Das Schwert des Lichtes von Salyan Silberklinge
Kapitel 1: Der Markt von Aretar

Der große Markt von Aretar, der Hauptstadt Alamandas, war wie immer gut besucht. Auf dem großen Platz im Herzen der Stadt standen Aberhunderte Stände aus allen Ecken Alamandas und Tiarnas, und Händler verkauften, was das Herz begehrt. Waffen, Schmuck, Lebensmittel, alles war zu bekommen. Hauptattraktion waren an diesem Sonntag die Zwerge aus Tiarna, die ihre herrlichen Metallarbeiten verkauften. Vor allem ihre Waffen waren gefragt in den Tagen des Krieges, der schon über 500 Jahre dauerte. Diese meisterlichen Waffen waren überall gefürchtet, so wie ihr Schmuck und ihre Edelsteine hochangesehen waren. Niemand konnte in Metallarbeit mit den Zwergen mithalten, weil niemand wusste wie sie arbeiteten. Die Zwerge schotteten sich ebenso wie die Feen, ein magisches, in Wäldern lebendes Volk es taten, fast völlig ab. Nur zu großen Anlässen kamen sie, wie Schlachten oder dem großen Markt. (Hierbei sprechen wir nur von den Zwergen und Feen Tiarnas und Alamandas, denn auch auf Mandors Seite gibt es Zwerge und Feen, wobei die Feen dort Kobolde heißen.)
Unter den unzähligen Besuchern befand sich auch ein Junge aus Caia, einem großen Dorf am Cosminar. Der Cosminar ist ein großer See in den Tälern von Erdet, dem großen Gebirge im Westen.
Der Junge war allerdings kein Fischer, wie es dort üblich war, sondern ein Jäger. Kräftig gebaut, aber immer noch schlank. Er war groß, aber nicht allzu groß. Er hatte weiche Gesichtszüge, dunkles Haar und blaue Augen.
"He, sie da", erschallte eine Stimme von einem der Stände.
Der Junge schaute sich um.
"Ja, genau sie", rief ein Zwerg mit einem kurzen Vollbart, "treten sie näher und sehen sie sich diese wundervollen Arbeiten an!" Der Junge wollte nicht unhöflich erscheinen, also ging er zu diesem Stand. An den drei Wänden von diesem hier hingen alle Arten von Stichwaffen: Dolche, Speer- und Pfeilspitzen, aber hauptsächlich Schwerter. In zwei kleinen Auslagen, die unter dem Fenster waren, lagen noch mehr Dolche. Sie waren mit Edelsteinen verziert, doch mit der Schönheit der Schwerter konnte hier keine andere Ware mithalten. Zweihand-, Eineinhalbhand- und Einhandschwerter in allen Größen und Längen, ebenfalls mit Edelsteinen verziert oder schlicht. Alles war zu finden.
"Guten Tag der Herr", unterbrach der Zwerg den Jungen in seinem Staunen, "mein Name ist Hadar, der Schmied. Ich verkaufe wie sie sehen können Schwerter und andere Stichwaffen. Gefällt ihnen etwas davon?" Der Junge schaute sich gut um. "Die Pfeilspitzen gefallen mir ganz gut", antwortete er.
"Wie ist dein Name und wie alt bist du", fragte Hadar plötzlich.
"Ich heiße Torunar und ich bin fünfzehn, aber in drei Tagen werde ich sechzehn."
Hadar nickte. "Mit sechzehn kann man eingezogen werden, oder?" Jetzt nickte Torunar.
"Nun", fuhr Hadar fort, "dann brauchst du ein gutes Schwert. Soldaten kämpfen normalerweise mit einem Schwert." Und so zeigte Hadar ihm seine besten Schwerter, doch keines passte nach Hadars Meinung zu Torunar. "Jedes Wesen ist anders und hat seine Eigenart. Ebenso wie Schwerter; sie können gleich aussehen, sind aber völlig verschieden. Für jedes Wesen ist eine bestimmte Waffe geeignet und erwischt man eine falsche, so kann es einem großes Unglück bringen", erklärte Hadar. Torunar hielt nicht viel von solchen Feststellungen, aber das sagte er nicht.
Nach einer Weile dann gab es keine Schwerter mehr zu zeigen und Hadar gab auf.
"Ich bin eben kein Schwerttyp, mir ist der Bogen lieber", sagte Torunar. Er legte ein zu kurzes Schwert weg und wollte schon gehen, als Hadar ihn aufhielt: "Moment noch!"
"Was ist denn", fragte Torunar gelangweilt, "ich habe jedes deiner Schwerter in der Hand gehalten und wie du selbst sagtest: 'Keines meiner Schwerter passt zu dir'."
"Na ja, also das stimmt nicht so ganz", sagte Hadar verlegen, "eines hätte ich noch übrig."
Torunar war wirklich gelangweilt, aber es war ja nur noch eines. "Schön, von mir aus", stöhnte er. Hadar lief zum hinteren Ende des Standes und kramte unter vielen Kartons. Schließlich kam er wieder nach vorne und brachte eine lange Holzkiste mit nach vorne. Sie war aus feinstem Ebenholz und war reich verziert. "Dieses Schwert befand sich schon seit Generationen im Besitz meiner Familie", sagte er, "doch da unsere Arbeiten nicht mehr so geschätzt werden wie früher, müssen wir es verkaufen." Er öffnete die Truhe und im Innern lag auf Kissen gebettet, ein staubiges Schwert. Es war ein langes Zweihandschwert, schlicht aber zwischen der Parierstange und der Klinge war ein Edelstein eingelassen. Er war so klar und rein wie frischestes Quellwasser. Der Griff war aus einer schwarzen Substanz, die über dem Metall lag, Torunar kannte es nicht, aber es schien weich zu sein; der untere Teil des Griffes war frei davon. Die Klinge selbst hatte noch eine Kerbe. Das ganze Schwert war mit Sicherheit 1,20 Meter lang.
"Das ist Alyon. Ein Schwert, das seinesgleichen sucht. Es wurde weder von meiner Familie noch von anderen Bergmenschen geschmiedet, deshalb kann ich dir nicht sagen, aus welchen Materialien es besteht oder was das für ein Edelstein ist", sagte Hadar ehrfürchtig, "wer immer es geschmiedet hat, war ein Genie. Nimm es ruhig in die Hand."
Torunar tat wie aufgetragen und nahm es in die Hand. Die Substanz auf dem Griff war, wie er es vermutet hatte, weich, aber auch sehr fest, doch etwas anderes erregte seine Aufmerksamkeit.
"Das Schwert hat ja nicht mehr Gewicht als ein Messer", rief er.
"Ja", lachte Hadar, "seltsam dieses Schwert, nicht? Ich würde alle meine Schwerter dafür geben, das Geheimnis dieses Schwertes zu lüften." Torunar sah sich das Schwert ganz genau an und schon wieder fiel ihm etwas auf. "Da ist eine Inschrift, zwischen der Parierstange und dem Griff. Was heißt es?" Da stand wirklich etwas, nämlich:

