisen Stimme.
"Ich spüre Elbenauren... Doch ich kann keine Elben sehen...", murmelte der Drache erregt, was für die Menschen und den Greifen wie lautes, wütendes Reden klang.
Thares trat vor, packte Lynn am Arm und schliff sie mit sich vor die Augen des Verbrenners.
"Seit gegrüßt, edler Xaugon, Herr des Feuers. Mein Name ist Thares Kularen, und ich bin der Prinz von Zest auf dem grünen Berg, ein Halbelbe aus dem Irrlichtwald", meinte er verlegen.
"Aahhaa. Ein Halbelb. Und dieses Mädchen ist wohl eine Halbelbe, nicht wahr, Prinz von Zest?" fragte Xaugon und kroch langsam aus seiner Höhle heraus.
Nun konnte Reno seine Füße sehen, mit langen, spitzen, goldweißen Zehennägeln.
"Genau...", wisperte Lynn, mit der Stimme eines kleinen, schüchternen Rehkitz.
"Wer ist euer Anführer?" äußerste sich Xaugon und sah sich mit seinen blitzenden Augen um.
Thares und Lynn traten zurück, und Tenet zeigte auf Reno, der den Drachen erstaunt anstarrte.
"Dies...", sagte der Greif, "ist Reno Starduum, Nachfahre von Ky-Balus Starduum und Besitzer von Arkhora, dem Feuerschwert."
"So, so. Er hatte sich also des Schwertes Arkhora würdig erwiesen. Das ist für mich äußerst schwer zu glauben. Ich kann es nicht glauben. Er soll es beweisen!" meinte Xaugon verschlagen.
"Wie meinst du das, oh Xau..."
Reno konnte den Satz nicht einmal mehr aussprechen, denn ihm fielen die Augen zu, seine Worte blieben ihm im Hals stecken und er fiel schwebend leicht zu Boden.
"Drache!" rief Tenet Xaugon in einem nun viel unfreundlicherem, zischenden Ton an. "Was hast du mit ihm gemacht??"
"Keine Sorge. Wenn du die Wahrheit gesagt hast, wird ihm nichts passieren. Wenn du gelogen hast, grüner Greif, werde ich ein Festmahl, bestehend aus vier Lügnern, genießen." Der scharlachrote Drache lachte so laut, dass der ganze Berg zitterte und rumorte.
Alle Drei schluckten erschrocken auf.
"Was meint er wohl damit?" dachte sich das Mädchen, doch zum Glück nicht laut.
"Xabolom wird sich schon um ihn kümmern...", meinte der Drache.
"Xabolom, der Herr der....?" fragte Thares und unterbrach seinen Satz, als Reno begann, sich im Schlaf zu drehen und leise unverständliches Zeug vor sich hin zu murmeln.
 

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Und schon folgt auch das 6. Kapitel: Treffen mit dem Herrn der Träume

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Denkt bitte daran: auch diese Geschichte nimmt am Drachentaler-Wettbewerb teil.
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