"Ja, ich weiß, dass da etwas steht, nur dummerweise kenne ich diese Schrift nicht und auch niemanden, der sie kennen würde", antwortete der Zwerg.
Torunar wog das Schwert in seiner Hand. Dann sagte er: "Nun, Hadar, du hast mich überzeugt. Wie viel kostet es?"
Hadar kniff ein Auge zu. "Grob geschätzt würde ich sagen... ähm... 500 Goldmünzen."
"500?! Davon kann ich mir ja woanders gleich zwei Schwerter kaufen", rief Torunar.
"Wenn du nicht willst, gib es mir zurück", sagte Hadar.
Torunar griff sich in seine Tasche und holte einen Lederbeutel hervor. "Da bitte", murrte er.
Hadar rannte nach hinten und brachte die Scheide mit. "Die gibt's gratis dazu", sagte er heiter. Die Scheide war aus schwarzem Leder und wurde durch silbernes Garn zusammengehalten.
Torunar steckte das Schwert hinein, schnallte sie sich um und machte sich auf den Weg nach Caia. Er hatte sein ganzes Geld ausgegeben. Zum Glück warten keine Eltern auf mich, die mich zur Verantwortung ziehen könnten, dachte er.
 
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Und schon geht's hier weiter zum 2. Kapitel: Feenstaub

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